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Inhalt

Erhard Schütz
»Heimat war das Tier, das sie die täglichen Berufswege führte«. Gabriele Tergits Feuilletons über Berlin, seine Menschen und seine Zustände

Liane Schüller
»Der Menschheit anderer Teil, die Frau«. Gabriele Tergit und die Neue Frau in der Weimarer Republik

Nicole Henneberg
Der Historie zusehen. Gabriele Tergit als Chronistin und Feldforscherin

Elke-Vera Kotowski
»Im Schnellzug nach Haifa« und »Der erste Zug nach Berlin«. Gabriele Tergits Reisepässe als Dokumente ihrer Exilerfahrung

Gabriele Tergit
Umschichtung

Juliane Sucker
»Keinerlei europäische Geistigkeit«. Gabriele Tergits literarisch-journalistische Streifzüge durch Palästina

Joachim Schlör
Gabriele Tergit: Mit und ohne Berlin im Exil

Risa Tamaru
Kampf einer Literatin für den »anonymen Heroismus«. Zu Gabriele Tergits »Der Engel aus New York«

Reinhold Lütgemeier-Davin
Als Feuilletonistin auf wackligem Parkett. Konsequenzen eines historischen Analyseversuchs: Gabriele Tergit und Kurt Hiller

Juliane Sucker
Biografische Notiz

Juliane Sucker
Bibliografie

Notizen

Notizen

Erhard Schütz, geboren 1946; nach Professuren an der Universität Essen und der Freien Universität Berlin von 1996 bis 2011 Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Literatur- und Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts, Kulturjournalismus und Literaturmarkt. Literaturkritiker. Zuletzt erschienen: »Mediendiktatur Nationalsozialismus« (2019), »Handbuch Nachkriegskultur« (Hg. zus. m. E. Agazzi, 2. Aufl. 2016), »Michael Kleeberg. Eine Werksbegehung« (Hg. zus. m. J. Birgfeld, 2014), »Echte falsche Pracht. Kleine Schriften zur Literatur« (2011).

Liane Schüller, Dr. phil., ist Oberstudienrätin im Hochschuldienst an der Universität Duisburg-Essen in der Literaturwissenschaft und -didaktik. Forschungsschwerpunkte u. a.: Sozialgeschichte und Literatur der Weimarer Republik, Theater- und Medientheorie, Kultur- und Frauenforschung, Literarisches und ästhetisches Lernen mit (digitalen) Medien. Zuletzt erschienen (Auswahl): »Orwells Enkel. Überwachungsnarrative« (Hg. zus. m. W. Jung, 2019), »›Schreckliche Grenzen‹. Emigration und Alltag in Irmgard Keuns ›Kind aller Länder‹«, in: »Das Abenteuer des Gewöhnlichen. Alltag in der deutschsprachigen Literatur der Moderne« (2018).

Nicole Henneberg, geboren 1955 in Hof; Studium der Komparatistik und Philosophie in Berlin und Paris. Veröffentlichungen: »Literarischer Führer Berlin« (zus. m. F. Oberhauser, 1998) und »Max Frisch in Friedenau« (2011). Literaturkritikerin für die FAZ und den Berliner Tagesspiegel, Herausgeberin der Werke Gabriele Tergits im Schöffling & Co. Verlag. Im Herbst 2020 erscheint ein Band mit Tergits Gerichtsreportagen, 2021 der unveröffentlichte Roman »So war’s eben«.

Elke-Vera Kotowski, Dr. phil, Studium der Politischen Wissenschaft, Literaturwissenschaft, Philosophie und Kulturwissenschaft in Duisburg und Berlin. Promotion in Jüdischen Studien. 1994–2000 Assistentin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte II (deutsch-jüdische Geschichte) an der Universität Potsdam und am Aufbau des Studiengangs »Jüdische Studien« beteiligt. Seit 2000 forscht und lehrt sie am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam. Forschungsschwerpunkte: Europäisch-jüdische Kultur- und Sozialgeschichte. In diesen Themenfeldern ist sie auch als Ausstellungskuratorin tätig.

Juliane Sucker, Dr. phil., lebt als freiberufliche Wissenschaftlerin und Publizistin in Hamburg, arbeitete nach ihrer Promotion für Stiftungen und im Deutschen Bundestag. Forschungsschwerpunkte u. a.: Leben und Werk Gabriele Tergits, Literatur der Weimarer Republik und des Exils, insbesondere deutsch-jüdisches Exil. Zuletzt erschienen (Auswahl): »(Re)Konstruierte Heimat. Gabriele Tergits Lektüre der Stadt«, in: »Akten des XIII. Internationalen Germanistenkongresses« (2018), »›Sehnsucht nach dem Kurfürstendamm‹. Gabriele Tergit – Literatur und Journalismus in der Weimarer Republik und im Exil« (2015).

Joachim Schlör wurde 1990 in Tübingen promoviert und habilitierte sich 2003 in Potsdam. Seit 2006 ist er Professor für moderne jüdisch/nichtjüdische Beziehungsgeschichte an der Universität von Southampton und forscht dort – und in Berlin – am Schnittpunkt von Kulturwissenschaft, Stadtgeschichte und Migrationsgeschichte. Er ist Redakteur der Zeitschrift »Jewish Culture and History« und Mitherausgeber der Online-Zeitschrift »Mobile Culture Studies«. Seit 2014 ediert er die Reihe »Jüdische Kulturgeschichte in der Moderne«. 2020 erscheint »Escaping Nazi Germany. One Woman’s Emigration from Heilbronn to England«, 2021 wird ein Buch mit dem Arbeitstitel »Liebes Berlin!« über die Korrespondenz zwischen Berliner jüdischen Emigranten und ihrer Heimatstadt herauskommen.

Risa Tamaru, Dr. phil., ist Germanistin und Professorin an der Fakultät für Global and Intercultural Studies an der Ferris University in Yokohama, Japan. Arbeitsschwerpunkt: Literatur von Frauen in der Weimarer Republik und im Exil, und Familien- und Generationenromane in der Gegenwartsliteratur. Zuletzt erschienen (Auswahl): »Zeitunabhängige und kulturübergreifende Begegnungen von Frauen in der Exilforschung«, in: »Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte« (2017), »Mädchen als Bewegung. Die Neue Frau in der Weimarer Republik« (2015), »Berlin no Modern Girl (The Modern Girl in Berlin)« (2004).

Reinhold Lütgemeier-Davin, Dr. phil., geboren 1951; Studiendirektor i. R. in Kassel, Gründungsmitglied des Arbeitskreises Historische Friedens- und Konfliktforschung; zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. zum organisierten Pazifismus, zu Rüstungs- und Abrüstungsfragen nach 1918, zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus, zu politischen Biografien. Ausgewählte Veröffentlichungen: »Karl Laabs. Ein Juden- und Polenretter in Krenau/Chrzanów« (2020), »Kurt Hiller – Rezeptionsgeschichte(n)« (2019), »Metropole und Region. Der Intellektuelle Kurt Hiller und sein Kreis in Zeiten des politischen Umbruchs (1918–1920)« (Hg. zus. m. G. Biegel, 2018), »Köpfe der Friedensbewegung (1914–1933)« (2016).

Bisher sind in der Reihe TEXT+KRITIK erschienen:

Günter Grass
(1) 7. Aufl., 138 Seiten

Hans Henny Jahnn
(2/3) vergriffen

Georg Trakl
(4/4a) 4. Aufl., 123 Seiten

Günter Eich
(5) vergriffen

Ingeborg Bachmann
(6) 5. Aufl., 207 Seiten

Andreas Gryphius
(7/8) 2. Aufl., 130 Seiten

Politische Lyrik
(9/9a) 3. Aufl., 111 Seiten

Hermann Hesse
(10/11) 2. Aufl., 132 Seiten

Robert Walser
(12/12a) 4. Aufl., 216 Seiten

Alfred Döblin
(13/14) 3. Aufl., 200 Seiten

Henry James
(15/16) vergriffen

Cesare Pavese
(17) vergriffen

Heinrich Heine
(18/19) 4. Aufl., 203 Seiten

Arno Schmidt
(20/20a) 4. Aufl., 221 Seiten

Robert Musil
(21/22) 3. Aufl., 179 Seiten

Nelly Sachs
(23) 3. Aufl., 126 Seiten

Peter Handke
(24) 6. Aufl., 141 Seiten

Konkrete Poesie I
(25) vergriffen

Lessing contra Goeze
(26/27) vergriffen

Elias Canetti
(28) 4. Aufl., 177 Seiten

Kurt Tucholsky
(29) 3. Aufl., 103 Seiten

Konkrete Poesie II
(30) vergriffen

Walter Benjamin
(31/32) 3. Aufl., 232 Seiten

Heinrich Böll
(33) 3. Aufl., 156 Seiten

Wolfgang Koeppen
(34) 2. Aufl., 112 Seiten

Kurt Schwitters
(35/36) vergriffen

Peter Weiss
(37) vergriffen

Anna Seghers
(38) vergriffen

Georg Lukács
(39/40) 90 Seiten

Martin Walser
(41/42) 3. Aufl., 156 Seiten

Thomas Bernhard
(43) 4. Aufl., 288 Seiten

Gottfried Benn
(44) 3. Aufl., 223 Seiten

Max von der Grün
(45) vergriffen

Christa Wolf
(46) 5. Aufl., 151 Seiten

Max Frisch
(47/48) 4. Aufl., 217 Seiten

H. M. Enzensberger
(49) 3. Aufl., 164 Seiten

Friedrich Dürrenmatt I
(50/51) 3. Aufl., 245 Seiten

Siegfried Lenz
(52) 2. Aufl., 88 Seiten

Paul Celan
(53/54) 3. Aufl., 185 Seiten

Volker Braun
(55) 65 Seiten

Friedrich Dürrenmatt II
(56) vergriffen

Franz Xaver Kroetz
(57) vergriffen

Rolf Hochhuth
(58) 67 Seiten

Wolfgang Bauer
(59) 53 Seiten

Franz Mon
(60) 80 Seiten

Alfred Andersch
(61/62) vergriffen

Ital. Neorealismus
(63) vergriffen

Marieluise Fleißer
(64) 95 Seiten

Uwe Johnson
(65/66) 2. Aufl., 212 Seiten

Egon Erwin Kisch
(67) 63 Seiten

Siegfried Kracauer
(68) 90 Seiten

Helmut Heißenbüttel
(69/70) 126 Seiten

Rolf Dieter Brinkmann
(71) 102 Seiten

Hubert Fichte
(72) 118 Seiten

Heiner Müller
(73) 2. Aufl., 214 Seiten

Joh. Christian Günther
(74/75) 142 Seiten

Ernst Weiß
(76) 88 Seiten

Karl Krolow
(77) 95 Seiten

Walter Mehring
(78) 83 Seiten

Lion Feuchtwanger
(79/80) 148 Seiten

Botho Strauß
(81) 166 Seiten

Erich Arendt
(82/83) 155 Seiten

Friederike Mayröcker
(84) 98 Seiten

Alexander Kluge
(85/86) 155 Seiten

Carl Sternheim
(87) 112 Seiten

Dieter Wellershoff
(88) 116 Seiten

Wolfgang Hildesheimer
(89/90) 141 Seiten

Erich Fried
(91) 2. Aufl., 119 Seiten

Hans/Jean Arp
(92) 119 Seiten

Klaus Mann
(93/94) 141 Seiten

Carl Einstein
(95) vergriffen

Ernst Meister
(96) 98 Seiten

Peter Rühmkorf
(97) 94 Seiten

Herbert Marcuse
(98) 123 Seiten

Jean Améry
(99) 85 Seiten

Über Literaturkritik
(100) 112 Seiten

Sarah Kirsch
(101) 104 Seiten

B. Traven
(102) 100 Seiten

Rainer Werner Fassbinder
(103) 2. Aufl., 153 Seiten

Arnold Zweig
(104) 105 Seiten

Ernst Jünger
(105/106) 167 Seiten

Eckhard Henscheid
(107) vergriffen

MachtApparatLiteratur.
Literatur und
Stalinismus
(108) 100 Seiten

Günter Kunert
(109) 95 Seiten

Paul Nizon
(110) 99 Seiten

Christoph Hein
(111) vergriffen

Brigitte Kronauer
(112) 91 Seiten

Vom gegenwärtigen Zustand der deutschen Literatur
(113) vergriffen

Georg Christoph Lichtenberg
(114) 91 Seiten

Günther Anders
(115) 103 Seiten

Jurek Becker
(116) vergriffen

Elfriede Jelinek
(117) 3. Aufl., 127 Seiten

Karl Philipp Moritz
(118/119) 142 Seiten

Feinderklärung Literatur und Staatssicherheitsdienst
(120) 117 Seiten

Arno Holz
(121) 129 Seiten

Else Lasker-Schüler
(122) 102 Seiten

Wolfgang Hilbig
(123) 99 Seiten

Literaten und Krieg
(124) 112 Seiten

Hans Joachim Schädlich
(125) 97 Seiten

Johann Gottfried Seume
(126) 116 Seiten

Günter de Bruyn
(127) 109 Seiten

Gerhard Roth
(128) 102 Seiten

Ernst Jandl
(129) 113 Seiten

Adolph Freiherr Knigge
(130) 107 Seiten

Frank Wedekind
(131/132) 185 Seiten

George Tabori
(133) 106 Seiten

Stefan Schütz
(134) 93 Seiten

Ludwig Harig
(135) 91 Seiten

Robert Gernhardt
(136) 121 Seiten

Peter Waterhouse
(137) 98 Seiten

Arthur Schnitzler
(138/139) 2. Aufl., 201 Seiten

Urs Widmer
(140) 94 Seiten

Hermann Lenz
(141) 104 Seiten

Gerhart Hauptmann
(142) 117 Seiten

Aktualität der Romantik
(143) 100 Seiten

Literatur und Holocaust
(144) 97 Seiten

Tankred Dorst
(145) 99 Seiten

J. M. R. Lenz
(146) 97 Seiten

Thomas Kling
(147) 122 Seiten

Joachim Ringelnatz
(148) 115 Seiten

Erich Maria Remarque
(149) 104 Seiten

Heimito von Doderer
(150) 113 Seiten

Johann Peter Hebel
(151) 109 Seiten

Digitale Literatur
(152) 137 Seiten

Durs Grünbein
(153) 93 Seiten

Barock
(154) 124 Seiten

Herta Müller
(155) 227 Seiten

Veza Canetti
(156) 111 Seiten

Peter Huchel
(157) 98 Seiten

W. G. Sebald
(158) 119 Seiten

Jürgen Becker
(159) 130 Seiten

Adalbert Stifter
(160) 115 Seiten

Ludwig Hohl
(161) 111 Seiten

Wilhelm Genazino
(162) 108 Seiten

H. G. Adler
(163) 115 Seiten

Marlene Streeruwitz
(164) 92 Seiten

Johannes Bobrowski
(165) 113 Seiten

Hannah Arendt
(166/167) 198 Seiten

Stefan George
(168) 124 Seiten

Walter Kempowski
(169) 107 Seiten

Nicolas Born
(170) 125 Seiten

Junge Lyrik
(171) 119 Seiten

Wilhelm Raabe
(172) 114 Seiten

Benutzte Lyrik
(173) 116 Seiten

Robert Schindel
(174) 100 Seiten

Ilse Aichinger
(175) 117 Seiten

Raoul Schrott
(176) 104 Seiten

Daniel Kehlmann
(177) 91 Seiten

Jeremias Gotthelf
(178/179) 149 Seiten

Juden.Bilder
(180) 126 Seiten

Georges-Arthur Goldschmidt
(181) 94 Seiten

Grete Weil
(182) 115 Seiten

Irmgard Keun
(183) 109 Seiten

Carlfriedrich Claus
(184) 141 Seiten

Hans Jürgen von der Wense
(185) 129 Seiten

Oskar Pastior
(186) 108 Seiten

Helmut Krausser
(187) 117 Seiten

Joseph Zoderer
(188) 100 Seiten

Reinhard Jirgl
(189) 107 Seiten

Rainald Goetz
(190) 117 Seiten

Yoko Tawada
(191/192) 171 Seiten

Ingo Schulze
(193) 100 Seiten

Thomas Brasch
(194) 101 Seiten

Uwe Timm
(195) 95 Seiten

Literatur und Hörbuch
(196) 101 Seiten

Friedrich Christian Delius
(197) 97 Seiten

Gerhard Falkner
(198) 102 Seiten

Peter Kurzeck
(199) 97 Seiten

Hans Fallada
(200) 109 Seiten

Ulrike Draesner
(201) 101 Seiten

Franz Fühmann
(202/203) 179 Seiten

Sibylle Lewitscharoff
(204) 104 Seiten

Ulrich Holbein
(205) 101 Seiten

Ernst Augustin
(206) 98 Seiten

Felicitas Hoppe
(207) 93 Seiten

Angela Krauß
(208) 105 Seiten

Kuno Raeber
(209) 106 Seiten

Jan Wagner
(210) 103 Seiten

Emine Sevgi Özdamar
(211) 99 Seiten

Christian Dietrich Grabbe
(212) 108 Seiten

Kurt Drawert
(213) 106 Seiten

Elke Erb
(214) 109 Seiten

Wolf Wondratschek
(215) 103 Seiten

Christian Kracht
(216) 104 Seiten

Navid Kermani
(217) 95 Seiten

Marcel Beyer
(218/219) 178 Seiten

Christoph Ransmayr
(220) 91 Seiten

Terézia Mora
(221) 100 Seiten

Michael Lentz
(222) 110 Seiten

Ernst Toller
(223) 123 Seiten

Sven Regener
(224) 95 Seiten

Sibylle Berg
(225) 104 Seiten

Ulrich Peltzer
(226) 99 Seiten

Lukas Bärfuss
(227) 93 Seiten

Gabriele Tergit
(228) 105 Seiten

Sonderbände

Theodor W. Adorno
2. Aufl., 196 Seiten

Die andere Sprache. Neue DDR-Literatur der 80er Jahre
258 Seiten

Ansichten und Auskünfte zur deutschen Literatur nach 1945
189 Seiten

Aufbruch ins 20. Jahrhundert Über Avantgarden
312 Seiten

Ingeborg Bachmann
vergriffen

Bestandsaufnahme Gegenwartsliteratur
vergriffen

Ernst Bloch
305 Seiten

Rudolf Borchardt
276 Seiten

Bertolt Brecht I
2. Aufl., 172 Seiten

Bertolt Brecht II
2. Aufl., 228 Seiten

Georg Büchner I/II
2. Aufl., 479 Seiten

Georg Büchner III
315 Seiten

Comics, Mangas, Graphic Novels
272 Seiten

DDR-Literatur der neunziger Jahre
218 Seiten

Theodor Fontane
3. Aufl., 224 Seiten

Gelesene Literatur
283 Seiten

Johann Wolfgang von Goethe
363 Seiten

Oskar Maria Graf
224 Seiten

Graphic Novels
330 Seiten

Grimmelshausen
285 Seiten

Die Gruppe 47
3. Aufl., 353 Seiten

E. T. A. Hoffmann
213 Seiten

Friedrich Hölderlin
295 Seiten

Homer und die deutsche Literatur
303 Seiten

Jean Paul
3. Aufl., 309 Seiten

Franz Kafka
2. Aufl., 359 Seiten

Heinrich von Kleist
237 Seiten

Friedrich Gottlieb Klopstock
129 Seiten

Karl Kraus
vergriffen

Kriminalfallgeschichten
237 Seiten

Literarische Kanonbildung
372 Seiten

Literatur in der DDR. Rückblicke
307 Seiten

Literatur in der Schweiz
262 Seiten

Literatur und Migration
285 Seiten

Lyrik des 20. Jahrhunderts
300 Seiten

Martin Luther
265 Seiten

Heinrich Mann
4. Aufl., 180 Seiten

Thomas Mann
2. Aufl., 265 Seiten

Karl May
299 Seiten

Moses Mendelssohn
204 Seiten

Österreichische Gegenwartsliteratur
326 Seiten

Poetik des Gegenwartsromans
213 Seiten

Pop-Literatur
328 Seiten

Joseph Roth
2. Aufl., 166 Seiten

Friedrich Schiller
171 Seiten

Theater fürs 21. Jahrhundert
238 Seiten

Versuchte Rekonstruktion – Die Securitate und Oskar Pastior
140 Seiten

Visuelle Poesie
224 Seiten

Zukunft der Literatur
204 Seiten

TEXT+KRITIK.

Zeitschrift für Literatur

Redaktion:

Meike Feßmann, Axel Ruckaberle, Michael Scheffel und Michael Töteberg

Leitung der Redaktion: Claudia Stockinger und Steffen Martus

Tuckermannweg 10, 37085 Göttingen,

Telefon: (0551) 5 61 53, Telefax: (0551) 5 71 96

Print ISBN 978-3-96707-115-3
E-ISBN 978-3-96707-117-7

Umschlaggestaltung: Thomas Scheer

Umschlagabbildung: Das Foto von Gabriele Tergit (d. i. Elise Reifenberg) entstammt der Einwanderungsakte ihres Mannes, Heinrich Julius Reifenberg, die sich im Israelischen Staatsarchiv in Jerusalem befindet. (Government of Palestine. Department of Migration: Application for Palestinian Citizenship, 3.9.1937, 9 Bl., Israel State Archives (ISA), RG 11, file 6040/44.) © Juliane Sucker

E-Book-Umsetzung: Datagroup int. SRL, Timisoara

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

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Erhard Schütz

»Heimat war das Tier, das sie die täglichen Berufswege führte«
Gabriele Tergits Feuilletons über Berlin, seine Menschen und seine Zustände

1

Gabriele Tergits Romane stammen von Texten ab, die den größeren Anteil ihres Werks ausmachen: Texte fürs Feuilleton. Diese prägten nicht nur das zeitgenössische Bild der Autorin, sondern vom Gegenstand und der Schreibweise her ihre Romane. Bei »Käsebier erobert den Kurfürstendamm« liegt es auf der Hand, handelt der Roman doch weitgehend im ureigensten Pressemilieu. Zudem hat sie zahlreiche ihrer journalistischen Texte mehr oder weniger direkt in ihn integriert. Selbst ihr großer, Jahrzehnte, Familien und Orte überspannender Roman »Effingers« lebt von wesentlichen Elementen ihres journalistischen Schreibens: Kürze der Kapitel, dialogische Präsenz und pointierte Situationsschilderungen. Mit diesen Bezügen sind die Reichhaltigkeit und Reichweite ihrer journalistischen Texte bei weitem nicht erschöpft. Allein das Spektrum der Formen: nebeneinander stehen Aufsätze und Gerichtsreportagen, Porträts oder eben klassische Feuilletons. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sie über alles schrieb, was ihr begegnete, jederzeit bereit und in der Lage war, ihre Umwelt in Text zu verwandeln. Sie schrieb vom Urlaub, ob Ostsee oder Griechenland,1 sie schrieb über, von und aus Berlin, über Menschen, Orte, Eigenheiten, Geschehnisse, Institutionen, Figuren. Ihr Schreiben war eine ständige Interaktion mit der Stadt, mit dem, was sie für sich und für die Zeitgenossen charakterisierte. Ähnlich wie Joseph Roth qua »Frankfurter Zeitung« und »Münchner Neueste Nachrichten«, vielleicht mehr noch als dieser, prägte sie über das in der gesamten Republik wahrgenommene »Berliner Tageblatt« das Bild, das die Berliner und die Deutschen von der Hauptstadt und ihren Bewohnern hatten. Wie neben ihr etwa Walther Kiaulehn, Fred Hildenbrandt oder Hermann Sinsheimer. Anders als Ruth Landshoff-Yorck, Christa Winsloe oder auch Vicki Baum agierte sie dabei in einem unmittelbar von Männern geprägten Umfeld, ohne daraus grundsätzliche Differenzen abzuleiten. Sie schrieb sehr häufig, doch nicht nur, über Frauen und deren Situationen; reklamierte aber weder eine Sonderstellung noch einen genuin weiblichen Blick.

2

Tergit schrieb in einer Zeit, in der das Feuilleton expandierte, im »Berliner Tageblatt« zum Beispiel in den Lokalteil einwanderte, wie überhaupt vom Feuilleton ein starkes journalistisches Selbstbewusstsein ausging. Zugleich bewegte sich das Feuilleton in seinem Fokus weg von der ihm genuin bis dato zugeschriebenen und zugestandenen spielerischen Unterhaltsamkeit, originellen Plauderei und versöhnlichen Heiterkeit, die so oft an ihm moniert worden war, hin zur engagierten Aufmerksamkeit auf soziale Verhältnisse und Auswirkungen der Politik. Signifikant für solche Verschiebungen war, dass die Reportage Einzug in die Sparte Feuilleton hielt. Programmatisch führend war dabei die »Frankfurter Zeitung«. In der hatte Joseph Roth schon intern selbstbewusst für sich reklamiert: »Die moderne Zeitung braucht den Reporter nötiger, als den Leitartikler. (…) Ich zeichne das Gesicht der Zeit.«2 Neben Roth waren es in der »Frankfurter Zeitung« vor allem Heinrich Hauser und Erik Reger, die aus der industriell geprägten Arbeits- und Lebenswelt berichteten, Siegfried Kracauer über die neue Schicht der Angestellten, freilich selbst kritisch dem Format der Reportage gegenüber, aber deren Techniken für seine Essays nutzend.

Auch das »Berliner Tageblatt« pflegte ausgiebig die Berichterstattung qua Reportage. Die wurde freilich selbst im feuilletonistischen Diskurs in Geschlechterzuschreibungen hineingezogen. Die Reportage galt als männlich, das Feuilleton und sein Publikum als weiblich oder effeminiert.3

Von Programmatiken unbeeindruckt, schrieb Gabriele Tergit – und sie schrieb dabei durchaus über das Greifbare und Wirkliche, unpathetisch, sachlich, knapp. Zugleich voller Witz, Ironie und Sarkasmus. Aus einer Haltung heraus, die damals als typisch Berlinisch angesehen wurde und bis heute als Gerücht über die Stadt kolportiert wird, in der das längst zu Aversion und Grobheit heruntergekommen ist: Nüchternheit und Pointiertheit. Die industriegeprägte, weithin geschichtslos scheinende, als genuin modern verstandene Stadt, die man zuvor mit Chicago verglichen hatte und die sich an New York zu messen begann, war das Experimentier- und Exerzierfeld aller wesentlichen neuen sozialen und kulturellen Erscheinungen, einmal ganz abgesehen von ihrer Rolle als Reichshauptstadt. Der tourismuswirtschaftliche Slogan »Jeder einmal in Berlin« hatte sein Pendant in der Presse: Jeder und jede musste einmal über Berlin schreiben.

Von »Heuschreckenschwärme(n) von Schrift, die heute schon die Sonne des vermeinten Geistes den Großstädtern verfinstern«,4 hatte Walter Benjamin in seiner »Einbahnstraße« geschrieben, die nicht zum wenigsten auf Berlin rekurrierte. Das Eigentümliche dieser tatsächlich immensen Textproduktion Tag für Tag war, dass die je einzelnen Autoren zwar unter dem Druck der konkurrenzialistischen Aufmerksamkeitsökonomie auf Erkennbarkeit, Originalität und Besonderheit fixiert waren, in toto sich aber eine relative Gleichförmigkeit ergab: Stereotypen, Konfigurationen oder Muster, durchaus signifikante Zeichen zur Orientierung – immer wiederkehrende Themen, Bilder, Argumentationsfiguren. Indem sie konkurrierend, arbeitsteilig, vereinzelt schrieben, erzeugten sie doch, was man Textmuster5 nennen könnte, Akkumulationspunkte der Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit, Topoi der Orientierung, deren Moirées, Interferenzen, Konfigurationen, die sich zu Stereotypen und Klischees verfestigten, gegen die man dann wiederum anschrieb. Auffällig dicht gemustert ist zum Beispiel eine Linie vom Kurfürstendamm zum Alexanderplatz, die über Potsdamer Platz, Friedrichstraße und Unter den Linden führte.6

Nun war Gabriele Tergit eine sozialisierte Berlinerin. Für sie waren Ankünfte in der Stadt allenfalls Rückkünfte aus temporärer Abwesenheit, so wie bei Walter Benjamin in der »Berliner Kindheit«. Wenn sie zum Kurfürstendamm, dem Signalort ihres Romans, im Feuilleton schrieb, dann nicht, wie Kracauer, Polgar, Roth oder Sinsheimer Begegnungen von Zugezogenen, sondern übers Abseits der Straße, aus dem Planetarium, das 1926 gleich neben dem Ufa-Palast errichtet worden war:7 »Fünf Minuten vom Kurfürstendamm für 80 Pfennig Viertelstunde Ewigkeit. Vier Schritte von der zitternden Stadt, von den Leuchtraketen der Zeitungsdepeschen, vom Geheul der Steuerbomben, vom Platzen der Bankgranaten, von den Minenwerfern der Entlassung stilles Wort von Winkelgraden und Entfernung von Sonne, Mond und Sternen, eine Viertelstunde Ewigkeit.«8

Was freilich implizit wiederum auf das Übliche replizierte …

Nur einmal – soweit zu sehen – hat Gabriele Tergit sich zu einem programmatischen Grundsatzbeitrag zur Stadt hinreißen lassen. Zu Beginn des Krisenjahrs 1932. Und zwar aus Anlass des Korruptionsskandals um die Brüder Sklarek, der die Stadt Millionen kostete, und in dessen Folge Oberbürgermeister Böß zurücktreten musste. Der Skandal führte zwischen 1929 und 1933 zu einer starken Vertrauenskrise um die Stadtverwaltung und die regierenden demokratischen Parteien. Nationalisten, Royalisten und insbesondere die Nationalsozialisten profitierten davon. Tergit tritt nun in einem langen Artikel dem Eindruck entgegen, »dass aus einer in jeder Hinsicht vorzüglich verwalteten (…) Gemeinde ein gemeiner Interessentenhaufen geworden sei, von Kaviar sich nährend und (…) Millionen Steuergelder aufs Spiel setzend«. Sie, die in ihrem Roman ja nicht zum wenigsten ähnliche Machenschaften dargestellt hatte, insistiert darauf, »dass trotz aller politischen Zerklüftung in diesem armseligen Nachkriegs-Berlin mehr für das Menschenglück geschehen ist als in fünfundsiebzig Jahren Grossstadtentwicklung vorher.« Die Wirtschaftskrise lasse alles vergessen, was in der Vorkriegszeit den Menschen in Berlin angetan wurde. Sie bezieht sich dabei vor allem auf die Wohnungspolitik, verweist mit Zahlen auf die menschenunwürdigen, krankmachenden und kriminalitätsfördernden Wohnverhältnisse, insbesondere prangert sie »die Verquickung von Hausbesitzerinteressen und denen von Stadtverordneten« an, die zu den berüchtigten Mietskasernen geführt hätten, wie die Stadt bei der Neuerschließung einer privaten Gesellschaft ausgeliefert gewesen sei, wie allein beim Bau der Straßenbahnlinien durch Korruption den Steuerzahlern ca. 100 Millionen Mark Schaden entstanden waren, reiht skandalöse Grundstücks- und Immobilienskandale aneinander, die im Grunewald und mit dem Bau des Teltowkanals weitere zig Millionen Einbußen verursachten. Dagegen setzt sie die 22 Millionen, die zwischen 1922 und 1928 in den Bau von Spiel- und Sportplätzen sowie in Grünanlagen investiert wurden, die Hälfte aus privaten Mitteln, die als Verschwendung angeprangert worden seien. »Alles, aber auch alles, was in fünfzig Jahren von Volksfreunden gefordert wurde, Grüngürtel, gesunde Kleinwohnungen und Spielplätze konnte, nachdem eine höchst komplizierte Form von Korruption es bisher gehindert hatte, erst durchgesetzt werden, als das alte Regime gestürzt wurde.« Ihr Fazit: »Alles, was die in ihren entsetzlichen Wohnungen eingepferchten Berliner 75 Jahre forderten und nicht durchsetzen konnten, ist in den letzten Jahren erfüllt worden.«9

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Ansonsten schrieb sie selten so über soziale Verhältnisse, wie man es von anderen und vorzugsweise in Reportagen lesen konnte. Schon gar nicht über ein plebejisches Zille-Milieu, lieber über das alte Bürgertum und seine zunehmend prekären Verhältnisse, über das neue Parvenü-Milieu und die neuen Angestelltenschichten. In ihren Gerichtsreportagen spielten soziale Verhältnisse oft direkter eine Rolle, ansonsten grundierten sie im Gros ihrer Texte die Personen und Situationen mehr, denn dass sie explizit ausgestellt wurden. Dabei zeigte Tergit ein umso sensibleres Gespür für die sozialen Voraussetzungen und deren Folgen für die einzelnen Individuen. Für sie war die Stadt vor allem ein Ort der Begegnung und Auseinandersetzung mit Menschen sowie mit den neuen kulturellen Erscheinungen und Moden, die das Leben dieser Menschen zunehmend bestimmten. In Berlin früher und mehr denn andernorts.

Auffällig ist dabei zum einen ihr Gespür für Redeweisen, Jargons, Modewörter, sowie für das Erscheinungsbild von Personen, die sie mit knappen Bemerkungen skizziert, meist Habitus, speziell Kleidung und Gesicht. Sie erfüllt damit stellvertretend, was Rolf Lindner dem Großstädter als Aufgabe zuschreibt: »Der Großstädter muss zu einem Leser werden, für den das Gegenüber ein wandelnder Code ist, ein Leser, der nach verräterischen Anzeichen sucht.«10 Insofern ist sie eine Physiognomikerin der Stadt im genauen Sinne. Mit feinem Gehör für falschen Zungenschlag und scharfem Blick auf trügerischen Schein porträtiert sie ihre ›Zielpersonen‹ wie deren abgelauschte Äußerungen. Exemplarisch findet sich das in ihrer lockeren Porträtfolge der »Berliner Existenzen«. Das sind vor allem zwei Gruppen. Zum einen die aus der Vergangenheit Übriggebliebenen, »Die Vorkriegsexistenz« (BT, 14.12.1926) oder gar »Die Dame aus den 80er Jahren« (BT, 31.5.1927), die noch »Gainsborough-Hüte mit wallenden schwarzen Federn trägt« und nun von der Vermietung ihrer Wohnung lebt, aber immer noch die Schokolade im Bett nimmt. Zum anderen die neuen Typen, »Die Leerlaufexistenz oder die Luftperson« (BT, 9.11.1926), auf der Jagd nach »Beziehungen« und verstrickt in »ein völlig sinnloses Gemöchte«, oder »Der Konjunkteur« (BT, 15.2.1927), der propagiert, »man müsse mit der Zeit gehen, worunter er ein risikoloses Einkommen versteht, oder für praktische Ideale sein, was zweimal im Jahre verreisen heißt oder für eine klare Absage an verschwommene Theorien, womit er eine Achtzimmerwohnung bezeichnet«. Überhaupt operiert sie bei ihren Porträts gerne mit solchen typologischen Gegenüberstellungen. Etwa so: »Es gibt in Berlin (…) zwei Sorten von Menschen: die einen rechnen mit dem großen Coup, die nennt man Optimisten, die anderen haben ein Einkommen von 350 Mark an steigend und werden Pessimisten genannt.« (»Die Leerlaufexistenz«) Oder so: »Es gibt zwei Arten von Vorkriegsexistenzen, die einen besitzen nur noch ihren Bekanntenkreis und den Geschmack, mit dessen Hilfe sie sich durchschlagen können. Die anderen haben außerdem ihre Renten behalten.« (»Die Vorkriegsexistenz«)

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