Alles, was Sie beißen, kann gegen Sie verwendet werden

 

 

 

 

 

 

 

 

Allyson Snow

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Copyright: 2019 - Allyson Snow

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Lektorat, Korrektorat: Juno Dean, Mathew Snow

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kapitel 1

 

Journalisten, die jucken, beißen nicht

 

Robert stand in der Eingangshalle der Operá national de Paris und wünschte sich, dass ihn jemand abknallte. Zu viele Menschen stressten ihn. Stimmengewirr, Klirren von Prosecco-Gläsern und schrilles Piepen der Handscanner des Sicherheitspersonals am Hauptportal erfüllten das Entree. Es ging zu wie in einem Bienenstock. Hier nach einer Blondine zu suchen, war, als suche man in seiner Sockenschublade nach einem zusammenpassenden Paar. Ohne Löcher! Es gab einfach zu viele Blondinen und zu wenig löcherlose Socken auf dieser Welt.

Zu allem Überfluss wusste er nicht mal, ob Helen überhaupt kam. Mist, verfluchter. Genau deswegen hasste Robert Erstkontakte. Normalerweise passte er seine Zielobjekte auf der Straße ab, bei der Arbeit oder vor ihrem Haus. Aber Helen Shepherd war anders als alle anderen – besonders schlüpfrig.

Aber das war nicht das größte Problem. Das war sein geliehener Smoking! Den erklärte anscheinend ein Rudel Flöhe zur Partymeile. Robert schob eine Hand in den Ärmel und kratzte sich am Handgelenk. Gott, wie gern wäre er jetzt ein Affe, der sich ungeniert lausen konnte, oder ein Keiler, der seine Schwarte am Baum rieb, bis der entwurzelt niederging.

Das war heute nicht sein Abend, nicht mal seine Woche. Genau genommen war es noch nicht einmal sein Leben.

Merde! Jetzt juckte nicht mehr Roberts Handgelenk, sondern sein Rücken. Er könnte schwören, Tausende Feuerameisen eröffneten gerade ihren Kindergarten auf seiner Haut. Das Kribbeln machte ihn schier verrückt. Wie sollte er so Ausschau nach einer Frau halten? Er brauchte unbedingt etwas, woran er sich scheuern konnte. Aber alle Säulen waren besetzt! Wer keinen freien Barhocker mehr erwischt hatte, lehnte sich an jede senkrechte Fläche. Halt! Dort stützte sich ein weißhaariger Mann auf seinen Gehstock und humpelte zur Männertoilette. Robert quetschte sich in die entstehende Lücke, zwischen zwei Frauen.

»Bonsoir«, grüßte Robert höflich. Doch die Frau zu seiner Rechten runzelte nur die buschigen Augenbrauen. Gut, vielleicht nahm sie ihm übel, dass er ihr den Ellenbogen gegen die Tasche gedrückt hatte, um sich Platz zu verschaffen. Aber in der Verzweiflung wie im Krieg war alles erlaubt.

Die Mademoiselle zu Roberts linker Seite musterte ihn unter den Strähnen ihres Ponys von den halbwegs anständigen Schuhen bis zu seinen Haaren, die zum Glück zu kurz waren, um unordentlich auszusehen. Er würde später dem Herrn auf Knien danken – sie fand ihn nicht begehrenswert. Besser noch, sie fand sein gezwungenes Grinsen offenbar verstörend. Sie rückte ab und flüchtete mit langen Schritten zu ihrem Mann in die Schlange an der Bar. Sofort schob sich Robert an die freie Stelle, raus aus dem Sichtfeld der älteren Madame.

Das war seine Chance. Mit dem Rücken rieb sich Robert nach links und nach rechts. Kurze Momente, in denen der Juckreiz aufhörte und himmlischer Erleichterung Platz machte, allerdings nur, um dann noch stärker wieder einzusetzen, auf dem Rücken und an den Armen. Und auch auf seinem Bauch. Gute Güte. Wenn das so weiterging, war er erledigt, bevor sich der erste Vorhang hob.

Nie wieder würde er sich einen Anzug leihen. Das alles nur wegen des konsequenten Sparkurses der Polizeiverwaltung. Den Antrag, einen Smoking zu kaufen, hatte die Buchhalterin mit einem schmalen, sadistischen Lächeln abgelehnt.

Er schob die Hände unter sein Sakko und kratzte mit sämtlichen Fingernägeln über die malträtierten Stellen. War das herrlich. Jetzt verstand er auch, warum Hunde dabei mit den Hinterläufen zuckten. Nur mit Mühe konnte er sich verkneifen, es genauso zu tun.

An Tagen wie diesen wusste er wirklich nicht, warum man von ihm behauptete, ein guter Polizist zu sein. Er musste sich konzentrieren und das konnte er nicht mit der Versuchung, äh, der Säule im Rücken. Also trat Robert einen großen Schritt von der Säule weg.

Das war eine seiner besseren Ideen. Für einen Moment hörte sogar das Jucken auf.

Er erklomm ein paar Stufen der breiten Marmortreppe und ließ seinen Blick über das Getümmel schweifen. Es mussten um die siebenhundert oder achthundert Gäste sein. Sie unterhielten sich, tranken Prosecco und genossen die Atmosphäre. Manche standen einfach nur da, den Kopf in den Nacken gelegt und starrten zur Decke hinauf. Die Operá war auch ein Anblick, den man in seinem Leben nie wieder vergaß.

Die breite Treppe führte die Besucher hinauf und teilte sich zu den Zugängen der einzelnen Ränge. Hier war unermüdlich massiver Stein aufgetürmt worden, zu einer Komposition eindrucksvoller Schönheit, mit filigranen Zeichnungen verziert. Überall waren Leuchter angebracht, an den Treppen und an den Wänden. Sie gaben so warmes Licht ab, als steckten wirklich Kerzen und keine Glühlampen darin. Ihr Schein spiegelte sich in dem Deckengemälde, wohingegen das Licht an der Bar kalt und künstlich wirkte. Nicht einmal das störte die Erhabenheit des Gebäudes.

Robert hatte dafür nur einen flüchtigen Blick. Er musterte jede blonde Haarmähne, und endlich erspähte er eine Frau, die Helen ähnelte. Zwar sah er nur ihre Rückseite (die wirklich entzückend war), aber sie besaß die gleiche schlanke und große Gestalt wie sein Suchobjekt und die selbe Art, die Hand leicht zu schwingen, wenn sie ging. Ihr Kleid war schlicht gehalten, aus schwarzem, schimmerndem Stoff, und die einzige Zierde stellte der breite Ausschnitt dar, der ihre Schultern freilegte. Die kleine Schleppe huschte bei jedem Schritt hinter ihr her. Über ihre Schultern wallten die blonden Haare, und in der Hand hielt sie eine Handtasche in der Größe eines Taschenbuchs. Als sie sich herumdrehte, konnte er endlich ihr Gesicht sehen, und ihre aristokratische Nase ließ keinen Zweifel zu. Das war sie. Helen Shepherd. Die Assistentin des Teufels, pardon, von Jason Harris. Dieser Mann war der gefürchtetste Mafioso in der Stadt, und doch schaffte es die Polizei nicht, ihm etwas anzuhängen.

Es gab Beamte, die ihre Seele an den Teufel verkaufen würden, wenn sie ihn endlich zu fassen bekämen. Robert gehörte dazu, aber immer, wenn sie kurz davor waren, kaufte oder bestach dieser verfluchte Bastard Kollegen und Staatsanwälte. Beweise verschwanden, sofern sie überhaupt stichhaltig waren. Wer der Verlockung einer Sonderzahlung widerstand, den fanden Robert oder seine Kollegen nach ein paar Tagen leblos im Wald oder in der Seine. Manche Beamte wiederum waren korrupt und sabotierten alles, was Jason Harris und seiner Organisation auf die Füße fallen könnte. Aber selbst einem Al Capone war man irgendwann auf selbige getreten, mithilfe aufsässiger Steuerprüfer. Nur war Jason Harris bedauerlicherweise nicht so dumm, sich im Rummel der öffentlichen Aufmerksamkeit zu präsentieren. Es gab kein brauchbares Foto von ihm, sie waren allesamt verschwommen. Wer ihn kannte, leugnete es. Harris war eine unbefleckte Lichtung im Dschungel des Journalismus, in dem sich nun auch Robert austobte – getarnt als Reporter des Les Actualités. Als Polizist musste man manchmal jede Tarnung nehmen, die man bekommen konnte. Er würde sich sogar als Müllmann ausgeben oder als Reinigungskraft anheuern, wenn er dann Harris‘ Büro putzen dürfte. Aber sein Boss hatte beschlossen, er solle sich als Schmierfink einer mäßig bekannten Zeitung ausgeben. Viele Verbrecher suchten eine Bühne und rühmten sich ihres Rufes. Warum sollte Harris eine Ausnahme bilden? Darauf hatte auch Roberts Vorgesetzter Louis gehofft, und Robert hatte eingewilligt. Allerdings war das Blendwerk bisher ein Griff ins Klo. Harris war wie ein Phantom, wimmelte jede noch so beharrliche Presseanfrage ab, und Robert hatte bisher kein einziges Wort geschrieben. Weder für einen Artikel, den die IT-Abteilung des Polizeireviers für ihn gefaket hatte, noch für einen verdammten Polizeibericht. Damit verkomplizierte sich Roberts Plan. Aber er war durchführbar. Einen Punkt konnte er ja schon mal abhaken. Helen war hier, er war hier, endlich konnte er ihr den Kopf verdrehen. Dazu müsste er sie allerdings erst einmal ansprechen. Aber wie? ›Bonsoir, ich würde gern ein paar schmutzige Geheimnisse über Ihren Boss hören. Und wenn es geht, geben Sie mir noch Beweise, dafür dürften Sie gleich den Haftbefehl für ihn mitnehmen.‹

Das Schlimme daran: Es wäre nicht der dümmste Anmachspruch, den er jemals von sich gegeben hatte. ›Wie geht’s denn so?‹ schlug ihn ganz knapp. Diesen Blick der Verachtung von der angesprochenen Frau würde er nie vergessen.

Aber zurück zu Helen. Sie trat an die Bar und kniff die Augen zusammen, als sie auf das Schild mit den Getränken starrte. Dann schüttelte sie den Kopf, drehte sich um und stieß prompt mit einem knutschenden Paar zusammen. Helen verzog das Gesicht und fuhr mit der Hand über ihre Brust. Der Galan hielt hinter dem Rücken seiner Liebsten einen Drink in der Hand und Helens Dekolleté glänzte feucht. Nicht, dass es kein faszinierender Anblick war, aber es gab kaum Ärgerlicheres, als noch vor der Aufführung mit einem klebrigen Cocktail geduscht zu werden. Keiner der Verliebten besaß den Anstand, sich bei Helen zu entschuldigen. Sie blockierten lieber weiterhin ihren Weg.

Helen runzelte die Stirn und – Robert mochte seinen Augen kaum trauen – packte das Handgelenk des Mannes. Sie kippte den Rest des Drinks samt Eiswürfeln in den Rückenausschnitt der Frau. Das kalt überraschte Turteltäubchen schrie auf und schlug ihrem Freund mit der flachen Hand ins Gesicht. Zu allem Überfluss zwickte Helen die Frau auch noch in die Kehrseite, und prompt bekam ihr Freund die zweite Schelle.

Wow. Deswegen hieß es also, Rache gehöre kalt serviert. Aber eines musste Robert zugeben: Das verschmitzte Grinsen auf Helens Lippen wirkte nicht bösartig, es machte sie sympathischer.

Und Halleluja, Helens Hinterpartie lud auch zum Kneifen ein. Es war mit Sicherheit nur ein Zufall, dass ihm gleichzeitig der eigene Hintern und die zugehörige vordere Seite juckte.

Aber er hatte sie immer noch nicht angesprochen. Je eher er das hinter sich brachte, umso besser für sie beide. Robert schob sich zwischen die Besucher, stieß versehentlich einen Teenager beiseite, der wohl von seiner Mutter hierhergeschleift worden war, und … ging geradewegs an Helen vorbei.

Er würde gern behaupten, dass er einen kurzen Blick mit ihr getauscht hatte. Einen, der sie neugierig machte und sie dazu verführte, ihn anzusprechen. Die Wahrheit war weitaus erbärmlicher. Sie hatte ihn keines Blickes gewürdigt, und er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte.

Er hätte sich Helen auf die altmodische Tour nähern sollen. Ein kurzes Anrempeln auf der Straße, eine Entschuldigung mit einem zerknirschten Blick und dann ein Lächeln. Ein Lächeln, das nicht mehr und nicht weniger ein Kompliment an die Frau war, die man über den Haufen gerannt hatte. Und dann ein paar Tage später die nächste zufällige Begegnung ähnlicher Art. Aber nein, er hielt sich für ganz clever, als er in ihrer Post die Karte für die heutige Aufführung Les Huguenots gefunden hatte. Robert wusste, wie dämlich er sich anstellte, wenn er eine Frau auf der Straße ansprechen sollte. Es war schon immer sein größter Fehler gewesen, dass er zwar Stalken, aber nicht Flirten konnte, und dieser verfluchte Anzug machte das Denken auch nicht leichter!

Robert stellte sich neben den Sockel einer zwei Meter großen Bronzefigur eines Mannes, der sich in einer absonderlichen Pose verrenkte. Er sah aus wie ein Diskuswerfer, der beim Wurf stolperte und kurz davor stand, auf die Nase zu fallen. Aber vor allem war sein Sockel auf der idealen Höhe, um daran das juckende Hinterteil zu reiben. Merde, wie sollte er die gesamte Oper aushalten? Und wo zum Teufel war Helen schon wieder? Sie stand nicht mehr an der Bar, nicht auf der Treppe, auch nicht an den anderen Säulen. War sie auf die Toilette gegangen? Er musste sie unbedingt erwischen, bevor die Vorstellung begann.

Aber erst würde er diese penetrante Feuerameise auf seinem Bein zerquetschen. Wenn es nur so einfach wäre … Ach, verflucht. Robert drückte seinen Oberschenkel gegen die Kante des Sockels und nahm sich die nächste juckende Stelle vor.

»Ich habe schon einige seltsame Formen der Kunstbegeisterung gesehen, aber noch niemals habe ich jemanden erlebt, der sich wie eine läufige Hündin an einer Statue reibt.«

Robert schnellte herum. Vor ihm stand niemand Geringeres als Helen. Ihr Kleid sah wesentlich edler als sein Smoking aus. Bei ihr hingen keine Fäden aus den langen Ärmeln. Sie trug sogar eine Rose über der rechten Brust. Er hatte ja noch nicht einmal an das Einstecktuch gedacht.

Helen legte den Kopf schief und gab sich nicht die geringste Mühe, ihr Grinsen zu unterdrücken. »Ist er geliehen?«

»Was … Wer?«, stotterte Robert überfahren. Warum zum Henker schlich sie sich von hinten an?

»Der Smoking«, erklärte Helen nachdrücklich und deutete erst auf seine Hose und dann auf sein Jackett. »Lassen Sie mich sehen.« Bevor Robert es verhindern konnte, griff sie nach seinem Ärmel und befühlte das Hemd. »Billiger Stoff, der bricht ja fast. Ja, definitiv geliehen.«

Robert lächelte schief. »Müsste ich ihn dann nicht bezahlen, würde ich ihn verbrennen.«

»Wollen Sie den Rest des Abends die Skulptur vergewaltigen?« Helen ließ seinen Ärmel los. Für einen kurzen Moment strichen ihre Finger über seine Hand. Eine beiläufige Berührung, wahrscheinlich noch nicht einmal gewollt, und er hoffte inständig, dass sie sich für Helen ebenso gut anfühlte wie für ihn.

Robert zuckte die Schultern. »Frauen quälen sich in unbequemen Schuhen und reiben sich die Fersen auf. Ich mich in einem juckenden Abendanzug.«

Helen stützte den Arm auf dem Oberschenkel der Skulptur ab. »Frauen können aber barfuß gehen, wenn es unerträglich wird. Sie sehen gequält aus. Ich finde, Sie sollten das schreckliche Ding ausziehen.«

Er sollte bitte was? »Sie wollen nur sehen, wie man mich nackt auf die Straße wirft. Genauso, wie Sie es genossen haben, als der Mann seine Ohrfeigen bekam.«

»Oh, Sie besitzen eine gute Beobachtungsgabe«, lobte Helen, und ihr Lächeln verbreiterte sich. »Wenn Sie behaupten, dass Ihre Nacktheit zur Präsentation dieser kunstvollen Abscheulichkeit hier gehört, dann wirft Sie niemand hinaus. Man wird Ihnen applaudieren. Gleichgültig, wie spärlich Sie ausgestattet sind.«

Robert schnaubte. »Wie unglaublich motivierend.« Und beleidigend! »Ich hoffe, Sie versuchen nicht immer so, einen Mann auszuziehen.«

»Für die Prüden habe ich noch ein paar andere Strategien.« Helen lächelte ihn lieblich an. Bravo. Sie hielt ihn für prüde. Vielleicht sollte er sich wirklich zu einem dieser Flirtkurse anmelden. Er könnte den anderen Teilnehmern als schlechtes Beispiel dienen. ›Wie schafft man es in zwei Minuten, als prüde zu gelten?‹

Teufel noch eins, sein juckender Anzug machte es nicht besser. Dass er die Hand in die Hosentasche steckte und sich wahnsinnig unauffällig an der Hüfte kratzte, kommentierte Helen mit einem spöttischen Lächeln.

»Würde es Ihnen helfen, wenn ich meine Schuhe ausziehe? Dann können Sie auch Ihren Anzug von sich werfen«, schlug Helen vor.

»Nein!«

»Wirklich nicht? Es macht mir nichts aus, barfuß zu laufen.«

»Sie tragen Ballerinas«, rief Robert aus. »Das ist kein Opfer. Sie werden damit ja noch nicht einmal kleiner.«

»Es sind Pumps, um genau zu sein. Sie haben sehr wohl einen Abs-«

»Ist mir scheißegal, wie Sie es nennen. Selbst wenn es die höchsten High Heels aller Zeiten wären, es ist kaum vergleichbar.«

Helen strich über die bronzenen Muskeln der Statue. »Ich hasse hohe Schuhe. Auch wenn sie sehr praktisch sind, wenn man jemandem auf die Zehen treten will.«

»Dazu brauchen Sie keine Schuhe.«

»Oh, gehe ich Ihnen auf die Nerven?« Helen stützte sich mit der Hand nun an dem bronzenen Hinterteil ab und stemmte die andere Hand in ihre Hüfte. »Dabei hatte ich den Eindruck, dass einen Mann, der sein Hinterteil an Statuen reibt und sich in der Hosentasche am Schritt fummelt, nichts erschüttern kann.«

Ihre blonden Haare und die schlanke Gestalt mochten ihr das Aussehen eines Engels verleihen, aber ihr hämisches Grinsen machte diesen Eindruck gleichzeitig wieder zunichte. Aber was wollte er von der Assistentin eines Mafioso erwarten? Die musste ja sadistisch sein.

»Gehen Sie deswegen allein in die Oper? Damit Sie sich jemanden heraussuchen können, um auf ihm herumzuhacken?«, blaffte Robert.

»Nein.« Helen zuckte die Schultern. »Aber ich gehe auch nicht an Opfern vorbei, die sich regelrecht anbieten.«

»Ich bin weder ein Opfer, noch habe ich mich angeboten«, presste Robert hervor.

Helens Lächeln wurde breiter. »Sie haben sich ziemlich den Hals nach mir verrenkt.«

»Ich habe Sie mit meiner Großmutter verwechselt.« Oh, großartig. Was war er doch für ein Held. Er übersprang die Smalltalk- und Kennenlernphase, auch die mit der rosaroten Brille, und ging gleich zu der Phase über, in der man sich ankeifte. Er konnte nicht anders. Etwas an Helen provozierte ihn. Nur hatte diese Phase ein Problem: Keine Frau rückte in einer solchen Situation mit Informationen heraus. Das taten sie nur mit leichten, hübschen Gefühlen. Aber eines hatte er wohl geschafft: Helen verschlug es die Sprache. Aber wirklich nur für einen Augenblick, denn dann trat ein Funkeln in ihre Augen. Angriffslustig fixierte sie ihn, und nicht nur der Himmel wusste: Es gab einen Grund, warum diese Frau niemals vom Büro ihres Bosses abgeholt wurde. Sie starrte jeden Mann in die Flucht und fletschte sogar ein wenig die Zähne.

Robert trat einen Schritt zurück. »Sie beißen mich doch jetzt nicht, oder?«

»Nein, keine Sorge«, winkte Helen ab. »Ich hatte erst gestern eine Zahnreinigung und möchte das Ergebnis noch ein paar Tage lang im Spiegel bewundern dürfen. Außerdem sind Männer, die sich ihrer Haut zu erwehren wissen, zu selten, um sie zu kastrieren.«

Mit diesen Worten wandte sie ihm den Rücken zu und schritt in Richtung Bar. Halt, Moment, sie konnte doch jetzt nicht abhauen!

»Warten Sie«, rief Robert aus.

Helen blieb stehen, und als sie sich herumdrehte, sah er etwas in ihrem Gesicht, das vermutlich Erstaunen darstellen sollte. Allerdings zog sie nicht wie andere beide Augenbrauen nach oben, sondern nur die linke. Eine Gewohnheit, die ihre Nase ein wenig in die Länge zog. Er konnte sich nicht helfen, es sah süß aus.

Mit wenigen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen ihnen und blieb vor ihr stehen. »Was bekommt man, wenn man den Test besteht? Ist der einzige Lohn, nicht kastriert zu werden?«

»Reicht das nicht?«

Robert beugte sich nach vorn, nahe an ihr Ohr, um die Geräuschkulisse der unzähligen Stimmen übertönen zu können. »Ich war schon immer gierig.«

Er hörte Helen die Luft einsaugen, und ihre Stimme klang etwas weniger herrisch als sie sagte: »Wollen Sie etwas trinken?«

Robert winkte ab. »Die Preise hier sind kaum vertretbar. Ich hasse es, den Reichtum anderer auch noch zu fördern.«

»Ich denke, ich weiß dafür eine Lösung.« Helen winkte ihm, ihr zu folgen, und das tat er auch. Neugierig hielt er mit ihr Schritt, und sie steuerten eine Wand an, vor der dicke Vorhänge hingen. Sie bückte sich, schob einen zur Seite, und als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie eine 0,375-Liter-Flasche Weißwein in der Hand. Sie klemmte sich die Handtasche unter den Arm und schraubte den Verschluss des Weins auf.

»Woher wissen Sie …?«, fragte Robert verblüfft, und er konnte kaum verhindern, dass ihm die Kinnlade runterklappte, als sie auch noch ein Glas hervorholte.

»Ich mische mich immer am Vormittag der Aufführung unter das Catering und deponiere Wein hinter einem Vorhang. Wucher ist ein Verbrechen, das ich ebenfalls nicht unterstütze.«

Im Gegensatz zu vielen anderen, doch diesen Gedanken konnte er kaum laut aussprechen. Was wusste er, wie schnell sie eine Gefahr erkannte und wie schnell sie und ihr Chef eine potenzielle Gefahr beseitigten. Er war nicht mehr der Jüngste. Mit Mitte vierzig prügelte er sich nur noch höchst ungern, und von Verletzungen erholte er sich nicht mehr so schnell wie früher. Dafür kam mit dem Alter die Weisheit und manchmal schaffte sie es sogar, sich bei ihm durchzusetzen. Im besten Fall führte ihn Besonnenheit ans Ziel, in diesem Fall zu Helen.

Er starrte noch immer auf Helen, die gerade an der Bar ein zweites Glas organisierte. Noch im Gehen schenkte sie ein, die beiden Gläser zwischen die Finger ihrer linken Hand geklemmt. Sie hielt ihm beide unter die Nase und schnell nahm er ihr eines ab. »Danke.«

»Danken Sie dem nachlässigen Putzservice. Hinter dem Vorhang stapeln sich die Wollmäuse.« Helen zuckte die Schultern, setzte ihr Glas an und leerte es mit einem Zug. Himmel, legte diese Frau ein Tempo vor. Er hob das Glas, prostete ihr zu und ließ einen Schluck in seine Kehle rinnen. Eines musste man ihr lassen, sie wusste, was guter Wein war. Er war nicht säuerlich, sondern herb und fruchtig.

»Wie heißen Sie?«, fragte Robert, als er das Glas absetzte.

Helen gab keine Antwort. Sie beobachtete die anderen Gäste und tat so, als hätte sie seine Frage nicht gehört.

»Eine hübsche Rose haben Sie«, versuchte es Robert erneut.

Diesmal reagierte sie. Sie zuckte zusammen, griff nach der Rose, und ihre Finger strichen über die Blütenblätter. Zitterten sie? Doch dieser Eindruck verschwand genauso schnell, wie er gekommen war.

Helen drehte sich zu ihm. »Was machen Sie beruflich?«

Für einen kurzen Moment zögerte er. Sich als Polizist vorzustellen wäre dumm. Als Journalist? Die wenigsten Menschen mochten Journalisten, und womöglich roch sie den Braten dann zu früh. Schließlich hatte sie seine Presseanfragen mit zunehmend unhöflicheren Schreiben abgewimmelt. »Ich bin Vertreter.«

»Was vertreten Sie denn?«, fragte Helen.

»Große Firmen, die kleine schlucken wollen.«

Helen lächelte. »Klingt lustig. Sie sagen den großen Haien, wen Sie fressen sollen?«

»So ungefähr«, gab Robert zu. »Und Sie?«

Helen drehte ihr Glas zwischen den Fingern, schlug die Lider nieder, bevor sie ihn erneut ansah. »Ich bin Theaterkritikerin und suche außerdem für die Schauspielagentur Florent Ballouhey neue Talente.«

Donnerwetter. Während sie log, zuckte Helen nicht einmal mit der Wimper. Sie sah ihm geradewegs in die Augen und wirkte sogar ein wenig gelangweilt. Sicher, sie wusste nicht, was er wusste. Aber er hatte noch nie eine Frau erlebt, die derart schamlos log.

»Und sind Sie aus beruflichen Gründen hier?«, fragte sie.

Während Helen sich nachschenkte, leerte Robert sein Glas. »Es ist die praktische Verbindung aus beruflichen Gründen und privatem Vergnügen.«

»Dann zähle ich wohl zu Letzterem.«

Sie goss den restlichen Inhalt der Flasche in sein Glas, schraubte den Deckel drauf und stellte sie einfach auf den Boden. »Schauspielerisches Talent besitzen Sie jedenfalls keines.«

Herzlichen Dank, aber würde er sich beklagen? Zu gern würde er ihr aufs Butterbrot schmieren, dass ihr schauspielerisches Talent erschreckend war. Sie war eine schöne und intelligente Frau. Warum, zum Henker, unterstützte sie Mord, Totschlag, Erpressung und all die Verbrechen, die ihr Boss verübte? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie nichts von dem Treiben ihres Chefs wusste. Sicher, dieser besaß Hotels, sogar eine Personenschutzfirma und unzählige Beteiligungen an Unternehmen. Man konnte sagen, dass er Beteiligungen sammelte wie andere Leute Briefmarken. All das musste verwaltet werden. Von Menschen, die an die Leutseligkeit ihres Arbeitgebers glaubten. Und Helen war seine Assistentin, seine rechte Hand. Die Frau, mit der er am engsten zusammenarbeitete.

Robert hatte das Büro tagelang beobachtet. Jason war jeden Tag mindestens einmal dort gewesen. Er hatte gesehen, welche Gestalten in das Büro gingen. Sie schienen alle redlich, manche hatten sich ihrem Boss angepasst und trugen ebenso piekfeine Anzüge. Anzüge, die man sich als Securitymitarbeiter, Hotelportier und Beteiligungsmanager nicht leisten konnte. Wie viele Auftragsmörder hatte Robert in diesen Tagen das Büro betreten und verlassen sehen? Robert würde mindestens auf eine Handvoll tippen.

Helen war nicht unschuldig. Sie müsste schon einen IQ im negativen Bereich haben, um nicht zu wissen, was Harris trieb. Aber dann würde sie nicht so überzeugend lügen. Sie hatte es faustdick hinter den Ohren.

»Geht es Ihnen gut?«, fragte Helen. »Sie jucken sich nicht mehr.«

»Tut mir leid, ich war in Ihren Anblick versunken.«

Helen schnaubte. »Sie sehen eher aus, als hätten Sie sich daran erinnert, dass Sie genauso viele Falten im Gesicht haben wie ich.«

»Nein, ich glaube, das würde mich nicht schrecken«, wehrte Robert ab. Er rettete sich mit einem weiteren Schluck Wein.

Helen öffnete gerade den Mund, da erklang ein Gong. Einige Gäste stürzten hastig ihre Drinks hinunter, denn der nächste Gong würde in wenigen Minuten ertönen und der dritte und letzte auch nicht lange auf sich warten lassen.

»Vielleicht sehen wir uns in der Pause«, sagte Helen, und ehe es Robert verhindern konnte, drehte sie sich auf dem Absatz um und folgte den anderen Zuschauern. Verflucht. Er setzte doch nicht den Fuß in die Höhle des Löwen, um sich jetzt abschütteln zu lassen. Er musste neben ihr sitzen. Aber wie zum Teufel stellte er das an?

 

Kapitel 2

 

Eine bühnenreife Blamage

 

Robert reihte sich in den Besucherstrom ein, ließ sich die Treppe nach oben drängen, immer den Blick auf die blonde Mähne gerichtet, die zu Helen gehörte. Als sie die Treppe nach links zu den Rängen nahm, folgte er ihr. Sie drehte sich nicht ein einziges Mal um, erst oben legte sie die Hand auf das Geländer und sah hinunter. Schnell duckte sich Robert hinter einen stämmigen älteren Herrn. Das Licht glänzte auf dessen altersfleckiger Kopfhaut, die zwischen den Haaren hindurchschimmerte. Er roch nach Bier und Tabak. Unwillkürlich rümpfte Robert die Nase. So jemanden wollte bestimmt niemand die gesamte Aufführung neben sich sitzen haben.

Helen drehte sich weg von dem Geländer. Eilig schob sich Robert an seinem Vordermann vorbei und verfehlte die Stufe. Sich in die bleiche Schulter einer rothaarigen Frau zu krallen, bewahrte ihn vor dem unfreiwilligen Kniefall, den weder Helen noch der Dicke zu würdigen wüssten.

»Können Sie nicht aufpassen?«, fauchte die Rothaarige und hielt ihr Kleid über der Brust zusammen. Auf einer Seite war der dünne Träger gerissen.

»Je suis désolé«, murmelte Robert und zog seine Hand zurück.

»Sie werden mir den Schaden ersetzen«, blaffte die Rothaarige und stieß mit dem Finger gegen Roberts Brust.

Nervös spähte Robert an ihr vorbei und hinauf zu der Brüstung, wo Helen eben noch gestanden hatte. Sie war nicht mehr dort, sondern musste den Zuschauerraum betreten haben.

Der zweite Gong ertönte, und Robert ließ die keifende Rothaarige einfach stehen. Er hastete die Treppen hinauf und folgte zwei Platzanweiserinnen in den Zuschauerraum.

Das Licht der schweren Kronleuchter war voll aufgedreht, um den Gästen die Suche nach ihrem Platz zu erleichtern. Robert sollte eigentlich die erhabene Atmosphäre genießen. Das Gewisper und Getuschel unter der hohen Kuppel mit dieser einzigartigen Stimmung der Vorfreude. Er war vor zwanzig Jahren das letzte Mal hier gewesen. Aber für die riesige Bühne, die schweren Lüster und die Stuckverzierungen hatte er nur einen beiläufigen Blick übrig. Er suchte die Ränge ab, und endlich erspähte er Helens blonden Haarschopf. Sie ließ sich gerade auf einem Sitz nieder und sah sich um. Schnell wich Robert wieder zum Ausgang zurück und trat noch einmal auf den Gang. Was nun?

Robert lugte in den Zuschauerraum und zählte die Reihen ab. Sie saß in Reihe M, und wenn er sich nicht täuschte, dann auf dem siebzehnten Platz. Also musste er entweder auf Platz sechzehn oder achtzehn. Oh nein, gerade ließ sich ein älterer Herr mit einer schweren Hornbrille auf Platz sechzehn nieder und nickte Helen freundlich zu.

Außer Robert standen noch gut zehn, fünfzehn Leute an der Seite herum, redeten oder fotografierten Richtung Bühne. Er zog sein eigenes Ticket hervor und presste angespannt die Kiefer zusammen. In einem Film würde er sich einfach das Ticket mit der passenden Platznummer von einem schmalen Drucker in seinem Anzug drucken lassen. Aber die Polizeidirektion war ja geizig. Die sparten, und er kratzte sich die Haut vom Fleisch.

Auf Roberts Ticket stand ›Rang Mitte‹ und nicht ›Rang rechts‹, aber mit dem Fingernagel konnte er das unerwünschte Wort gut wegschaben, sodass es kaum noch zu erkennen war.

Seine Platzierung, Reihe N, Platz dreizehn, änderte er mit einem schwarzen Stift auf Reihe M, Platz achtzehn, indem er die nötigen Striche und Bögen hinzufügte. Perfekt war es nicht, aber nun ertönte der dritte Gong. Noch zwei Minuten, und sie würden die Lampen dimmen.

Robert steuerte Helens Reihe an, schob sich an den Knien der Sitzenden entlang und setzte sich auf den freien Platz. Vielleicht hatte er Glück und der Eigentümer der Karte kam nicht.

Helen, die ihre kleine Tasche neben sich auf dem Sitz platzierte, sah wieder nach vorn und schließlich zur Seite. Als sie seinem Blick begegnete, stutzte sie.

Robert zwang sich zu einem breiten Grinsen. »Ich mag solche Zufälle.«

»Ah ja«, erwiderte Helen gedehnt. Ihr Blick ging an ihm vorbei, und als Robert aufsah, stand vor dem Sitz neben ihm ein Mann mit stachelig gegelten, grauen Haaren und starrte auf seine Karte, bevor er die Sitze zu zählen schien.

»Kann man Ihnen helfen?«, fragte Robert.

Der Suchende sah erneut auf seine Karte. »Auf welchem Platz sitzen Sie?«

Sacrebleu! In den Reihen vor ihnen blieben Plätze frei, doch ausgerechnet dieser hier war belegt? »Auf M achtzehn«, erwiderte Robert.

»Und das ist hier Rang rechts?«, fragte sein Konkurrent.

»Soweit ich weiß, ja«, fiel ihm ausgerechnet Helen in den Rücken. Sie runzelte die Stirn, rieb sich über die Unterlippe. Der Kerl gehörte doch nicht etwa zu Helen? Und wenn schon, Robert war es egal. Er verzog keine Miene. Frechheit siegte immer. Das war vor zwanzig Jahren schon so gewesen und in zweihundert Jahren würde es immer noch so sein.

»Bei allem Respekt, ich glaube, Sie sitzen auf meinem Platz.« Der Mann hielt Robert das Ticket unter die Nase. Ja, nom de Dieu! Es war Rang rechts, die richtige Reihe und der korrekte Platz. Na und? Robert räumte seinen Sitz nicht, dann musste man ihn schon hinauszerren. Er ließ sich diese Chance nicht entgehen. Nichts war wichtiger als der erste Kontakt zum Zielobjekt. Das galt für Berufspolizisten, Journalisten und firmenschluckende Vertreter gleichermaßen. Und er vertrat heute alle drei Berufe.

»Es muss sich um ein Missverständnis handeln. Ich habe diesen Platz gebucht«, erklärte Robert und wedelte mit seiner Karte vor der Nase seines Rivalen herum. Zugegeben, er ließ dem Mann kaum Gelegenheit, seine Eintrittskarte näher zu inspizieren.

Die entstehende Unruhe rief eine Frau mit einem roten Tuch über der Bluse auf den Plan. Sie drängte sich zu ihnen heran. »Gibt es ein Problem?«

»Ich fürchte, dieser Platz wurde doppelt gebucht.« Robert streckte der Platzanweiserin seine Karte hin. Diese schwenkte den Strahl ihrer Taschenlampe darauf, doch Robert ließ sie rasch wieder sinken. Sein Konkurrent wollte nicht zurückstehen und hielt der Platzanweiserin ebenso seine Karte unter die Nase.

»Ich würde meinen Platz nur ungern räumen, mir gefällt meine Sitznachbarin ausgezeichnet«, behauptete Robert. »Es ist unser zweiundzwanzigster Hochzeitstag.«

Helen gab ein undefinierbares Geräusch von sich, allerdings konnte Robert es sich nicht leisten, den Blickkontakt zu der Platzanweiserin zu verlieren. Sie lächelte, ein wenig erfreut, aber auch ein wenig mitleidig. Wie faktisch alle Menschen, denen man die Anzahl der Ehejahre unter die Nase rieb. Je mehr es waren, umso mitleidiger die Blicke, es sei denn, man überschritt die Fünfziger, dann wandelte sich das Mitleid in ungläubige Bewunderung.

»Kann ich Ihre Karte bitte für einen Moment sehen?« Die Platzanweiserin beugte sich über Robert zu Helen, und diese wiederum reichte ihr wortlos das Ticket. Im Schein der Taschenlampe betrachtete die Platzanweiserin Helens Platznummer, zählte die Reihen nach und schließlich auch die Sitze.

»Danke«, murmelte sie, gab Helen das Ticket zurück und wandte sich zu Roberts Konkurrenten um. »Es tut mir wirklich leid, dass die Plätze doppelt vergeben wurden.«

»Wir heißen Sie herzlich in der Operá nationale de Paris willkommen«, schallte es aus den Lautsprechern.

»Der Platz ist nicht doppelt gebucht. Er sitzt einfach nur falsch«, fauchte Roberts Konkurrent und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, der glücklicherweise nicht mal im Hellen tödlich wirkte.

»Die beiden Plätze wurden anscheinend zusammen gebucht«, widersprach die Platzanweiserin, die fortschreitende Ansage aus den Lautsprechern schien sie nervös zu machen. Nur noch eine Minute bis zum Beginn der Aufführung. »Zusammen gebuchte Plätze würden wir niemals trennen.« Sie legte dem anderen Mann die Hand auf den Arm und deutete über Robert hinweg. »Zwei Reihen weiter ist auf der gleichen Höhe noch ein Platz frei. Von dort haben Sie sogar einen besseren Blick.«

Der Mann beäugte zwar Robert immer noch missmutig, doch gegen das Argument blieb wenig zu sagen. Ein besserer Blick? Wer sagte dazu schon ›Nein‹? Zu Roberts Glück schien der Mann wirklich nicht zu Helen zu gehören und trollte sich. Und Helen? Als sich Robert zurücklehnte, betrachtete sie ihn mit einem Gesichtsausdruck, den er kaum zu deuten vermochte. Ihre linke Augenbraue saß noch ein Stück höher als vorhin. Wenn sie so weitermachte, wurde das ihr normaler Gesichtsausdruck.

Robert hielt es für besser, Helen nicht darauf anzusprechen.

»Angenommen, ich würde mir nun auch einen Platz woanders suchen, würden Sie dann mit Tipp-Ex Ihre Platznummer anpassen?«, hörte er Helens Stimme.

Verflucht, das mit dem Ignorieren war wohl die falsche Strategie. Wusste sie wirklich, dass er die Nummer seines Tickets geändert hatte, oder war es nur eine Vermutung?

Er hielt den Papierfetzen immer noch in den verkrampften Fingern und steckte ihn in die Innentasche seines Sakkos. »Ich würde mich unter die Schauspieler mischen und Sie auf die Bühne holen lassen.« Er lächelte schief, doch Helen starrte ihn ohne jegliche Regung an. Ihre Mundwinkel zeigten nicht die Spur eines Lächelns.

»Ist es Ihnen unangenehm, wenn ich hier sitze?«, fragte Robert und deutete in die Richtung, in der sein Konkurrent nun sitzen müsste. »Wenn Ihnen dieser Mann besser gefällt, räume ich meinen Platz.« Robert stützte seinen Arm auf der Lehne zwischen ihnen ab und sah Helen in die Augen. »Allerdings würde ich das sehr bedauern. Meine Großmutter hat einmal gesagt: Wenn dir eine Frau gefällt, dann lass sie erst aus den Augen, wenn du ihre richtige Telefonnummer hast.«

»Die richtige?« Helen schnaubte so stark, dass sie anschließend nieste. »Wie viele falsche hat sie verteilt?«

»Wohl ausreichend, um den Trick zu kennen. Die beste Variante ist immer noch, ein Mädchen nach Hause zu bringen. Dann kennt man gleich ihre Adresse und kann sich bei ihrer Mutter einschmeicheln.« Robert zog ein Taschentuch hervor und reichte es Helen.

Sie winkte ab und lachte leise. »Daraus gibt es wahrlich kein Entkommen.«

Das ohnehin dämmrige Licht wurde schwächer, bis nur noch die Beleuchtung auf der Bühne übrig blieb und die Aufmerksamkeit der Zuschauer nach vorn lenkte. Je dunkler es wurde, desto ruhiger wurde es im Saal. Die leisen Gespräche verebbten, und gespannte Aufmerksamkeit machte sich breit. Er sah im Augenwinkel, wie Helen auf ihrem Sitz ein wenig nach unten rutschte und die Beine unter den Vordersitz ausstreckte.

Mitten in die gespannte Aufmerksamkeit, in Erwartung des ersten Betretens der Bühne durch die Schauspieler, mischte sich ein ganz anderes Gefühl. Eines, das er himmlische Minuten lang vergessen hatte. Das verfluchte Jucken auf seiner Haut. Robert versuchte, es zu ignorieren. Er starrte gebannt zu dem aufschwingenden Vorhang, hörte den Applaus und versuchte, sich auf den ersten Schauspieler und dessen leidgeplagten Monolog zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht.

Je mehr er das juckende Piksen ignorieren wollte, umso mehr schob es sich in den Vordergrund. Es verstärkte sich, bis es zu einem scharfen, unangenehmen Stechen anwuchs, das ihn zusammenzucken ließ. Eilig kratzte er über seine Seite, der Stoff knarzte, doch da breitete sich das Kribbeln bereits auf seinem gesamten Rücken aus. Himmel, nein, das ging doch jetzt nicht die ganze Vorstellung so?

Das Jucken zwischen seinen Schulterblättern nahm übermächtige Ausmaße an. Er rutschte in seinem Stuhl hin und her und ließ sich an der Rückenlehne aus.

»Ich habe doch gesagt, ziehen Sie das Ding aus.«

Helens Flüstern ließ ihn innehalten. Er machte sich vor ihr völlig zum Narren. Eines erreichte er zumindest: Sie würde den Verrückten, der offenbar von Flöhen bevölkert war, nicht so schnell vergessen. Er fuhr mit den Nägeln über den Stoff seiner Hose an den Oberschenkeln. Vielleicht sollte er besser verschwinden. Er konnte sich nicht im Geringsten auf die Darbietung vorne konzentrieren. Geschweige denn, dass er mit Helen eine vertrauensvolle Atmosphäre schuf, die ihr Informationen entlockte. Jeder seiner Nervenstränge traktierte ihn mit diesem unerträglichen Jucken.

Er wollte schon aufgeben und aufstehen, aber erst ergab er sich dem Drang, an seiner Taille zu kratzen. Und dann noch mal an seinem Oberschenkel. Er strich darüber und stieß mit etwas zusammen, das er nicht erwartet hatte. Mit einer fremden Hand, Helens Hand, um genau zu sein. Zumindest hoffte er das. Sonst könnte diese Hand nur zu dem Mann auf seiner anderen Seite gehören. Er sah in dem Licht, das von der Bühne kam, wie sich Helen auf ihrem Sitz in seine Richtung drehte, und ja, jetzt sah er auch, dass sie ihren Arm über die Lehne zu ihm herüber streckte.

Gott sei Dank, es war ihre Hand.

Mit Mühe unterdrückte er ein seliges Stöhnen, als sie mit ihren Nägeln über seinen Oberschenkel kratzte. Die Berührung jagte ihm einen Schauer durch den Körper, der ihn bis ins Mark traf. Er wusste nicht, ob es das Jucken, die überreizten Nerven oder die Erleichterung war, die ihm für einen Moment Übelkeit bescherte. Aber er erwischte sich dabei, wie er trotzdem noch mit dem Rücken über die Sitzlehne schabte.

Helens Hand wanderte nach oben und zog mit einem Ruck sein Hemd aus dem Hosenbund.

»Was?«, stieß Robert verdutzt aus.

»Pst«, zischte Helen. »Sie stören sowieso schon.«

Was sollte er dazu sagen? Er war viel zu sehr damit beschäftigt, ungläubig zu verfolgen, wie Helen ihre Hand unter sein Hemd schob. Sie traf auf seine nackte Haut, zögerte einen Moment und legte schließlich ihre Hand auf Roberts Bauch. Er wagte kaum zu atmen. Das letzte Mal, als er von einer Frau nach einer halben Stunde Bekanntschaft so berührt worden war, war siebenundzwanzig Jahre her.

Helen schob ihre Hand über seine Seite, lehnte sich zu ihm, bis sie schließlich an seinen Rücken kam.

»Sie müssen sich schon ein wenig nach vorn beugen. Sonst stelle ich Ihnen die Kosten für das gebrochene Handgelenk in Rechnung.« Ihr strenger Tonfall ließ ihn nach vorn rutschen. Er hockte auf der weichen Kante des Sitzes, beugte den Rücken und stützte die Arme auf seinen Knien ab. Er wusste selbst nicht warum, aber urplötzlich konnte Robert nachvollziehen, wie sich Tiere in Erwartung von Streicheleinheiten fühlten. Voller Aufregung und Vorfreude. Er sollte wohl froh sein, dass er zu enge Unterhosen trug, um mit seinem Schwanz wedeln zu können.

Helen schob ihre Hand immer höher, rutschte mit ihren Nägeln über seine malträtierte Haut, und Robert biss sich in den eigenen Finger, um unqualifizierte Geräusche zu unterdrücken. Am Ende dachte noch jemand, sie hätten hier Sex. Aber was sie tat, war einfach himmlisch. Sie hatte sein Hemd nahezu vollständig aus dem Hosenbund gezogen, kratzte von oben bis unten und begann schließlich, wesentlich zufälliger hier und da über seine Haut zu streichen.

Er bildete sich ein, sie amüsiert schnauben zu hören, wenn er sich ihren Fingern entgegen drückte, weil eine Stelle mehr juckte als die restlichen 1,9 Quadratmeter seiner Haut.

Für die Vorstellung auf der Bühne hatte er kein Quäntchen Aufmerksamkeit mehr übrig, so sehr genoss er Helens Berührungen. Wäre es gesellschaftlich anerkannt und als Entschädigung für ihre Mühe, würde er ihr Bein rammeln.

Helen schien es nicht zu stören.

»Ich glaube, das reicht jetzt«, sagte Robert nach einer Weile und wollte sich im nächsten Moment selbst ohrfeigen. Nein, es reichte nicht, aber sie konnte kaum eine Stunde lang seinen Rücken kratzen.

Helen beugte sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr. »Sicher?«

Oh Seigneur, sie klang wie die lebende Versuchung.

»Sie haben sowieso schon zu viel getan«, gab Robert ebenso leise zurück. Warum zum Kuckuck sie das auch tat. Er konnte es kaum überstrapazieren. Er sah in dem fahlen Licht, wie Helen die Schultern zuckte. »Okay.« Im nächsten Moment zog sie ihre Hand zurück. Er hasste sich für das Gefühl der Enttäuschung in seinem Bauch. Sie sollte nicht aufhören, ihn zu berühren! Mon Dieu, war das so schwer? Wenn er ›Nein‹ sagte, hieß das natürlich ›Ja‹!

Robert versuchte wahrlich, sich auf die Aufführung zu konzentrieren. Er lehnte sich zurück, ignorierte das Krabbeln, doch am Ende gewann es ohnehin. Er versuchte, es mit kleinen Bewegungen zu lindern. Hin und wieder gelang es ihm tatsächlich, den Juckreiz auszublenden. Immer dann, wenn er Helen verstohlen von der Seite beobachtete.

Eine solche Frau sollte die Handlangerin eines Berufsverbrechers und Mörders sein? Es mochte ihm nicht in den Kopf. Sie war fast genauso alt wie er, und doch konnte man wahrlich nicht behaupten, dass das Alter ihr zugesetzt hatte. Im Gegenteil, sie gehörte zu den Frauen, deren Schönheit mit dem Alter nicht verwelkte, sondern erblühte. Und sie war klug. Warum sollte eine Frau wie sie ihr Licht unter den Scheffel stellen und einem Verbrecher die Treue halten? Hatte sie vielleicht keine andere Wahl? Auch so was sollte es bekanntlich geben. Doch dafür erschien sie ihm nicht verängstigt genug. Sie genoss die Aufführung. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sie vor irgendetwas Angst hatte. Nicht einmal vor ihm, und er war nun wirklich der seltsamste Sitznachbar, den man haben konnte. Selbst der Mann zu seiner Rechten warf ihm schon seltsame Blicke zu. Robert konnte die Missbilligung in der Dunkelheit spüren. In der Reihe hinter ihnen tuschelten zwei Frauen. (»Unmöglich. So was lassen die in die Oper? Früher putzte solches Gesindel die Aschenbecher vor der Tür. Das nächste Mal nehmen wir wieder VIP-Plätze.«)

Erst als ein scharfer Schmerz durch seine Nervenbahnen zuckte, realisierte Robert, dass er sich mit der Hand in den eigenen Unterarm krallte. Diese verfluchten Hemdsärmel. Sobald der Abend vorbei war, pfiff er auf die Leihgebühr und zündete den verdammten Smoking an. Es wäre ein Gefallen an die Menschheit. Nicht auszudenken, wenn ein weiterer ahnungsloser Kerl das Ding auslieh.

Er spürte Feuchtigkeit an seinen Fingern. Merde, er hatte es geschafft, sich selbst blutig zu kratzen. Er zog ein sein Taschentuch erneut hervor und presste es auf die blutende Stelle. Aber der Schmerz überlagerte nicht das Brennen an seinem Hals. Als er die Hand hob, fiel das Tuch herunter. Er wurde noch wahnsinnig.

Wie ging es Menschen, die permanent Probleme mit ihrer Haut hatten? Wie hoch war die Dunkelziffer derer, die sich die Haut vom Fleisch schnitten, nur um endlich Ruhe zu haben?

Doch bevor er irgendjemanden um ein Messer anbetteln konnte, beugte sich Helen nach vorn, hob das Tuch auf und schob es unter seinen Ärmel, um es auf die schmerzende Stelle zu drücken.

Sie zog seinen Arm zu sich, bis er auf der Lehne ruhte und – Robert mochte es kaum fassen – sie begann, seinen Handrücken zu streicheln. Warum war diese Frau nicht verheiratet? Wäre sein Gehirn nicht mit den dauernden ›Äh’s‹ und ›Oh’s‹ überfordert, würde er sie sofort fragen, ob sie seine Frau werden wolle.

Er hatte kaum damit begonnen, Helens Berührungen vorbehaltlos zu genießen, da wurde das Licht heller gedreht. Dem Himmel sei Dank. Er hatte die Zeit überlebt, ohne sich in ein Messer zu stürzen.

Die ersten Gäste sprangen auf, um zur Bar zu stürmen. Auch Helen erhob sich, aber sie ließ seine Hand nicht los, und so stand Robert ebenfalls auf. Er folgte ihrem Zug und schob sich die Reihe entlang, stolperte über die Beine der Sitzengebliebenen und stieß ein erleichtertes Seufzen aus, als sich die Menge aufteilte.

Er wollte gerade stehen bleiben, doch Helen packte seinen Arm und zog ihn hinter eine Säule.

»Ich habe genug von diesem Unsinn. Ziehen Sie jetzt diesen verfluchten Anzug aus.«

Kapitel 3

 

Nacktheit ist (k)eine Kunst

 

Helen stützte die Hand in die Hüfte und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden.

»Ich gehe besser nach Hause«, wehrte Robert ab. Es würde ihm schon ein weiteres Mal gelingen, sie abzupassen und dann hoffentlich in Klamotten, in denen er sich nicht die Haut vom Fleisch säbeln wollte.

Helen schnaubte. »Bis Sie zu Hause sind, haben Sie sich den Stoff vom Leib gekratzt. Also können Sie das Ding auch gleich ausziehen.«

»Ich kann mich doch kaum nackt wieder in die Vorstellung setzen«, widersprach Robert.

»Wieso? Tragen Sie keine Unterwäsche?«

»Doch.«

»Dann sind alle Teile, die Ihnen Schande bereiten könnten, verhüllt.«

Der Herr steh ihm bei. Das war ihr Ernst. Mit sichtlich unzufriedenem Blick maß sie ihn von oben nach unten und trat nach vorn. Bevor Robert die einzig vernünftige Wahl treffen und die Flucht ergreifen konnte, begann sie, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen.

»Hören Sie auf damit.« Robert wich zurück, bis er von einer Wand gebremst wurde. Helen senkte ihre Hände und verdrehte ausgiebig die Augen. »Gut, wenn es Ihre überflüssigen Schamgefühle beruhigt, dann ziehe ich mich ebenfalls aus.«

Ähm, was? Roberts Gehirn war noch damit beschäftigt, den Sinn ihrer Worte zu erfassen, als Helen bereits hinter ihren Rücken griff. Er hörte das leise Ratschen des Reißverschlusses und tatsächlich … Der Stoff an ihren Schultern rutschte nach unten, zögerte kurz an der Wölbung ihrer Brüste, bevor die Schwerkraft stärker war und er an ihrem Körper nach unten rutschte.

Robert konnte nicht sagen, ob ihm die Kinnlade herunterfiel. Er konnte auch nicht sagen, ob das seltsame Ächzen von ihm kam. Er wusste aber, dass es der Anstand geboten hätte, den Blick von ihr abzuwenden. Nur konnte er es nicht. Ihre Brüste bedeckte zum Glück ein trägerloser BH. Nackte Nippel hätten ihm jetzt den Rest gegeben. Ihr Bauch war flach, und obwohl sie nicht muskulös wirkte, sah man ihr doch deutlich an, dass sie irgendeine Sportart trainierte. Sie trug ein schwarzes Höschen, zu seiner Erleichterung aus blickdichtem Stoff. Als ob ihm ihr Anblick nicht sowieso schon fast einen Hirnschlag versetzte.

Nur mühsam gelang es ihm, den Blick zu heben, aber er wurde sofort wieder auf ihren Busen abgelenkt, als sie die Arme verschränkte. Gott war sein Zeuge, er würde nie wieder einen klaren Satz von sich geben können.

»Sie haben mich lang genug angestarrt. Jetzt sind Sie dran.«

Er sah, dass sich ihr Mund bewegte. Er hörte auch die Worte, nur den Sinn erfasste er nicht so ganz. Eine Schwäche, die Helen ohne jegliches Zögern ausnutzte. Sie öffnete so schnell seine restlichen Hemdknöpfe, dass er kaum realisierte, was geschah. Sie packte das Hemd und sein Sakko und zog beides von Roberts Schultern.