Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.
© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020
MERIAN ist eine eingetragene Marke der GANSKE VERLAGSGRUPPE.
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Ihre Meinung ist uns wichtig. Bitte schreiben Sie uns:
GRÄFE UND UNZER VERLAG
Postfach 86 03 66, 81630 München, www.merian.de
Leserservice:
merian@graefe-und-unzer.de
Tel. 00800/72 37 33 33 (gebührenfrei in D, A, CH)
Mo–Do 9–17 Uhr, Fr 9–16 Uhr
Verlagsleitung: Grit Müller
Verlagsredaktion: Stella Schossow
Autor: Sascha Borrée
Redaktion: bookwise GmbH
Bildredaktion: Marie Danner
Schlussredaktion: Ulla Thomsen
Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München
Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH
eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt
ISBN 978-3-8342-3132-1
1. Auflage 2020
GuU 3132-1 4_2020_2
Bildnachweis
Titelbild (Sagrat Cor, Tibidabo): Getty Images: Alexander Spatari
Alamy Stock Photo: Stefano Politi Markovina > | AWL Images: Marco Bottigelli >, >, >, Stefano Politi Markovina > | gemeinfrei: > | Getty Images: Pola Pablo Damonte >, Jacek Kadaj >, Busà Photography >, Hulton Archive/Leonardo Cendamo >, fStop Images/Tobias Titz >, Buena Vista Images >, Nicola Micheletti >, EyeEm/Jaeyun Jang 151, Tim Stocker Photography >, iStockphoto/carlosanchezpereyra >, Robert Wilson >, LightRocket/Frank Bienewald >, EyeEm/Keith Hawkins > | Huber Images: Pietro Canali >, >, Anna Serrano >, >, Marco Arduino > | imago: Kraft / © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 >, imagebroker > | imago images: ZUMA Press >, Panthermedia > | laif: hemis.fr/Anna Serrano >, hemis.fr/BORGESE Maurizio >, hemis/Rene Mattes / © Successió Miró/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 >, hemis.fr/Ludovic Maisant >, >, Gunnar Knechtel >, > Frank Heuer > | Look: age fotostock >, >, Jürgen Richter > | mauritius images: imageBROKER/Jacek Sopotnicki >, Alamy/Lucas Vallecillos >, Alamy/Zoonar GmbH >, Westend61 >, Alamy/Ian Goodrick >, Alamy/Nathaniel Noir >, hemis.fr >, Alamy/Marc Soler >, age fotostock >, Carlos Sánchez Pereyra >, Alamy/Patrycja Polechonska >, Alamy/deadlyphoto.com >, Alamy/Monica Wells >, Alamy/Paul Micah > | picture alliance: imageBROKER/Uwe Kraft >, imageBROKER/Barbara Boensch >, ZUMAPRESS.com/Paco Freire >, imageBROKER/Robin Simon >, imageBROKER/Valentin Wolf >, NurPhoto/Joan Valls >, Bildagentur-online >, imageBROKER/Daniel Schoenen / © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 >, ullstein bild/Wolfgang M. Weber > | plainpicture: Tamboly Photodesign >, Robert Pola > | Seasons Agency: GourmetPictureGuide >, Küppers, Andrea > | plainpicture: robertharding/Neale Clark > | Shutterstock.com: Pol Albarran Sanchez >, StockBrunet >, Kseniya Bigun >, Evgeniya Telennaya >, artjazz >, Marco Rubino 59, Fotokon >, Takashi Images >, Goran Vrhovac >, Ttstudio >, engineervoshkin >, Elijah Lovkoff >, Feel good studio > | stock.adobe.com: Toniflap >, Cristi >
Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ohne Zustimmung von Gräfe und Unzer ist unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Daten und Fakten für dieses Werk wurden mit äußerster Sorgfalt recherchiert und geprüft. Wir weisen jedoch darauf hin, dass diese Angaben häufig Veränderungen unterworfen sind und inhaltliche Fehler oder Auslassungen nicht völlig auszuschließen sind. Für eventuelle Fehler oder Auslassungen können Gräfe und Unzer, die ADAC Medien und Reise GmbH sowie deren Mitarbeiter und die Autoren keinerlei Verpflichtung und Haftung übernehmen.
Bei Interesse an maßgeschneiderten B2B-Produkten:
Roswitha Riedel, roswitha.riedel@graefe-und-unzer.de
Übersichtskarte
Das höchste der Gefühle: Barcelonas Oberstadt ist Heimat des gehobenen Bürgertums – und Standort prächtiger Stadtpaläste und Villen aus dem 19. Jahrhundert.
Übersichtskarte
Dörflich, lässig, multikulti: Das alternative Viertel zwischen Passeig de Gràcia und Park Güell wirkt wie ein Gegenentwurf zum touristisch-trubeligen Stadtkern.
Übersichtskarte
Spielwiese visionärer Architekten: In der Stadterweiterung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts stehen Barcelonas berühmteste Bauten – darunter die fantastische Kirche Sagrada Família und die Stadtpaläste am Nobelboulevard Passeig de Gràcia.
Übersichtskarte
Stille Orte, starke Panoramen: Barcelonas Haushügel ist das perfekte Ziel für eine kleine Flucht aus dem quirligen Zentrum – und dabei selbst Standort sehenswerter Attraktionen.
Übersichtskarte
Vom Schmuddel zum Szeneviertel: Der Altstadtbezirk lockt mit Kirchen und Palästen, weiten Plätzen und Promenaden, spektakulären Kulturzentren – und einem vibrierenden Nachtleben.
Übersichtskarte
Hier schlägt das alte Herz der Stadt: Im Barri Gòtic schlendert man durch verwinkelte Gassen, über bezaubernde Plätze, vorbei an viel mittelalterlichem Gemäuer – und Ruinen aus (römischer) Gründerzeit.
Übersichtskarte
Kultur, Kulinarik und Nightlife: Das kleinste der drei Altstadtviertel hat viel zu bieten – neben dem beliebtesten Museum und dem berühmtesten Konzertsaal der Stadt auch viele Schauplätze aus Barcelonas bewegter Geschichte.
Übersichtskarte
Ateliers, Kulturzentren, sogar ein eigener Strand: Abseits vom ganz großen Trubel der Altstadt erlebt Barcelonas altes Industrieviertel seine Wiedergeburt als Kreativdistrikt.
Übersichtskarte
Einst kehrte die Stadt dem Meer ihren Rücken zu, heute kann sie kaum noch genug bekommen vom Wasser: Barcelonas maritime Seite entwickelt sich mit rasanter Dynamik.
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir freuen uns, dass Sie sich für diesen MERIAN Reiseführer entschieden haben. Unsere Autoren und Autorinnen sind für Sie unterwegs und recherchieren sehr gründlich, damit Sie mit aktuellen und zuverlässigen Informationen auf Reisen gehen können. Dennoch lassen sich Fehler nie ganz ausschließen. Wir bitten um Verständnis dafür, dass der Verlag keine Haftung übernehmen kann.
Katalonien kontrovers!: Von A(utonomie) bis Z(entralstaat) >
Kosmetik statt Gotik: Mehr schöner Schein als altes Gemäuer >
Barcelona literarisch: Die Stadt der Wunder – und Bücher >
Kulinarik-Kathedralen: Im Bauch von Barcelona: Märkte auf der Überholspur >
Vegetarisch und vegan: Fleischfrei schlemmen: Barcelonas alternative Gastro-Szene >
Open-Air-Flair: Platz da: Barcelonas Plätze und Promenaden >
Genie Gaudí: Der Architekt, der Barcelona erfand >
Picasso, Miró, Tàpies: Kreativer Nährboden >
Katalanische Sprache: Das kommt mir gar nicht spanisch vor! >
Die Stadt der Mosaike: Trencadís: bunt und brüchig >
Katalanische Kicker: FC Barcelona: viel mehr als ein Verein >
Jugendstil auf Katalanisch: Schluss mit kantig: der Modernisme >
Katalanische Kellerkinder: Cava statt Champagner >
MERIAN Top 10 |
|
MERIAN Empfehlungen |
|
Im Vorbeigehen entdeckt |
Preise für ein Doppelzimmer mit Frühstück: |
Preise für ein dreigängiges Menü: |
||
€€€€ |
ab 200 € |
€€€€ |
ab 100 € |
€€€ |
ab 110 € |
€€€ |
ab 60 € |
€€ |
ab 80 € |
€€ |
ab 25 € |
€ |
bis 80 € |
€ |
bis 25 € |
Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Barcelona weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.
Alte Gemäuer, enge Gassen, verwunschene Plätze – das historische Herz der Stadt. >
Viel Verkehr, dichtes Gedränge, bunte Straßenkünstler: Barcelonas berühmt-berüchtigte Flaniermeile. Eine Bühne für Einheimische und Gäste. >
Der legendäre Markt gilt als »Bauch von Barcelona«, wird von den besten Köchen der Stadt geschätzt und hat eine unschlagbare Lage: direkt an den Ramblas. >
Das meistbesuchte Museum der Stadt, gewidmet vor allem dem Frühwerk des großen Künstlers, der einst an der Kunstakademie der Stadt studierte. >
Prunk, Protz oder Peinlichkeit? Die opulente Ornamentik des Musikpalasts polarisiert. Einst wurde sein Abriss gefordert, heute gehört das Gebäude zum Weltkulturerbe. >
Mit der Metro zur Platja: Auf der Strandpromenade trifft sich die ganze Stadt. >
Geplant als Gartenstadt, heute eine herrliche Park- und Märchenlandschaft. >
Beste Adresse: Die noble Prachtmeile ist gesäumt von eleganten Hotels, hochkarätigen Museen – und berühmten Gaudí-Gebäuden. >
Bizarr und weltberühmt: die beiden Stadtpaläste am Passeig de Gràcia, gebaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Architekturgenie Antoni Gaudí. >, >
© Getty Images: Pola Pablo Damonte
Innenraum der Sagrada Família. Erst seit 2019 gibt es eine Baugenehmigung für die Kirche. 137 Jahre lang war das Lebenswerk von Antoni Gaudí ein Schwarzbau.
Barcelonas weltberühmtes Wahrzeichen: die wohl seltsamste – und bald auch größte – Kirche der Welt. 2026, 100 Jahre nach Gaudís Tod, soll der Bau vollendet sein. >
Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und feine Details versprechen besondere Augenblicke.
Bummel über die kleinen Plazas im dörflichen Gràcia. >
Ausstellungen, Festivals und kreative Experimente. >
Sushi- oder Tapas-Bar? Beides! Fernöstliche Tapas quasi. Und zwar mit Michelin-Stern. >
Pause machen: beim Picknick im großen Stadtpark. >
Erzählt von Barcelonas ganz besonderer Beziehung zur Schokolade. Schauen und naschen! >
So bunt wie brüchig: Barcelonas berühmte Mosaik-Technik. Auch als DIY-Workshop! >
Legendäres Cava-Kultlokal. >
Kleine Fluchten auf den Haushügel der Stadt. >
Zentrum für Kataloniens folkloristische Musikstile. >
Pilgerstätte für Fans: Europas größtes Fußballstadion. >
Die Gipfelkirche auf dem Tibidabo bietet ein atemberaubendes Barcelona-Panorama. >
© Shutterstock.com: StockBrunet
Der Mercat de Sant Antoni erstrahlt nach der Renovierung im ursprünglichen Glanz.
Fit für die Zukunft: Barcelonas größte – und gerade frisch sanierte – Markthalle. >
Blütenpracht im riesigen Blumen-Großmarkt, geöffnet rund um die Uhr. >
Früher Barcelonas Werkbank, heute das neue In- und Kreativviertel der Stadt. >
Abstecher in den mondänen Badeort. >
© Shutterstock.com: Pol Albarran Sanchez
Die Stadt bei Sonnenuntergang. Im Vordergrund die Catedral de Santa Creu i Santa Eulàlia im Stadtviertel Barri Gòtic.
© picture alliance: imageBROKER/Uwe Kraft
Verzierte Fenster mit Blick auf die Sagrada Família im Hospital de Sant Pau.
Was ist das für eine Stadt, die fieberhafte Architektur-Visionen in die Realität hineinragen lässt? Die so postmodern wirkt wie provinziell, so reich beschenkt wird von Meer und Sonne? Annäherungen an eine Metropole, die ihre Widersprüche zelebriert.
Beim ersten Mal kamen mir fast die Tränen. Ich war gerade seit ein paar Tagen in der Stadt, hatte natürlich schon von der Casa Batlló gehört, wollte das berühmte Gaudí-Gebäude jetzt mit eigenen Augen sehen. Und dann stand ich davor, stand drin, war wie überwältigt: das geschuppte Drachendach, das in der gleißenden Mittelmeersonne glitzert; die Balkonbrüstungen, die wie schlüpfende Küken aus der Fassade herausdrängen; Säulen wie Baumstämme oder wie die Knochen eines riesigen Fabeltiers; Wände, die sich wellen und winden. Alles vibriert, pulsiert, wirkt seltsam lebendig!
Ich war ergriffen, so viel Anmut hatte ich nicht erwartet. Vor allem aber hatte ich nicht erwartet, dass irgendwo auf dieser Welt solche kühnen, fieberhaften Visionen tatsächlich in die Realität hineinragen – nicht nur als Idee und Skizze, aus Pixeln oder Pappmaschee, als Kulisse für einen Themenpark oder Fantasyfilm. Nein, die Casa Batlló war und ist ein ernst gemeinter Beitrag zum Stadtbild einer Millionenmetropole, genauso wie die noch berühmtere Sagrada Família und viele weitere Modernisme-Bauten in Barcelona.
Was für eine Stadt leistet sich solche Architekten und Gebäude? Was für eine Stadt baut Blindenheime und Krankenhäuser, die an märchenhafte Palastkomplexe erinnern? Vielleicht war schon an jenem Nachmittag in der Casa Batlló klar, dass mein erster Barcelona-Besuch damals nur ein Anfang sein sollte, dass ich wiederkommen und länger bleiben würde. Dass ich wissen wollte, wie sich der Alltag zwischen solchen Häusern anfühlt. Ich wollte wissen, wie es sich lebt in dieser Stadt der Gegensätze, die manchmal so knorrig archaisch wirkt, dann wieder so kosmopolitisch; so altmodisch wie aufgeregt postmodern; so charmant provinziell wie international. Und ja, zugegeben, auch das Leben in einer Stadt, die so reich von Sonne und Meer beschenkt wird, wollte ich kennenlernen. Ich wollte diese Stadt verstehen.
Ob mir das mittlerweile gelungen ist? Ich habe da meine Zweifel. Klar, ich habe Barcelona intensiv erlebt, kann auf den folgenden Seiten jetzt die eine oder andere Geschichte erzählen, Hintergründe erklären, Zusammenhänge aufzeigen. Aber die Stadt wirklich verstehen? Vielleicht geht es darum auch gar nicht. Vielleicht geht es eher darum, Barcelona immer wieder zu bestaunen, zu erfahren, aufs Neue zu entdecken: ohne besondere Erwartungen, dafür mit offenem, frischem Forscherblick. Ich wünsche Ihnen viele bewegende Entdeckungen!
Sascha Borrée hat Barcelona zum ersten Mal für einen Sprachkurs besucht – und ist dann immer wieder zurückgekehrt, hat insgesamt ein Jahr lang in der Mittelmeermetropole gelebt. Er schreibt seit 20 Jahren als freier Autor und Reporter für diverse Magazine und Blogs, vor allem über Themen wie Natur und Technik, Mensch und Wildnis, Psychologie und Spiritualität.
Amtssprachen: Spanisch (Kastilisch), Katalanisch, Aranesisch
Autonome Gemeinschaft: Katalonien
Bevölkerung: Spanier 83 %, Ausländer 17 % – vor allem aus lateinamerikanischen Ländern und Europa
Bevölkerungsdichte: 16.000 Einw./km²
Einwohner: 1,6 Mio.
Fläche: 102 km²
Höhe über NN: 12 m
Religion: v.a. Katholiken (etwa 90 %)
Verwaltung: 10 Distrikte
Währung: Euro
Website: www.barcelona.cat
Klima (Mittelwerte)
Mit 1,6 Mio. Einwohnern ist Barcelona die größte europäische Mittelmeermetropole – und direkt nach Madrid die zweitgrößte Stadt in Spanien. Wenn man die Vororte Barcelonas einbezieht, verdoppelt sich die Einwohnerzahl der Stadt: Rund 3,2 Mio. Menschen leben in der sogenannten »Àrea Metropolitana de Barcelona«.
Im Nordosten der Iberischen Halbinsel liegt Barcelona direkt am Mittelmeer. Natürliche Grenzen bilden außerdem im Rücken der Stadt die Bergkette Serra de Collserola, im Süden der Fluss Llobregat und im Norden der Fluss Besòs. Nicht zuletzt deswegen ist die Metropole auf vergleichsweise kleiner Fläche (nur ein Drittel des Münchener, ein Viertel des Kölner oder ein Zehntel des Hamburger Stadtgebiets) sehr dicht besiedelt. Die Altstadt und andere küstennahe Stadtteile liegen nur leicht über dem Meeresspiegel, nennenswerte Erhebungen kommen kaum vor. Allein der als Hausberg Barcelonas bekannte Montjuïc ist hier die Ausnahme: Er scheint fast direkt aus dem Mittelmeer zu wachsen und erreicht dabei eine Höhe von 173 m. Viele andere Viertel, etwa Gràcia, Sarrià oder Sant Gervasi de Cassoles, erstrecken sich über die höher gelegenen Ausläufer der Bergkette Serra de Collserola. Schon der Prachtboulevard Pg. de Gràcia steigt ausgehend von der Pl. de Catalunya spürbar nach Nordwesten an.
Auf vielen Politikfeldern fallen die Entscheidungen in Madrid – dort sitzt die spanische Zentralregierung, zu ihren Kompetenzen gehören unter anderem Außenpolitik, Innere Sicherheit, Finanzen und der überregionale Verkehr (zum Beispiel der Schienenverkehr des staatlichen Bahnunternehmens renfe). Darüber hinaus gibt es in der Autonomen Gemeinschaft Katalonien eine Regionalregierung (Generalitat de Catalunya), kommunale Fragen liegen in der Zuständigkeit von Bürgermeister und Stadtrat (Ajuntament). Barcelona setzt sich aus zehn Verwaltungsbezirken zusammen. Jeder Bezirk hat einen eigenen Bezirksrat und einen Ratsvorsteher, in manchen kommunalen Fragen wird ihnen ein gewisses Entscheidungs- und Mitspracherecht eingeräumt.
© Getty Images: Jacek Kadaj
Mosaik-Kunst von Antoni Gaudí im beeindruckenden Märchengarten Park Güell.
In der Stadt bekennt man sich – wie im übrigen Spanien – traditionell zum Katholizismus. Nur rund 10 % der Einwohner sind hier gar nicht oder anders gläubig. Während die Sagrada Família einst als Sinnbild eines besonders strengen Glaubens entstand, hat die Religion im Alltag vieler Menschen mittlerweile erheblich an Bedeutung verloren.
Spanisch (hier Kastilisch, Castellano, genannt) wird von fast allen Bewohnern der Stadt gesprochen. Als Muttersprache gilt vielen aber das Katalanische, Català. Man nutzt es ganz selbstverständlich im Familienkreis, unter Freunden, am Arbeitsplatz, in Schule sowie Universität, auch im Parlament. Da viele Zuwanderer aus anderen spanischen Regionen meist kein Katalanisch beherrschen, kommt es hier immer wieder zu Debatten und Konflikten.
Früher gehörte die Gegend um Barcelona zu den großen Industriegebieten Europas, bis heute bildet die Stadt das Zentrum einer der stärksten spanischen Wirtschaftsregionen. Zu den wichtigsten Branchen zählen die Automobil-, Chemie-, Pharma- und Textilindustrie. Auch als Medienmetropole ist Barcelona vielen ein Begriff, nirgendwo sonst haben sich so viele spanische Verlagshäuser angesiedelt.
Passeig del Born: 0,1 km
Rambla del Raval: 0,3 km
Les Rambles: 1,2 km
Passeig Marítim de la Barceloneta: 1,2 km
Rambla de Catalunya: 1,3 km
Passeig de Gràcia: 1,5 km
Avinguda del Tibidabao: 1,5 km
Tibidabo: 512 m
Montjuïc: 173 m
Sagrada Família bei Fertigstellung: 170 m
Sagrada Família derzeit/seit Jahrzehnten: 112 m
Hotel Arts/Torre Mapfre: 154 m
Torre Glòries: 142 m
Torre Calatrava: 136 m
Hotel Vela/W Hotel: 99 m
Kathedrale: 53 m
Kein Gebäude in Barcelona darf den Montjuïc überragen, die Sagrada Família wird deshalb nur ganz knapp an diese Grenze kommen – und bei ihrer Fertigstellung dann trotzdem die größte Kirche der Welt sein.
© Shutterstock.com: Kseniya Bigun
Die Grafik zeigt es: Lange gerade Straßen prägen den Stadtteil Eixample.
Leicht zu erkennen ist das Schachbrettmuster der modernen Planstadt Eixample (Grafik oben). Mit durchschnittlich mehr als 35.500 Menschen pro km² gehört der Stadtbezirk zu den europaweit am dichtesten besiedelten Orten. Die Bevölkerungsdichte ist hier sogar deutlich höher als in Monaco oder Hongkong.
Eine Zeitreise durch zwei Jahrtausende: Wer die Stadt verstehen will, muss ihre Geschichte kennen – die dunklen Stunden genauso wie die großen Blütezeiten.
Die kleine römische Kolonie Barcino entwickelt sich schnell zu einem wichtigen Handelsstützpunkt. Auf dem heute als Barri Gòtic bekannten Gebiet entstehen beeindruckende Bauten, etwa der prächtige Augustustempel.
Die aus Nordafrika kommenden Mauren erobern große Gebiete des heutigen Spaniens – und bleiben teilweise bis ins 15. Jahrhundert. Nur nicht in Katalonien und Barcelona: Hier werden die moslemischen Mauren schon 801 wieder vertrieben, lange entwickelt sich Katalonien jetzt losgelöst vom übrigen Spanien.
Mit dem aragonesisch-katalanischen Königreich bildet sich ein neuer Staat. Barcelona wird Regierungssitz – und bald ein ernst zu nehmender Machtfaktor. Für die mittelalterliche Stadt beginnt eine beispiellose Blüte. Sie sichert neue Seewege, erobert Mallorca, Menorca, Valencia, Sizilien, Sardinien und Korsika, dehnt ihre Einflusssphäre bis nach Griechenland aus. Eine komplexe katalanische Kultur entsteht, auch ein Parlament, in dem sogar das Bürgertum vertreten ist – Vergleichbares gibt es damals nirgendwo in Europa.
Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien, bekannt als die Katholischen Könige, gehen den Bund fürs Leben ein – und vereinigen gleichzeitig ihre beiden Königreiche, gründen so den spanischen Staat. Hauptstadt wird Madrid, Barcelona verliert an Bedeutung: Reich beladene Handelsschiffe aus den amerikanischen Kolonien dürfen bald nur noch in Sevilla und Cádiz entladen werden.
© laif: hemis.fr/Anna Serrano
Die archäologische Fundstätte El Born unter der Markthalle im Viertel La Ribera.
Seit 1701 streiten die einflussreichsten Adelsgeschlechter Europas um die Macht in Spanien (Erbfolgekrieg). Katalonien unterstützt erst die Bourbonen, dann aber doch die Habsburger – und steht damit auf der Seite der Verlierer: Nach langer Belagerung marschieren die bourbonischen Truppen am 11. September 1714 in Barcelona ein. Sie reißen ein ganzes Stadtviertel ab und errichten an seiner Stelle eine riesige Zitadelle. Katalonien verliert seine politische Autonomie. Der 11. September wird bis heute als katalanischer Nationalfeiertag begangen.
Spaniens Industrielle Revolution beginnt in Barcelona, vor allem der Raval wird zum Industriegebiet. Immer mehr Menschen ziehen in die wachsende Stadt, doch Arbeit finden sie nur zu Hungerlöhnen. Zwischen den engen mittelalterlichen Mauern herrschen unwürdige Lebensbedingungen, regelmäßig wüten Seuchen. Erst im späten 19. Jahrhundert darf das hoffnungslos überbevölkerte Barcelona endlich einen neuen Stadtteil bauen: Eixample (Erweiterung) soll er heißen und die bisherige Fläche Barcelonas mehr als verdoppeln. Architekturgenie Antoni Gaudí und weitere Vertreter des Modernisme geben der Stadt in den folgenden Jahrzehnten ihr neues Gesicht. Auch auf anderen Feldern erlebt Katalonien jetzt eine renaixença, eine kulturelle Wiedergeburt.
Nach einem Militärputsch verheert ein furchtbarer Bürgerkrieg ganz Spanien, Barcelona wird zum Sammelbecken der antifaschistischen Kräfte. Doch mit Unterstützung der Diktaturen in Deutschland und Italien kann General Francisco Franco den Krieg schließlich für sich entscheiden, die Mittelmeermetropole fällt am 26. Januar 1939.
Das Franco-Regime regiert nicht nur diktatorisch, sondern auch zentralistisch, betrachtet Barcelona dabei als besonders hartnäckiges Widerstandsnest. Katalanische Politiker werden ermordet, Kulturgüter verboten. Sogar die katalanische Sprache verbannt der Diktator aus dem öffentlichen Leben. Doch statt seines Ziels – der Vernichtung einer kulturellen Identität – erreicht Franco das genaue Gegenteil: Katalanisch zu fühlen, zu denken und zu sprechen – das wird jetzt zum Zeichen zivilen Ungehorsams.
© Shutterstock.com: Evgeniya Telennaya
Der 136 m hohe Torre Calatrava wurde für die Olympischen Spiele 1992 gebaut.
Nach dem Tod von Francisco Franco wird Spanien zur parlamentarischen Monarchie. Katalonien und andere Regionen dürfen sich bald teilweise selbst verwalten, auch die katalanische Kultur und Sprache blühen wieder auf. Der Beschluss, die Olympischen Spiele von 1992 nach Barcelona zu vergeben, leitet schließlich einen beispiellosen Boom für die Metropole ein. Vor allem die lange Zeit vernachlässigte Wasserseite profitiert: Schöne, großzügige Promenaden entstehen am Port Vell und in La Barceloneta, mit dem Port Olímpic erhält Barcelona sogar einen komplett neuen Bezirk. Auch nach den Spielen hält die rasante Dynamik an. Die Wirtschaft wächst weiter, alte Stadtteile werden modernisiert. Junge, kreative Menschen aus ganz Europa entdecken Barcelona als ihr persönliches Eldorado. Erst 2008, mit Beginn der Weltwirtschaftskrise, findet der Boom ein vorläufiges Ende.
Das Selbstbewusstsein der Katalanen ist ungebrochen, immer wieder wird die Forderung nach mehr Autonomie oder sogar Unabhängigkeit gestellt. Am 1. Oktober 2017 eskaliert die Situation. Die katalanische Regionalregierung ruft zur Volksabstimmung auf. Die Zentralregierung in Madrid erklärt das Referendum für illegal, lässt schwer bewaffnete Polizisten aufmarschieren. Die Bilanz des Tages: mehr als 1000 behandlungsbedürftige Verletzte, eine Wahlbeteiligung von 43 Prozent, eine Mehrheit von 92 Prozent für einen unabhängigen katalanischen Staat. Und Haftbefehle für viele führende katalanische Regionalpolitiker. Die katalanische Frage – sie wird wohl auf absehbare Zeit ungelöst bleiben.
© Getty Images: Busà Photography
Die Estelada, die Flagge Kataloniens, zeigt die Forderung nach Unabhängigkeit.
Die Bilder gingen um die Welt: Menschen, die die Wahl haben wollten, die auf die Straßen strömten, Fahnen schwenkten – und von schwarz uniformierten Polizisten in schwerer Schutzkleidung niedergeprügelt wurden. Szenen, die man aus autoritär regierten Staaten erwartet. Aber aus einer der großen europäischen Demokratien, aus Barcelona?
Die Frage, wie eigenständig Katalonien sein soll, hält Spanien seit Jahrzehnten in Atem. Mal köchelt sie vor sich hin, dann beginnt sie wieder zu brodeln. Doch einen Tag wie den 1. Oktober 2017 hatte es vorher noch nie gegeben: Die katalanische Regionalregierung hatte zum Referendum aufgerufen – und die spanische Zentralregierung eben jene Volksabstimmung verboten.
Zwei Millionen Menschen scherten sich nicht um das Verbot, sie wollten ihre Stimme abgeben. Was in den meisten Fällen auch problemlos funktionierte. Nur manche Wahllokale in Barcelona wurden von Beamten der Guardia Civil erst abgeriegelt, dann erbittert verteidigt, als die Wähler trotzdem kamen. Die Bilanz des Tages: Mehr als 1000 behandlungsbedürftige Verletzte, eine Wahlbeteiligung von 43 Prozent, eine Mehrheit von 92 Prozent für einen unabhängigen katalanischen Staat. Und dazu kamen Haftbefehle für viele führende katalanische Regionalpolitiker.
Wie es so weit kommen konnte? Der katalanische Wunsch nach Autonomie ist schon so alt wie die spanische Demokratie. Oder, besser gesagt: Er ist noch viel älter, in den Jahrzehnten der Franco-Diktatur ab 1939 aber mit brutalen Repressionen klein gehalten worden. Francisco Franco, der faschistische Generalissimo, setzte damals auf einen autoritären Zentralstaat, verbannte die katalanische Sprache aus dem öffentlichen Leben, verbot sogar den Volkstanz sardana. Doch statt die kulturelle Identität der Region zu zerstören, stärkte er sie letztlich nur noch. Der zivile Ungehorsam gegen die verhasste Diktatur wuchs weiter.
Erst als der Diktator 1975 starb, begann eine neue Blüte für die katalanische Kultur – und für eine immer stärker werdende Bewegung, die mindestens mehr Autonomie, wenn nicht sogar Unabhängigkeit forderte. Denn der Eindruck, von der Zentralregierung nicht fair behandelt zu werden, blieb vielen Katalanen auch im neuen demokratischen Spanien erhalten. Zwischenzeitlich, 2006, schien eine Lösung sogar greifbar nah. Das spanische Parlament verabschiedete ein sogenanntes Autonomiestatut, Katalonien sollte sich künftig in vielen Belangen selbst verwalten dürfen. Doch die konservative Partido Popular, die gegen das Gesetz gestimmt hatte, klagte vor dem Verfassungsgericht – das schließlich entscheidende Artikel des Status verwarf.
Spätestens seither sind die Fronten verhärtet, der Konflikt hat sich nur noch zugespitzt. Die einen fordern nicht weniger als einen unabhängigen Staat, die anderen wollen auf dieser Grundlage nicht mal mehr reden. Eine echte Lösung für die katalanische Frage: Sie ist noch immer nicht in Sicht – und wäre doch so wichtig.