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Für meine Eltern Bruno und Monika Sielaff,

die ihre Kinder und Kindeskinder mit Vertrauen und Liebe das Durchhalten, Selbstvertrauen und Wiederaufstehen vorgelebt und gelehrt haben.

Was auch immer zu schaffen war, Ihr habt es geschafft.

Voller Stolz ein inniges Danke.

Martina

Grünewald-Ernst

Chef im
eigenen
Hirn

Wie Sie den Zugang zu
Ihrem Potenzial freilegen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Informationen sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-7664-9962-2

eISBN 978-3-7664-8029-3

Im Vertrieb von: Jünger Medien Verlag, Offenbach

Lektorat: Anja Hilgarth, Herzogenaurach

Coverabbildung: DISTROLOGO/Shutterstock

Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen, www.martinzech.de

Fotos: AfnB, pixabay

Satz und Layout: ZeroSoft, Timisoara

Druck und Bindung: Salzland Druck, Staßfurt

1. Auflage 2019

www.leaco-lab.de

© 2019 by Martina Grünewald-Ernst

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

1. Eine Ode an meine Komfortzone oder: Warum lernen?

Von Neuronen und Gewohnheiten oder: Wie lernen wir?

Chef über Milliarden: unser Gehirn

Wir entscheiden, was wir uns merken wollen

Wie sollten wir lernen?

2. Der Weg zum ZET-Master

Ziel – klar und detailliert

Erreicht – nichts für Faule

Tun – ganzheitlich im Selbstgespräch

3. Der passende Schlüssel

Die Umpolung: Raus aus dem Gedankenlabyrinth

Ganzheitlich denken

Am Anfang steht die Motivation

Automatismen identifizieren und umpolen – das Herzstück für unsere Chefkompetenz im Hirn

Wie die Umpolung funktionieren kann

4. Bremsen lösen und los

Nicht in den Rückwärtsgang schalten oder: Keine Ausweichmanöver mehr

„Ich habe es ja gleich gewusst“

Bei Schwierigkeiten Gas geben

Bahn frei für die Amygdala

Richtung ist wichtiger als Zeit

Die Königstocher macht es vor: Keine Angst vor Boykotteuren

Das Steuer fest in der Hand halten

Der Zeigarnik-Effekt

Sich auch selbst führen

5. Unterwegs nach dem eigenen Fahrplan

Das Ziel nicht „nicht“ denken

Den Fahrplan offenlegen

Sie sind ein Genie!

Peilen Sie das Ziel an oder lassen Sie es bleiben

6. Auf der „Wiederholspur“

Wenn Lernen nicht auf Anhieb klappt

Wie Lernen gelernt wird

Was beim Lernen passiert

Der „Taschen-Coach“ als Navi

Sicherheit in wenigen Minuten

Extra-Sicherheit mit der „Gleichgültig“-Frage

7. Mit innerem Antrieb zum Ziel

Wo kein „Warum“, da kein „Wie“

Ohne Antrieb geht es nicht

Wenn der Antrieb stottert

Drei Praxisbeispiele für starke innere Antreiber

Seien Sie Chef Ihres eigenen Gehirns!

Ausklang – Eine Seite für mein Wunder

Über die Autorin

Vorwort

Seit Jahrzehnten ist der Psychologie und der Medizin bekannt, dass ein gesunder Körper eine gesunde Psyche voraussetzt und jeder Mensch bei genügend Kenntnis seiner eigenen Zusammenhänge durchaus in der Lage ist, für seine gesunde psychische und physische Weiterentwicklung Sorge zu tragen. Mittlerweile gibt es unzählige Ratgeber und Vorträge, die hier auf die Sprünge helfen sollen, jährlich werden über 30 Milliarden Euro in Persönlichkeitsentwicklungs- und Weiterbildungsmaßnahmen investiert.

Dennoch verpufft die Motivation in der Regel nach kurzer Zeit, weil der Weg in die Umsetzung und damit heraus aus der alten Gewohnheit entweder zu anstrengend oder nicht nachhaltig wirksam ist. Das bringt eine Menge Marktmöglichkeiten und im Nachgang Unzufriedenheit bis Misstrauen in die angepriesenen oder bereits durchgeführten Maßnahmen.

Mich treibt schon immer die Frage an, was Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung tatsächlich weiterbringt. Vor drei Jahrzehnten begegnete ich meinem damaligen Professor und Mentor, der sich der Suche und Entwicklung von Werkzeugen verschrieben hatte, Menschen einfach und immer wieder dazu zu verhelfen, sich selbst „am Schopfe herauszuziehen“. Selbst sehr neugierig und mit viel Zweifler- und Erfindungsgeist überprüfe und modifiziere ich seit nun fast drei Jahrzehnten die Wirksamkeit und vor allem die Nachhaltigkeit der von ihm gefundenen Werkzeuge mit mittlerweile Tausenden von Probanden und Trainingsteilnehmern, denen diese Methoden vermittelt wurden. Das Ergebnis ist verblüffend.

Nur ein unbedeutender Prozentsatz der Probanden entwickelte sich nicht weiter und verzeichnete keine Erfolge. Der Grund dafür liegt jedoch nicht in der Wirksamkeit des Werkzeugs, das vermeintlich versagt hat, sondern in der persönlichen Haltung der betreffenden Probanden. Jeder erfolgreiche Teilnehmer hingegen hat das vermittelte Können in seinen eigenen Stil übernommen und sich damit sowohl persönlich als auch professionell exorbitant in seinem Potenzial entwickelt und maßgebliche Ergebnisse erzielt. Warum? Durch Anwendung. Die verschwindend geringe Misserfolgsquote verzeichneten die Probanden, die nicht angewendet haben. Die also trotz vorhandener und stets einsatzbereiter Möglichkeit die Entscheidung trafen, bei ihren gewohnten Vorgehensweisen zu bleiben. Die Bequemlichkeit konkurrierte mit dem Lerntrieb und gewann. Einleuchtend, dass eine Entwicklung freiwillig sein muss und nur geschieht, wenn der sich Entwickelnde die Notwendigkeit verspürt, etwas ändern oder hinzulernen zu wollen, um seine Umstände und Erfolgsaussichten zu verbessern.

Mittlerweile, in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, empfinde ich es als Geschenk, über einen Schlüssel zur persönlichen Entwicklung zu verfügen, der es mir zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort ermöglicht, mich zu sortieren, auszurichten und genauso harmonisch wie erfolgreich sowohl meine persönlichen als auch beruflichen Ziele sicher zu erreichen. Rückblickend habe ich nur die Dinge nicht erreicht, die mir tatsächlich nicht wichtig genug waren. Ohne mich zu verdrehen, meiner persönlichen Logik folgend, nehme ich mir mindestens ein- bis zweimal im Jahr die Zeit, meine PS auf die Straße zu bringen. Dies möchte ich mit Ihnen teilen. Entdecken und arbeiten Sie mit Ihrem Wunderwerk Gehirn. Sie können dieses Buch als Anleitung oder Ratgeber lesen, oder auch als wissenschaftliche Abhandlung und Informationssammlung. Genauso mag es Ihnen als Ansporn und Motivationsgeber dienen. Bleiben Sie gespannt. Ich bin es.

Martina Grünewald-Ernst

Einleitung

„Stell dir vor, du gehst schlafen, und während du schläfst, geschieht ein Wunder. Woran merkst du, wenn du am nächsten Tag aufstehst, dass das Wunder geschehen ist? Was ist anders, was hat sich zum Positiven verändert?“

In Steve de Shazers und Insoo Kim Bergs lösungsfokussierter Kurztherapie und im ressourcenorientierten Kurzzeitcoaching ist diese Frage die Einleitung einer Intervention, um das scheinbar Undenkbare in Worte zu fassen. Sie ermöglicht Menschen, das vermessene und unaussprechliche Verlangen nach der eigenen Lösung zu befreien, zu fühlen und gedanklich den Weg zum Ziel bereits hinter sich zu haben.

Ich liebe diese Frage. Jedoch braucht die Umsetzung des nun geplatzten gedanklich-emotionalen Knotens auch einen Plan, den der nun Erleuchtete auch in die Praxis übersetzt bekommt, und eine Antwort auf die Frage: „Wie – geht das jetzt auch im gelebten Alltag?“ Das Gedankenspiel allein reicht einfach nicht, das „Umgesetzt – gewusst wie“ und das Schaffen von messbaren Ergebnissen erst bringen die Vertiefung und Alltagskompetenz.

Wie wichtig das persönliche Können als Leitfaden im eigenen Leben ist, sehen wir an Menschen, die selbst schwierigste Lebenssituationen, schlimmste Krisen privater und existenzieller Natur, wiederholt gemeistert haben. Sie sind meist noch gestärkt und im Beruf erfolgreicher daraus hervorgegangen.

Solche Menschen als Mentor und Coach zu haben, ist ein großes Geschenk. Sie lehren uns durch ihr Vorbild, Werte und Leitfäden einzuhalten. Wirklich jeder Mensch sollte sich bewusst darüber sein, dass wir, was wir sind, nur durch und mit anderen erreicht haben oder erreichen können. Sei es durch persönliche Begleitung oder durch das Anwenden von erprobten Lösungen aus zum Beispiel diesem Buch. In diesem Falle möchte ich gerne Ihre Mentorin, Ihr Coach sein.

Mein eigenes Leben ist eine Folge von Niederlagen und Erfolgen, von Fallen und Wiederaufstehen. Bereits jung Mutter von drei Kindern geworden und mit wenig Zeit für die eigene Entwicklung, habe ich meine persönlichen Ziele grundsätzlich nur mit Disziplin, unorthodoxem Denken und der Bereitschaft erreicht, abends und nachts zu arbeiten und nebenher zu studieren.

Erst im dritten Anlauf habe ich endlich den Richtigen, meinen heutigen Mann und wunderbaren Weggefährten, gefunden. Dreimal stand ich mit meiner Existenz, finanziell und beruflich, am Abgrund.

Heute weiß ich, dass nur meine eigenen Lebenskrisen mich über mich selbst haben hinauswachsen lassen. Werkzeuge dazu finden Sie in diesem Buch. Sie sind für Sie so zusammengestellt, dass Sie selbst Ihre eigenen Erfolgsstrecken Stück für Stück und wann immer Sie möchten herausarbeiten und Schritt für Schritt umsetzen können.

Aber Achtung: Falsch ist die weit verbreitete Annahme, theoretisch Verstandenes fiele anschließend wie Manna als Können vom Himmel. Umsetzen müssen Sie selbst; Weiterentwicklung ist nichts für Faule, wie gesagt.

1.
Eine Ode an meine Komfortzone oder: Warum lernen?

Gedanken zur Komfortzone:

„Ich liebe meine Komfortzone! Alle schlauen Ratgeber fordern uns auf, unsere Komfortzone zu verlassen, um uns persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Stillstand wird als Rückschritt postuliert.

Tausende Bücher und Schriften verraten uns, wie wir noch glücklicher und noch erfolgreicher werden. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass der Weg zum Glück steinig ist und wie man Widerstände überwindet.

Jedoch: Der Schlüssel zum Glück ist kein steiniger Pfad. Er liegt vielmehr darin, das anzuerkennen, was man hat und was man ist. Das, was zählt, ist der stolze Blick auf das Geleistete, der einfühlsame und liebevolle Blick auf das, was schiefging.

Unglückmacher sind Maßstäbe von außen, die man sich zu eigen macht. Wer definiert, ob man glücklich ist und wie man glücklich ist? Nur jeder Mensch selbst.“

(Lothar Grünewald am 27.01.2019, mit Kaffee und zufriedenem Blick auf dem Sofa sitzend, bei unserer sonntäglichen Morgendiskussion anlässlich des entstehenden Buches.)

Von Neuronen und Gewohnheiten oder: Wie lernen wir?

Wir nehmen uns im Spiegel zwar als Ganzes wahr, wissen aber in der Regel nicht, was hinter unserer „Fassade“ abläuft und wie unser System funktioniert und Informationen verarbeitet. Das ist schade bis fatal, denn auf diese Art und Weise versäumen wir unbemerkt großartige Chancen.

Wir sehen ehrfürchtig auf zu den CEOs unserer Zeit, die scheinbar mühelos Tausende von Angestellten und deren Geschicke dirigieren, und sind uns dessen nicht bewusst, dass wir selbst ebenfalls als CEOs jeden Tag über 100 Billionen Zellen als Mitarbeiter in unserem eigenen System führen. In einer Reihe aufgestellt, würden diese rund 60 Mal um die Erde reichen.

Chef über Milliarden: unser Gehirn

Davon entfallen mehr als 100 Milliarden Zellen auf unser Gehirn, und diese wiederum gehen 70 bis 100 Billionen neuronale Verknüpfungen ein. Mehr Verbindungen als Sterne in der Galaxie.

5,8 Millionen Kilometer an Nervenbahnen, also das 145-fache des gesamten Erdumfangs, stehen uns als Datenbahnen dort zur Verfügung. Mit 2 % des gesamten Körpergewichts wiegt unser Gehirn läppische 2 (das männliche) bzw. 1,5 Kilogramm (das weibliche), braucht aber 20 % unserer gesamten Energie. Ein Mysterium und Wunderwerk der Natur, das bei äußerlicher Betrachtung einer überdimensionalen Walnuss ähnelt.

Unser Gehirn bildet die wohl komplexeste uns bekannte Struktur des Universums. Ankommende Reize gelangen über unsere fünf Sinne zu unseren Hirnzellen-Mitarbeitern, den Neuronen. Sie übersetzen diese Reize in elektrische Impulse und wandeln sie kurzfristig chemisch um. Die auf diese Weise mögliche Übertragung durch Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, geschieht durch Befeuerung durch den synaptischen Spalt. Ionenkanäle, Datenbahnen in ungeheurem Ausmaß, werden gebildet. Diese nehmen die elektrisch geladenen Teilchen auf, und diese wiederum lösen weitere elektrische Impulse aus. Ein wahres Kraftwerk. Je stärker der Impuls, desto höher ist die Bereitschaft der Zellen, diese Signale weiterzuleiten. Das ist Teambildung auf höchstem Niveau. Je schwächer ein ankommender Reiz ist, desto weniger wird dessen Signal weitergeleitet und desto weniger Verbindungen werden aufgebaut.

Wir entscheiden, was wir uns merken wollen

Wir sind verantwortlich dafür, ob wir einer Idee, einer Information, genug Aufmerksamkeit widmen. Um einen Pfad in unserem Erinnerungsspeicher zu hinterlassen, muss dem ankommenden Reiz zunächst genügend Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wenn er eine Vielzahl von Neuronen-Teams intensiv beschäftigt hat, kann er sich einschleifen. Nach ca. 24 Stunden ist eine erneute Befeuerung dieses Reizes notwendig, um unseren Neuronen zu signalisieren, dass diese Information erneut benötigt wird.

Unsere Gewohnheiten sind demnach bereits stark „befeuert“ worden, denn sie haben schon stabile Netze aus Verbindungen gebildet und setzen sich dementsprechend konsequent durch.

Bei zu wenig Beanspruchung sind unsere Neuronen verständlicherweise Energiesparer und widmen sich wichtigeren Aufgaben. Das bedeutet, einmal Aufgenommenes wird in der Regel nur kurz behalten und schnell wieder vergessen. Ein angemessener Lernprozess sollte also unserem Ultrakurzzeitgedächtnis die Informationen wiederholt zuspielen, die es in Zusammenarbeit mit unserem Arbeitsgedächtnis und Langzeitspeicher so verknüpft, dass wir unser Wissen abrufbar und als wachsende Fertigkeit nutzen können.

Üblicherweise gehen Menschen mit neuerworbenem Wissen und Können jedoch derart um, dass sie es einmal konsumieren, nicht wiederholen oder schon gar nicht in ihre tägliche Praxis übertragen. Und dann kommt das große Wundern, dass wieder einmal eine Weiterbildung oder ein Seminar „nicht funktioniert“ hat. Das Einzige, was nicht funktioniert hat, ist hier jedoch der Mensch selbst. Das Werkzeug ist nur so gut wie derjenige, der es anwendet. Eine Kaffeefahrt wäre in diesen Fällen günstiger gewesen.

Wer dies weiß, möge sich bitte ein bisschen für bisher schludrigen Umgang mit dem eigenen Wachstumspotenzial schämen.

„Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß ich nicht. Dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll, ist gewiss.“ (Georg Lichtenberg)

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Neurotransmitter während der Übertragung am synaptischen Spalt (Quelle: AfnB)

Wie sollten wir lernen?

Es ist gar nicht erforderlich, liebgewonnene Gepflogenheiten bzw. unsere Komfortzonen komplett zu verwerfen, schließlich braucht man sie ja auch ab und an. Es gibt aber auch lästige und unerfreuliche Angewohnheiten, die ursprünglich mal hilfreich waren, uns heute aber zurückwerfen.

Alles haben wir einst nur deshalb erlernt, weil wir es für sinnvoll und nützlich erachteten. Unser Hirn fragt uns bei allem Neuen: „Brauchen wir das jetzt zum Überleben? Bringt es uns irgendwie weiter?“ Unser „ja“ dazu lässt Information passieren, ein „nein“ weist ankommende Information ab oder lässt sie wieder in Vergessenheit geraten. Manches, was damals ein „ja“ von uns bekam, ist heute nicht mehr so nützlich, manchmal sogar belastend.

Einmal Erlerntes bleibt uns im Langzeitgedächtnis in der Regel dann erhalten, wenn wir es gut eingepflegt, also einige Male benutzt und mit Erfolg bewertet haben. Die Emotion garantiert den Wiedererinnerungswert, je emotionaler ein Lernprozess war, desto besser sitzt er. Später nennen wir das dann Gewohnheit. Wer sagt uns eigentlich, dass wir Gewohnheiten nicht modifizieren, ergänzen oder sogar neue aufbauen können?

imageBeispiel:

Peter hat seiner Frau am Wochenende überraschend das Auto gewaschen, eine plötzliche Eingebung. Als diese nichtsahnend das blinkende Gefährt sieht, ist sie außer sich vor Freude und überhäuft Peter für den Rest des Tages mit liebevoller Fürsorge. Für Peter lohnt es sich, dies in Kürze zu wiederholen, mit dem Gedanken „Auto für meine Frau waschen“ hat er die gesamte Emotion und nun Vorfreude auf das wiederholbare Ereignis verbunden.

Sein sonst bei samstäglichem Arbeitseinsatz einsetzendes Druckgefühl (Stress) mit der Ausschüttung des Stresshormons Cortisol weicht der Motivation (Lust) und damit der Produktion des Vorfreudehormons Dopamin, wenn er sich an dieses erreichte Ziel erinnert. Idealerweise erinnert er sich vor dem Einschlafen noch einmal an den gesamten Ablauf und nimmt diesen mit dem damit verbundenen guten Gefühl mit in seine Schlafphase. Während dieser haben seine gerade völlig unbelästigten Neuronen genügend Zeit, das neu Erlernte in sein Langzeitgedächtnis zu übermitteln.

Beim nächsten Abruf stehen ihm diese Inhalte schon verinnerlicht und im eigenen Stil zur Verfügung. Man könnte auch sagen: Peter hat das neu Erlernte der eigenen Logik hinzugefügt. Er hat Information angereichert.

Dieser Ablauf funktioniert auch mit komplexen Themen, Problemen und Aufgaben.

Voraussetzung ist es, neue Pfade und Zugangsmöglichkeiten zwischen unseren verschiedenen Gedächtnisfunktionen zu eröffnen und auszubauen. Am besten gelingt dies hirngerecht durch geführte Selbstgespräche, wenn gerade kein Coach oder Mentor verfügbar ist (was ja dummerweise in der Regel der Fall ist.) Diese erreichen uns auf allen Sinnen, wir gehen gedanklich und emotional den Weg zum Ziel, können diesen von uns selbst hören, schmecken und riechen. So bleibt es hängen. Wie wir wissen oder vielleicht einmal festgestellt haben, neigt unser Gehirn dazu, fehlende Bildinhalte zu ergänzen. Bei mysteriösen Gruselfilmen haben wir oft mehr „gesehen“, als eigentlich gezeigt wurde. Kommt ein ähnlicher Film oder auch nur ein einzelner Satz, Bildausschnitt etc., fangen wir gleich wieder an, uns zu gruseln. Die Emotion kommt einfach aus dem Speicher und löst alles Weitere aus.