Dr. Michael Schroeder

Persönliche Meisterschaft für Manager

Wie gezielte Selbsterforschung
Ihr Führungsverhalten verändert

Ich möchte an dieser Stelle all denen Danke sagen, die mir auf meinem Lebensweg begegnet sind und zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen haben, bewusst oder unbewusst. Insbesondere danke ich meiner Familie und meinen Eltern; auch einigen außergewöhnlichen Menschen, die mich inspiriert haben, wie Prof. Dr. Hubert Burda, Klaus Eibach, Claus Kostka, Alan Seale, Werner Stein, Jürgen Teiwes und Ralph Zerbes (†).

Mein Dank gilt auch den drei Wesen, die mir während einer Tiefenmeditation erschienen sind. Sie inspirierten mich in einem Moment des Zweifels, ob ich dieses Buch wirklich schreiben soll, weiterzumachen.

Dr. Michael Schroeder

PERSÖNLICHE
MEISTERSCHAFT
FÜR MANAGER

Wie gezielte Selbsterforschung
Ihr Führungsverhalten verändert

2019 tredition GmbH, Hamburg

Inhalt

Vorwort

Einleitung: Was ist „Persönliche Meisterschaft“?

I. Über Spieler und Spielwiesen

Was genau ist ein Spiel?

Das Unternehmen als Spielfeld

Einzelne Unternehmensspiele

Wir spielen Rollen wie in einem Theaterstück

Der tiefere Sinn im Spiel

Zusammenfassung zum ersten Kapitel

II. Der Weg zur „Persönlichen Meisterschaft“

Erste Ebene: Von der Unbewusstheit zur Bewusstheit

Zusammenfassung zur ersten Ebene

Zweite Ebene: Selbstbeobachtung lernen

Wer ist der Beobachter?

In den Beobachterstatus gelangen

Die Grundeinstellung beim Beobachten

Gedanken beobachten

Emotionen beobachten

Eigene Wortwahl beobachten

Körper beobachten und spüren

Fähigkeiten und Neigungen beobachten

Andere Menschen beobachten

Zusammenfassung zur zweiten Ebene

Dritte Ebene: Den inneren Dialog verstehen

Die drei Ich-Ebenen

Das Ego verstehen

Ich und Du

Ängste als negatives Handlungsmotiv

Selbstdarstellung und Profilierung als positives Handlungsmotiv

Persönlichkeitsanteile erkennen

Storys und Dramen

Das Unterbewusstsein als verborgene Schaltzentrale

Sieben Schichten der Konditionierung

Das innere Kind

Grundsätzliche Lebenseinstellung

Zwischenmenschliche Muster

Glaubenssätze

Eingeschränkter Blickwinkel

Wirklichkeit oder Projektion?

Zusammenfassung zur dritten Ebene

Vierte Ebene: Selbstliebe und innere Freiheit

Hoheit über Ihre eigene Aufmerksamkeit gewinnen

Sich neu entscheiden – ja, Sie haben Wahlmöglichkeiten!

Das Herz-Intelligenz-Zentrum öffnen

Eine neue Erkenntnis: Selbstliebe

Negative und limitierende Muster auflösen

Unerwünschte Zustände bearbeiten

Mit Ihrem inneren Kind Frieden schließen

Integration

Zusammenfassung zur vierten Ebene

Fünfte Ebene: Bewusst führen

Die Veränderung bei sich spüren

Durch Personen hindurchschauen

Mehr Mitgefühl entfalten

Konflikte anders managen

Den interkulturellen Kontext verstehen

Geben im Fokus

Auf intuitives Wissen zugreifen

Den Wandel annehmen

Authentizität, Wille und Disziplin

Zusammenfassung zur fünften Ebene

III. Neue Ansätze in Wirtschaft und Forschung

Otto Scharmer: „Theorie U“ als neuer Führungsstil

Ricardo Semler: Radikale Selbstentscheidung

Frederic Laloux: Die evolutionäre Organisation

Schlussfolgerungen zum dritten Kapitel

IV. Die Reise geht immer weiter

Schlüsselbegriffe der PM auf einen Blick

V. Erweiterungsebenen zur Vertiefung der PM

Die Bedingung der Endlichkeit

Reinkarnation als Konzept der Seele

Der Lebensplan

Universelle Gesetze als dynamische Struktur

Synchronizitäten statt Zufall

Mental – Kraft der Gedanken

Das Prinzip der Entsprechung

Alles ist Schwingung

Spiegelgesetz

Polarität und Dualität

Rhythmen, Zyklen und Kreisläufe

Keine Wirkung ohne Ursache

Der Mensch und seine Bewusstseinsebenen

Yoga und Meditation

Die ultimative Essenz

Literatur- und Filmempfehlungen

Spiele und Kommunikation

Führung und Management

Selbstführung

Bewusstsein und innere Technik

Seele und Tod

Yoga und Meditation

Filme und Dokumentationen

Youtube Videos

Der Autor

Vorwort

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Systeme, Strukturen und Ansätze, auf die wir uns bisher verlassen konnten, funktionieren nicht mehr. Wir haben die Wahl, entweder die sich abzeichnenden Veränderungen einfach zu ignorieren und krampfhaft an Altem festzuhalten oder uns Neuem zu öffnen – selbst dann, wenn wir noch gar nicht genau wissen, was uns erwartet. Wir sind in einer Welt aufgewachsen, in der die Begriffe „Kontrolle“ und „Planbarkeit“ eine zentrale Rolle spielten. Dies ist heute und in Zukunft immer weniger möglich. Wir werden daher Wahrnehmung neu lernen, unsere Intuition mehr nutzen und ein Gespür für Systeme entwickeln müssen. Wir werden deutlicher erkennen, dass Systeme eine eigene Intelligenz haben, dass Dinge praktisch „von selbst“ entstehen. Das Ego des Einzelnen tritt dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Es gilt zu begreifen, dass wir in einen größeren intelligenten Zusammenhang eingebunden sind, der Lösungen und Projekte bereithält, die wir mit unserem Verstand und durch Logik nicht erfassen können. Unsere Aufgabe ist es, uns mit dieser Intelligenz zu verbinden – nicht nur für das eigene Wohl, sondern auch für das Gemeinwohl. Folgen wir diesem Weg, öffnet sich ein Raum für Transformation.

Wenn wir uns selbst transformieren, dann transformieren wir automatisch auch die Welt. Egal, was wir verwirklicht sehen und welche Erfahrung wir machen wollen, wir müssen es zuerst in uns selbst schaffen. Je mehr wir uns selbst verstehen, desto mehr können wir damit beginnen, auch andere zu verstehen. Je mehr wir andere verstehen, desto mehr verstehen wir uns selbst.

Michael Schroeders Buch über „Persönliche Meisterschaft“ bietet einen leichten Zugang zu mehr Selbstwahrnehmung, Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung. Den praktischen Ansatz hierzu hat er innerhalb seiner Coaching-Arbeit mit internationalen Managern entwickelt. Die Umsetzung im eigenen privaten und beruflichen Leben hat den Autor dazu veranlasst und befähigt, die inneren und äußeren Prozesse auf dem Weg zu einem bewussteren Führungsstil authentisch zu beschreiben. Wenn diese Prozesse Schritt für Schritt vollzogen werden, gelingt nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch die Transformation in Unternehmen. Wenn wir uns transformieren, schaffen wir eine neue Welt.

Alan Seale,

Direktor des Center for Transformational Presence

Autor von: „Create a World That Works“; „Intuitive Living“;

„The Power of Your Presence“ und „Transformational Presence“.

www.transformationalpresence.org

Boston, USA 2016

Einleitung

WAS IST „PERSÖNLICHE MEISTERSCHAFT“?

„Jede Vorstellung, die sich genügend stark eingeprägt hat, strebt danach, sich zu verwirklichen und verwirklicht sich, soweit ihr keine Naturgesetze entgegenstehen.” (Coué)

 

Persönliche Meisterschaft für Manager, das klingt doch gut, aber ist es wirklich das, was ich jetzt brauche? Was habe ich davon? Soll ich das wirklich lesen? Ist das für meine Karriere gut? Völlig klar: Durch Ausbildung und beruflichen Werdegang ist jeder sehr darauf getrimmt, Kosten und Nutzen gegenüberzustellen, um sich dann zu entscheiden, ob etwas gemacht wird oder nicht. Das gelingt relativ leicht im Außen – neue Kleidung kaufen, im Fitnessclub anmelden, eine Detox-Kur machen oder schick essen gehen. Geht es jedoch um den inneren Zustand, ist es nicht mehr so leicht. Kosten- und Nutzenbegriffe wollen da nicht so recht passen; so sind 10 gebuchte Termine beim Yogalehrer oder 50 Bücher über persönliche Entwicklung noch lange kein Garant für innere Ruhe. Input und Output lassen sich eben nicht in eine Formel pressen. Dieses Buch fällt Ihnen jedoch nicht zufällig in die Hände. Sie suchen vielleicht eine tiefere Einsicht, warum Sie tagtäglich das machen, was Sie machen, wie Sie im Leben agieren und was Ihnen letztendlich Sinn gibt. Möglicherweise sind Sie auch ein wenig frustriert über absolvierte Trainings zur Persönlichkeitsentwicklung, die Ihnen einen schnellen Nutzen versprachen, aber dann doch an der Oberfläche geblieben sind. Selbst wenn Sie gerade in einer Krise stecken – privat oder beruflich – und nach einer Lösung suchen, um aus dieser Phase wieder herauszukommen, sind Sie ganz richtig hier.

„Persönliche Meisterschaft“, das klingt fast schon nach einem Produktversprechen, nach einem Wettbewerbsvorteil. Tatsächlich mag es das irgendwann auch einmal sein, aber es spielt jetzt keine Rolle. Für sich persönlich ein Meister zu werden, ist eher der Wunsch, durch konstruktives Arbeiten „an“ oder „mit“ sich selbst zu einem tieferen Selbst-Verständnis zu gelangen, welches nachhaltig Ihre Weltsicht verändert. Das Selbst steht im Vordergrund des Interesses – vor allem in den Momenten, in denen Sie es mit anderen Menschen zu tun haben, sei es im Büro, bei Freunden oder zu Hause in der Familie. Sie selbst werden ständig herausgefordert. Sie wachsen ständig mit. Und um es gleich vorwegzusagen: „Persönliche Meisterschaft“ ist weder ein charakterlicher Hochleistungssport noch ein oberflächlicher Punkt auf der täglichen Agenda, der neben vielen anderen Dingen erledigt und nach bestimmten Rezepten erreicht werden kann. Das würde der Sache nicht gerecht. Die Selbst-Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess, der die wichtigen Dinge im Leben im Fokus behält: Die Suche nach der wahren Existenz, nach mehr Glück und innerer Zufriedenheit sowie nach Authentizität. Der Meister der eigenen Persönlichkeit lernt Denken, Fühlen und Handeln sowie nach innen und außen gerichtete Achtsamkeit in sich zusammenzubringen. Wie oft sind wir im Außen unterwegs, nehmen mehr wahr, was sich in der phänomenalen Welt um uns herum tut als in unserem eigenen Inneren; es wird uns ja auch nicht beigebracht. Wir suchen Erklärungen für Probleme im Außen oder bei Anderen, nicht bei uns selbst. Oder wir glauben immer noch, dass unser hochentwickelter Verstand alles richtet, er wird zur absoluten Wahrheit hochstilisiert, bis alles in persönlichen Krisen auf einmal wie ein Kartenhaus zusammenfällt.

Diesem Buch liegt die tiefe Erkenntnis zugrunde, dass wir selbst die Veränderung sein müssen, die wir uns für unsere Welt wünschen. Veränderung fängt immer bei uns persönlich an. Schauen Sie doch einfach mal in das Buch hinein und lassen Sie sich mitnehmen in diese Welt der „Persönlichen Meisterschaft“. Beginnen Sie Ihre Entdeckungsreise bereits heute. Sie wird spannender sein als jeder Kinofilm. Die Innentour benötigt zwar ein wenig Zeit und Konzentration, aber sie lässt sich gut mit den ganz normalen Lebensumständen vereinbaren. Sie müssen sich also nicht gleich für 10 Jahre in eine Höhle des Himalajas zurückziehen, um zu meditieren.

Der Weg der „Persönlichen Meisterschaft“ ist eng verwoben mit den tieferen Wünschen oder Sehnsüchten im Menschen, und damit ist nicht der nächste Sommerurlaub oder das neue Auto gemeint. So einfach ist es nicht, ganz im Gegenteil. Wenn wir in uns hineinschauen, stoßen wir schnell auf das Vorhandensein von Sehnsüchten, die wir nicht ignorieren können. Ich habe in Vorbereitung auf dieses Buch Motivationstheorien studiert und auch bei philosophischen Meistern nachgeforscht. Im Grunde laufen unsere Sehnsüchte auf einige wenige zentrale Aspekte hinaus: Alle Menschen suchen beispielsweise Liebe, Anerkennung und Wertschätzung. Werden sie vernachlässigt und allein gelassen, sind sie deprimiert oder lassen sich Kompensationsmechanismen einfallen. Sie suchen sich die Anerkennung auf anderem Wege, manchmal sogar über ein erfolgsorientiertes Ego, das anderen imponiert. Gerade Manager scheinen ein gespaltenes Verhältnis zur Liebe zu haben. Sie glauben, Liebe gehöre nicht in die Arbeitswelt, doch warum eigentlich nicht? Sie beschränken Liebe auf das Privatleben, also wenige Stunden am Tag, die meisten davon verschlafen sie buchstäblich.

Menschen suchen auch Sicherheit in ihrem Leben. Niemand will jeden Tag in der Ungewissheit des nächsten Tages leben. Grundbedürfnisse1 wie Essen, Trinken und Sicherheit gehören zu den einfachen Notwendigkeiten des Lebens. Menschen wollen ein gutes Auskommen haben, gesund bleiben und ihre Projekte in Ruhe verfolgen können. Sie suchen diese Sicherheit allerdings meist im Außen, in materiellen Dingen, in stabilen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und in zwischenmenschlichen Beziehungen. Instinktiv wissen aber alle, dass es Sicherheit eigentlich gar nicht gibt. Es gibt immer Unwägbarkeiten, das Leben ist von Natur aus unsicher. Denken Sie über den Tod nach, dann spüren Sie sofort, was ich meine. Das Sicherheitsdenken hat trotzdem in den Köpfen eine starke Lobby. Das geht sogar so weit, dass aus der persönlichen Komfortzone eine Art Gefängnis wird, in dem neue Ideen kaum eine Chance haben. Sicherheitsräume sind einfach zu eng, man kann sich darin nicht groß bewegen, denn dann geht der Alarmmelder an.

Menschen möchten ihrem Leben auch einen tieferen Sinn geben, zumindest versuchen sie es. Sie wollen auf irgendeine Weise in der Welt ein Zeichen setzen und das Gefühl haben, dass ihr Dasein eine Bedeutung hat. Das kann eine Familie sein, die über den eigenen Tod hinweg weiter fortbesteht, eine tief erfüllende Tätigkeit, bei der spürbar wird, dass sie anderen hilft, oder eine sinnstiftende Aufgabe, die eine größere Gemeinschaft zusammenschweißt. Vielleicht haben Sie ja schon Ihre Berufung gefunden und gehen voll darin auf? Leider ist das meistens nicht der Fall, daher suchen wir uns Ersatzbefriedigung in anderen Dingen. Wir häufen Geld, Autos, Trophäen und vieles andere mehr an, womöglich generieren wir aus der Tätigkeit des Sammelns einen Zweck. Manchmal ergibt auch der Narzissmus einen künstlichen Sinn, hinter dem allerdings oft nur Angst und Unsicherheit stecken. Oder ist Ihnen Ihr monatliches Gehalt sinnstiftend genug? Hand aufs Herz: Ich glaube, dass wir selten ehrlich sind, wenn wir uns die Frage nach dem tieferen Sinn unseres Lebens stellen. Viele Menschen weichen dem Thema aus, anstatt sich auf die Suche zu machen.

Außerdem brauchen Menschen irgendeine Form von Kreativität in ihrem Leben, mit der sie sich in der Welt einbringen können. Wenn wir uns Kinder anschauen, verstehen wir sofort, was mit Kreativität gemeint ist, denen fällt dauernd etwas ein – verrückte Sachen machen, sich selbst erfahren, ins Tun abtauchen, sich so von etwas fesseln lassen, dass man gar nicht mehr merkt, wer und wo man ist. Das wünschen wir uns als Erwachsene doch auch. Kreativität ist weit mehr als das, was auf eine Leinwand passt, nicht jeder muss gleich Künstler werden. Leider wird Kreativität im Erwachsenenleben kaum noch ausgelebt – und scheinbar auch nicht gebraucht. In der Wohlstandsgesellschaft ist ja alles schon fertig. Doch ist das wirklich so? Wir folgen dem Tagestrott, unser inneres Kind verkümmert. Manchmal gelingt es uns zwar, wieder etwas Verrücktes zu tun, wenn wir gerade verliebt sind oder mit unseren Kindern spielen, aber das hält meist nicht lange an. Es hängt aber nicht daran, dass es für so gut wie alles einen fertigen Baukasten gibt, für den keiner mehr einen Funken Kreativität braucht. Es liegt an uns, wenn wir nichts weiter tun, als Fertigteile zusammenzukleben.

Wie auch immer Sie über die vorgenannten Punkte im Einzelnen denken, zusammengenommen könnten Sie diese als Glück bezeichnen. Und wenn Sie genauer hinschauen, dann fällt auch auf, dass dieses Glück keine materielle Basis hat, sondern eine tiefe seelische Erfahrung ist. Glücksgefühle kennen wir ja alle, zumeist sind sie aber nur kurzlebig. Trotzdem ist die Suche nach dem Glück wohl die stärkste Sehnsucht des Menschen – das war schon immer so. Dieser erhabene Zustand lässt sich jedoch nicht strategisch erreichen. Wir haben die Gewohnheit, uns zu spezialisieren. Wir lernen, in irgendetwas gut zu sein, um darin Experte zu werden. Da gibt es den Naturforscher, der alles über Raubvögel weiß, den Arzt, der die Leber des menschlichen Körpers genauestens kennt. Ein anderer ist anerkannter Marketingexperte und hat alle Tricks studiert, Märkte zu bearbeiten, oder nehmen wir schließlich einen Psychiater, der Sigmund Freud und seine Psychoanalyse bis ins kleinste Detail erforscht hat und seine Patienten entsprechend therapiert. Sicher, wir brauchen das Spezialistentum in einer Welt, die immer komplexer wird. Ich habe allerdings den Eindruck, dass wir Gefahr laufen, den Blick für das Ganze – auch das Glück ist ein Ganzes – zu verlieren. Wir entfremden uns zunehmend auch von uns selbst. Ein Arzt, der eben nur die Leber kennt, schaut sich den gesamten Menschen nicht mehr an. Ein Experte für Auswahltests bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern hält irgendwann nur noch seine Testformulare für das Wichtigste überhaupt und betrachtet dabei den Menschen nicht mehr als ein Ganzes – bestehend aus vielem. Eine zu starke Spezialisierung führt zu einer Verengung des Blickwinkels. Wir brauchen also auch den Überblick, ein Verständnis von Zusammenhängen, sonst bricht das Ganze möglicherweise irgendwann einmal in selbstverliebte Einzelteile auseinander. Dieses Buch versteht sich deshalb als ganzheitlich – es ist ausdrücklich nicht für Spezialisten geschrieben.

Ich habe 25 Jahre in verschiedenen Positionen und Ländern gearbeitet – und mehrere Kulturen von innen kennengelernt – zuletzt als Geschäftsführer für ein deutsches Verlagshaus in Rumänien. Ich habe Erfolge gehabt, Rückschläge eingesteckt, Erkenntnisse gewonnen und auch mystische Erfahrungen gemacht. Das alles hat aus mir einen anderen Menschen werden lassen. Meine Definitionen haben sich massiv geändert: Erfolg heißt für mich inzwischen, vor allem mir selbst treu zu sein und meinen eigenen Weg zu gehen im Vertrauen darauf, dass wir Menschen nicht nur ein Produkt des Zufalls sind, sondern sich hinter unserer Entwicklung ein tieferer Sinn versteckt, den wir auch entdecken können. Ich weiß inzwischen auch, dass wir unser Leben eigentlich gar nicht so perfekt im Griff haben, auch wenn wir das manchmal immer noch glauben. Dinge passieren, weil sie passieren. Dem liegt aber auch eine wunderbare Perfektion und Systematik zugrunde, die außerhalb unserer Kontrolle liegt. Gerade in Extremsituationen, wenn das Leben aus den Fugen gerät, alles durchgeschüttelt wird oder Leid entsteht, können tiefere Erkenntnisse über den Sinn des Lebens durch diese Krise durchsickern und Menschen total verändern: „Life begins at the end of your comfort zone.“2 Seit einigen Jahren arbeite ich international als Coach und Trainer für Manager. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie vielschichtig Ansichten und Glaubenssätze über das Leben der Menschen und das Wirken ihrer Firmen sind. Ich habe gelernt, dass wir alle die Welt nur durch unsere eigene Brille betrachten und oftmals ist unser Verhalten zu einem großen Teil ein Produkt von Konditionierung. Im Rahmen meiner Coaching-Tätigkeit stoße ich immer wieder auf Manager, die ähnliche Herausforderungen wie ich zu bewältigen haben. Viele erleiden Rückschläge, müssen Teile ihrer Komfortzone aufgeben, gehen durch persönliche Krisen oder sehen sich gezwungen, ihre Denkweise und Einstellung radikal zu verändern. Ich kann beobachten, dass vieles von dem, was ich an mir selbst erfahren, gelernt und ausprobiert habe, auch anderen hilft. Aus meinem reflektierten Transformationsprozess ist der hier beschriebene Ansatz für Manager entstanden – „Persönliche Meisterschaft“3 (PM). Für jeden Einzelnen ist das ein sehr individueller Weg, der erst gefunden werden muss. Daher arbeite ich vor allem mit der Einladung, mit sich selbst ein wenig zu experimentieren, also neue Schubladen zu entdecken und zu öffnen. Dabei muss nichts erreicht werden, keiner muss überzeugt oder sogar bekehrt werden. Alles passiert aus eigenem Antrieb und spontanem Interesse.

Der Weg, den ich Ihnen nahelege, ist ein Weg der eigenen Bewusstwerdung. Wann und wie sich dieser Weg für Sie erschließt, das wissen nur Sie. Sie entwickeln Ihren eigenen Rhythmus. Um Ihnen den Zugang zu erleichtern, enthält das Buch viele Beispiele aus meiner praktischen Arbeit als Coach und auch Übungen, die Sie ausprobieren können – vor allem als eine Bereicherung Ihres Lebens. „Persönliche Meisterschaft“ ist der Weg zu sich selbst.

Vgl. z. B. Ansätze des Psychologen Abraham Maslow, der in den 40er-Jahren das Konzept der Bedürfnispyramide entwickelte, die aus 5 aufeinander aufbauenden Ebenen besteht. Auf der untersten Ebene befinden sich menschliche Grundbedürfnisse.

Zitat von Neale Donald Walsch, amerikanischer Weisheitslehrer und erfolgreicher Buchautor.

Vgl. www.linarson.com