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H. C. Andersen liebte den Tivoli

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Das Wahre und Gute und Schöne trägt den Sieg davon.
Und hiermit ist das Bilderbuch aus,
aber Kopenhagens Geschichte noch lange nicht.
Wer weiß, was Du selbst einmal erleben wirst.«

H. C. Andersen, Das Bilderbuch des Paten (1868)

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Stadt der Türme und des Wassers

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INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen in Kopenhagen

CENTRUM

 1  Rathaus

 2  Strøget

 3  Amalienborg

 4  Marmorkirche

 5  Nyhavn

 6  Rosenborg

 7  Runder Turm

 8  Das grüne Kopenhagen

 9  Botanischer Garten

10 Nyboder

11 Die kleine Meerjungfrau

12 Churchill Parken und das Kastell

SLOTSHOLMEN

13 Christiansborg

14 Nationalmuseum und das königliche Zeughaus

15 Thorvaldsen und des Königs Brauerei

16 Der schwarze Diamant

CHRISTIANSHAVN

17 Islands Brygge

18 Christianshavn

19 Christiania

20 Fahrradstadt

21 U-Bahn

22 Opernhaus

23 Schauspielhaus

VESTERBRO

24 Tivoli

25 Torvehallerne

26 Kødbyen

27 Carlsberg

28 Zoo

29 Tycho Brahe Planetarium

30 Olsenbande und Nordisk Film

AMAGER

31 Den Blaa Planet

32 Amager Vest

33 Ørestad

34 Dragør

NØRREBRO, ØSTERBRO, NORD

35 Nørrebro

36 Experimentarium

37 Bakken

38 Freilichtmuseum

39 Eremitage

40 Rungstedlund

41 Louisiana

UMGEBUNG UND AUSFLÜGE

42 Die Kattegatküste

43 Helsingør

44 Fredensborg und Frederiksborg

45 Die Insel Møn

46 Roskilde

47 Arken

48 Øresundbrücke

49 Malmö

50 Die Insel Ven

REISEINFOS

Kopenhagen von A bis Z

Kalender

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Andersens Welt

Dänemark liberal

Nordische Küche

Dänisches Design

Karen Blixen – Flucht in die Ferne

Mit Kindern in Malmö

MEHR ERLEBEN

Vom Glück in Kopenhagen zu leben

»ArchitekTour« am Øresund

Kopenhagen für Kinder und Familien

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Ein Muss für jeden Kopenhagenbesuch: entspannte Momente im Vergnügungspark Tivoli

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An den Ufern des 400 Meter langen Kanals Nyhavn ist stets ein Plätzchen frei

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Der Strand von Liseleje an der Kattegatküste ist einer der schönsten Dänemarks

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Blumenstand in der Torvehallerne

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Geschäftiges abendliches Treiben am Lilla Torget in Malmö

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Liebenswerter dänischer Anachronismus: die königliche Garde von Amalienborg

image Amalienborg (S. 42)

Zur Mittagszeit geht es auf dem Schlossplatz von Amalienborg recht turbulent zu, denn die Wachablösung der königlichen Garde ist stets ein populäres Schauspiel. Um die Anmut der vier Palais auf sich wirken zu lassen, sollte man morgens oder abends kommen.

image Runder Turm (S. 58)

Alle Türme Kopenhagens sind von der Aussichtsplattform des historischen Runden Turms an der Købmagergade gut zu sehen. Genauso spektakulär wie der Ausblick ist aber der Aufstieg, der nicht über Treppen, sondern über eine spiralförmige Rampe erfolgt. Über diese konnten auch Pferdewagen problemlos Gerätschaften nach oben transportieren.

image Nyboder (S. 68)

Weil Kopenhagen im 17. Jahrhundert innerhalb der Stadtmauern zu klein wurde, ließ König Christian IV. eine neue Siedlung vor den Stadttoren anlegen. So entstand Nyboder mit Wohnungen für dänische Marinesoldaten. Später überwiegend um ein weiteres Geschoss erhöht, bilden die langen Häuserreihen heute ein kleines malerisches Dorfidyll inmitten der Großstadt.

image Vor Frelsers Kirke (S. 111)

Das markanteste, alles überragende Bauwerk im Stadtteil Christianshavn ist die Vor Frelsers Kirke, die Erlöserkirche. Sie glänzt mit einem üppig ausgestatteten, von edlen Schnitzarbeiten und beeindruckenden Figuren und Reliefs gespickten Interieur und mit dem architektonischen Unikum einer außenliegenden Wendeltreppe, die auf die Kirchturmspitze führt.

image Christiania (S. 114)

Obwohl die revolutionäre Sturm-und-Drang-Zeit des Freistaates mitten in der Stadt ihren Zenit wohl überschritten und die nächste Generation alternatives Leben zwar ähnlich, aber dennoch neu definiert hat, bleibt Christiania ein sehenswerter Ort. Das faszinierende Flair des Dorfes beschert dem Besucher stets das unbestimmte, aber prickelnde Gefühl sich auf verbotenem Terrain zu bewegen.

image Fahrradstadt (S. 120)

Zu einem richtigen Kopenhagenerlebnis zählt unbedingt eine Runde auf dem Fahrrad. Das Zweirad ist im Stadtverkehr unbestritten in der Überzahl. Wellenartig und in ansehnlichem Tempo bewegen sich die Radler durch die Stadt, die zahlreiche Maßnahmen getroffen hat, um die Wegführungen und Streckenverläufe noch zu optimieren. Ein cleveres System erleichtert die Nutzung der überall verfügbaren Mieträder.

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Die Kopenhagener und auch Touristen lieben den Tivoli mitten in der Innenstadt

image U-Bahn (S. 124)

Untergrundbahnen, die nicht mit einer Stadt gewachsen sind, werden gerne zum Problem. So auch in Kopenhagen, das lange unter reger Baustellentätigkeit leiden muss. Aber wer die Metro einmal genutzt hat, wird sie lieben. Denn es geht – ganz ohne Fahrer – zügig voran auf dem überschaubaren, aber intelligenten Streckennetz, das erheblich zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs beiträgt.

image Tivoli (S. 134)

Als Synonym für einen Vergnügungspark voller Lebensfreude genießt der Tivoli im Herzen der Innenstadt Weltruf. Selbst wenn man kein Freund spektakulärer Fahrgeschäfte ist, gehört ein Besuch des Parks zum absoluten Pflichtprogramm. Die Atmosphäre voll kindlichen Überschwangs und romantischer Töne zieht jeden in seinen Bann.

image Torvehallerne (S. 138)

Die beiden neuen Markthallen am Israels Plads bieten nicht nur ein besonderes Shopping-Erlebnis, sondern sind auch eine kulinarische Offenbarung, die in allen Bereichen den zeitgemäßen Trends des 21. Jahrhunderts gerecht werden. Der Begriff Fast Food bekommt zwischen üppig belegtem Smørrebrød und kunstvoll kreativen Menüs der beteiligten Lokale eine völlig neue Bedeutung.

image Nordisk Film (S. 156)

Über knapp zwei Jahrzehnte mühte sich die Olsenbande ab, den perfekten Coup zu landen – leider stets vergeblich. Kleinigkeiten, starre Bürokratie und politischer Dünkel machten genial eingefädelten Streichen einen Strich durch die Rechnung. Eine Führung durch die Studios der Filmgesellschaft macht die Geschichten der Protagonisten Egon, Benny und Kjeld wieder mehr als lebendig.

image Ørestad (S. 168)

Der jüngste Stadtteil der dänischen Hauptstadt ist noch lange nicht fertig, besitzt aber längst schon großes internationales Renommee. Architekturfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten. Das kuriose Bella Sky Hotel lohnt genauso eine nähere Betrachtung wie das einzigartige 8 Tallet-Haus in Form der Zahl 8, die Multifunktionshalle Ørestad Arena oder das Universitätsviertel am DR Byen.

image Dragør (S. 176)

Der kleine Ort im Süden der Insel Amager bildet das dörfliche Pendant zur Großstadt Kopenhagen. Heimelige Gassen mit gelb getünchten, alten Häusern, Kopfsteinpflaster und Stockrosen, kleine Läden und gemütliche Restaurants um den traditionsreichen Hafen sorgen für entspanntes Urlaubsgefühl.

image Jægersborggade (S. 186)

Die Straße im Trendviertel Nørrebro ist ein Dorado für gehobene Cuisine, ungewöhnliche Geschmackserlebnisse und hochwertiges Kunsthandwerk, dem man in kleinen Läden, oft im Souterrain, begegnen kann – unprätentiös und skandinavisch schnörkellos.

image Arken (S. 248)

Noch gar nicht wirklich alt, liegt Arken, die Arche für die Kunst, auf der internationalen Rangliste bedeutender Kunstmuseen schon ganz weit oben. Eindrucksvolle Sammlungen jeglicher zeitgenössischer Kunstformen sowie oft auch provokante Ausstellungskonzepte machen die besondere Attraktivität des ungewöhnlichen, einem auf einer Sandbank liegenden Schiff ähnelnden Museums aus.

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Fangfrischer Fisch im modernen Marktambiente der Torvehallerne

WILLKOMMEN
in Kopenhagen

»Hier versammelten sich alle Tüchtigen des Geistes aus dem geschäftigen Kopenhagen, hier war ein Heim des Geistes – und nun! Sage nicht: Ach, wie verändert! – Nein, noch immer ist es ein Heim des Geistes … Hier scheint die Sonne, belebt und lebendig.« Andersens Beschreibung aus dem Märchen »Ein Stück Perlenschnur« trifft auf die stetige Wandlung der Stadt zu, die sich aber immer selbst treu bleibt.

Weniger die Märchen Andersens denn seine stete Anwesenheit in Kopenhagen, das von frühester Kindheit Ziel seiner Träume war und dass er seine Ankunft dort als zweiten Geburtstag feierte, machten die Stadt bekannt. Letztlich ist es ein Motiv seiner Märchen, die kleine Meerjungfrau, die Kopenhagen zu seinem markantesten Wahrzeichen verhalf. Was so bleiben wird, so sehr sich andere auch mühen, auf sich aufmerksam zu machen. Der romantisierende Effekt des Standbilds auf dem Stein an der Langelinie verpufft allerdings zumeist, angesichts des Übermaßes an Souvenirs und der Touristenscharen, die die junge Dame sehen wollen. Der Märchendichter indes, im Grunde seines Herzens schüchtern und zurückhaltend, vermochte es immer wieder über seinen Schatten zu springen, liebte den Rummel um seine Person und dieser Trubel würde ihm auch heute noch Freude machen.

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Die populären Kanalrundfahrten beginnen und enden meist am Nyhavn

Kopenhagen stieg nach seiner Gründung durch Bischof Absalon Mitte des 12. Jahrhunderts mit den Jahren von einem tristen Fischerdorf zum vielbeachteten Macht- und Handelszentrum Skandinaviens auf. Nach den Nordischen Kriegen büßte die Stadt einiges davon wieder ein, entwickelte sich aber nicht zuletzt durch den maßgeblichen Einfluss der regierenden Könige zu einer weitgehend durchgeplanten und organisierten Stadt. Besonders König Christian IV. sorgte für frischen städtebaulichen Wind. Seine Volksnähe und sein Tatendrang machten ihn zum beliebtesten Monarchen des Landes, seine Visionen über ein großes dänisches Reich jedoch trieben es in höchste pekuniäre Nöte. Später waren es dann bedeutende Industrielle wie Carl Jacobsen, der Begründer der Carlsberg Brauerei, der mit seinen finanziellen Mitteln dafür sorgte, dass Historie und Kultur bewahrt werden konnten. In jüngerer Vergangenheit gebührt diese Ehre dem Reeder Mærsk McKinney Møller (1913–2012), dem Sohn der Svendborger Møller-Brüder, die 1912 ihr erstes Schiff kauften und damit den Grundstein für ein Firmenimperium legten. Er finanzierte den Bau des neuen Opernhauses.

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Stand mit Erdbeeren in der Torvehallerne

Dänemark war stets das Musterbeispiel eines funktionierenden Sozialstaates, der seinen Bürgern zwar hohe Steuern abverlangte, aber gleichzeitig eine optimale soziale Absicherung garantierte. Ein klassenübergreifendes Schulsystem sorgte für gemeinschaftlichen Rückhalt, Toleranz und notwendige Ausgeglichenheit. Die politischen Veränderungen des späten 20. Jahrhundert brachten das nach außen hin perfekte dänische System ins Wanken. Das soziale Netz hatte plötzlich Risse, Europa wuchs zusammen, und Dänemark fürchtete um seine ökonomische Stellung durch den großen Nachbarn im Süden. Erst in einem zweiten Memorandum entschieden sich die Dänen im Mai 1993, dem Vertrag von Maastricht zuzustimmen, nachdem ihnen eine Reihe von Sonderregelungen zugesichert worden war.

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Prächtige Gründerzeitfassaden schmücken die Vendersgade nahe dem Bahnhof Nørreport

Davon jedoch merkt man beim Bummel durch die Hauptstadt nichts, Kopenhagen gibt sich weltoffen und tolerant, ist stets ungezwungen, freundlich, zuvorkommend und gastfreundlich, liebenswert und gemütlich. Auch wenn »hygge« als urdänischer Inbegriff häuslicher Behaglichkeit vielleicht eher auf das Wohnzimmer im Ferienhaus mit prasselndem Kaminfeuer und Blick aufs Meer passt, Kopenhagen bietet ziemlich viel Lebensgefühl. Meist muss man nicht einmal großartig danach suchen. Selbst die zuweilen nervenden U-Bahn-Baustellen konnten und können nichts daran ändern. Und so wie es immer war: Fragt man einen Kopenhagener, was das Herausragende an seiner Stadt sei, so antwortet dieser mit voller Überzeugung: »Das sind wir!«

Wechselhaftes Wetter

Wie das Leben der Dänen, so ist auch das Klima ihres Landes maßgeblich abhängig von Meer und Wind. Grundsätzlich gibt es wenige Unterschiede zum Wetter im Norden Deutschlands. Dadurch aber, dass Kopenhagen auf einer Insel liegt, fallen die Temperaturen während des Jahres meist recht moderat aus. Nicht zu kalt im Winter, nicht zu warm im Sommer, wenngleich es dann in Ausnahmefällen durchaus zu Temperaturen von über 35 °C kommen kann. Im Winter zeigt das Thermometer manchmal eisige -20 °C. Am angenehmsten ist ein Ausflug nach Kopenhagen im Frühsommer, dann blüht und grünt es überall und die Stadt ist noch nicht ganz so voll wie später aufgrund der zahlreichen Festivals zur Mittsommerzeit und im Juli. Auch der Spätsommer und der beginnende Herbst im September und Oktober halten warme Tage bereit.

Der Klimawandel macht auch vor Dänemark nicht Halt und so sind Beschreibungen, die Wetterverhältnisse mit bestimmten Jahreszeiten verbinden, mittlerweile fast hinfällig geworden. Längere Regenperioden sind inzwischen genauso möglich wie Phasen lang anhaltender Trockenheit.

Sportliches Dänemark

Ja, auch Dänemark hatte sein Sommermärchen, wie älteren deutschen Fußballfans unangenehm in Erinnerung sein dürfte. Im Jahr 1992 konnte sich das dänische Team nicht für die EM-Endrunde in Schweden qualifizieren und die Spieler gingen nach Abschluss ihrer Saison in den Urlaub. Da entschied die UEFA, dass aufgrund des Krieges auf dem Balkan die Mannschaft Jugoslawiens vom Wettbewerb ausgeschlossen werden sollte. Ein Nachrücker musste her, und das waren die Dänen.

Also wurden die Fußballer wieder zusammengetrommelt, gingen daraufhin ohne wirkliche Vorbereitung in das Turnier. Und gewannen es! Im Endspiel gewann der krasse Außenseiter, der durch eine unkonventionelle und erfrischend freche Spielweise eine große Anhängerschaft um sich versammelte und mit Sepp Piontek einen deutschen Trainer hatte, 2:0 gegen

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Dänische Fußball-Fankultur im Dänischen Nationalmuseum

Deutschland. Zu allem Überfluss fand dieses Spiel auch noch in Göteborg statt, im Land des nicht immer beliebten großen skandinavischen Nachbarn. Das Motto »we are red, we are white, we are Danish dynamite« machte alsbald die Runde und wurde zum Synonym für unkomplizierten Angriffsfußball. Damit feierte Dänemark einen der größten Erfolge seiner Sportgeschichte, der sogar 2015 als Film in die dänischen Kinos kam.

Doch Fußball ist nicht die Sportart Nr. 1 im Königreich, wenngleich es immer wieder Ausnahmefußballer vom Schlage eines Allan Simonsen (*1952), Ulrik le Fevre (*1946), Henning Jensen (*1949), Søren Lerby (*1958), Michael Laudrup (*1964), Morten Olsen (*1949) oder Ebbe Sand (*1972) hervorbringt, die alle große internationale Karrieren einschlugen. Handball hat einen sehr viel höheren Stellenwert. Männer wie Frauen spielen regelmäßig an der Weltspitze mit. Vor allem die Damen waren mehrfach Europameister und Olympiasieger. Ähnlich verhält es sich mit Badminton, das in Mitteleuropa eher zu den Randsportarten zählt. Auch im Rudern und Segeln verdienen sich dänische Sportler reichlich Meriten. Caroline Wozniacki (*1990), Tochter polnischer Eltern, stand 2010 für mehr als ein Jahr als erste Dänin überhaupt an der Spitze der Tennis-Weltrangliste. Und Bjarne Riis (*1964) sorgte bei der Tour de France 1996 für Furore. Er war damals der erste Skandinavier, der den traditionsreichen Radsportwettbewerb für sich entschied, wenngleich ihm wie vielen anderen später Doping nachgewiesen werden konnte.

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Die dänische Hauptstadt ist ein Fahrrad-Mekka

Aktiv am Øresund

Radfahren ist neben Schwimmen der wohl populärste Breitensport des Landes und stets aktuelles Thema in der Hauptstadt, die lange um die Auszeichnung als Weltfahrradstadt kämpfte und dies letztlich durch ein brillantes Radwegenetz erreichen konnte. Zu den planerischen Maßnahmen gehören auch diverse und – wenig verwunderlich – architektonisch clevere Brückenquerungen. Das Fahrrad hat in Kopenhagen in punkto Mobilität längst die Nase vorn. Parkraum für Autos ist knapp, die Parkgebühren entsprechend hoch. Folgerichtig sind Studenten wie Berufstätige mit dem Zweirad unterwegs, mischen sich mit Ausflüglern und Touristen. Voll im Trend liegen auch Segways. Mobile Gruppen machen damit die Innenstadt unsicher.

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Mit der Pferdekutsche durch das königliche Jagdrevier Dyrehavsbakken

In der Freizeit sind auch die Kopenhagener gern mit der Angel unterwegs, in der Stadtmitte aber eher selten zu sehen. Schon eher an den kleinen Häfen entlang der Øresundküste. Kinder amüsieren sich zudem gern, mit dem Kescher bewaffnet, beim Krabbenfang an Stegen oder Strand. Und einen wunderbaren Strand mit allen typischen dänischen Eigenschaften wie Lagunen und Dünen besitzt die Hauptstadt, gar nicht weit vom Zentrum, auf Amager. Zwar im Vergleich zur jütländischen Westküste eher klein und bescheiden, dafür aber problemlos mit der Metro in wenigen Minuten zu erreichen.

Freizeit im Freien

Dänemark hoch zu Ross zu erleben, ist ein ganz besonderes Vergnügen. Im Dyrehavsbakken, dem weitläufigen königlichen Forstgebiet bestehen dazu wunderbare Möglichkeiten. Bequemere Gemüter genießen den Komfort von Kutschfahrten durch die Landschaft beim legendären Vergnügungspark Bakken. Diejenigen, die sich dann doch lieber auf ihre eigenen Füße verlassen, finden ein großes Netz an Wanderwegen, die auf teils traditionsreichen Pfaden durch die Stadt und zu vielen Sehenswürdigkeiten führen. Die Parks und Gärten laden immer wieder zu einer gepflegten Verschnaufpause ein. Boote und Kanus mieten kann man im Bereich des Kopenhagener Hafens und damit selbst auf Erkundungstour gehen. Der Schiffsverkehr beschränkt sich weitgehend nur noch auf Segeljachten, Wassertaxis und -busse, die dem ÖPNV angeschlossen sind, sowie die flachen Ausflugsdampfer. Selbst zum Skifahren hat es der Kopenhagener nicht mehr weit, denn auf dem schrägen Dach der neuen, hochmodernen Müllverbrennungsanlage im Norden Amagers wird ein künstlicher Skihang angelegt.

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Der Dannebrog ist allgegenwärtig

Golf spielen ist im Umkreis von Kopenhagen etwas teurer als im übrigen Land, vielleicht auch ein klein wenig elitärer. Die meist in landschaftlich schönem Areal mit Seen und Wald gelegenen Plätze sind von der Hauptstadt in kürzester Zeit zu erreichen.

Dänische Traditionen

Der wichtigste dänische Brauch ist definitiv das Hissen des Dannebrog, was zu allen möglichen und unmöglichen Anlässen geschieht. Ob die Sau geferkelt hat oder der Kronprinz Geburtstag feiert, so oft es eben geht, flattert die rot-weiße Fahne im Wind. An vielen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen bleibt sie während der Öffnungszeiten aufgezogen, ebenso an den meisten öffentlichen Einrichtungen. Somit prägt der Dannebrog schon rein optisch ganz entscheidend das Bild der Stadt. Zu besonderen Veranstaltungen sind ganze Straßenzüge in Rot und Weiß dekoriert, mit großen und kleinen Fähnchen, die unabdingbar zur Dekoration von Weihnachtsbaum und zu »Kransekage« – einem Marzipankuchen, den es traditionell an Silvester gibt – gehören. Ist die Königin auf Amalienborg zugegen, weht natürlich auch dort das königliche Banner am Palast. Nicht selten herrscht dann auf dem Platz beim Wachwechsel der Gardesoldaten drangvolle Enge, denn ihre Majestät beobachtet das Geschehen häufig vom Balkon aus.

Seit 1914 begehen die Dänen die besinnlichste Zeit des Jahres in den Wochen vor Weihnachten mit illuminierten Christbäumen im öffentlichen Raum. Damals stand die erste festlich erleuchtete Tanne auf dem Rathausplatz in Kopenhagen. Der »Lucia-Tag« am 13. Dezember, ein ursprünglich schwedischer Brauch, wurde in Dänemark im Jahr 1944 während der deutschen Besatzungszeit eingeführt. Ganz in Weiß gekleidete Mädchen mit einem Kranz brennender Kerzen im Haar besuchen in der abendlichen Dämmerung Schulen und Pflegeeinrichtungen. Sie tragen dadurch Licht und Hoffnung in die Dunkelheit. Während Weihnachtsmärkte eher zum Ende des 20. Jahrhunderts aufkamen, gibt es die Kalenderkerze, eine dänische Erfindung, schon seit 1935. Jeden Tag brennt diese Kerze vom 1. bis zum 24. Dezember ein markiertes Stückchen herunter. Der Weihnachtsmarkt auf dem Tivoli, der üblicherweise Mitte November beginnt, zählt zu den wichtigsten und populärsten Veranstaltungen des legendären Vergnügungsparks.

Fahnen, überall Fahnen

Am Weihnachtsabend wird dann der traditionelle Milchreis serviert. Derjenige, der die ganze Mandel darin findet, bekommt ein spezielles, Glück bringendes Mandelgeschenk. Und dem Weihnachtswichtel stellt man ebenfalls eine Schale Milchreis vor die Tür. Der »Julenisse« war stets Hausgeist und Mitbewohner im ländlichen Dänemark des 19. Jahrhunderts, bevor der Weihnachtsmann als Import aus den USA allmählich dessen Rolle übernahm. Vor der Bescherung werden die Kerzen am Baum entzündet und die Familie tanzt singend darum herum. Am Silvesterabend um 18 Uhr sitzt dann das ganze Land vor dem Fernseher und lauscht der Neujahrsansprache der Königin. Dieser Brauch entstand 1942 während der Besatzungszeit, als der König sein Land zur Einigkeit aufforderte.

In der Jahresmitte spielt wieder der Dannebrog eine entscheidende Rolle. Am 5. Juni, dem Verfassungstag, weht er über allen offiziellen Regierungsgebäuden, und zehn Tage später feiert er Geburtstag. Einer Legende nach soll er am 15. Juni 1219 in Tallin, Estland, vom Himmel gefallen sein, woraufhin König Valdemar II. (1170–1241) in der Schlacht von Lyndanisse die Esten besiegte. Schulfrei hatten die Kinder am »Valdemarsdag« nur bis 1948, aber der Dannebrog hat an diesem Tag noch heute in allen Variationen Hochkonjunktur. Wiederum acht Tage darauf feiert man im ganzen Land das Mittsommerfest am »Sankt Hans Aften«, dem Johannisabend. Aufgeschichtete Holzstöße werden auf den Festplätzen von vielen Orten oder am Strand entzündet. Rund um das Feuer wird ausgelassen und gesellig gefeiert.

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Idyllische Stimmung: Es weihnachtet sehr im Vergnügungspark Tivoli

Am 16. April begeht ganz Dänemark fahnenreich den Geburtstag der Königin, die sich dann gerne dem versammelten Volk von ihrem Balkon am Amalienborger Schloss zeigt und der großen Parade der Pelzmützen beiwohnt. Auch heute noch stellen viele Dänen am Abend des 4. Mai Kerzen in ihre Fenster, um der Befreiung des Landes zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Der 5. Mai wird als Befreiungstag gefeiert.

Kopenhagener Filmwelten

»Fyrtaarnet og Bivognen«, kurz »Fy og Bi« (Leuchtturm und Beiwagen), war das erste, international bekannte Komikerduo der Kinowelt. Zwischen 1921 und 1940 drehten Carl Schenstrøm (1881–1942) und Harald Madsen (1890–1949), der eine groß und dünn, der andere klein und dick, über 50 Filme und wurden als »Pat und Patachon« bekannt. Die dänischen Stummfilm-Vorläufer von Laurel und Hardy mimten oft friedferige, aber mittellose Vagabunden, die Akzeptanz in der Welt suchten, was jedoch stets misslang. Die Geschichten spielten oft im bürgerlichen Milieu und waren in den 1970er-Jahren in gekürzter Version im deutschen Fernsehen zu sehen. Gerade die Bilder von Straßenzügen und Gebäuden sind besondere Zeitdokumente und lassen einen Vergleich zum heutigen Kopenhagen zu.

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Die dänische Filmindustrie – hier Nordisk Film – blickt auf eine große Geschichte zurück

Zwischen 1968 und 1981 machte ein Gauner-Trio in 13 gemeinsam mit der ostdeutschen DEFA produzierten Spielfilmen, in erster Linie Dänemark, aber auch Mallorca, Brüssel und Paris unsicher. Die »Olsenbande« bestand aus Egon Olsen (Ove Sprogøe, 1919–2004), Benny Frandsen (Morten Grunwald, *1934) und Kjeld Jensen (1922–1998). Als Kleinkriminelle planten sie einfallsreich und mit großem Geschick ungewöhnliche Coups, scheiterten aber immer wieder an kleinen Unzulänglichkeiten. Die brachten Egon letztlich zurück in Gefängnis, aus dem er jedes Mal zu Anfang des nächsten Films wieder entlassen wird. 1998 gab es noch einen weiteren, letzten Film. Ein Grundprinzip der Gaunerkomödien war, die gutbürgerlichen, staatlichen und bürokratischen Strukturen und Konventionen in Dänemark zu karikieren. In den Nordisk Film Studios in Valby kann man den Spuren der Filmklassiker folgen.

Von Asta bis Aura

Asta Nielsen (1881–1972) war die wohl erste Leinwandgöttin des internationalen Filmgeschäfts überhaupt. Zunächst als Bühnenschauspielerin aktiv, drehte sie im Jahr 1910 ihren ersten Kinofilm, der ihren Ruf als Ikone des Stummfilms und als eines der ersten Sexsymbole begründete. Der Tonfilm sorgte für das Ende ihrer Karriere, trotz schöner Stimme und ausgezeichneter Mimik und Körpersprache. Lars van Trier (*1956) gehört zur jungen Garde innovativer Filmregisseure, der mit ungewöhnlichen Ideen dem Genre immer wieder verblüffende neue Facetten abgewinnt, die ihm unter anderem die »Die goldene Palme« der Filmfestspiele von Cannes im Jahr 2000 sowie eine Oscar-Nominierung einbrachten. Er setzt sich als Filmemacher häufig mit politischen Themen auseinander. Dänische Tagespolitik nimmt die weithin gerühmte Fernsehserie »Borgen«, die in Deutschland unter dem Titel »Gefährliche Seilschaften« bekannt ist, aufs Korn. Die fiktiven Begebenheiten um die erste dänische Premierministerin wurden so realitätsnah an tatsächlichen Schauplätzen dargestellt, dass die dänische Regierung eine Fortsetzung der Serie nicht mehr unterstützen wollte.

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Der Storchenbrunnen am Europaplads

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Eine besondere Shoppingatmosphäre herrscht im Freistaat Christiania

Carl Nielsen (1865–1931) machte sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als großartiger Komponist und Dirigent einen Namen. Seinem Leben und Werk ist ein Museum in Odense gewidmet. Er setzte die von Mogens Pedersøn (1585–1623) und dem Deutsch-Dänen Christoph Ernst Friedrich Weyse (1774–1842) begonnene sinfonische Historie Dänemarks fort. Der begnadete Pianist und Comedian Børge Rosenbaum (1909–2000) reicherte die sogenannte ernste, die klassische Musik mit einer ordentlichen Prise Humor an, was ihm großen Publikumszuspruch bescherte. Seine Scherze über die Deutschen gefielen den Besatzern jedoch nicht. Daher wanderte er in die USA aus und nannte sich fortan »Victor Borge«. Im Golden Theatre von New York trat er über drei Jahre kontinuierlich in einer One-Man-Show auf. Sein Motto: »Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen.«

Vivi Bach (1939–2013) und Gitte Hænning (*1946) brachten den liebenswerten dänischen Akzent in die leichte deutsche Schlagerwelt. Gitte wollte »einen Cowboy als Mann« und flirtete, auch im Film, im Duett mit dem Barden Rex Gildo (1936–1999), wandte sich später aber dem Jazz und ernsthafterem Pop zu und steht noch immer auf der Bühne. Die ebenfalls skandinavisch blonde Vivi revolutionierte an der Seite ihres Ehemannes Dietmar Schönherr (1926–2014) mit der Spielshow »Wünsch Dir was« zwischen 1969 und 1972 die brave deutsche Samstagabend-Unterhaltung. Mit karibisch entspannten Reggae-Rhythmen brachte das Duo Laid Back in den 1980er-Jahren die Jugend scharenweise auf die Tanzflächen, etwas gesetzter ging es bei den Olsen-Brüdern Jørgen (*1950) und Noller (*1954) zu, die 1967 Vorgruppe der legendären britischen Rockformation »The Kinks« waren und 2000 auf den »Flügeln der Liebe« den Eurovision Song Contest gewannen. Emmelie de Forest (*1993) wiederholte, barfuß im schwedischen Malmö, diesen Erfolg 2013. Mit Aura Dione (*1985) besitzt Dänemark einen weiteren, eher unkonventionellen Stern am Pop-Firmament.

Dänen in der Literatur

Natürlich überstrahlt Hans Christian Andersen (1805-1875) alles, was an dänischer Literatur jemals zu Papier gebracht wurde. Dass er zu Lebzeiten im Ausland mehr Beachtung fand als in seiner Heimat, wurmt die Dänen wohl bis heute. War er es doch, der ihnen das aus touristischer Sicht durchaus nicht unbequeme Klischee der Märchenhaftigkeit verpasste. Der gebürtige Norweger Ludvig Holberg (1684–1754) gilt als Begründer der klassischen dänischen Komödie, die scharfzüngig Lebensgewohnheiten karikiert, und als wichtigster Vertreter der Aufklärung in Nordeuropa. Nikolaj Frederik Severin Grundtvig (1783–1872), seines Zeichens Pfarrer und Schriftsteller, stellte 1808 mit der »Mythologie des Nordens« eine Sammlung heidnischer Sagen zusammen und schrieb über 400 Kirchenlieder. Er engagierte sich zeitlebens für die Erwachsenenbildung und gründete 1844 in Rødding die erste Volkshochschule. Adam Gottlob Oehlenschläger (1779–1850) läutete als dänischer Nationaldichter das goldene Zeitalter der dänischen Romantik ein.

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Kopenhagen lebt Hans Christian Andersens Märchen auf vielfältige Weise

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Bunte historische Bürgerhausfassaden an der Wilders Gade in Christianshavn

Der Philosoph und Literat Søren Kierkegaard (1813–1855) lehnte sich mit seinen wortgewaltigen Theorien gegen Staat, Kirche und Establishment auf und schuf damit die Grundlagen für Existenzphilosophie und Existenzialismus. Er blieb jedoch zu Lebzeiten weitgehend unverstanden. Martin Andersen Nexø (1869–1954) bereitete mit seinem vierbändigen Roman »Pelle, der Eroberer« der dänischen Arbeiterliteratur den Weg. Der renommierte dänische Regisseur Bille August (*1948) verfilmte 1987 den ersten Teil der Romans, in dem Nexø seine entbehrungsreiche Kindheit auf Bornholm beschreibt, und erhielt dafür 1989 einen Oscar für den besten ausländischen Film.

Meryl Streep und Robert Redford riefen mit der Hollywood-Verfilmung des Romans »Jenseits von Afrika« die Schriftstellerin Karen Blixen (1885–1962) in Erinnerung, deren Wohnung in Rungstedlund nördlich von Kopenhagen heute ein Museum ist. Peter Høeg (*1957) gehört zur jungen Garde dänischer Literatur. Mit »Fräulein Smillas Gespür für Schnee«, ebenfalls von Bille August verfilmt, landete er 1994 einen viel beachteten Überraschungserfolg, und auch die Romane Jussi Adler-Olsens (*1950) sind aus der modernen Kriminalliteratur nicht wegzudenken.

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Karen Blixens Schreibmaschine

Wissenschaft, Kunst und Politik

Die Theorien des Astronomen Tycho Brahe (1546–1601) über das Sonnensystem – Sonne und Mond drehen sich um die Erde, alle anderen Planeten kreisen um die Sonne – bildeten die Basis für das Planetensystem des Nikolaus Kopernikus. Brahe beobachtete eine »Supernova«, eine Sonnenfinsternis hatte schon in jungen Jahren seine Begeisterung für die Astronomie geweckt. Hans Christian Ørsted (1777–1851) aus Rudkøbing auf Langeland entdeckte 1820, dass elektrischer Strom eine magnetische Wirkung hat, und Niels Bohr (1885–1962) erhielt für sein Atommodell im Jahr 1922 den Physik-Nobelpreis.

Schon zwei Jahre nach seinem Tod eröffnete in Kopenhagen das Museum zu Ehren Bertel Thorvaldsens (1768–1844), des wichtigsten Bildhauers in der Zeit des Klassizismus. Kaum eine Großstadt in Europa wurde nicht mit wenigstens einer seiner imposanten Statuen bedacht. Die Skagenmaler um Anna Ancher (1859–1935) und P. S. Krøyer (1851–1909) beschritten Ende des 19. Jahrhunderts, wie schon 100 Jahre zuvor Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783–1853), neue Wege in der Malerei. Stühle von Arne Jacobsen (1902–1971) gelten als zeitlose Klassiker des Möbeldesigns und der Architekt Jørn Utzon (1918–2008) hat sich mit dem Bau des Opernhauses von Sidney unsterblich gemacht.

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Das Thorvaldsen Museum ist dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen gewidmet

Unter den insgesamt 50 dänischen Königen ist Margrethe II. (*1940) erst die zweite Monarchin. Die erste, ihre Namenvetterin Margrethe I. (1353–1412), hat nie den dänischen Thron bestiegen, sondern anstelle ihres minderjährigen Sohnes die Regentschaft übernommen. Sie ist als Begründerin der Kalmarer Union, mit der Norwegen, Schweden und Dänemark vereinigt wurden, in die Geschichte eingegangen. Margrethe II. konnte aufgrund einer vom Volk bewilligten Änderung der Verfassung, durch die die weibliche Thronfolge erlaubt wurde, 1972 die Nachfolge ihres Vaters antreten. Natürlich verfügt sie nicht über die Machtfülle, mit der ihre Namensvetterin ausgestattet war. Als Staatsoberhaupt Dänemarks hat sie aber viele protokollarische Aufgaben zu erfüllen. Die Dänen schätzen das unprätentiöse Auftreten Margrethes II., ihre sympathischen Marotten wie ihre künstlerischen Ambitionen, die sie als Gestalterin von Bühnenbildern oder Theaterkostümen unter Beweis stellt. Unter dem Motto »Gottes Hilfe, Volkes Liebe, Dänemarks Stärke« genießt sie hohe Sympathiewerte, trotz eines Lasters, das sie vor der Öffentlichkeit nicht verbirgt: Margarethe II. ist Raucherin. Ihr erster Sohn und Thronfolger Kronprinz Frederik kam 1968 auf die Welt.

Steckbrief Kopenhagen

Lage: Kopenhagen liegt im äußersten Osten der größten dänischen Ostseeinsel Seeland. Das Stadtgebiet erstreckt sich entlang der Küstenlinie des Øresunds über verschiedene weitere Inseln und Eilande. Hiervon wiederum ist Amager südlich des Zentrums die größte.

Fläche: 88,25 km2

Einwohner: 602 500 in der Kommune København (Stand 2017). Inklusive der an das Stadtzentrum angrenzenden Kommunen Frederiksberg, Dragør und Tårnby (sie bilden Byen København) sind es 765 200, im Kopenhagener Umland (København omegn) nochmals 543 000, damit lebt hier fast ein Viertel der gesamten Bevölkerung Dänemarks, und in der gesamten Øresundregion, also inklusive Malmö, gut 3,7 Millionen. Der Ausländeranteil beträgt ungefähr 13 %.

Bevölkerungsdichte: Byen København 4266 Einwohner pro km2, København omegn 1586 Einwohner pro km2

Amtssprache: Dänisch. Englisch wird fast überall verstanden und gesprochen.

Stadtwappen:

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Währung: Dänische Krone (DKK), 100 Øre entsprechen 0,134 EUR (Stand November 2017)

Zeitzone: MEZ (UTC+1), + eine Stunde Sommerzeit von Ende März–Ende Okt.

Geografie: Wie auch große Teile Dänemarks befindet sich das Kopenhagener Stadtgebiet auf einer von der Eiszeit geschaffenen Moränenlandschaft die sich im Schnitt 24 Meter über dem Meeresspiegel befindet. Die geologische Beschaffenheit des Untergrundes, der überwiegend aus Kalkstein besteht, sorgt bei städtebaulichen Maßnahmen wie dem Bau der U-Bahn stets für technische Herausforderungen.

Staat und Verwaltung: Dänemark ist eine parlamentarisch-konstitutionelle Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit dem Jahr 1972 Königin Margrethe II., die formell oberste Staatsgewalt besitzt. In der Praxis übt diese das auf Christiansborg ansässige Parlament, der »Folketing«, aus. Die Kopenhagener Stadtverwaltung residiert im Rathaus zwischen der Fußgängerzone Strøget und dem Vergnügungspark Tivoli.

Wirtschaft: Kopenhagen ist die ökonomische Metropole der Øresundregion und besitzt mit dem Flughafen Kastrup das wichtigste Drehkreuz Skandinaviens. Neben dem Dienstleistungssektor dominieren die Schifffahrt, das Kreuzfahrtwesen und die Brauereiwirtschaft. Kopenhagen gilt überdies als dänisches Mekka für Kunst und modernes Design.

Geschichte im Überblick

1043 Die Zeit der Wikinger hat ihren Zenit bereits überschritten als das Fischerdörfchen »Havn« (Hafen) auf Seeland erstmals Erwähnung findet.

1167 Auf Slotsholmen errichtet Bischof Absalon eine Schutzburg, denn Havn und die umliegenden Weiler werden zunehmend Ziel räuberischer Überfälle. König Valdemar I. überträgt dem Bischof daraufhin das Areal als Geschenk.

1186 Burg und Dörfer gehen in den Besitz des Bistums Roskilde über.

1254 Das Fischerdorf hat eine stattliche Größe erreicht und erhält durch Bischof Jakob Erlandsen Stadtrechte und den neuen Namen »Købmannshavn« (Hafen der Kaufleute).

1369 Nach militärischer Auseinandersetzung mit der Hanse wird die Schutzburg geschleift. Sieben Jahre später entsteht an gleicher Stelle das Schloss Kopenhagen.

1397 Verbund der skandinavischen Länder zur Kalmarer Union auf Initiative von Königin Margrethe I.

1416 Die Stadt erhält königliche Handelsprivilegien durch Erik VII. von Pommern.

1443 Kopenhagen wird dänische Hauptstadt.

1479 Gründung der Kopenhagener Universität.

1536 Reformation in Dänemark. König Christian III. erklärt sich zum Oberhaupt der Staatskirche.

1545–1585 Pestepidemien brechen mehrfach aus und sorgen in der Konsequenz für bessere hygienische Verhältnisse und Kanalisation.

1583 Gründung des Vergnügungsparks Bakken vor den Toren der Stadt.

1619 Christian IV. lässt den neuen Stadtteil Christianshavn errichten.

1658–1660 Schwedische Belagerung, in deren Folge Dänemark die Provinzen jenseits des Øresund an den Nachbarn abtreten muss. Kopenhagen widersetzt sich erfolgreich und wird zur freien Stadt.

1665 Absolutismus wird durch Frederik III. in der Verfassung verankert.

1711 Die Pest rafft rund 20 000 Einwohner der Hauptstadt dahin.

1728 Eine Feuersbrunst vernichtet die Hälfte der Bausubstanz in der Stadt.

1732 Schloss Kopenhagen wird abgerissen und das erste Christiansborg als königliche Residenz errichtet.

1750–1760 Die vier Adelspalais von Amalienborg entstehen.

1794 Ein verheerender Großbrand zerstört einen Großteil des Schlosses Christiansborg, König Christian VII. zieht nach Amalienborg um. Erneut werden große Teile der Stadt vernichtet.

1807 Erneute Feuersbrunst im Innenstadtbereich aufgrund englischen Bombardements.

1819 Hans Christian Andersen kehrt seiner Heimatstadt Odense den Rücken und erreicht zwei Tage später Kopenhagen.

1848 Der Absolutismus wird abgeschafft und eine liberale Verfassung konstituiert.

1852 Neue Siedlungen entstehen vor den Toren der Stadt.

1867 Abtragung der Stadtbefestigung, um dem starken Bevölkerungszuwachs entgegenzuwirken.

1843 Der Tivoli Vergnügungspark wird eröffnet.

1847 Eröffnung des Kopenhagener Hauptbahnhofs.

1884 Brand auf Schloss Christiansborg und erneute Zerstörung.

1894 Fertigstellung der Marmorkirche nach 150 Jahren.

1905 Vollendung des Rathausneubaus.

1906 Baubeginn des dritten Christiansborg, das 1937 fertig wird.

1913 Offizielle Einweihung der kleinen Meerjungfrau an der Langelinie.

1915 Die überarbeitete dänische Verfassung erlaubt Frauenwahlrecht.

1918 Das dänische Parlament, der »Folketing«, bezieht einen Flügel Christiansborgs.

1924 Erstmals regieren die Sozialdemokraten und schaffen die Basis für den heutigen Wohlfahrtsstaat.

1940–1945 Deutsche Truppen besetzen Dänemark und Kopenhagen.

1962 Der Strøget, eine der ersten Fußgängerzonen Europas, wird eingeweiht.

1971 Gesellschaftliche Aussteiger gründen den Freistaat Christiania.

1993 Nach zweiter Volksabstimmung entscheidet sich Dänemark für den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft.

1996 Kopenhagen ist europäische Kulturhaupstadt.

2000 Die Brückenschlag über den Øresund ist fertiggestellt.

2005 Einweihung der neuen Oper.

2013 Das moderne GoBike-Konzept ersetzt die städtischen Mietfahrräder.

2018 Pandabären sind die neue Attraktion im Kopenhagener Zoo.

Prinz Henrik, der Ehemann von Königin Margrethe II., stirbt am 13. Februar im Alter von 83 Jahren.

CENTRUM

1Rathaus

2Strøget

3Amalienborg

4Marmorkirche

5Nyhavn

6Rosenborg

7Runder Turm

8Das grüne Kopenhagen

9Botanischer Garten

10Nyboder

11Die kleine Meerjungfrau

12Churchill Parken und das Kastell

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Der Færgekroen am Nyhavn

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1 Rathaus

Am Wohnzimmer Kopenhagens

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Zu seiner Bauzeit zwischen 1892 und 1905 war der Turm des Kopenhagener Rathauses mit knapp 106 Metern der höchste seiner Art in ganz Dänemark. Das Werk des Architekten Martin Nyrop (1849–1921), das Haus der Bürger, orientiert sich in seiner dezenten Eleganz am Renaissance-Rathaus des italienischen Siena und überblickt den ehemaligen Halmtorvet, der bereits seit 1893 Rådhuspladsen genannt wird.

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Ein Modell von Jens Olsens Weltuhr steht im Foyer des Rathauses

Nach Fertigstellung des zwischenzeitlich insgesamt sechsten Rathauses der dänischen Hauptstadt, das seit 1981 unter Denkmalschutz steht, schwärmten die Kritiker von einem Erscheinungsbild voll gediegener Monumentalität und majestätischer Prägung. In feinster Harmonie und Abstimmung dominieren zwei halbrunde Erker die feingliedrige, aus Ziegelsteinen erstellte Fassadenfront. Über dem Portal liegt ein kleiner Balkon, überragt vom goldenen Standbild des Bischofs Absalon. Diesen Balkon nutzen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, allen voran natürlich die Königin, um dem geneigten Volk auf dem weitläufigen, quadratischen Rathausplatz, zu huldigen. Das Dach ziert eine zinnengekrönte, mit niedrigen Türmen versehene Mauer. Hier findet sich das Kopenhagener Wappenzeichen der drei goldenen Türme, sechs Statuen alter Stadtwächter und an den Seiten jeweils zwei aus Granit gefertigte Eisbären.

Zeichen der Zeit

Beim Besuch des Rathauses sollte man unbedingt den Turm erklimmen und auf dem Weg nach oben die Weltuhr von Jens Olsen (1872–1945) begutachten, die als Modell im Foyer steht. Dieses massive technische Wunderwerk besteht aus gut 15 000 Teilen, die Fertigstellung erlebte der findige Uhrmacher selbst nicht mehr. Gut 25 Jahre brauchte er, um die ausgeklügelten Funktionen zu berechnen. Nun zeigt die Uhr die Weltzeit an, den Sternenhimmel und die Sonnenzeit. Sie schlägt von 8 Uhr morgens bis Mitternacht im Viertelstundentakt. In der Krimikomödie »Die Olsenbande steigt aufs Dach« von 1978 machen die drei Protagonisten ungewollte und halsbrecherische Bekanntschaft mit dem beeindruckenden Uhrwerk.

Die verspielte Ouvertüre zum stündlichen Glockenschlag ist Kopenhagens Pendant zum ikonischen Geläut des Big Ben in London. Erstmals ertönte die Glocke an Silvester beim Jahreswechsel von 1899 nach 1900 und begründete das urdänische Ritual, die Silvesternacht feiernd auf dem Platz vor dem Rathaus zu verbringen. Wer schließlich die 300 Stufen bis zur Turmspitze erklommen hat, wird mit einer tollen Aussicht über die Dächer und die zahlreichen Türme der Stadt belohnt.

Innere Werte

Das Innere des Rathauses prägt insbesondere die große Halle, die auf eindrucksvolle Weise den Geist der italienischen Renaissance atmet. Eine marmorne Büste von H. C. Andersen in einer Ecke, verströmt sie – nicht selten mit zahllosen Danebrogs geschmückt – eine höchst festliche Stimmung, angelegt als Säulengalerie mit hohen Balustraden. Häufig wird sie für Konzerte und andere öffentliche Veranstaltungen genutzt. Auf Führungen lassen sich die weiteren Festsäle erkunden und auch die beeindruckenden Fresken in Bürger- und Präsidententreppe, welche die Stadtgeschichte von den Anfängen bis 1906 zeigen.

Infos und Adressen

SEHENSWÜRDIGKEITEN

Rathaus Kopenhagen. Mo–Fr 9–16, Sa 9.30–13 Uhr, Eintritt frei, Rådhuspladsen 1, 1599 København V, Tel. 33 66 25 86, www.kk.dk

Führungen auf den Turm. Auf Englisch Mo–Fr 13, Sa 10 Uhr, auf Dänisch Mo–Fr 10 und 15, Sa 11 Uhr

Turmbesuch. Mo–Fr 11 und 14, Sa 12 Uhr, kostenlos mit der Copenhagen Card (S. 136).

Spezialführungen durch das Rathaus für Gruppen ab fünf Personen dauern bis zu zwei Stunden und beinhalten die berühmten Rathaus-Pfannkuchen sowie ein Glas Wein. Die Pfannkuchen, die ebenfalls bei der Olsen-Bande eine Rolle spielten, brachte der belgische König bei seinem Besuch 1927 mit, als man in der Rathausküche vergeblich nach einem Dessert für den Staatsgast fahndete und der Küchenchef kurzerhand die belgische Spezialität in dänischer Variation kreierte und aus dem Rezept ein Geheimnis machte.

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Repräsentativer Veranstaltungsort: die Eingangshalle des Rathauses

2 Strøget

Einkaufsstraße der Superlative

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»Strøget«, der Strich, verbindet rein geografisch betrachtet den Rathausplatz mit dem Kongens Nytorv und bildet so etwas wie die Hauptschlagader Kopenhagens. Zum multikulturellen Flair der 1,1 Kilometer langen Einkaufsmeile tragen internationale Modemarken, traditionsreiche Kaufhäuser und ein buntes kulinarisches Kaleidoskop ebenso bei wie ein fulminanter akustischer und kultureller Wirrwarr.

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Mobile Werbeträger buhlen um die Gunst der Einkäufer

Schon im 18. Jahrhundert verpassten die Kopenhagener der Kombination verschiedener Straßenzüge und Plätze den merkwürdigen Spitznamen, der vermutlich auch mit dem einen oder anderen dort anzutreffenden Gewerbe zu begründen ist. Im November 1962 wurden Frederiksberggade, Gammeltorv und Nytorv, Nygade, Vimmelskaftet, Amagertorv und Østergade, so der Verlauf in West-Ost-Richtung, zu einem ausschließlich für Fußgänger begehbaren Bereich umgewidmet. Damit entstand eine der ersten Fußgängerzonen Europas und nach wie vor eine der längsten der Welt. Ihr Ruf war schon bald legendär, einen Einkaufsbummel auf dem Strøget musste man einfach einmal erlebt haben. Noch heute strömen die Massen hierher, wenngleich Glanz und Gloria ein wenig Patina angesetzt haben. Denn längst schwingen internationale Boutiqueketten und -namen das Zepter, haben traditionelle dänische Geschäfte der schnelllebigen Welt Tribut gezollt.

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Bildnis der Königin im Ripley’s Believe it or Not Museum

Boutiquen und Straßenhändler

Nichtsdestotrotz lohnt der Bummel auf dem Strich, der Blick in die Auslagen überbordend farbenfroher oder dezent distinguiert gestalteter Schaufenster und Souvenirshops oder auf das auf bunten Tüchern ausgebreitete Warenangebot fliegender Händler, die meist vor dem Zaun der Helligåndskirke zu finden sind und stets aufmerksam das Publikum beobachten. Zuweilen ist nämlich ein zügiges Beenden der Verkaufstätigkeit notwendig, falls sich Ordnungshüter in ihre Nähe wagen. Selbst gestandene Einkaufsmuffel können sich kaum den Reizen des geschäftigen Treibens und der gebotenen Variationsvielfalt entziehen. Straßenkünstler ganz in Weiß oder Gold, Hans-Christian-Andersen-Ebenbilder, die unvermeidlichen Musikanten mit Gitarre und Panflöte sowie Straßenmaler, die häufig ihre Werke unter den Augen des verblüfften Publikums am Amagertorv auf dem Pflaster entstehen lassen, runden das atmosphärische Bild ab.

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Alternatives Shoppen geht prima auf Stræderne