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ORDNUNG NEBENBEI

Aussortieren, aufräumen, aufatmen

GUNDA BORGEEST

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SO FUNKTIONIERT DAS BUCH

Ordnung ist etwas Individuelles: Was für den einen richtig ist, kann für den anderen völlig unpassend sein. Mit diesem Buch möchte ich Sie ermutigen, Ihre eigene Ordnung zu finden und Sie anschließend auf dem Weg dorthin begleiten. Sie müssen nicht alles befolgen, was in diesem Buch steht. Am besten suchen sich die Tipps und Ratschläge aus, die Sie beim Lesen ansprechen und auf deren Umsetzung Sie Lust haben.

Alle Zimmer auf einmal ausmisten? Jedes Souvenir aufheben? BESSER NICHT! Was Unordnung stiftet und unnötig stresst, finden Sie auf der linken Seite.

Das Chaos und seine Ursachen

Sind Sie jemand, dem das Aussortieren und Neuordnen schwerfällt? Dann sollten Sie sich auf die Suche nach den Gründen machen. Wo liegen Ihre Blockaden? Wie könnten diese entstanden sein? Um Ihnen den Zugang zu erleichtern, stelle ich Ihnen zu Beginn fünf „Chaos-Typen“ mit ihren typischen Denk- und Handlungsweisen vor und beschreibe mögliche Gründe für innere Widerstände. In welchem Typ finden Sie sich wieder? Vielleicht hat Ihre Unordnung nicht nur einen, sondern mehrere Gründe? In jedem Fall ist gründliche Selbstreflexion entscheidend für den nachhaltigen Erfolg.

Ziel: Ihre „Schönste Ordnung“

Ein weiterer wichtiger Aspekt: In diesem Buch geht es nicht um die eine Ordnung, die für jeden passt – das Ziel ist Ihre individuelle „Schönste Ordnung“. Folgen Sie künftig nicht mehr beliebigen Aufräum- und Einrichtungstrends, sondern bringen Sie Ihren persönlichen Geschmack zur Geltung. Ich zeige Ihnen, wie Sie Ihren Lebensraum so gestalten können, dass er Ihnen gefällt und Sie sich in Ihrem Zuhause wohlfühlen.

Oft Erprobtes auf einen Blick

Optimal für den schnellen Überblick sind die groß bebilderten Seitenpaare, die Sie in allen Kapiteln finden werden. Die linke Seite zeigt jeweils, welches Vorgehen Sie vermeiden sollten – die rechte, wie es ohne übermäßigen Aufwand besser geht. Alle Tipps habe ich in meiner langjährigen Arbeit als Aufräumcoach entwickelt. Sie sind vielfach erprobt und praxisnah. So erfahren Sie zum Beispiel, was Sie beim Aussortieren von Büchern beachten sollten, wie Sie geschickt Geschirr verstauen und Kleiderstapel im Schlafzimmer vermeiden können.

Tipps für nachhaltiges Handeln

Ein wichtiges Prinzip in diesem Buch ist das des nachhaltigen Handelns. In unserer heutigen Zeit stellt gedankenloses Wegwerfen in vielen Fällen eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen dar. Erfahren Sie anhand praxisnaher Tipps, wie Dinge, die Sie loslassen wollen, anderen Menschen nutzen können – etwa, indem Sie sie spenden.

Beim Aussortieren in Etappen vorgehen? Ausgewählte Mitbringsel aufheben? VIEL BESSER! Wie Sie Ihre Ordnung entspannt etablieren, steht jeweils auf der rechten Seite.

Ihr Weg durchs Buch

Wie Sie dieses Buch nutzen, bleibt Ihnen überlassen: Sie können es als Crashkurs von vorn bis hinten lesen oder sich über Inhaltsverzeichnis und Stichwortregister gezielt zu bestimmten Themen Rat suchen.

Das erste Kapitel unterstützt Sie dabei, einen guten Anfang zu finden. So gehen wir gemeinsam der Frage nach, wie die äußere Ordnung mit der Ordnung in Ihrem Inneren zusammenhängt und teilen Menschen in verschiedene „Chaos-Typen“ ein. Im zweiten Kapitel gehe ich mit Ihnen von Raum zu Raum und erkläre Ihnen, was es beim Aussortieren und Neuordnen jeweils zu beachten gilt. In Kapitel drei finden Sie weitreichende Tipps zum Aussortieren und Neuordnen. Das letzte Kapitel widmet sich der Frage, wie Sie auch außerhalb der Wohnung Ordnung in Ihr Leben bringen und Ihre „Schönste Ordnung“ langfristig erhalten. Übrigens: Ausmisten galt schon bei den alten Griechen als heroisch: Der Sage nach bekam Herakles die Aufgabe, an einem einzigen Tag die Ställe des Augias auszumisten. Auch, wenn wir es nicht mit Rinderdung und altem Stroh zu tun haben – im Zeitalter von Konsum und Überfluss ist Ausmisten nach wie vor eine echte Heldentat.

Leichter und schöner leben

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude bei dem Abenteuer, Ihr Zuhause und vielleicht auch Ihr Leben klarer und schöner zu gestalten. So viel vorab: Das Ganze kann anstrengend sein, und Sie sollten sich nicht zu viel auf einmal zumuten. Aber es macht großen Spaß, und Sie werden eine neue Leichtigkeit spüren. Versprochen!

INHALTSVERZEICHNIS

Aller Anfang ist gar nicht schwer

Von der äußeren zur inneren Ordnung

Die fünf Chaos-Typen

Der Horter: Vom Mangel zum Kaufrausch

Ablage F? – Schaufenster!

Der Aufschieber: Die Last des Unerledigten

Immer im Weg? – Weg damit!

Der Perfektionist: Von Ansprüchen blockiert

Gewalttour? – Etappenziele!

Der Leidgeprüfte: Leben nach einem Verlust

Andenken zuerst? – Hausrat zuerst!

Ein Platz für Erinnerungen

Der Kreative: Chaos ist keine Voraussetzung

Grundprinzipien der Schönsten Ordnung

Wie sie Ihren Dingen eine Heimat geben

Das Chaos bändigen

Aussortieren oder behalten?

Das Sechs-Kisten-Prinzip

Die drei großen Ausreden

Sammelsurium? – Sammlung!

In Kategorien aussortieren

Äh, danke? – Nein, danke!

Sich trennen kann weh tun

Weg damit – aber wohin?

Spenden und Verschenken

Ab in den Müll? – Freude verschenken!

Wohin mit dem Abfall?

Raum für Raum mehr Ordnung und Klarheit

Weniger ist mehr: Vom Überfluss zum Überdruss

Die Küche

Hinterer Rang? – Logenplätze!

Klar Schiff in 6 Schritten

Vorteilspack? – Preisvorteil!

Wenn‘s in der Küche nicht mehr rund läuft …

Hitliste: Die neun häufigsten Fehler

Gewürzmischung? – Trennkost!

Maschinenkraft? – Handarbeit!

Auf und unter der Spüle

Ordnung im Kühlschrank

Anschauen, riechen, schmecken

Vorratsjammer? – Vorratskammer!

Mit Köpfchen kaufen – mit System lagern

Wo verstaue ich was?

Esszimmer und Essbereich

Nebenrolle? – Hauptdarsteller!

Wohnzimmer und Sofaecke

Überbordend? – Übersichtlich!

Wonach Sie Ihr Bücherregal sortieren

Das Ende der Papierstapel

Alles an seinen Platz – dann ist Platz für alle

Der Flur

Ganz schön übersichtlich!

Was tun mit den Schuhen?

Das Bad

Wie Sie den Wäscheberg entspannt abtragen

Von allem etwas? – Nur das Beste!

Handtücher managen

Nachkaufen? – Nachfüllen!

Ein Bad für alle!

Das Schlafzimmer

Anhäufen? – Auslüften!

Aufgetürmt? – Eingereiht!

Schön, schön, schön …

Hitliste: Kleidung ordnen mit System

Drahtverhau? – Bügelparade!

Das schöne Schlafzimmer

April bis Oktober? – Januar bis Dezember!

Bauch rein? – Hose raus!

Das Kinderzimmer

Spielhölle? – Kinderparadies!

Aufräumen mit Kindern

Stets geöffnet: Galerie für Kinderkunst

Arbeitszimmer und -bereich

Step by step: Räumen Sie Ihr Arbeitszimmer auf

Von der Ablage zum Archiv – so geht’s

Zettelwirtschaft? – Planwirtschaft!

Fristen für Dokumente

Keller und Dachboden

Die Garage

Das Auto

Ihr Weg zur schönsten Ordnung

Warum uns Erlebnisse richtig glücklich machen

8 Tipps für ein harmonisches Zuhause

Schonzeit? – Schöne Zeit!

Damit Ihre Schätze nicht verstauben …

Ihre Ordnung ist die beste der Welt

Kunst macht glücklich!

Kleine Kiste? – Schicke Schublade!

Räume mit Licht gestalten

Lassen Sie Verpackungen verschwinden!

Kabelsalat? – Stromkasten!

Was tun mit dem ganzen Kleinkram?

Die neue Leichtigkeit

Kleine Kulturgeschichte der Ordnung

Aufgebläht? – Abgespeckt!

Ordnung in der Handtasche

Zeit ist wertvoll – gehen Sie sorgsam damit um

Das Prinzip „To-do-Liste“

Bilderflut? – Erinnerungskultur!

Analoge Fotos sortieren

Hitliste: Altes digitalisieren

Digitale Fotos sortieren

Aufgeräumtes Smartphone

Nützliche Apps

Ab heute nachhaltig!

Digital Ordnung schaffen

Innehalten, Stolz spüren, sich belohnen

So bleibt es nebenbei ordentlich

Service

Rat und Hilfe per Mausklick

Stichwortverzeichnis

Impressum

ALLER ANFANG IST GAR NICHT SO SCHWER

Sie wollen in Ihrem Zuhause Ordnung schaffen und sich von Dingen lösen, die sich darin angesammelt haben – wissen aber nicht, wo und wie Sie anfangen sollen? Keine Angst: Es ist ganz einfach, wenn Sie sich die richtigen Fragen stellen und überschaubare Etappenziele setzen. Erlernen Sie das Einmaleins des raffinierten Räumens!

VON DER ÄUSSEREN ZUR INNEREN ORDNUNG

Kennen Sie das: Sie räumen Ihr Wohnzimmer auf und fühlen sich anschließend entspannter, ruhiger und klarer? Sie können mit einem Mal wieder besser denken und entscheiden? Dann haben Sie nicht nur Ihr Wohnzimmer in Ordnung gebracht, sondern ganz nebenbei auch etwas für Geist und Seele getan. Mit anderen Worten: Sie haben in sich selbst Ordnung geschaffen.

Vielleicht sehnen Sie sich danach, diese Klarheit dauerhaft in Ihr Leben zu holen. Der ganze Krempel, der sich im Laufe vieler Jahre angesammelt hat, verstopft ja nicht nur Flur und Arbeitszimmer, Speicher und Garage. Er blockiert auch Ihren Geist und schränkt Ihr Wohlbefinden ein.

Überflüssiges belastet das Gemüt

Warum das so ist? Ganz einfach: Alle diese Dinge liegen nicht nur herum. Sie rufen Ihnen zu: Repariere mich! Lies mich endlich! Verwende mich mal wieder! Die Wahrheit lautet: Vieles, was wir besitzen, nutzt uns nichts mehr, geschweige denn, dass es unseren Alltag bereichert. Im Gegenteil: Unnütze Dinge rauben uns Lebensenergie, verursachen Stress und lasten auf dem Gemüt.

Umgekehrt gilt: Wer sich von Überflüssigem trennt, Dinge aussortiert und den Rest neu ordnet, schafft sich innere Freiräume. Diese lassen sich mit neuen Gedanken und Ideen füllen. Aufräumen entrümpelt die Seele! Wer Ordnung schafft, wird sich oft auch eingefahrener Gedankenmuster und ungeklärter Konflikte bewusst, hinterfragt alte Gewissheiten, stellt vielleicht kaum noch existente Freundschaften in Frage – oder kündigt sogar einen ungeliebten Job.

„Zu viel“ – was genau heißt das?

Neben dem Zuviel an Dingen leiden viele Menschen unter einem Übermaß an Verpflichtungen. Dazu trägt ein horrendes Arbeitspensum im Job genauso bei wie ein voller Terminkalender im Privatleben. Ihr Weg zu mehr Ordnung im Leben kann Sie folglich auch zu Fragen führen wie: Welche Aufgaben und Gewohnheiten rauben mir Zeit und Energie? Was stört mich, was macht mich ärgerlich oder ängstlich? Womit lenke ich mich ab? Warum umgebe ich mich mit Menschen, die es nicht gut mit mir meinen? Warum bin ich ständig beschäftigt, fühle mich aber innerlich leer?

Wenn Sie sich fragen, ob Sie einen Gegenstand noch brauchen und ob diese oder jene Angewohnheit Teil Ihres Lebens bleiben soll, schwingen meist auch zwei andere Fragen mit. „Wo stehe ich gerade?“ Und: „Wo will ich eigentlich hin?“

Wenn uns das Loslassen von Dingen so schwerfällt, dann oft auch deshalb, weil es dabei um die Frage geht, wie das Haben mit dem Sein, also mit unserer Identität, verknüpft ist. Dinge können uns Geborgenheit und Stabilität vermitteln oder uns an glückliche Zeiten erinnern. Das macht das Loslassen nicht immer einfach.

Doch gleichzeitig öffnet uns die Fähigkeit dazu neue Räume und setzt Energien frei. Wir lassen frische Luft in unser Leben, etwas kommt in Bewegung, und ein Gefühl von Erleichterung stellt sich ein. Wir fühlen uns plötzlich frei und unbeschwert und merken oft erst in diesem Moment, wie sehr unsere Lebensenergie an alte Dinge gebunden war, die nicht mehr in unser Leben passen. Wer also beschließt, sich seine Schönste Ordnung zu schaffen, sollte den Fokus nicht auf Dinge legen, sondern auf sich selbst und seine Wünsche.

Dinge loszulassen braucht Übung

Dieser tiefe, manchmal auch schmerzhafte Befreiungsprozess braucht Zeit und Geduld. Trainieren Sie deshalb das Loslassen regelmäßig, und Sie werden sehen, wie es Ihnen von Mal zu Mal leichter fällt.

Wie wir mit den Dingen umgehen, sagt viel über unseren Umgang mit uns selbst und mit der Welt aus. Was bedeutet es für unser Selbstwertgefühl, wenn unsere Küchenschränke mit angeschlagenem Geschirr vollgestopft sind? Wenn wir unseren Tee aus einer billigen Tasse mit Werbeaufdruck trinken und das gute Service für besondere Gelegenheiten schonen? Sind wir es uns selbst nicht wert, schöne Dinge zu benutzen?

Aufräumen bringt Lebensqualität

„Die Dinge singen hör‘ ich so gern“ – mit diesen Worten verwies der Dichter Rainer Maria Rilke auf die tiefere Verbindung von Mensch und Ding. Genau darum geht es bei der Schönsten Ordnung: Das, womit wir uns umgeben, ist ein Spiegel unserer Seele. Indem wir die Gegenstände des täglichen Lebens mit Wertschätzung behandeln, bringen wir uns selbst Wertschätzung entgegen. Indem wir Ordnung im Außen schaffen, ordnen wir auch unsere Gedanken und Gefühle und sorgen für inneres Gleichgewicht.

Vielleicht war es bisher so, dass Sie Aufräumen als eine lästige Pflicht empfunden haben? Jetzt werden Sie vermutlich merken, wie gut es Ihrem Leben tut und gehen es mit viel mehr Freunde an. Denn der Gewinn ist weit mehr als ein ordentliche Wohnung – nämlich Lebensqualität, Freude, Klarheit und Leichtigkeit.

DIE FÜNF CHAOS-TYPEN

Sicherlich haben Sie sich schon gefragt, warum Ihnen das Aussortieren von Dingen so schwerfällt. Warum Sie das Gefühl haben, dass etwas Unüberwindliches Sie lähmt und vom Anfangen abhält.

Die Antwort: Aussortieren hat mit Loslassen zu tun – ein tief greifender psychologischer Prozess, der zunächst Angst macht. Wer nicht loslässt, landet im Chaos. Das kann ganz individuelle Ursachen haben. Deshalb greifen allgemeine Tipps oft zu kurz.

Ein Hilfsmittel bei der Selbstanalyse sind die fünf Chaos-Typen. So viel vorab: Kaum jemand ist ein lupenreiner Horter, Aufschieber etc. Dennoch ermöglicht die Typisierung eine erste Auseinandersetzung mit eigenen Verhaltensweisen.

Typ 1: der Horter

Charakteristika: Der Horter will Dinge besitzen und häuft sie an, obwohl er sie gar nicht braucht. Dieses Vorgehen, verstärkt durch unkontrolliertes Shoppen und die permanente Jagd nach Schnäppchen, überfordert den Horter jedoch. Er findet sich in seinem Chaos nicht mehr zurecht und schämt sich. Er möchte etwas ändern, weiß aber nicht, was er tun soll.

Hintergrund: Horter handeln oft aus einem Mangelgefühl heraus. Ursache kann ein in der Kindheit erfahrener materieller Mangel sein, genauso kann aber auch ein Mangel an Aufmerksamkeit und Liebe dahinterstecken.

Erste Schritte: Horter sollten den erlebten Mangel für sich akzeptieren lernen und versuchen, mit anderen Menschen schöne Dinge zu erleben. Weitere Tipps auf S. 12/13.

Typ 2: der Aufschieber

Charakteristika: Dem Aufschieber fällt es schwer, Prioritäten zu setzen und mit Vorhaben zu beginnen – insbesondere, wenn sie ihm schwierig erscheinen. Er ist ein Meister im Finden von Ausreden vor sich selbst und vor anderen. Immer wartet der Aufschieber auf den richtigen Zeitpunkt, glaubt, keine Zeit zu haben und schützt Stress vor („Ich muss vorher noch …“).

Hintergrund: Das Aufschieben bindet viel Energie, und der Aufschieber gerät zunehmend unter Druck. Dieser Stress blockiert ihn zusätzlich. Oft steht hinter diesem Verhalten die Angst vor dem Scheitern.

Erste Schritte: Aufschieber sollten so bald wie möglich mit ihrem Aufräumprojekt beginnen, Prioritäten setzen und sich für Erreichtes belohnen. Weitere Tipps auf S. 16/17.

Typ 3: der Perfektionist

Charakteristika: Entweder perfekt oder gar nicht – das ist das Mantra des Perfektionisten. So kann bereits das Aufräumen der Besteckschublade daran scheitern, dass der perfekte Einsatz nicht zu finden ist. Akribische Detailversessenheit kennzeichnet den Perfektionisten ebenso wie übergroße Ansprüche an sich selbst und die eigene Arbeit. Der „innere Kritiker“ macht es ihm schwer, sich über Erreichtes zu freuen. Quasi unbewusst vermeidet der Perfektionist mit dieser Strategie das eigene Scheitern.

Hintergrund: Der Perfektionist hat Angst, Fehler zu machen und fürchtet sich vor Ablehnung.

Erste Schritte: Perfektionisten sollten die Ursachen für ihre Ansprüche suchen und schrittweise lernen, Abstriche zu machen. Weitere Tipps auf S. 20/21.

Typ 4: der Leidgeprüfte

Charakteristika: Das Leben des Leidgeprüften wurde durch eine schwere Krankheit, eine schmerzhafte Trennung, den Verlust des Arbeitsplatzes oder den Tod eines nahen Menschen schwer erschüttert. Trauer, Verzweiflung und Überforderung bestimmen sein Lebens – dadurch gelingt es ihm weder seine innere noch die äußere Ordnung aufrechtzuerhalten.

Hintergrund: Ein traumatischer Verlust verhindert oder erschwert hier das Loslassen. Dem Leidgeprüften fällt selbst das Weggeben von Alltagsgegenständen schwer, denn er hat Angst, es zu bereuen oder einen Verrat am Verstorbenen zu begehen.

Weitere Infos: Leidgeprüfte suchen sich am besten Unterstützung und stellen dann schrittweise ihre äußere Ordnung wieder her. Weitere Tipps auf S. 24/25.

Typ 5: der Kreative

Charakteristika: Der Kreative glaubt, dass Ordnung schöpferische Prozesse verhindert und will sich keinerlei Aufräumdoktrin unterordnen. Er ist überzeugt, sein „kreatives Chaos“ zu brauchen, leidet jedoch oft unter der Unordnung. Er findet Materialien nicht und kann sich oft nur schwer auf den Schaffensprozess konzentrieren. Der Kreative hält Ordnung für spießig und weigert sich, den Aufräumprozess zu beginnen.

Hintergrund: Als Kind hat der Kreative oft gehört, er solle sein Zimmer aufräumen, besser Ordnung halten und Ähnliches – und möchte sich daher heute auf keinen Fall einer Autorität unterordnen.

Weitere Infos: Kreative sollten sich klarmachen, dass sie für sich eine ganz eigene Ordnung entwerfen können. Tipps auf S. 30/31.

DER HORTER: VOM MANGEL ZUM KAUFRAUSCH

„Das kann ich bestimmt irgendwann noch einmal gebrauchen!“ Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Falls Sie ihn regelmäßig selbst sagen oder denken, könnte es sein, dass Sie Gemeinsamkeiten mit dem Chaostyp „Horter“ aufweisen.

Wer Züge eines Horters trägt, hebt fast alles auf: Zeitungen, Plastiktüten, Kleidung, Bücher, Kosmetik, Postkarten, Deko-Artikel, Stifte. Anders als Sammler haben jedoch Horter den Impuls des Aufbewahrens nicht mehr unter Kontrolle. Während der Sammler stolz ist auf seine Schätze, sie penibel ordnet und anderen gern zeigt, schämt sich der Horter für seine Ansammlungen oft wertloser Objekte. Die gehorteten Dinge verstellen die Wohnung, machen sie ungemütlich und belasten Betroffene.

Kaufen als Kompensation

Horter sind häufig zugleich passionierte Shopper. Sie sorgen gern vor, bunkern etwa Nudeln und bauen Shampoo-Reserven auf. Der Gedanke, es könnte irgendwann an etwas fehlen, bestimmt ihr Verhalten. Horter fühlen sich auch von Billigartikeln und vermeintlichen Schnäppchen angezogen. Ihre vielen Einkäufe und Online-Bestellungen vergrößern jedoch nur das Chaos in der Wohnung und erweisen sich nicht selten als vollkommen überflüssig.

Extra-Info: Die pathologische Form des Horters ist der Messie. Er leidet unter einer Zwangsstörung und ist unfähig, sich von Unbrauchbarem zu trennen. Der Horter hingegen ist in aller Regel bereit, sich helfen zu lassen, sehnt sich nach einer geordneten Wohnung und einem aufgeräumten Leben.

Mangel akzeptieren lernen

In sehr vielen Fällen ist das Horten von Dingen die Reaktion auf ein Gefühl des Mangels. Damit ist keine besondere Not an Nudeln oder Shampoo gemeint, sondern ein Mangel an Aufmerksamkeit, Liebe oder Wertschätzung. Dieser Mangel kann sich durch alle Bereiche des Lebens ziehen. Seien Sie ehrlich zu sich: Wird Ihre Arbeit ausreichend gewürdigt? Versuchen Sie mit Ihren Käufen, einen Schmerz zu betäuben, eine innere Leere zu füllen?

Ist Mangel ein Thema in Ihrem Leben, versuchen Sie zunächst, diesen zu akzeptieren. Verdrängen Sie Ihre Gefühle nicht und trauern Sie, wenn die gemachten Erfahrungen Sie traurig stimmen. Versuchen Sie jedoch, sich nicht von ihnen überwältigen oder blockieren zu lassen. Suchen Sie sich gegebenenfalls psychologische Hilfe.

Schönes erleben statt shoppen

Ganz wichtig: Verordnen Sie sich einen Kaufstopp! Sagen Sie sich, dass das nächste Sonderangebot oder die Großpackung zwar Ihre Wohnung voller, Sie jedoch nicht glücklicher machen werden.

Beheben Sie Ihren Mangel an der richtigen Stelle. Verabreden Sie sich mit einer Freundin zu einem Spaziergang im Park, statt allein zu shoppen. Laden Sie Ihren Nachbarn auf einen Kaffee ein, statt online nach Schnäppchen zu jagen. Erleben Sie Schönes mit anderen Menschen, statt weiterhin Überflüssiges anzuhäufen.

Seien Sie gnädig zu sich: Gehen Sie Ihren Weg langsam, aber stetig. Sollten Sie einmal einem Kaufimpuls nicht widerstehen können, reflektieren Sie, warum das so war. Während Sie üben, beginnen Sie, sich von den vielen angehäuften Sachen zu trennen. Sie werden ein freierer Mensch sein!

TRAGEN SIE ZÜGE EINES HORTERS?

Die Antworten auf folgende Fragen können nur eine Orientierung bieten. Wer jedoch drei-, vier- oder fünfmal Ja ankreuzt, dem ist das Wesen dieses Chaostyps nicht fremd.

KÖNNEN SIE SICH SCHWER von Sachen trennen, leiden aber gleichzeitig unter der Anhäufung der Dinge und haben das Gefühl, in Ihrer Wohnung keine Luft zu bekommen?

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SCHÄMEN SIE SICH EHER DAFÜR, dass Sie so viele Dinge aufbewahren, und wissen Sie im Grunde, dass die meisten wertlos sind?

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NEIGEN SIE IM ALLTAG DAZU, exzessiv Vorräte, zum Beispiel an Lebens- und Körperpflegemitteln, anzulegen und versuchen Sie zu verhindern, dass Vorräte zur Neige gehen, bevor Sie sie aufgefüllt haben?

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KAUFEN SIE GENERELL GERN EIN, haben jedoch oft schon nach kurzer Zeit das Gefühl, das Falsche gekauft zu haben?

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VERSPÜREN SIE EINEN MANGEL in Ihrem Leben, sei es an Aufmerksamkeit, an Liebe oder an Wertschätzung?

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ABLAGE F?

ACHTLOS ABGEWORFEN: Viele Fensterbänke entwickeln sich im Rekordtempo von tollen Hinguckern zu öden Krimskrams-Depots.

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VOR MANCHEM FENSTER stehen vertrocknete Pflanzen neben Deko-Engeln, Wackel-Dackeln und Büchern, die eigentlich in ein Regal gehören. Woanders drängt sich ein Kaffeebecher ohne Henkel, gefüllt mit kaputten Bleistiften und alten Kugelschreibern, neben Bastelarbeiten aus der Kindergartenzeit, obwohl der Sohn schon im Gymnasium ist. Ergebnis: Die Aussicht ist verstellt, der Raum dunkel. Die Fläche lässt sich weder abstauben noch wischen, das Fenster nicht mehr öffnen und lüften, sondern höchstens noch ankippen.

SCHAUFENSTER!

INS BESTE LICHT GERÜCKT: Nutzen Sie den exponierten Platz besser, um ein paar ausgewählte, schöne Dinge zu präsentieren.

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BEHALTEN SIE DEN DURCHBLICK! Weniger ist auch auf der Fensterbank mehr: Reservieren Sie sie für ein paar gepflegte Topfpflanzen mit zueinander passenden Übertöpfen, einen geliebten Kerzenständer oder einen funkelnden Bergkristall. Oder machen Sie sie zum Schauplatz wechselnder Ausstellungen – für eigene Kunstwerke oder die Ihrer Kinder. Sehr dekorativ wirken auch ein Strauß Frühlingsblumen, die Funde vom herbstlichen Waldspaziergang oder Ihre kreative Osterdeko. Nur sollte sie dort nicht so lange stehen bleiben, bis sie einstaubt.

DER AUFSCHIEBER: DIE LAST DES UNERLEDIGTEN

Ob Steuererklärung, Behördentermin, Seminararbeit oder Aufräumaktion – Aufgaben, die uns schwerfallen und zu denen wir wenig Lust verspüren, vertagen wir gerne. Prokrastination heißt das Phänomen auf Neudeutsch. Der Volksmund nennt das Ganze lieber „Aufschieberitis“.

Untätigsein macht unzufrieden

Lästige Pflichten vor sich herzuschieben ist menschlich und muss nicht problematisch sein. Manche Dinge haben tatsächlich Zeit, andere erledigen sich von selbst. Schieben Sie jedoch wichtige Projekte zu lange auf oder versäumen Sie Fristen, bekommen Sie Probleme: Sie verärgern Ihren Chef, riskieren Mahngebühren oder gefährden Ihren Studienabschluss. Fühlen Sie sich in Ihrer Wohnung unwohl, räumen aber trotzdem nicht auf, macht Sie das unzufrieden und raubt Ihnen Kraft. Wem das bekannt vorkommt, der ist eventuell ein Aufschieber.

Richtiger Zeitpunkt kommt nie

„Leider keine Zeit“ ist die Standardausrede vieler Aufschieber: der Job, die Kinder, die Verpflichtungen in der Freizeit. Was viele übersehen: Es ist die Unordnung, die Zeit kostet, denn sie erschwert das Suchen. Das eigentliche Problem besteht meist darin, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen. Aufschieber warten gern auf den „richtigen Zeitpunkt“ oder die „richtige Stimmung“. Da wird zuerst die Wäsche gewaschen, der Geschirrspüler ausgeräumt und Tee gekocht, bevor das Ausmisten beginnen kann. Oder eben auch nicht.

Extra-Info: Im Job oder Studium kann chronische Prokrastination mit Versagensängsten, Erschöpfungszuständen und depressiven Verstimmungen einhergehen. In der eigenen Wohnung nagt sie am Wohlgefühl, erzeugt latenten Stress und produziert nicht selten Streit mit Partnern und Mitbewohnern.

Ursache oft diffuse Ängste

Die Ursachen für das Verschieben von Aufgaben sind vielfältig: Der eine hat Angst vor dem Scheitern. Ein anderer fühlt sich von Eltern, Freunden oder dem Ehegatten unter Druck gesetzt und rebelliert unbewusst gegen Erwartungen. Manchen hemmt die Furcht vor der Reaktion anderer oder die Sorge davor, etwas falsch zu machen. Auch eine kuriose Angst vor Erfolg kann ein Grund sein. Manche Menschen scheinen für ihr Selbstverständnis unerledigte Aufgaben zu brauchen.

Handeln statt davonlaufen

Versuchen Sie herauszufinden, warum Sie Aufgaben immer wieder verschieben. Machen Sie sich klar, dass der richtige Zeitpunkt nicht von selbst kommt. Er ist da, sobald Sie ihn dazu machen. Beginnen Sie mit Ihrem Aufräumprojekt und denken Sie positiv. Sagen Sie „Ich schaffe das!“ anstatt „Das klappt ohnehin nicht.“ Setzen Sie Prioritäten, haken Sie Erledigtes ab und belohnen Sie sich für Erreichtes.

In Ihnen schlummert eine Menge Energie. Verschwenden Sie sie nicht, um sich über Ihre Zögerlichkeit zu ärgern. Nutzen Sie sie ab jetzt für sich. Nehmen Sie die Dinge wieder in die Hand und begegnen Sie den Aufgaben des Lebens, statt vor ihnen davonzulaufen. Sie werden sich selbstbewusster und freier fühlen, und Ihr Projekt Schönste Ordnung wird Schritt für Schritt Realität. Aufräumen statt aufschieben – das ist leichter als gedacht.