Dein Verein –
Dein Wappen
Dein Verein –
Dein Wappen
Geschichten zu den Emblemen
von Fußballvereinen weltweit
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1239-7).
Text copyright © Leonard Jägerskiöld Nilsson
Alle Rechte an den abgebildeten Wappen und Emblemen liegen bei den jeweiligen Vereinen
First published in 2017 by Pintxo Förlag, Schweden
Titel der Originalausgabe: Fotbollens Heraldik
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2019 der deutschen Ausgabe
Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
Übersetzung aus dem Englischen: Marianne Harms-Nicolai
Übersetzung aus dem Schwedischen: Christine Heinzius
Deutsche Bearbeitung sowie Satz und Redaktion der deutschen Printausgabe: Verlags- und Redaktionsbüro
München, www.vrb-muenchen.de
ISBN 978-3-7679-2080-4
www.copress.de
Zu diesem Buch
DEUTSCHLAND
Hertha BSC
Eintracht Braunschweig
Werder Bremen
Borussia Dortmund
Hamburger SV
1. FC Kaiserslautern
1. FC Köln
Bayer 04 Leverkusen
Borussia Mönchengladbach
Bayern München
1. FC Nürnberg
Schalke 04
FC St. Pauli
VfB Stuttgart
VfL Wolfsburg
ENGLAND
FC Arsenal
Aston Villa
Blackburn Rovers
Brighton & Hove Albion
Cardiff City
FC Chelsea
FC Everton
Hull City
Leeds United
Leicester City
FC Liverpool
Manchester City
Manchester United
Newcastle United
Tottenham Hotspur
West Ham United
SPANIEN
FC Barcelona
Athletico Bilbao
Deportivo La Coruña
Atlético Madrid
Real Madrid
Real Sociedad San Sebastián
FC Sevilla
FC Valencia
ITALIEN
AC Florenz
Sampdoria Genua
AC Mailand
Inter Mailand
Parma Calcio 1913
AS Rom
Lazio Rom
Juventus Turin
FRANKREICH
Girondins Bordeaux
Olympique Lyon
Olympique Marseille
AS Monaco
FC Nantes
Paris St. Germain
AS St. Etienne
ÖSTERREICH
SK Sturm Graz
FC Wacker Innsbruck
RB Salzburg
Austria Wien
Rapid Wien
SCHWEIZ
FC Basel
Young Boys Bern
FC Zürich
Grasshopper Club Zürich
RUND UM DIE WELT
Ajax Amsterdam
Roter Stern Belgrad
Boca Juniors
Schachtar Donezk
PSV Eindhoven
Celtic Glasgow
Glasgow Rangers
Beşiktaş Istanbul
Fenerbahçe Istanbul
Galatasaray Istanbul
Dynamo Kiew
Benfica Lissabon
Malmö FF
Olympiakos Piräus
FC Porto
Flamengo Rio de Janeiro
Fluminense Rio de Janeiro
FC Santos
Corinthians São Paulo
Zenit St. Petersburg
Danksagung
Über den Autor
Fußballvereine, ihre Anhänger und die internationalen Fußballvereinigungen haben mich schon immer fasziniert. Was ist das Besondere an ihnen? Was führt sie zusammen, und was verbindet sie? Die Identität eines Fußballvereins kommt auf verschiedene Weise zum Ausdruck – durch die Spieler auf dem Platz, die Vereinsfarben auf ihren Trikots, das Stadion, die Fans und das Vereinswappen. Letzteres erfährt in der Regel am wenigsten Aufmerksamkeit – aber ist es nicht genau dieses Wappen, das die Fans mit ihren Vereinen verbindet? Überall findet es sich wieder: auf allen Programmen und Merchandising-Artikeln. Aber wer weiß schon, wie es entstanden ist und wofür es steht?
Für mich ist das Vereinswappen ein Schlüsselsymbol für jede Mannschaft, ihre Fans und die gemeinsame Leidenschaft, getragen von Lokalpatriotismus und Traditionen. Denn die Liebe zu einem Verein wird oftmals über Generationen weitergegeben – das gilt natürlich auch für das Vereinsabzeichen. In ritterlicher Tradition kämpft man auch im Fußball ganz im Zeichen seines Clubs und steht für »seine Farben«. Das Vereinswappen symbolisiert Identität, Geschichte und Einheit. Es lässt die Fans auf den Tribünen, in den Fußballkneipen, klaustrophobisch eng gefüllten Frittenbuden oder unter sonnengebleichten Schirmen beim Public Viewing eine verschworene Gemeinschaft bilden.
Dabei kann die Identifikation weit über das rein Sportliche hinausgehen. So sind beispielsweise die Niethämmer im Wappen von West Ham United ein Symbol für die urbanen Wurzeln des Clubs in East London, im Milieu der Eisen- und Hafenarbeiter. Oder die Zwillinge Romulus und Remus im Wappen des AS Rom: Sie stehen für die mythischen Begründer Roms und waren schon immer ein Teil des kollektiven Bewusstseins der italienischen Hauptstadt.
Mit der Globalisierung des Fußballs in unserer modernen Welt bekamen auch die Embleme immer mehr Bedeutung. Heute repräsentieren sie weltweit nicht mehr nur ihren Verein, sondern immer auch eine bestimmte Marke – und damit auch den Stellenwert eines Vereins im internationalen Fußballgeschäft.
Dabei kommt es nicht selten zu Konflikten. Veränderungen in der Eigentümerstruktur eines Vereins und/oder der Wunsch, den Verein neu oder anders zu positionieren, führen von Saison zu Saison wieder dazu, dass überall auf der Welt neue bzw. modifizierte Wappen vorgestellt werden. Manchmal passen diese Veränderungen zur Vereinstradition – manchmal nicht. Im letzteren Fall zeigt sich die wahre Bedeutung eines Wappens. So kam es etwa bei dem englischen Verein Hull City zu erheblichen Protesten der Fans gegen die Eigentümer, weil sie mit dem neuen Wappen nicht einverstanden waren. Das zeigt, wie schmal der Grat ist, auf dem man sich bei der Neugestaltung eines Vereinsemblems bewegt. Einerseits gilt es, die Interessen der Fans zu wahren, die sich mit dem Wappen wie mit ihrem Club identifizieren, seine Tradition und Geschichte verinnerlicht haben. Auf der anderen Seite steht das Interesse der Eigentümer und Vereinsmanager, das Wappen als Markenemblem im globalen Wirtschaftsleben ansprechend modern, ja zukunftsweisend zu präsentieren. Während die Fans also vorrangig die Geschichte, Tradition und Identität eines Clubs bewahren wollen, geht es dem Verein vielleicht gerade um einen Neuanfang oder darum, neue Märkte erschließen zu wollen.
Als zum Beispiel Paris Saint-Germain 2011 von Qatar Sports Investments gekauft wurde, manifestierte dieser Kauf eine Veränderung der Machtverhältnisse im französischen Fußball, die auch in einem neuen Wappen zum Ausdruck gebracht wurde. Ebenso waren wirtschaftliche Gründe der entscheidende Beweggrund dafür, dass Vincent Tan, der Besitzer des Waliser Clubs Cardiff City, beschloss, das traditionelle blaue Emblem gegen ein rotes auszutauschen. Er wollte nämlich seinen Club auch auf dem asiatischen Markt etablieren – in Asien ist Rot eine Glücksfarbe. Doch damit nicht genug: Auch den traditionellen Hüttensänger ließ Tan aus dem Vereinsemblem verschwinden und ersetzte ihn durch den angeblich beliebteren walisischen Drachen.
Für viele Eigentümer bedeutender Clubs spielt der Stellenwert ihres Vereins im globalen Marktgeschehen eine entscheidende Rolle. In Nordamerika wie in Asien bieten sich ihnen heute teilweise neue Märkte mit enormem Potenzial, auf denen gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Im Bestreben, sich hier zu etablieren und den Verein als Marke zu positionieren, werden die Bedürfnisse der gern am traditionell identitätstiftenden Emblem festhalten wollenden Fans meist zurückgestellt. Schon deshalb muss sich eine Betrachtung der Vereinswappen den Wurzeln eines Clubs genauso widmen wie seiner Zukunft. Und genau darum geht es mir mit diesem Buch – darum, in die Geschichte der Fußballvereine einzutauchen, um ein Bild von ihrer Entwicklung zu vermitteln und dabei in der Gesamtschau vielleicht auch aufzuzeigen, wohin die Reise im internationalen Fußballgeschäft zukünftig geht oder gehen könnte.
Das war kein einfaches Unterfangen. Wie ich bei meinen Recherchen feststellen musste, bieten die Archive vieler Clubs nur selten tiefere Einblicke in ihre Geschichte. Erstaunlicherweise hatten sehr viele Vereine nicht einmal ihre früheren Logos dokumentiert. Es kam mir so vor, als wollten sie damit einen Teil ihrer eigenen Geschichte verdrängen. Das spornte mich aber nur noch umso mehr an, dieses Buch zu schreiben …
Die Welt des internationalen Vereinsfußballs ist ein ganz eigenes Universum. Das spiegelt sich auch in den Wappen. Mit diesem Buch präsentieren wir Ihnen einen interessanten Einblick in diese Welt, zu der Giganten wie Real Madrid genauso gehören wie klassische Teams à la Tottenham Hotspur und Kultvereine wie der FC St. Pauli. Wo auch immer sich diese Vereine in der aktuellen Hierarchie des Weltfußballs gerade befinden, wenn Sie diese Zeilen lesen, eines verbindet sie alle: dass ihre Wappen eine spannende Geschichte zu erzählen haben.
Die Zukunft gehört Berlin. Das war nicht immer so, aber im Jahr 1892 bestimmt. Denn damals wurde in der Stadt an der Spree einer der ersten reinen Fußballclubs in Deutschland gegründet. Und zwar als »Berliner Fußball Club Hertha 1892«. Einunddreißig Jahre später, am 7. August 1923, tat man sich mit dem Berliner Sport-Club zusammen und benannte den Verein um in Hertha BSC – diesen Namen behielt man auch dann bei, als sich diese beiden Vereine im Jahr 1930 wieder voneinander trennten.
Heute spielt Hertha im zweitgrößten Stadion der Bundesrepublik, dem Berliner Olympiastadion, in dem durchschnittlich 50 000 Zuschauer jedes Heimspiel verfolgen. In der Ewigen Tabelle der Bundesliga, zu deren Gründungsmitgliedern dieser größte Sportverein der Stadt gehört, belegen die Berliner Rang 12. Und doch konnten sie sich nie wirklich als echte Spitzenkraft im deutschen Fußball etablieren: Sechsmal standen sie im Finale um die Deutsche Meisterschaft, zweimal – in den Jahren 1930 und 1931 – wurden sie Deutscher Meister; in einer Zeit also, in der mit Hans Pfeifer ein prominentes Mitglied der NSDAP ihr Vereinsvorsitzender war. Die im Jahr ihres 125-jährigen Gründungsjubiläums beginnende Saison 2017/18 beendeten sie auf dem 10. Platz. In der wechselvollen Geschichte dazwischen erlebte der Verein alle Höhen und Tiefen des Fußballs: von der Rückversetzung in die Regionalliga (1965–1968) bis zum Vizemeistertitel in der 1. Liga (1974/1975) und der Teilnahme an der Champions League (1999/2000).
Heute versteht sich Hertha BSC als Haupstadtclub, der Fans aus Ost und West vereinen möchte und seine Spiele seit dem Jubiläumsjahr 2017 unter dem Motto »Die Zukunft gehört Berlin« austrägt. Auf der Homepage des Vereins veröffentlichte man dazu das folgende »Glaubensbekenntnis«: »Wir sind West, Ost und Mitte. Wir sind Haupt- und Weltstadt und lieben jeden Kiez. Bei uns kann alles und jeder das nächste große Ding werden. Wir verteidigen unsere Werte und überwinden Mauern. Unsere Erfolgskurve ist eine Achterbahn. Wir sind Berlins ältestes Start-up und erfinden uns täglich neu. Wir sind Hertha BSC. Berlin seit 1892.«
VEREIN: HERTHA, BERLINER SPORT-CLUB
SPITZNAMEN: DIE ALTE DAME, DIE BLAU-WEISSEN
GRÜNDUNGSJAHR: 1892
SPIELSTÄTTE: OLYMPIASTADION, BERLIN (74 475 PLÄTZE)
BERÜHMTE SPIELER: OTTO REHHAGEL, GÁBOR KIRÁLY, ARNE FRIEDRICH,
MICHAEL PREETZ, MARCELINHO
Der am 15. Dezember 1895 als »Fußball- und Cricket-Club Eintracht Braunschweig« gegründete Verein schrieb auf eine ganz eigene Weise deutsche Fußballgeschichte: mit der Einführung der Trikotwerbung im Jahr 1973. In Frankreich, Dänemark und Österreich war eine solche Werbung damals bereits erlaubt – im Rest der Fußballwelt aber noch verboten. »Eigentlich« war sie das auch in Deutschland – bis Eintracht Braunschweig eine Lücke im System entdeckte. Der Verein, der im Jahr 1967 zum ersten und bislang einzigen Mal deutscher Fußballmeister geworden war, danach als Folge seiner Verwicklung in den Bundesliga-Skandal von 1971 in sportliche und wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und bis heute immer wieder Abstiege in 2. und 3. Ligen zu verkraften hatte, brauchte damals dringend Geld und verhandelte deshalb einen ersten Sponsoringvertrag mit dem Kräuterlikörhersteller Jägermeister. Um das Verbot der direkten Firmenwerbung zu umgehen und dennoch Werbung auf dem Trikot tragen zu können, brauchte man eine zündende Idee. Und hier kommt das Vereinswappen von Eintracht Braunschweig ins Spiel …
Im Januar 1973 stimmten die Mitglieder des Clubs einem Vorschlag zu, den traditionellen roten Löwen im Vereinswappen gegen das Jägermeister-Emblem auszutauschen: einen Hirschkopf. Der Deutsche Fußball-Bund war konsterniert, konnte aber nichts dagegen unternehmen, weil es für die Gestaltung der Vereinswappen keine eindeutigen Regeln gab. Lediglich eine maximale Größe von 14 Zentimetern war vorgeschrieben, was dazu führte, dass der Schiedsrichter Franz Wengenmayer das Braunschweiger Wappen bei seiner ersten Verwendung am 24. März 1973 vor dem Anpfiff tatsächlich vermaß.
Damit war der Bann gebrochen, und die Weichen wurden neu gestellt: Sieben Monate später folgte die offizielle Erlaubnis, zukünftig in Deutschland Namen und Logos von Sponsoren auf den Trikots zu verwenden. Vereine wie Hamburg, Eintracht Frankfurt, Fortuna Düsseldorf und Duisburg machten es den Braunschweigern schnell nach. Die UEFA brauchte noch weitere neun Jahre, bis auch sie die Trikotwerbung genehmigte.
VEREIN: BRAUNSCHWEIGER TURN- UND SPORTVEREIN EINTRACHT VON 1895
SPITZNAMEN: DIE LÖWEN
GRÜNDUNGSJAHR: 1895
SPIELSTÄTTE: EINTRACHT-STADION, BRAUNSCHWEIG (23 325 PLÄTZE)
BERÜHMTE SPIELER: WERNER THAMM, FRANZ MERKHOFFER, PAUL BREITNER, HASSE BORG, KARIM BELLARABI
Was für ein Verein! In der Ewigen Tabelle der Bundesliga liegt Werder Bremen hinter Bayern München auf Platz 2. Mit vier deutschen Meistertiteln, sechs Siegen im DFB-Pokal, drei deutschen Superpokalsiegen sowie dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger gehört der Club, der im Jahr 2019 sein 120. Gründungsjubiläum feiert, zu den erfolgreichsten des Landes. Auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft profitierte von wichtigen Schlüsselspielern, die alle auch bei Werder Bremen unter Vertrag standen: Miroslav Klose, Torsten Frings, Tim Borowski, Per Mertesacker, Mesut Özil …
Die größten Erfolge feierte der Verein, dessen Name sich von dem an der Weser gelegenen Stadtwerder ableitet, auf dem sich sein erstes Trainings- und Spielgelände befand, unter der Führung von Otto Rehhagel, der später als Trainer der griechischen Nationalmannschaft sogar noch Europameister wurde.
Zur stolzen Tradition des Vereins gehören aber auch Namen wie Rudi Völler, Horst-Dieter Höttges, Norbert Meier und Marco Bode – lauter Ikonen der deutschen Fußballgeschichte. Mit 104 Treffern ist Claudio Pizarro Werders erfolgreichster Bundesliga-Torschütze, dicht gefolgt von Marco Bode mit 101 Treffern; Frank Neubarth und Rudi Völler erzielten jeweils 97 Bundesliga-Tore. Werders Rekord-Nationalspieler mit 66 Einsätzen in der DFB-Auswahl ist Horst-Dieter-Höttges, der im Jahr 1974 mit der deutschen Mannschaft Weltmeister wurde. Als torreichstes Spiel verbucht die Vereinshistorie Werders 5 : 4-Sieg gegen die TSG Hoffenheim in der Bundesliga-Saison 2008/09, bei der die Grün-Weißen schon nach 30 Minuten und Toren von Özil, Pizarro, Diego und Hunt 4 : 1 führten, dann aber in der 71. Minute den Ausgleich der damaligen Aufsteiger hinnehmen mussten, ehe Mesut Özil im bis dahin wohl besten Spiel seines Lebens neun Minuten vor Schluss der Siegtreffer gelang.
Vor dem Hintergrund der stolzen Tradition des im Februar 1899 von ein paar 16-jährigen Schülern gegründeten, heute seine Spiele im direkt am rechten Ufer der Weser in der Pauliner Marsch gelegenen Weserstadion austragenden Vereins mutet das schlichte W in seinem Wappen fast bescheiden an. Aber auch selbstbewusst: W wie Werder. Was für ein Verein!
VEREIN: SPORTVEREIN WERDER BREMEN VON 1899
SPITZNAMEN: DIE WERDERANER, DIE GRÜN-WEISSEN
GRÜNDUNGSJAHR: 1899
SPIELSTÄTTE: WESERSTADION, BREMEN (42 100 ZUSCHAUER)
BERÜHMTE SPIELER: HORST-DIETER HÖTTGES, RUDI VÖLLER, WYNTON RUFER, AÍLTON, MIROSLAV KLOSE, CLAUDIO PIZARRO, MESUT ÖZIL
Welcher Fußballverein hat schon einen eigenen Walk of Fame? Genau: Borussia Dortmund. Der nicht zufällig an sein Vorbild in Hollywood erinnernde »BVB Walk of Fame« ist ein 2009 anlässlich des hundertsten Jahrestags der Vereinsgründung angelegter Themenweg durch Dortmund, der von der Geburtsstätte nahe dem Borsigplatz bis zum Westfalenstadion reicht und in Form beschrifteter Sterne wichtige Ereignisse und Personen der Vereinsgeschichte markiert. Ursprünglich waren das passend zum Jubiläum genau hundert Sterne – danach und bis heute wurden und werden aber noch weitere Sterne verlegt. Denn die Geschichte dieses Vereins war und ist eine Erfolgsgeschichte: Mit acht deutschen Meistertiteln, vier DFB-Pokalsiegen, fünf Superpokalsiegen, dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger, der Champions League und des Weltpokals gehört der BVB zu den herausragendsten deutschen Fußballclubs; mit mehr als 155 000 Mitgliedern sind die Borussen zudem der drittgrößte Sportverein in Deutschland und der fünftgrößte der Welt. Die Schwarzgelben sind zudem der erste und einzige Club, der den deutschen Meistertitel mit der gleichen Elf verteidigen konnte, und der erste deutsche Verein, der sowohl Europacupals auch Champions-League-Sieger werden konnte. Und im Jahr 1999 war der dafür in Teilen durch einen Beschluss der Mitgliederversammlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umgewandelte BVB der erste deutsche Bundesligaverein, der an die Börse ging (Ausgabekurs der ersten Aktie: elf Euro).
Als Folge der Wirtschaftskrise und eigener unternehmerischer Fehlentscheidungen gerieten die Borussen später in finanzielle Schwierigkeiten, was auch ein Umdenken in sportlichen Fragen zur Folge hatte. Statt weiterer teurer Zukäufe auf dem internationalen Transfermarkt entschied man sich dazu, vermehrt auf Talente aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen und diese zu fördern. Mit Erfolg, wie sich herausstellen sollte – nicht zuletzt in Form neuer Sterne auf dem BVB Walk of Fame.
VEREIN: BALLSPIELVEREIN BORUSSIA 09 DORTMUND
SPITZNAMEN: DIE BORUSSEN, DIE SCHWARZGELBEN, DER BVB
GRÜNDUNGSJAHR: 1909
SPIELSTÄTTE: WESTFALENSTADION (SIGNAL IDUNA PARK), DORTMUND (81 365 PLÄTZE)
BERÜHMTE SPIELER: MICHAEL ZORC, KARL-HEINZ RIEDLE, MATTHIAS SAMMER, MARIO GÖTZE, MARCO REUS
Der Hamburger SV macht seinem Spitznamen »Bundesliga-Dino« alle Ehre: Über ein halbes Jahrhundert lang spielten die Hamburger in der höchsten deutschen Liga – als einziger der 16 Gründungsmitglieder ununterbrochen in 55 Spielzeiten von der Einführung der Bundesliga in der Saison 1963/64 bis zum Ende der Saison 2017/18. Und zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches sah es es ganz so aus, als ob der Abstieg 2018 nur ein kurzes Zwischenspiel werden würde, denn im Dezember des Jahres stand der HSV als Herbstmeister an der Spitze der 2. Bundesliga.
Was der Traditionsverein auch der nie ausbleibenden Unterstützung durch seine Fans verdankt: Nur wenige Wochen nach dem durch den Abstieg markierten traurigsten Moment in der 130-jährigen Clubgeschichte konnte der Verein im Juli 2018 mit 5000 neuen Mitgliedern sogar einen neuen Rekord mit nun mehr als 81 000 Mitgliedern feiern (bis zum Ende dieses Jahres stieg diese Zahl sogar auf über 87 000).
Auch die Erfolge des Vereins, dessen professionelle Fußballabteilung 2014 in die HSV Fußball AG ausgegliedert wurde, können sich sehen lassen: Mit sechs deutschen Meistertiteln, drei DFB-Pokal- und zwei Ligapokalsiegen sowie dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger und des Europapokals der Landesmeister gehören die Hamburger zu den erfolgreichsten deutschen Fußballclubs.
Beständigkeit zeigt der HSV nicht zuletzt im Design seines Wappens: Es ist das einzige eines deutschen Bundesligisten, das bis heute seit der Ligagründung im Wesentlichen unverändert blieb – nur die Breite der mittleren Quadrate variierte in der Vergangenheit. Inspiriert wurde das Design vom »Blauen Peter«, einem Flaggensignal für »Alle Mann an Bord«, das anzeigt, dass ein Schiff innerhalb der nächsten 24 Stunden auslaufen soll«. Auf zu neuen Ufern, also – oder, mit Blick auf den HSV: zu neuen Erfolgen.
VEREIN: HAMBURGER SPORT-VEREIN
SPITZNAME: DER BUNDESLIGA-DINO
GRÜNDUNGSJAHR: 1887
SPIELSTÄTTE: VOLKSPARKSTADION, HAMBURG (57 000 PLÄTZE)
BERÜHMTE SPIELER: UWE SEELER, FELIX MAGATH, KEVIN KEEGAN, SERGEJ BARBAREZ, RAFAEL VAN DER VAART
Der FC Kaiserslautern wurde in seiner rund 120 Jahre alten Geschichte viermal deutscher Meister, gewann zweimal den DFB-Pokal, einmal den deutschen Superpokal und stand im Viertelfinale der Champions League sowie zweimal im UEFA-Pokal-Halbfinale. Nationalspieler wie Klaus Toppmöller, Andreas Brehme, Michael Ballack und Miroslav Klose kickten für diesen Verein, das Fritz-Walter-Stadion trägt den Namen des Kapitäns der Nationalmannschaft, die 1954 Weltmeister wurde. Was also macht ein solcher Club in der dritten Liga?
Zwischen dem letzten Meistertitel und dem Abstieg zum Ende der Saison 2018/19 in die dritte Liga liegen nur 20 Jahre. Vielleicht begann der Niedergang schon mit oder kurz nach dem sensationellen Meistertitel im Jahr 1998. Denn genau das war dieser Titel: sensationell. Als Gründungsmitglied der Bundesliga hatte sich Kaiserslautern mehr als drei Jahrzehnte lang, von 1963 bis 1996, in der 1. Bundesliga halten können. Schon ein Jahr nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga erfolgte der Wiederaufstieg, und dann geschah etwas, das es bis dahin noch niemals gegeben hatte: der Gewinn der deutschen Meisterschaft durch einen Aufsteiger.
Wie gesagt: eine Sensation. Doch dann ging es bergab. Die notwendigen Umbauten des Heimstadions zur Fußball-WM 2006 verschlangen Unsummen, teure Fehleinkäufe kamen hinzu, und schließlich drohte dem Traditionsverein sogar die Insolvenz. Im Frühjahr 2006 stieg der FCK ein zweites Mal ab und durchlitt vier Spielzeiten in der 2. Bundesliga, ehe der Verein 2010 erneut den Aufstieg schaffte. Doch dieses Mal blieb die Sensation aus – der Aufenthalt in der höchsten deutschen Spielklasse währte nur kurz: Zwei Jahre später stieg der Verein erneut ab, kämpfte sechs Spielzeiten lang mal um den Aufstieg in die 1. Bundesliga, mal um den Klassenerhalt – und stieg dann im Jahr 2018 sogar noch in die 3. Liga ab. Ein schwerer Schlag für den Traditionsverein und seine Fans, die ihrem Club bei allen Höhen und Tiefen stets die Treue hielten.
VEREIN: 1. FUSSBALLCLUB KAISERSLAUTERN
SPITZNAME: DIE ROTEN TEUFEL
GRÜNDUNGSJAHR: 1900
SPIELSTÄTTE: FRITZ-WALTER-STADION, KAISERSLAUTERN (49 850 ZUSCHAUER)
BERÜHMTE SPIELER: FRITZ WALTER, ERNST DIEHL, RONNIE HELLSTRÖM, WERNER MELZER, MICHAEL BALLACK, MIROSLAV KLOSE