HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
HAMBURGER SOMMER
»Zentaur aus Sonne und Wind
wasserschnaubend die Nüstern Volldampf
voraus im Galopp an die Küsten
aber die Teetasse fein
balanciert zwischen den Hufen.«
Ulla Hahn
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen in Hamburg!
INNENSTADT
1Kunst, Gewerbe und Szene
2Die Kunsthalle
3Das Kontorhausviertel
4Der Domplatz
5Die Hauptkirchen
6Das Rathaus
7Die City
8Die Neustadt
9Der Michel
10Die Krameramtsstuben
11Planten un Blomen
HAFEN
12Der Hamburger Hafen
13Die Speicherstadt
14Die Elbphilharmonie
15Kaffeeklappen
16Die HafenCity
17Hafen-Veränderungen
18Die Köhlbrandbrücke
19Wilhelmsburg & Co.
RUND UM DIE AUSSENALSTER
20Ein See in der Stadt
21Uhlenhorst
22Kanutour
23Der Stadtpark
24Winterhude
25Rotherbaum
26Harvestehude
27Eppendorf
ST.PAULI & CO.
28St.Pauli – Kiez
29Die Schanze
30Altona
31Ottensen
ELBUFER
32Die Landungsbrücken
33Die Hafenfähren
34Alter Elbtunnel
35Der Fischmarkt
36Große Elbstraße
37Elbchaussee
38Övelgönne
39Jenischpark
40Hirschpark
41Blankenese
42Schulauer Fährhaus
UMGEBUNG UND AUSFLÜGE
43Kaltehofe/Fünfhausen
44Bergedorf
45Elbinsel Lühesand
46Altes Land
47Der Ohlsdorfer Friedhof
48Hagenbecks Tierpark
49Neuwerk
50Sylt
REISEINFOS
Hamburg von A bis Z
Verkehrslinienplan
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Kulturstadt
Stadtplanung
Essen in Hamburg
MEHR ERLEBEN
Ein Wochenende in Hamburg
Günstig durch Hamburg
Für Kinder und Familien
U3-Tour (S. 9, 143, 201)
Eine preiswerte und hübsche Rundfahrt durch Hamburg bietet die meist oberirdisch geführte gelbe Linie 3 der Untergrundbahn. Wer zum Beispiel am Hauptbahnhof einsteigt, bekommt einen Überblick über den Hafen, schaut in Eppendorfer Wohnungen, überquert Kanäle und den Alsterlauf, erreicht das Arbeiterviertel Barmbek, macht gegebenenfalls einen Abstecher nach Wandsbek und fährt dann über Mundsburg zurück zum Hauptbahnhof.
Rathaus (S. 54)
Hier haben Senat (Regierung) und Bürgerschaft (Parlament) ihren Sitz. Das Gebäude ist ein Stilmix aus Renaissance, Barock und Klassizismus. Idyllisch ist der illuminierte Innenhof mit Brunnen. Auf dem Rathausmarkt, der direkt vor dem Gelände liegt, finden selten Proteste, aber häufig Feste statt.
Hafen (S. 88)
Der Hamburger Hafen wetteifert mit den Häfen von Rotterdam und Antwerpen um Größe und Umschlagszahlen. Ohne Konkurrenz ist aber die Liebe der Hamburger zu ihrem Hafen. Das nördliche Elbufer ist zu einer nahezu ununterbrochenen Promenade geworden, von der aus man wunderbar das Treiben auf der anderen Elbseite beobachten kann.
HafenCity (S. 104)
Europas größtes innerstädtisches Bauprojekt hat 2003 begonnen und lockt seither Tausende Besucher an. Tag für Tag wächst der neue Stadtteil nahe der historischen Speicherstadt und um alte Hafenbecken herum. Prominentester Bau ist die extrem kostspielige und hoch umstrittene Elbphilharmonie. Nach fast einem Jahrzehnt ist der Bau nun offiziell abgeschlossen. In der HafenCityUniversität werden Architektur, Kultur der Metropole, Urban Design und Resource Efficiency in Architecture and Planning unterrichtet.
Alster (S. 126)
Ein See – mitten in der Stadt. Der Alstersee ist zweigeteilt. Im kleineren Teil, in der Binnenalster, springt eine 60 Meter hohe Fontäne aus dem Wasser. Am südwestlichen Ufer der Binnenalster erstreckt sich auch der Jungfernstieg, die berühmte City-Promenade. Die Außenalster ist 164 Hektar groß und für nicht motorisierte Sportboote freigegeben.
Alter Elbtunnel (S. 202)
1911 eröffnet, ist der Elbtunnel an den St. Pauli Landungsbrücken der älteste seiner Art. Er ist 426,5 Meter lang, durchgehend gekachelt und dient heute wie damals als Verkehrsweg zum anderen Elbufer. Fahrkörbe bringen Pkws knapp 24 Meter in die Tiefe hinab und wieder hinauf. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es Fahrstühle, zusätzlich führen Treppen auf den Tunnelgrund.
Blankenese (S. 224)
Ein Stadtteil von Hamburg und doch ein vornehmes Städtchen für sich: Am Geesthang gelegen, lehnen sich windschiefe alte Häuschen an den Berg. Es sind 4864 Treppenstufen, die durch das Gewirr von Häusern, Villen und Parks führen, während unten Ozeanriesen auf der Elbe vorüberziehen. Oben ist Blankenese alpin, unten maritim, Strand und Leuchtturm inklusive.
Fischmarkt (S. 206)
Auf dem Fischmarkt in Hamburg-Altona gibt es auch Fischhändler – vor allem aber werden Blumen, Obst, Gemüse, Fleisch, Backwaren und Textilien verkauft. Der Fischmarkt findet sonntags statt, auch an Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten.
Friedhof Ohlsdorf (S. 250)
Der größte Parkfriedhof der Welt lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Große Rhododendren, hohe Bäume, Wiesen, Teiche, Blumen und Bäche machen ihn zu jeder Jahreszeit attraktiv. Der Friedhof ist nicht nur Ort der Trauer und Besinnung, sondern auch Ausflugsziel für viele Hamburger.
Auf der Bühne (S. 64)
Hamburg bietet zahlreiche Bühnen, und mindestens einen Abend sollten Sie im Deutschen Schauspielhaus verbringen, im Thaliatheater, im Ohnsorgtheater, in der Oper, im Konzertsaal (Elbphilharmonie) oder auf Kampnagel – dem Theater, das sich besonders für modernen Tanz und Performance engagiert. Hamburg verweist mit Stolz auch auf seine publikumsträchtigen Musicals. Seit über 15 Jahren und 6000 Vorstellungen läuft »König der Löwen«. Ein nicht mehr ganz geheimer Tipp sind die Konzerte des Ensembles Resonanz, die an wechselnden Orten (auch im Bunker an der Feldstraße) stattfinden.
Die größte Flussinsel Deutschlands (S. 114)
Die Flussinsel Wilhelmsburg gehört zum Bezirk Hamburg-Mitte und liegt zwischen dem nördlichen und dem südlichen Arm der Elbe. 2013 fanden hier sowohl die Internationale Bauausstellung als auch die Internationale Gartenschau statt; seitdem hat das ursprünglich bäuerliche und später auch industriell geprägte Wilhelmsburg einen sehr geschätzten, vielfältigen »Inselpark«, der den Besuchern nun kostenlos zugänglich ist. In der Nähe zum Haupteingang stehen auch Wohnhäuser, die für die Bauausstellung errichtet wurden.
Hafen oder Hering, Kiez oder Kunst, Pinne oder Paddel, Brücken oder Baustellen – was spricht für Hamburg? Die Frage muss man richtig stellen: Was spricht denn überhaupt gegen diese schöne Stadt? Die richtige Antwort heißt: nichts, natürlich.
Man sagt, die Hamburger seien unterkühlt und hochnäsig. Doch das stimmt nicht. Auch sind nicht alle Hamburger reiche Pfeffersäcke. Und nur wenige s’tolpern über’n s’pitzen S’tein.
Und doch, ja – es gibt die Reeder in edlen Tuchen! Arbeiter, die Elbsegler oder Prinz-Heinrich-Mützen tragen, gibt es allerdings kaum noch. Inzwischen bedecken Helme, Caps, Wollmützen und Kapuzen die Köpfe der Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit, hier wie auch anderswo in Deutschland.
Ja, die Hamburger lieben das Understatement, und sie sind im Vergleich zu Menschen aus Süddeutschland eher zurückhaltend zu nennen. Aber aggressive Werbemethoden bringen auch ihnen eine andere Sprache bei. Dank Schulbildung, Musik und Internet, sprechen heute nicht nur die feinen Reeder, Im- und Exporteure Englisch, sondern auch Kids und Kerle auf der Straße.
Aber in Sachen Kleidung bleibt's klassisch und zurückhaltend (abgesehen von ein paar schrillen Typen). Die Gattinnen der Vornehmen und die Damen auf dem Parkett legen Perlenketten um und tragen dezentes Dunkelblau. Aber auch sie ziehen hin und wieder abgewetzte Jeans und Turnschuhe an, lassen die Kette weg und schlüpfen in Pullis mit Kapuze. Sie tragen Polo- oder Golfkleidung, viele segeln sogar eigenhändig.
Unbestritten ist, dass es in Hamburg etwa 40 000 Millionäre gibt. Bei knapp 1,8 Millionen Einwohnern heißt das: Etwa jeder 45. Hamburger ist Millionär. Diese betuchten Menschen wohnen vor allem in den Stadtteilen Blankenese, Harvestehude, Nienstedten, Othmarschen und Winterhude. Hochachtung: Hamburg ist die Stadt mit der größten Millionärsdichte in Deutschland. Es stimmt allerdings auch, dass die Stadtteile, in denen die Villen dieser Menschen stehen – zum Beispiel Blankenese und Othmarschen – keineswegs die höchsten Steuereinnahmen haben.
Nicht zu vergessen: Auch »Quiddjes« wohnen in Hamburg, die Zugezogenen. Manche sind sogar schon in Hamburg geboren, aber ihre Urururgroßeltern nicht. Und dann zählen auch sie nicht zu den echten Hamburgern, sondern sind eben Quiddjes. Quiddjes kommen aus der Fremde, aus Hannover oder Bremen, Lübeck oder Lüneburg. Manche haben sogar einen süd- oder ostdeutschen Akzent. Und viele Quiddjes sind Quiddjes, weil sie so gerne Hamburger wären. Manche von ihnen tragen extra deswegen Dunkelblau, Perlenkette oder eine Schiffermütze und trinken English Tea. Etwa 15 Prozent der seit Langem in Hamburg Ansässigen sind ausländischer Herkunft.
Außerdem gibt es Hamburger, die seit Generationen hier leben, aber weder reich noch berühmt sind. Mit den Quiddjes gliedern sie sich in zwei Fangruppen. Die einen jubeln den Fußballern vom Hamburger Sport-Verein e.V. zu, die anderen jubeln für den Fußball-Club St. Pauli von 1910 e.V. Die St.-Pauli-Fans trinken auf jeden Fall Astra (eine lokale Biersorte) – aber Holsten »knallt am dollsten«, sagen die Befürworter einer anderen heimischen Biersorte. Allen Beteiligten ist klar: Astra gehört inzwischen zur Holsten-Brauerei AG, die seit Jahren zur Carlsberg-Gruppe gehört.
Obwohl Hamburg eine reiche Stadt ist, werden Sie viele Bettler und Obdachlose in den Straßen sehen, manche machen Musik, andere bitten in der U-Bahn um Geld, wieder andere wühlen in Abfallkörben. Einige der Körbe haben sogar besondere Abstellflächen für Pfandflaschen.
Hamburg beherbergt auch sehr viele Flüchtlinge, manche halten sich illegal hier auf und sind in einer besonderen Notlage. Andere leben in großen Unterkünften in verschiedenen Stadtteilen, nur wenige konnten bisher eine Wohnung beziehen. Treffen Sie einen Verkäufer der Obdachlosen-Monatszeitschrift Hinz & Kunzt, dann kaufen Sie das Blatt. Hinz & Kunzt ist durchweg lesenswert. Sie erfahren hier deutlicher als in den beiden Lokalblättern Hamburger Abendblatt und (Hamburger) Morgenpost, wie die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt leben. Außerdem hält Hinz & Kunzt immer gute Kulturtipps parat.
In diesem Hamburg-Führer werden von nun an alle Menschen, die gerne in Hamburg leben, als Hamburger bezeichnet. Denn eines eint sie: Sie wünschen und gewähren einander eine gewisse Distanz. Sie schleudern dem Fremden keinen »Berliner Witz« entgegen, sie schwäbeln nicht vertraulich miteinander, sie babbeln nicht Hessisch, sächseln nicht und mögen ein Krabbenbrötchen in der Regel lieber als Weißwurscht.
Vor den Toren der Stadt gibt es zwei große landwirtschaftlich fruchtbare Gebiete: Im Alten Land wächst das Obst, in den Vier- und Marschlanden gedeihen Gemüse und Blumen besonders gut. Dank der Gewächshäuser und moderner Lagerungsmethoden sind die Ernten in der Region reichhaltig. Zwei Meere in der Nähe, Flüsse und Seen in der Umgebung und gutes Vieh auf saftigen Weiden sorgen zusätzlich für ein umfangreiches Angebot an Delikatessen auf Hamburger Märkten und in Geschäften.
Der Bestseller des Hamburger Autors Heinz Strunk »Fleisch ist mein Gemüse« handelt allerdings im Wesentlichen von Musik und Landleben und nicht vom Essen. Wohingegen Uwe Timm in seinem Roman »Die Entdeckung der Currywurst« Hamburg als den Ort ausgemacht hat, wo im Zweiten Weltkrieg diese Leib- und Notspeise entstand. Noch älteren Datums aber ist die Erfindung des Hamburgers zwischen weichen Brötchenhälften (siehe S. 210). Wann aber das Fischbrötchen entdeckt wurde, weiß man nicht. Seinen ersten internationalen Auftritt erlebte es auf der ersten Hannover Messe 1947 – und seitdem ist es auch bei »Butenlandern« (Ausländern) beliebt: belegt mit Krabben, Rollmops oder Brathering, mit gebackenem Fischfilet, mit geräuchertem Lachs oder mit Matjes und Zwiebeln. Der feine Hamburger greift aber gerne auch zu Austern und Kaviar – ohne Brötchen.
Zu einem Fischgericht wird oft Zitrone serviert, bei frischem Fisch eigentlich unnötig, aber eine Gewohnheit aus alten Tagen. Als der Fisch mangels Kühlung schnell unangenehm roch, beträufelte man ihn mit Zitrone, um den Zerfallsprozess etwas aufzuhalten. Für ihren Fisch brauchten die Hamburger viele Zitronen. Henriette Johanne Marie Müller war eine fliegende Händlerin, die auf St. Pauli und in der Innenstadt Zitronen verkaufte. Die kleine und recht stämmige Person mit ihrem Korb voller Zitronen am Arm fiel auf. Entgegen aller Sitte reichten die Röcke der Zitronenjette nicht über die Knie, gegen alle Ordnung trank sie zu viel Alkohol. Das führte zu ihrer Einweisung in die Irrenanstalt, wo sie 1916 starb. Als Hamburger Original aber lebt sie fort: Der Landesfrauenrat Hamburg vergibt jährlich den Preis der Zitronenjette an Frauen, die sich im Ehrenamt ihrer Organisation besonders hervorgetan haben.
Es ist in Hamburg etwa so selbstverständlich wie in Frankreich Baguette und Brioche oder in Italien Pasta und Pizza. Das Franzbrötchen hat seinen Namen aus der kurzen Zeit der napoleonischen Belagerung Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals war es ein Brot, das mit feinem Mehl und Butter gebacken wurde und einem Baguette ähnelte. Inzwischen ist daraus eine Schnecke aus Hefeteig geworden, mehrfach ausgerollt und eingeschlagen, dann geschnitten und gebacken. Heraus kommt etwas Fettig-Süßes, gewürzt mit Zimt und eventuell mit Rosinen, Streuseln oder Schokolade bestückt. Eine herrliche Sünde, die Sie unbedingt probieren sollten!
Als vor 50 Jahren noch nicht so viele Autos auf den Straßen verkehrten, wurden die Fahrer mit dem Kennzeichen HH für Hansestadt Hamburg oft mit dem Zuruf: »Hummel, Hummel« begrüßt. Die korrekte Antwort lautet: »Mors, Mors«, aber da wunderten sich die stadtfremden Rufer schon. Was soll das denn?
Dahinter steckt auch wieder eine Legende: Als es noch kein fließendes Wasser in Hamburg gab, wurde es von Trägern mit Eimern in die Haushalte gebracht. Einer davon, Hans Hummel, wurde dabei immer von Kindern geneckt und antwortete darauf mit »Klei di an’n Mors« (»Kratz dich am Hintern«).
Weil die Legende diese etwas unfeine Wendung hat, wird der Gruß von vornehmen Hamburgern vermieden. In Sportstadien und bei Rockkonzerten allerdings leben Ruf und Gegenruf weiter.
In Hamburg sind die 9100 öffentlichen Müllbehälter rot und mit spaßigen Sprechblasen bestückt. Sprüche wie »Schlag mir den Bauch voll«, »Gib’ mir den Rest« oder »Selten so wohl gefüllt« sollen die Vorübergehenden ermuntern, ihre Abfälle dort zu entsorgen. »Kaugummizelle« oder »Kippen gehören eingelocht« zielen dann auch auf spezielle Müllsorten ab.
Abgesehen davon, dass der Verein Deutsche Sprache diese Werbekampagne der Hamburger Stadtreinigung für ihren schöpferischen Umgang mit der deutschen Sprache würdigte, machen sie den Hamburgbesuchern leichthin klar, was und wie Hamburger Humor ist: Ein bisschen trocken, irgendwie doppelsinnig und dabei direkt auf den Angesprochenen zielend.
Natürlich liegt die schönste Hafenstadt der Welt an der Elbe. Natürlich hat sie viele Wasserstraßen, und selbstverständlich hat sie mehr Brücken als Venedig und Amsterdam zusammen: 2500. Nicht ganz so selbstverständlich, sondern staunenswert ist, dass so viele Hamburger ausgesprochen spendenfreudig sind. Das beginnt mit den großen Kaufleuten und reichen Bürgern, die im 18. und 19. Jahrhundert als Wohltäter der Stadt Armen- und Konzerthäuser, Parks und Kunstwerke schenkten. Und das setzt sich bis heute fort. Der Bau der Elbphilharmonie wurde durch Spenden Hamburger Bürger angeschoben. Da haben sowohl sehr Reiche hohe Summen als auch weniger Betuchte kleine Gaben beigetragen. Wie sehr sie alle sich über die stetig steigenden Baukosten und den großen Streit um den Baufortgang ärgern, behalten die meisten vornehm für sich. Die Schuld an der Kostenexplosion soll aber geklärt werden.
So verdrießlich das Projekt Elbphilharmonie sein mag, die Mäzene geben ihr Engagement nicht auf. Die aus Berlin angeworbene Kultursenatorin Barbara Kisseler bemerkte mit dankbarer Freude, dass die Pfeffersäcke in der Hansestadt leichter zu pekuniär guten Taten zu bewegen sind als zum Beispiel wohlhabende Berliner. Einen großen Teil der Hamburger Kulturinstitutionen würde es ohne die Hamburger Spender nicht geben. Ihre Freigiebigkeit ist jedoch auf Dauer keine Lösung, es fehlt der Stadt in vielen Bereichen ein verlässliches, politisches Kulturkonzept. Aber immerhin stehen die fast 40 000 Millionäre Hamburgs in gutem Licht da. Selbst eine Spendenaktion unter dem Titel »Mein Baum – meine Stadt« hat der Umweltbehörde fast 300 000 Euro eingebracht. Hamburger konnten für gezielte Bepflanzungen in der Stadt Geld spenden – und nun wird Hamburg auf seinen öffentlichen Flächen noch grüner.
Das alles heißt: Hamburg ist nicht nur schön und reich, sondern auch freigiebig und freundlich. Laut Umfrage leben die glücklichsten Deutschen in Hamburg.
Lage: 53° 32’ 56’’ nördliche Breite und 9° 58’ 42’’ östliche Länge
Höhe: 6 Meter über NN
Entfernung zur Nordsee: etwa 100 km
Fläche: gut 755 km2
davon Wasserfläche: 60 km2
Brücken: 2 500
Einwohner: 1 787 408 (31.12.2015) (in der Metropolregion leben ca. weitere 4 Millionen Menschen)
Bevölkerungsdichte in Hamburg: 2369 Einwohner pro km2
Stadtgliederung: 7 Bezirke mit 104 Stadtteilen
Status: Freie und Hansestadt, Stadtstaat, Bundesland und zugleich Hauptstadt des Bundeslandes Hamburg
Parlament: Bürgerschaft mit 121 Abgeordneten
Regierung: Senat
Landesflagge/Landeswappen: Eine weiße Burg auf rotem Grund, das zweiflügelige Burgtor ist geschlossen
Städtepartnerschaften: Chicago, Dresden, León, Marseille, Osaka, Prag, Schanghai, St. Petersburg
Wirtschaft: Hamburg ist traditionell Hafen- und Handelsstadt und versteht sich als Drehscheibe für den Warenverkehr. 40 Prozent der hier bewegten Güter gehen nach Übersee, 60 Prozent des Handels wird innereuropäisch abgewickelt, vor allem Richtung Norden und Osten. Zugleich ist Hamburg die zweitgrößte deutsche Industriestadt und das größte Zentrum für zivile Luftfahrt – durch die Produktionsbeteiligung an Airbus und dank der Lufthansatechnik. Zudem ist Hamburg eine bedeutende Medienmetropole mit zahlreichen Verlagen, Werbeagenturen, Filmproduktionen und Studios. U. a. wird die Tagesschau in Hamburg produziert.
Kultur: Theater, Tanz und Musik spielen in Hamburg traditionell eine große Rolle, der Ruf des Hamburger Balletts ist auch international überragend. Unter www.hamburg.de können Sie sich über fast alle Angebote informieren. In Kneipen und an anderen gut besuchten Orten liegen zudem Ankündigungen aus, die kleinere Produktionen annoncieren, wie sie zum Beispiel in den Stadtteilkulturzentren preisgünstig dargeboten werden. Besonderes Augenmerk verdient das Angebot an Kinder- und Jugendkultur in Hamburg. Ein Hotspot ist da die HipHop Academy in Billstedt. Neuerdings müssen Touristen, die in Hotels übernachten, eine Kultur- und Tourismustaxe zahlen, die zwischen 0,50 und gut 4 Euro liegt.
810–1060Karl der Große lässt einen Stützpunkt an der Alster anlegen, aus dem später die Hammaburg wird. Als die Wikinger die Burg niederbrennen, flieht Bischof Ansgar. Das Erzbistum Hamburg wird daraufhin mit dem Bistum Bremen vereinigt. In Hamburg beginnt das Ringen von kirchlichen und weltlichen Fürsten um die Vorherrschaft: Die Stadt gliedert sich in eine erzbischöflich dominierte Altstadt und in eine herzoglich regierte Neustadt.
Um 1150bilden norddeutsche Kaufleute einen lockeren Verbund: die Hanse. Die Hanse erleichtert den Warenverkehr. Vor allem Salz, Heringe, Bernstein, Pelze, Weine und Tuche reisen kreuz und quer durch Nordeuropa, große Kontorhäuser entstehen. Mit dem Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert zerfällt die Hanse.
1189Ein Freibrief von Kaiser Friedrich Barbarossa gewährt der Stadt Vergünstigungen: Hamburger Schiffe brauchen von der Nordsee bis nach Hamburg keine Zölle zu bezahlen. Dieser später für unecht erklärte Brief beförderte Hamburgs Aufstieg als Handelsstadt erheblich, und so gilt 1189 als Geburtsjahr des Hamburger Hafens.
1190Graf Adolf III. von Schauenburg, Herzog von Holstein, lässt die Alster stauen, um die damals größte Kornmühle zu betreiben. Truppen des dänischen Königs überfallen die Region. Die geschickte Führung des dänischen Statthalters lässt bischöfliche Altstadt und kaufmännische Neustadt zusammenwachsen. Schließlich besiegt eine Koalition norddeutscher Fürsten die dänischen Besatzer und Graf Adolf IV. von Schauenburg regiert Hamburg.
1299Hamburger errichten ein Leuchtfeuer auf der Insel Neuwerk, um die Einfahrt in die Elbe zu sichern und zu kontrollieren.
Um 1350leben etwa 10 000 Menschen in Hamburg. An der Pest stirbt jedoch einer von zehn Einwohnern.
1529Die Reformation setzt sich nach einer Disputation zwischen Vertretern des katholischen und des lutherischen Glaubens in Hamburg endgültig durch. Johannes Bugenhagen entwirft eine protestantische Kirchenordnung, die auch eine Schulordnung umfasst.
1558In Hamburg wird die erste deutsche Börse gegründet. Sie findet zunächst unter freiem Himmel statt und dokumentiert die aufstrebende Wirtschaftskraft.
1616-1625Bau der Wallanlagen, die der Stadt im Dreißigjährigen Krieg Schutz bieten. Hamburg wird Reichsstadt, und Altona blüht unter einer aufgeklärten, dänischen Regentschaft auf. Sie erlaubt Glaubensflüchtlingen, sich in Altona niederzulassen und ein Handwerk auszuüben.
1700Etwa 60 000 Menschen leben meist sehr beengt in Hamburg. Die hygienischen Verhältnisse in der Stadt sind verheerend, und die Pest kehrt wieder. Rund 10 000 Einwohner sterben.
1765Gründung der Patriotischen Gesellschaft zur Förderung der Künste und nützlichen Gewerbe. Im Gottorper Vergleich erkennt Dänemark die Reichsunmittelbarkeit Hamburgs an. Hamburg erlässt dem feindlichen Nachbarn dafür Schulden in Höhe von 1,3 Millionen Reichstalern.
1806–1814Napoleonische Truppen besetzen Hamburg. Ein Jahr später tritt die Freye und Hansestadt dem Deutschen Bund bei.
1842Der Große Brand bricht aus, 20000 Menschen werden obdachlos. Erneut sind es die beengten Lebensverhältnisse, die das Unglück begünstigen.
1847Gründung der Hamburg-Amerika-Packetfahrt-Aktiengesellschaft (HAPAG). Sie bringt Auswanderer nach Übersee und steigt zur größten Reederei der Welt auf.
1860Hamburg hat ca. 300 000 Einwohner, die parlamentarische Stadtverfassung tritt nach langem Ringen in Kraft. Kurz darauf verliert Dänemark die Herrschaft über Altona und Schleswig-Holstein.
1866Einweihung des Sandtorhafens. Schiffe werden nicht mehr im Strom, sondern am Kai be- und entladen. Zwei Jahrzehnte später beginnt der Bau der Speicherstadt. Die Trennung von Lager-, Kontor- und Wohnhaus wird in der Architektur sichtbar. 1888, mit dem Anschluss an den Deutschen Zollverein, wird die Speicherstadt zur zollfreien Zone.
1892Eine Choleraepidemie wütet in der Stadt. 17000 Menschen erkranken, 8 600 sterben. Mitten im Unglück wird das neue Rathaus eingeweiht.
1907Der Tierhändler Carl Hagenbeck eröffnet seinen Tierpark.
1911Der Elbtunnel an den St. Pauli Landungsbrücken wird fertig. Zeitgleich nimmt auch schon der erste Luftschiffhafen im Stadtteil Fuhlsbüttel den Betrieb auf.
1937Die preußischen Städte Altona, Harburg und Wandsbek werden nach Hamburg eingegliedert. Sie gehören auch heute noch zum Stadtgebiet.
1943Bombenangriff auf Hamburg, 35 000 Menschen sterben, eine Million Menschen werden obdachlos.
1952Das Wirtschaftswunder nimmt Fahrt auf. Im Hafen fahren die ersten Gabelstapler, der erste TV-Sender geht in Hamburg in Betrieb.
1962Im Februar überschwemmt eine Sturmflut ein Fünftel des Stadtgebiets. 317 Menschen sterben.
1972Die Köhlbrandbrücke wird fertiggestellt, bald darauf wird der Neue Elbtunnel eröffnet.
2002Der vollautomatisierte Containerterminal Altenwerder nimmt den Betrieb auf, der Bau der HafenCity beginnt.
2007Der Grundstein für die Elbphilharmonie wird gelegt. Die Kosten explodieren von Jahr zu Jahr.
2016Ende Oktober wird das nach vielen Streitigkeiten endlich fertiggestellte Konzerthaus von der Stadt Hamburg als Bauherrin, der Nutzerorganisation Hamburg-Musik und dem Architekturbüro Herzog & de Meuron abgenommen. 789 Millionen Euro hat der Bau der Elbphilharmonie gekostet.
1. TAG
16:00 BEQUEM UNTERWEGS SEIN
Als Erstes die HamburgCard des Verkehrsverbunds kaufen! Die gibt’s an allen Bahnhöfen, U- und S-Bahn-Stationen, auf Fähren und bei Busfahrern. Sie bietet freie Fahrt und diverse Ermäßigungen.
17:00 EINE STÄRKUNG
Soll’s gleich maritim werden? Dann mit der gelben Linie U 3 zum Baumwall und von dort aufs leuchtend rote Feuerschiff, wo Sie mit kleinen und großen Leckerbissen bewirtet werden.
19:00 EIN FREITAGABEND MIT KULTUR
Anschließend starten Sie zum Konzert-, Musical-, Opern- oder Theaterbesuch. Das Ohnsorgtheater am Hauptbahnhof bietet norddeutschen Humor. Für alle Theater gilt: Kommen Sie spontan, dann melden Sie sich frühzeitig an der Abendkasse, mit Glück erwischen Sie noch Tickets. In der Nähe von allen großen Theaterhäusern gibt es nette Gelegenheiten, noch eine flüssige oder feste Kleinigkeit zu sich nehmen: Das Schauspielhaus hat eine Kantine, das Thaliatheater das Restaurant Weltbühne und das Tanztheater Kampnagel ein Casino, in dem man oft die Darsteller trifft. In der Elbphilharmonie gibt es das Restaurant Störtebeker – und ganz in der Nähe auch die Brasserie Carls.
2. TAG
EIN SAMSTAG IM ZEICHEN DES WASSERS
10:00 HAFENRUNDFAHRT
Ab der der U- und S-Bahn-Station Landungsbrücken nehmen Sie die Fähre 62 nach Finkenwerder. Die Hin- und Rückfahrt ist fast wie eine Hafenrundfahrt, nur ohne Erläuterungen. Für eine ausgiebige Hafenrundfahrt gibt es verschiedene Anbieter an den Landungsbrücken (Ermäßigung mit HamburgCard! www.hamburg.de/ hafenrundfahrt). In jedem Fall schippern Sie eine Stunde oder mehr auf der Elbe, in die Hafenbecken hinein, Sie sehen große und kleine Frachter, bunte Containerlager und haben immer wieder einen herrlichen Blick auf die Stadt am Nordufer der Elbe.
13:00 INS SCHANZENVIERTEL
Fahren Sie mit der S- oder U-Bahn bis Sternschanze. Lassen Sie sich vom Strom der Menschen ins Szeneviertel hineinziehen: Dicht gedrängt warten Shops, Designerläden, angesagte Cafés, Bistros und Kneipen.
15:00 ENTSPANNEN AUF EINEM DAMPFER
Müde Geister können sich jetzt auf einem Schiff erholen, das sie vom Anleger am Jungfernstieg über die Alster und durch wunderschöne Kanäle schippert. Eifrige Sportsfreunde hingegen mieten ein Kanu, Tret- oder Segelboot an der Außenalster und erkunden Villen und Gärten vom Wasser aus. Das macht auch Kindern Spaß.
19:00 EIN RESTAURANT, EIN IMBISS AM WASSER?
Hamburger lieben die Övelgönne. Dort gibt es Imbisse am Strand und oberhalb auch zahlreiche gute Restaurants. Das beliebteste Lokal ist die Strandperle direkt am Elbstrand – mehr Bude als Restaurant. Man schaut auf die Kaianlagen gegenüber und bestaunt die vorüberziehenden Frachter, Segler und Fähren. Statt wie vor hundert Jahren, als es hier noch eine Badeanstalt gab und man an der Bude Milch ausgeschenkt bekam, trinkt man heute Bier und isst Wurst mit Kartoffelsalat dazu. Und: Bitte nicht baden! Gefährliche Strömungen!
22:00 PARTY – WO?
Originell wird das Clubgeschehen, wenn die Barkasse »Frau Hedi« von den Landungsbrücken ablegt (Karten früh kaufen!). Ruhiger sind die kostenlosen Wasserlichtkonzerte bei Planten un Blomen. Da lagert man – mit oder ohne Picknick – auf dem Rasen und schaut zu, wie Fontänen zur Musik einer Wasserorgel in bunten Lichtern tanzen (im Sommer Beginn um 22:00, im September schon um 21:00).
3. TAG
EIN SONNTAG MIT KUNST UND ARCHITEKTUR
10:00 DIE QUAL DER WAHL
Nah beieinander und vom Hauptbahnhofaus gut zu erreichen, liegen die Hamburger Kunsthalle, das Museum für Kunst und Gewerbe und die Deichtorhallen mit dem Museum für Fotografie und der Halle für aktuelle Kunst.
13:00 ESSEN IM MUSEUM
Ein herrliches Buffet gibt’s im Museum für Kunst und Gewerbe. Oder Sie gehen in die Speicherstadt zum Essen – zu Fuß ist sie von den Deichtorhallen aus gut zu erreichen. Dort sitzen Sie in historischem Ambiente zwischen den Lagerhäusern im Freihafen des vorigen Jahrhunderts.
15:00 STAUNEN IN DER HAFENCITY
Die HafenCity ist ein architektonisches Mammutprojekt, das man gesehen haben muss. Die größte innerstädtische Baustelle Europas bietet reichlich Gesprächsstoff. Schlendern Sie an neu gebauten Wohnblocks entlang, schauen Sie sich die Elbphilharmonie an und gelegentlich auf das andere Elbufer, wo noch Hafenbetriebe sind und Gefahrgüter lagern. Wer danach noch fit ist: Das Internationale Maritime Museum in der HafenCity ist riesig!
19:00 ABSCHIED AUF DER LANGEN REIHE
Zeit, um noch einmal Hunger und Durst zu stillen: Da empfiehlt sich die Umgebung des Hauptbahnhofs: Die Lange Reihe mit ihren vielen Lokalen ist ein Lieblingsparcours der Flaneure, im Café Gnosa lassen sie sich gerne nieder. Früher war das Café ein Alte-Damen-Treff, und diesen Charme haben die jetzigen Betreiber übernommen, samt köstlichen Kleinigkeiten, liebevoll gestalteten Kuchen und einer zwischen Zuvorkommenheit und Grantigkeit oszillierenden Bedienung. Ein Besuch lohnt sich auch wegen des Publikums.
1Kunst, Gewerbe und Szene
2Die Kunsthalle
3Das Kontorhausviertel
4Der Domplatz
5Die Hauptkirchen
6Das Rathaus
7Die City
8Die Neustadt
9Der Michel
10Die Krameramtsstuben
11Planten un Blomen
Wenn Sie am Hauptbahnhof den Weg nicht Richtung City einschlagen, sondern zum Ausgang Kirchenallee gehen, sind Sie gleich mittendrin in St. Georg. Der Bahnhofsvorplatz gibt Ihnen ein erstes Gefühl für das Viertel: Aus den Bahnhofslautsprechern schallt Musik, die lungernde Bettler und dämmernde Junkies vertreiben soll. Vom internationalen Stimmengewirr wird die Musik oft übertönt. Werktätige, Reisende und elegante Menschen in Ausgehkleidung für Theater, Museen oder Restaurants strömen an diesem Drehkreuz von U- und S-Bahnen zusammen und gleich wieder auseinander.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite leuchtet weiß und gelassen das berühmte Deutsche Schauspielhaus, Hotels stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Restaurants, Imbissen und der Bodega Nagel, einer Ur-Hamburger Wein- und Bierstube, die Kriege und Weltkriege überstanden hat. Seit 1916 steht sie an der Ecke Kirchenallee. Herzlich willkommen also in St. Georg!
Einerseits ist dieses Viertel am Hansaplatz wegen der Junkies und der Prostitution unangenehm, andererseits aber zählt es gerade wegen dieser Szene und ihrer kulturellen Antipoden, Ausgehvierteln, den Theatern und Museen, zu den beliebten Ausgehviertel Hamburgs. Das beweist, dass Hamburger Kontraste mögen, vor allem, wenn sie sich selbst auf der »sicheren Seite« befinden: Die Hauptstraße von St. Georg, die Lange Reihe, zählt zu den 50 teuersten Wohnstraßen in Hamburg.
Nachdem sich viele Homosexuelle in St. Georg angesiedelt haben, sind die Preise für Eigentumswohnungen rapide in die Höhe geschossen. Dass die Schwulenszene sich ausgerechnet am Sitz des Erzbischofs von Hamburg installiert hat, unweit des Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Mariendoms, ist noch ein Beweis dafür, dass die Hamburger gut und gerne mit Widersprüchen leben. Die Aufwertung der Langen Reihe in den vergangenen 30 Jahren hat allerdings zahlreiche Handwerksbetriebe und kleine Läden verdrängt. Schicke Boutiquen, Cafés und Restaurants besiedeln jetzt die einst verpönte Straße.
Heute gilt die Lange Reihe als eine der schönsten Altstadtstraßen Hamburgs. In Lange Reihe 30–32, einem historischen Fachwerkhaus, residiert die Aids-Hilfe Hamburg. Der Schauspieler und Sänger Hans Albers wurde Lange Reihe 71 geboren. Aus der Innenstadt ist nun auch das deutschlandweit bekannte Ohnsorg-Theater mit seinen vergnüglichen plattdeutschen Aufführungen nach St. Georg gezogen. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Schauspielhaus, das es in St. Georg schon ebenso lange wie den Bahnhof gibt.
Die Bahnhofsszenerie an der Kirchenallee kontrastiert stark mit der gehobenen Bürgerlichkeit auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Neben Hotels mit so klingenden Namen wie Reichshof oder Fürst Bismarck fällt der helle, neobarocke Palast des Deutschen Schauspielhauses ins Auge, »das Burgtheater an der Alster«, wie es früher gern genannt wurde. Dieses Theater zählt mit seinen 1800 Plätzen zu den größten deutschen Sprechtheatern. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es als Volkstheater mitten in das Amüsierviertel des Bahnhofs zwischen Zirkuszelten und Buden gebaut. Heute bezieht es sich in seinen Darbietungen gelegentlich auf die Szenerie, die man am Bahnhofsvorplatz gegenüber sieht und hört. Das Deutsche Schauspielhaus hat einen sehr guten Ruf in der Theaterwelt und bietet in der Regel anspruchsvolle, moderne Inszenierungen. Besonders die Aufführungen im kleinen Malersaal sind sehr beliebt und fast immer ausverkauft. Sie wenden sich vornehmlich an Jugendliche und thematisieren deren Probleme.
Geheimtipp
KOPPEL 66
In der Langen Reihe 75 liegt, von der Straße aus etwas versetzt, das »Haus für Kunst und Handwerk – Koppel 66«. Unter dem großen Glasdach erinnert eine Laufkatze an die ehemalige Funktion des Gebäudes als Maschinenfabrik. Seit 1981 arbeiten hier Künstler und Kunsthandwerker. »Wir geben Dingen Seele« ist die Losung des Vereins, der dieses Atelierensemble betreibt und im Frühjahr und zur Adventszeit Verkaufsausstellungen organisiert. Zu ebener Erde gibt es das Café Koppel, das Kuchen und ausschließlich vegetarische Gerichte anbietet. Extra für Langschläfer: Frühstück wird bis um 22 Uhr serviert. Im Sommer ist es hier im Hof, abseits der quirligen Langen Reihe, besonders lauschig.
Koppel 66. Lange Reihe 75, 20099 Hamburg, Tel. 040/24 91 35, Öffnungszeiten des Cafés: tgl. von 10–23 Uhr, www.koppel66.de, www.café-koppel.de
Wer in der Nähe des Schauspielhauses zu tun hat, isst gern in der Schauspielhauskantine. Im hinteren Teil sitzen gelegentlich auch die Menschen, die man dann abends auf der Bühne wiedersieht. Schauspieler und Nachtschwärmer trifft man aber auch in der Bodega Nagel oder bei Max & Consorten. Und ein Mittagessen im feineren Ambiente und mit guter und frischer Küche gibt es im Central direkt in der Langen Reihe.
Was auf dieser Seite des Bahnhofs jedoch nicht gleich ins Auge fällt, ist das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG). Als es 1876 fertiggestellt war, stand es wie ein Schloss da, umringt von Bäumen und Grünflächen.
Anfangs waren in diesem Museum außer Kulturgegenständen auch botanische und völkerkundliche Sammlungen untergebracht sowie die allgemeine Gewerbeschule. Heute dient das Gebäude ausschließlich als Museum, das Kunst, Kunsthandwerk und Design zeigt aus europäischen, nah- und fernöstlichen Kulturen von der Antike bis zur Gegenwart. Im Museum erleichtern »Epochenräume« die zeitliche Orientierung.
Ob Plakate oder Porzellan, Stoffe oder Schmuck, historische Musikinstrumente oder moderne Maschinen, durch das MKG wandert man gern. Gelegentlich wird auch auf historischen Instrumenten musiziert. Nicht zu vergessen die japanische Teezeremonie einmal im Monat im Teehaus Shoseian mit Meister Kuramoto!
Eine besondere Neuheit ist die Spiegelkantine von 1969. Ursprünglich gehörte dervom dänischen Designer Verner Panton eingerichtete dreiteilige psychedelische Esssaal zum Verlagshaus der Zeitschrift Der Spiegel. Der Verlag ist inzwischen in ein neues Gebäude umgezogen, die Kantine aber stand unter Denkmalschutz und wurde dem Museum geschenkt.
Natürlich gibt es auch am Hauptbahnhof Dienstleister und Dienstleisterinnen aus der Sexbranche. Zu finden sind sie vor allem rund um den Hansaplatz, also direkt hinter dem Schauspielhaus. Nicht immer ist ihre Koexistenz mit den Betreibern von Dönershops, altdeutschen Kneipen und All-you-can-eat-Afghanen einträchtig, doch gehören sie alle hierher und bilden eine bunte Mischung. Am Steindamm liegt auch das Hansa Varieté Theater, das älteste Deutschlands, das sein Publikum mit Bauchrednern, Jongleuren, Akrobaten, Magiern und Conferenciers amüsiert. »Die Legende lebt«, heißt es in diesem immer noch plüschigen Etablissement, das sich als Wahrzeichen der Stadt versteht und gerne von sich sagt: »Nie im Fernsehen«. Die Freunde des politischen Kabaretts werden sich im Polittbüro vor Lachen auf die Schenkel klopfen oder heftig debattieren.
Versuchen Sie nicht, in St.Georg einen Parkplatz zu finden! Alles, was in diesem Viertel erlebenswert ist, kann man Tag und Nacht problemlos zu Fuß oder per Bus und Bahn erreichen. Die Polizei bewacht das Viertel recht sorgfältig. Sie werden hier also eher einen Strafzettel bekommen, als dass Sie tätlich angegriffen werden. Das gilt auch für die anderen Szeneviertel St. Pauli und Schanze.
Nicht verpassen
NEUGIERIG SEIN
Das Museum für Kunst und Gewerbe liegt direkt am Hauptbahnhof und bietet zu fairen Preisen die unterschiedlichsten Führungen, Vorträge, Workshops, Werkstattgespräche oder auch Konzerte auf historischen Instrumenten an. Hier wird die Neugierde geweckt und vorhandenes Wissen vertieft. Hamburger lieben hier auch das reichhaltige Lunchbuffet. Für Kinder gibt es das Hubertus-Wald-Kinderreich, in dem sie Fantasiewelten kreieren können. Dieses Paradies für Designer, Architekten und Künstlerinnen von 5 bis 12 Jahren öffnet seine Tore an Wochenenden und während der Schulferien.
Museum für Kunst und Gewerbe. Steintorplatz, 20099 Hamburg, Tel. 040/428 13 48 80, Öffnungszeiten: Di–So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr, Do an oder vor Feiertagen 11–18 Uhr, info@mkg-hamburg.de, www.mkg-hamburg.de
Der Lindenbazar in der Lindenstraße 41 lädt zum Stöbern ein. Das ist ein Supermarkt mit vielen Produkten, die in der türkisch-arabischen Küche verwendet werden. In puncto Ambiente und Kundschaft ist er sehr sehenswert. Zudem fördern Sie hier mit Ihrem Einkauf die Berufsausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Eine andere unübersehbare und gut besuchte Attraktion in Bahnhofsnähe ist die Zentralbibliothek, eine der modernsten in Deutschland. Das imposante, aufstrebende Backsteingebäude, genannt der Hühnerposten, ist wie der Bahnhof gut hundert Jahre alt und diente früher der Post. Heute gehen dort Bücher, CDs und DVDs und Zeitungen und Zeitschriften in mehreren Sprachen von Hand zu Hand. Es gibt eine reichhaltige Auswahl an Kinderbüchern und auch viele Veranstaltungen extra für Kinder.
Vor dem Eingang stehen überlebensgroß und superschlank ein Mann in schwarzer Hose mit weißem Hemd und eine langbeinige Frau im allerkürzesten Minikleid. Das sind Werke des Künstlers Stephan Balkenhol, dessen Arbeiten an mehreren Stellen in der Stadt überraschen: in der Elbe, in der Alster und vor Hagenbecks Tierpark.
Für Essen und Trinken ist in St. Georg gut gesorgt, ständig wachsen neue Lokale aus dem Boden. Auch die meist orientalischen Imbisse am Steindamm sind empfehlenswert. Die Bars in den Hotels Atlantic, Reichshof und im The George Hotel bieten eine reiche Auswahl an Cocktails und Whiskeys.
Max & Consorten. Eine Kneipe wie aus alten Tagen mit gemischtem Publikum und moderner Hausmannskost. Spadenteich 1, 20099 Hamburg, Tel. 040/280 22 28, Öffnungszeiten: tgl. 10–24 Uhr, mail@maxundconsorten.de, www.maxundconsorten.de
Café Gnosa. Schwul-lesbisches Café mit Torten aus eigener Herstellung und herzhaften Gerichten. Lange Reihe 93, 20099 Hamburg, Tel. 040/24 30 34, Öffnungszeiten: tgl. 10–1 Uhr, info@gnosa.de, www.gnosa.de
Rund um den Hauptbahnhof gibt es zahlreiche Hotels, die Preisklassen variieren stark. Beim weltberühmten Hotel Atlantic, in dem der Rocksänger Udo Lindenberg wohnt, stehen livrierte Diener vor dem Haupteingang. Das Literaten- und Künstlerhotel Wedina verteilt sich auf vier Häuser in einer Nebenstraße der Langen Reihe. Am Hansaplatz gibt es dritt- und viertklassige Herbergen, am Steindamm preiswerte Hotelketten. Informationen – auch jeweils über Sonderangebote und Städtepakete – gibt:
Hamburg Tourism, Tel. 040/30 05 13 00, info@hamburg-tourism.de, www.hamburg-tourism.de
Deutsches Schauspielhaus. Kirchenallee 39, 20099 Hamburg, Tel. 040/24 87 10, info@schauspielhaus.de, www.schauspielhaus.de
Ohnsorg-Theater. Heidi-Kabel-Platz 1 / Bieberhaus, 20099 Hamburg, Tel. 040/350 80 30, info@ohnsorg.de, www.ohnsorg.de
Kunsthalle. Glockengießerwall 1, 20095 Hamburg, Tel. 040/428 13 12 00, Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, www.hamburger-kunsthalle.de, info@hamburger-kunsthalle.de
1817: Ein kleiner Kreis von Bürgern trifft sich einmal in der Woche bei David Christopher Mettlerkamp, einem Hersteller von Blitzableitern und engagiertem Kunstsammler. Man schaut gemeinsam Stiche und Zeichnungen an, Werke aus den eigenen Sammlungen. Bald wächst der Kreis, man kommt beim Kunsthändler Harzen zusammen und organisiert 1826 in der Nähe des Gänsemarktes die erste Ausstellung, auf der u. a. Gemälde von Caspar David Friedrich gezeigt werden. Den ambitionierten Kunstsammlern ist in diesen Jahren allerdings nicht viel Ruhm beschieden, erst ihre Beharrlichkeit führt zum Erfolg. Man richtet eine Dauerverkaufsausstellung ein, und der inzwischen gegründete Verein bekommt Werke geschenkt, zum Beispiel die Hülsenbeckschen Kinder von Philipp Otto Runge.
1850 wird dem Verein in den Börsenarkaden eine Städtische Galerie zur Verfügung gestellt, zu der aber auch Menschen Zutritt haben sollen, die nicht Mitglied im Kunstverein in Hamburg sind. 1869 schließlich wird die Hamburger Kunsthalle auf der Alsterhöhe eröffnet, in unmittelbarer Nähe des heutigen Hauptbahnhofs. Das Backsteinbauwerk (heute der Altbau) mit seinen Statuen und Porträtbüsten großer Maler an der Fassade erhält schon 1912 einen imponierenden Neubau direkt daneben. Der Neubau bekommt eine Kuppel, um sich vom Bahnhof deutlich abzuheben. Das Entree mit seinen dorischen Säulen gebietet Ehrfurcht und Würde. Alfred Lichtwark, Kunsthistoriker und Kunstpädagoge, wird der erste Direktor der Kunsthalle, in der zunächst Werke aus der Sammlung des Kunstvereins gezeigt werden.
Lichtwarks Anliegen aber ist, dem Gros des nicht allzu feinsinnigen Hamburger Bürgertums bildende Kunst überhaupt erst nahezubringen. Dazu baut er eine Sammlung zur Geschichte der Malerei in Hamburg auf, die auf die kulturelle Tradition der Hansestadt aufmerksam macht. Zu dieser Sammlung gehören Altarbilder von Meister Bertram und Meister Francke aus dem Mittelalter, aber auch Gemälde von Philipp Otto Runge (der als Erster Familiengenres gemalt hat), und vor allem gehört Max Liebermann dazu mit seinen Bildern von Alster, Elbe und Hamburger Persönlichkeiten. Langsam gewann die Kunsthalle an Bedeutung – und Besucher können heute einen Rundgang durch 700 Jahre Kunstgeschichte in Hamburg machen. Zahlreiche Käufe und Sammlungen ergänzen den Bestand: Niederländische Maler des 17. Jahrhunderts, Caspar David Friedrich, Adolph Menzel sowie die Klassische Moderne mit Werken von Max Beckmann, Wilhelm Lehmbruck, Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch und Paul Klee.