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Jan Kuipers
Ben Tiggelaar

Stephen R. Coveys
Die 7 Wege zur Effektivität

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

©2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem 2020 erschienenen Buchtitel „Die 7 Wege zur Effektivität“ von Jan Kuipers und Ben Tiggelaar © 2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.

ISBN Buchausgabe: 978-3-96739-017-9

ISBN epub: 978-3-96740-006-9

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Übersetzung: Bärbel Jänicke, Berlin

Lektorat: Eva Gößwein, Berlin

Grafiken: Das Herstellungsbüro, Hamburg

Satz: Zerosoft, Timisoara (Rumänien)

© 2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

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Inhalt

Vorwort

1. Das Fundament

Von innen nach außen

Die sieben Wege: ein Überblick

2. Wachsen zur Unabhängigkeit

Erster Weg: Pro-aktiv sein

Zweiter Weg: Schon am Anfang das Ende im Sinn haben

Dritter Weg: Das Wichtigste zuerst tun

3. Weiterwachsen zur Interdependenz

Vierter Weg: Win-win-Denken

Fünfter Weg: Erst verstehen, dann verstanden werden

Sechster Weg: Synergien schaffen

4. Kontinuierlich weiterwachsen

Siebter Weg: Die Säge schärfen

Noch einmal: Von innen nach außen

Über die Autoren

Vorwort

Es ist nach wie vor erstaunlich. Wie ist es möglich, dass ein mehr als 30 Jahre altes Buch Jahr für Jahr neue Leser und Leserinnen anzieht? So viele sogar, dass es Jahr für Jahr in den Bestsellerlisten steht? Weltweit wurden mehr als 50 Millionen Exemplare von „Die sieben Wege zur Effektivität“ von Stephen R. Covey verkauft. Während sich die Welt um uns herum verändert, bleiben einige Dinge konstant – wie der Erfolg von Coveys Buch. Er selbst hat einmal gesagt: „Je radikaler die Veränderungen und je schwieriger die Herausforderungen, desto größer wird die Bedeutung der sieben Wege.“

Ein wichtiger Grund dafür liegt unserer Ansicht nach darin, dass es in „Die 7 Wege“ um zeitlose Prinzipien geht. Prinzipien, die grundlegend sind für persönliche Entwicklung und menschliche Beziehungen. Und damit auch für Führungsverhalten, Zusammenarbeit und berufliches Wachstum. In der Tradition der alten Philosophen schreibt Covey darüber, was ein gutes und sinnvolles Leben ist. Er tut dies auf eine praktische, für jeden verständliche Art, als ein Meister im Strukturieren und Erklären von Weisheiten. Diese hat er aus der Forschung, aus stapelweise Literatur gewonnen, aber auch aus seiner eigenen Erfahrung als Coach, Lehrer, Berater und Ehemann und Vater.

Wir beide haben Coveys Buch, unabhängig voneinander, vor mehr als zwanzig Jahren zum ersten Mal gelesen. Es hat damals bei uns einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die sieben Wege haben unser Leben wesentlich und positiv beeinflusst, unter anderem die Work-Life-Balance und die Formulierung persönlicher Lebensziele. Auch bei unserer Arbeit mit Einzelpersonen und Organisationen kommen die sieben Wege oft zum Einsatz. Mit Fug und Recht können wir behaupten: Covey hat uns geholfen, zu den Menschen zu werden, die wir heute sind.

Dennoch zogen wir aus unserer erneuten Lektüre für diese Zusammenfassung wieder neue Einsichten. Das zeigt, wie überaus reichhaltig Coveys Buch ist. Außerdem sind wir uns nun, da wir beide selbst einige Bücher geschrieben haben, dessen noch bewusster, wie schwierig es ist, zu einer solch klaren Struktur und einem derart zusammenhängenden Gefüge von Ideen und Ratschlägen wie in „Die 7 Wege“ zu gelangen.

Wir glauben, dass Coveys Buch aktueller denn je ist. Dies geht bereits aus der Beschreibung der Probleme hervor, mit der das Buch und auch diese Zusammenfassung beginnt. Der Probleme so vieler Menschen, die sehr hart an ihrer Karriere, ihren Beziehungen und ihrem Glück arbeiten, aber oft daran zweifeln, ob das irgendwo hinführt. Ihnen – und allen anderen Leserinnen und Lesern – soll diese Zusammenfassung eine wertvolle erste oder erneute Begegnung mit der Weisheit Stephen R. Coveys ermöglichen.

Wir hoffen, dass Sie das Lesen dieses Buches ebenso inspiriert wie uns das Schreiben.

Jan Kuipers und Ben Tiggelaar

1.Das Fundament

Im Laufe seiner Karriere hat Stephen R. Covey mit zahllosen Menschen in der Wirtschaft, an Universitäten und im familiären Bereich gearbeitet. Viele von ihnen waren von außen besehen unglaublich erfolgreich, aber innerlich verzweifelt auf der Suche nach einer harmonischen und sinnvollen Beziehung zu anderen.

1.1Von innen nach außen

Covey war von diesen Menschen fasziniert: Menschen, die ihr Privatleben für ihre Karriere aufgeopfert hatten, die sich ständig gehetzt fühlten und sich fragten, ob ihr Leben wohl einen Sinn hätte. Auch er selbst sah sich in seiner eigenen Familiensituation mit dem folgenden Problem konfrontiert: Einer seiner Söhne kam in der Schule und beim Sport nicht gut zurecht. Er musste einiges an Spott über sich ergehen lassen. Covey und seine Frau ermutigten ihn, sagten, dass er es doch schaffen könne, wenn er nur sein Bestes gäbe, und nahmen ihn anderen gegenüber in Schutz. Damit entschuldigten sie sich quasi für das Verhalten ihres Sohnes – er gab schließlich sein Bestes. Aber auf diese Weise nahmen sie ihm seine Würde. Sie vermittelten ihm das Gefühl, dass er ihrer Ansicht nach unzulänglich war.

Covey wollte verstehen, wie er seinem Sohn und all den Menschen, denen er bei seiner Arbeit begegnete, helfen konnte. Indem er sich eingehend mit dem Thema Wahrnehmung befasste und damit, was sie bei Menschen bewirkt, wurde ihm bewusst, dass die Art, wie er und seine Frau ihren Sohn sahen, das eigentliche Problem war. Durch ihre Sichtweise verstärkten sie nur sein negatives Selbstbild. Covey kam zu dem Schluss, dass er vor allem die Art und Weise untersuchen müsse, wie Menschen Situationen betrachten. Fortan ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los: Man muss damit beginnen, sich selbst zu ändern, wenn man eine Situation verändern will. Dies bildete einen der Ausgangspunkte seiner Forschung zu den Grundregeln eines sinnvollen Lebens.

Persönlichkeits-Ethik und Charakter-Ethik

Covey studierte alles, was in den vergangenen 200 Jahren über Erfolg geschrieben worden war, und kam so zu den sieben Wegen. In der Literatur aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg begegnete ihm vor allem die Charakter-Ethik. Wer diese Haltung verinnerlicht hat, lebt nach Prinzipien wie Integrität, Demut, Treue, Mäßigung, Mut, Gerechtigkeit, Geduld, Fleiß, Einfachheit, Bescheidenheit – und nach der goldenen Regel: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Nach dem Ersten Weltkrieg ergab sich eine grundlegende Verschiebung zu einer Persönlichkeits-Ethik. Erfolg wird nun an persönlicher Leistung, an Status, Verhalten und Fähigkeiten im Umgang mit anderen bemessen. Die Verschiebung von der Charakter- zur Persönlichkeits-Ethik bedeutet, dass wir uns mehr auf äußeren und kurzfristigen Erfolg konzentrieren. Infolgedessen haben wir aus den Augen verloren, was wirklicher Erfolg und Glück sind.

Covey erkannte, dass er und seine Frau das Problem ihres Sohnes durch die Brille der Persönlichkeits-Ethik betrachtet hatten. Ihr Sohn musste sich verhalten, wie es andere von ihm erwarteten: sportlich, erfolgreich, sozial. Covey wurde bewusst, dass die Brille, durch die man die Welt und die Menschen in seinem Umfeld betrachtet, bestimmt, was man sieht – und dass das, was man sieht, wiederum bestimmt, was man tut. Um seinem Sohn dabei zu helfen, sich zu ändern, mussten seine Frau und er zunächst einmal sich selbst ändern, vor allem ihre Sichtweise auf ihren Sohn. Sie mussten sich von der Persönlichkeits-Ethik lösen und sich wieder auf die Charakter-Ethik besinnen. Aus dieser Haltung heraus beschlossen sie, ihren Sohn stärker zu bestätigen und mehr wertzuschätzen. Er begann, sein Leben auf seine eigene Weise zu gestalten; sein Selbstvertrauen wuchs und er blühte auf.

Natürlich sind einige Einsichten aus der Persönlichkeits-Ethik nützlich und manchmal sogar für Erfolg unerlässlich. Man sollte beispielsweise sich selbst darstellen und einen inspirierenden Vortrag halten können. Aber auf lange Sicht funktionieren sie nicht. Um dauerhafte menschliche Beziehungen zu unterhalten und langfristig Erfolg zu erzielen, braucht man die Charakter-Ethik.

Die Macht eines Paradigmas

Die Charakter- und die Persönlichkeits-Ethik sind Beispiele für soziale Paradigmen. Ein Paradigma ist ein Bezugsrahmen, eine Art, die Welt zu betrachten, ein System von Annahmen. Diese Annahmen bestimmen unser Verhalten. Paradigmen können wir als Landkarten ansehen, die uns helfen, unseren Weg im Leben zu finden.

Angenommen, Sie wären aufgrund eines Fehldrucks gezwungen, sich mit einem Stadtplan von Berlin in Köln zurechtzufinden. Was immer Sie auch tun, Sie werden Ihr Ziel nie erreichen. Mit einer positiven Einstellung erreichen Sie höchstens, dass es Ihnen nicht so viel ausmacht. Mit anderen Worten: Wenn wir uns nicht bewusst machen, an welchen grundlegenden Paradigmen, an welcher Landkarte wir uns tatsächlich orientieren, wird unser Verhalten auf die Dauer nicht effektiv sein. Nur wenn Sie eine gute Karte haben, sind Ihr Engagement und Ihre Haltung relevant.

Covey beschreibt dies wie folgt: „Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist. Im Gegenteil: Wir sehen die Welt so, wie wir sind. […] Wir sehen das, worauf wir konditioniert sind.“ Wenn wir beschreiben, was wir sehen, beschreiben wir uns selbst. Je bewusster wir uns unserer grundlegenden Paradigmen sind, desto besser können wir sie mit denen anderer vergleichen und versuchen, unsere Sichtweise zu erweitern.

Die Macht eines Paradigmenwechsels

Thomas Kuhn hat festgestellt, dass fast jeder bedeutsame Durchbruch in der Wissenschaft einen Bruch mit traditionellen Paradigmen bedeutet. Um Fortschritte zu erzielen, ist ein neuer Bezugsrahmen erforderlich: ein Paradigmenwechsel. Dies gilt auch für Veränderungen in unserem Leben. Covey veranschaulicht dies anhand einer Erfahrung, die er in der New Yorker U-Bahn gemacht hat. Lebhafte Kinder stellten das Abteil auf den Kopf und ihr Vater unternahm nichts dagegen. Als Covey den Mann auf das Verhalten seiner Kinder ansprach, erklärte dieser, dass seine Frau, die Mutter der Kinder, in dem Krankenhaus, aus dem sie gerade kommen, gestorben sei. Auf einen Schlag ändert sich Coveys Bild der Situation und auch sein Verhalten.

„Grundvoraussetzung für eine tief greifende Veränderung ist“, so Covey, „dass wir an unseren grundlegenden Paradigmen arbeiten.“ Für kleine Verbesserungen in unserem Verhalten reicht die Persönlichkeits-Ethik aus, doch wenn wir unsere Lebensqualität wirklich verbessern wollen, müssen wir uns auf die Charakter-Ethik zurückbesinnen.

Leben nach Prinzipien

Die Charakter-Ethik geht von der Idee aus, dass ein gutes Leben nur auf grundlegenden Prinzipien beruhen kann. Wie die Schwerkraft für die Physik grundlegend ist, so sind es Prinzipien für ein gutes Leben. Ein Prinzip ist wie ein Leuchtturm. Ob für ein großes oder kleines Boot, ein Handelsschiff oder ein Kriegsschiff, der Leuchtturm hat immer dieselbe Bedeutung und Funktion. Es ist eine unerschütterliche Tatsache, ein Naturgesetz.