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Fürstenkinder
– 6 –

Ein kleiner Prinz kehrt heim

Kläuschen war ein Geschenk des Himmels

Inge Borg

Impressum:

Epub-Version © 2020 KELTER MEDIA GmbH & Co. KG, Sonninstraße 24 - 28, 20097 Hamburg. Geschäftsführer: Patrick Melchert

Originalausgabe: © KELTER MEDIA GmbH & Co.KG, Hamburg.

Internet: https://ebooks.kelter.de/

E-mail: info@keltermedia.de

Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

ISBN: 978-3-74096-426-9

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Das Unglück in der Schweiz machte auch in der internationalen Presse Schlagzeilen.

Flugzeugkatastrophe – Unfall oder Terror?

Ein schweres Flugzeugunglück ereignete sich am Dienstag in der Nähe von Zürich. Die Maschine befand sich auf dem Flug von Frankfurt nach New York. Aus den Trümmern der abgestürzten Maschine konnten nur zwei Personen lebend geborgen werden: ein Junge von etwa zwei Jahren und eine junge Frau. Ihre Namen konnten noch nicht ermittelt werden. Die Frau hatte das Bewußtsein bei Redaktionsschluß noch nicht wiedererlangt. Die Unglücksursache ist noch nicht bekannt. Ein Terrorakt ist nicht auszuschließen.

*

In einer Zürcher Klinik spielte Dr. Weigele, ein kinderlieber junger Arzt, mit einem bildschönen, kleinen Buben. Der kleine Kerl jauchzte vor Vergnügen, wenn Hans Weigele ihn vom Stühlchen springen ließ, um ihn dann aufzufangen.

Die großen Augen strahlten, und der kirschrote Mund forderte jubelnd: »Mehr, mehr!«

Spielend und tollend ließ sich Dr. Weigele Zeit mit seiner gründlichen Untersuchung. Aber wie er auch prüfte, klopfte und horchte – nichts! Gott sei Dank! Dieser goldige kleine Kerl hatte das furchtbare Flugzeugunglück ohne den geringsten Schaden, ohne den kleinsten Kratzer überstanden.

Wer mochte das Kind sein? Das festzustellen, konnte sehr schwierig werden, da laut Passagierliste für acht Kinder von eineinhalb bis acht Jahren ein Flug nach Amerika gebucht worden war. Bei den übrigen sieben Kindern war, wie bei den anderen Fluggästen und den Besatzungsmitgliedern, noch keine Identifizierung möglich gewesen.

Dr. Weigeles Gedanken wanderten hinauf in das stille Krankenzimmer ein Stockwerk höher. Er sah in Gedanken das wunderschöne, blasse Frauenantlitz unter der schweren Fülle ihres schönen Haares. Er sah die ratlos und fragend umherirrenden großen Augen der fremden, unbekannten Frau. Augen, wie er sie in dieser Schönheit noch nie sah: Augen von einem klaren, leuchtenden Grün, mit sonnengelben Pünktchen darin. Große, weitgeschnittene Augen, umgeben von einem dichten Kranz langer, seidiger schwarzer Wimpern. Wer war sie, die mit dem Buben als einzige das grauenhafte Inferno des Flugunglückes überlebt hatte?

War es nicht Selbstschutz des Körpers, der Natur, daß ihr Geist die furchtbaren Sekunden einfach ausgelöscht hatte? Die schöne Fremde erinnerte sich an nichts mehr, auch nicht an ihren Namen, Wohnort, Angehörige – an nichts! Sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Man entdeckte sie, ein ganzes Stück von dem Flugzeugwrack entfernt, auf einer Bergwiese in einem großen Heuhaufen. Ein kleiner Bub krabbelte vergnügt um sie herum und wollte Blümchen pflücken. Die seit Stunden hart arbeitenden Rettungsmannschaften, die nur grausam verstümmelte Leichen und Körperteile aus dem noch glühenden Wrack geborgen hatten, standen erschüttert wie vor einem Wunder. Manchen der harten Männer traten Tränen in die Augen. Welch ein Bild und welch ein Kontrast.

Auf dem duftenden Heu lag reglos eine wunderschöne Gestalt. Die Augen in dem zarten, schneeweißen Gesicht waren geschlossen, nur die dichten, langen schwarzen Wimpern gaben dem Gesicht etwas Farbe. An den schlanken, sehr gepflegten Händen und an den schmalen Gelenken funkelten kostbare Ringe, goldene Armbänder und juwelenbesetzte Reifen. Das zartgelbe leichte Wollkostüm war bei dem Sturz zerrissen. Der schmale Rock bedeckte nur noch zum Teil den knabenhaften Körper, die langen schlanken Beine.

Schweigend standen die Männer der Rettungsmannschaften nach so viel Grauen und Elend vor dieser vollkommenen Schönheit. Der Jüngste unter ihnen, der heute zum erstenmal half, sagte leise: »Schneewittchen!«

Dann sahen sie das Kind, das ein Händchen voll frischer Wiesenblumen den Männern entgegenstreckte. Auch sein kleiner hellblauer Anzug war beschmutzt und aufgerissen. Ein dicker schwarzer Fleck saß auf der kleinen Stupsnase, aber die großen schwarzbraunen Augen des Kindes lachten. Der Bub hatte nichts von dem furchtbaren Geschehen erfaßt.

Wie durch ein Wunder waren diese beiden Menschen gerettet… als einzige.

Die Ärzte und Schwestern der bekannten Zürcher Klinik schirmten ihre beiden im Augenblick prominenten Patienten hermetisch von der Außenwelt ab. Kein Reporter, und sei er noch so keck und findig, wurde zu den beiden Überlebenden des Flugzeugunglücks gelassen. Die Patientin brauchte unbedingte Ruhe wegen ihrer schweren Gehirnerschütterung, und das Kind sollte durch sensationslüsterne Fragen nicht verunsichert werden.

Die Anweisungen waren sehr streng, die Professor Gundler, der Chefarzt der Zürcher Klinik, erlassen hatte. Keiner würde wohl wagen, dagegen zu verstoßen.

Der »Alte« war ein großartiger Chef, aber er konnte auch fuchsteufelswild werden, wenn seine Anordnungen nicht peinlich genau befolgt wurden. Dann konnte es nicht nur einen Anpfiff, sondern auch einen Hinauswurf geben, und das wollte keiner riskieren.

Sinnend schaute Dr. Weigele den süßen, kleinen Lockenkopf an. Wer mochte der Junge sein?

Da kam ihm plötzlich ein Gedanke. Er setzte sich mit dem Kind auf dem Arm an den weißen Tisch. Wenn er doch nur den Vornamen des Kindes erfahren könnte! Das würde die Nachforschung gewiß erleichtern. Bis jetzt war er nur »der Bub«.

»Sag mal, Bub, wie hat deine Mami immer zu dir gesagt?«

Verständnislos sah ihn der kleine Kerl mit seinen dunklen Augen an. Dann verzog sich das eben noch lachende Gesichtchen:

»Mami? Wo meine Mami?«

Liebevoll drückte Dr. Weigele das kleine Körperchen an sich. Er setzte den Kleinen auf seine Schulter, um den Kleinen abzulenken.

»Sieh, Büberl, wir wollen ja die Mami suchen, deshalb muß ich aber wissen, wie die Mami zu dir gesagt hat. Wie hat sie dich gerufen?«

Das Kerlchen dache intensiv nach. Er krauste das Näschen, schob die klare Kinderstirn in Dackelfalten und steckte den kleinen, schmutzigen Daumen in den Mund.

»Mami… Täus - chen! – Ja. Mami immer Täus und Täus - chen! Oh, Mami doll lieb!! Tomm, Mami holen!«

Zutraulich faßte der Bub Dr. Weigeles Hand, dem das Herz noch schwerer wurde.

Was sollte er tun? Liebevoll betrachtete er das reizende, zutrauliche Kindergesicht. In den großen Augen lagen Vertrauen und Erwartung. Ungeduldig wiederholte er:

»Tomm, Mami dehn!«

In diesem Augenblick kam Schwester Ursula von der Privatstation:

»Herr Doktor, bitte kommen Sie. Unsere schöne Unbekannte ist so unruhig. Was soll ich tun?«

Dr. Weigele überlegte kurz.

»Ja, Schwester Ursula, ich komme! Aber was machen wir mit unserem Klaus?«

Dr. Weigele hatte ganz betont »Klaus« gesagt. Und er hatte die Freude und Genugtuung, daß der Kleine ganz spontan mit dem Lockenköpfchen nickte und bestätigend wiederholte:

»Ja, Täus! Täus ist lieb?!«

Und fragend blickte er seinen großen Freund an. Der Arzt fuhr ihm liebkosend durch den dichten Lockenschopf. Dann sagte er spontan:

»Komm, Kläuschen, du gehst jetzt mit mir, ja? Wir besuchen eine sehr liebe, kranke Dame!«

»O ja, Mami dehn! Mami dehn«, sang er fröhlich.

*

Ein neues Ereignis machte Schlagzeilen in der internationalen Weltpresse und beunruhigte sehr viele Leser:

Weltbekannte Sängerin seit Tagen vermißt!

Wie die Presse erst jetzt erfährt, ist die international bekannt und beliebte Sängerin Marisa del Vana seit ungefähr einer Woche vermißt. Da Frau del Vana als sehr wohlhabend gilt, ist Kidnapping nicht ausgeschlossen. Sachdienliche Hinweise nimmt jede polizeiliche Dienststelle entgegen. Auf Wunsch wird Diskretion zugesichert!

Wer war diese Marisa del Vana?

Das war mit wenigen Sätzen gesagt: die schönste und augenblicklich beste Sängerin der Welt. Eine einmalige Stimme in einem bezaubernd schönen Frauenkörper. Korrekt und zuverlässig in ihrer Arbeit, eine liebenswerte Kollegin, ein weicher, fraulicher Mensch, ohne Sensationen und Abenteuer.

Konnte es möglich sein, daß diese von Millionen Menschen geliebte und verehrte Frau von rauhen Männern gekidnappt worden ist? Sie, deren zarte, vollkommene Schönheit jeden Mann zum Beschützer werden lassen möchte? Deren wunderbare Stimme die Zuhörer andächtig werden ließ?

Da meldete sich die Fluggesellschaft des verunglückten Flugzeuges:

Die bekannte Sängerin Marisa del Vana hat im letzten Augenblick noch einen Platz in der abgestürzten Maschine erhalten, da ein Ticket zurückgegeben worden war. Es muß mit ihrem Tod gerechnet werden.

Im nächsten Tag standen in Hunderten von Zeitungen, Zeitschriften und Illustrierten: Das Leben und Schicksal von Marisa del Vana, der berühmtesten Sängerin der Welt.

Viele Fotos erschienen, private und Rollenfotos. Noch einmal sahen die Menschen sie in all ihrem wunderschönen zarten Liebreiz, empfanden noch einmal die starke Ausstrahlung.

*

»So, mein Kerlchen, du bleibst jetzt noch etwas bei unserer lieben Schwester Hilde. Ich muß erst mal sehen, was unsere Kranke macht!«

Dr. Weigele übergab das Kind der freundlichen Schwester und ging in das Zimmer der Unbekannten. Die Kranke schien bei Bewußtsein:

»Doktor, wo bin ich? Was ist das?«

Glücklich setzte sich Dr. Weigele auf den Stuhl neben dem Krankenbett. Er ergriff die schlanke, kraftlose Hand und hielt sie fest.

»Liebe, gnädige Frau, lassen Sie mich Ihnen zuerst sagen, wie froh wir alle sind, daß es Ihnen wieder bessergeht! Und nun zu Ihren Fragen:

Sie sind in Zürich in der Klinik von Professor Gundler. Der Schlauch, den Sie da an der Nase fühlen, kommt gleich heraus. Wir mußten Sie künstlich ernähren, da Sie einige Tage bewußtlos waren. Sie hatten eine Contusio celebri, eine leichte Gehirnquetschung. Sie hatten am Kopf eine kleine Beule!«

Verständnislos hatten die schönen Augen den jungen Arzt angesehen. Dann sagte sie mit ihrer außerordentlich wohlklingenden, weichen Stimme:

»Lieber Doktor, ich verstehe Sie nicht! Wieso Klinik? Gehirnquetschung? Bin ich plötzlich erkrankt – verunglückt? Was ist mit mir?«

»Liebe, gnädige Frau, bitte keine Angst und Unruhe! Ich benachrichtige jetzt unseren Chef. Professor Gundler wird Ihnen alle Fragen beantworten. – Ich sehe nachher noch einmal nach Ihnen!«

Dr. Weigele nickte seiner schönen Unbekannten noch einmal herzlich und aufmunternd zu, dann ging er und holte den Professor.

Kurz darauf saß der Chefarzt, eine vornehme, schlanke Erscheinung, am Bett der Kranken. Das volle graumelierte Haar aus der hohen Stirn gekämmt, die ruhigen grauen Augen in dem männlichen Gesicht, das den Ausdruck von Güte und Humor trug, war Professor Gundler ein Mann, dem manches Frauenauge wohlgefällig folgte. Er aber lebte nach einer tiefen Enttäuschung vor vielen Jahren nur seinen Kranken und seiner Forschung. Nun saß er bei seiner geheimnisvollen, ungewöhnlich schönen Patientin, deren Zustand ihnen allen große Sorgen gemacht hatte. Ihre großen grünen Augen sahen ihn klar, aber ängstlich und verstört an. Ihre schönen Hände bewegten sich unruhig.

Bevor der Professor etwas sagen konnte, überstürzten sich ihre Fragen. – Beruhigend nahm Professor Gundler die schmalen weißen Hände in seine guten, sensiblen Chirurgenhände. Als sie ruhiger wurde, erklärte er der Kranken mit seiner dunkeltönenden Stimme:

»Verehrte, gnädige Frau, zunächst möchte ich Sie von ganzem Herzen begrüßen und Ihnen sagen, wie sehr wir uns alle freuen, daß Sie Ihre weite Traumreise beendet haben und wieder zu uns auf die doch sehr schöne Erde zurückgefunden haben. Jetzt werden Sie erst mal ganz ruhig, die Gefahr ist vorbei. Wenn es Ihnen recht ist, können wir uns gern über die Ursache Ihres jetzigen Zustandes unterhalten. Wie mein Oberarzt Dr. Weigele Ihnen schon sagte, haben Sie eine nur leichte Gehirnquetschung. Können Sie sich erinnern, wie es dazu gekommen ist?«

Gespannt beobachtete der Arzt das weiche, klare Gesicht der Frau.

Nur ein ratloses, vorsichtiges Kopfschütteln.

»Doktor, ich weiß nichts.« Dann ein verzweifelter Schrei: »Doktor, wer bin ich?«

Diese Frage hatten der Professor und sein Stab gefürchtet.

»Bitte, liebe gnädige Frau, keine Aufregung: Diese vorübergehende Gedächtnislücke ist ein typisches Krankheitszeichen und verliert sich in der nächsten Zeit. Erinnern Sie sich, ob Sie Angehörige haben?«

Wieder beobachtete Professor Gundler seine Patientin genau. Er bemerkte die Anstrengung und Qual auf dem blassen Gesicht. Bevor sie sich weiter quälte, strich er über die klare, schöne Stirn und sagte beruhigend:

»Genug, quälen Sie sich nicht mehr. Wir wollen mit dem heute Erreichten zufrieden sein. Ich bin sehr zufrieden. Schlafen Sie möglichst viel, und keine schweren Gedanken. Es wird alles gut!«

»Alles gut!« flüsterte die schöne Fremde, schloß die Augen und schlief ein.

Professor Gundler saß noch lange an ihrem Bett und konnte sich an so viel Schönheit und Lieblichkeit nicht satt sehen. Konnte ein Gott es zulassen, daß dieses zauberhafte Geschöpf ohne Verstand und ohne Erinnerung blieb?

Müde erhob sich der Professor. Wie schon oft, die Grenzen seines Könnens erkennend.

Einige Tage später glaubten die beiden Ärzte es verantworten zu können, den kleinen Klaus, erklärter Liebling des ganzen Hauses, mit zu der schönen Unbekannten zu nehmen. Sie wußte noch immer nicht, wer sie war, und woher sie kam.

Immer drängender wurde Kläuschens Wunsch, seine Mama zu sehen. Wer aber wußte, ob die Unbekannte seine Mutter war? Ob sie nicht zu jenen nicht identifizierbaren Opfern gehört hatte, die vor vier Tagen unter großer allgemeiner Anteilnahme beerdigt worden waren? Alle, Ärzte und Schwestern, machten sich Gedanken und Sorgen um den goldigen kleinen Kerl, der so lieb und anhänglich war.

Professor Gundler und sein Oberarzt hatten sich überlegt, daß der Kleine wie zufällig mit in das Krankenzimmer kommen sollte. Der Professor wollte die übliche, tägliche Visite machen, während Dr. Weigele dann mit dem Kind nachkommen sollte. Sie waren gespannt, ob und wie das Kind auf die Kranke wirkte. Und umgekehrt, erkannte das Kind seine Mutter? Es war ein Experiment. Hoffentlich gab es nicht einen neuen Schock – für beide.

Und nun saß der Professor am Bett seiner Patientin. Körperlich schien sie etwas erholter. Sie brauchte keine künstliche Ernährung mehr. Sie konnte selbst essen, allerdings wie ein Vögelchen. Sie schlief sehr viel, aber wenn sie wach war, drehten sich ihre Gedanken ausschließlich um die eine Frage: Wer bin ich?

Der Professor unterhielt sich gern mit ihr. Dieser bezaubernden Stimme mit dem weichen, klingenden Timbre konnte er stundenlang lauschen. Als er es jetzt wieder dachte, konnte er nicht unterlassen zu sagen:

»Liebe, gnädige Frau, Sie haben eine außerordentlich weiche und angenehme Stimme. Ich möchte die Augen schließen und nur Ihrer Stimme lauschen. Haben Sie gern gesungen?«

Professor Gundler beobachtete die Patientin genau. Sie rieb sich langsam, nachdenklich die Stirn. Sie schloß die Augen, horchte in sich hinein:

»Stimme – gesungen? Da war – etwas war da? Doktor, ich…« Sie griff etwas gequält an ihren schlanken weißen Hals.

»Doktor, nein, ich konnte sicher nicht singen. Aber – etwas war. Wie schön, singen zu können. Aber ich kann es nicht! Sind Sie jetzt sehr enttäuscht, lieber Herr Professor? Sie machen sich so viel Mühe mit mir!«

Lieb und bittend schaute sie Professor Gundler an. Der konnte seinen Blick kaum von diesen wunderschönen Augen lösen.

»Aber nein, meine Liebe. Wir müssen es nur immer wieder versuchen. Haben Sie Geduld.«

Da öffnete sich die Tür, und herein trat Dr. Weigele. Er hatte einen kleinen Buben an der Hand und fragte fröhlich:

»Darf dieser kleine Strolch mit herein? Er ist mir von der Kinderstation nachgelaufen. Hoffentlich stört er Sie nicht, gnädige Frau? Dann wird er sofort wieder hinausexpediert. So, Bürschlein, sag guten Tag!«

Atemlose Stille. Dann eine jubelnde Kinderstimme, die die beiden Ärzte im Zimmer und die Schwestern auf dem Flur erstarren ließ:

»Mami! Meine Mami! Meine liebe Mami!«

Mit einem Satz wollte das Kind auf das Bett der Kranken, die das Kerlchen ungläubig, fassungslos anstarrte. Der Arzt hielt ihn zurück: