Die drei ???® Kids

Schatzräuber

Erzählt von Ulf Blanck und Boris Pfeiffer

Mit Illustrationen von Kim Schmidt, Supervising: Stefanie Wegner und Imke Staats

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KOSMOS

Umschlagillustration von Jan Saße, Horgenzell

Innenillustrationen: Kim Schmidt, Dollerup, Supervising: Stefanie Wegner und Imke Staats, Hamburg

Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik, Würzburg

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Dieser Doppelband besteht aus den Bänden

Die drei ??? Kids® – Die Schokofalle

2. überarbeitete Auflage

© 2006, 2009 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Die drei ??? Kids® – Mission Maulwurf

2. überarbeitete Auflage

© 2004, 2009 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

© 2020, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50156-6

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Die Schokofalle

Erzählt von Boris Pfeiffer

Mit Illustrationen von Kim Schmidt

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Höllentöne

Das seltsame Geräusch war ganz plötzlich in Justus Jonas’ Ohren. Ein schrecklicher Ton, als würde jemand mit großer Kraft spitze Fingernägel über eine Stahlplatte ziehen.

Justus erschauerte. Irgendetwas musste er doch gegen diese Höllentöne machen können. Justus überlegte fieberhaft. Dann fiel es ihm ein. Er musste sich die Ohren zuhalten. Und wie? Natürlich mit den Händen, schimpfte er mit sich.

Ein Glück war ihm dieser geniale Gedanke noch rechtzeitig gekommen. Justus wollte ihn eben in die Tat umsetzen, als er merkte, dass etwas Schweres seine Arme festhielt.

Nein! Justus strampelte verzweifelt und versuchte, sich zu befreien. Auf keinen Fall würde er sich kampflos ergeben. Er spürte, wie es ihm gelang, das schwere Wesen von sich zu schieben. Wahrscheinlich handelte es sich um ein bösartiges Nilpferd oder sogar einen Höllenwurm.

Justus Jonas schüttelte verwundert den Kopf. Was sollte das denn schon wieder sein? Ein Höllenwurm? Irgendetwas ging hier doch nicht mit rechten Dingen zu. Verzweifelt versuchte Justus, sich zu erinnern, wer er war und wo er normalerweise lebte. Und dann kam ihm die Erleuchtung!

Justus Jonas schlug die Augen auf und erwachte in seinem Bett. Uff! Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das war wirklich ein sehr wilder Traum gewesen.

Höllenwürmer, so ein unlogischer Unsinn. Plötzlich aber erstarrte Justus. Draußen vom Hof ertönte das schreckliche Geräusch wieder. Justus lief es kalt den Rücken runter. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihm, dass es schon weit nach Mitternacht war. Dann hörte er es erneut. Es war ein lang gezogenes, gequältes Quietschen. Und es kam näher. Dazu breitete sich jetzt auch noch ein eindringlicher, süßer Geruch in seinem Zimmer aus.

Zum Glück schlief er jetzt nicht mehr und konnte sich Klarheit verschaffen. Justus sprang auf und tappte ans Fenster. Unter ihm lag Onkel Titus’ Schrottplatz verlassen im Mondlicht. Von der Straße schob sich ein rundes, rotes Ding langsam auf das Hoftor zu. Auf den ersten Blick sah es wirklich aus wie ein riesiger Wurm. Was konnte das nur sein? So große Würmer gab es natürlich nicht. Und irgendwie lag das Ding schief auf der Straße, als hätte es Schlagseite. Also vielleicht ein Ufo, das eine Notlandung hinter sich hatte? Oder doch nur ein Lastwagen? Aber Lastwagen waren normalerweise viereckig. Und warum hatte das Ding keine Scheinwerfer an?

Wieder kreischte das Ding. Und diesmal kam Justus das Geräusch bekannter vor. Das klingt doch wie … – nachdenklich knetete er seine Unterlippe. Natürlich, kaputte Bremsen! Also ist es doch ein Laster! Und dann wurde Justus auch klar, was für ein Laster es sein musste. Ein Tanklasterwagen oder ein Betonmischer. Denn nur die waren rund.

Justus sah genauer hin. Der Aufbau sah eher wie ein Tank aus.

Mittlerweile hatte das Gefährt das Hoftor erreicht. Wieder quietschte es wie wild. Dann schwang sich ein hünenhafter Mann aus dem Fahrerhäuschen. »Hallo? Ist jemand wach?«, rief eine raue Stimme. »Ich habe einen Platten und brauche Hilfe!«

Justus holte tief Luft. Jetzt war alles klar. Mit einem Platten musste der LKW so langsam fahren, dass es aussah, als würde er kriechen. Und irgendwie hatten deswegen die Bremsen angefangen zu quietschen. »Höllenwürmer.« Justus kicherte. »So einfältig bin ich doch sonst nicht«.

Was allerdings war dieser komische Geruch, der durch sein Fenster wehte? Unter ihm öffnete sich die Haustür. »Kundschaft, um diese Zeit?« Titus Jonas, Justus’ Onkel, war auf die Veranda getreten und sah dem Lastwagenfahrer entgegen.

»Tut mir leid, aber ich muss gleich weiter.« Der Fahrer ging mit schnellen Schritten auf Onkel Titus zu. »Wenn Sie einen Ersatzreifen haben, bin ich sofort wieder weg.«

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Justus beugte sich weiter hinaus. Er musste herausfinden, um was es sich hier handelte.

Ohne lange zu überlegen, kletterte Justus aus dem Fenster auf das Dach von Onkel Titus’ Schuppen, in dem dieser seine kostbarsten Wertstoffe aufbewahrte. Wertstoffe, so nannte Onkel Titus alles, was er für seinen Schrottplatz zum Weiterverkauf oder für seine Sammlung seltener und besonderer Dinge ankaufte.

So leise wie möglich ließ sich Justus vom Schuppen zu Boden gleiten. Er stand nun unmittelbar vor dem Tanklaster. Aus der Nähe betrachtet war er gar nicht so riesig. Es war ein einfacher LKW mit einem aufmontierten Tank. Der Geruch allerdings war unglaublich stark. Eine süße Wolke hing um den Tank. Und irgendwie roch es köstlich.

Justus sah sich um. Der Fahrer und Onkel Titus waren zu einem Berg Reifen gegangen, in dem Onkel Titus mit einer Taschenlampe bewaffnet herumsuchte. Justus trat nah an den Tank. Hinten ragte ein dickes Rohr mit einem Schraubverschluss raus, und aus dem Rohr tropfte etwas. Justus hielt die Nase daran. Das roch doch tatsächlich wie …

Justus streckte den Finger aus und fing einen dicken Tropfen auf. Vorsichtig steckte er den Finger in den Mund und kostete. »Hm.« Fast hätte er vor Begeisterung laut gerufen. Er hatte eben die köstlichste Schokolade probiert, die er je im Mund gehabt hatte. Sie schmeckte nach süßer Vanille, feinem Kakao, eigenartigen Gewürzen und schmolz dabei im Mund wie Eis in der Sonne. Das gab es doch nicht! Ein Tanklaster voll Schokolade?!

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Justus hörte, wie der Fahrer sich bei Onkel Titus bedankte. So schnell er konnte, nahm er eine leere Colaflasche von der Veranda, hielt sie unter das Rohr und drehte an dem schweren Verschluss. Es ging nicht ganz leicht, aber dann begann ein dünner Strahl Schokolade zu fließen. Justus füllte seine Flasche. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, den Verschluss wieder zuzudrehen und sich zu verstecken. Vorne kam schon der Fahrer an und rollte einen Reifen neben sich.

»In fünf Minuten hab ich den montiert. Dann bin ich weg. Rechnung brauche ich keine«, brummte er und drückte Onkel Titus einen Hundertdollarschein in die Hand. Justus blieb der Mund offen stehen. 100 Dollar für einen alten Reifen? Das war ja fast noch verrückter als sein Traum von den Höllenwürmern.

Salmonellen-Alarm

»Justus! Justus!« Tante Mathildas Weckruf schallte durch das Haus wie Kanonendonner. »Deine Freunde sind da, und wenn du noch ein Stück Torte willst, solltest du schnell machen!«

Schlaftrunken schälte sich Justus aus dem Bett. Auf dem Boden stand die halb volle Colaflasche mit Schokolade, die inzwischen dickflüssig geworden war. Die andere Hälfte hatte Justus noch in der Nacht genüsslich verdrückt.

Kurz darauf saßen die drei ???, Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, nebeneinander auf der Veranda in der Morgensonne und frühstückten Tante Mathildas berühmte Kirschtorte.

»Was für ein Leben«, seufzte Peter wohlig. »Was machen wir heute? Ich bin für schwimmen.«

Justus gähnte. »Ich ruhe mich am Strand aus, während du den Kraftmeier spielst. Ich bin hundemüde.« Peter sah Justus empört an. »Du könntest ruhig auch mal was für deine Kondition machen. Heute Morgen siehst du echt aus wie ein verschlafener Sandsack!«

Auch Bob schüttelte erstaunt den Kopf. »Und du nimmst nur ein Stück Torte zum Frühstück? Ist alles in Ordnung mit dir, Just?« Justus räkelte sich. »Na klar, aber ich finde, die Torte ist noch etwas zu kalt und drückt auf den Magen. Tante Mathilda hat sie bestimmt eben erst aus dem Kühlschrank geholt.«

»Das macht sie doch genau richtig«, widersprach Bob. »Jetzt im Sommer breiten sich Salmonellen sehr leicht aus. Vor einigen Tagen musste eine Schokoladenfirma sogar tonnenweise Schokoküsse aus den Läden zurückholen, weil sie mit Salmonellen verseucht waren.« Bobs Vater arbeitete als Reporter bei der ›Los Angeles Post‹, und Bob war deswegen immer gut informiert.

»Salmonellen?« Peter griff nach einem weiteren Stück Torte. »Sind das Würmer?« Bob rückte seine Brille zurecht. »Es sind Bakterien. Und zwar die Erreger der Salmonellose.« Peter prustete los. »Salmo... was? Bob, bitte sag nicht so komische Wörter, während ich esse. Ich möchte wirklich nichts von dieser köstlichen Torte auf deine Brille spucken.«

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Bob stöhnte. »Salmonellen können beim Menschen schwere Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen. Und das nennt man Salmonellose. Man isst den Erreger mit den befallenen Lebensmitteln.«

Justus hatte aufmerksam zugehört. Jetzt fragte er hastig: »Was war das denn für eine Schokofirma, Bob?«

»Ich habe den Namen vergessen. Aber es ist nichts mehr davon in den Supermärkten.«

»Hm.« Justus schluckte und tastete behutsam seinen Bauch ab. »Wie schnell wird man denn von diesen Salmonellen krank?« Bob grinste. »Ach, das dauert meistens nur ein paar Stunden, dann kriegt man wahnsinnige Bauchschmerzen, Durchfall und muss sich übergeben.«

Auf einmal war Justus ganz grün im Gesicht. Peter hörte auf zu kauen. »Just, was ist denn mit dir? Hast du letzte Woche heimlich ein Kilo Schokoküsse verdrückt?«

Justus holte vorsichtig Luft. »Nein, aber mir ist heute Nacht etwas Komisches passiert.«

Schnell erzählte er von dem Tanklaster voll Schokolade. »Ich habe es für einen tollen Glücksfall gehalten. Wann bekommt man schon mal um Mitternacht einen Liter superleckere Schokolade ans Bett geliefert?! Aber jetzt frage ich mich plötzlich: Wohin fährt eigentlich so ein Laster mit Schokolade mitten in der Nacht? Und warum zahlt der Fahrer 100 Dollar für einen Reifen? Ich meine, könnte es nicht sein, dass da verseuchte Schokolade drin war? Und der Fahrer musste sie dringend irgendwo wegkippen? Vielleicht habe ich ja heute Nacht aus Versehen Salmonellen genascht?«

Peter hielt sich die Hand vor den Mund. »Just, das klingt schrecklich. Wie kannst du denn nur direkt aus einem Tanklaster essen?«

Justus sah seinen Freund hilflos an. »Das war die beste Schokolade, die ich je gegessen habe.«

Bob grinste. »Dann war es bestimmt nicht die von der Firma mit den Schokoküssen. Mein Vater hat die Marke mal gekauft, und die war eher Durchschnitt. Geht es dir denn wirklich schlecht?«

Wieder fuhr sich Justus prüfend über den Bauch. »Nein, das nicht. Aber bei der Vorstellung, dass ich Bakterien gegessen haben könnte, wird mir komisch.« Er stand auf. »Ich habe noch was davon übrig. Eigentlich wollte ich sie euch anbieten. Aber jetzt möchte ich sie lieber irgendwo untersuchen lassen.«

Peter schüttelte den Kopf. »Aber wo?«

Bob sprang auf. »Hinter Rocky Beach liegt doch diese kleine Schokofabrik von Bill und Mickey. Die wissen bestimmt, wie das geht. Obwohl, vielleicht wäre es doch klüger, erstmal mit Just ins Krankenhaus zu fahren?«

»Nicht so laut.« Justus hielt den Finger an die Lippen. »Wenn Tante Mathilda das hört, lässt sie mich überhaupt nicht weg! Wir machen es, wie Bob vorschlägt.« Peter knuffte Justus. »Na gut. Und wenn ich dich später doch in die Notaufnahme tragen muss, bekomme ich bestimmt genauso gute Armmuskeln wie beim Schwimmen.«

Justus kniff die Augen zusammen. »Und ich schwöre, dass ich nie wieder Schokolade aus einem Laster anfasse!«

Wenn er nur gewusst hätte, wie sehr er sich da irrte.

Bill und Mickey

Bill und Mickeys Fabrik war früher eine Tankstelle gewesen. Jetzt war sie bunt gestrichen, und statt der Zapfsäulen stand ein Brunnen unter dem Vordach, aus dem ein dicker Strahl flüssiger Schokolade sprudelte.

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Die drei ??? stellten ihre Fahrräder ab. »Seht ihr auch, was ich sehe?!« Peter deutete auf Berge von Marshmellows, Kokosstücken, Waffeln und Früchten, die neben dem Brunnen aufgestapelt lagen. »Ja«, rief Bob, »und da steht, man soll sich bedienen!«

Wirklich stand auf einem Schild über einem Behälter mit Holzspießen: ›Guten Tag und guten Appetit am Schokobrunnen wünschen Bill und Mickey‹.

»Cool.« Peter schnappte sich einen der Stäbe und spießte eine Reihe Erdbeeren auf. Dann hielt er das Ganze in den Brunnen. Langsam verschwanden die Früchte unter einem süßen Überzug. »Tja, dann auf Wiedersehen.« Peter steckte sich die Erdbeeren in den Mund und fing an zu kauen.

»Nicht beißen, Schokolade muss man schmelzen lassen!« Bob machte sich einen Marshmellow-Spieß und hielt ihn in den Schokobrunnen. Dann ließ er sich das Ganze auf der Zunge zergehen. »Hm, so is’ es rischtisch …«, quetschte er mit vollen Backen hervor.

Justus dagegen roch nur an dem Brunnen. Er musterte seine beiden Freunde. »Ich hoffe, ihr bemerkt, dass ich hier der Einzige bin, der sich beherrschen kann.« Dann wandte er sich der ehemaligen Autowaschanlage zu. Hinter den hohen Scheiben standen mehrere kupferfarbene Kessel, aus denen es dampfte. Justus zog die halb volle Colaflasche aus seinem Rucksack. »Ich geh da jetzt rein, ich habe so eine Idee«, rief er Bob und Peter zu.

Neben der Scheibe führte eine schmale Tür in die Halle. Justus drückte auf die Klinke. Es war offen.

»Just, warte doch!« Peter schluckte den Rest seiner Erdbeeren runter.

Auch Bob kaute jetzt, um schneller fertig zu werden. »Okay, ich komme! Mann, war das gut«, rief er. »Was ist denn da drinnen so Geheimnisvolles?«

»Das werden wir gleich sehen.« Justus öffnete die Tür. Dann standen die drei ??? in der kleinen Fabrik.

Drinnen roch es betäubend, süß und bitter zugleich. »Das ist ja eine Luft wie im Dschungel«, flüsterte Peter. Justus nickte. »Und wisst ihr was? Genauso hat gestern der LKW gerochen!«

Im gleichen Moment betraten von der anderen Seite zwei Männer die Halle. Der eine der beiden hatte einen langen weißen Pferdeschwanz und einen weißen Bart. Der andere trug bunte Kleidung und hatte eine Kette aus Bärenzähnen umhängen.

Justus zog Bob und Peter hinter einen Kessel. »Heh, was soll das?«, flüsterte Bob. »Wir sind doch hier, um etwas zu fragen.«

»Das können wir immer noch«, gab Justus zurück. »Ich habe nur so ein Gefühl.« Die beiden Männer kamen näher.

»Wirklich, Bill«, rief der mit dem Bart, »man sollte dich zur Strafe in Schokolade tunken und dann mit Mandelsplittern überziehen.« Er nahm einen großen Löffel und rührte in einem der Kessel. »Ich habe dir immer gesagt, dass es unglaublich dämlich ist, die Rezepte aufzuschreiben. Und wieso lässt du dann auch noch den Tresor offen stehen und schläfst ein?«

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»Aber Mickey«, schluchzte Bill. »Den mache ich nachts immer auf. Und das Rezept habe ich doch mit meiner Geheimtinte aufgeschrieben. Das wird nie jemand lesen können! Du weißt doch, dass ich die Schokolade ohne Rezept nicht herstellen kann. Ich habe nun mal keine so feine Zunge wie du.« »Trotzdem«, grollte Mickey, »dich mitten in der Nacht bestehlen zu lassen, das sieht dir ähnlich. Du hättest die Rezepte vernichten müssen.«

»Aber wie denn? Ich habe den Dieb ja überhaupt nicht gesehen.«

Mickey rollte die Augen. »Er hat über 4 000 Liter unserer besten Schokolade geklaut, und du verschläfst es! Jetzt müssen wir die frische Ware erst wieder drei Tage rühren und haben fast nichts mehr zu verkaufen.« Mickey leckte sich genießerisch die Lippen. »Du weißt doch, je feiner die Schokolade sein soll, desto länger muss man sie rühren!« Bill sah traurig zu Boden. »Ja, ich weiß.« Mickey schnaubte. »Wenn die Diebe deine Rezepte entschlüsseln, dann sind wir sowieso bald pleite. Dann verkaufen die unsere Schokolade unter ihrem Namen. Und wir können ihnen nichts beweisen. Niemand kann durch chemische Analyse herausfinden, was genau in der Schokolade drin ist. Und darum können wir auch nie beweisen, dass die unsere Schokolade nachmachen, wenn es ihnen gelingt, die Geheimschrift zu lesen.«

Im selben Moment erklang hinter dem Kessel, wo die drei ??? hockten, ein lautes Knurren. Erschrocken sah Bill sich um. »Was war das denn?« Auch Justus sah erschrocken drein. Es war nämlich sein Magen, der plötzlich zu knurren angefangen hatte. Entschuldigend sah er zu Bob und Peter. »Ich hätte doch lieber anständig frühstücken sollen«, flüsterte er. Dann stand er auf.

»Guten Tag! Es tut mir leid, dass mein Magen so laut geknurrt hat. Ich nehme an, Ihre Köstlichkeiten sind daran Schuld. Aber darum geht es gar nicht. Wir haben hier nämlich eine Flasche mit Schokolade. Und ich habe den Verdacht, dass es sich dabei um die handelt, die Ihnen heute Nacht gestohlen wurde.«

»Wie bitte?« Mickey schoss um den Kessel und funkelte Justus an. »Unsere Schokolade? Und woher weißt du das, Bürschchen? Na, das werden wir gleich haben.« Er riss Justus die Flasche aus der Hand und tauchte einen dünnen Stab in die Masse. Dann zog er ihn heraus und steckte ihn sich in den Mund. Vorsichtig bewegte er die Lippen, schmeckte, schmatzte und rief dann: »Allerdings ist das unsere. Und woher weißt du das?«

Justus zuckte die Schultern. »Offen gestanden, ich habe es gerochen!«

»Gerochen, haha!« Mickey blinzelte wütend. »Lüg mich nicht an.« Er sah zu Bill. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen!«

»Moment«, rief Bob und stand ebenfalls auf, »wir können das alles erklären!«

»Genau«, rief Peter und kam ebenfalls hoch.

»Drei Diebe?« Mickey starrte die drei ??? wütend an. Dann brüllte er: »Der Polizei könnt ihr das erklären, denn genau da werden wir jetzt hingehen!«

Er schnappte sich Justus am Handgelenk, und Bill machte das gleiche mit Peter und Bob. Justus zuckte ergeben die Schultern. »Ich glaube zwar nicht, dass uns das weiterbringt. Aber bitte, ganz wie Sie wollen.«

Unter Verdacht