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Georg Schwarzbach

Linz abseits der Pfade

GEORG SCHWARZBACH

Linz

ABSEITS DER PFADE

Eine etwas andere Reise
durch die Stadt an der Donau

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„Ihr seht, voll Kurzweil ist das Linzer Treiben –
Drum auf nach Linz und lasst uns dorten bleiben!“

Fritz von Herzmanovsky-Orlando

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Inhalt

Linz – eine biografische Annäherung

Vertiefungen

Kulinarische Einstimmungen

Anatomie einer Stadt

Mariendom

Im Schatten des Mariendoms

Von Stifter zur Donau

Nordico Stadtmuseum Linz

Rund ums Nordico

Hauptplatz

Vom Hauptplatz gen Osten

Vom Hauptplatz gen Westen und wieder retour

Donauabwärts

Die andere Seite – Donauabwärts

Die andere Seite – Donauaufwärts

Unterkünfte. Shoppen

Bibliografie

Danksagung

Hauptschauplätze der Stadt Linz

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A

Neues Rathaus (s. S. 130)

B

Urfahraner Markt (s. S. 128)

C

LENTOS (s. S. 118)

D

Brucknerhaus (s. S. 119)

E

Tabakfabrik (s. S. 98)

F

Stifterhaus (s. S. 118)

G

Hauptplatz (s. S. 79)

H

Schlossmuseum (s. S. 107)

I

Landhaus (s. S. 49)

J

afo (s. S. 98)

K

NORDICO (s. S. 66)

L

Synagoge (s. S. 78)

M

Klosterhof (s. S. 16)

N

Mariendom (s. S. 35)

O

Südbahnhofmarkt (s. S. 78)

P

Volksgarten (s. S. 22)

Q

Botanischer Garten (s. S. 48)

R

Franz-Josefs-Warte (s. S. 108)

S

Voest (s. S. 119)

T

Pöstlingberg (s. S. 17)

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Linz – eine biografische Annäherung

Die Erinnerung an meinen ersten Aufenthalt in Linz ist eine in Grauen getauchte. Indirekt trug die katholische Kirche Schuld daran, ich war zur Firmung mit einem Städteflug nach Linz beschenkt worden. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die Stadt war Mitte der 1980er keine Destination, die die soziale Reputation eines 14-Jährigen sonderlich zu heben vermocht hätte. Der Firmpate, Onkel Hermann, war zu keiner Zeit seines Lebens ein angenehmer Reisebegleiter.

Beim Boarding wurde uns eine Linzer Torte überreicht. Dabei stellte sich heraus, dass Onkel Herrmann die Reise bei einem Preisausschreiben einer von ihm abonnierten Rundfunkzeitschrift gewonnen hatte. Der Pate kassierte die Torte für die Tante. Sie hatte Flugangst und eine Vorliebe für Kaffeekränzchen.

Bis Amstetten verlief der Flug ohne Turbulenzen. Dann entluden sich die atmosphärischen Störungen des Firmpaten, weil ihm der Gang zur Toilette verwehrt wurde. Man befände sich bereits im Landeanflug, wurde ihm beschieden. Am Flughafen Linz nahmen wir dem feierlichen Anlass gemäß ein Taxi. Mercedes, Inländer, Raucher. Das war dem Onkel wichtig. Nachdem er sich ächzend im Fond des Wagens niedergelassen hatte, zündete er sich einen seiner billigen Stumpen an. „Es stört Sie doch nicht?“, fragte er den Fahrer. Der deutete auf den überquellenden Aschenbecher und stieß Rauch aus. Der Onkel nannte die Adresse.

Als wir beim Klosterhof ankamen, war mir übel. Ich öffnete die Tür. Selten hat mich etwas angenehmer umfangen als die gute Linzer Luft. „Sie trinken doch etwas mit uns?“, fragte der Onkel. Wir haben Schurlis Firmung zu feiern. Der Taxifahrer folgte uns unter Na-eigentlich-sollte-ich-nicht-Gemurmel in den Biergarten. Onkel Herrmann wählte einen nahe den Toiletten gelegenen Tisch.

Mehr als besagten Ort habe ich an diesem Tag von der Stadt nicht zu sehen bekommen. Das zahle sich nicht aus, befand der Onkel. Für die Grottenbahn am Pöstlingberg wäre ich zu alt und sonst gebe es nichts, was man in Linz tun könne. Er wisse das, er sei im Krieg hier stationiert gewesen. Und außerdem: Der Klosterhof sei doch herrlich! Die Süffigkeit des Bieres, die Qualität der Bratwürste, die Ruhe! Ob ich nicht doch vom Bier kosten wolle? Nein? Sicher nicht? Schade, da entgehe mir etwas. Schade auch, dass der Taxifahrer schon nach dem zweiten Krügel wieder gegangen sei. Man habe sich mit ihm ganz ausgezeichnet über Hochfrequenztechnik unterhalten können. Ich saß die Zeit im Klosterhof ab wie eine Strafe. Wir haben den Rückflug mit knapper Not erreicht. Die Freude der Tante über die Linzer Torte war durch den Zustand des Onkels getrübt: Man könne den alten Esel keine zehn Stunden allein lassen, ohne dass er die Gelegenheit nutzen würde, sich zu betrinken.

Meine Kenntnis der Stadt vertiefte sich in den folgenden Jahren nicht sonderlich. Linz war eine Terra incognita, bevölkert von älteren, bedächtig biertrinkenden Männern, die über Hochfrequenztechnik, Krankheiten und die Kriegsjahre sprachen. Selbst beim DKT-Spielen war Linz nicht unbedingt die Stadt, wo man seine Häuser und Hotels hinstellen wollte. Nur Eisenstadt war schlechter. Was im allseits beliebten Linz-Bashing jener Zeit nie Erwähnung fand.

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Bowie in Linz. Those were the days.

Im Winter 1989 rief ein Freund an und fragte, ob ich mit ihm zu einer Veranstaltung in Linz gehen wolle. Ich sagte hohnlachend ab. Der Freund besuchte das Nirvana-Konzert allein. Er reibt es mir bis heute unter die Nase. Zu einem Konzert im Folgejahr fuhr ich mit. Warum David Bowie auf seiner Sound + Vision Tour zwischen Kopenhagen und Berlin in Linz Station machte und nicht in Wien, weiß ich bis heute nicht. Es war ein Thema, das die im Sonderzug sitzenden Fans ausgiebig beschäftigte. Vom Bahnhof ging es zum Stadion auf den Froschberg. Bowie spielte vor 30.000 Fans. Es war energetisch ganz gewaltig. Bei Life on Mars schrie eine junge, schöne Linzerin in einem ungewohnten, doch angenehmen Idiom, ob sie auf meine Schultern dürfe. Meine Erziehung hätte es mir verboten, ihr den Wunsch abzuschlagen. Sie hieß Maria, ich schwankte drei Nummern lang unter ihr. Bei Ziggy Stardust, Heroes und Changes schwankte dann der Freund. Im Anschluss an das Konzert nahm uns Maria mit in die Altstadt. Sie war frei von Biergärten. Die Verabschiedung in der ersten Morgenstunde verlief herzlich. Sie fand bei einem Würstelstand im Brückenkopfgebäude statt, der unter dem interessanten Namen Warmer Hans firmierte. Ganz haben der Freund und ich den Weg zum Bahnhof dann nicht mehr geschafft. Im Volksgarten, unweit des Denkmals, das, wie wir annahmen, Rübezahl, den Herren der Berge, vorstellte, suchten wir uns zwei Bänke, schliefen ein, erwachten unbehelligt. Einige Frühstückszigaretten lang führten wir ein anregendes Gespräch mit einem Herrn mit Tagesfreizeit. Es gab biografische Parallelen: Auch er war mit 19 auf seinem ersten Bowie-Konzert gewesen, allerdings in London. Das Bier sei dort warm gewesen, nicht zu saufen, wie wir erfuhren.

Es war ein ganz anderer Einstieg als der mit dem Onkel. Seither bin ich oft in Linz gewesen. Das, was mir bei meinen Aufenthalten berichtenswert erschien, habe ich in diesem Buch niedergeschrieben.

Vertiefungen

Linzer Torte

Die Linzer Torte ist ein Backwerk der Superlative. Sie wird nach dem ältesten niedergeschriebenen Tortenrezept der Welt gebacken, damit nicht genug, gilt sie unter Kennern auch als das trockenste jemals von Menschen ersonnene Backwerk. Warum das so ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Doch konfrontierte mich ein in Linz ansässiger Herr mit einer interessanten Theorie: Man müsse das Backwerk aus dem historischen Kontext heraus zu verstehen suchen. Im 17. Jahrhundert hätte trockenes Gebäck in der von feuchtem Donauklima geplagten Stadt ein Statussymbol dargestellt. Alles autochthone Backwerk stehe in dieser Tradition, egal, ob es sich nun um Linzer Augen, Linzer Kipferl oder Linzer Stangen handle. Selbst im globalen Maßstab würde die Trockenheit der Linzer Bäckerei nur noch von den Gramastettner Krapferl übertroffen.

Mit Sicherheit sprachen aus dem erwähnten Herrn lediglich der Neid und die Missgunst des Diabetikers. Eine frische Linzer Torte ist nicht so trocken, ihre Anhängerschaft bis in die höchsten Kreise beträchtlich. Selbst Kaiserin Elisabeth wird als Liebhaberin gelistet. Damit nicht genug, war sie namensgebend für eine Operette, die, ähnlich dem „Weissen Rössl“ am Wolfgangsee, vielleicht ein Welterfolg geworden wäre, wenn die Uraufführung nicht im Linz des Jahres 1944 stattgefunden hätte.

Flughafen Linz

Seit den 1920er-Jahren besteht die Möglichkeit, Linz auf dem Luftweg zu erreichen. Damals geschah dies mit Wasserflugzeugen auf der Donau, heute landet man weit unspektakulärer auf den Landebahnen des Flughafens Linz-Hörsching, der sich auch blue danube airport linz nennt. Es gibt tägliche Flugverbindungen nach Frankfurt am Main, Düsseldorf, London und Wien, wobei letztere dem Vernehmen nach bald eingestellt werden sollen. Die 12 Kilometer nach Linz lassen sich neben dem Taxi auch mit einem stündlich fahrenden Zug oder dem Flughafenbus 601 zurücklegen. Planespotters können täglich von 06 bis 23 Uhr auf der Terrasse des Flughafengebäudes startende und landende Flugzeuge beobachten. Für mitgenommene Kinder, die dieser Leidenschaft nicht ausreichend Verständnis entgegenbringen, haben die Betreiber einen Spielplatz eingerichtet.

Klosterhof

In dem Gebäude, in dem heute dem Bier eifrig zugesprochen wird, betrieben die Benediktiner des Stiftes Kremsmünster bis 1928 eine Studienbibliothek. Seit 1930 beschränkt sich die hausinterne Lektüremöglichkeit auf die der Speisekarte, welche jedoch umfangreich ist. Der Klosterhof gehört zu den gastronomischen Betrieben, die aus der Stadt nicht wegzudenken sind. Ein Besuch empfiehlt sich namentlich bei schönem Wetter, wenn man im angeblich größten Gastgarten Oberösterreichs unter alten Kastanienbäumen sitzen kann.

Stieglbräu zum Klosterhof, Landstraße 30

Öffnungszeiten: täglich 09–24 Uhr

Linzer Luft

In den 1980er-Jahren war Linz alles andere als ein Luftkurort. Die Emissionen der hier ansässigen Stahl- und Chemieindustrie strömten ungefiltert aus den Schloten und sorgten dafür, dass die Stadt oftmals unter einer Dunstglocke lag. In Linz stinkt’s, lautete ein geflügeltes Wort jener Zeit. Nachdem sich die Maßnahmen der Politik zunächst darauf beschränkten, die Höchstwerte für Schadstoffe hinaufzusetzen und darauf hinzuweisen, dass es in der Sahara auch staube (Bürgermeister Hillinger), formierten sich Bürgerinitiativen wie Linzer Luft. Sie organisierten Unterschriftenaktionen, Schweigemärsche und gaben eine Publikation namens Luftpost heraus. Die der Industrie geschuldete Luftverschmutzung ging seither stark zurück. Zu schaffen macht der Stadt, die eine ausgesprochene Pendlerdestination ist, nach wie vor der Individualverkehr. Die schlechteste Luft wird derzeit am neuen Rathaus, beim Römerbergtunnel und rund um den Bahnhof eingeatmet.

Pöstlingberg

Wie Rom ist Linz auf sieben Erhebungen gegründet, wobei die in der oberösterreichischen Hauptstadt vielleicht weniger geschichtsträchtig sein mögen, dafür deutlich höher sind. Der Pöstlingberg ist der bekannteste der Linzer Hausberge, er ist zudem eine der begehrtesten Wohnadressen der Stadt. Ursprünglich ein Wallfahrtsort (Basilika zu den Sieben Schmerzen Mariä, eines der Wahrzeichen von Linz) entwickelte er sich mit dem Bau der gleichnamigen Bahn auch zu einem beliebten säkularen Ausflugsort. Von der Aussichtsplattform hat man einen der besten Ausblicke auf die Stadt und weit darüber hinaus. An klaren Tagen wird sich Ihnen der Slogan aus den 1950er-Jahren erschließen: Linz – die Donaustadt am Alpenrand. (Er war lange in Gebrauch und wurde in alle Weltsprachen übersetzt. Sie können bei Linzern Eindruck schinden, wenn Sie ihn auf Esperanto aufsagen: Linz – la Danuburbo ce la rando de la Alpoj). Am Berg wurde und wird auch Wintersport getrieben. Der britische Reiseschriftsteller Patrick Leigh Fermor, der sich auf seiner Fußreise von Hoek van Holland nach Konstantinopel in Linz aufhielt, zog sich hier beim Skilauf etliche blaue Flecken zu. Die Grottenbahn ist ein all time favorite. Sie ist im Turm einer ehemaligen Verteidigungsanlage untergebracht und bietet seit 1906 Einblicke in die Welt der Drachen, Hexen und Zwerge. Als Besonderheit findet sich zudem eine Nachbildung des Linzer Hauptplatzes aus der Zeit um 1900.

Linz-Bashing

St. Pölten einmal ausgenommen (und Wels!, wie die Autorin Dominika Meindl behauptet), dürfte es innerhalb Österreichs keine Stadt geben, die dermaßen kontinuierlich und intensiv geschmäht worden ist wie Linz. Soweit bekannt, begann alles mit einer venezianischen Delegation im ausgehenden Mittelalter, die sich über die Ärmlichkeit der kaiserlichen, mit Holzschindeln gedeckten Residenz mokierte und entsprechend abfällig darüber berichtete. Wenn man den Venezianern Glauben schenken darf, war das Kostbarste an Linz damals jenes goldgewirkte Tuch, das Friedrich III. über sein nekrotisches Bein gebreitet hatte. An dieser Stelle ließe sich einwenden: hochmütige Ausländer. Doch fällt auf, dass sich in späteren Zeiten auch genügend heimische Literaten despektierlich über Linz und seine Einwohner geäußert haben.

So etwa Eduard von Bauernfeld, einem der erfolgreichsten und meist gespielten Lustspieldichter des 19. Jahrhunderts. Von ihm hat praktisch nichts überdauert, mit Ausnahme eines prägnanten Verses: Mit Cyankali hat’s keine Eile! Man kann auch ruhig sterben vor Langeweile. Wie in der Provinz. Zum Beispiel in Linz. Karl Kraus verunglimpfte Hermann Bahr als Der Herr aus Linz und von Fritz von Herzmanovsky-Orlando kennt man die Drohung: Werden Sie mir nicht übermütig, Nepomuk! – Sie wissen: Ihnen droht Linz! Berühmt wurde auch der 1959 geschriebene Qualtingertext Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben. Er spielt in einer Garderobe, in der sich zwei abgehalfterte Mimen abschminken, wobei sie ihr Bühnenleben Revue passieren lassen. Es verlief erfolglos, die beiden gastierten an Orten wie Mährisch-Ostrau, Brüx-Dux-Komotau, Tetschen-Bodenbach und Bunzlau. Der krönende Abschluss ihrer Karriere wäre ein Engagement in Linz. In Linz müßte man sein, in Linz, seufzen die Mimen am Ende voll Sehnsucht. Einige Jahre danach bezeichnet Heimito von Doderer Linz als Stadt meiner unüberwindlichen Abneigung.

In Thomas Bernhards letztem Stück Heldenplatz fällt der bösartige Satz: In Linz geboren, allein das ist ein fürchterlicher Gedanke. Aber schon viele Jahre zuvor telegrafiert Bernhard auf die Anfrage des Linzer Landestheaters, ob man ihn dort aufführen dürfe: Überall sonst – aber nicht in Linz. Über das Linzer Landestheater findet sich in Mein Kampf die vermutlich nicht einmal böse gemeinte Passage: Ich empfinde es heute als besonderes Glück, daß mir durch die Bescheidenheit der provinzialen Aufführung die Möglichkeit einer späteren Steigerung erhalten blieb.

Bescheiden die Bemühungen der Gegenseite: Linz i mog di so, wia du bist. Linz, du brauchstfia mi a koa neichs Gsicht. Linz, du host a Supafigur, Linz i bin dei Bua. (Leopold Wandl)

Warum man sich gerade an Linz so abgearbeitet habe, fragte ich einen älteren Gesprächspartner. Der meinte, es läge wohl auch am Namen, der sich auf Provinz reime. Hieße Linz nicht Linz, sondern Lanz oder Lonz, sähe es anders aus.

Eine aus dem Mühlviertel gebürtige, schon Jahrzehnte hier ansässige Freundin berichtete, dass in ihrer 1970er-Kindheit eine Fahrt nach Linz nur dann unternommen wurde, wenn man zum Notar, ins Spital oder zu einem Arzt musste. Die Anziehungskraft von Linz wäre schlicht zu gering gewesen. Man hätte diesen grauen Industriestandort auch nicht als schön bezeichnet, Steyr, Enns, Wels, das wären schöne Städte gewesen. Die Wende sei erst mit den 1980ern gekommen, als man die Emissionen der Industrie drosselte, eine Imagekampagne in ganz Österreich startete, überall diese Plakate affichierte, auf denen Wien, Salzburg, Innsbruck, Graz schaut Linz zu lesen war und Linz sich als Kulturstadt zu etablieren begann. Das Kulturhauptstadtjahr 2009 sei für Linz von entscheidender Bedeutung gewesen. Die Stadt sei heute einfach anders.

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Imagekampagne: Wien schaut Linz, 1993

Schöne Linzerin

Was mit der schönen Linzerin Maria in weiterer Folge geschehen ist, wäre spannend zu erfahren. Aufgrund des Besuches eines ethnologischen Dialektseminares glaube ich sagen zu können, dass Maria keine gebürtige Linzerin gewesen ist. Sie dürfte ihre Wurzeln im nördlichen Hausruckviertel gehabt haben.

Die Linzerin fällt nicht nur durch ihr angenehmes Äußeres, sondern auch durch die häufige Verwendung der Worte Ma! (ein Ausruf des Erstaunens), Voi! (lässt sich sehr unvollkommen mit total übersetzen) und Marier! (eine Anrufung der heiligen Jungfrau Maria – Zeugnis einer geglückten jesuitischen Gegenreformation) auf. Passend zur Gegenreformation heißen die meisten Linzerinnen übrigens Maria, Anna oder Elisabeth und heiraten meist einen Michael, Christian oder Thomas.

Gesichert ist zudem, dass die Frauen von Linz seit alters her auf verschiedenen Ebenen gerühmt wurden. Johann Kaspar Riesbeck erging sich in seinen 1783 erschienen Briefe(n) eines Reisenden Franzosen über Deutschland nicht nur über ihre sprechenden und einnehmenden Gesichtszüge. Er konstatierte darüber hinaus: Das hiesige Frauenzimmer ist mit den guten Manieren, der Lektüre und den gesellschaftlichen Situationen viel besser bekannt, als die Bayerinnen und Schwäbinnen, die aber an Fleisch reichlich ersetzen, was ihnen an Geist gebricht.