BERND WASS

Prinzipien und Struktur einer gerechten Gesellschaft

Über John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit

– Grundriss eines philosophischen Meisterwerks –

Werkerschließung im Rahmen der Sommerakademie der Academia Philosophia, Italien, Castelfranco di Sopra, 2019

DER AUTOR

Bernd Waß studierte am Institut für Philosophie der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg Analytische Philosophie. Zum Doktor der Philosophie promovierte er bei Prof. Dr. Reinhard Kleinknecht, Prof. Dr. Otto Neumaier und Prof. Dr. Volker Gadenne mit einer Arbeit zur Philosophie des Geistes. Er ist Philosoph und Privatgelehrter, ordentliches Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie und Gründungsdirektor der Academia Philosophia. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte finden sich in der Metaphysik, insbesondere der Philosophie des Geistes, und der Erkenntnistheorie.

Die Philosophie hat alles, um im besten Fall nichts mit ihr zu tun zu haben:

Sie ist theoretisch, nicht praktisch; sie ist lebensfern, nicht lebensnah und die Beschäftigung mit ihr ist überaus schwierig. Mit der Leichtigkeit des Seins hat sie nichts zu tun. Um es im Stil des französischen Philosophen und Seismografen des Verfalls, Emil M. Cioran, zu sagen: Das Pendel des Lebens schlägt nur in zwei Richtungen aus, in die der heilsamen Illusion oder der unerträglichen Wahrheit. Letztere ist ihr Geschäft. Welt und Mensch am Seziertisch des Denkens. Unter dem Philosophenhammer bleibt nichts heil. Vielleicht aber ist sie gerade deshalb so anziehend, so schillernd, so faszinierend, so tief; lässt sie einen nicht mehr los.

(Bernd Waß)

Zum Gebrauch der vorliegenden Abhandlung

Um den Gebrauch der vorliegenden Abhandlung zu erleichtern, sei auf einige

Besonderheiten hingewiesen:

Besondere Aufmerksamkeit

Ausdrücke die vom Leser besondere Aufmerksamkeit erfordern oder die sich aus Gründen der besseren Lesbarkeit vom Fließtext abheben sollten, werden durch schräg gestellte Schriftzeichen kennzeichnet. Zum Beispiel: In der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls wird Gerechtigkeit im Zusammenhang mit vollständiger Konformität betrachtet.

Anführungsnamen

Um Ausdrücke, die erwähnt werden, von Ausdrücken zu unterscheiden die verwendet werden, werden Anführungsnamen gebildet. Ein Anführungsname wird gebildet, indem der betreffende Ausdruck in einfache Klammern gesetzt wird. Zum Beispiel: ›John Rawls‹ ist der Name eines Philosophen. Anführungsnamen wurden, dem besseren Verständnis wegen, dort, wo entsprechende Kennzeichnungen fehlten, auch in Zitaten eingefügt.

Metaphorische Ausdrücke

Metaphorisch gebrauchte Ausdrücke werden in doppelte Klammern gesetzt. Zum Beispiel: Es ist fraglich, ob es »wahre« Gerechtigkeit gibt.

Kurze wörtliche Zitate

Kurze wörtliche Zitate, mit einer Länge von bis zu fünf Zeilen, werden im Fließtext durch Anführungszeichen und Fußnote gekennzeichnet. Zum Beispiel: „Ich betrachte also in erster Linie das, was ich vollständige Konformität nenne, im Gegensatz zur Theorie der unvollständigen Konformität.“1

Lange wörtliche Zitate

Wörtliche Zitate, mit einer Länge von mehr als fünf Zeilen (davon ausgenommen sind Zitate in Fußnoten), werden durch Einrückung, kleinere Schriftgröße und Fußnote gekennzeichnet. Zum Beispiel:

Eine noch so elegante und mit sparsamen Mitteln arbeitende Theorie muß fallengelassen oder abgeändert werden, wenn sie nicht wahr ist; ebenso müssen noch so gut funktionierende und wohlabgestimmte Gesetze und Institutionen abgeändert oder abgeschafft werden, wenn sie ungerecht sind. Jeder Mensch besitzt eine aus der Gerechtigkeit entspringende Unverletzlichkeit, die auch im Namen des Wohls der ganzen Gesellschaft nicht aufgehoben werden kann. Daher läßt es die Gerechtigkeit nicht zu, daß der Verlust der Freiheit bei einigen durch ein größeres Wohl für andere wettgemacht wird. Sie gestattet nicht, daß Opfer, die einigen wenigen auferlegt werden, durch den größeren Vorteil vieler anderer aufgewogen werden. Daher gelten in einer gerechten Gesellschaft gleiche Bürgerrechte für alle aus ausgemacht; die auf der Gerechtigkeit beruhenden Rechte sind kein Gegenstand politischer Verhandlungen oder sozialer Interessenabwägungen. […] Als Haupttugenden für das menschliche Handeln dulden Wahrheit und Gerechtigkeit keine Kompromisse.2

Fußnoten

Manche Leute mögen keine Fußnoten. Ich hingegen liebe sie. Nur mit einer Fußnote ist eine Seite gut gekleidet, wie mir deucht. Fußnoten stellen aber vor allem einen Mikrokosmos zusätzlich artikulierter, wenngleich nicht vordergründiger, Informationen und Gedankengänge dar. So finden sich darin erstens sämtliche Quellenangaben zu wörtlichen und sinngemäßen Zitaten; zweitens Anmerkungen, um bestimmte Begriffe oder Zusammenhänge in Zitaten zu erläutern; drittens Ausschnitte aus dem Originaltext, auf die nicht verzichtet werden wollte, obschon man sie hätte vernachlässigen können; viertens Erläuterungen und Hinweise zum besseren Verständnis des Textes (sowohl des Originaltextes als auch des hier vorliegenden Textes) insgesamt; fünftens Seitenverweise zum jeweiligen Abschnitt des Originaltexts, um die Orientierung zu behalten und es der Leserin/dem Leser während des Studiums jederzeit zu erlauben, zwischen dem Originaltext und der hier vorliegenden Abhandlung zu vergleichen.

1 Rawls, John: Eine Theorie der Gerechtigkeit, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1979, S. 25.

2 Rawls, John: Eine Theorie der Gerechtigkeit, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1979, S. 19 f.

Inhaltsverzeichnis

§ 1 Hintergrundüberlegungen

§ 2 Die Theorie der Gerechtigkeit

Teil 1: Theorie

Kapitel 1 Gerechtigkeit als Fairness

Abschnitt 1: Die Rolle der Gerechtigkeit

Abschnitt 2: Der Gegenstand der Gerechtigkeit

Abschnitt 3: Der Hauptgedanke der Theorie der Gerechtigkeit

Abschnitt 4: Der Urzustand und die Rechtfertigung

Abschnitt 5: Der klassische Utilitarismus

Abschnitt 6: Eine Gegenüberstellung von Utilitarismus und Theorie der Gerechtigkeit

Abschnitt 7: Intuitionismus

Abschnitt 8: Das Problem des Vorrangs

Abschnitt 9: Einige Bemerkungen zur Theorie der Moral

W1) Wesentliche Aspekte des ersten Kapitels über die Gerechtigkeit als Fairness

Kapitel 2 Die Grundsätze der Gerechtigkeit

Abschnitt 10: Institutionen und formale Gerechtigkeit

Abschnitt 11: Die beiden Grundsätze der Gerechtigkeit

Abschnitt 12: Deutungen des zweiten Grundsatzes

Abschnitt 13: Die demokratische Gleichheit und das Unterschiedsprinzip

Abschnitt 14: Faire Chancengleichheit und reine Verfahrensgerechtigkeit

Abschnitt 15: Die gesellschaftlichen Grundgüter als Grundlage der Aussichten

Abschnitt 16: Wesentliche soziale Positionen

Abschnitt 17: Die Tendenz zur Gleichheit

Abschnitt 18: Grundsätze für die Einzelmenschen: Der Grundsatz der Fairness

Abschnitt 19: Grundsätze für Einzelmenschen: die natürlichen Pflichten

W2) Wesentliche Aspekte des zweiten Kapitels über die Grundsätze der Gerechtigkeit

Kapitel 3 Der Urzustand

Abschnitt 20: Die Eigenart der Argumentation für eine Gerechtigkeitsvorstellung

Abschnitt 21: Die Darstellung der verschiedenen Möglichkeiten

Abschnitt 22: Die Anwendungsverhältnisse der Gerechtigkeit

Abschnitt 23: Die formalen Bedingungen des Begriffs des Rechten

Abschnitt 24: Der Schleier des Nichtwissens

Abschnitt 25: Die Vernünftigkeit der Vertragspartner

Abschnitt 26: Die Herleitung der beiden Gerechtigkeitsgrundsätze

Abschnitt 27: Die Herleitung des Prinzips des Durchschnittsnutzens

Abschnitt 28: Einige Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Durchschnittsprinzip

Abschnitt 29: Einige Hauptgründe für die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze

Abschnitt 30: Klassischer Utilitarismus, Unparteilichkeit und Altruismus

W 3) Wesentliche Aspekte des dritten Kapitels über den Urzustand

Teil 2: Institutionen

Kapitel 4 Gleiche Freiheit für alle

Abschnitt 31: Der Vier-Stufen-Gang

Abschnitt 32: Der Begriff der Freiheit

Abschnitt 33: Gleiche Gewissensfreiheit

Abschnitt 34: Toleranz und gemeinsames Interesse

Abschnitt 35: Toleranz gegenüber der Intoleranz

Abschnitt 36: Politische Gerechtigkeit und Verfassung

Abschnitt 37: Einschränkungen des Teilnahmegrundsatzes

Abschnitt 38: Die Gesetzesherrschaft

Abschnitt 39: Die Definition des Vorrangs der Freiheit

Abschnitt 40: Die Kantische Deutung der Gerechtigkeit als Fairness

W4) Wesentliche Aspekte des vierten Kapitels über die gleiche Freiheit für alle

Kapitel 5 Die Verteilung

Abschnitt 41: Der Begriff der Gerechtigkeit in der politischen Ökonomie

Abschnitt 42: Einige Bemerkungen über Wirtschaftssysteme

Abschnitt 43: Die Rahmen-Institutionen für die Verteilungsgerechtigkeit

Abschnitt 44: Das Problem der Gerechtigkeit zwischen den Generationen

Abschnitt 45: Zeitpräferenz

Abschnitt 46: Weitere Vorrangfragen

Abschnitt 47: Die Gerechtigkeitsvorschriften

Abschnitt 48: Berechtigte Erwartungen und moralischer Verdienst

Abschnitt 49: Vergleich mit Mischauffassungen

Abschnitt 50: Das Perfektionsprinzip

W5) Wesentliche Aspekte des fünften Kapitels über die Verteilung

Kapitel 6 Pflicht und Verpflichtung

Abschnitt 51: Die Argumente für die Grundsätze der natürlichen Pflicht

Abschnitt 52: Die Argumente für den Grundsatz der Fairness

Abschnitt 53: Die Pflicht, einem ungerechten Gesetz zu gehorchen

Abschnitt 54: Die Stellung der Mehrheitsregel

Abschnitt 55: Definition des zivilen Ungehorsams

Abschnitt 56: Definition der Weigerung aus Gewissensgründen

Abschnitt 57: Die Rechtfertigung des zivilen Ungehorsams

Abschnitt 58: Rechtfertigung der Weigerung aus Gewissensgründen

Abschnitt 59: Die Rolle des zivilen Ungehorsams

W6) Wesentliche Aspekte des sechsten Kapitels über Pflicht und Verpflichtung

Teil 3: Ziele

Kapitel 7 Das Gute als das Vernünftige

Abschnitt 60: Die Notwendigkeit einer Theorie des Guten

Abschnitt 61: Die Definition des Guten in einfacheren Fällen

Abschnitt 62: Eine Anmerkung zur Bedeutung

Abschnitt 63: Die Definition des Guten für Lebenspläne

Abschnitt 64: Die abwägende Vernunft

Abschnitt 65: Der Aristotelische Grundsatz

Abschnitt 66: Die Definition des guten Menschen

Abschnitt 67: Selbstachtung, gute Eigenschaften und Scham

Abschnitt 68: Einige Unterschiede zwischen dem Rechten und dem Guten

W7) Wesentliche Aspekte des siebten Kapitels über das Gute als das Vernünftige

Kapitel 8 Der Gerechtigkeitssinn

Abschnitt 69: Der Begriff der Wohlgeordneten Gesellschaft

Abschnitt 70: Die autoritätsorientierte Moralität

Abschnitt 71: Die gruppenorientierte Moralität

Abschnitt 72: Die grundsatzorientierte Moralität

Abschnitt 73: Eigenschaften der moralischen Gesinnungen

Abschnitt 74: Die Verbindung zwischen moralischen und natürlichen Einstellungen

Abschnitt 75: Die Grundsätze der Moralpsychologie

Abschnitt 76: Das Problem der Stabilität

Abschnitt 77: Die Grundlage der Gleichheit

W8) Wesentliche Aspekte des achten Kapitels über den Gerechtigkeitssinn

Kapitel 9 Das Gut der Gerechtigkeit

Abschnitt 78: Autonomie und Objektivität

Abschnitt 79: Die Idee der sozialen Gemeinschaft

Abschnitt 80: Das Problem des Neids

Abschnitt 81: Neid und Gleichheit

Abschnitt 82: Die Gründe für den Vorrang der Freiheit

Abschnitt 83: Glück und übergeordnete Ziele

Abschnitt 84: Hedonismus als Entscheidungsverfahren

Abschnitt 85: Die Einheit der Persönlichkeit

Abschnitt 86: Das Gut des Gerechtigkeitssinnes

Abschnitt 87: Abschließende Bemerkungen zur Rechtfertigung

W9) Wesentliche Aspekte des neunten Kapitels über das Gut der Gerechtigkeit

§ 3 Ein »Destillat« zweiter Ordnung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis