Markus Hahn

Jihad – Eine Ideologie des Todes

Danksagungen

Ich bedanke mich bei Herrn Dr. Anton Grabner-Haider für Deine unermüdliche Unterstützung, dass sich aus einer Idee eine konkrete wissenschaftliche Forschung entwickeln konnte.

Vielen Dank auch an Herrn Dr. Leopold Neuhold für Deine Betreuung, Deine Geduld und Dein Engagement.

Auch gilt Dr. Amer Albayati, Islam- und Terrorexperte, ein großer Dank für das lange private Gespräch und die tiefen Einblicke in den Islam und den Terrorismus.

Einen herzlichen Dank an meine Oma Magdalena, für die Unterstützung, die Liebe und ihr Verständnis. Deine Gedanken und Gebete bedeuten mir sehr viel.

Danke auch an meine Kinder Lucy-Desiree und Levin-Joseph Martin. Ihr seid die besten Kinder der Welt.

Ein besonderer Dank geht an Susi, für ihre Liebe, Unterstützung, Verständnis und Geduld.

Danke an meine Mutter Andrea für die Unterstützung.

Ich bedanke mich auch bei meiner Schwägerin Nina, meinem Schwager Eugen und meiner Nichte Mia für ihre Liebe und Unterstützung.

Vielen Dank auch an Werner für die Kraft, der wie ein Vater für mich ist.

Dank auch an Dr. Hans Praschniker für die vielen anregenden Gespräche und Ideen.

Gewidmet meiner geliebten Frau Lili

Durch das Feuer gegangen, in der Liebe vereint, für immer ergeben. Ohne Dich hätte ich diese Arbeit niemals geschafft und wäre heute nicht der, der ich bin. Ich danke Dir für jeden Augenblick. Du bist das Wunder, auf das ich immer gewartet habe.

Danke für Deine Unterstützung, Dein Vertrauen, Deinen unerschütterlichen Glauben an mich, Deine vielen aufmunternden Worte, Deiner Liebe.

Ich liebe Dich!

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Kapitel I – Grundfragen der Ideologien

1.1. Der Begriff „Ideologie“

1.2. Ideologie als Weltanschauung

1.3. Entstehung von Großideologien

1.4. Strukturen ideologischer Systeme

1.5. Religiöser Fundamentalismus

1.6. Islamismus – als Aufbegehren gegen die herrschende Ordnung

Kapitel II – Theologie des Todes

2.1. Der Islam als eine Religion

2.2. Die Lösung aller Probleme ist der Islam

2.3. Utopie der politisch-religiösen umma

2.4. Die Konzeption des Jihads

2.5. Die Theologie des Todes

2.6. Vom traditionellen Märtyrer zum modernen Terroristen

2.7. Die Globalisierung der religiösen Gewalt

Kapitel III – Ziele und Taktik des „IS“ in Europa

3.1. Der islamistische Terrorismus in Europa

3.2. Terroristisches Kalkül in Europa

3.3. Die neue Identität der Muslime in Europa

Kapitel IV – Die wehrhafte Demokratie

4.1. Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

4.2. Herausforderung des Islamismus und des Jihadismus

4.3. Eine notwendige wehrhafte Demokratie

4.4. Terrorbekämpfung durch Prävention

4.5. Radikalisierung in den Moscheen

4.6. Kontrolle von islamischen Vereinen

4.7. Die notwendige Diskussion um ein Verbotsgesetz islamistischerVereine

4.8. Die notwendige „Leitkultur“

Kapitel V – Europäisierung des Islams

5.1. Strukturen des Fundamentalismus

5.2. Die endgültige Politisierung des Islams

5.3. Das Radikalisierungsphänomen

5.4. Ein Islam europäischer Prägung

5.5. Die Aufgabe der kritischen Philosophie

5.6. Eine moderne Hermeneutik

5.7. Die Veränderung des öffentlichen Raumes

5.8. Für ein reformiertes Gottesbild

5.9. Menschenrechte und Humanismus

5.10. Aufklärung und Rationalität

5.11. Trennung von Glauben und Politik

Kapitel VI – Zusammenfassung und Ausblick

6.1. Resümee

Literatur

Internet-Quellen

IS-Propaganda

Einleitung

Die Terrorgruppe „IS“ in Syrien und dem Irak und die vielen Terroranschläge weltweit haben die Frage nach der Ideologie solcher Gruppen entstehen lassen. Mit ihrer Theologie des Todes gelang es der Jihadistengruppe, nicht nur große Teile Syriens und dem Irak zu erobern und für einige Jahre eine Schreckensherrschaft zu halten, sondern auch einen Genozid zu verüben. Ungläubige wurden systematisch vertrieben, versklavt, getötet und ihr Eigentum von den Jihadisten erobert. Das Leben als ein Jihadist mit Waffen, Sexsklavinnen, Drogen und Morden wurde zu einem Ideal eines neuen Typus von „Helden“. Die Ideologie dieser Terrorgruppe strahlte über die ganze Welt aus und zog viele tausend Menschen in ihren vernichtenden Bann. Viele Europäer haben sich der Gruppe angeschlossen und gegen die „Feinde“ Allahs gekämpft. Sie haben vergewaltigt, gemordet, gefoltert und ganze Landstriche zerstört. In ihrer Umkehr aller Werte erstrahlt der „neue Anti-Held“, der sich mit Waffen martialisch in den neuen Medien präsentiert. Die religiöse Ideologie findet Anleihen in nationalistischen und faschistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Dabei sollen nationale Grenzen aufgehoben werden und ein einheitliches Kalifat errichtet werden. Der gemeinsame Glaube wird zu einer Rassen und Ethnien übergreifenden Kategorien der auserwählten Klasse. Das was im Irak und Syrien begann, soll weltweit geschehen, bis alle Ungläubigen getötet oder konvertiert sind.

Der „Islamische Staat“ stellt kein regionales oder nationales Phänomen dar, sondern hat sicherheitspolitische Auswirkung auf die gesamte europäische Staatengemeinschaft. Die Ausrufung des sunnitisch bestimmten Kalifats durch Abu Bakr al-Baghdadi in Syrien und im Irak am 29. April 20141 stellte den Anfang einer mittlerweile sich global auswirkenden Entwicklung dar. Der „Islamische Staat“ in Syrien und Irak ist eine politische Bewegung, welche ihre Ansichten in religiösideologischer Form eingebettet hat. Damit wurzeln die Ideen des „Islamischen Staates“ in den religiösislamischen tradierten Quellen und lassen sich auch darauf zurückführen. Die Entwicklungen des religiösen Terrorismus werden als eine Befreiungs- und Widerstandsbewegung gegen westliche Einflüsse und zur Errichtung eines globalen Kalifats propagiert. Wie ein Krebsgeschwür hat sich diese Vorstellung weltweit ausgebreitet.

Die Eroberungs- und Allmachtsfantasien sind das Ergebnis der Reaktivierung der verbreiteten mythischen Denkfiguren im tradierten Islam. Der Islamismus reaktiviert viele dieser archaischen und traditionellen Denkfiguren zu einer radikalen Weltanschauung, in der die radikalen Islamisten den Terrorismus nicht nur als eine militante militärische Strategie entwickelt haben, sondern diesen auch als die verbesserte Version der Eroberungsstrategien der ersten Muslime verstehen. Der Prophet Mohammed wird in der islamistischen Vorstellung lediglich als erfolgreicher Eroberer und unbarmherziger Kriegsherr betrachtet. Damit wird die idealisierte Figur des Propheten, der Stämme überrannte und Mekka einnahm, zur absoluten Verhaltensnorm der Islamisten. Damit wird der islamische Terrorismus aus dem religiösen Code der tradierten Quellen abgeleitet. Radikale Denker entwickeln die Lehren des Korans und der Sunna als eine Kriegs- und Eroberungstheologie weiter. Angefangen bei der extremistischen Interpretation der Muslimbruderschaft, entwickelte sich die Ideologie des Jihadismus und des internationalen Terrorismus.

Diese Forschung geht der Frage nach der Entwicklung dieser extremistischen Ideologie nach und versucht, mögliche Antworten auf die Theologie des Todes zu formulieren. Dabei wird besonders hinsichtlich der Verbreitung entsprechender islamistischer Lehrmeinungen als Nährboden des Extremismus in Europa die Frage diskutiert, wie eine mögliche wehrhafte Demokratie auf solche Entwicklungen reagieren kann.

Das erste Kapitel beleuchtet kurz die Thematik und typische Charakteristika von ideologischen Denksystemen und Weltanschauungen. Dabei soll nachgewiesen werden, dass eine effektive ideologische Verhaltenssteuerung vor allem auf einer emotiven Ebene stattfindet und über gelebte radikale Werte eine extremistische Weltanschauung entwickelt wird. Die Zuspitzung einer Weltanschauung zu einem politischen Programm, wie es der Islamismus ist, zeigt auf, dass hier vor allem machtpolitische Interessen von Personen eine große Rolle spielt. Um die Idee des „Islamischen Staats“ zu verstehen, ist unumgänglich nachzuzeichnen, dass viele ideologische und fundamentalistische Elemente aus den Themenfeldern des Mythos übernommen wurden. Gerade der „Islamische Staat“ arbeitet wie die meisten Großideologien mit mythisch-religiösen Elementen und verdichtet diese zu einer vermeintlichen theologischen Lehrmeinung.

Im Zweiten Kapitel wird vor allem auf die fundamentalistischideologische Entwicklung im Islam eingegangen. Dabei sollen vor allem die Entstehung und die Entwicklung jener ideologischen Denkmodelle erklärt werden, welche zur Herausbildung und Manifestation der ideologischen Ausrichtung des „Islamischen Staates“ beigetragen haben. Grundlegend stellt sich die Frage, ob die jihadistische Gewalt der Terrorgruppen aus den tradierten Quellen des Islams legitimiert werden kann oder ob es sich hierbei nur um vermeintlich religiöse Terroristen handelt. Es werden Anknüpfungen in den tradierten Quellen des Islams sowie in der Entwicklung des historischen Islams nachgezeichnet, aus denen sich die Theologie des Todes ableiten und rechtfertigen lässt. Es wird aufgezeigt, dass die Theologie des Todes sich bereits im Koran finden lässt und dass eine wortwörtliche Auslegung die Terrorgruppe „IS“ und ihr Verhalten legitimierten kann. Die von der Muslimbruderschaft konkretisierte Konzeption, dass allein der Islam die Lösung aller Probleme ist, stellt den Ausgangspunkt der religiösen Argumentation dar. Es wird aufgezeigt werden, wie der Jihadismus sich entwickelt und begründet hat und welche Rolle dabei der Koran als Hauptquelle des Islams spielt. Abschließend wird auf die Gefahr der Globalisierung der religiösen Gewalt hingewiesen, die sich immer mehr in Europa ausbreitet und zu einem gefährlichen Instrument der Allmachts- und Eroberungsfantasien wird. Die Ausbreitung der religiös motivierten Gewalt und des islamischen Extremismus stellt die ideologische Basis eines möglichen Kulturkampfes dar.

Im dritten Kapitel wird kurz die Strategie des „IS“ in Europa skizziert. Dabei wird die Entwicklung von einem großen Organisationsterrorismus der Al-Qaida zu einem Netzwerkbasierten Selfmade-Terrorismus kurz gestreift. Durch kleine terroristische Gruppen und Netzwerke soll ein Bürgerkrieg in Europa entfacht werden, aus dem letztlich die Islamisten siegreich hervorgehen. Durch viele kleinere Anschläge und durch die Verbreitung der radikalen Lehrmeinungen sollen Muslime weltweit motiviert werden, für die religiöse „umma“ zu kämpfen und sich gegen den dekadenten Westen zu erheben. Basis des Kulturkampfes stellt das neue, radikale Selbstbewusstsein der Muslime in Europa dar, welches durch entsprechende Lehrmeinungen verstärkt werden soll.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen sollen dann im vierten Kapitel Möglichkeiten der wehrhaften Demokratie diskutiert werden. Europa muss hier insbesondere jene islamischen Vereine und Moscheen kontrollieren, die eine Nähe zu fundamentalistischen Gruppen aufweisen In vielen europäischen Moscheen wird ein Islam der Überlegenheit und der Eroberung gelehrt. Diese Denkfigur wird direkt aus dem Koran abgeleitet2 und in der extremistischen Vorstellung lediglich reaktiviert. Viele Sinnbilder und historische Geschichten werden verbreitet und daraus wird eine moralische Anleitung für die Gläubige abgeleitet. Der Islamismus mit seinen steigenden Anhängern stellt die westlichen Gemeinschaften vor eine große Herausforderung. Unter dem Deckmantel der Toleranz und der Religionsfreiheit haben sich islamistische Strukturen ausgebreitet, welche den Nährboden für Gewalt und Jihadismus bereiten. Eine effektive Anti-Terrorstrategie muss solche Tendenzen unterbinden und entsprechende Moscheen schließen. In vielen europäischen Moscheen und Islamvereinen wird eine islamische Weltanschauung verbreitet, die den Nährboden für den islamischen Extremismus legt.3 So entwickelt sich mitten in Europa eine mit dem Terrorismus sympathisierenden muslimische Gesellschaftsschicht. Aus den Subkulturen der westlichen Gemeinschaft wird eine anti-demokratische und anti-liberale Weltanschauung verbreitet. Diese Entwicklung stellt die offene Gesellschaft vor großen Aufgaben und fordert die wehrhafte Demokratie heraus. Tausende Jihadisten aus der ganzen Welt haben sich dem Kalifat in Syrien und dem Irak angeschlossen haben. Sie haben für die Vision des religiösen Kalifat gekämpft und Ungläubige getötet, misshandelt, verstümmelt und missbraucht. Die Anhänger aus der ganzen Welt haben sich nicht erst im Kalifat radikalisiert, sondern in ihren Heimatländern. In mitten der westlichen Gesellschaften haben sich extremistischen Strukturen entwickelt, die ein internationales Netzwerk gesponnen haben. Die Jihad-Touristen reisten begeistert von der Theologie des Todes nach Syrien und schlossen sich dem selbst ernannten Kalifen an. Viele dort ausgebildete Kämpfer kehrten als Selbstmordkommando zurück und verübten viele Anschläge mit Toten und etlichen Verletzten. Die Gefahr, welche von dem radikalisierten und gewaltbereiten Rückkehrer ausgeht, stellt Europa vor die große Herausforderung, eine erneute Welle des Extremismus zu verhindern. Schon während der Zeit des Kalifats kehrten etliche Jihadisten zurück nach Europa. Etlichen wurde der Prozess gemacht und sie wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Aber viele reisten unerkannt nach Europa ein. Sie leben als tickende Zeitbomben mitten unter uns. Die Gefängnisse entwickeln sich immer mehr zu Orten der Radikalisierung4 und jetzt nach dem Ende des Kalifats bleibt die Frage ungeklärt, was mit den potentiellen Rückkehrern geschehen soll. Es bedarf einer breiten Debatte um die Instrumente einer wehrhaften Demokratie, damit der religiöse Extremismus und Einflüsse des Islamismus unterbunden werden. Es soll daher für entsprechende Kontrollinstrumente und für ein effektives Verbotsgesetz islamistischer Gruppen und Vereine argumentiert werden.

Das letzte Kapitel 5 greift mögliche Entwicklungen zur Europäisierung des Islams auf. Dabei wird vor allem darauf hingewiesen, dass es bei der Herausbildung von Rationalität und Aufklärung innerhalb der islamischen Diaspora zu notwendigen Säkularisierungsprozessen kommen muss. Humanität und Vernunft müssen losgelöst von religiösen Dogmen entwickelt werden, damit egalitäre Konzepte sich durchsetzen können. Der Islam muss sich den europäischen Grundideen und der herrschenden Leitkultur anpassen. Ohne eine notwendige Reform durch Liberalismus, Rationalität und Aufklärung verliert der tradierte Islam den Anschluss an die Moderne und kann somit zum Hindernis moderne Lebensgestaltung werden. Um den Terrorismus und die Gewalt aus dem Islam zu relativieren, bedarf es einer starken Distanz zu problematischen Suren und Textstellen. Der Islam muss entideologisiert werden und in rationale Rahmen entwickelt werden, damit der Glaube sozialverträglich wird.

Anmerkung: Es wurde bewusst eine Koranübersetzung ausgewählt, die im Rahmen unterschiedlicher „Koranverteilungen“ salafistischer Gruppen u.a. in Hamburg zeitweise auftauchten. Der vom „Siegel des Prophetene.V.“ übersetzte und verteilte Koran ist online weiterhin verfügbar, die Tätigkeiten sind aber bereits eingestellt.

1 Vgl. https://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/kalifatisis.

2 Vgl. Sure 3,110.

3 Vgl. Österreichischer Integrationsfond, Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess, Seite 35.

4 Vgl. https://noe.orf.at/news/stories/2866422/.