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Für L. und C. und alle anderen.

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Foto: © Ulla Burghardt

Beate Kriechel, geb. 1971, ist selbst Betroffene und setzt sich seit ihrer frühen Jugend mal mehr, mal weniger mit der erlebten sexuellen Gewalt und den Folgen auseinander. Zu der Auseinandersetzung gehören u. a. eine jahrelange Therapie, Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, viele gelesene Bücher und viele Gespräche mit anderen Betroffenen und Nicht-Betroffenen. Dazwischen gab es lange Phasen der nicht-aktiven Auseinandersetzung. Ihre eigenen Erfahrungen, Erkenntnisse und erworbenen Stärken möchte sie auch beruflich einsetzen. Nach jahrelanger Tätigkeit als Krankenschwester ist sie inzwischen hauptsächlich als Autorin und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig.

Beate Kriechel

Für immer traumatisiert?

Leben nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Umschlaggestaltung: Marion Ullrich, Frankfurt am Main

Umschlagabbildung: © ipopba/istockphoto

Korrektorat: Claudia Weingartner, Icking

Satz und Gestaltung: Walburga Fichtner, Köln

ISBN: 978-3-86321-427-2

eISBN: 978-3-86321-487-6

Alle Rechte vorbehalten

Inhalt

Warum dieses Buch?

INTERVIEWS

Jessica

„Ich habe mir ein Stück Kontrolle, Stärke und Macht zurückgeholt.“

Die Kriegerin

„Ich bin mit meinen Wunden geworden, was ich bin.“

Sonja

„Es ist wichtig, zu sehen, was ist.“

Anna

„Mit einer gehörigen Portion Stolz und Kraft bin ich weitergegangen.“

Johannes

„Du hast alles, was du brauchst.“

Steffi Meyer

„Don’t let the bastards get you down.“

Charlotte

„Diese Erfahrung bestimmt nicht den Rest meines Lebens.“

Ida

„Für mich und mein Leben zu kämpfen, musste ich erst einmal lernen.“

Zum Schluss

Anhang

Warum dieses Buch?

Das erste Mal habe ich einer Freundin von meinem Missbrauch mit etwa sieben, acht Jahren erzählt, als ich 16 war. Ich erinnere mich vage, warum ich ausgerechnet an dem Abend mit ihr darüber sprach. Da wir in dem gleichen Stadtteil aufwuchsen, kannten wir uns vom Sehen seit der Grundschulzeit, eng befreundet waren wir aber erst, seit ich nach einem Schulwechsel aufs Gymnasium zu ihr in die 6. Klasse kam. Ich übernachtete oft bei ihr und vorm Einschlafen haben wir natürlich auch stundenlang über alles Mögliche gequasselt. Ich glaube, an dem Abend ging es mal wieder um Jungs. Meine Freundin war sehr gefragt und hatte einen lockeren, natürlichen Umgang mit ihnen. Ich war nach außen eher cool und wirkte allenfalls uninteressiert oder abweisend. Indirekt und unbewusst gab ich mir Mühe, unsichtbar zu sein. Jeder Umgang mit Jungs bereitete mir großen inneren Stress, ich fühlte mich gehemmt und unfähig. War ich mit einem Jungen oder einem Mann allein in einem Raum, geriet ich regelrecht in Panik und hatte sofort Fluchttendenzen. Das traute ich mich aber nicht offen zu zeigen, blieb äußerlich ruhig und suchte nach irgendwelchen Ausflüchten, um der Situation zu entkommen. Ich glaube, es war mir an dem Abend wichtig, ihr zu erklären, warum ich bei ihr nicht mithalten konnte, gar nicht gerne auf Partys ging und „das alles“ einfach nichts für mich war. Zu dem Zeitpunkt war mir der erlebte Missbrauch schon präsent, ich hatte immer Erinnerungen daran. Ich dachte da zwar noch, dass es bei mir alles nicht so schlimm gewesen sei und dass er nicht wirklich Folgen für mich hatte, aber ich ahnte schon, dass es wenigstens einen Zusammenhang mit meiner „Schüchternheit“ und meiner großen inneren Not Jungs gegenüber geben musste.

Woran ich mich noch ganz genau erinnere, war meine Reaktion am nächsten Tag. Natürlich hatte ich meiner Freundin schon am Abend gesagt, dass sie es niemandem weitererzählen dürfe. In der Schule dann, im Unterricht, kritzelte ich schnell ein paar Sätze auf einen Zettel und schob ihn ihr heimlich hin: „Wegen gestern – ich möchte nicht, dass du jetzt Mitleid mit mir hast. Ich möchte, dass du mich genauso behandelst wie immer.“ Meine Angst, dass ich in ihren Augen jetzt nicht mehr „die alte Beate“, dass ich jetzt jemand sei, der bemitleidenswert und vor allem nicht mehr ernst zu nehmen sei, weil mir DAS passiert war, war groß.

Seit etwa Mitte der 1980er-Jahre gab es die ersten Berichte über sexuellen Kindesmissbrauch, die ich still, aber sehr aufmerksam verfolgte. Diese Berichte und auch die Bücher, die ich in den nächsten Jahren zum Thema las, waren nicht sehr ermutigend. Alle liefen für mich darauf hinaus, dass man als Betroffene von sexuellem Missbrauch für immer „kaputt“ ist und niemals ein normales Leben führen kann. Und dass man am besten darüber schweigt, wenn man nicht als „Opfer“ stigmatisiert werden möchte. Ich sehe heute, dass es damals natürlich seine Berechtigung hatte und bis heute hat, dass auf die schlimmen und leider allzu oft tatsächlich zerstörerischen Folgen von sexuellem Missbrauch, sexueller Gewalt aufmerksam gemacht wird. Es ist wichtig, dass Betroffene ihr Schweigen brechen (können), von ihren eigenen Geschichten berichten und wir sehen, dass Missbrauch nicht einfach so geschieht.

Missbrauch kommt in großem Umfang vor, überall und jederzeit, in allen gesellschaftlichen Schichten. Er steht immer in einem gesellschaftlichen Kontext und es gibt TäterInnen, die handeln. Meist ist es nicht „der böse Fremde“, der missbraucht. Meist ist es ein naher Verwandter, eine nahe Verwandte oder ein Mensch aus dem nahen familiären Umfeld. Und, wie wir heute wissen, Missbrauch geschieht auch sehr häufig in Sportvereinen, Heimen, Internaten, kirchlichen Kreisen … Also überall da, wo Kinder und Erwachsene in einem „vertraulicheren“ Umgang miteinander zusammenkommen, wo Abhängigkeitsverhältnisse und Machtgefälle bestehen, aber auch bei SchülerInnen und Geschwistern untereinander. Da gibt es nichts abzuwägen oder zu relativieren. Missbrauch in der Kindheit ist ein überwältigendes, traumatisches Erlebnis und strafrechtlich eine kriminelle Handlung. Betroffene kämpfen oft lange darum, dass überhaupt gesehen wird, dass sie Opfer einer Straftat sind. Um Anerkennung des ihnen zugefügten Unrechts zu erfahren und Unterstützung zu erhalten, müssen sie zudem meist beweisen, dass es ihnen tatsächlich schlecht geht. Und in dem Moment, wo sie sich öffnen und „zugeben“, dass sie ein Opfer sind oder waren, laufen sie Gefahr, dies für immer bleiben zu müssen. Selten wird dieses „Sich-Öffnen“ als wichtiger Schritt zur möglichen Bewältigung des Missbrauchs gesehen. Viel häufiger erfolgt eine Pathologisierung ihrer ganzen Person und ihres ganzen weiteren Lebens. Die Gesellschaft, und leider allzu oft auch die Betroffenen selbst, glauben, dass man ausschließlich Opfer ist, wenn man sexuelle Gewalt erlebt hat. Die Festlegung auf die Rolle der Schwachen, der Leidenden, der ewig Traumatisierten und des lebenslangen Opfers scheint für sie unvermeidlich. Viele Betroffene können und wollen sich mit dieser allgemeinen, öffentlichen Meinung nicht identifizieren. Im Gegenteil – viele entwickeln im Laufe der Zeit ein besonderes Maß an Stärke und wichtigen Überlebensstrategien und schaffen es, jenseits des Opferstigmas ein aus ihrer Sicht gelungenes Leben zu führen.

Auch ich wollte mich von Anfang an nicht auf die Rolle des Opfers festlegen lassen und ausschließlich über den Missbrauch definiert werden. Ich war zwar in den Situationen des Missbrauchs ein Opfer von sexuellem Missbrauch, aber ich war (und bin) nicht der Missbrauch. Ich wusste, dass es neben der Traurigkeit, der Einsamkeit, dem Gefühl von „Nicht-richtig-Sein“ und dem ganzen Chaos in mir noch viel mehr Seiten an mir gab. Ich ging zur Schule, war im Schwimmverein, hatte Freundinnen, lachte gerne, zog stundenlang durch die Gegend und sammelte Nüsse und Pflanzen im nahegelegenen Wald. Und was in meiner Auseinandersetzung mit dem Missbrauch schnell genauso wichtig für mich war – ich wollte nicht nachgeben. Ich wollte nicht, dass „sie“, der damalige Freund meiner Mutter und sein damals etwa 17-jähriger Sohn, „gewinnen“. Ich wollte ihnen nicht erlauben, dass sie „für immer“ Macht über mich hatten, so wie sie sie hatten, als ich noch ein Kind war. Sie hatten sich anscheinend keinerlei Gedanken darüber gemacht, was sie mir da antaten und wie ich nun als junge Frau damit zurechtkam. Das machte mich fassungslos und lähmte mich oft, aber ich war auch sehr wütend. Ich wollte nicht, dass sie durch ihre Taten bestimmten, wie ich mein Leben lebe. Ich wollte selbst bestimmen, wer und was ich war und genauso frei und unbeschwert sein können wie andere Mädchen und Frauen um mich herum.

Jahrzehnte später weiß ich, dass der Missbrauch auch für mich weitreichende Folgen hatte, auch wenn ich ihn nicht isoliert von den anderen Lebensumständen in meiner Kindheit betrachten kann. Ich habe viele Gespräche mit betroffenen und nicht betroffenen Freundinnen gebraucht, alle möglichen Bücher nicht nur explizit zum Thema Missbrauch gelesen, eine Zeitlang eine Selbsthilfegruppe besucht und bin lange Jahre in Therapien gewesen, um den Missbrauch in meiner Kindheit aufzuarbeiten – wenn man ihn denn jemals ganz aufarbeiten kann. Und dass das, was ich mit 13 Jahren mit einem Mann aus dem Bekanntenkreis meiner Mutter erlebt habe, oder besser, aufgedrängt bekam, ebenfalls Missbrauch war, habe ich erst vor wenigen Jahren, in der letzten, bis heute andauernden Psychotherapie, verstanden. Vorher habe ich lange ein Mäntelchen der Erstarrung darüber gelegt, es zu einem blinden Flecken gemacht, der trotzdem seine Wirkung fortsetzte, ob ich es sehen wollte oder nicht. Daneben gab es immer wieder lange Phasen der Nicht-aktiven-Auseinandersetzung. Ich habe gearbeitet, einen Sohn bekommen und als alleinerziehende Mutter großgezogen, in Beziehungen gelebt, Freundschaften geschlossen und wieder gelöst, bin gereist und habe Unmengen leckeren und manchmal nicht so leckeren Kaffee in Cafés genossen.

Ob eine Erfahrung wie Missbrauch verarbeitet werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Jede und jeder geht da ganz eigene Wege und entscheidet für sich, was es überhaupt bedeutet, dabei „erfolgreich“ zu sein. Für viele ist es schon ein Erfolg, überhaupt darüber reden zu können. Zu einer gelingenden Verarbeitung trägt ganz sicher bei, wie das Umfeld darauf reagiert. Ob den Betroffenen etwa geglaubt oder überhaupt zugehört wird oder, wie sie wahrgenommen und ihre Geschichten, so wie sie mit allen Fort- und Rückschritten, Umwegen, Phasen der Stagnation nun einmal sind und sein können, akzeptiert werden. Ganz wichtig ist es mir zu betonen – und einige InterviewpartnerInnen haben mich darin bestätigt –, dass das Buch keine Patentrezepte bietet und nicht vorgeben möchte, wie es zu gehen hat, „mit dem Missbrauch endlich klar zu kommen“. Es gibt keinen Zwang zum Gelingen! Und es bedeutet nicht, dass man den Spieß umdreht und sagt, „wenn die das geschafft haben, dann muss ich, dann musst du das auch schaffen“.

Es ist ein Buch, dass durch die Geschichten Betroffener anderen Betroffenen Mut machen will und hier und da hoffentlich Erleichterung, Erkenntnisse, ein Wiedererkennen oder was auch immer gerade gebraucht wird, ermöglicht. Auch PartnerInnen, FreundInnen, Angehörigen und alle Menschen, die in irgendeiner Form mit Betroffenen von Missbrauch zu tun haben oder sich für das Thema interessieren, zeigt es bestenfalls auf, dass es DAS Missbrauchsopfer nicht gibt und dass es eher hinderlich ist, wie in allen anderen menschlichen Bereichen auch, beim Thema Missbrauch im Schubladendenken zu verharren. Die Statistiken sprechen für sich – das „Hilfeportal Sexueller Missbrauch“ gibt auf seiner Internetseite an, dass mehr als jede beziehungsweise jeder zehnte Deutsche in der Kindheit oder Jugend sexuelle Übergriffe erlebt1. Und in der „Expertise Häufigkeitsangaben“ des Bundesamtes „Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“2 aus dem Jahr 2016 steht: „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht in ihren Prävalenzangaben für die europäische Region von Durchschnittswerten um 9 % für sexuellen Missbrauch mit und ohne Körperkontakt aus. Dies würde bei 13 Millionen Kindern in Deutschland über 1 Million betroffene Kinder und Jugendliche bedeuten.“ Jedes Jahr kommen neue hinzu und all diese Kinder werden erwachsen. Wir alle kennen ganz sicher einen Menschen, der von Missbrauch betroffen ist, auch wenn wir es nicht immer von ihm wissen. So wie man niemandem ansieht, ob sie TäterInnen sind, sieht man niemandem an, dass sie Betroffene sind.

Im Laufe der Zeit habe ich mich mit vielen Betroffenen ausgetauscht. Vor allem zu Beginn meines Verarbeitungsprozesses hat es mich von meiner „einsamen Insel“, auf der ich mich lange Jahre befand, befreit. Es war sehr, sehr erleichternd, zu erfahren, dass auch sie mit ähnlichen Gefühlen und Problemen kämpfen. Und es hat mir gezeigt, dass – obwohl alle sagten, dass der Missbrauch gravierende Folgen für sie hatte und bis heute immer noch oft hat – ich nicht die Einzige bin, die sich nicht mit dem gängigen Opferbild identifizieren konnte und wollte. Ich hätte mir gewünscht, früher davon zu erfahren. Ein Buch zu haben, das genau das thematisiert und mir aufzeigt, dass es im ganzen schwierigen Bewältigungsprozess ein Licht am Ende des Tunnels geben kann. Das hätte mir zugleich sicher viele Zweifel erspart, ob ich denn überhaupt ein „richtiges Opfer von Gewalt“ bin, wenn ich daneben auch Lebensfreude verspürte. Ob es mir denn überhaupt zusteht, Anerkennung des Leids und Hilfe zu erfahren.

Die Idee zu dem Buch hatte ich schon vor über zehn Jahren. Aber da schien die Zeit noch nicht reif, es tatsächlich umzusetzen. Literaturagenturen, zu denen ich damals Kontakt aufnahm, damit sie mich darin unterstützen, einen Verlag zu finden, waren zunächst sehr interessiert, als sie hörten, dass es um das Thema Missbrauch ging. Sie lehnten dann aber ab, als sie merkten, dass nicht die „üblichen, schlimmen Details“, nicht die klassischen Opfergeschichten thematisiert werden sollten. Als Fachfrau für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verstünde ich sicherlich, dass eben gerade die derzeit gefragt seien und sich gut verkaufen ließen. Und ich habe auch noch einmal einen Prozess von zehn Jahren gebraucht, um das Buch jetzt unter meinem Namen zu veröffentlichen, ohne das Gefühl zu haben, mir damit zu schaden. Vor zehn Jahren hatte ich ausschließlich an eine anonyme Veröffentlichung gedacht.

Mit all den richtigen und wichtigen Diskussionen, die in den letzten Jahren rund um das Thema sexuelle Gewalt aufgekommen sind, scheint nun endlich ein erweiterter Blick auf die vielen Aspekte sexuellen Missbrauchs möglich. Und es ist hoffentlich möglich, dass über die vielfältigen Stärken, Bewältigungsstrategien, den Mut und die Lebensfreude von Missbrauchsbetroffenen gesprochen werden kann. Wenn sich Menschen, meist nach einer langen Phase der Auseinandersetzung, wieder stabil genug fühlen und sich trauen, sich mit ihren Verletzungen zu zeigen, ist es wichtig, dass sie nicht Gefahr laufen, ignoriert oder lächerlich gemacht zu werden oder in die Opferrolle zurückgedrängt zu werden. Jede Betroffene, jeder Betroffene hat ihre, seine ganz eigene Geschichte und Themen, mit der sie, er sich im Laufe des Bewältigungsprozesses auseinandergesetzt hat. Alle, die sich bereit erklärt haben, mit diesem Buch ihre Geschichten zu teilen, haben im Vorfeld die gleichen Interviewfragen und eine Stichwortliste möglicher relevanter Themen bekommen (s. Anhang). Es ging aber nicht darum, diese Fragen und die Liste abzuarbeiten, sie dienten als Anregung. Jede, jeder hat für sich die Aspekte aufgriffen, die sie, ihn zum Zeitpunkt des Interviews angesprochen haben. Das Buch zeigt Ausschnitte und Momentaufnahmen auf. Hätte ich die Interviews vor fünf Jahren geführt oder würde sie in drei Jahren noch einmal führen, wären wesentliche Themen sicherlich gleich, aber die Art und Weise, wie darüber gesprochen und geschrieben wird, wäre vermutlich anders.

Es gibt noch viel mehr Geschichten, Facetten und Gefühle und es wäre schön, wenn unsere Familien, Freunde, die Gesellschaft es ermöglichen, dass diese ebenfalls zur Sprache kommen dürfen und sich noch viel mehr Menschen trauen können, sich zu öffnen. Denn darin liegt nicht nur eine Chance für die Betroffenen, den Missbrauch zu bewältigen. Darin liegt zugleich eine Chance für uns alle, für uns als Gesellschaft insgesamt, aber auch für jeden Menschen, der sich mit erlebtem Leid auseinandersetzen muss. Wir alle können verletzt werden und werden wahrscheinlich auf irgendeine Art und Weise im Laufe unseres Lebens verletzt. Wir alle verlieren Menschen, die wir lieben, haben physische oder psychische Erkrankungen, Unfälle, scheitern in für uns wichtigen Bereichen. Wir können von Menschen, die ihre Schicksalsschläge gemeistert haben, eine Menge lernen und wir lassen uns diese Chance entgehen, wenn wir nicht bereit sind, genauer hinzuschauen und hinzuhören. Sexueller Missbrauch ist schlimm, aber er ist kein unentrinnbares Schicksal. Wir haben ihn zwar erfahren müssen, er wurde uns aufgedrängt, aber er ist keine Charaktereigenschaft und keine Identität. Wir sind nicht der Missbrauch. Wir sind Vieles. Es gibt ein sowohl als auch.

1https://www.hilfeportal-missbrauch.de/hilfen-fuer/betroffene-erwachsene.html

2https://beauftragter-missbrauch.de/presse-service/hintergrundmaterialien/?L=0

Jessica

„Ich habe mir ein Stück Kontrolle, Stärke und Macht zurückgeholt.“

Ich bin 48 Jahre alt und arbeite als Krankenschwester. Ich habe eine fast erwachsene Tochter und einen Lebensgefährten.

Ich war etwa zwischen zehn und zwölf Jahre alt, als der Missbrauch stattfand. Wir wohnten mit meinem Onkel in einem Haus. Es waren zwei getrennte Wohnungen, aber unsere Türe war nie abgeschlossen. In der Zeit, als ich anfing mich körperlich zu entwickeln, kam er oft rüber, wenn ich alleine war. Seine Übergriffe reichten von anzüglichen Bemerkungen, in die Ecke drängen bis hin zu Brust anfassen. Oder er kam rein, wenn ich in der Badewanne saß, stellte mir Fragen, ob ich schon einen Freund habe oder ob ich schon solche und solche „Sachen“ gemacht hätte. Wie gesagt, anfangs war ich zehn oder elf. Ich habe mich in seiner Gegenwart eigentlich ständig unwohl gefühlt, ohne dass ich genau sagen konnte wieso. Das ging über Monate so. Ich traute mich beispielsweise niemals, über Kopfhörer Musik zu hören, aus Angst, dass ich nicht mitbekäme, wenn die Tür ging. Einmal eskalierte die Situation, ich lag im Flur auf dem Boden, er über mir. In dem Moment hat es geklingelt, er sprang auf und sagte noch zu mir: „Sag nichts, sag nichts“. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn es nicht geklingelt hätte. Danach hörten die körperlichen Übergriffe auf, er hatte wohl zu viel Angst, doch noch entdeckt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren. Aber seine Fragen nach einem Freund blieben. Als ich dann meinen ersten festen Freund mit 14 Jahren hatte, machte er weiter seine Bemerkungen übers „Rummachen“. Auch in der Gegenwart meiner Familie – darüber wurde dann einfach hinweggegangen. Er galt als laut, dominant, aber auch als lustig. Vor allem, wenn er getrunken hatte. Für mich war die ganze Situation widersprüchlich. Als Kind muss ich unheimlich an ihm gehangen haben, weil er ja der lustige Onkel war. Bis dann zu diesen Erlebnissen. Ich kann heute noch nicht den Geruch von Alkohol in Kombination mit Zigaretten ausstehen.

Meinen Eltern habe ich damals nichts davon erzählt. Ich dachte, ich könne ihnen nichts sagen, weil ich sonst die ganze Familie zerstöre oder die Ehe meiner Tante. Zu meinen Großeltern hatte ich eine sehr enge Beziehung, aber „über solche Dinge spricht man nicht“. Ich hatte damals als Mädchen das Gefühl, dass ich damit zu niemandem hin konnte, ich dachte, dass mir niemand glaubt. Und das Gefühl hat sich dann später auch irgendwie bestätigt. Meine Mutter hat damals mein Tagebuch gelesen, in dem ich etwas explizit über diesen Vorfall im Flur geschrieben habe. Ich habe nicht oft darüber geschrieben, aber nach dieser einen Situation hatte ich tatsächlich Angst um mein Leben und habe geschrieben: „Wenn mir was passieren sollte, guckt doch bitte mal da hin, es ist das und das gewesen (…).“ Aber es ist dann nichts weiter passiert und auch hier ist meine Mutter einfach darüber hinweggegangen. Sie hat sich nur darüber aufgeregt, dass ich in meinem Tagebuch meine Eltern nicht immer so nett bezeichnet oder dass ich die Schule geschwänzt habe. Für meine Eltern war ich damals in einer schwierigen Phase. Ich befürchtete, dass sie mir ohnehin nicht glauben oder womöglich noch mir die Schuld für alles geben. Jahre später hat mir meine Mutter dann einmal kurz erzählt, dass sie Ähnliches mit ihrem Großvater erlebt hat und dass ihr eigener Vater ihr ebenfalls nicht geglaubt hat.

Ich habe es dann mit 14 Jahren meinem Freund erzählt, der aber auch nur zwei Jahre älter war als ich und natürlich nicht wusste, wie er damit umgehen oder wie er darauf reagieren sollte. Damals habe ich gedacht, „gut, du hast es deinem Freund erzählt, aber es ist ja nichts weiter passiert“. Ich dachte da wirklich, das hat ja nichts mit mir gemacht und hat nichts mit mir zu tun, es wäre kein Problem für mich. Oder ich wollte das einfach glauben und habe das immer wieder weggeschoben. Aber später, mit Anfang 20, habe ich am Anfang meiner Beziehung mit meinem jetzigen Partner schon erkannt, dass viele meiner Gefühle mich belasteten und viele meiner Verhaltensweisen daher kamen. Ich habe eine ganze Zeit lang immer wieder von den Erlebnissen geträumt. Hauptsächlich habe ich es aber im sexuellen Bereich gemerkt. Ich hatte lange beim Sex ein schlechtes Gewissen und dachte, meine sexuellen Phantasien und Wünsche seien nicht richtig. Und es gab eine Reihe Situationen, die wie ein „Trigger“ gewirkt haben. Wenn mein Freund mir zum Beispiel die Arme festgehalten hat, nicht unbedingt nur beim Sex, hat mich das an die Erlebnisse von damals erinnert und ich konnte das nicht aushalten. Vom Kopf her wusste ich genau, wo das her kam und dass das nichts mit mir in der Gegenwart zu tun hatte. Aber ich kam trotzdem nicht dagegen an und es war in intimen Situationen immer präsent. Gefühlschaos herrschte bei mir zudem gegenüber bestimmten Typ Mann – Männer, die mich an meinen Onkel erinnert haben, haben mich abgestoßen, aber trotzdem habe ich irgendwie auf sie reagiert. Eine ganze Zeit lang habe ich gedacht, dass ich meine Partnerwahl nach meinem Onkel ausgerichtet habe. Ich habe beispielsweise lange meinen Freund mit ihm verglichen und geglaubt, er sei meinem Onkel ähnlich, was aber gar nicht stimmte. Mein Onkel hat wie ein emotionaler „Orientierungspunkt“ gewirkt. Weil ich den Missbrauch bis dahin nicht aufgearbeitet hatte, hat er viel zu lange eine große, negative Rolle selbst noch in meinem Erwachsenenleben gespielt. Ich habe in meiner Beziehung zu meinem Partner erkannt, dass ich mich wirklich mit dem Thema auseinandersetzen muss. Mein Partner hat selbst sexuelle Übergriffe in seiner Kindheit und Jugend erlebt und mir immer wieder gesagt, dass ich das nicht einfach so übergehen kann. Meine Beziehung zu ihm war damals sehr entscheidend für mich. Wir haben viele, viele Gespräche geführt. Er hat mich an emotionale Grenzen gebracht oder sogar über Grenzen hinweggeführt und mir geholfen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich habe dann auch mit einer Freundin darüber geredet und war mit ihr zusammen in einer Selbsthilfegruppe von „Zartbitter“. Das war eine sehr intensive Zeit damals, in der ich überhaupt das erste Mal „öffentlich“ über alles gesprochen habe. Das Reden und Hinschauen haben mir sehr geholfen.

Ein Schlüsselpunkt im ganzen Prozess war, dass ich den Täter, meinen Onkel, damit konfrontiert habe. Das war ein paar Jahre vor der Geburt meiner Tochter, ich war etwa 24 Jahre alt. Bei einem Besuch zu Hause habe ich plötzlich gespürt, dass ich ihn darauf ansprechen muss. Ich war da einfach so weit. Ich habe es erst meinen Eltern erzählt und ihnen gesagt, dass ich mit meinem Onkel reden würde, was ich dann tatsächlich gemacht habe. Er war sehr nervös, saß zitternd vor mir und hat es zunächst nur auf die eine Situation im Flur bezogen. Ich habe ihn dann korrigiert, dass die Übergriffe und Bemerkungen ja über Monate gingen und dass diese Monate mich genauso belastet haben. Einerseits meinte er, es täte ihm leid und er wüsste auch nicht, wie das alles damals passieren konnte. Aber ich glaube, er hatte viel mehr Angst um sich – gleichzeitig meinte er nämlich, ich solle nichts davon seinem Sohn erzählen. Dabei ging es mir gar nicht darum, dass seine Frau oder sein Sohn davon erfahren, sie wissen es bis heute nicht. Ich konnte im Nachhinein damit nichts ungeschehen machen. Es war mir aber wichtig, dass er weiß, dass ich das alles nicht vergessen hatte und dass das Folgen für mein Leben hatte. Bevor ich ihn damit konfrontierte, hatte ich immer das Gefühl, dass er überhaupt nicht mehr drüber nachdachte oder dass er dachte, ich hätte das sowieso alles vergessen und es sei alles nicht so schlimm gewesen. Ich glaube, die Konfrontation war für mich der wichtigste Punkt überhaupt und hat für mich eine entscheidende Wende dargestellt. Als ich seine Nervosität und Angst gespürt habe, dass ich es womöglich doch noch seiner Frau und seinem Sohn erzählen könnte, war es wie ein kleiner Triumph für mich. Dadurch, dass ich es ihm gegenüber ausgesprochen hatte, habe ich mir ein Stück Kontrolle, Stärke und Macht zurückgeholt. Ich wollte, dass es für ihn genauso präsent ist wie in meinem Leben. Und er sollte sich bloß nicht einbilden können, dass ich das irgendwann mal vergesse. Er hat danach mir gegenüber auch nie wieder eine blöde Bemerkung gemacht und seitdem gibt es endlich eine richtige Distanz zwischen uns. Mir war klar, dass ich ihm immer wieder begegnen würde zu Hause und ich wollte dieses Heuchlerische in der Familie durchbrechen. Ich hätte es sonst einfach nicht mehr ertragen, weiter dort hinzufahren. Im Speziellen wollte ich, dass meine Eltern die vielen Konflikte und Spannungen, die es zwischen uns und zwischen ihnen und meinem Partner gab, nicht auf irgendwelche anderen Sachen münzen. Nach außen hat sich für meinen Onkel danach nicht viel verändert. Meine Eltern haben trotzdem weiter Kontakt zu ihm und sie wohnen immer noch in einem Haus. Aber für mich hat es einen entscheidenden Unterschied gemacht.

Nach der Konfrontation und dem offenen Aussprechen ging es in meinem Bewältigungsprozess wirklich aufwärts. Danach war und ist bis heute nicht alles vorbei, das Thema wird wohl nie ganz verschwinden und es wird immer ein Teil von mir bleiben. Auch heute, als ich über die Interviewfragen nachgedacht habe, habe ich schon gemerkt, dass mich das schon noch aufwühlt und ich das nicht einfach mal locker erzählen kann. Aber trotzdem konnte ich danach zu einem großen Teil damit abschließen. Für mich bedeutet es einen großen Erfolg, dass mich der Missbrauch heute nicht mehr so belastet und es mich in meinem Alltag normalerweise nicht mehr behindert. Heute bin ich dazu in der Lage, eine freiere, befriedigendere und lustvolle Sexualität zu leben. Mein schlechtes Gewissen deswegen ist weggefallen. Früher habe ich in emotionalen Dingen viel mehr alles mit mir selbst ausgemacht. Ich habe gelernt, offener zu sein und offener vor allem auch über den Missbrauch zu reden.

Natürlich beeinflusst einen der Missbrauch sehr und jeden sehr unterschiedlich und auch ich musste durch den schweren Verarbeitungsprozess. Aber ich glaube nicht, dass der Missbrauch einen zwangsläufig für immer schädigt. Zumindest habe ich für mich nicht das Gefühl. Er ist Teil meiner Geschichte, aber ich fühle mich nicht als ewiges Opfer, das nicht lebensfähig ist. Zum Glück bin ich mit dieser Meinung persönlich noch nie konfrontiert worden. Ich suche mir meine Freunde und die Leute, mit denen ich über den Missbrauch rede, aber sehr sorgfältig aus. Ein paar meiner Freundinnen haben leider ebenfalls Missbrauch in ihrer Kindheit erlebt. Irgendwie verbindet das und ich fühle mich da sehr verstanden und ich verstehe auch sie besser. Es gibt schon Menschen, die sehr feinfühlig sind und sicher nachvollziehen können, dass das nichts Schönes ist, was man da erlebt hat. Aber Menschen mit ähnlichen Erfahrungen können es natürlich ganz anders nachempfinden und verstehen, wie man sich fühlt, als Menschen, die das nicht erlebt haben. Das verbindet die Betroffenen und kann sie aus dem Gefühl der Isolation herausholen. Zu sehen, dass ich nicht die Einzige bin, der so etwas passiert ist, war einerseits schrecklich, aber andererseits auch erleichternd.

Als ich dann mit 26 Jahren meine Tochter bekommen habe, ist das ganze Thema erst einmal komplett in den Hintergrund gerutscht. Da hatten dann andere Sachen Priorität. Aber als sie älter wurde, haben ich schon mit Argusaugen auf sie geachtet. Es kam natürlich überhaupt nicht in Frage, dass sie bei Besuchen zu Hause in irgendeiner Form körperlichen Kontakt zu meinem Onkel hatte. Ich habe ihn auch sonst nicht aus den Augen gelassen und sehr genau aufgepasst, wie er mit ihr geredet hat. Als meine Schwester dann ihre Tochter bekam, habe ich ihr von dem Missbrauch erzählt. Das war, nachdem ich meine Nichte auf dem Schoß meines Onkels habe sitzen sehen. Für mich war da klar, dass ich ihr das sagen muss, auch wenn ich keinen Einfluss darauf hatte, was meine Schwester mit dieser Information machen würde. Wenn mit meiner Nichte irgendetwas passiert wäre und ich hätte ihr nichts davon gesagt, hätte ich mir große Vorwürfe gemacht. Und so eine gewisse Wachsamkeit und ein grundsätzliches Misstrauen, nicht nur meinem Onkel gegenüber, bleiben einfach. Und trotzdem gibt es eine Sache, die ich mir bis heute nicht verzeihen kann: In unserem Bekanntenkreis gab es einmal einen Mann, der mich von seiner ganzen Art und äußerlich total an meinen Onkel erinnert hat. Ich habe damals gedacht, dass ich ihm gegenüber nur aufgrund meiner Geschichte und nur, weil er mich an meinen Onkel erinnert, nicht so misstrauisch sein und ihn nicht verurteilen darf. Ich habe eigentlich ganz genau gespürt, wie der so tickte und habe trotzdem meine Alarmglocken ausgeschaltet und meine Gefühle übergangen. Ich dachte, „sei jetzt bloß nicht so paranoid“. Leider hat sich dann herausgestellt, dass er doch so ein Typ ist und mein Gefühl recht hatte. Obwohl wir ihn dann sofort rausgeschmissen haben, als er sich unserer Tochter gegenüber komisch verhalten hat, mache ich mir heute noch Vorwürfe deswegen. Danach war es mir natürlich erst recht wichtig, meine Tochter für ihre eigenen Grenzen und Wahrnehmungen zu sensibilisieren. Das fing schon an, als sie klein war, dass ich ihr gesagt habe, dass sie sich nicht anfassen lassen muss, wenn sie nicht möchte. Oder dass sie keine Küsschen geben muss.

Ich will nicht sagen, dass ich froh bin um meine Erfahrung, wer möchte so etwas schon erleben. Aber heute sage ich, sie hat mich geprägt und ich bin gestärkt daraus hervorgegangen. Ich glaube dadurch, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe, bin ich emphatischer und weniger oberflächlich geworden. Bei meinen Freundinnen und in meinem Job als Krankenschwester merke ich, dass ich als Betroffene ganz anders damit umgehen kann. Wenn mir Freundinnen oder Patientinnen von ihren früheren Gewalterfahrungen erzählen, höre ich nicht weg und habe keine Hemmschwelle mit ihnen darüber zu reden. Ich schrecke nicht davor zurück und glaube ihnen erst einmal grundsätzlich. Diese „gemeinsame“ Erfahrung kann Beziehungen intensivieren und ihnen eine ganz andere Tiefe geben.

Darf ich Freude und Spaß haben im Leben? Ja natürlich! Unbedingt und jetzt erst recht. Ich würde mich schon als einen lebensbejahenden und freudvollen Menschen bezeichnen. Ich bin ein positiv denkender Mensch, reise gerne und gehe offen auf andere Menschen zu. Jemand, der behauptet, dass „das alles nicht so schlimm gewesen sein kann“, wenn man trotzdem Freude und Spaß hat, der hat einfach keine Ahnung! Ich würde mir wünschen, dass man Betroffenen mehr zuhört, genauer hinsieht. Durch die ganzen Missbrauchsfälle in der Kirche und in den Heimen, die in den letzten Jahren bekannt geworden sind, wird zwar mehr über Missbrauch gesprochen, aber nicht mit den Betroffenen selbst. Und viel zu oft landen Betroffene immer noch in der Schublade des Opfers und sie werden nicht ernst genommen. Wichtig ist außerdem, dass wir darüber reden, dass es auch Frauen gibt, die Kinder missbrauchen. Solche Fälle sind bekannt und ich kenne Betroffene, die das erlebt haben.