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Über dieses Buch:

Lange Tage, heiße Nächte … Die Studentinnen Marie und Sarah freuen sich auf den Sommer ihres Lebens – ein Auslandssemester in Göteburg voller wilder Partys! Mit einem haben sie allerdings nicht gerechnet: Wie unverschämt gutaussehend Jess ist, ihr neuer WG-Mitbewohner … Während sie von seinen heißen Küssen träumen, zeigt er ihnen die Stadt und stellt sie seinen Mitstudenten vor. Plötzlich können die beiden Freundinnen sich kaum noch retten vor den verführerischen Angeboten attraktiver Liebhaber! Und während Marie sich mit klopfendem Herzen in ein erotisches Abenteuer zu dritt stürzt, findet Sarah zu ihrer eigenen Überraschung das, wonach sie sich schon lange tief in ihrem Herzen gesehnt hat …

Über die Autorin:

Diana Schwartz ist das Pseudonym, unter dem eine bekannte deutsche Autorin ihre sinnlichen Romane veröffentlicht. »Es macht mir großen Spaß, auch diese Seite meiner Kreativität auszuleben – aber da ich mit meiner Familie in einer Kleinstadt lebe, mache ich es vorerst nicht unter meinem richtigen Namen. Eines Tages werde ich das Geheimnis lüften … und freue mich jetzt schon auf die überraschten Blicke einiger Nachbarn.« Bis dahin verwöhnt Diana Schwartz ihre Leser mit ebenso erotischen wie inspirierenden Geschichten.

Bei dotbooks erscheinen auch ihre Romane »Clubschiff Aphrodite«, »Verführerischer Fremder« und »Wild Passion«.

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eBook-Neuausgabe April 2022

Dieses Buch erschien bereits 2016 unter dem Titel »Schärennächte« bei Ullstein Taschenbuch und 2020 unter dem Titel »Schwedische Nächte« bei dotbooks.

Copyright © der Originalausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016

Copyright © der Neuausgabe 2020, 2022 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung eines Coverdesigns von Wildes Blut mit Bildmotiven von © shutterstock / dijle / CURAphotography / Miro Marsik / Jose Arcos Aguilar

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96655-137-3

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Diana Schwartz

My Summer Lovers - Mehr als eine Nacht

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

»In einhundert – Metern – haben Sie – Ihr Ziel erreicht. Das Ziel befindet sich auf der linken Seite«, quäkte Maries Smartphone besserwisserisch. Sie schaltete die Navigations-App aus, blieb stehen und schaute sich um. Hübsche Gegend, daran bestand kein Zweifel. Vier- bis fünfstöckige Jugendstilhäuser mit großen Fenstern erhoben sich wie auf einer kitschigen Postkarte auf beiden Seiten vor dem blauen Himmel. Bunte Frühsommerblumen strahlten in der Nachmittagssonne mit den weißen und cremefarbenen Fassaden um die Wette.

Marie rückte ihren Trekkingrucksack zurecht und ging weiter, bis sie den richtigen Hauseingang ihres Gastgebers gefunden hatte. Das Haus mit der Nummer 114 war wie die anderen top gepflegt. An den schmiedeeisernen Gittern um den Vorgarten waren mehrere Fahrräder angeschlossen, das deutete darauf hin, dass hier auch ein paar jüngere Leute wohnten. Zwei Kinderwagen und ein Dreirad, die in dem dämmrigen Hausflur hinter der riesigen verschnörkelten Eingangstür standen, bestätigten diesen Eindruck.

Marie fand es ungewöhnlich, dass die Tür nicht verschlossen war, aber vielleicht war das hier in dieser Gegend üblich. Aber so kam sie jedenfalls erst einmal ins Haus und aus der warmen Mittagssonne heraus. Mit einem erleichterten Seufzer nahm sie den Rucksack ab und ging auf die acht Briefkästen an der Wand zu ihrer Linken zu. Jess Paulussen wohnte im dritten Stock.

Sie sah sich um. Gegenüber der Haustür befand sich ein breiter Treppenaufgang mit einem wunderschön geschwungenen Geländer, das regelrecht zum Herunterrutschen einlud. Unter der Treppe standen die Kinderwagen, an der Wand gegenüber den Briefkästen entdeckte sie eine Tür, die vermutlich in den Keller führte.

Was fehlte?

Marie stöhnte innerlich auf. Normalerweise hielt sie sich für sportlich und nahm aus Prinzip für zwei oder drei Stockwerke die Treppe. Aber mit dem tonnenschweren Trekkingrucksack hätte sie ganz gern einen Aufzug gehabt. Sollte sie ganz dreist bei ihrem Gastgeber klingeln und darauf hoffen, dass er ganz gentlemanlike herunterkommen und ihr Gepäck nach oben bringen würde?

Nein, so weit kommt's noch! Selbst ist die Frau. Entschlossen machte Marie sich an den Aufstieg und war bereits nach wenigen Stufen außer Atem. Kein Wunder, war sie doch seit sechzehn Stunden auf den Beinen – Zugfahrt von Köln nach Frankfurt, Flug nach Göteborg, dann dieser Wirrwarr an Straßenbahnen in der fremden Stadt und am Ende ein Fußmarsch, den sie allerdings sich selbst zu verdanken hatte, weil sie eine Haltestelle zu spät ausgestiegen war und nicht auf die nächste Rückfahrtmöglichkeit hatte warten wollen.

Sie konzentrierte sich ganz auf die kleinen Details im Treppenhaus. Jedes Stockwerk hatte eine Zwischenplattform mit einer Fensterbank und einem riesigen Buntglasfenster, durch das man in den Garten hinter dem Haus blicken konnte. Dann kam der Absatz mit den Wohnungen. Im ersten Stock eine bunte Sammlung schlammverschmierter Gummistiefel vor der linken Tür, an der rechten ein getöpfertes Schild mit »Magda Fredrikkson« und Katzenfiguren in verschiedenen Ausführungen. Auf dem zweiten Absatz vier Topfpflanzen, im zweiten Stock ein schlichtes Messingschild mit »Dr. Peter Rosenbaum –Rechtsanwalt und Notar« rechts und einer nichtssagenden Tür links. Marie warf einen sehnsüchtigen Blick über das Geländer, das ihr inzwischen nicht mehr ganz. so schön erschien, sondern einfach nur endlos. Schritt für Schritt quälte sie sich nach oben.

Im dritten Stock die obligatorischen zwei Türen. Vor der linken stand ein Regal mit zwei Motorradhelmen und einem Paar Bikerstiefel darunter. Marie fand kein Klingelschild und schaute auf die rechte Tür. Da stand es doch: Jess Paulussen. War das zu glauben, sie war endlich angekommen.

Die drückte auf den unauffälligen Klingelknopf, der jedoch keinen Ton von sich gab.

Marie stutzte und schaute sich um. Dann, als sie gerade an die Tür klopfen wollte, bekam sie mit, dass diese einen Spaltbreit offen stand. Sie schob sie zaghaft weiter auf und streckte den Kopf in den Flur.

»Hallo? Jemand da? Jess? Jess Paulussen?«

Keine Antwort. Das fehlte noch, dass der Herr des Hauses jetzt nicht da war. Sollte sie einfach hineingehen? Immerhin würde sie hier die nächsten sechs Monate wohnen, sie betrat also nicht einfach ungefragt eine fremde Wohnung. Trotzdem gehörte sich so etwas natürlich nicht.

Sie rief noch einmal, etwas lauter, und wieder vergebens. Marie zögerte, hatte Bedenken. Doch sie war müde, hungrig und durstig, und vor allem wollte sie endlich ihren Rucksack loswerden. Sie nahm ihn ab und stellte ihn neben die Tür. Sie würde jetzt kurz hineingehen, in der Küche ein wenig Wasser aus der Leitung trinken und sich dann hier draußen auf die Treppe setzen und warten. Spätestens in sechs Stunden, wenn Jess Sarah am Info-Büro für die Austauschstudenten abgeholt hatte, musste er ja auftauchen. Musste ein seltsamer Typ sein, wenn er einfach die Wohnungstür offen stehen ließ und dann nicht zu Hause war.

Innerlich über ihre eigene Sorglosigkeit fluchend, trat sie in den Flur. Sie hätte ja auch vorher anrufen können, die Nummer von Jess hatten sie ihr im Info-Büro mitgegeben. Egal, jetzt war sie eben da und würde halt im Treppenhaus ihre Strafe absitzen.

Der Flur war ein einziger langer schmaler Gang, der über die halbe Breite des Hauses führte und von dem sechs Türen abgingen, dazwischen hingen gerahmte Comiczeichnungen. Nur die Tür ganz am Ende gegenüber dem Eingang stand ein bisschen offen. Sie konnte sehen, dass das Zimmer hübsch eingerichtet war, hell und mit wenigen weißen Möbeln, die zwar irgendwie an IKEA erinnerten, jedoch stabiler und teurer wirkten.

Als Marie die Wohnungstür schließen wollte, merkte sie, dass diese blockiert wurde. Sie schaute sich um und bückte sich nach einem schwarzen Stoffstück. Eine Herrensocke, und da, vor der Tür vorn links, stand auch ein ganzer Korb mit Wäsche, der sogar noch etwas Wärme und einen schwachen Hauch Weichspüler ausströmte. Lächelnd warf Marie die Socke auf den Haufen. Vermutlich hatte Jess die Wäsche eben erst aus dem Trockner geholt, hier stehen lassen und gar nicht bemerkt, dass die Tür sich nicht schließen ließ. Aber dann musste er ja irgendwo sein? Ihm war doch hoffentlich nichts passiert?

Obwohl sie das nicht glaubte, siegte schließlich ihre Neugier. Sie öffnete die erste Tür rechts. Dahinter entdeckte sie ein funktional eingerichtetes Schlaf- und Arbeitszimmer, ein mit bunter Wäsche bezogenes Bett, einen leeren Schreibtisch, einen Kleiderschrank – der war zweifelsohne von IKEA – und zwei offene Regale, die genau auf Aktenordnergröße eingestellt waren. Ein großes gerahmtes Panoramafoto der Schären zierte die Wand. Hinter der zweiten Tür gingen zwei Räume ab – vermutlich die beiden Gästezimmer, von denen sie und Sarah je eines beziehen würden. Daran schloss sich ein Badezimmer an.

Von ihrem Gastgeber weiter keine Spur.

Marie überlegte gerade, welchen Raum sie als Nächstes inspizieren sollte, als sie am Ende des Flures ein Geräusch zu hören glaubte. Langsam näherte sie sich und lugte durch den Spalt. Dabei war sie zwar nicht besonders leise, begriff jedoch sofort, warum Jess sie bisher nicht bemerkt hatte – zumindest ging sie davon aus, dass es sich bei dem großen blonden Mann auf dem riesigen Ecksofa um den Besitzer der Wohnung handelte. Er hatte große Kopfhörer auf, die Beine weit von sich gestreckt ...

... mit heruntergeschobener Hose ... und masturbierte.

Marie blieb der Mund offen stehen. Ihr Verstand befahl ihr umgehend, sich zurückzuziehen, denn Jess würde sie sehen, sobald er zur Tür blickte. Doch der starrte gebannt auf einen überdimensionalen Flachbildfernseher gegenüber der Couch, während er sich langsam seinen Schwanz rieb. Dabei wanderte seine Zungenspitze im gleichen Takt über seine Oberlippe.

Marie riss sich mit aller Gewalt von dem ungewöhnlichen Anblick los und machte einen Schritt zurück hinter die Tür. Dann erst wagte sie einen Blick auf den Fernseher.

Dort lief ein Porno, aber das wunderte sie schon nicht mehr. Allerdings hatte sie noch nicht viele Filme dieser Art gesehen und schon gar nicht in Leinwandgröße. Eine schlanke blonde Frau räkelte sich auf einer Wiese, die Arme weit nach hinten gestreckt, so dass sich ihre Brüste mit den kleinen steifen Nippeln in den blauen Himmel reckten. Ein Mann kniete vor ihr und war gerade dabei, sich in sie zu versenken.

Großer Gott, wo bin ich hier gelandet? Marie bekam weiche Knie, wobei sie nicht sicher war, ob das von dem Schock dieses Anblicks herrührte oder ihr Körper Gefallen daran fand, was sie da sah. Wieder schaute sie auf den Fernseher.

Der Mann hatte die gespreizten Beine der Frau angehoben und bewegte sich langsam und gleichmäßig. Die Kamera zoomte auf die Hüfte der Frau und schwenkte ihren Körper hinauf bis zu ihren Brüsten, die sich sanft im Takt wiegten. Dann wurde ihr Gesicht gezeigt, eine verzückt verzerrte Grimasse, die ohne Ton ein wenig gespenstisch wirkte.

Unwillkürlich spähte Marie noch einmal um das Türblatt zu Jess. Der hatte natürlich Ton, und ganz offensichtlich heizte ihn das Ganze gehörig an. Er wichste sich nun schneller, rieb sich den Schwanz über die gesamte Länge. Und er hatte einiges zu bieten, daran bestand kein Zweifel. Marie starrte auf seine Hand, wie sie zärtlich über die Eichel strich und dann die Vorhaut beinahe brutal nach unten riss, wieder und wieder. Jess atmete schnell und stöhnte kaum hörbar.

Der Mann im Film ließ die Frau los und zog seinen feucht glänzenden Schwanz heraus. Seine Gespielin richtete sich auf und öffnete verlangend den Mund, worauf der Mann sich breitbeinig über sie stellte und mit seinem Glied erst mehrmals über ihre Lippen streifte, bevor er zwischen sie drang. Die Muskeln an seinem Hintern spannten sich.

Wieder folgte eine Kamerafahrt den wunderschönen weiblichen Körper entlang bis zu ihrer rasierten Scham. Die Frau spreizte die Beine und reckte sich dem Betrachter verheißungsvoll entgegen. Zwei Hände näherten sich und zogen die roten Schamlippen sanft auseinander. Erst ein, dann zwei Finger drangen in sie. Sie gehörten einer zweiten Frau, die sich nun zwischen die Schenkel der ersten beugte und über den Kitzler leckte.

Marie spürte ein Ziehen in ihrem Schoß und rieb sich mit der flachen Hand über die Jeans. Ihr Mund wurde ganz trocken. Nervös biss sie sich auf die Oberlippe und versuchte, das einsetzende, erwartungsvolle Kribbeln zu ignorieren.

Eine Bewegung auf der Couch ließ sie herumfahren, dass sie gegen die Tür prallte und diese ein Stück weiter aufschwang. Jess war tiefer gerutscht und stemmte die Füße wie bei einem Kraftakt gegen den Boden. Und zum Glück für sie hatte er die Augen inzwischen geschlossen.

Hastig trat Marie den Rückzug an, sie hatte das Risiko, beim Spannen erwischt zu werden, zur Genüge strapaziert. Denn das war es doch? Sie lief durch den Flur zurück nach draußen, verzichtete trotz ihres quälenden Dursts auf den Umweg durch die Küche.

Irgendwie war sie schockiert, obwohl sie sofort innerlich dagegen ankämpfte und diese entrüstete Gouvernantenstimme zum Schweigen zu bringen versuchte, die ständig herumfeixte. Da sitzt der mitten am Tag auf dem Sofa und holt sich einen runter? So etwas macht man doch nicht.

Was genau war ihr Problem?

Sie lebten im 21. Jahrhundert, und jeder Mensch hatte das Recht, in seinen eigenen vier Wänden Pornos zu schauen und sich dabei einen runterzuholen. Und zu behaupten, dass die Handlung dieses Films sie kaltließ, wäre glatt gelogen. Außerdem hatte sie immer schon gewusst, dass die Schweden in diesen Dingen wesentlich freizügiger waren.

Natürlich machte man so etwas, das war völlig normal und in Ordnung.

Trotzdem, es zu wissen und es dann, wenn man überhaupt nicht mit so etwas rechnete, live zu erleben, waren zwei verschiedene Paar Schuhe. Außer Atem schloss Marie die Wohnungstür und setzte sich neben den Rucksack auf die Treppe. Ihr war noch heißer geworden, und der Schweiß lief ihr in den Nacken. Sie verschränkte die Hände und zählte langsam bis zehn.

Das war wirklich alles völlig in Ordnung. Sie war nicht konservativ oder prüde, im Gegenteil. Sie hatte nur einfach nicht mit so etwas gerechnet und war von der Situation einen Moment lang überfordert gewesen. Außerdem hatte sie Jess beobachtet. Sie war in seine Wohnung eingedrungen und hatte ihm zugesehen, wie er einen Porno guckte und sich dabei befriedigte. Das gehörte sich allerdings viel weniger, war nicht okay. Und das war doch ihr eigentliches Problem. Sie schämte sich für dieses Verhalten.

Marie legte die Handflächen aneinander und klemmte sie zwischen die Oberschenkel, drückte dabei gegen ihren Schoß, der immer noch erwartungsvoll pochte.

Nach einer Weile beruhigte sich ihr klopfendes Herz, und der Durst wurde wieder übermächtig. Sie war aufgewühlt, nach der langen Anreise übermüdet und hatte sich erschreckt. Alles gut.

Wie lange saß sie jetzt hier? Konnte sie es wagen zu klopfen?

Sie wartete noch eine kleine Weile, dann hielt sie es nicht mehr aus, sprang auf und hämmerte gegen die Tür. Sie hörte einen dumpfen Knall aus der Wohnung, als wäre etwas umgefallen, dann ein Türenschlagen und Schritte. Und im nächsten Moment flog die Tür auf.

Jess war einen ganzen Kopf größer als sie und starrte leicht verwirrt auf sie herab.

Erst jetzt hatte Marie Gelegenheit, die breiten Schultern und muskulösen Oberarme ihres Gastgebers in Augenschein zu nehmen. Ein schwarzes T-Shirt spannte sich leicht über seiner gut geformten Brust und flatterte am Bauch ein bisschen.

Maries Blick wanderte weiter nach unten zu der lässigen knielangen Boxershorts. Obwohl sie weit geschnitten war, wurde ihr klar, dass sie nicht lange genug gewartet hatte. Seine Erektion zeichnete sich deutlich unter dem Stoff ab.

Hastig schaute sie auf und fragte sich, ob der leicht gehetzte Ausdruck in seinen stahlblauen Augen daher rührte, dass er sich ertappt fühlte, obwohl er kaum ahnen konnte, dass sie wusste, was er gerade getan hatte. Marie erleichterte das. Das entsprach doch ihren eigenen Gedanken, oder nicht? Es mochte normal und nicht verwerflich sein, sich einen Porno anzusehen. Es war eine Sache, es zu tun, vielleicht sogar ungeniert abends beim Bier darüber zu reden, und eine ganz andere, dabei erwischt zu werden. Das fühlte sich einfach blöd an.

Und vielleicht fragte Jess deshalb auch nicht, wer sie war oder was sie hier wollte, sondern lächelte nur unsicher und fuhr sich mit der Hand durch die schulterlangen hellblonden Haare.

Marie fasste sich ein Herz und streckte die Hand aus. »Hi, ich bin Marie, eine der beiden Austauschstudentinnen, die bei dir wohnen sollen.« Ihr Schwedisch klang noch ungewohnt in ihren Ohren, aber es klappte besser, als sie befürchtet hatte. »Mit meiner Reiseplanung hat was nicht geklappt, so dass ich einen früheren Flug nehmen musste. Und daher bin ich jetzt schon da ... wenn das in Ordnung für dich ist.«

Erst jetzt schien Jess wie aus einer Trance zu erwachen. Er lächelte kurz und erwiderte den Händedruck. »Ach so, alles klar. Also ich bin Jess, hast du dir sicher schon gedacht. Natürlich kannst du reinkommen, ist alles für euch vorbereitet.« Er öffnete die Tür und stockte, fixierte dabei einen Punkt hinter Marie. »Gut, dass du geklopft hast. Hast du versucht zu klingeln?«

»Wie bitte? Nein, die Klingel hat keinen Mucks von sich gegeben.«

Jess ging an ihr vorbei und hob eine Postkarte auf, die Marie bis jetzt gar nicht bemerkt hatte. An einer Ecke klebte ein Streifen Tesafilm. »Deswegen.« Jess zeigte ihr die Vorderseite der Karte. Darauf war eine Comiczeichnung – ein Wikinger mit einem gehörnten Helm, der einen überdimensionalen Kriegshammer um sich schleuderte. HAMMARE! stand in einer gezackten Sprechblase darüber.

»Hammer?«, fragte Marie verwirrt.

Jess lachte und befestigte die Karte notdürftig über der Klingel. »Na ja, das soll Thor sein, der Kriegsgott, der dir sagt, dass du an die Tür hämmern, also klopfen sollst. Die Klingel ist seit ewigen Zeiten kaputt.«

»Ach so! Dann hab ich ja alles richtig gemacht.«

Sie betraten endlich die Wohnung, und Jess zeigte ihr die beiden Räume, die sie bereits gesehen hatte. »Das sind die beiden Gästezimmer, such dir eins aus. Wenn du noch was brauchst, dann sag einfach Bescheid. Willst du was trinken? Hast du Hunger?«

»Ich sterbe vor Durst.«

»Setz dich in die Küche.« Er wies auf die Tür gegenüber dem Badezimmer. »Ich komme sofort.«

Marie unterdrückte ein Kichern, weil sie sich der Doppeldeutigkeit dieser Aussage bewusst wurde. Jess war immer noch erregt, doch sie bezweifelte, dass er damit andeutete, zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte. Sie betrat die Küche, die mit hellen Möbeln in einem modernen Stil mit mattglänzenden Lackflächen gehalten war, und setzte sich an den Tresen mit den vier hochbeinigen Hockern.

Wobei die Vorstellung, wie Jess sich so selbstvergessen streichelte, durchaus ihren Reiz hatte. Bei dem Gedanken spürte sie wieder dieses Prickeln. Sie atmete tief ein.

»Alles in Ordnung mit dir?«, ertönte seine Stimme hinter ihr.

Marie fuhr zusammen, fühlte sich erwischt, obwohl sie nichts getan hatte. Zumindest nichts, was offensichtlich war. Sich Jess beim Masturbieren vorzustellen zählte nicht.

Sein Schwanz war immer noch steif. Seine Erektion hatte zwar etwas nachgelassen, doch je nachdem, wie er sich bewegte, als er ihr ein Glas Wasser hinstellte und einen Kaffeevollautomaten startete, Becher und Zucker bereitstellte und Milch aus dem Kühlschrank holte, konnte sie es sehen. Maries Blick klebte förmlich an seiner Lendengegend. Sie konnte gar nicht anders, Jess hatte auch einen straffen Hintern und gut geformte Oberschenkel und Waden, die mit einem leichten blonden Flaum bedeckt waren. Er lief barfuß über die Fliesen.

»Marie?«

»Was?« Sie schreckte auf.

»Möchtest du Kaffee?« Er sah sie stirnrunzelnd an, als versuche er zu erraten, woran sie gerade dachte.

Marie senkte verlegen den Kopf, fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht und gähnte dramatisch. »Gerne. Du musst mich entschuldigen, aber ich bin seit über sechzehn Stunden auf den Beinen und total unkonzentriert und müde.«

»Du kannst dich gerne ins Bett legen.«

Marie wurde wieder heiß, und sie trank hastig das Wasser aus. Das meinte er genau so, wie er es gesagt hatte. Sie hatte erwähnt, sie sei müde, und er schlug ihr vor zu schlafen. Was man in einem Bett machte. Alles normal. Er konnte nichts dafür, dass sie wusste, dass er mit sich selbst beschäftigt gewesen war.

Eigentlich war er sogar sehr nett, beinahe fürsorglich. Er stellte ihr einen Kaffee hin, rückte Zuckerstreuer und die Packung Milch in ihre Reichweite und machte eine einladende Geste und begann dann, die ohnehin schon ordentliche Küche aufzuräumen.

Marie süßte den Kaffee und beobachtete ihn dabei aus den Augenwinkeln. Jetzt gerade reckte er sich und angelte einen Karton aus einem Hängeschrank. Dabei rutschte das T-Shirt hoch und gab den Blick auf seinen straffen Bauch frei. Glatte Haut, leicht angedeutetes Sixpack. Natürlich, sie hatte irgendwie nichts anderes mehr erwartet. Der Typ verbrachte regelmäßig Zeit im Fitness-Studio.

Marie schluckte nervös, als sich bei seiner nächsten Bewegung zur Spüle seine Shorts wieder strafften. Jess war immer noch hart. Vermutlich bräuchte es nur ganz wenig, bis sein Schwanz wieder stand. Herrgott, was dachte sie da? Sie war doch sonst nicht so empfänglich für solche männlichen Reize. Aber Jess war einfach überirdisch gut gebaut, einfach perfekt.

In Wahrheit war sie kein bisschen müde, sondern völlig überdreht. Ja, das war die Erklärung, sie war total aufgedreht, und da konnten die eigenen Hormone schon mal außer Kontrolle geraten.

Das mochte eine angemessene Einschätzung sein, doch sie half leider kein bisschen weiter. Marie versuchte sich zu entspannen, ganz ruhig zu atmen und einfach ihren Kaffee zu trinken.

»Der schmeckt köstlich«, sagte sie in die Stille hinein.

Jess lächelte ihr zu. »Freut mich. Es sind italienische Bohnen, ich bestelle sie extra im Internet.«

Er räumte den Inhalt des Kartons in eine Spülmaschine. Als er sich reckte und die leere Schachtel wieder in den Schrank stellen wollte, stieß er versehentlich mit dem Schritt gegen die Kante der Tischplatte und verzog das Gesicht.

Marie konzentrierte sich ganz auf ihren Kaffee.

Jess wandte sich ab und rieb sich verstohlen über seine Erektion. Dann, als hätte er ihren neugierigen Blick gespürt, drehte er den Kopf zu ihr, zog die Hand weg und wurde rot.

Marie hielt den Atem an. Sie konnte es im Grunde nicht sehen, doch es war vollkommen klar, dass Jess gerade ein Problem hatte. Offenbar reichte diese unfreiwillige Berührung und vielleicht auch ihre Anwesenheit, dass sein Schwanz sich wieder aufrichtete.

So etwas hatte sie noch nie erlebt, diese ganze Situation war völlig grotesk. Marie wusste nicht, ob sie einfach gelassen lachen oder weiterhin so tun sollte, als ob sie nichts bemerkte. Wobei Letzteres langsam unmöglich wurde, das schien ihnen beiden klar zu sein.

Jess versuchte den Arm so zu halten, dass er ihr möglichst die Sicht versperrte, murmelte etwas von »sehr peinlich« und wollte die Küche verlassen.

Als er auf Maries Höhe war, griff sie nach seinem Arm. »Warte doch.«

Sie hätte selbst nicht sagen können, was gerade in ihr vorging. Ihr Herz klopfte wie wild, und es fühlte sich an, als strömte Brause statt Blut durch ihre Adern.

Jess blieb stehen. Er war feuerrot geworden, hielt die Hand schützend über seinen Schritt, aber das nutzte ihm natürlich überhaupt nichts. Sein Schwanz hatte sich steil aufgerichtet, der dünne Stoff der Hose bot keinen Widerstand. Er hätte genauso gut nackt dastehen können.

Bevor ihr bewusst wurde, was sie tat, hatte Marie die Fingerspitzen ausgestreckt und strich über die Wölbung.

Jess schnappte nach Luft und zuckte weg. »Was machst du da?«

Marie hob die Schultern und grinste verlegen. Beinahe war es ihr, als hörte sie eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf fragen, ob sie den Verstand verloren hätte.

Er neigte verwirrt und unsicher den Kopf zur Seite und starrte sie sprachlos an.

Einen Moment lang schien es ihr, als hätte sie Jess unfreiwillig mit ihrem Blick hypnotisiert. Er stand wie versteinert da, auf den Wangen immer noch rote Flecken, und nur am Hals pochte eine Ader. Seine Verlegenheit machte ihn irgendwie authentischer, nahm ihm ein wenig den Zauber der Perfektion, die sein Körper versprach, und gab Marie überhaupt erst den Mut zu handeln. Sie öffnete ihren Gürtel und den Knopf ihrer Jeans.

Zögernd trat er einen Schritt an sie heran und strich scheu mit dem Finger über ihre Wange. »Meinst du das ernst?«, flüsterte er heiser.

Marie konnte nur noch nicken. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Sie hielt sich zwar für eine selbstbewusste Frau, war aber normalerweise keine, die den ersten Schritt machte. Meistens lösten gut aussehende Typen auch gar nichts groß bei ihr aus.

Das hier war anders, in jeglicher Hinsicht. Vielleicht weil sie schon wusste, was sie von ihrem Gastgeber zu erwarten hatte. Sie wollte vom Hocker rutschen, aber da war Jess plötzlich über ihr. Sein heißer Atem streifte ihren Hals, dann ihren Mund. Seine Zunge drängte sich zwischen ihre Lippen und zwang sie auseinander. Marie erwiderte den stürmischen Kuss, wobei sie kaum Luft bekam.

Zugleich riss er mit einer Hand an ihrem Reißverschluss und schob sich in die enge Hose. Ihr String rutschte zwischen ihre Schamlippen und scheuerte darüber, so dass sie gequält aufstöhnte.

Erschrocken hielt Jess inne. »Entschuldige.«

»Mach, was du möchtest«, forderte Marie ihn auf. Vielleicht war das nicht sehr klug, doch ihr Verstand hatte sich irgendwo ins Nirwana verabschiedet. Und Jess wirkte so freundlich wie ein gutmütiger Riese, dass sie ihm von Anfang an vertraute.

»Also gut.« Ein letzter intensiver Blick seiner blauen Augen, als wollte er sich versichern, dass sie es ernst meinte. Vielleicht hätte sie allerdings daran denken sollen, wie erregt er bereits war ...

Er rieb noch einmal kurz über ihre Scham und zog dann die Hand weg, um sie an den Hüften zu packen und hochzuheben, als würde sie gar nichts wiegen. Marie spürte ein kurzes flaues Gefühl im Magen, wie bei einer Achterbahnfahrt. Mühelos trug Jess sie bis zu der niedrigeren Anrichte, setzte sie auf die Arbeitsplatte und zog ihr beinahe grob die Hose ein Stück herunter. Marie hielt sich mit beiden Händen an der Kante fest. Sie konnte die Beine kaum spreizen, aber das störte Jess nicht. Ohne Hemmungen streifte er die Boxershorts herunter und packte seinen Schwanz. Seine Schultern hoben und senkten sich bei seinen schweren Atemzügen. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht und blieb auf seiner Stirn kleben.

Er streichelte sich einmal, zweimal, schob die Vorhaut bis über die Eichel und wieder zurück, genau wie zuvor, als er allein auf der Couch gelegen hatte.

Der Anblick machte Marie beinahe wahnsinnig. Ihre Schamlippen begannen zu pulsieren, und ihre Klitoris zog sich erwartungsvoll zusammen. Sie wollte darüber reiben, doch da war Jess schon da, drückte stöhnend seinen harten Schwanz gegen ihren Hügel. Marie versuchte die Beine zu öffnen, aber das war unmöglich.

»So eng.« Jess bohrte zwei Finger in sie, zog den String aus der feuchten Enge und presste dann mit aller Kraft dagegen. Und dann glitt er wie von selbst hinein. Er schrie entzückt auf, fasste sie an den Hüften und drang noch tiefer. »Verdammt, bist du feucht. Hast du nur darauf gewartet, dass ich dich ficke, kaum dass du da bist?«

Marie stöhnte, als er begann, sie mit raschen Stößen zu nehmen und sich dabei im Takt bewegte. »Dein Anblick war einfach zu scharf.«

Er lachte, schnappte nach Luft und warf den Kopf in den Nacken. Sein Rhythmus wurde schneller und härter.

Marie drückte ihre Hüfte nach vorn, versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, um sich selbst zu bewegen, doch vergeblich.

Jess hielt sie fest, bestimmte den Rhythmus. Sie konnte nur dasitzen und sich seinen brutalen Stößen ergeben, mit denen er sie jetzt rücksichtslos nahm.

Sie hatte völlig die Kontrolle verloren.

Und das machte sie unglaublich an.

Ihre Brustwarzen zogen sich schmerzhaft zusammen, drückten gegen ihr Bustier. Ihr Atem raste, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihr brach erneut der Schweiß aus. Sie packte Jess an den Oberarmen, versuchte ihn wegzuschieben, damit er ihr Zeit gab. Ihr Körper war in Aufruhr, aber sie war noch nicht so weit, dass sie hätte kommen können.

Das stachelte Jess nur an. Er umarmte sie, presste seine Lippen auf ihren Mund, als wollte er ihr auch noch den letzten Atem nehmen. Marie spannte sich an, als er sich stöhnend verkrampfte und drei-, viermal tief in sie stieß. Dann zog er sich zurück.

Marie starrte ihn schwer atmend an. Sein Schwanz war nass von ihren Säften, und immer noch pulsierte sein Samen heraus. Jess schob die Vorhaut nach vorn, und ein weißer Tropfen fiel auf die Küchenfliesen.

Er biss sich auf die Unterlippe und wurde wieder rot. Dann sah er Marie an und hob fragend die Augenbrauen.

Sie schüttelte den Kopf. Ihr Herzschlag hatte sich etwas beruhigt, doch ihre Schamlippen pochten. Es hatte so wenig gefehlt. Aber selbst wenn sie gewollt hätte, stellte sie fest, dass sie das Jess nicht erklären konnte. Für diesen Spezialfall reichte ihr Schwedisch plötzlich nicht mehr aus.

Ihr Gastgeber verstand sie dennoch. Ganz plötzlich war er bei ihr, hob Maries Beine an und zog ihr die Jeans weiter herunter. Dann beugte er sich über sie. Seine Zunge umspielte ihren Kitzler, drang tiefer in sie, leckte einige Male über die empfindliche Haut.

Marie schloss die Augen. Das war wirklich kaum zu fassen ...

Seine Lippen umschlossen ihre Klitoris, saugten und zupften an der kleinen Perle, bis Marie ein Zucken spürte. Sie legte Jess die Hand auf den Hinterkopf. »Nicht.«

Wieder war da seine Hand, ein Finger nach dem anderen schob sich zwischen ihre Schamlippen, bis der Druck beinahe nicht mehr auszuhalten war. Jess bewegte die Hand vor und zurück, seine Zunge fuhr schnell über ihren Kitzler.

Marie keuchte, wollte die Beine schließen und zugleich weiter öffnen, damit er tiefer eindringen könnte. Jess presste die andere Hand gegen ihre Innenschenkel und strich darüber.

Das war endgültig zu viel. Marie spürte ein kurzes Zucken und ein langes Ziehen, als sich die Spannung krampfartig entlud. Sie rutschte beinahe von der Arbeitsplatte, hielt sich an Jess' Haaren fest und genoss die prickelnden Wellen, die über sie hinwegfluteten, bis ihr ganz schwach wurde. Vor ihren Lidern tanzten Punkte, und das Blut rauschte in ihren Ohren.

Endlich schaffte sie es, Jess wegzudrücken. Sie blieb noch einen Moment atemlos sitzen und horchte darauf, dass ihr Herz sich wieder beruhigte. Erst als sie sicher war, dass ihre Beine sie trugen, sprang sie herunter und zog ihre Hose hoch.

Jess wischte sich über den Mund und grinste breit, keine Spur mehr von Verlegenheit. »Ja dann ... noch einmal herzlich willkommen in Schweden. Ich nehme an, du möchtest jetzt duschen?«

Kapitel 2

Sarah stopfte ihre Jacke in den schon übervollen Rucksack und gähnte hinter vorgehaltener Hand. In dem kleinen Raum war es stickig, was nicht nur an den Dutzenden Studenten lag, die in einer endlosen Schlange warteten, weil es da vorn am Tresen nicht vorwärtsging, sondern auch daran, dass die Nachmittagssonne auf die breite Fensterfront knallte.

Göteborg hatte wunderschöne Universitätsgebäude, und Sarah freute sich schon seit Wochen darauf, sie alle zu erkunden und nicht nur auf dem heimischen Laptop anzuschauen. Doch das Info-Büro musste sich natürlich in so einem gesichtslosen Betonklotz-Zweckbau befinden, die man offenbar überall auf der Welt irgendwann gebaut hatte.

Die Schlange bewegte sich, und Sarah schob ihren Rucksack mit dem Fuß einen halben Meter weiter nach vorn. Die rotbraunen Haare klebten ihr an den Schläfen, und sie musste sich ständig die schweißfeuchten Hände abwischen. Sie öffnete den Zopf, nahm alle Strähnen zusammen und band ihn neu. Aber sie hatte es auch nicht so warm erwartet, daher war sie mit dem langärmeligen T-Shirt und der Cargohose viel zu warm angezogen. Es war Anfang Juni, und in Schweden war bereits der Sommer ausgebrochen.

Noch sechs Leute vor ihr, sie würde also wahrscheinlich den Rest des Tages hier verbringen. Zum mindestens Dutzenden Mal wanderte ihr Blick über die verblichenen Poster der Sehenswürdigkeiten Göteborgs, die abgenutzte Sitzecke und den verstaubten Gummibaum. Den anderen Wartenden ging es nicht anders, Austauschstudenten aus ganz Europa und von Partneruniversitäten aus Japan standen herum, doch die munteren Gespräche waren inzwischen leiser geworden oder ganz verstummt. Da die meisten zu zweit oder in kleinen Gruppen angekommen waren, wurde der Raum kaum leerer, sobald jemand an der Reihe war.

Sarah vermisste Marie. Es war das erste Mal, dass sie vollkommen allein und auf sich gestellt irgendwohin reiste, und dann auch noch mit Bahn und Flug für neun Monate in ein fremdes Land. Sarah war schon Tage vor dem Aufbruch nervös geworden. Als Marie dann einen anderen Flug buchen musste, war sie am Rande einer Panikattacke gewesen und hätte das Unternehmen am liebsten komplett abgeblasen.