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Über dieses Buch:

Sie sind Helden, stark und scheinbar unbezähmbar – doch diese Frauen schlagen sie in ihren Bann … Als der tapfere Braden nach Schottland zurückkehrt, steht er vor dem Nichts: Seine Familie wurde von einem feindlichen Clan ermordet, sein Erbe geraubt. Um Rache zu nehmen, entführt Braden die schöne Marian MacAron – und ist nicht darauf vorbereitet, welche Gefühle die temperamentvolle Rothaarige bald in ihm weckt … Der junge Ewan ist ein echter Heißsporn: Nur widerwillig unterwirft er sich den strengen Regeln seines Clanfürsten und erduldet es, dass dessen Stieftochter ihn mit ihrer spitzen Zunge immer wieder zur Weißglut treibt – doch als Rowena in größte Gefahr gerät, kann nur Ewan sie retten … Schwer verletzt entkommt der Highlander Angus seinen Verfolgern. Seine letzte Hoffnung ist Brianna, die sich auf die Kunst des Heilens versteht – aber darf er der rätselhaften Schönheit wirklich das Geheimnis anvertrauen, das wie ein dunkler Schatten auf ihm lastet?

Über die Autorin:

Megan MacFadden ist das Pseudonym einer Bestsellerautorin, die vor allem für ihre großen Familiensagas bekannt ist, aber auch historische Liebesromane und erotische Literatur geschrieben hat.

Bei dotbooks erschienen neben dem vorliegenden Sammelband »Highland Heroes – Gefährliche Leidenschaft« mit den Einzelbänden »Die Gefangene des Highlanders«, »Das Feuer des Highlanders« und »Die Begierde des Highlanders« auch die historischen Liebesromane »In den Fesseln des Wikingers«, »Die Nonne und der Wikinger«, »Die Sklavin des Wikingers« und »Die Geliebte des Kosacken«.

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eBook-Sammelband-Originalausgabe April 2020

Copyright © der Originalausgabe »Die Gefangene des Highlanders« 2009 Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH; Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe »Das Feuer des Highlanders«, ursprünglich veröffentlicht unter dem Titel »Herzensstürme«, 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH; Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Originalausgabe »Die Begierde des Highlanders«, ursprünglich veröffentlicht unter dem Titel »Die wehrhafte Braut«, 2010 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH; Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Bildmotiven von AdobeStock/VJ Dunraven und shutterstock/Hartmut Albert

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96148-996-1

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Megan MacFadden

HIGHLAND HEROES
Gefährliche Leidenschaft

Drei Romane in einem eBook

dotbooks.

Die Gefangene des Highlanders

Schottland, Ende des 12. Jahrhunderts. Als der tapfere Kreuzritter Braden MacDean aus dem Heiligen Land nach Hause zurückkehrt, steht er vor dem Nichts: Seine Familie wurde getötet, die Burg zerstört, das Land vom Clan der MacArons erobert. Braden bleibt nur eine Möglichkeit: Er entführt die schöne Marian MacAron, um seine Feinde unter Druck zu setzen. Natürlich glaubt der Highlander, dass seine Geisel Widerstand leisten wird – aber er ist nicht darauf vorbereitet, welche Gefühle die temperamentvolle Rothaarige in ihm weckt …

Kapitel 1

Schottisches Hochland, Ende des 12. Jahrhunderts

In Sithas dunklen Augen spiegelte sich die schmale Mondsichel. Ihre Lippen waren tiefrot und wölbten sich verführerisch, während sie ihm leise zuflüsterte: »Du bist mein Herr und Gebieter, Sidhi. Du hast mein Leben gerettet. Ich gehöre dir.«

Er ahnte den Sinn ihrer Worte mehr, als dass er ihn verstand, denn er kannte ihre Sprache nicht. Die schöne Sarazenin lag vor ihm auf dem Rücken, das Gewand halb geöffnet, das ausgebreitete schwarze Haar malte ein geheimnisvolles Schlangenmuster in den hellen Sand. Man hatte die Tücher des Zelteingangs weit zurückgeschlagen, um die nächtliche Kühle einzulassen, der rötliche, unstete Schein des Lagerfeuers zitterte auf Sithas nackter Haut.

»Du wirst mit mir gehen, Sitha«, flüsterte er, sich über sie beugend. »In meine Heimat weit im Norden in den Bergen Schottlands. Dort wirst du meine Königin sein …«

Hatte sie verstanden? Sie lächelte und hob sanft eine Hand, schlang sie um seinen Nacken und zog ihn zu sich herab. Der süße Duft ihres Körpers berauschte ihn, ließ ihn den Kopf verlieren und alle Warnungen der Kameraden vergessen. Nie hatte sie sich ihm so willig dargeboten, er spürte, wie ihre weichen Brüste sich an ihm rieben, wie ihr Schoß ihm entgegenstrebte, er umfasste ihre Lenden und grub seine Hände in ihren Hintern. Roter Nebel senkte sich über das Lager, während seine Sinne explodierten, Feuer schienen ihn zu umlodern, während sie ihm bereitwillig alle Liebeswonnen des Orients bereitete. Gesättigt und erschöpft schlummerte er an ihrer Seite ein, das Gesicht in ihrem Haar, die Arme um ihren heißen, bloßen Körper geschlungen. Kleine Flämmchen tanzten im Zelt, zuckten blau und gelb wie blitzende Klingen, zischten tückisch neben seinem Ohr und mischten sich mit Sithas leisem, zärtlichem Flüstern. Er spürte, wie sie sich aus seinen Armen löste, mit einer leichten Bewegung über ihn glitt …

An diesem Punkt des Traumes versuchte Braden jedes Mal verzweifelt aufzuwachen. Er kniff sich in die Arme, riss an seinem Haar, knirschte mit den Zähnen, schlug um sich … Doch der Traum war boshaft und hartnäckig, er ließ sein Opfer nicht aus den Fängen, zwang ihn mit sich bis zum bitteren Ende. Kalt bohrte sich Sithas Dolch in seinen Rücken, drang so tief ein, dass er spürte, wie das Leben aus ihm entwich. Danach kam Dunkelheit und das Geräusch eines Brunnenlaufes, aus dem unaufhörlich das Wasser quoll …

Als er die Augen öffnete, erblickte er über sich ein fleischiges, verschwitztes Gesicht. Der Wirt starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, in denen sich Angst und Mitleid spiegelte.

»Wir glaubten schon, ein Dieb sei über Euch hergefallen«, stammelte er. »Seid Ihr wohlauf, Herr?«

Braden blinzelte in den Schein der Laterne, die der verängstige Mann dicht über ihn hielt, und er verfluchte die elende Nachtmahr, die an ihm klebte wie ein Schatten. Er schämte sich – offensichtlich hatte er im Schlaf wie ein Verrückter um sich geschlagen, denn er war von Scherben umgeben, und ein Hocker, der neben seinem Bett gestanden hatte, war auch zu Bruch gegangen.

»Mir fehlt nichts«, sagte er, sich zu einem beruhigenden Lächeln zwingend. »Ich bin ein unruhiger Schläfer, das ist alles.«

Er war der einzige Gast in dem strohgedeckten Schlafraum, der den gesamten Dachboden der Herberge ausfüllte. Durch die Ritzen dämmerte der erste, graue Morgenschein, ein Hahn krähte noch etwas müde, der Geruch des Torffeuers und der Hafergrütze durchzog das Haus. Braden liebte diesen Duft, denn es war der Geruch seiner Kindheit.

An der Tür sah Braden die Wirtin stehen, ein paar dünne, helle Haarsträhnen stahlen sich unter der nicht mehr ganz sauberen Haube hervor, im halboffenen Mund waren nur zwei Zähne zu erkennen. Sie hatte sich ganz offensichtlich nicht in den Raum hineingetraut, denn der große, muskelbepackte Kerl mit dem düsteren Blick, der spät am Abend bei ihnen abgestiegen war, hatte einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck gemacht. Jetzt starrte sie auf die Scherben, und Braden wusste, was sie dachte.

»Ich werde alles ersetzen.«

Braden erhob sich von seinem Lager – wobei der Wirt eilig beiseite stolperte, als der Gast sich zu seiner vollen Höhe aufrichtete – und begann in aller Ruhe sich anzukleiden und seine wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken.

Viel war dem Morgenlandfahrer nicht geblieben. Nachdem ihn Kameraden mit der tiefen Wunde im Rücken bei einem arabischen Arzt abgeliefert hatten, nahmen sie seinen Anteil an den in Akkar erbeuteten Schätzen freundlicherweise an sich. Immerhin hatte man dem Arzt Geld gegeben, und er erwies sich als ein Meister seines Fachs und zudem als eine ehrliche Haut, denn er pflegte den fremden, blonden Ritter gesund. Braden veräußerte seinen letzten Besitz, um zurück in die Heimat zu reisen, sein gutes Pferd, seinen Kettenpanzer, die kostbaren, im Kampf um Akkar erbeuteten Waffen. In Bari erwarb er einen betagten Wallach, der ihn durch Italien und das Frankenreich trug. An der normannischen Küste verkaufte er das Tier, um nach der Überfahrt auf einer altersschwachen Stute durch England bis hinauf in seine schottische Heimat zu reiten.

Braden MacDean, der vor drei Jahren voller Enthusiasmus ins Heilige Land aufgebrochen war, um Jerusalem aus den Händen der Heiden zu befreien, kehrte arm und verbittert zurück. Er hatte bei sengender Sonne gekämpft und seine Kameraden sterben sehen, hatte erlebt, wie Unschuldige bestialisch ermordet wurden, wie Brutalität und Gier die Ideale der Kreuzritter aushöhlten. Am Ende hatte hinterhältiger Verrat gestanden – Braden MacDean war sich sicher, dass er in diesem Leben niemandem mehr trauen würde. Vor allem keiner Frau.

Erst in dem Augenblick, als er die Berge seiner schottischen Heimat erblickte, war wieder Hoffnung in ihm aufgekeimt. Hier gehörte er hin, hier war sein Land, der Besitz der MacDeans, der einst sein Erbe sein würde, hier waren seine Familie, seine Pflichten und seine Aufgaben.

Die Wirtsstube war stickig vom Rauch des Feuers, ein zottiger Hund schlief neben dem offenen Herd und hob den Kopf, als Braden eintrat. Wirt und Wirtin flüsterten miteinander und warfen ihm scheue Blicke zu, vermutlich stritten sie um den Wert der zerschlagenen Töpfe. Er ließ sich unbeeindruckt am Kopfende des langen Tisches nieder und wartete geduldig auf das Frühstück. Es bestand aus dünnem Brei und einem Kanten hartem Haferbrot – viel Aufwand wurde wegen ihm nicht getrieben. Jeder Bauer hätte ein besseres Mahl erhalten, von den Lairds und Clanchefs einmal ganz abgesehen.

Er bezwang den aufsteigenden Ärger – schließlich hatte er auf seiner langen Reise schon weitaus schlechter gegessen. Schweigend löffelte er die hölzerne Schale leer – das Zeug schmeckte nach weniger als nichts, und die Vorstellung, dem Wirt seine Schüssel samt Inhalt gegen den Kopf zu werfen, war verlockend. Doch er wollte seine Heimkehr nicht gleich mit einem Gewaltakt beginnen, er war friedfertig und sehnte sich nach Ruhe.

Nachdem er sein Mahl beendet hatte, trat der Wirt mit zögernden Schritten an den Tisch. Braden sah dem Mann an, dass er sich vor ihm fürchtete, vermutlich kam er nur, weil ihm seine Frau, die sich an den Kesseln über dem Feuer zu schaffen machte, keine Ruhe ließ.

»Ein Krug, Herr«, sagte er und räusperte sich, weil er heiser war. »Aus hart gebranntem Ton und bemalt. Dazu eine Schale mit gezacktem Rand, ein Erbstück meiner Frau. Der Schemel war nicht viel wert, schon etwas wackelig …«

Braden konnte sich an die Schale nicht erinnern, ein Krug hatte wohl auf dem Schemel gestanden, bemalt war er nicht gewesen.

»Wie viel willst du haben?«

Der Wirt zog die Schultern zusammen und machte einen Buckel, er hatte vorhin die stählernen Muskeln seines Gastes gesehen – der bärtige Kerl konnte ihn ohne Zweifel mühelos mit einer Hand zu Boden schlagen. Doch ein rascher Blick zum Herd hinüber machte ihm klar, dass er keine Wahl hatte.

»Ich überlasse es Eurer Großmut, Herr …«

Braden zog seinen Beutel hervor und warf ihn auf den Tisch. Es war nur noch eine einzige, kleine Münze darin, alles, was er besaß. Er schob die leere Schüssel beiseite und erhob sich wortlos, um hinauszugehen. An der Schwelle wandte er sich um und sah, wie der Wirt den Beutel ratlos in den Händen drehte.

»Wenn es dir zu wenig erscheint – frag nach Braden MacDean. Dann wirst du bekommen, was dir zusteht.«

Draußen war die Dämmerung heraufgezogen, die ersten Vögel begrüßten den Morgen, im Osten brach weißes Licht durch die Wolken. Er führte die Stute aus dem Verschlag, die sich hungrig auf das frische Gras am Wegrand stürzte. Eine Weile ließ er sie grasen, zornig, dass man das Tier so schlecht versorgt hatte, dann schwang er sich in den Sattel und ritt davon ohne sich umzusehen.

Die Wirtin war zu ihrem Mann gelaufen, hatte ihm den Beutel aus der Hand gerissen und die Münze herausgeholt. Ihr Gesicht war verschwitzt und rot vor Ärger, die Haarsträhnen klebten an Wangen und Stirn.

»Wertloses Zeug!«, schalt sie und warf die kleine Münze auf den Boden. »Keiner nimmt dir so was ab. Warum hast du nicht seinen Mantel verlangt? Oder seine Stiefel?«

»Bist du verrückt?«, schimpfte er und kroch unter den Tisch, um das Geldstück zu suchen. »Hast du nicht gehört, was er gesagt hat? Braden MacDean!«

»Du lässt dir auch jeden Bären aufbinden«, gab sie zurück und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel. »Braden MacDean ist tot!«

»Und wenn nicht? Wenn ich’s recht bedenke, sah er ihm verflucht ähnlich.«

»Du träumst. Braden war ein fröhlicher, junger Kerl, ein Draufgänger und Bruder Leichtsinn.«

»Eine Reise ins Heilige Land hat schon so manchen Mann verändert.«

Die Wirtin zuckte die Schultern und betrachtete den ledernen Beutel. Er war abgeschabt, doch im Lampenschein erkannte sie, dass er über und über mit eingepressten Ornamenten bedeckt war. Halbmonde waren zu sehen, ineinander verschlungene Pflanzen, Sterne. Das Ding war auf keinen Fall in der Gegend hergestellt worden.

»Wenn das wirklich Braden MacDean gewesen ist«, sagte sie langsam und sog die Luft ein, »dann gnade ihm Gott.«

***

»Nein, nein und nochmals nein!«

Marian stand vor ihrem Vater, mit glühenden Wangen und glänzenden Augen, alles an ihr war Aufruhr und Widerspruchsgeist. Eine ihrer roten Locken war aus dem Haarband gerutscht und hing ihr keck in die Stirn.

Noch vor drei Jahren hätte David MacAron solchen Starrsinn mit einer kräftigen Ohrfeige quittiert. Doch die Schicksalsschläge der Vergangenheit hatten seinen Jähzorn gedämpft, so dass er seine Tochter jetzt nur wütend anstarrte, während er die Finger in die Lehne seines Stuhls grub.

»Du weigerst dich also, deinem Vater zu gehorchen? Deine Pflicht gegenüber der Familie zu erfüllen?«, zischte er sie an.

Marian sah in die gefährlich schmalen Augen ihres Vaters, und sie wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte. Doch sie war viel zu empört, um klein beizugeben. Auch sie war eine MacAron, und den Starrsinn hatte sie von ihrem Vater.

»Ich gehorche dir blind, Vater«, rief sie aufgeregt. »Befiel mir, von der Spitze des Turms herunterzuspringen, und ich werde es ohne zu zögern tun. Schick mich in ein Kloster, und ich werde dir gehorchen. Aber ich werde unter keinen Umständen Graham MacBoylls Frau werden!«

Das war nun vollkommener Blödsinn. Vom Turm springen! Ins Kloster gehen! Heiraten sollte das Mädchen und einen männlichen Nachkommen in die Welt setzen. Alle Hoffnung des alten MacAron ruhte darauf, nachdem ihr Bruder Ewan getötet worden war. Aber Marian, die sich in den letzten Jahren zu einer verlockenden, rothaarigen Schönheit entwickelt hatte, war widerspenstig. Diesen nicht und jenen auch nicht – verflucht, vermutlich war es ihr zu Kopf gestiegen, dass jeder Mann sie anglotzte und seinen Verstand dabei einbüßte.

David MacAron zog fröstelnd den Mantel um die Schultern, denn der Wohnbereich der alten Burg war zugig, und er war in den letzten Jahren empfindlich geworden. Es ging in den Herbst hinein, bald würde man die Fenster wieder mit hölzernen Läden verschließen, damit die Kälte nicht eindringen konnte. Er hasste die dunklen Tage, die Zeit, in der man bei Fackelschein und Talglichtern am Ofen saß und düstere Gedanken über ihn herfielen. Diese verdammte, sture Person hatte sich zu fügen. Er wollte Graham zum Schwiegersohn haben und seine Enkel sehen. Vor allem das – es sollte wieder Leben in der Burg einkehren, Kinderlachen, herumtobende Bengel, helle, fröhliche Stimmen …

»Du hast drei Tage Zeit um nachzudenken, Marian.«

Sie bewegte sich nicht von der Stelle, schob nur trotzig das Kinn vor, genau so, wie sie es schon als Kind gemacht hatte.

»Es gibt nichts, worüber ich nachdenken könnte, Vater. Jeden anderen, aber nicht Graham MacBoyll.«

»Schweig«, herrschte er sie an. »Du hast zu gehorchen – oder du bist nicht mehr meine Tochter!«

Die Drohung war hart und auch gefährlich, denn dieses dickköpfige Mädchen war zu allem Möglichen fähig. Aber er konnte schließlich nicht nach der Pfeife seiner Tochter tanzen. Die ganze Geschichte war schon peinlich genug, da Graham MacBoyll, der seinen Antrag vor zwei Tagen vorgebracht hatte, dringend auf Antwort wartete. Graham MacBoyll war ein guter Freund und Waffenbruder gewesen, deshalb war David bereit, ihm eine seiner Töchter zur Frau zu geben. Das Land der MacBoylls lag im Norden und grenzte an den der MacArons – seine Enkel würden über einen beträchtlichen Besitz verfügen. Vor allem seitdem David MacAron auch das Land der MacDeans an sich gebracht hatte …

»Denk also gut nach, Marian!«, knurrte er und stand mühsam aus dem Lehnstuhl auf, um draußen auf dem Hof nach dem Rechten zu sehen. Seit einiger Zeit plagten ihn Schmerzen in allen Knochen, besonders die Beine machten ihm zu schaffen. Manchmal wurden sie sogar taub beim Reiten, so dass man ihm vom Pferd hatte helfen müssen und er nur mit knapper Not den Eingang zum Turm erreichte. Dabei war er noch kein Greis, auch wenn sein Haar damals in jener schlimmen Nacht, als man ihm Ewan brachte, schlohweiß geworden war.

Marian blieb mit gemischten Gefühlen im Raum zurück. Himmel – sie liebte ihren Vater doch, und sie wäre zu allem Möglichen bereit gewesen um ihm Freude zu bereiten. Sie sah schließlich, wie verbittert und krank er war, sie wusste nur zu gut, wie sehr er einen Erben ersehnte. Aber weshalb musste er sich ausgerechnet auf Graham versteifen?

Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und ging hinüber zu dem durch Holzwände abgeteilten Bereich, in dem die Familie des Burgherrn wohnte. Die Bettstatt der Eltern war von dem übrigen Raum abgetrennt, dicke Vorhänge verhinderten jeden Blick auf das eheliche Lager. Der übrige Raum gehörte ihr und ihrer Schwester, auch die Mutter hielt sich dort auf, wenn ihre täglichen Verpflichtungen es ihr erlaubten.

Fia lag auf ihrem Lager und hatte die Augen geschlossen. Die zarte, blonde junge Frau war seit ihrer Krankheit noch durchscheinender und blässer geworden, sie hatte sich von dem ausgestandenen Schrecken nicht wieder erholt. Marian trat leise zu ihr und hockte sich neben sie auf den Boden.

»Schläfst du, Fia?«

Sie hatte ein schreckliches Bedürfnis, mit jemanden zu sprechen, am besten mit Fia, denn die Mutter war sowieso immer auf der Seite des Vaters.

Fias Lider zitterten leicht, dann schlug sie die Augen auf und lächelte schwach. Sie hatte große, hellblaue Augen, die unglaublich sanft und ein wenig kindlich blickten.

»Bei dem Lärm, den ihr beide gemacht habt? Ich fürchte, man hat euch bis auf den Hof hinunter gehört, Marian.«

»Und wenn schon«, gab Marian trotzig zurück und schürzte die Lippen. Es fehlte noch, dass auch Fia, die immer verständnisvolle, ihr jetzt Vorwürfe machte.

»Es ist wirklich schade, dass du Graham nicht leiden kannst«, seufzte Fia. »Ich finde, dass er sich in letzter Zeit zu seinem Vorteil verändert hat.«

»Weil du ein dummes Schaf bist und dich täuschen lässt«, regte sich Marian auf. »Ich kenne Graham – er ist ein hinterhältiger Mistkerl und wird sich niemals ändern.«

Marian hatte alle möglichen Gründe für ihre Ablehnung hervorgeholt – den wahren Grund hatte sie nicht einmal Fia erzählt. Nur ihrer Mutter hatte sie heimlich gestanden, dass Graham sie letztes Jahr im Wald vom Pferd gezogen und ihr das Kleid zerrissen hatte. Sie war ihm nur entkommen, weil sie ihm fast die Augen ausgekratzt und ihm dann einen festen Tritt verpasst hatte. Dorthin, wo es ihm verdammt wehgetan hatte. Ihre Mutter musste die Sache dem Vater erzählt haben, doch scheinbar kümmerte es ihn wenig. Er hatte ihr nur verboten, allein auf die Jagd zu reiten.

Fia nickte bereitwillig. Natürlich – Marian hatte sicher ihre Gründe. Allerdings hatte sie bisher an jedem Bewerber herumgemäkelt – und nun war der Bogen überspannt. Marian war immer der Liebling des Vaters gewesen, die wilde Göre, die vor nichts Angst hatte, die wie ein Mann reiten und sogar mit Pfeil und Bogen umgehen konnte. Marian und Ewan waren sich so ähnlich gewesen, beide so mutig und klug und rasch in ihren Entschlüssen. Fia liebte Marian über alles, und sie litt mit ihr, weil sie jetzt in einer so scheußlichen Zwangslage steckte.

»Unser Vater wird dich nicht verstoßen«, sagte sie tröstend und nahm Marians Hand. »Er liebt dich, und er braucht dich, Marian.«

Davon wollte Marian im Moment jedoch nichts hören. Stattdessen beschloss sie das Thema zu wechseln, denn Fia würde ihr doch nicht helfen können. Sie musste die Sache eben allein durchstehen. Ach, wenn Ewan noch lebte, der wäre ganz sicher auf ihrer Seite gewesen. Aber ihr Bruder Ewan lag drüben auf dem kleinen Friedhof bei der Kapelle des heiligen Patric, er war nur zweiundzwanzig Jahre alt geworden.

»Geht es dir heute besser?«, erkundigte sie sich, denn Fias Hand war heiß, als habe sie wieder Fieber.

»Mir geht es gut.«

Marian wusste genau, dass es Fia nicht gut ging. Es ärgerte sie, dass ihre Schwester sich so wenig bemühte, gesund zu werden. Zum Donnerwetter noch einmal – das Leben ging weiter, sie war jung und überhaupt nicht hässlich – warum konnte sie nicht endlich vergessen?

»Was hältst du von Druce«, fragte Marian listig. »Ist er nicht ein netter Kerl?«

Die Frage traf ins Schwarze, denn Fias blasses Gesicht überzog sich mit einer feinen Röte. Hatte sie es sich doch gedacht – der große Bär mit dem gutmütigen Wesen hatte Eindruck auf ihre Schwester gemacht.

»Er ist sehr unterhaltsam …«

Fia bemühte sich, gleichmütig zu erscheinen. Aber sie hatte damit bei Marian keine Chance.

»Er ist ein großartiger Erzähler, Fia. Wenn er von seinen Erlebnissen aus dem Heiligen Land berichtet, habe ich das Gefühl, den heißen Sand zu spüren und die schimmernden Paläste der Sarazenen vor mir zu sehen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass er immer wieder zu dir hinübersieht, Fia.«

»Ach Marian …«

»Druce wäre der richtige für dich. Du solltest ihm öfter ein Lächeln schenken, anstatt immer auf deine Näharbeit zu starren!«

»Druce ist zurück zu seiner Familie geritten. Und ich bin ganz sicher, dass seine Eltern längst eine Braut für ihn ausgesucht haben.«

»Und wenn schon. Druce ist nicht der Mann, der sich eine ungeliebte Frau aufzwingen lässt, Fia. Er wird zurückkommen, da bin ich ganz sicher.«

Fia drehte den Kopf zur Seite und schwieg. Warum musste Marian sie quälen? Sie bekämpfte tapfer die Tränen des Selbstmitleids, die ihr in die Augen steigen wollten und schluckte, bevor sie sprechen konnte.

»Ich werde niemals Kinder haben, Marian. Das hat die alte Sorcha damals, als ich krank war, gesagt. Wie sollte ich da an eine Heirat denken?«

Marian packte die Wut. Verflixt noch mal – wollte Fia überhaupt nicht mehr ins Leben zurückkehren?

»Wieso glaubst du dieser alten Hexe!«, fauchte sie. »Was ist, wenn sie sich geirrt hat? Willst du dein Glück wegwerfen, nur weil diese dumme alte Gans dir Lügen erzählt?«

Fia musste wider Willen lächeln. Für Marian war alles immer so einfach, sie vertraute auf ihre Stärke und war fest davon überzeugt, dass sich alles zum Guten wenden würde. Ach, wenn sie nur solches Vertrauen zu sich selbst haben könnte, wie Marian es hatte.

»Ich fürchte, sie hat recht, Marian. Ich habe es geträumt.«

»Du und deine dummen Träume!«, schimpfte Marian aufgebracht. »Das kommt nur davon, weil du immer hier herumliegst und Trübsal bläst. Geh hinaus an die frische Luft, reite mit mir über die Berge …«

»Ich habe auch von Braden geträumt …«

»Großer Gott!«

Marians Brauen zogen sich zusammen. Braden MacDean war vor vier Jahren mit ihr verlobt worden – damals war sie noch eine dralle, kleine Göre, kaum 15 Jahre alt, vorlaut und aufsässig. Der gut gewachsene, blonde Braden hatte ihr gefallen – doch leider schien er ihre Gefühle nicht zu erwidern. Kurz nach der Verlobung war er ins Heilige Land aufgebrochen, dieser verdammte Dummkopf!

»Zuerst habe ich ihn nicht erkannt, Marian«, fuhr Fia leise flüsternd fort. »Er schien mir größer als früher, über seine Schultern zogen sich wulstige Muskeln, und seine Haut hatte einen schimmernden Bronzeton. Er war unglaublich stark und männlich.«

»Fia!«

»Er trug einen blonden Vollbart, Marian, und seine Augen – erinnerst du dich, er hatte helle graublaue Augen – sie blickten hart und düster. Ich bekam fast Furcht vor ihm.«

»Du liebe Güte – wer weiß, wer dir da im Traum erschienen ist. Braden war das ganz gewiss nicht.«

Es gefiel ihr wenig, dass ihre Schwester von Toten träumte. Denn Braden MacDean war im Heiligen Land gestorben. Das hatte Druce erzählt, der mit ihm dorthin gezogen war. Er hatte auch berichtet, dass Braden sich mit einer Sarazenin verheiratet hatte. Marian hatte dabei einen Stich empfunden, einen heftigen Schmerz, den sie eifrig mit Empörung überdeckt hatte. Er hatte ihr, seiner schottischen Verlobten, eine Heidin vorgezogen, eine Ungläubige, eine Sarazenin. Geschah ihm nur recht, dass er jetzt tot war.

»Denkst du noch an Braden?«, fragte Fia verträumt.

»Kein bisschen«, knurrte Marian. »Hör bitte auf, von ihm zu träumen, ja? Steh jetzt auf und geh mit mir ein paar Schritte durch den Garten.«

Fia schüttelte den Kopf und zog sich die Decke über den Körper.

»Sei nicht böse, Marian, aber ich bin sehr müde. Später vielleicht, wenn ich ein wenig geschlafen habe.«

»Später essen wir zu Abend, und dann ist es zu dunkel!«, schimpfte Marian.

Aber Fia hatte sich auf die Seite gedreht und die Augen geschlossen. Wahrscheinlich träumte sie schon wieder. Wenn sie wenigstens Druce im Traum sehen würde, das wäre immerhin ein Fortschritt.

Ärgerlich erhob sich Marian. Es war wie verhext – nichts wollte ihr gelingen. Ihr Vater, ihre Mutter und jetzt auch noch Fia – alle waren gegen sie und machten ihr Schwierigkeiten. Und dann musste Fia sie auch noch an den untreuen Braden erinnern. Als ob sie nicht auch so schon genug Probleme hätte.

Sie lehnte sich aus einem der kleinen Fenster des Wohnraums und sah hinaus. Die Sonnenscheibe stand tief über den Bergen, und ihr Licht ließ das Heidekraut im Tal braunrot aussehen. Früher hatte man geglaubt, die rotgoldene Scheibe würde auf einem Pferdewagen über den Himmel gezogen. Wie schade, dass es nicht die Wahrheit war, sie hätte den Wagen mit den feurigen Rossen gern gesehen.

Trotzig stieß sie sich vom Fenster ab. Nachdenken sollte sie, hatte er gesagt. Na schön. Sie würde früh am Morgen, wenn noch alle schliefen, auf die Jagd reiten. Allein. Dabei konnte sie am besten nachdenken.

Kapitel 2

Braden rieb sich die Augen. Es musste eine Sinnestäuschung sein, ein böser Traum, Hexenwerk. Er schärfte den Blick, trieb die müde Stute an, gab ihr die Sporen. Dann begriff er, dass das, was er sah grausame Wirklichkeit war.

Auf dem Hügel, wo einst die Burg seines Vaters gestanden hatte, war nichts als ein Haufen Steine zu sehen. Verkohlte Balken lagen herum, von Regen und Wind gebleicht, niedriges Buschwerk und Gräser wuchsen dazwischen, wollten die Reste der ehemaligen Feste überwuchern.

Er spürte trotz des warmen Herbsttages eisige Kälte, sein Herz hämmerte, während er vom Pferd stieg und den Hügel erklomm, das erschöpfte Tier hinter sich herziehend.

Was, um Gottes willen, war hier geschehen?

Der untere Teil des Wohnturmes war noch erhalten, man hatte ihn mit Balken und Brettern abgedeckt und das provisorische Dach mit Steinen beschwert. Zwei Schafe weideten zwischen den Trümmern, ein hölzerner Eimer lag herum, die Reste einer frischen Feuerstelle – er schöpfte Hoffnung.

»Hallo? Ist jemand da?«

Keine Antwort. Wer auch immer dort hauste, schien keine Besucher zu mögen. Der Eingang der Ruine war mit Brettern notdürftig verschlossen worden, er schlug laut mit der Faust dagegen.

»Macht auf! Hier ist Braden MacDean.«

Nichts rührte sich. Er begriff, dass weder Robin noch seine Eltern dort drinnen sein konnten, sonst wären sie längst auf ihn zugestürzt, um ihn zu umarmen und willkommen zu heißen. Ungeduldig riss er die Bretter herunter – und sah sich im nächsten Augenblick von zwei Männern angegriffen.

Sie mussten hinter der Ruine auf ihn gelauert haben, hatten ihn von beiden Seiten gepackt und schienen die ehrliche Absicht zu haben, ihn ums Leben zu bringen. Er brauchte eine kleine Weile, um den jüngeren der beiden niederzuringen, ohne ihn allzu sehr zu verletzen. Den lächerlichen Holzspieß hatte er ihm mit einer einzigen, gut gezielten Bewegung aus der Hand geschlagen. Den älteren schüttelte er einfach ab, so dass er zwischen die Balken stürzte und dort liegen blieb.

»Was, zum Henker, soll das werden?«, knurrte er, während er den jungen Kerl gegen die Mauer drückte.

Der Mann war ohne Zweifel ein Bauer, das lockige dunkelblonde Haar hing ihm wild in die Stirn, aus dem Mundwinkel rann Blut, denn er hatte sich während des Kampfes auf die Zunge gebissen.

»Nur über meine Leiche«, keuchte er und versuchte, sich aus Bradens eisernem Griff zu lösen. »Bring mich erst um, bevor du diese Hütte betrittst, Dreckskerl!«

Braden schnaubte und musste dann seinen Griff verstärken, denn der andere machte eine letzte Kraftanstrengung, um sich zu befreien. Er wollte dem Burschen nicht wehtun, denn er sah recht verzweifelt aus und schien sich im Recht zu glauben.

»Hast du nicht gehört, Kerl? Ich bin Braden MacDean. Was zum Teufel ist hier geschehen?«

»Lügner! Braden MacDean ist tot. Genau wie alle anderen.«

Braden ließ ihn los und trat zwei Schritte zurück. Sein Gesicht war aschfahl geworden.

»Sag das noch einmal!«

Der Bursche zögerte, die Wirkung seiner Worte hatte ihn verunsichert. Verwirrt starrte er den großen Kerl an, diesen Hünen, der ihn mit einer Hand an die Wand drückten konnte, ohne dass er imstande war, sich zu befreien.

»Um Himmels willen, Swan!«, vernahm man die Stimme des Alten. »Ich glaube gar, er ist es wirklich.«

Der Alte war mühsam herbeigehumpelt, denn er war auf einen der Balken gestürzt und hatte eine Weile gebraucht, bis sein Blick sich wieder klärte. Seine Kleider waren zerlumpt, über seine linke Wange zog sich eine frische Narbe.

»Verzeiht Herr«, stammelte er ängstlich. »Ich habe Euch nicht gleich erkannt – Ihr habt Euch verändert. Ich bin Rupert, und das ist mein Enkelsohn Swan. Erinnert Ihr Euch? Wir hatten das Cottage dort drüben am See.«

»Rupert Knees? Natürlich kenne ich dich. Wo ist deine Frau? Deine Tochter Mary und ihr Mann Humes, die Enkelin – wie hieß sie doch? Aisleen?«

Der Alte schwankte zwischen Freude und dumpfer Trauer. Der Herr war zurück, würde sie wieder beschützen. Aber was konnte das noch helfen? Es war ohnehin alles verloren.

»Aisleen ist drinnen«, sagte er langsam. »Meine Frau ist tot, auch Tochter und Schwiegersohn sind nicht mehr am Leben. Das Cottage niedergebrannt. Genau wie die Burg, Herr.«

Er schwieg und sah zu seinem Enkel hinüber, der sich verlegen das Blut vom Kinn wischte. Es war schlimm, was noch zu sagen blieb. Aber es musste gesagt werden.

»Eure Eltern und Euer Bruder Robin, Herr – sie sind tot.«

Bradens Züge blieben ausdruckslos, während sein Herz einen Moment aussetzte. Es war also wahr.

»Wie ist das geschehen?«, presste er hervor.

»Tretet ein, Herr. Ich werde es Euch erzählen.«

Im Halbdunkel der Turmruine erkannte er die Umrisse einer jungen Frau. Aisleen blickte ihm mit großen, erschrockenen Augen entgegen, sie hatte ein Tuch um die Schultern gelegt, doch er sah auf den ersten Blick, dass sie hochschwanger war. Er nickte ihr zu, setzte sich auf einen Hocker, den sie ihm zuwies, und wartete.

Man teilte das karge Mittagessen mit ihm, das aus einer Milchsuppe und ein wenig Gemüse bestand, dann begann Rupert langsam und stockend zu berichten.

»Alles begann damit, dass Euer Bruder Robin sich in Fia MacAron verliebt hatte. Die beiden hatten sich heimlich im Wald getroffen, und Fias Bruder Ewan hat sie dabei überrascht.«

Braden schwieg. Robin, sein jüngerer Bruder. Seine dunklen, blitzenden Augen, sein rasches Wesen, sein geschmeidiger Körper. Die Frauen hatten glänzende Augen bekommen, wenn Robin MacDean vorüberritt. Er erinnerte sich daran, wie Robin ihm zum Abschied ungeschickt auf die Schulter klopfte. Sein schiefes Grinsen, das seine Rührung verbarg. Robin war tot. Warum hatte er, Braden, ihn nicht beschützen können?

»Ewan muss ziemlich ausgerastet sein über das, was er zu sehen bekam, und er hat Robin zum Kampf gefordert. Wie der Teufel es wollte, ist Ewan dabei umgekommen. Euer Bruder war rasch und unbedacht, Herr. Es war ohne Zweifel ein Unglück, denn die beiden waren doch Freunde.«

»Und dann?«

Die Frage war überflüssig, denn Braden ahnte die weitere Entwicklung. Der alte MacAron musste vor Schmerz wie versteinert gewesen sein, denn Ewan war sein einziger Sohn gewesen.

»Eine lange, unglückliche Fehde ist ausgebrochen. David MacAron forderte Robins Leben, Eure Eltern boten den MacArons Land und Geld an, doch der Alte blieb stur. Der Tod seines Sohnes konnte nur mit dem Blut des Mörders gesühnt werden. Was soll ich lange reden? Sie sind alle gestorben in diesem elenden Kampf. Robin, Eure Eltern und zahllose weitere Männer und Frauen auf beiden Seiten. Der alte MacAron hat all Euer Land an sich gebracht, er hat den Bauern die Pacht erhöht, und wer nicht zahlen wollte, der wurde dazu gezwungen. Nun hockt er in seiner Burg wie die Spinne im Netz.«

Braden brauchte einen Moment um zu begreifen, denn die Schreckensnachrichten waren allzu dicht über ihn hereingestürzt. Er hatte keine Familie mehr, seine Burg war eine Ruine, seine Bauern hatte man gezwungen, einem neuen Herrn zu dienen und sein Land, sein Erbe, gehörte David MacAron.

Braden hatte gehofft, in der Heimat seinen Frieden zu finden und die bösen Erfahrungen zu vergessen. Stattdessen erwartete ihn hier nur Elend und Tod. Das Schlimmste aber war, dass er sich selbst die Schuld daran geben musste.

Welcher Teufel hatte ihn geritten, seine Familie zu verlassen, um ins Heilige Land zu ziehen? Sein Mütchen hatte er kühlen müssen, auf Abenteuer war er ausgeritten, anstatt daheim seine Aufgaben zu erfüllen. Robin war immer zu unüberlegt gewesen – er hätte die energische Hand des älteren Bruders gebraucht. Warum hatte der Dummkopf nicht um Fia angehalten, anstatt sich mit ihr im Wald zu treffen? Jahrzehntelang waren die MacDeans und die MacArons gute Freunde gewesen – auch war er, Braden, mit Marian MacAron verlobt worden.

Nun, um die Verlobung tat es ihm am wenigsten leid. Nicht dass er die kleine Marian nicht gemocht hätte. Sie war bezaubernd frech und eine kleine Wilde, er hatte oft über sie gelacht. Aber nach Heirat stand ihm sowieso nicht der Sinn.

Die Stimme des jungen Swan riss in aus seinen Gedanken.

»Die Knechte des alten MacAron sind auch über uns hergefallen, Herr. Sie haben mir Vater und Mutter getötet, und was mit Aisleen geschah, könnt ihr mit eigenen Augen sehen. Es ist eine Schande und eine Sünde. Was werdet Ihr tun, Herr?«

Es klang erwartungsvoll. Der junge Bursche war voller Hass und hoffte auf Vergeltung, soviel war klar. Braden sah in Swans helle Augen und fühlte sich machtlos. Er war allein, niemand würde ihm zur Seite stehen. Seine Eltern, Robin, alle seine Freunde waren tot.

»Führt mich an die Gräber.«

»Es gibt keine Gräber«, sagte Aisleen leise. »Sie haben die Toten mitgenommen und irgendwo verscharrt. Niemand weiß wo.«

Jetzt endlich spürte Braden, wie heißer, belebender Zorn in ihm hochschoss. Das war gegen alle Regeln, gegen alle Ehre. Ewan war im Kampf gefallen, und Robin hatte dafür mit seinem Leben bezahlt. Die Schuld war abgegolten – David MacAron hatte kein Recht, ehrlos gegen die Familie zu handeln und ihm, Braden, sein Erbe zu nehmen.

Er erhob sich langsam und ging hinaus zu seinem Pferd, das noch den Sattel trug. Der Himmel hatte sich bewölkt, der Wind trieb düstere Schatten über das Tal und kräuselte das Wasser des Sees.

»Wohin reitet Ihr, Herr?«

»Zu David MacAron.«

Der alte Rupert musste sich gegen die Wand lehnen. Wollte das Unglück denn gar kein Ende nehmen?

***

Braden wusste nur zu gut, dass seine Chancen schlecht standen. Er war allein, ohne Beistand, er besaß nichts außer seinem Pferd und einem Messer, das in seinem Gürtel steckte. Seine einzige Hoffnung war, dass David MacArons Zorn versiegt war und dass er mit sich reden ließ. Schließlich war Braden selbst an der ganzen Geschichte unbeteiligt gewesen.

Der Sitz der MacArons war nur einige Wegstunden entfernt, ein massiver Bau, von einer Befestigung umgeben, die sich an einen hohen Fels anschloss. Auch hier hatte sich einiges verändert, denn die hölzerne Palisade war durch eine steinerne Mauer ersetzt worden. Es machte keinen friedlichen Eindruck, und Braden wurde sich darüber klar, dass er im Begriff war, in die Höhle des Löwen zu reiten.

Die Torwächter glotzten ihn ungläubig an, als er seinen Namen nannte, auch hier erkannte man ihn zunächst nicht, starrte ihn an wie ein Gespenst. Unbeeindruckt ritt er in den Hof, stieg vom Pferd und warf einem der Männer die Zügel der Stute zu.

»Ich komme im Frieden«, sagte er. »Ich will mit David MacAron sprechen.«

Geflüster, scheue Blicke, die Männer fassten die Griffe ihrer Waffen, man war unsicher, was zu tun war. Einen Augenblick lang fürchtete er, man würde sich auf ihn stürzen, um ihn gefangen zu nehmen, und er machte sich bereit, seine Freiheit teuer zu verkaufen. Doch dann drängte sich ein schmaler junger Mann durch die Umstehenden.

»Folgt mir. David MacAron erwartet Euch.«

Fast hätte Braden den Clanchef nicht wiedererkannt. Der alte MacAron war dürr und krumm geworden, Haar und Bart, ehemals feuerrot, waren jetzt weiß, nur die hellen, kleinen Augen, die jetzt tiefer in den Höhlen lagen, waren noch genau so wach wie früher. Sie hatten jedoch einen lauernden Ausdruck angenommen, verbissener Hass lag darin und jede Menge Starrsinn – aber der war dem Alten auch früher zu eigen gewesen, er war den MacArons angeboren.

»Bist du etwa gekommen, um deine Braut zu holen, Braden?«, zischte der Alte spöttisch.

Braden spürte den Hohn, und er musste seinen Ärger niederkämpfen. Der Alte war verbittert, im Grunde konnte er einem leid tun.

»Nein«, gab er zurück. »Ich bin gekommen, weil ich dir sagen wollte, wie sehr ich bedaure, was während meiner Abwesenheit geschehen ist. Und weil ich glaube, dass der Streit ein Ende haben sollte.«

Die dünnen Lippen des Alten verzogen sich zu einem boshaften Grinsen.

»Sei unbesorgt, Braden, ich streite nicht. Um was auch? Dein Clan hat für den Mord an meinem Sohn bezahlt.«

Braden schluckte das Wort »Mord« herunter, obgleich es ihm schwer im Magen lag.

»Also wird Frieden zwischen uns sein?«

»Frieden?«, rief der Alte höhnisch. »Soll ich lachen? Der Bruder eines Mörders bietet mir Frieden an? Ich gebe dir einen guten Rat, Braden: Steig auf deinen Klepper und reite dahin zurück, woher du gekommen bist. Für einen dreckigen MacDean ist hier kein Platz mehr.«

Jetzt war Braden mit seiner Beherrschung am Ende. Er hatte genug Beleidigungen gehört, jede Friedfertigkeit hatte ihre Grenzen. Dieser alte Mann war so von Hass zerfressen, dass man nicht einmal mehr Mitleid mit ihm haben konnte.

»Ich gebe dir ebenfalls einen Rat, David«, entgegnete er kühl. »Gib mir das Land zurück, das mein Erbe ist, und halte Frieden mit mir, sonst wirst du es schwer bereuen.«

Die Männer, die mit in den Rittersaal getreten waren, wurden unruhig, doch Braden stand hoch aufgerichtet vor dem alten Mann und schien unbeeindruckt von der Übermacht.

Der Alte kicherte. Bradens Aufregung schien ihm großen Spaß zu machen.

»Welches Erbe, Braden?«, krähte er dünner Altmännerstimme. »Dein Vater hat dir nichts vererben können, weil er nichts mehr besaß, als er starb. Das Land, das einst den MacDeans gehört, ist in meinem Besitz – du bist nichts als ein hergelaufener Bettler.«

»Und du bist ein ehrloser Dieb, David MacAron«, brauste Braden auf. »Das Land ist seit Jahrhunderten Besitz meines Clans, und es gehört jetzt mir!«

»Dann hol es dir zurück«, flüsterte der Alte mit boshaftem Grinsen.

Braden spürte, wie die Männer näher an ihn heranrückten, sie warteten nur auf ein Zeichen ihres Clanchefs, um über ihn herzufallen. Entgegen aller Regeln hatte keiner von ihnen beim Eintritt in den Rittersaal die Waffen abgelegt. Seine Muskeln spannten sich, die Hand fuhr zum Gürtel, wo sein Messer steckte. Falls der alte MacAron vorhatte, seine Männer auf ihn zu hetzen, dann würden er etliche von ihnen mit in die Ewigkeit nehmen.

Doch David MacAron hatte anderes vor.

»Lasst den Habenichts laufen«, sagte er spöttisch. »Wir sind keine Meuchelmörder wie seinesgleichen. Aber hüte dich, MacDean: wo immer ich dich auf meinem Land antreffe, werde ich dich hetzen lassen wie einen räudigen Hund!«

Braden knirschte mit den Zähnen, er hätte sich gern auf den Alten gestürzt, um ihm das freche Maul zu stopfen. Doch er begriff, dass niemandem damit gedient war, wenn jetzt ein neues Blutbad angerichtet würde. Wortlos wandte er sich um, ging durch die Gasse, die man für ihn bildete, aus dem Saal, nahm aus den Augenwinkeln die spöttischen Blicke der Männer wahr, und er brauchte fast übermenschliche Kräfte, um sich zu beherrschen.

Draußen stieg er auf seine treue Stute und ritt unbehelligt durch das Burgtor davon. Er konnte den Männern ihren Spott nicht einmal übel nehmen – in seinen abgerissenen Kleidern, waffenlos, auf dem alten, knochigen Tier bot er keineswegs den Anblick eines glänzenden Ritters.

Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Sicher war nur eines: Er würde nicht rasten noch ruhen, bis er sein Land zurück hatte. Und wenn es sein Leben kosten würde.

Hatte Swan nicht davon erzählt, dass die MacArons den Bauern erhöhte Abgaben abverlangten? Dass man jene, die sich gewehrt hatte, übel zugerichtet hatte? Vielleicht waren seine Bauern ja bereit, mit ihm zu kämpfen? Er schüttelte den Kopf – was waren ein paar Bauernburschen mit Messern und Knüppeln bewaffnet gegen die gut gewappneten, erprobten Kämpfer, die David MacAron um sich geschart hatte?

Und doch war es die einzige Hoffnung, die ihm blieb.

Sein Weg führte hügelan durch dichten Wald, folgte dann einem Bachlauf, der sich durch wildes Gestein drängte und jäh über einen Fels in die Tiefe stürzte. Ein Regenbogen stand leuchtend über dem reißenden Wasser, doch der Reiter nahm sich nicht die Zeit, das schöne Naturschauspiel zu betrachten. Der Weg führte von hier über felsiges Gelände hinab, und Braden überließ es der Stute, das Reittempo zu bestimmen, denn er wollte das Tier schonen. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung, achtete auf jedes Geräusch, jeden aufflatternden Vogel. Es war durchaus möglich, dass man ihm folgte. Der alte MacAron hatte ihn zum Freiwild erklärt, jeder Mistkerl, der ihn aus dem Hinterhalt mit einem Pfeil zur Strecke brachte, würde sich vermutlich reichen Lohn einhandeln.

Zweige knackten vor ihm, das Geräusch von Hufschlägen war zu hören, seine Stute schnaubte und blieb stehen. Ein einzelner Reiter näherte sich, trabte unbesorgt direkt auf ihn zu, schon konnte er seine Umrisse durch die Stämme schimmern sehen. Erleichtert und verwundert zugleich stellte Braden fest, dass es sich um eine Frau handelte.

Und was für eine Frau!

Flammend rot war die prächtige Haarflut, die der Wind zerzaust hatte. Das blaue Kleid lag eng an ihrem Körper, und obgleich sie einen Mantel um die Schultern geworfen hatte, waren die festen, runden Wölbungen ihrer Brüste deutlich zu erkennen. Umso verlockender, als die Reitbewegung ihren Busen auf und niederwogen ließ. Braden spürte wider Willen den Wunsch, diese üppigen Hügel unter seinen Händen zu fühlen, und er wandte den Blick auf Pferd und Sattel, um sich von diesem Gedanken abzulenken. Die Lady war zur Jagd ausgeritten, und sie war erfolgreich gewesen, denn an ihrem Sattel hingen sowohl Bogen und Köcher als auch zwei Hasen.

Sie stutzte leicht, als sie ihn sah, verlangsamte den Ritt, und er konnte sehen, wie sie ihn mit starren Augen fixierte, als sähe sie einen Geist. Kannte er sie?

Verflucht – sie saß zu Pferd, als sei sie mit dem Tier verwachsen, das Kleid war an den Beinen hochgerutscht, so dass ihre schlanken, gut geformten Waden zu sehen waren. Er hatte nur ein einziges Mal eine Frau gekannt, die solch eine besessene Reiterin und Jägerin gewesen war. Eher gesagt, es war ein Mädchen gewesen. Eine dralle, rothaarige Göre, die ihn damals zum Wettreiten aufforderte und vor Ärger fast platzte, als er sie großmütig gewinnen ließ …

»B… Braden?«

Er las seinen Namen eher von ihren Lippen, als dass er ihre Stimme vernahm, denn sie hatte sehr leise gesprochen. Sie hatte volle, weiche Lippen, und um ihre Nase tummelte sich eine Ansammlung von Sommersprossen. Ansonsten gab es an ihrem Körper kaum etwas, das an die kleine, dralle Person erinnerte, mit der man ihn einst verlobt hatte.

»Marian!«

Beim Klang seiner Stimme fuhr sie zusammen. Konnte das Braden sein? Hatte er jemals solch tiefe und zugleich verlockend warme Laute hervorgebracht? Sie spürte, wie sie erschauerte. Himmel, Fias Traum war in Erfüllung gegangen, es war fast unheimlich. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, ob sein Körper tatsächlich bronzefarben und von breiten Muskeln überzogen war. Leider konnte man nicht viel von ihm sehen, denn er trug ein abgeschabtes Gewand mit langen Ärmeln und darüber einen Mantel von unbestimmbarer Farbe.

Sie ritten aufeinander zu und hielten dicht voreinander die Pferde an. Neugierig schnupperte Marians Wallach an der Stute, versuchte zärtlich zu sein und holte sich eine eindeutige Abfuhr.

»Du hast dich unglaublich verändert, Braden«, sagte Marian, der nichts anderes einfiel vor Aufregung. »Fast hätte ich dich nicht erkannt.«

Er lächelte.

»Da bist du nicht die erste, Marian. Übrigens hast auch du dich verändert.«

Sie spürte jetzt seinen Blick, der ihren Körper abzutasten schien, und sie erschrak vor sich selbst, als ein wohliges Rieseln dabei über ihren Rücken lief. Rasch zog sie den Mantel über der Brust zusammen und bauschte den Stoff vor dem Sattel. Die Sarazenin fiel ihr wieder ein, seine Heirat im Morgenland, und der stechende Schmerz war wieder genau so stark wie vor einem halben Jahr, als Druce darüber berichtete.

»Kein Wunder«, gab sie spitz zurück. »Du warst ja auch ein paar Jahre unterwegs, um Ruhm und Ehre zu erwerben. Ich hoffe, du hast beides gefunden?«

Er sah an ihr vorbei.

»Nein, Marian«, sagte er ruhig. »Das habe ich nicht.«

Er wirkte plötzlich verschlossen und düster, was ihre Spottlust nur weiter anheizte.

»Ich hätte es mir denken können«, meinte sie verächtlich. »So wie du ausschaust, gleichst du eher einem Landstreicher als einem ruhmreichen Recken.«

»Danke für deine ehrliche Meinung.«