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Über dieses Buch:

Es soll ein einfacher Job für Privatdetektiv Ed Loy werden – aber kaum hat er begonnen, die verschwundene 19-jährige Tochter des renommierten Dubliner Arztes Shawn Howard zu suchen, zerbricht die bürgerliche Fassade des Auftraggebers vor seinen Augen: Howards Frau wird brutal erstochen aufgefunden. Um herauszufinden, wer hinter der Bluttat steckt, muss Ed tief in die düstere Familiengeschichte der Howard-Dynastie eintauchen – und bald feststellen, dass sich ein Sturm aus Hass und Blut über den noblen Dubliner Vororten zusammenbraut, der noch viel mehr Opfer zu fordern droht …

»Wenn du das nicht liebst, wag es nicht, dich einen Krimi-Fan zu nennen!« Val McDermid

Über den Autor:

Declan Hughes, Jahrgang 1963, ist irischer Roman- und Theaterautor sowie Mitbegründer von »Rough Magic Theatre Company«, dem bedeutendsten zeitgenössischen Theater Irlands. Er lebt mit seiner Familie in Dublin.

Bei dotbooks erscheinen folgende Romane von Declan Hughes:

»Blutige Lügen«

»Blutiger Hass«

»Blutige Rivalen«

»Blutiges Urteil«

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eBook-Neuausgabe Dezember 2019

Dieses Buch erschien bereits 2007 unter dem Titel »Ein Ring aus Blut« bei Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg

Copyright © der englischen Originalausgabe 2007 Declan Hughes

Die englische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »The Colour of Blood« bei John Murray, London.

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2007 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/David Sohnes und Jacob_09

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (CG)

ISBN 978-3-96148-732-5

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Declan Hughes

Blutiger Hass

Kriminalroman - Der zweite Fall für Privatdetektiv Ed Loy

Aus dem Englischen von Tanja Handels

dotbooks.

Erster Teil
Halloween

Wir stiegen nieder an dem Kopf der Brücke,
wo sie sich anfügt an den achten Rand,
und da ward mir der Abgrund offenbar.

Darin erblickt' ich grauenhafte Knäuel
unzählger Schlangen, so verschiedner Art,
daß heut noch, denk' ich dran, mein Blut erstarrt. [ ...]

In diesem grausen, scheußlichen Gewühle
lief nacktes, angsterfülltes Volk herum,
kein Zauber, kein Versteck winkt' seiner Hoffnung.

Dante, Die göttliche Komödie,
Inferno, 24. Gesang, 82-93

eins

Mein letzter Fall war eine verschwundene Sechzehnjährige, die ich für ihren Vater suchen sollte. Als sie mir erzählte, was er mit ihr gemacht hatte, sorgte ich dafür, dass sie verschwunden blieb. Der Fall davor war ein Ehemann gewesen, dem ich Beweise für die Untreue seiner Frau brachte. Am selben Abend prügelte er sie zu Tode und erhängte sich anschließend im ehelichen Schlafzimmer. Jetzt war ich auf dem Weg zu einem Mann, der am Abend dieses Tages als Hauptverdächtiger in zwei Mordfällen gelten sollte. Vielleicht würde ich ja auch mal bessere Klienten bekommen. Irgendwann. Vermutlich aber nicht heute.

Die späte Oktobersonne stand tief am grauen Morgenhimmel, silbrig und grell hinter den Nebelschwaden, die südlich von Seafield aufgezogen waren. Am Hafen von Bayview bog ich scharf nach rechts ab, fuhr eine steile Straße hinauf und hielt vor einem viktorianischen Steinhaus mit Doppelfassade und einem Messingschild an der Außenwand: »Shane Howard – Zahnarzt«. Ich öffnete das niedrige Törchen und ging einen kopfsteingepflasterten Weg entlang. Er war mit Ebereschen gesäumt, deren Beeren im Nebel blutorangenrot leuchteten. Auf dem Dach schlugen Krähen mit den Flügeln und ließen ihr leises, tuberkulöses Krächzen hören. An der schweren, grünen Haustür drehte ich mich noch einmal um und sog die nasskalte Luft ein, die erfüllt war vom Salz und dem Geruch von faulendem Laub. Das war die sauberste Luft, die ich atmen sollte, bis alles vorbei war.

Ein verstaubter Kronleuchter mit nur zwei funktionierenden Glühbirnen tauchte den Vorraum in schummriges Licht. An einer Bildleiste hingen gerahmte Fotos von grüngekleideten irischen Rugbyspielern in Aktion. Die Zahnarzthelferin hatte weißblondes Haar, hohe Wangenknochen und nachtblaue Augen und trug einen Verlobungsring mit roten Steinen, die mich an die Scheren einer Krabbe erinnerten. Ich gab ihr eine Visitenkarte mit meinem Namen und dem Hinweis auf meinen Broterwerb, und sie riss erschrocken die Augen auf. Dann presste sie die Lippen zusammen, nickte mir ernst zu und griff zum Telefon.

»Schon gut, Anita, ich kümmere mich um Mr. Loy.«

Die Stimme gehörte einem schwammigen Mann Mitte vierzig. Er steckte in einem dunkelgrauen Dreiteiler aus Wollstoff, der sich spannte wie das Fell eines Stiers. Seine dicken Wangen strahlten portweinrot, er hatte das dunkelgraue Haar zu einer Tolle aus der glänzenden Stirn gekämmt und trug eine selbstgefällige Miene zur Schau. Er legte den Kopf schief und verzog die vorstehenden Augen und die fleischigen Lippen zu einem eifrigen Begrüßungsgrinsen, was ihn wie ein orientalisches Riesenbaby aussehen ließ. Ich schaute nach unten, auf seine Füße. Sie waren sehr klein, wie oft bei fetten, selbstgefälligen Männern.

»Ich bin Denis Finnegan, Mr. Loy. Mr. Howards Anwalt. Wenn Sie mir vielleicht fünf Minuten Ihrer Zeit schenken würden?« Seine Stimme klang wie das leise, gutgeölte Schnurren eines teuren Wagens.

»Mr. Howard hat mich persönlich angerufen«, sagte ich. »Von einem Anwalt war nicht die Rede.«

Finnegan gab noch einmal das orientalische Baby und ergänzte die Vorstellung diesmal durch Blinzeln und Seufzen, um sein Bedauern über den freien Willen auszudrücken, mit dem sein Klient unerklärlicherweise ausgestattet schien.

Ich hob ergeben die Hand und nickte. Finnegan drehte sich auf dem Absatz um, stieg die Treppe in der Mitte der Eingangshalle hinauf und bedeutete mir mit einer Bewegung seines gewaltigen Schädels, ihm zu folgen. Hinter einer Glastür saßen drei Patienten um einen großen Mahagonitisch und blätterten in Zeitschriften. Ich folgte Finnegan die Treppe hoch in ein kleines, düsteres Zimmer gleich neben dem Erker im ersten Stock. An der Decke hingen Spinnweben und eine nackte gelbe Glühbirne. An den ockerfarbenen Wänden stapelten sich Schriftenordner und Kartons von Arzneimittelfirmen, und um einen niedrigen Tisch stand eine verstaubte Couchgarnitur. Finnegan setzte sich auf das Sofa, ich nahm einen der beiden knarzenden Sessel. Es war die Sorte alter Möbel, bei denen man ständig fürchtet, sie könnten auseinanderfallen, wenn man sich bewegt.

»Mein Klient hat Ihnen vermutlich schon alles erzählt«, begann Finnegan und wartete darauf, dass ich antwortete. Ich wartete, dass er weitersprach. Das daraus entstehende Schweigen hielt eine Zeit lang an. Finnegan schlug die Beine übereinander. Seine Socken waren aus roter Seide, die winzigen, blankpolierten Golfschuhe glänzten im gelblichen Licht. Er zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ich ihm sagte, was er hören wollte. Ich stand auf und ging zur Tür.

»Mr. Loy, ich dachte, wir wollten uns unterhalten.« Seine Stimme kiekste ein wenig.

»Dachte ich auch. Aber Sie sagen ja nichts.«

Ich öffnete die Tür. Finnegan sprang erstaunlich rasch auf und wedelte mit den Händen. Wurstfingerhände, die farblich zu den Socken passten.

»Bitte setzen Sie sich, Mr. Loy«, bat er. »Ich verspreche Ihnen, ich nehme Ihre Zeit nicht lange in Anspruch.«

Ich schloss die Tür wieder, blieb aber stehen. Finnegan kam zu mir, gab mir seine Visitenkarte, kehrte dann auf seinen Platz zurück und nickte eifrig und betreten, als müsste er zugeben, die falsche Taktik gewählt zu haben.

»Mr. Howard hat mich nicht darum gebeten, hier ... hm ... vermittelnd einzugreifen.«

»Sagen Sie bloß. Wahrscheinlich hat er Ihnen auch nicht erzählt, warum er mein (Eingreifen‹ für nötig hält. Und wenn er das nicht getan hat, tue ich es auch nicht.«

Finnegan spitzte die Lippen, hob den Blick zwar nicht ganz gen Himmel, aber immerhin bis zu der schmutzig gelben Glühbirne über seinem Kopf, und legte die Zeigefinger aneinander. Nach einem kurzen Moment der Einkehr oder des stillen Gebets atmete er hörbar durch die Nase aus und fing an zu reden.

»Die Mutter meines Klienten ist vor kurzem verstorben. Sie hinterlässt ein stattliches Anwesen auf einem mehrere Hektar umfassenden Grundstück gleich neben dem Howard Medical Centre. Dieses Haus und das dazugehörige Grundstück sind derzeit Gegenstand heftiger Meinungsverschiedenheiten zwischen meinem Klienten und seiner Gattin.«

»Und zwischen der Gattin Ihres Klienten und Ihrer eigenen. Sie sind doch mit Shane Howards Schwester Sandra verheiratet, oder nicht?«

Finnegan nickte langsam und nachdenklich und kniff kurz die Augen zusammen, sodass man nur noch die Speckröllchen seiner dunkelroten Wangen sah.

»Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht, Mr. Loy.«

»Wir sind hier in Dublin, Mr. Finnegan. Ich halte einfach Augen und Ohren offen.«

»Ja, ich bin Mr. Howards Schwager, aber ich habe kein Interesse am Anwesen seiner Mutter, zumindest nicht als Nutznießer. Haus und Grundstück sind das alleinige Erbe von Mr. Howard. Seine Schwester wird im Testament nicht bedacht.«

»Was wollen Sie dann von mir?«

»Jessica Howard, die Gattin meines Klienten, ist ... nun ja ... eine recht temperamentvolle Person. Falls sie herausfinden sollte, dass ihr Mann beispielsweise einen Privatdetektiv auf sie angesetzt hat, der sie beschatten soll in der Hoffnung, etwas herauszufinden, was jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt gegen die Dame verwendet werden könnte, etwa im Rahmen eines Versuchs, ihren Anspruch auf Dinge zu unterhöhlen, die ihr rechtlich und moralisch zustehen ...«

»Dann fände sie das nicht sehr komisch.«

»Möglicherweise würde sie rechtliche Schritte einleiten, was kurz- bis mittelfristig niemandem nutzen würde, mit Ausnahme meiner Anwaltskollegen. Und obwohl mir kollegiale Gefühle beileibe nicht fremd sind, wiegen familiäre Verpflichtungen für mich doch sehr viel schwerer. Sollte das Vermögen meiner verstorbenen Schwiegermutter dahinschwinden, während streitlustige Rechtsanwälte miteinander ringen wie Jarndyce und Jarndyce, würde sich meine Familie über kurz oder lang im wahrsten Sinne des Wortes in Bleak House wiederfinden.«

Finnegan quittierte diese bemühte literarische Anspielung auf den Dickens-Roman mit einer Salve selbstzufriedener Grunz- und Japslaute. Seine fleischigen Lippen zitterten vor Freude über den eigenen Einfallsreichtum, und einen Moment lang sah ich ihn vor mir, wie er sich im Debattierclub seiner Universität in der lautstarken Begeisterung seiner Kommilitonen, der künftigen Gesetzgeber und Rechtssprecher, sonnte.

Er machte sein Großmaul auf, um weiterzureden, aber ich war schneller. Es war erst kurz nach neun, ich hatte noch nicht gefrühstückt. Noch so ein formvollendeter Satz, der bewies, wie viel sein Vater den Jesuiten für seine Ausbildung gezahlt hatte, und ich würde die Sorte Kopfschmerzen kriegen, die man nur mit Gin wieder wegbekam. Es war noch viel zu früh für Gin.

»Es geht um seine Tochter«, sagte ich.

»Um Emily?«, fragte Denis Finnegan.

»Genau. Sie ist verschwunden.«

»Und er will sie suchen lassen?«

»Zumindest will er darüber reden. Sie ist neunzehn, falls sie lieber verschwunden bleiben will, kann ich nicht allzu viel tun. Würde ich auch nicht wollen.«

»Verstehe. Verstehe. Ich war der Meinung ... oder besser gesagt, angesichts der Umstände habe ich den durchaus verständlichen Schluss gezogen ...«

»Sie dachten, er hat mich angeheuert, um schmutzige Details über seine Frau auszugraben.«

»Ich muss gestehen, dass ich dachte, er hätte etwas Derartiges vor.«

»Gäbe es denn schmutzige Details?«

»Sagen wir einfach, ich hielte es für geboten, zunächst der potenziellen Glaubwürdigkeit und ... sagen wir einmal, Haltbarkeit derartiger Unterstellungen auf den Grund zu gehen, bevor es mir opportun erscheinen würde, tatsächlich einen Fachmann wie Sie mit der Aufgabe weiterer Nachforschungen zu betrauen.«

Da waren die Kopfschmerzen. Mein linkes Augenlid flackerte wie eine Glühbirne kurz vor dem Durchbrennen. Ich griff nach der Tür, öffnete sie und ließ das rechte Auge dabei nicht von Denis Finnegan, der in einer Abschiedsgrimasse die Augen zusammenkniff und die Zähne bleckte. Im Schein der nackten Glühbirne über ihm sah sein breites Gesicht auf einmal aus wie ein vom Wasser aufgeschwemmter und verformter Totenschädel.

»Wir sprechen uns zweifellos bald wieder, Mr. Loy«, sagte er schleimig.

Seine Worte hingen in der Luft wie eine düstere Prophezeiung. Ich trat rückwärts aus dem Raum, zog die Tür hinter mir zu und ging nach unten.

Dort hatte sich ein breitschultriger strohblonder Mann in einem weißen Leinenkittel ganz nah zu Anita hinuntergebeugt. Seine Stimme war ein leises, tiefes Brummen, dann hörte man ihre, begleitet von fröhlichem, kehligem Lachen. Es war ein Lachen, das einem Mann das Gefühl gibt, ganz sicher zum Zug zu kommen, ein Lachen, wie man es oft spätnachts in Bars oder an Straßenecken hört. Beim Geräusch der Ledersohlen meiner schwarzen Schuhe auf den Dielenfliesen fuhren die beiden Köpfe auseinander, der Mann richtete sich zu voller Größe auf und drehte sich zu mir um. Er war um die eins neunzig, sehr kräftig, wie man es von einem ehemaligen Rugbystürmer erwarten konnte, und hatte ein offenes, allerdings etwas mürrisches Gesicht.

»Mr. Howard«, sagte ich. »Ed Loy. Wir haben telefoniert.«

Mit zögerndem Nicken schaute Howard auf die Uhr.

»Sie sind spät dran«, sagte er und legte die sonnengebräunte Stirn in Falten. Seine Augen verschwanden dabei fast unter den buschigen Brauen.

»Ihr Rechtsanwalt fand, er müsse mit mir reden«, sagte ich.

»Ist Finnegan schon wieder hier?«, sagte Howard.

Sein wütender Blick traf Anita, die daraufhin rot wurde und rasch nickte. Howard hob seine fleischige Hand in meine Richtung.

»Was wollte er?«, fragte er.

»Keine Ahnung«, schwindelte ich. »Ich glaube, das wusste er selbst nicht genau. Vor allem seine eigene Stimme hören, schien mir.«

»Das klingt allerdings nach Dinny.« Howard nickte. Die riesigen Flächen seines Gesichts verschoben sich langsam zu einem Lächeln. Dann lachte er, überraschend laut und explosiv, wie der Motor eines Traktors, der endlich anspringt. So plötzlich dieses Lachen gekommen war, so schnell verklang es auch stotternd wieder, und Howard starrte auf die schwarzweißen Dielenfliesen und räusperte sich. Dann hob er den Kopf, beugte sich über die Rezeption und tätschelte Anita die Hand.

»Ich bin in meinem Büro, Anita. Und ich will nicht gestört werden«, sagte er. Dann nickte er mir zu und schloss eine Tür auf der anderen Seite des Raumes auf, gegenüber vom Wartezimmer. Ich folgte ihm. Als ich an Anita vorbeiging, drehte sie ihren Verlobungsring zwischen Daumen und Zeigefinger. Die ungeschliffenen Steine leuchteten in dem schummrigen Licht dunkelrot wie frisches Blut.

»Schöner Ring«, sagte ich. »Wann ist denn der große Tag?«

»Das ist kein Verlobungsring«, sagte sie. Sie hatte einen osteuropäischen Akzent. Röte stieg ihr in die Wangen, so schnell, wie sich rote Tinte auf Löschpapier ausbreitete. »Der ist zum Schutz. Ein Talisman.«

»Zum Schutz wovor?«, fragte ich.

Sie zuckte die Achseln.

»Ach, vor allem. Meine Schwester hat ihn mir geschenkt.«

Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht richtig. Sie schlug die Augen nieder und sortierte hektisch ein paar Blätter auf ihrem Schreibtisch. Als ich die Tür zum Büro öffnete, sah ich, dass sie die linke Hand zum Mund geführt hatte und an ihrem Ring lutschte wie ein ängstliches Kind an seinem Schnuller.

***

Shane Howard saß an einem Schreibtisch aus dunklem Holz, auf dem eine grüne Schreibtischlampe brannte. Der Rest des länglichen Zimmers lag im Dunkeln, vor den Fenstern hingen schwere Samtvorhänge. An den Wänden sah ich noch mehr Rugbyfotos. Als ich noch zur Schule ging, war Howard Zweite-Reihe-Stürmer in der Nationalmannschaft gewesen, und eine spektakuläre Aufnahme zeigte ihn, wie er zwischen verwirrten, orientierungslosen englischen Stürmern hindurch über die Verteidigungslinie hechtete. Über dem Kaminsims aus weißem Marmor hing das Porträt eines attraktiven Mannes in Tweed und Flanell, mit silbergrauem Haar und einem Stethoskop um den Hals. Eine Plakette unten an dem goldenen Rahmen wies ihn als Dr. John Howard, 1915-1985, aus. Über allem lag der Muff von Staub, alten Polstermöbeln und Zigarrenrauch, der Schreibtisch war voll mit Papieren, gerahmten Fotos, benutzten Tassen und Gläsern, einer fast leeren Flasche Bushmills und zwei überquellenden Aschenbechern. Ich setzte mich vor den Schreibtisch, lehnte die angebotene Zigarre ab und schüttelte kurz den Kopf, als Howards Hand zur Whiskeyflasche wanderte. Er nickte und räusperte sich, nahm dann einen Umschlag vom Tisch, reichte ihn mir und sagte: »Meine Tochter.«

Emily Howard war um die neunzehn, schlank und zierlich, mit hellem Teint, schwarzem Kajal um die großen braunen Augen, vollen roten Lippen, kurzem, stacheligem, leuchtend rot gefärbtem Haar und Piercings an Ohren, Nase und Zunge. Außerdem hatte sie eine Rose auf den Oberschenkel tätowiert, die Brustwarzen waren ebenfalls gepierct, das Schamhaar zu einem kleinen Herz rasiert und rot gefärbt. Das konnte ich sehen, weil sie auf den Fotos nackt war und Sex mit einem jungen Mann und einem anderen Mädchen hatte, in allen gängigen Stellungen und dann noch in ein paar weniger gängigen, die man allenfalls auf solchen Fotos zu sehen bekam. Das andere Mädchen hatte eine paillettenbesetzte Maske vor dem Gesicht und das blonde Haar mit einem glänzenden Tuch zurückgebunden, der junge Mann trug eine breite, enganliegende Sonnenbrille und eine schwarze Baseballkappe. Nur Emily konnte man klar und deutlich erkennen. Ich sah ihren Vater an. Er hielt die blutunterlaufenen Augen auf eins der gerahmten Fotos auf seinem Schreibtisch gerichtet: ein etwa sechsjähriges Mädchen mit strohblondem Haar und großen Augen, das ohne Schneidezähne in einen Apfel biss.

Ich sah mir die Fotos noch einmal an. Als ich noch in L. A. gearbeitet hatte, hatte ich mindestens einmal im Monat den Auftrag bekommen, verschwundene Mädchen zu suchen. Fast immer fand ich sie im San Fernando Valley beim Sex vor der Kamera. In den Filmen hatten sie alle dieses Lächeln, das nicht die zornigen Augen erreichte, die zu jemandem »Leck mich!« sagten, meistens zu ihren Vätern, Stiefvätern oder Onkeln – irgendwelchen Männern, die ihnen alles genommen hatten, bevor sie alt genug waren, zu begreifen, was das bedeutete. Diese Mädchen sagten alle dasselbe: dass sie nie wieder nach Hause zurückgehen würden. Ein schönes Zuhause musste das sein, wenn man sich lieber von wildfremden Männern ins Gesicht spritzen ließ, als dorthin zurückzukehren. Also ging ich zu meinen Klienten – den Vätern, Stiefvätern und Onkeln – und sagte ihnen, dass die gesuchten Mädchen sie nicht sehen wollten. Meistens gab ich ihnen noch ein Video oder eine Zeitschrift, damit sie sich selbst ein Bild davon machen konnten, was sie angerichtet hatten. Aber sie begriffen nur selten. In der Regel fragten sie mich, ob ich ihnen nicht noch ein Autogramm beschaffen könne.

»Werden Sie sie finden?«, fragte Howard.

Ich sah ihn an. Er war nicht der Typ, falls es überhaupt einen gab, was ich bezweifelte, und es schien auch nicht die Sorte Porno zu sein. Andererseits ließ sich das anhand der Fotos nur schwer beurteilen: Auf den meisten wirkte Emily Howard unbeteiligt, fast schon ironisch, als wollte sie sich von dem distanzieren, was sie da machte, aber auf einigen lag ein Glitzern in ihren Augen, das durchaus Zorn sein konnte.

»Wo haben Sie die her?«, fragte ich.

»Die wurden hier abgegeben. Ich habe nicht mitbekommen, von wem. Es war ein Brief dabei.«

Er reichte mir ein weißes DIN-A4-Blatt, auf dem gedruckt stand: Nächste Ausfahrt: Internet. Da wird der Arsch Ihrer Tochter ewig weiterleben –> es sei denn, Sie lassen bis Donnerstagmittag fünfzig Riesen rüberwachsen. Wann und wo, erfahren Sie noch.

»Da steht nicht, dass sie gegen ihren Willen festgehalten wird«, sagte ich.

»Was wollen Sie damit sagen? Dass sie selbst daran beteiligt ist?«, ereiferte sich Howard. »Was fällt Ihnen ein?«

»Wäre das möglich?«

»Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus.«

Howards Stimme war laut, ließ aber die nötige Überzeugungskraft vermissen. Seine großen Hände umklammerten die Ränder der Schreibtischplatte.

»Hat sie vielleicht neue Freunde oder solche, von denen Sie nichts wissen? Hat sie in letzter Zeit ein Geheimnis daraus gemacht, wohin sie geht, mit wem sie sich trifft?«

Howard schlug mit beiden Händen so fest auf den Schreibtisch, dass das Papier in alle Richtungen flog und eine Aschenwolke aufstieg. Er schaute erst zur einen, dann zur anderen Seite und machte dabei immer wieder den Mund auf und zu, als traute er sich vor lauter Zorn nicht, etwas zu sagen, oder wüsste nicht recht, auf wen er eigentlich wütend war. Schließlich versuchte er es noch einmal mit Lachen, aber das funktionierte nicht und endete damit, dass er keuchend dasaß und etwas wegblinzelte, was wie Tränen aussah.

»Am besten erzählen Sie mir alles von Anfang an«, sagte ich. »Wann fing es an, zwischen Ihnen und Emily schwierig zu werden?«

Howard drehte sich abrupt zu mir, mit vorgerecktem Kinn, angespanntem Kiefer und einem wütenden Blick, kampfbereit, als hätte ich ihm einen Vorwurf gemacht. Dann verließ ihn der Zorn genauso plötzlich wieder, er nickte eifrig, atmete hörbar aus und fing an zu erzählen, mit einer leisen, einstudierten Stimme, die klang, als käme sie nur bei besonderen Gelegenheiten zum Einsatz.

»Das ist es ja«, begann er. »Ihre ganze Schulzeit über waren wir uns sehr nahe. Richtig gute Kumpels. Mehr als das. Sie war Daddys kleine Prinzessin, verstehen Sie? Das hat zumindest ihre Mutter immer gesagt. Aber wir waren wirklich die besten Freunde. Sie ist immer mit mir zu den Seafield-Spielen gegangen, sogar zu den Auswärtsspielen. Und ich habe sie abgeholt von ihren Verabredungen, aus den Clubs und so weiter, ich war ihr persönlicher Chauffeur. Dann fing sie an zu studieren, und plötzlich war alles anders, quasi über Nacht. Sie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Erst war sie frech, gab patzige Antworten, dann hat sie gar nicht mehr mit mir geredet. Sie hatte immer lange Haare, das wollten wir auch so. Und eines Tages kam sie nach Hause und hatte alles abgeschnitten, stachlig und blondiert. Hat mir regelrecht das Herz gebrochen. Sehen Sie nur.«

Howard nahm einen Fotorahmen vom Tisch und gab ihn mir.

»Das ist Emily bei der Schulabschlussfeier. Eine richtige Dame hätte sie werden können.«

Ich sah ein hübsches Mädchen mit langem blondem Haar, zu viel Make-up im Gesicht, übertriebenen Designerklamotten und intelligenten Augen, die von Langeweile und frühreifem Zynismus sprachen. Überall in der Stadt rannten fünfzigjährige Frauen von der Kosmetikerin zum Friseur und in die Designer-Boutiquen, um weiterhin genau so auszusehen. Emily hatte immerhin den Mut gehabt, sich davon zu befreien.

»Nach den Haaren waren wir auf alles gefasst: ein Nasenring, Tätowierungen, weiß der Himmel. Sie hat den Kontakt zu ihren Freundinnen aus der Schule abgebrochen, Mädchen, die sie ihr Leben lang kennt, mit deren Eltern wir befreundet sind. David Brady, mit dem sie seit zwei Jahren zusammen war, war in Seafield gerade unter die fünfzehn Besten gekommen – fabelhafter Junge, gehört zu den größten Fullback-Hoffnungen im ganzen Land, hat eine steile Karriere vor sich –, und sie lässt ihn sitzen für einen Barmann, den sie aus der Uni kennt, so ein mageres Bürschchen, das in einer Band spielt. Der arme David war am Boden zerstört. Dann fing sie an auszugehen, jeden Abend, und wollte uns nicht sagen, wohin.«

»Drogen?«

»Nein. Ich weiß nicht. Alkohol vielleicht. Sie hatte oft einen Kater. Lag den halben Tag im Bett. Aber sie ist neunzehn, da leiden die meisten an galoppierender Schlafsucht. Immerhin geht sie wohl zu ihren Medizinvorlesungen.«

»Sie studiert Medizin?«

Howard deutete mit bitterem Lächeln auf das Porträt über dem Kamin.

»Ihr Großvater wäre stolz auf sie gewesen. Von Zahnärzten hat er nicht viel gehalten. Endlich wieder eine richtige Ärztin in der Familie.«

»Wie lange ist Emily schon fort?«

»Heute ist Mittwoch. Seit letztem Freitag habe ich sie nicht mehr gesehen. Gestern kamen die Fotos.«

»Und glauben Sie jetzt, dass sie mit drinhängen könnte?«

»Sie hat doch immer alles bekommen, was sie wollte. Besser hätte es kein Mädchen haben können.«

»Vielleicht hatte sie genug davon, es gut zu haben. Vielleicht fand sie, dass es Zeit ist, sich um sich selbst zu kümmern.«

Howard schüttelte den Kopf.

»Nein, ich ... sie schien schon wütend auf uns zu sein, aber ... ich glaube nicht, dass sie so etwas tun würde. Nur, wenn sie irgendwie dazu gezwungen wurde.«

»Weshalb war Ihre Tochter wütend, Mr. Howard?«

»Das weiß ich nicht. Ich weiß es nicht. Sie hatte keinen Grund dazu. Absolut keinen.«

Howard schüttelte erneut den Kopf, die feuchten braunen Augen weit aufgerissen, sichtlich fassungslos bei dem Gedanken, dass seine Tochter nicht ihr Leben lang sein bester Kumpel sein würde, dass sie mit neunzehn vielleicht ein eigenes Leben wollte und nicht das, das er für sie vorgesehen hatte.

»Werden Sie sie finden?«

»Warum sind Sie damit nicht zur Polizei gegangen, Mr. Howard?«, fragte ich.

»Weil ich nicht möchte, dass mehr Leute davon erfahren als unbedingt nötig. Wenn die Polizei etwas weiß, weiß es als Nächstes die ganze Welt, das ist meine Erfahrung. Ich nehme an, ich kann mich auf Ihre Diskretion verlassen.«

Ich gab keine Antwort. Meine Arbeit besteht darin, Leuten Geheimnisse zu entlocken, nicht, sie zur Geheimhaltung zu verpflichten. Diskretion ist da normalerweise kein Thema.

»Außerdem habe ich ganz sicher keine Chance, sie zurückzugewinnen, wenn ich ihr die Polizei auf den Hals hetze.«

»Vielleicht ist sie ja auch schon ein bisschen zu alt, um von ihrem Vater zurückgewonnen zu werden«, sagte ich.

»Mag sein«, gab er wehmütig zu, den Blick wieder auf das Foto seiner sechsjährigen Tochter gerichtet, als wäre es dieses Bild von ihr, das sich für immer in seine Gedanken gegraben hatte. »Aber sie ist bestimmt niemals alt genug, dass man ihren Körper im Internet zeigt, als wäre sie eine billige Hure.«

Dagegen konnte ich nichts sagen.

Es klopfte, und Anita kam ins Zimmer.

»Dr. Howard, im Wartezimmer sind sechs Leute. Und Miss O'Kelly ist ... Sie wissen ja, wie sie ist.« Von draußen hörte man ein beeindruckend lautes, überdeutlich artikulierendes weibliches Organ, das etwas von Konsumentenentscheidungen und der Notwendigkeit eines Patientenmitbestimmungsrechts zeterte.

»Diesmal kann sie nichts dafür«, sagte Howard. »Ich habe sie warten lassen. Danke, Anita. Geben Sie mir noch eine Minute.« Die Arzthelferin schloss die Tür wieder. Howard stand auf.

»Ich muss mich um meine Patienten kümmern, Mr. Loy. Falls noch irgendetwas sein sollte ...«

»Ich brauche die Telefonnummern von Emilys Freunden und Liebhabern, aktuellen wie ehemaligen, und ich muss mir ihr Zimmer ansehen ...«

»Das wollte ich gerade sagen. Meine Frau wartet im Haus auf Sie. Sie wird Ihnen bei allem helfen.«

»Außerdem muss ich sofort wissen, wenn die Sie anrufen und was sie sagen. Ich muss Ihre Handynummer einspeichern, damit ich immer sehe, wenn Sie anrufen. Und ich brauche einen Scheck.«

Ich sagte ihm, wie viel ich haben wolle, er sagte, ich solle ihm eine Rechnung schicken, worauf ich antwortete, mir wäre Vorkasse lieber. Er fragte mich, ob ich mit der Hälfte zufrieden wäre, und ich fragte ihn, ob er das selbst auch so handhabe, und er erklärte, das sei ja wohl etwas völlig anderes. Miss O'Kellys durchdringendes Gezeter war inzwischen so laut geworden, dass man es durch die geschlossene Tür hörte, also stellte Howard mir einen Scheck aus, lächelte dabei, als fände er das Bedürfnis kleiner Leute nach Geld ebenso sonderbar wie amüsant, und warf mir den Scheck dann vor die Füße, damit ich nur ja merkte, wie groß der Unterschied zwischen uns war. Dann ging er seine Patienten retten. Während ich von draußen das laute, künstliche Lachen hörte, mit dem er Miss O'Kellys Ärger zerstreute, lag ich selbst drinnen auf den Knien, um den Scheck unter dem Schreibtisch herauszufischen, wo er hingerutscht war. Ich fragte mich zum wiederholten Male, wie es eigentlich kam, dass die Leute, die mich engagierten, umso zahlungsunwilliger waren, je mehr Geld sie hatten. Vielleicht war das ja ihr Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen, die sie zu verlieren glaubten, indem sie so viel von sich preisgaben. Vielleicht wären sie aber auch einfach nie so reich geworden, wenn sie sich leichten Herzens von ihrem Geld trennten.

zwei

Wie sich herausstellte, hatte Shane Howard nicht das Haus gemeint, in dem wir uns befanden, als er sagte, seine Frau warte dort auf mich. Das diente nur als Zahnarztpraxis. Anita führte mich ein Stockwerk tiefer, durch eine Küche mit Steinboden, in der sich Kartons mit Arzneimittelproben, Kalender und frischgereinigte weiße Kittel stapelten, und dann nach draußen in einen feuchten, halb verwilderten Garten. Im zunehmend dichteren Nebel ging ich einen weiteren kopfsteingepflasterten, von Ebereschen gesäumten Weg entlang, bis ich an einem Wasserbecken aus dunkelgrünem Marmor mit etwa fünf Meter Durchmesser vorbeikam. Die niedrigen Wände bildeten ein Sechseck, und in jedem Winkel war ein durchsichtiger grünlicher Stein mit roten Einschlüssen angebracht, so groß wie eine Kinderfaust. Auf dem trüben Wasser schwammen orangefarbene und gelbe Blätter. Es war ein wunderschöner, würdevoller, eigenartiger Anblick, wie ein Grabmal ohne Inschrift, und ich fragte mich, welchem Zweck es wohl diente, was für ein Rätsel es mir aufgab. Dann dachte ich, dass es ein großer Nachteil meiner Arbeit war, ständig überall Rätsel zu vermuten, wo keine waren. Manchmal ist ein Gartenteich auch nur ein Gartenteich.

Am Ende des Gartens führte eine Holztür in einer rohverputzten weißen Steinmauer hinüber in den Garten der »Howard-Residenz«, wie Anita es großspurig genannt hatte. (Sie hatte es außerdem sorgsam vermieden, Mrs. Howard beim Namen zu nennen.) Die Howard-Residenz war ein L-förmiges Mansardenhaus aus den Siebzigern mit großen, raumhohen Flachglasfenstern. Der Garten war halb zu Tode gepflegt: ein Rasen wie ein Billardtisch, akkurat gestutzte Buchsbaum- und Lorbeerrabatten. Auf der Kieseinfahrt vor dem Haus stand schlank und katzengleich ein schwarzer Porsche. Daneben fiel der Garten steil ab bis zu einer weiteren weißen Steinmauer im Schatten mehrerer hoher Eukalyptusbäume. Gut dreißig Meter unterhalb der Mauer verschwanden Bahngleise in einem Tunnel, und noch weiter unten lag das Meer bis an den Horizont hingebreitet wie ein graues Leichentuch. Ein Geräusch, das sich nach Schüssen anhörte, zerriss die nasskalte Luft, dann leuchteten Feuerwerkskörper zischend und prasselnd am trüben Himmel auf, und mir fiel wieder ein, dass ja Halloween war. Ich klingelte, Jessica Howard öffnete und führte mich in ein Zimmer, das über die ganze Breite des Hauses ging und riesige Glaswände hatte.

Jessica Howard mochte ein bisschen zu blond für ihr Alter sein, der Rock ihres dunklen Kostüms war vielleicht ein wenig zu kurz, und eine andere Frau hätte wohl keine so hohen Absätze, kein so tief ausgeschnittenes Oberteil und kein so schweres Parfum getragen – zumindest nicht so früh am Morgen, eventuell aber auch nie. An einer anderen Frau hätte das allerdings auch nuttig, billig oder verzweifelt ausgesehen. Nicht so bei Jessica Howard: Sie wirkte forsch, direkt und lässig. Zumindest war das mein erster Eindruck von ihr – aber ich war ja auch keine andere Frau. Während sie Kaffee machte, sah ich mich in dem spärlich möblierten Raum um: ein paar schmale Sofas, ein runder Glastisch mit vier Metallstühlen. An der Wand hingen gerahmte Theaterplakate: Juno und der Pfau im Abbey Theatre, Ein idealer Ehemann im Gate, Shoppen und Ficken im Project Arts Centre. Über dem Kamin waren zwei Fotos platziert. Das eine zeigte eine jüngere Mrs. Howard im historischen Theaterkostüm mit überquellendem Dekolleté, auf dem anderen saß sie nackt auf einem Teppich, mit dem Rücken zur Kamera, und schaute lächelnd mit Schlafzimmerblick über ihre Schulter. Dazwischen hing ein Pop-Art-Porträt der Dame in Öl, mit großer Frisur, die strahlende Vorzeigeehefrau. Langsam konnte ich mir Emilys Zorn zumindest teilweise erklären.

Jessica Howard stellte ein Tablett mit einer Kaffeekanne, einem Krug heißer Milch und zwei Bechern auf den Tisch. Sie bot mir eine Zigarette an, die ich gerne annahm, und schenkte Kaffee ein, dann blies sie einen dünnen Rauchstrahl in Richtung Decke und lächelte mich an. Ich rutschte auf meinem Stuhl vor und sagte: »Mrs. Howard ...«

»Jessica. Nennen Sie mich Jessica. Und ich darf doch sicher Ed sagen?«

Ich erlaubte es ihr. Eine Art Triumph flackerte in ihren blauen Augen auf, und ich registrierte, wie kalt sie waren. Die Erotik, die sie mit jeder einzelnen Kurve ihres Körpers ausstrahlte, drang offensichtlich nicht bis in ihre Seele vor.

»Also, Ed, hat mein Mann Ihnen etwas Brauchbares sagen können, wenn er gerade nicht auf den Tisch gehauen oder sich die Seele aus dem Leib gebrüllt hat?«

»Er hat mir alles in groben Zügen geschildert.« Ich legte die Fotos und den Brief zwischen uns auf den Tisch. Kopfschüttelnd und mit tiefen Seufzern sah sie die Fotos durch, aber ihr Entsetzen war offensichtlich eher ästhetischen als mütterlichen Ursprungs.

»Diese Frisur war ein solcher Fehler«, sagte sie. »Ganz zu schweigen von dem Tattoo und den Piercings. Emily hat gar keinen schlechten Körper und ein hübsches Gesicht, aber offenbar ist sie fest entschlossen, sich nach Kräften zu verunstalten. Sollten diese Fotos tatsächlich im Internet landen, kann man sich immerhin damit trösten, dass kein Mensch sie erkennen wird.«

»Vorausgesetzt, sie verwandelt sich wieder in die dickgeschminkte Süd-Dublin-Blondine zurück«, sagte ich. »Vielleicht hat sie ja auch Angst davor, keinem aufzufallen.«

»Es kann eben nicht jeder aus der Menge herausstechen«, sagte Jessica Howard. »Also, sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann Ich habe heute Vormittag noch eine Hausbesichtigung.«

»Ich dachte, Sie sind Schauspielerin?«

»Das dachte ich auch. Aber andere Leute waren anderer Meinung. Man kommt sich ja auch albern vor, wenn der Trend im Theater plötzlich immer mehr zum Schlichten tendiert, während man selbst sich sein Aussehen bewahrt hat. Und manchmal ist es genauso schlecht für die Karriere, mit allen Regisseuren zu schlafen wie mit gar keinem. Aber so ist das Leben. Als Immobilienmaklerin bekommt man bei der aktuellen Wirtschaftslage das Geld förmlich nachgeschmissen ... kein Vergleich mit der Theaterarbeit.«

Sie lächelte, gab mir die Fotos ihrer Tochter zurück und achtete darauf, dabei wie zufällig meine Hand zu streifen. Dann fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und warf mir mit großen Augen einen eindeutigen Blick zu. Ich gab mir Mühe, ihre Flirtversuche nicht auf mich zu beziehen, was schwierig war, weil ich der einzige Mann im Raum war. Immerhin war ich ein Mann und hatte immer noch keinen Gin gehabt.

»Scheint Sie ja nicht weiter zu beunruhigen, was da mit Ihrer Tochter passiert, Mrs. Howard«, sagte ich. Jessica Howard verdrehte zwar nicht die Augen, war aber kurz davor.

»Wissen Sie denn, was wirklich mit Emily passiert ist? Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Shane will sie immer noch wie ein kleines Kind behandeln. Aber, lieber Himmel, sie ist neunzehn. Mit neunzehn lebte ich mit meinem damaligen Freund in Paris, hatte eine Affäre mit einem verheirateten Mann und eine Abtreibung hinter mir, Kokain, LSD und Heroin probiert und jede Menge Dreier gehabt.« Sie deutete abfällig auf die Fotos von ihrer Tochter, als ginge eine Art Gefahr davon aus, als wären Mutter und Tochter Rivalinnen Vielleicht waren sie das ja auch.

»Und das wünschen Sie sich auch für Ihre Tochter?«, fragte ich. Es klang prüde und kleinkariert in meinen Ohren, aber es war ja auch als Vorwurf gemeint.

»Ich wünsche ihr, dass sie in die Welt hinausgeht und anfängt zu leben. Es sieht immerhin so aus, als würde sie das endlich tun.«

»Ihr Mann glaubt, dass sie gegen ihren Willen festgehalten und zum Sex vor der Kamera gezwungen wird. So was nennt man Entführung und Vergewaltigung, Mrs. Howard.«

»Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Ich glaube, die Kleine hat sich das alles ausgedacht, um mehr Geld aus Shane herauszupressen. Um ihm klarzumachen, dass sie nicht mehr Daddys kleines Mädchen ist. An ihrer Stelle würde ich das auch so machen.«

»Wieso sollte Emily Ihren Mann erpressen wollen? Sie hat doch sicher immer alles bekommen, was sie haben wollte.«

»Nur, solange sie tat, was er wollte. Das ist der Wahlspruch dieser Familie: Tu, was wir wollen, dann lassen wir dich in Frieden. Der Kodex der Howards.«

Sie zog angestrengt an ihrer Zigarette und stieß mit einem verbitterten, unzufriedenen Seufzer den Rauch aus.

»Sie wollten, dass ich meine Karriere aufgebe, als Emily geboren war. Sandra und ihre Mutter. Sie sagten, das schulde ich dem Baby und Shane, der sein Rugby hatte und dabei war, sich seine Praxis aufzubauen, und zu Hause Unterstützung brauchte.«

»Und was haben Sie gesagt?«

»Ich sagte, Shane hätte eben kein Hausmütterchen geheiratet, dessen einziger Ehrgeiz es ist, seine Kinder großzuziehen und ihm den Haushalt zu führen, und ich hätte auch nicht vor, etwas Derartiges zu werden. Im Rückblick scheint mir allerdings, dass Shane genau das wollte. Aber er hat es nicht bekommen. Seine Mutter konnte mich nicht ausstehen, nie, damals sogar noch weniger als später. Sie hat sich immer geweigert, mich spielen zu sehen, die ganzen zwölf Jahre lang.«

»Und der Vater war irgendein berühmter Arzt?«

Jessica Howard verdrehte die Augen und sagte »Ja-ha« wie eine Figur aus einer schlechten Fernsehserie.

»Dr. John Howard, Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe am UCD, Leiter des Rotunda Maternity Hospital, Ordensritter des heiligen Columbanus, Abgeordneter, Berater von vier Gesundheitsministern in Folge, treibende Kraft hinter dem Howard Natal Centre, wo die Söhne und Töchter der Reichen zur Welt kommen, der Howard Clinic, wo sie sich ihre Wehwehchen verarzten lassen, und dem Howard Nursing Home, wo sie zum Sterben hingehen. Berühmt genug?«

»Ich denke schon.«

»Irgendwie erfrischend, jemanden zu treffen, der den Howard-Katechismus nicht Wort für Wort herunterbeten kann.«

»Ich habe zwanzig Jahre in L. A. gelebt.«

»Na, falls Ihnen jetzt noch nicht klar sein sollte, was für ein wichtiger Mann er war, werden Sie das bald erfahren: Seine Kinder pflegen sein Andenken wie das eines Heiligen. Fehlt nur noch, dass sie ihm Opferkerzen anzünden.«

»Ist Shanes Schwester Sandra auch Ärztin? So was scheint ja erblich zu sein.«

»Ärztin? Sandra Howard war Lehrerin«, sagte Jessica Howard und ließ das Wort so klingen wie »Versagerin«. Ihre Stimme wurde dunkler, schwer von Verbitterung und Rauch.

»Sie war stellvertretende Schulleiterin am Castlehill College. Die jüngste stellvertretende Schulleiterin im ganzen Land, das hat sich sicher bis nach L. A. herumgesprochen. Ihre Mutter hielt es zumindest für ein Ereignis von internationaler Bedeutung. Jetzt verwaltet sie die medizinischen Einrichtungen, sämtliche Kliniken, Trusts, Fonds, Gremien und den ganzen Kram. Sie ist die Hüterin des Howard-Grals.«

Vom Meer her hörte man ein Nebelhorn, einen langen, durchdringenden Ton. Jessica Howard schaute ins trübe Grau hinaus und erschauerte. Es wirkte so theatralisch, dass ich fast laut losgelacht hätte, aber etwas – ein Aufblitzen von Zorn, ein dunkler Schatten in ihren kalten Augen – hielt mich davon ab. Ich wusste nicht, was dieser Schatten zu bedeuten hatte, und wollte das eigentlich auch gar nicht wissen, aber was immer es sein mochte, es war ganz offensichtlich nicht zum Lachen. Als sie wieder sprach, klang ihr Ton völlig verändert. Sie schien beschlossen zu haben, dass ihre spröde Fassade der Situation nicht ganz angemessen war.

»Ich bin keine lieblose Mutter, und es ist mir keineswegs egal, was aus meiner Tochter wird. Im Gegenteil. Gerade weil ich sie so liebe, will ich, dass sie ausbricht, unabhängiger wird. Ich will nicht, dass sie in den Fängen der Howards bleibt.«

»Das klingt, als wären sie eine Sekte.«

»Manchmal denke ich, das sind sie auch. Diese Sicherheit, dieser Glaube daran, dass man einer natürlichen Elite angehört, dass die eigene Familie Großes zu leisten hat und einem das von Geburt an zusteht ... das ist alles ausgesprochen verführerisch. Mich hat es auf jeden Fall verführt. Die Macht, das Ansehen, der Charme der Howards. Aber sie wollen andere kontrollieren. Bei mir hatten sie keinen Erfolg, deshalb versuchen sie es jetzt mit Emily.«

»Und mit ›sie‹ meinen Sie ...«

»Ach, die Mutter hat vor ihrem Tod kräftig mitgemischt, aber hauptsächlich meine ich Sandra und Shane. Die beiden sprechen mit einer Stimme, meist der von Sandra. Verstehen Sie mich nicht falsch, Sandra ist in vieler Hinsicht eine tolle Frau und hat eine Menge durchgemacht: Ihr erster Mann ist gestorben, und sie musste sich neben ihrem Kind auch noch um ihre furchtbare Mutter kümmern. Aber es ist einfach seltsam, wenn der Mann, den man geheiratet hat, nur eine Art Stellvertreter seiner Schwester ist. Mehr als seltsam im Grunde.«

»Wollen Sie damit sagen, es war Sandras Idee, dass Emily Medizin studiert, die Familientradition fortführt?«

»Sie hören gut zu, Ed. Das ist selten bei Männern, und bei irischen Männern kommt es praktisch nie vor. Ja, nachdem Sandras Sohn nicht Medizin studieren wollte, lastet die Familienbürde jetzt auf Emilys Schultern.«

»Gegen ihren Willen?«

»Mir kam es so vor. Sie schien nichts dagegen zu haben, aber das war immer so bei ihr. Sie wollte allen gefallen, das war ihre Rolle, die gehorsame Tochter. Jetzt ist uns das alles um die Ohren geflogen. Die Mitte hat nicht mehr gehalten. Ich hätte sie beschützen müssen. Ich hätte mehr für sie da sein müssen.«

Sie sackte auf dem Stuhl in sich zusammen und sah plötzlich plump und unbeholfen aus, wie ein junges Mädchen, das erschöpft ist von all den leidenschaftlichen Gefühlen, die es ohne Vorwarnung überwältigen.

Ich schüttelte den Kopf.

»Das können wir nicht wissen. Vielleicht ist Ihre Tochter ja so zornig und verbittert, wie Sie glauben. Vielleicht hat sie sich das alles selbst ausgedacht. Vielleicht wird sie aber auch gegen ihren Willen festgehalten. Wir müssen sie finden und sie selbst fragen, was sie will.«

»Wenn das bedeutet, dass sie zu ihrem Vater zurückmuss ...«

»Sie ist neunzehn, Mrs. Howard, das haben Sie selbst gesagt. Sie kann gehen, wohin sie will. Ist ihr Vater denn wirklich so ein Ungeheuer?«

»Nein. Nein, natürlich nicht. Ich finde nur, Emily braucht im Moment nichts nötiger als ihre Unabhängigkeit ...«

»Was meinen Sie überhaupt damit, dass sie zu ihrem Vater zurückmuss? Leben Sie nicht mehr zusammen?«

»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Aber die Antwort ist Nein. Wir sind dabei, uns zu trennen. Die Anwälte setzen gerade die Scheidungspapiere auf. Das Übliche eben.«

Dann hatte Denis Finnegan also noch mehr Grund gehabt, wegen Jessica Howards Temperament in Sorge zu sein. Ich musterte sie, während sie an ihr Handy ging, dessen hartnäckiges Klingeln sie vor weiteren Fragen bewahrte. Beim Telefonieren entspannten sich ihre Schultern, und sie hob das Kinn, voller Erleichterung, den Ansprüchen ihrer Familie kurzzeitig entkommen zu sein. Dann legte sie auf, strich sich das Haar zurück und bleckte die Zähne wie ein Vollblutpferd in der Manege.

»Die Arbeit. Ein weiterer Kunde möchte das Haus besichtigen. Ich muss jetzt los. Wenn Sie noch etwas brauchen, wenden Sie sich bitte an Shane.«

Ich starrte sie an und konnte meine Fassungslosigkeit nicht verbergen.

»Was denn?«, fragte sie.

»Sind Sie sicher, dass Sie nicht beide viel zu beschäftigt sind, um sich überhaupt mit dieser Sache zu befassen?«, fragte ich. »Ihr zukünftiger Exmann hat mich gerade zu Ihnen geschickt, weil er seine Patienten nicht warten lassen wollte. Und jetzt schicken Sie mich weg, weil Sie Ihre Termine nicht verschieben können.«

»Es geht um meine Arbeit ...«

»Müssen Sie vielleicht demnächst eine Hypothek aufnehmen, mit Ihren zwei Häusern hier oben auf dem Bayview Hill?«, fragte ich. »Sie bezahlen mich dafür, dass ich Ihre Tochter suche, ich muss die Sache also ernst nehmen. Es wäre schön, wenn Sie als Mutter das auch tun würden. Kann ja sein, dass Sie recht haben und sie lässt nur ein bisschen Dampf ab, hat eine rebellische Phase, um Sie alle zu schockieren. Aber wenn nicht ... wenn sie doch entführt wurde, vergewaltigt, missbraucht und gedemütigt, und jetzt irgendwo eingesperrt ist, allein und verängstigt, dann wäre es doch schön, wenn ich ihr ehrlich sagen könnte, dass Sie sich Sorgen um sie machen. Und wenn Sie garantieren könnten, dass Sie auch da sind, wenn sie Sie braucht.«

Jessica Howard lief vor Wut rot an und brüllte unvermittelt los.

»Was erlauben Sie sich eigentlich? Für wen halten Sie sich überhaupt, so mit mir zu reden? Ich bin eine selbstständige Geschäftsfrau, es hat mich Zeit und Energie und Nerven gekostet, mir das alles aufzubauen, ich habe verdammt hart gearbeitet, ich kann das nicht einfach alles aufs Spiel setzen, nur weil ...«

Dann ging ihr auf, was sie hatte sagen wollen. Entsetzen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, verharrte ein paar Sekunden lang im zitternden »Oh« der Lippen, dem entgeisterten Blick und den plötzlich deutlich sichtbaren Falten auf der Stirn und löste sich dann in Tränen auf, die ihr die Wangen hinunterliefen.

»Ich muss Emilys Zimmer sehen«, sagte ich schnell. Es war anstrengend, mit solchen Stimmungsschwankungen mitzuhalten, und verstörend noch dazu. Ich brauchte Platz und Ruhe, um mir darüber klar zu werden, woran mich ihr Verhalten erinnerte.

Schluchzend führte sie mich durch die Diele zur letzten Tür auf der linken Seite. Erst sah es so aus, als wollte sie mit hineinkommen, und ich wollte ihr schon versichern, dass das absolut nicht nötig sei, aber dann klingelte ihr Handy wieder. Sie riss sich zusammen, drehte sich um und ging zurück ins Wohnzimmer, lachend am Telefon, wieder ganz Geschäftsfrau.