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Gemütliche Pause beim Hotel Insulaner in Malchow

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Wolken siehst du, weiße, wattige Sonnenwolken, kurzes Gras und immer wieder diese unendlich schöne, stille, geschwungene Uferlinie des Sees.«

Kurt Tucholsky in Vorwärts, 22. März 1912

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Ankerplatz am Krakower See

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INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen an der Mecklenburgischen Seenplatte

WESTLICH DER MECKLENBURGISCHEN SEENPLATTE

  1Schwerin

  2Ludwigslust

  3Zarrentin

  4Neukloster

  5Warin

  6Sternberg

  7Güstrow

  8Kloster Dobbertin

  9Goldberger See

  10Krakow am See

  11Redefin

  12Plau am See

  13Lübz

  14Bad Stuer

  15Zislow

  16Malchow

RUND UMS KLEINE MEER

  17Waren

  18Klink

  19Röbel

  20Bollewick

  21Ludorf

  22Vipperow

  23Rechlin

  24Müritz

  25Müritz-Nationalpark

  26Federow

  27Varchentin und Kittendorf

FELDBERGER SEENLANDSCHAFT

  28Neustrelitz

  29Großer Labussee

  30Wesenberg

  31Mirow

  32Wanzka

  33Feldberg und die Feldberger Seenlandschaft

  34Carwitz

  35Woldegk

  36Rheinsberg

NEUBRANDENBURG UND TOLLENSESEE

  37Neubrandenburg

  38Am Tollensesee

  39Alt Rehse

  40Penzlin

  41Ankershagen

  42Burg Stargard

  43Reuterstadt Stavenhagen

MECKLENBURGISCHE SCHWEIZ

  44Malchin

  45Teterow

  46Dargun

  47Malchiner See

  48Basedow

  49Kummerower See

  50Ivenack

REISEINFOS

Die Mecklenburgische Seenplatte von A bis Z

Kalender

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Backsteingotik Die überragende Bauform

Schutzzonen Müritz-Nationalpark und Naturparks

Kunst und Kultur Kreativ in der Fläche

Wassersport und mehr Aktiv an der Seenplatte

Wohnträume – Schlösser und Herrenhäuser

MEHR ERLEBEN

Günstig urlauben an der Mecklenburgischen Seenplatte

Die Mecklenburgische Seenplatte für Kinder und Familien

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Pittoreske Hausfassaden an der Großen Burgstraße in Plau am See

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Der Bootstörn geht nach Mirow.

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Wahrzeichen der Stadt: die berühmte Hubbrücke in Plau am See

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Auf der Walz bei Zarrentin

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In der Windmühlenstadt Woldegk gibt es auch ein Mühlenmuseum.

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Farbenrausch in Gelb: eines der zahlreichen Rapsfelder

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Wie im Märchen: das Schweriner Schloss

image Schweriner Schloss (S. 30)

Von Weitem scheint das Schloss mit seinen zahlreichen Türmchen und Erkern über dem Wasser zu schweben. Natürlich ist das eine zauberhafte Illusion, denn das gewaltige Gebäude, von den Schlössern der Loire inspiriert, liegt auf einer Insel im Schweriner See, die über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Neben dem Museum mit seinen historischen Räumen hat hier seit 1990 der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern seinen Sitz.

image Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden (S. 59)

Wenige Kilometer nördlich von Sternberg liegt eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten Mecklenburg-Vorpommerns direkt am Binnensee. Auf einer vorgelagerten Halbinsel wurden ein Slawendorf und ein kreisrunder Burgwall mit einem Durchmesser von 50 Metern von Archäologen rekonstruiert. Vor mehr als tausend Jahren errichtete der Stamm der Warnower hier seine Kultstätte, die heute als Freilichtmuseum zahlreiche Besucher in ihren Bann zieht.

image Güstrower Dom (S. 66)

Der Dom am Südrand der Stadt gilt als Paradebeispiel der norddeutschen Backsteingotik. Fürst Heinrich Borwin II. gründete kurz vor seinem Tod 1226 das Kollegiatstift zu Güstrow und legte den Grundstein zum Bau des Gotteshauses. Wie das bei Kirchen nicht unüblich ist, verging mehr als ein Jahrhundert bis zur Fertigstellung. Sehenswert sind der spätgotische Flügelaltar sowie die kostbaren Kunstwerke von Ernst Barlach.

image Kloster Dobbertin (S. 76)

Das zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründete Benediktinerkloster liegt malerisch auf einer Halbinsel am Dobbertiner See. Überragt wird das Anwesen von der doppeltürmigen gotischen Kirche. Das Kloster blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, die vom adligen Damenstift über ein Altersheim bis zum heutigen Diakoniewerk reicht. Es wurde mit großem Aufwand saniert und bietet den zahlreichen Besuchern heute auch gastronomische Einrichtungen und einen Klosterladen.

image Müritzeum (S. 115)

Deutschlands größtes Süßwasseraquarium muss man einfach besucht haben. Seit 2007 steht der mit verkohltem Lärchenholz verkleidete Rundbau, der an ein Raumschiff erinnert, am Rande der Warener Altstadt. Das Aquarium hat ein Fassungsvermögen von 100 000 Litern. Darin tummeln sich heimische Fischarten. Zum Komplex gesellen sich Themenräume und die Naturhistorische Landessammlung. Von der Dachterrasse genießt man den Ausblick auf den Herrensee und die Warener Altstadt.

image Müritz-Nationalpark (S. 142)

Der größte deutsche Nationalpark (322 Quadratkilometer) besteht aus Wäldern, Wiesen, Mooren, Seen und Äckern und ist der Rückzugsraum für zahlreiche Tiere wie Fisch- und Seeadler, Kraniche und den Rothirsch, das größte heimische Säugetier. Rangerführungen vermitteln den Besuchern lehrreiches Hintergrundwissen über Flora und Fauna. Die Buchenwälder im östlichen Teil des Parks wurden im Jahr 2011 mit dem UNESCO-Welterbestatus geadelt.

image Stadtbefestigung Neubrandenburg (S. 200)

Fast vollständig erhalten ist die beinahe kreisrunde Stadtbefestigung von 1300 mit ihren vier Toren: dem Friedländer, dem Treptower, dem Stargarder und dem Neuen Tor. Die Stadtmauer erreicht eine Höhe von bis zu sieben Metern, das Treptower Tor ist mit 31,8 Metern das höchste der vier Stadttore, die im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet sind. Heute befinden sich im Inneren diverse Einrichtungen wie ein Museum oder das Standesamt.

image Fritz-Reuter-Literaturmuseum Stavenhagen (S. 231)

Der größte Sohn der Stadt wird standesgemäß mit einem eigenen Museum geehrt. Das Fritz-Reuter-Literaturmuseum befindet sich im sehenswerten ehemaligen Rathaus am Marktplatz. Im Geburtshaus des Volksdichters sind in mehreren Räumen u.a. Möbel, Bilder, Handschriften und eine Fachbibliothek mit 15 000 Bänden zu sehen. Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Zeit der französischen Besatzung Mecklenburgs von 1806 bis 1813.

image Burg Schlitz (S. 252)

Inmitten eines Landschaftsparks steht die imposante weiße Burg, die Hans Graf von Schlitz 1806 erbauen ließ. Das dreiflügelige Herrenhaus mit Säulenvorbau, Freitreppe und Aussichtsturm gilt als größte klassizistische Anlage Mecklenburgs und wurde erst im Jahre 1824 fertiggestellt. Sehenswert sind der neugotische Rittersaal und der Schinkelsaal mit seinen Tapetenmalereien. In den 1990er-Jahren wurde der Bau aufwendig saniert und beherbergt heute ein luxuriöses Hotel.

image Ivenacker Eichen (S. 267)

Wo kann man schon Bäume besichtigen, die bereits wuchsen, als die ersten Kreuzzüge stattfanden? Im kleinen Örtchen Ivenack, der unter Denkmalschutz steht, ragen die mächtigen Eichen in den Himmel. Einige haben einen Umfang von neun Metern. Hier ist das Wort »uralt« endlich einmal treffend gewählt. Die ältesten Exemplare blicken auf eine Lebensspanne von tausend Jahren zurück, die jüngeren bringen es immerhin auf 500 Jahre.

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Besuchermagnet in Waren: das Müritzeum, ein riesiges Süßwasseraquarium

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Formationsflug übers Wasser: Gänse im Müritz-Nationalpark

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Tausendjährige Ivenacker Eiche

WILLKOMMEN AN DER Mecklenburgischen Seenplatte

Die Mecklenburgische Seenplatte als größtes verbundenes Wassergebiet Europas verzeichnet seit Jahren stetig steigende Besucherzahlen. Das Land der tausend Seen ist ein Paradies für Aktivurlauber, punktet aber zunehmend auch als Ganzjahresdestination mit Angeboten für Wellness, Kultur und Gastronomie. Der reizvolle Mix aus Naturerlebnis und Stadtgeschichte macht den Aufenthalt so abwechslungsreich.

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte als ein wenig hausbacken und allzu unaufgeregt. Wer etwas auf sich hielt, fuhr in die weite Welt – auf andere Kontinente, zu exotischen Plätzen. Und wenn das nicht möglich war, dann doch wenigstens nach Spanien, Italien oder Österreich. Wie haben sich die Zeiten geändert!

Gestiegene Urlaubszahlen

Angesichts der weltweit gestiegenen Terrorgefahr verzeichneten Feriendestinationen wie Nordafrika, Ägypten und die Türkei erhebliche Rückgänge bei den Buchungen. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen angesichts des Klimawandels auf eine Flugreise verzichten. So hat die Umweltorganisation Germanwatch ausgerechnet, dass ein Flug nach Teneriffa so klimaschädlich ist wie ein Jahr Autofahren. Da schaut sich so manch Erholungsuchender nach sicheren, bezahlbaren, abwechslungsreichen und umweltverträglichen Alternativen um – und stellt fest, dass die Mecklenburgische Seenplatte genau in dieses Schema passt.

Dass man mit dieser Einschätzung nicht allein ist, zeigt die rasante Entwicklung der Urlauberzahlen. Fast sieben Millionen Gästeankünfte sah das nordostdeutsche Bundesland 2017, davon knapp die Hälfte in der Region Seenplatte und Mecklenburgische Schweiz. Seit Jahren liefert man sich bei den Tourismuszahlen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem langjährigen Platzhirsch Bayern.

Outdoor-Paradies mit lauschigen Fleckchen

Ob Wasserwandern, Radtourismus oder Campingurlaub, Outdoor-Enthusiasten schwärmen von der Vielfalt der Seenlandschaft, wo man selbst in der Hochsaison schon bald ein lauschiges Fleckchen findet, an dem man ungestört die Seele baumeln lassen kann. Denn es gibt unendlich viele Gewässer. Radler finden gut ausgebaute und beschilderte Wege, und die Campingfreunde können aus einer breiten Palette an Plätzen auswählen, von rustikal und einfach bis komfortabel und perfekt ausgestattet.

Erholung und Kultur satt

Die Mecklenburgische Seenplatte hält aber nicht nur für Aktivurlauber ein großes Angebotsspektrum vor: Auch Wellness- und Kulturangebote erfreuen sich steigender Beliebtheit. Zahlreiche Schlösser, Guts- und Herrenhäuser wurden zu stilvollen Hotels mit ansprechendem gastronomischem Angebot umgebaut, und andere beherbergen Museumssammlungen, wieder andere bieten die Kulisse für Konzerte und Theateraufführungen. Die Seenplatte punktet mittlerweile als Ganzjahresdestination.

Der Erholungsfaktor der Region ist hoch. Die Seen, – die wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind – die Wiesen, Felder und Wälder, die mit ihrem üppigen Grün einen wundervollen Kontrast zu den blauen Wasserlandschaften bilden, sind Balsam für die gestresste Großstadtseele. Mittendrin schmiegen sich schmucke Gutsdörfer und gemütliche Kleinstädte an die Ufer, in denen scheinbar die Zeit stehen geblieben ist. Vielerorts ragen backsteinerne Kirchtürme in die Höhe, die man erklimmen kann und von denen man eine Panoramasicht auf die umliegende Landschaft genießt. Stadtmauern oder Reste davon, hier eine Burg, da ein Schloss mit Landschaftspark im englischen Stil, sorgen für ein bisschen Mittelalterfeeling – und wenn das Ganze dann noch mit einem zünftigen Ritterfest garniert wird, ist die Familie begeistert.

Von Gletschern geformt

Die wundervolle Landschaft – sie ist natürlich nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis besonderer geologischer Entwicklungen: Die letzte Eiszeit vor etwa 17 000 Jahren formte die Region. Damals lag das nördliche Europa unter einem dicken Eispanzer, der ständig in Bewegung war und gewaltige Gesteinsmassen vor sich herschob. Mit der Erderwärmung tauten die Eismassen langsam ab und das fließende Schmelzwasser spülte Sandmassen auf. Zeugen dieses Prozesses sind heute die weiten Sanderflächen im südlichen Teil des Müritz-Nationalparks.

Größter inländischer Binnensee

Aus den teils tiefen Rinnen des Schmelzwassers bildeten sich die zahlreichen Seen heraus, allen voran die Müritz. Das »Kleine Meer«, die »Morcze«, wie es im Slawischen heißt, ist mit seinen rund 115 Quadratkilometern der größte inländische Binnensee Deutschlands, da der Bodensee als internationales Gewässer gilt. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 29 Kilometer, in der Breite kommt die Riesenbadewanne auf immerhin 13 Kilometer. Die Dimensionen erkennt man nicht, wenn man an der Uferpromenade in Waren steht. Da sieht die Binnenmüritz noch recht überschaubar aus. Erst wer ein Stück hinausfährt, ist wirklich beeindruckt ob der schieren Größe des Gewässers. Der einzigartige Naturraum der Seenplatte ist das größte verbundene Wassergebiet Europas und ein Paradies für Wasserwanderer.

Die Naturräume lassen sich einteilen in die Region westlich der Seenplatte, die Großseenlandschaft um die Müritz und den Plauer See, in die Kleinseenplatte, die Feldberger Seenlandschaft, das Gebiet um den Tollensesee und die Mecklenburgische Schweiz.

National- und Naturparks

Weil Mecklenburg-Vorpommern mit 1,6 Millionen Einwohnern extrem dünn besiedelt ist (Hamburg hat knapp 1,9 Millionen Einwohner) und zugleich große Flächen unter Naturschutz gestellt hat, ist die Natur nicht auf dem Rückzug, sondern in der komfortablen Situation, Räume zu behaupten und Flora und Fauna genug Entfaltungsmöglichkeiten zu gewähren. Etwa ein Fünftel der Landesfläche ist geschützt als National- oder Naturpark. Und so verwundert es nicht, dass Wanderer, Biker und Bootsfahrer viele Tiere in freier Wildbahn beobachten können.

Rückzugsgebiet für Tiere

Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse, Hasen, See-, Fisch- und Schreiadler, der schwarze Kormoran, Kraniche und seltene Vögel wie das Blaukehlchen, das Tüpfelsumpfhuhn, die Rohrdommel, der Eisvogel und der Flussregenpfeifer haben hier ihre Rückzugsgebiete. Zahlreiche Schmetterlingsarten findet man ebenso wie große Fischotter- und Biberpopulationen, daneben gefährdete Arten wie die seltene Mopsfledermaus. Auch in ihrem Bestand gefährdete Amphibien wie die Rotbauchunke und der Kammmolch leben an der Mecklenburgischen Seenplatte. Und seit Kurzem ist es amtlich: Die ersten Wolfsrudel wurden gesichtet, u. a. in der Nossentiner Heide. Auch rund 50 Fischarten sind in den Gewässern heimisch, darunter seltene wie das Bachneunauge, der Bitterling und der Schlammpeitzger, aber auch weitverbreitete wie die bei Anglern beliebten Forellen, Aale, Zander, Hechte und Barsche.

Botanische Schätze

Die Pflanzenwelt an der Seenplatte zeichnet sich durch einige botanische Schätze aus. Nicht auslassen sollten Urlauber den Besuch der bis zu 200 Jahre alten Serrahner Buchenwälder im Müritz-Nationalpark. Die Ranger bieten geführte Touren an, die über die Geschichte dieses UNESCO-Weltnaturerbewaldes, seine Tier- und Pflanzenwelt auf oft sehr unterhaltsame Weise informieren. Und auch die bis zu tausendjährigen Ivenacker Eichen im gleichnamigen Tiergarten stellen eine botanische Besonderheit dar. Die stärkste Eiche ist mehr als 35 Meter hoch und hat einen Durchmesser von dreieinhalb Metern. Sie gilt als die älteste ihrer Art in Deutschland und wohl auch in Mitteleuropa.

Ostsee-Knabenkraut und Sumpfenzian

Die Vegetation im Allgemeinen ist durch Wiesen, Felder und Wälder geprägt. Geschützte Wildblumen wie Orchideen findet man auf den Wiesen, in den Wäldern dominieren Eichen, Buchen, Birken, Erlen und Kiefern. Moore, Sumpfwälder und die schilfbestandenen Uferregionen bringen ihre ganz besonderen Pflanzen hervor – Moose, Flechten, Pilze. Einige in Deutschland seltene Pflanzen wie das Ostsee-Knabenkraut oder den Blauen Tarant, auch Sumpfenzian genannt, gibt es nur noch in wenigen Regionen, etwa im Peenetal.

Die Landschaft ist flach und hier und da leicht hügelig. Die höchste Erhebung mit 179 Metern sind die Helpter Berge nahe dem Dorf Helpt. Von einem Berg zu sprechen würde einem Bayern vermutlich nicht über die Lippen kommen, doch ein Norddeutscher darf das Wort in den Mund nehmen, ohne gleich zu erröten. Der bewaldete Höhenzug als Endmoräne geht auf die letzte Eiszeit zurück.

Erste Siedler

Siedlungsspuren lassen sich bis in die mittlere Steinzeit (8000–3000 v. Chr.) nachweisen. Damals lebten dort Jäger, Sammler und Fischer. Der Übergang zum Neolithikum (ca. 3000 v. Chr.–1800 v. Chr.) sah Bauern und Viehzüchter, die sesshaft wurden. Aus dieser Zeit stammen die zahlreichen Megalithgräber mit ihren teils tonnenschweren Findlingen. In der Bronzezeit (ca. 1800 v. Chr.–800 v. Chr.) änderten sich die Bestattungsrituale hin zu Hügelgräbern, von denen es in Mecklenburg-Vorpommern etwa 5000 gibt und die oft weithin sichtbar sind. In der weiteren Geschichte siedelten sich zunächst Germanen, später slawische Stämme an, die sich im Laufe der Jahrhunderte ethnisch vermischten. Gerade das slawische Erbe erkennt man heute noch an vielen Orts- und auch Familiennamen.

Von der Landschaft geprägt

Die Menschen, die heute an der Seenplatte leben, sind von dieser ganz besonderen Landschaft geprägt. Ruhe, Bedächtigkeit und Naturverbundenheit zeichnen sie aus. Schon 1835 schrieb der Jurist und Gutsbesitzer Carl Friedrich Wilhelm Bollbrügge in seinem Buch Das Landvolk im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin: »Das mecklenburgische Landvolk hat im Allgemeinen bei einem phlegmatischen Temperamente einen sehr gutmütigen Charakter. … Der mecklenburgische Bauer ist in der Regel gottesfürchtig, er verehrt seinen Fürsten, liebt seinen Grund- und Brotherrn und seinen Seelsorger und achtet seine Obrigkeit.«

Die Seenplatte heute

Auch wenn diese Beschreibungen im 21. Jahrhundert überholt sind, lesen sie sich immer noch amüsant – und in der Tat: Wer im Land herumreist, erkennt in manchen Begegnungen auf die eine oder andere Weise genau diese Charakterzüge. Wobei das mit der Gottesfürchtigkeit den meisten Bewohnern heutzutage eher ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern würde, denn der überwiegende Teil der Bevölkerung ist konfessionslos. Nur jeder siebte ist protestantischen Glaubens, und der Anteil der Katholiken ist mit rund drei Prozent verschwindend gering. Zwei jüdische Gemeinden gibt es, eine in Rostock und eine in Schwerin, die in den vergangenen Jahren zwei neue Synagogen gebaut haben. Von den einstmals rund 50 Synagogen sind heute 18 erhalten. Die Gebäude werden unterschiedlich genutzt, als Wohnhäuser, Geschäftsgebäude oder als Kulturhaus.

In Mecklenburg-Vorpommern leben im Vergleich zu den westlichen Bundesländern relativ wenig Menschen mit einem ausländischen Background: gerade mal vier Prozent, von denen die meisten aus dem Nachbarland Polen, aus Russland, der Ukraine und Vietnam stammen, dies ein Erbe der DDR-Vergangenheit. Seit 2015 sind syrische Kriegsflüchtlinge hinzugekommen.

Erbe des Zweiten Weltkriegs

Mecklenburg-Vorpommern und die Seenplatte muss man heute im historischen Kontext der DDR-Vergangenheit betrachten. Das gilt gleichermaßen für Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und auch die Natur. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Mecklenburg-Vorpommern am 9. Juli 1945 innerhalb der sowjetischen Besatzungszone als Land mit dem Namen »Mecklenburg-Vorpommern« gegründet und kurz darauf in »Mecklenburg« umbenannt. Dies hatte jedoch nur bis Juli 1952 Bestand, da die seit 1949 existierende DDR als sozialistischer und zentralistischer Einheitsstaat die Länder wieder abschaffte. Stattdessen wurde Mecklenburg nun in drei Bezirke aufgeteilt: Neubrandenburg, Schwerin und Rostock. Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 erschütterte auch das heutige Mecklenburg-Vorpommern. Vor allem die Werftarbeiter an der Küste demonstrierten gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen und die politische Unterdrückung. Die Rebellion wurde von sowjetischen Truppen und der Volkspolizei gewaltsam niedergeschlagen.

Sozialistische Bausünden

In den 1950er-Jahren begann die DDR großflächig damit, billige Plattenbausiedlungen im Land hochzuziehen, um schnell und kostengünstig Wohnraum zu schaffen. Bis heute sind diese sozialistischen Bausünden auch in Mecklenburg-Vorpommern überall sichtbar. Zugleich wurden die historischen Altstädte aufgrund der angespannten Finanzlage ihrem architektonischen Schicksal überlassen und zerfielen zusehends. Die knappen Finanzmittel hatten aber hin und wieder auch ihr Gutes: So gingen in den 1960er-Jahren die Planungen für das neue Schwerin so weit, die gesamte Innenstadt dem Erdboden gleichzumachen und in sozialistischer Manier mittels »Platte« zu gestalten. Die Pläne wurden aus Kostengründen ad acta gelegt.

Das Grüne Band

Das heutige Mecklenburg-Vorpommern war bis zum Fall der Mauer Grenzgebiet zur Bundesrepublik mit stark befestigten innerdeutschen Grenzanlagen, die jede Flucht fast unmöglich machten. Dieses Niemandsland in seiner Abgeschiedenheit war jedoch ein Segen für die Natur. Man könnte zugespitzt formulieren: Der ehemalige Todesstreifen wurde zum Lebenselixier zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten, ist mittlerweile unter dem Begriff »Grünes Band« eines der längsten Biotope Europas und schlängelt sich heute auf mehr als 1400 Kilometern an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang.

Bürgerrechts- und Friedensbewegung

In den späten 1980er-Jahren mischte die Bürgerrechts- und Friedensbewegung an der Seenplatte kräftig mit, um im Zuge von Glasnost und Perestroika gegen staatliche Bevormundung und Willkür aktiv vorzugehen. So gehörte Pfarrer Markus Meckel aus Vipperow an der Müritz zu den Initiatoren der Umwelt- und Friedensbewegung. Er wurde nach dem Mauerfall erster Außenminister der frei gewählten DDR-Regierung. Und in Waren fand Mitte Oktober 1989 eine der ersten Montagsdemonstrationen in Mecklenburg-Vorpommern statt.

Sosehr sich die Deutschen über den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung auch freuten, in den darauffolgenden Jahren brachten die politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen viele Unsicherheiten und Probleme für die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern mit sich. Der wirtschaftliche Zusammenbruch der maroden Industrien ließ die Zahl der Arbeitslosen nach oben schnellen.

Fluch und Segen

Der »Brain Drain« nach der Wiedervereinigung, als viele Menschen wegzogen, um an anderer Stelle Arbeit zu finden, war für das neu gegründete Bundesland Fluch und Segen zugleich: Er hemmte die rasche wirtschaftliche Entwicklung – auf der anderen Seite war er ein Segen für die Natur. Denn da, wo der Mensch das Land verlässt, kann sich die Natur ihre Räume zurückerobern. Der Trend der Landesflucht, er ist seit wenigen Jahren gestoppt. Seit 2013 verzeichnen die Statistiker erstmals mehr Zuzüge als Abwanderungen. Ein Plus von etwa 45 000 Menschen steht in den Büchern. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neue Industrieansiedlungen, hohe Lebensqualität und eine hervorragende Ausstattung der Universitäten sowie steigende Studentenzahlen sorgen für diese erfreuliche Entwicklung.

Politprominenz aus Mecklenburg-Vorpommern

Auch auf der politischen Landkarte hat sich Mecklenburg-Vorpommern mit einigen bemerkenswerten Einträgen verewigt: So amtierte der gebürtige Rostocker Joachim Gauck von 2012 bis 2017 als elfter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Und Kanzlerin Angela Merkel hat ihren Wahlkreis in Stralsund. Der G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm hat sogar für wenige Tage die Scheinwerfer der Welt auf diese Region gerichtet, als sich Merkel, Bush, Putin und Co. in einem überdimensionalen Strandkorb von der versammelten Weltpresse ablichten ließen. Und dass schließlich das Bundesland mit Manuela Schwesig von der SPD eine Ministerpräsidentin hat, ist auch noch kein »common sense« in unserem Staat.

Leben und Reisen in Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern ist ein Land, das schwere Zeiten hinter sich hat, doch die Rahmenbedingungen sind inzwischen besser denn je. Es geht aufwärts! Und das spüren auch die Bewohner, die dort leben. Viele Menschen sind stolz auf ihr Bundesland. Vor einigen Jahren hat ein großes Meinungsforschungsinstitut die Stimmung im Land erfragt und herausgefunden, dass 86 Prozent der Bewohner zufrieden sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Vor allem der Tourismussektor, das äußere Erscheinungsbild der Städte und Dörfer und die Anstrengungen zum Erhalt der Umwelt wurden positiv hervorgehoben. Es macht Spaß, in Mecklenburg-Vorpommern zu leben – und es macht genauso Freude, wenigstens zwei oder drei Wochen dort seinen Urlaub zu genießen.

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Hier lässt sich’s aushalten: Erholung pur am Müritzarm

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Fährt schon, so lange er denken kann, auf den See hinaus: Müritzfischer Stefan Steinbeck.

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Schloss Ulrichshusen: In dem Renaissancebau werden heutzutage Hotelgäste verwöhnt.

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Stolzer Kapitän: Unter Aufsicht darf auch der Nachwuchs das eine oder andere Mal ans Steuer.

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Einsame Natur, urige Dörfer, Schlösser und Gutshäuser: Das ist die Mecklenburgische Schweiz.

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Meister Petz unterwegs im Bärenwald Bad Stuer, seinem neuen Zuhause

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Kunsthandwerk im Slawendorf Neustrelitz

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Hier dreht sich alles um Fisch – aus den über 100 Gewässern der Mecklenburger Seenplatte.

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Tradition großgeschrieben: Der Maibaum in Warin ist mit bunten Bändern geschmückt.

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Dem Himmel so nah bei Jabel

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Auch dieser Grenzpfahl ist Geschichte.

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Am Mirower See

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Auf zu den Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern!

Steckbrief Mecklenburgische Seenplatte

Lage: Mecklenburg-Vorpommern grenzt im Westen an Schleswig-Holstein und Niedersachsen, im Süden an Brandenburg, im Osten an Polen und im Norden an die Ostsee.

Geografie: Das Land gliedert sich in Mecklenburg (etwa zwei Drittel der Fläche), in Vorpommern, in einen kleinen Teil der Prignitz und in den nördlichen Teil der Uckermark.

Fläche: Das Bundesland liegt mit 23 211 Quadratkilometern flächenmäßig an sechster Stelle der deutschen Länder.

Bevölkerungsdichte: Mit 1,6 Millionen Einwohnern und 69 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Mecklenburg-Vorpommern dünn besiedelt und liegt im Länderranking an drittletzter Stelle.

Landeshauptstadt: Die Landeshauptstadt ist Schwerin. Hier leben 96 000 Menschen.

Flagge:

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Größte Stadt: Per definitionem ist Rostock mit gut 200 000 Einwohnern die einzige Großstadt des Landes.

Höchste Erhebung: Die Helpter Berge mit 179 Metern. Der bewaldete Höhenzug befindet sich im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte unweit von Woldegk.

Größter See: Die Müritz hat eine Fläche von 112 Quadratkilometern und gilt als größter innerdeutscher See. Die maximale Tiefe beträgt 31 Meter.

Längster Fluss: Die Elde ist mit 208 Kilometern der längste Fluss innerhalb des Bundeslandes. Die Quelle liegt in der Nähe von Darze, die Mündung in die Elbe bei Dömitz.

Küstenlänge: Mit einer Küstenlänge von 2000 Kilometern (inklusive aller Buchten, Boddenlandschaften und Haffküsten) verfügt MV über die längste Küste aller Bundesländer. Die reine Außenküste beträgt rund 350 Kilometer.

Politik und Verwaltung: Das Land ist in sechs Landkreise und zwei kreisfreie Städte bei insgesamt 753 politisch selbstständigen Städten und Gemeinden gegliedert. MV verfügt über drei Stimmen im Bundesrat.

Religion: Die meisten Einwohner sind konfessionslos. Rund 16 Prozent sind Protestanten, knapp vier Prozent Katholiken. Es gibt jeweils eine jüdische Gemeinde in Rostock und in Schwerin.

Geschichte im Überblick

8000–3000 v. Chr. Die ersten menschlichen Siedlungen von Jägern, Sammlern und Fischern entstehen während der Mittleren Steinzeit.

3000–1800 v. Chr. In der Jungsteinzeit setzen sich Ackerbau und Viehzucht durch.

1800–600 v. Chr. In der Bronzezeit werden erstmals Urnen in Grabhügeln beigesetzt.

Ab ca. 600 v. Chr. Die ersten Germanenstämme siedeln in der Gegend, darunter die Warnen, deren Existenz auch durch Ortsnamen wie Warin belegt wird.

4. Jh. Durch die Völkerwanderung ziehen viele der germanischen Stämme weiter gen Süden und Westen. Ihren Platz nehmen slawische Stämme (u. a. Müritzer, Kessiner und Abodriten) ein, die sich im Laufe der Zeit mit den verbliebenen germanischen Stämmen vermischen.

983 Der Slawenaufstand der im Lutizenbund zusammengeschlossenen Stämme bringt die christlich-germanische Tributherrschaft des Markgrafen Dietrich von Haldensleben zu Ende.

1160 Heinrich der Löwe beendet die slawische Unabhängigkeit und besiegt den obotritischen Fürst Niklot, dessen Hauptsitz, die Mikelenburg, Namensgeberin des heutigen Mecklenburg ist.

1167 Pribislaw, Sohn von Fürst Niklot, erhält einen Großteil Mecklenburgs als Lehen. Dessen Sohn, Heinrich Borwin I., heiratet Mathilde, die Tochter Heinrichs des Löwen, und begründet die Dynastie, die bis 1918 an der Macht bleibt.

Ab 1200 Tausende Siedler werden in Westfalen, Holstein und Niedersachsen von den slawischen Fürsten angeworben, um das Land zu kolonisieren.

1226 Erste Mecklenburgische Landesteilung in die vier Fürstentümer Mecklenburg, Rostock, Parchim-Richenberg und Werle.

1549 Auf dem Sternberger Landtag setzt Fürst Johann Albrecht I. die lutherische Lehre als Landesreligion durch.

1621 Mecklenburg-Güstrow und Mecklenburg-Schwerin entstehen durch die Güstrower Reversalen.

1628 Absetzung der mecklenburgischen Herzöge durch Kaiser Ferdinand II. Neuer Herzog wird der kaiserliche Feldherr Wallenstein, der Schloss Güstrow als Residenz wählt. Grundlegende Reformen: Erstmals werden in Mecklenburg Justiz und Verwaltung voneinander getrennt.

1635 Aussöhnung der Herzöge mit dem Kaiser, die wieder als Herzöge anerkannt werden.

1618–1648 Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf Mecklenburg sind verheerend: Die Einwohnerzahl sinkt von 300 000 auf 50 000, weite Teile des Landes sind verwüstet.

1701 Durch den sogenannten Hamburger Vergleich regieren nun die Herzöge von Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin.

1733 Gründung von Neustrelitz als Residenzstadt und Sitz des Hauses Mecklenburg-Strelitz.

1777 Mit dem letzten Hexenprozess in Mecklenburg ist ein dunkles Kapitel der Landesgeschichte abgeschlossen: Im 16. und 17. Jahrhundert endeten 4000 Prozesse mit 2000 Todesurteilen.

1808 Beide mecklenburgischen Landesteile treten dem Rheinbund bei, nachdem das Heilige Römische Reich Deutscher Nation 1806 aufgelöst worden war.

1815 Auf dem Wiener Kongress werden beide Landesteile zu Großherzogtümern erhoben.

1820 Aufhebung der Leibeigenschaft.

1867 Beide Großherzogtümer treten dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens bei.

1918 Nach dem Freitod von Adolf Friedrich VI. endet das Haus Mecklenburg-Strelitz. Zum Verweser wird der Schweriner Großherzog Friedrich Franz IV. bestellt, der jedoch in den Wirren der Novemberrevolution in Deutschland selbst abdanken muss.

1918/1919 Nach dem Sturz der Monarchie werden beide Landesteile kurzzeitig unabhängig und fungieren als Freistaaten.

1934 Die Unabhängigkeit endet kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Zum 1. Januar 1934 vereinigen sich beide Freistaaten zum Land Mecklenburg.

1952 Das Land wird – wie alle Länder in der DDR – aufgelöst und in Bezirke aufgeteilt: Rostock, Schwerin und Neubrandenburg.

1990 Mecklenburg-Vorpommern entsteht und wird eines von 16 Bundesländern. Im selben Jahr wird der Müritz-Nationalpark gegründet. Schwerin setzt sich gegen Rostock als Landeshauptstadt durch.

1992 Der erste Ministerpräsident heißt Alfred Gomolka und gehört der CDU an.

2011 Das Teilgebiet Serrahn des Müritz-Nationalparks wird UNESCO-Weltnaturerbe.

Seit 2011 Eine Große Koalition regiert in Schwerin unter Führung des SPD-Ministerpräsidenten Erwin Sellering.

2014 Die Übernachtungszahlen steigen kontinuierlich: 28,7 Millionen stehen in den statistischen Büchern. Die meisten ausländischen Gäste kommen aus Schweden und den Niederlanden.

2016 Die Landtagswahlen sehen deutliche Verluste bei der CDU, den Linken, den Grünen und der FDP. Die SPD behauptet sich als stärkste Kraft und die AfD ist mit mehr als 20 Prozent der große Wahlsieger.

WESTLICH DER SEENPLATTE

  1Schwerin

  2Ludwigslust

  3Zarrentin

  4Neukloster

  5Warin

  6Sternberg

  7Güstrow

  8Kloster Dobbertin

  9Goldberger See

10Krakow am See

11Redefin

12Plau am See

13Lübz

14Bad Stuer

15Zislow

16Malchow

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Wolken spiegeln sich im Inselsee bei Güstrow.

1 Schwerin

Die Schöne am See

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Deutschlands kleinste Landeshauptstadt liegt idyllisch an mehreren Seen, weitläufigen Parks und Grünanlagen. Weithin sichtbares Wahrzeichen ist das Schloss am Rande der Altstadt auf einer kleinen Insel im Schweriner See. Wenige Gehminuten sind es nur bis zu den verwinkelten Gassen der Altstadt mit ihren gut erhaltenen Gebäuden aus verschiedenen architektonischen Epochen und dem Schweriner Dom von 1171.

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Der Schweriner Dom überragt die Altstadt.

Hektisch und laut geht es selten zu in Schwerin, das mit etwas über 90 000 Einwohnern nicht einmal den offiziellen Status einer Großstadt hat. Dennoch bringen die Ministerien, der Landtag, der sich im Schloss befindet, wichtige Behörden und Institutionen und vor allem die wachsende Zahl auch an ausländischen Besuchern eine gewisse Weltläufigkeit in die Stadt.

Das Märchenschloss auf der Insel

Schwerin lässt sich wunderbar per pedes entdecken. Ein geeigneter Ausgangspunkt ist die Schlossinsel. Über die Zugangsbrücke erreicht man in wenigen Minuten das Schloss, das als eines der bedeutendsten Bauwerke des Romantischen Historismus in Europa gilt. Über Jahrhunderte diente es als Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge. Keimzelle war eine slawische Burg, die um das Jahr 965 errichtet wurde. Das heutige Schloss entstand zwischen 1845 und 1857 nach Plänen bekannter Architekten, darunter die Schweriner Baumeister Georg Adolph Demmler und Hermann Willebrand sowie Gottfried Semper aus Dresden, Friedrich August Stüler aus Berlin und der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner.

1918 dankte der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin im Zuge der Novemberrevolution ab, und 1921 machte man viele der historischen Räume der Öffentlichkeit zugänglich. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Schloss immer wieder zweckentfremdet: Von der NS-Volkswohlfahrt über ein Lazarett am Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Ausbildungsstätte von Kindergärtnerinnen zu DDR-Zeiten gab es mannigfache Nutzungskonzepte, die aus heutiger Sicht oft befremdlich wirken. Seit der Wende 1990 hat der Mecklenburgische Landtag seinen Sitz im Schloss. Daneben ist ein Teil des Staatlichen Museums Schwerin dort untergebracht.

Wo Herzog und Herzogin residierten

Ein Rundgang entführt den Besucher in die prachtvolle Zeit des mecklenburgischen Hochadels: Im zweiten Stock gelangt man in die Beletage, wo sich einst die Gesellschaftsräume und die Wohngemächer der Herzogin befanden. Zu den umfassend renovierten Räumlichkeiten zählen das Wohnzimmer mit seinen blauen Wandtapeten, das Esszimmer mit seiner wertvollen Vertäfelung und das Teezimmer neben weiteren reich verzierten und repräsentativen Räumen. Besonders schön anzusehen ist das runde Blumenzimmer mit seinen Deckenmalereien und Skulpturen im Hauptturm – und der Blick von dort hinaus auf den Schweriner See. Auf der ersten Etage ist außerdem die Porzellan- und Waffensammlung des Museums untergebracht. Im dritten Stock schreitet man durch die Wohnräume des Herzogs sowie durch die Prunk- und Repräsentationssäle. Die Räumlichkeiten waren so angelegt, dass Besucher maximal beeindruckt waren, wenn sie von Lakaien durch die Ahnengalerie hin zum prächtigen Thronsaal geleitet wurden, wo sie der Herzog auf seinem reich verzierten Thronsessel unter einem Baldachin zur Audienz empfing. Marmorsäulen, Intarsienparkett und ein mächtiger Kronleuchter taten dazu ein Übriges, um den Herrscher groß und den Bittsteller klein erscheinen zu lassen.

Burg- und Schlossgarten

Wenn Wetter und Zeit es erlauben, sollte man einen Gang ums Schloss einplanen: Der Burggarten trägt die Handschrift des preußischen Gartenbaumeisters Peter Joseph Lenné (1789 bis 1866). Im Mittelpunkt steht die Orangerie, die heute in Teilen gastronomisch genutzt wird. Der Garten bildet ein schönes Ensemble aus Blumen, Skulpturen und Wasserspielen. Südwestlich der Schlossinsel erstreckt sich auf dem Festland der Schlossgarten, der nach französischem Vorbild angelegt wurde und 1748 seine heutige Gestalt bekam. Man erreicht ihn über eine alte Drehbrücke. Herzstück ist der von Skulpturen eingerahmte Kreuzkanal. Der Garten wurde im 19. Jahrhundert nach Plänen von Lenné erweitert.

Zwischen Schloss und Altstadt

Vom Schloss in die Altstadt gelangt man wieder über die Brücke zum Alten Garten, der zwischen Schlossstraße und Werderstraße verläuft und als Bindeglied zwischen Schloss und Altstadt fungiert. Der Name verspricht mehr, als er hält, denn von einer Gartenanlage ist bis auf kleinere Rasenflächen und wenige Bäume nichts mehr zu sehen. Im 17. Jahrhundert angelegt, verfiel sie bald, als der neue und prächtige Schlossgarten das Licht der Welt erblickte. Interessant sind heute vielmehr die repräsentativen Gebäude, die den Platz einrahmen. Von der Schlossbrücke aus betrachtet, steht links die Siegessäule als Denkmal für die Mecklenburger, die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ihr Leben ließen. Sie misst 23 Meter und ist der Phokas-Säule in Rom nachgebildet.

Dahinter stehen an der Nordwestseite des Alten Gartens das Landeshauptarchiv und das klassizistische Kollegiengebäude, in dem sich heute die Staatskanzlei befindet. Auf der rechten Seite der Schlossstraße folgt der Fachwerkbau des Alten Palais (spätes 18. Jahrhundert). Er ist das älteste Gebäude am Alten Garten und wurde zwischen 1837 und 1842 als Wohnsitz von Großherzog Paul Friedrich und seiner Frau Alexandrine genutzt. Heute ist das Palais ein Verwaltungsgebäude.

Staatstheater und staatliches Museum

Nebenan beeindruckt das Mecklenburgische Staatstheater mit seinem säulenbewehrten Eingang als beliebtes Fotomotiv. 1886 wurde die im italienischen Renaissancestil errichtete Spielstätte eröffnet und galt seinerzeit als einer der modernsten Theaterbauten Europas. Ein eigenes Elektrizitätswerk versorgte das Gebäude mit Licht. Heute reicht das Angebot von Oper und Konzert über Schauspiel bis zu Ballett und Puppentheater, interpretiert von der Mecklenburgischen Staatskapelle, die als eines der ältesten Orchester in Deutschland gilt. Mehr als 200 000 Besucher pro Spielzeit zeugen davon, dass die rund 20 Neuinszenierungen pro Jahr bestens ankommen.

Gleich nebenan steht das Staatliche Museum (1882). Es ist im Stil der griechischen Renaissance gehalten und imponiert mit einer großen Treppe, die auf ionische Säulen zuführt. Die Sammlungen umfassen mehr als 100 000 Kunstwerke aller Epochen. Besonders erwähnenswert sind die Werke Alter und Neuer Meister, deren Namen den kundigen Besucher mit Ehrfurcht erfüllen, darunter Werke von Peter Paul Rubens, Rembrandt, Caspar David Friedrich, Lucas Cranach oder Pablo Picasso.

Altstädtischer Markt

Nur wenige Gehminuten sind es ins Stadtzentrum. Zentraler Anlaufpunkt ist der belebte Altstädtische Markt, dessen Geschichte ins 12. Jahrhundert zurückreicht und dessen heutige rechteckige Form nach dem verheerenden Stadtbrand von 1651 entstand. Markantester Blickfang ist sicherlich das Neue Gebäude am Markt 1, das der Volksmund »Säulengebäude« getauft hat. Der zweigeschossige Bau entstand 1783 bis 1785 als Markthalle und gleicht mit seinen 14 dorischen Säulen eher einem Adelspalais. Heute wird er gastronomisch genutzt.

Das zweite auffällige Gebäude ist das Alte Rathaus, das bis in die 1990er-Jahre von Oberbürgermeister und Stadtverwaltung als Amtssitz genutzt wurde. Die Fassade im Tudorstil von 1835 ist zinnenbekrönt. Auf der mittleren Zinne thront die vergoldete Reiterfigur von Heinrich dem Löwen (1129–1195). Dem Stadtgründer ist ein weiteres Denkmal an der Nordseite des Marktes gewidmet. Die Stele mit Löwenskulptur aus dem Jahr 1995 wurde am Vorabend seines 800. Todestags eingeweiht. Der viereckige Sockel ist mit Reliefbildern geschmückt, die Ereignisse aus seinem bewegten Leben darstellen. Der Marktplatz wird vom imposanten Schweriner Dom überragt, der zu den wichtigsten Gebäuden der norddeutschen Backsteingotik zählt.

Stadt am Wasser

Nördlich an die Altstadt schließt sich der Pfaffenteich an. Um den im Mittelalter künstlich angelegten kleinen See, über den eine Fähre das West- und Ostufer verbindet, führt ein schöner Rundweg, der immer wieder neue Aussichten auf Altstadt und Dom bietet. Sehenswert sind alte Bürgerhäuser und als Blickfang das Arsenal, ein im Tudorstil Mitte des 19. Jahrhunderts erbautes ockerfarbenes Gebäude, das früher als Zeughaus, Gefängnis und Militärgericht diente und heute das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern beherbergt.

Etwa vier Kilometer südlich der Altstadt am Südufer des Faulen Sees und am südwestlichen Zipfel des Innensees liegt der kleine, aber feine Zoologische Garten. Als der Zoo 1956 mit einem Pfleger und 17 Tieren startete, war längst nicht abzusehen, dass daraus ein halbes Jahrhundert später ein respektabler Tierpark mit 2400 Tieren werden würde, die sich auf 154 Arten verteilen, darunter Tiger, Breitmaulnashörner und Giraffen. Der Zoo punktet mit Übersichtlichkeit, guter Infrastruktur und kleinen Extras wie Elektroscooter.

Natürlich gibt es in so einer wasserreichen Gegend wie hier zahlreiche Badestellen. Doch der Zippendorfer Strand in der Nähe des Zoos ist für die Schweriner so etwas wie der Hausstrand. Er liegt am südlichen Ufer des Schweriner Innensees und somit nur wenige Kilometer von der Altstadt entfernt. Hier haben Generationen von Einheimischen schwimmen gelernt. Wer sich am langen und breiten Sandstrand sonnt, kann übers glitzernde blaue Wasser auf die Silhouetten des Schlosses und des Doms blicken. Zippendorf wurde im 19. Jahrhundert von den wohlhabenden Schweriner Bürgern entdeckt und entwickelte sich schnell zu dem, was man heute ein Trendviertel nennt. Der angesagte Stadtteil besticht durch repräsentative Villen und eine Strandpromenade mit Ausflugscafés und Restaurants.

Leben der Bauern

In unmittelbarer Nachbarschaft lohnt ein Besuch des Freilichtmuseums für Volkskunde. Das weitläufige Gelände befindet sich im früheren Bauerndorf Mueß und erzählt vom beschwerlichen Leben der mecklenburgischen Landbevölkerung vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf dem 5,5 Hektar großen Gelände stehen fast zwei Dutzend Gebäude, darunter die Dorfschmiede, eine Schule, Bauernhäuser und Scheunen. Außerdem werden landwirtschaftliche Geräte ausgestellt.

Nicht verpassen

WUNDER DER BACKSTEINGOTIK

Die dreischiffige Basilika wurde ab 1270 neu ge-baut. Anlass war ein angeblicher Blutstropfen Jesu in einem Schmuckstein, den Graf Heinrich von Schwerin von einem Kreuzzug mitgebracht hatte. Dem anhaltenden Pilgerstrom war die romanische Kirche bald nicht mehr gewachsen und nach fast anderthalb Jahrhunderten Bauzeit wurde der Dom 1416 fertiggestellt. Das imposante Bauwerk mit dem gotischen Flügelaltar ist 105 Meter lang, die Gewölbehöhe beträgt 26,5 Meter. Die größtenteils neugotische Innenausstattung wurde im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Über allem ragt der 117,5 Meter hohe Westturm, von dem die Aussicht über Schwerin und die Seen wahrlich grandios ist.

Schweriner Dom. Mo–Sa 11–15, So, Fei 12–15 Uhr, Domführung Di, Sa 11 Uhr, Am Dom 4, 19055 Schwerin, Tel. 0385/592 52 22 (Domführung), www.dom-schwerin.de

Nicht verpassen

DER GAST IST KÖNIG

Wer auf dem Weg zum Schloss ist, sollte einen Abstecher ins »Prag« machen. Das Café an der Ecke Puschkinstraße befindet sich in einem historischen Stadthaus und blickt auf mehr als 250 Jahre Gastronomiegeschichte zurück. Bei schönem Wetter geht der Blick von der Terrasse auf das Schloss und den Alten Garten. Das Café ist ein beliebter Treffpunkt für Schweriner und Besucher, den ganzen Tag über herrscht reger Betrieb: Morgens kommen die Frühstücksgäste, mittags Geschäftsleute für einen schnellen Imbiss. Nachmittags läuft die Crew zur Höchstform auf. Die Torten, Blechkuchen und das Teegebäck schmecken hervorragend. In dem Familienbetrieb ist der Gast wirklich König. Man wird sehr freundlich und zügig bedient, ohne dass es hektisch wirkt.

Café Prag. Mo–Fr 8–19, Sa 10–19, So 10–18 Uhr, Schlossstr. 17, 19053 Schwerin, Tel. 0385/56 59 09, www.restaurant-cafe-prag.de

Geheimtipp

FEINE WARE

Unweit des Schweriner Doms liegt die kleine Töpferei mit ihren gerade mal 50 Quadratmetern. Verkaufsraum und Werkstattbereich gehen ineinander über, sodass man sich als Besucher als Teil des Geschehens fühlen kann. Loza Fina kommt aus der portugiesisch-spanischen Keramiktradition und heißt so viel wie »Feine Ware«. Und die wird tatsächlich produziert als Kleinserie und Unikat in der Gestalt leichter Gebrauchskeramik. Da stehen bauchige Kaffeetassen und hohe Weingläser neben Teekannen und Müslischalen im Regal. Per Hand werden vor dem Brennen wunderschöne Blütenmotive aufgemalt. Verkaufsschlager sind handgemalte Schriftzüge wie »Seemannsbraut« oder »Unschuld vom Lande«.

Töpferei Loza Fina. Puschkinstr. 51/53, 19055 Schwerin, Tel. 0385/20 23 41 22, www.loza-fina.de

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Ein Gesamtkunstwerk: das imposante Schloss

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Der farbenprächtige Burggarten mit Blumenrabatten, Skulpturen und Wasserspielen

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Trinkgenuss und Tradition im Weinhaus Uhle seit 1751

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Populärster Treffpunkt der Stadt: Café Prag

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Hier entsteht die »Feine Ware«.

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Unterwegs in der Altstadt

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