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Über dieses Buch:

Wie lauten die Regeln der Verführung? Karen glaubt es zu wissen: Sie will im altehrwürdigen Londoner Kaufhaus »Hamiltons« eine aufregende Abteilung nur für Frauen einrichten, wo sie ungestört von männlichen Blicken sündige Dessous, erotische Accessoires und alles andere finden, um sich wie Königinnen zu fühlen. Um diesen gewagten Plan umsetzen zu dürfen, muss Karen ihre Karriere aufs Spiel setzen – der denkbar schlechteste Zeitpunkt also, um sich ablenken zu lassen. Aber das interessiert den ebenso attraktiven wie undurchschaubaren Richard, der ebenfalls im »Hamiltons« arbeitet, wenig: Er will Karen! Und er ist bereit, sich auf ein prickelndes Spiel einzulassen, um sie zu verführen …

Über die Autorin:

Mariah Greene ist das Pseudonym einer bekannten britischen Autorin, die eigentlich für ihre Spannungsromane berühmt ist – und es genießt, in ihren Hot-Romance-Romanen eine ganz andere Seite ihrer Kreativität auszuleben.

Bei venusbooks erschienen bereits ihre prickelnden Lese-Highlights »The Agency – Verbotene Küsse« und »The Office – Brennende Leidenschaft«.

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eBook-Neuausgabe Juli 2020

Die englische Originalausgabe erschien 1995 unter dem Titel »Shopping Around« bei X-Libris, a division of Little, Brown and Company, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2004 unter dem Titel »Karens Männer« im Knaur Taschenbuch.

Copyright © der englischen Originalausgabe 1995 by Mariah Greene

Copyright © der deutschsprachigen Erstausgabe 2004 bei Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von shutterstock/Pajor Pawel, kinikson, A-Star

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-709-4

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Mariah Greene

THE GARDEN – Gefährliches Verlangen

Roman

Aus dem Englischen von Jürgen Langowski

venusbooks

Kapitel 1

Flackernd verdrängte der Neonschein des Tages die schwächeren Lichter der Nacht. Lampen flammten auf, die heller leuchten sollten als der Tag. Schaukästen wurden hell, weltbekannte Firmensymbole erwachten zum Leben, Auslagen wurden angestrahlt. Strategisch verteilte Spots lenkten die Augen in die gewünschte Richtung zu den begehrenswerten Waren, zu den Dingen, die man unbedingt haben musste. Lautlos änderte sich die Beleuchtung. Das Kaufhaus nahm seinen Betrieb auf.

Karen Taylor seufzte zufrieden, als sein Schwanz in sie eindrang. Sie genoss es, früh am Morgen, wenn die meisten Menschen noch schliefen, Sex zu haben. Die beste Art aufzuwachen. Er presste sich hart gegen sie und stieß kräftig und begeistert zu. Sie liebten sich nun zum dritten Mal, seit sie am Abend zuvor ins Bett gegangen waren. So mochte Karen es. Einmal, wenn sie ins Bett ging. Noch einmal mitten in der Nacht. Und, am besten, ein letztes Mal am nächsten Morgen. Sie nahm die Knie etwas höher und streifte die Decke von seinen Schultern, um seinen langen, wohlgeformten Rücken zu entblößen. Sie hob den Kopf und spähte über seine Schultern, beobachtete die Wellenbewegung seines Rückens. Als entspringe in seinem Hintern eine Woge, die an den Schultern auslief.

Die Mitarbeiter kamen. Einige zu zweit, andere allein. Einige waren Freunde, manche Geliebte, andere waren Feinde. Durch den Personaleingang strömten sie in die Gänge und Räume des Gebäudes. Die Fröhlicheren riefen den weniger Fröhlichen muntere Grüße zu. Eine Gemeinschaft von Menschen, die zu groß war, als dass jeder hätte jeden kennen können. Sie ließen sich überfluten von der Helligkeit des neuen Tages.

Er murmelte ihr etwas ins Ohr, doch Karen konnte es nicht verstehen. Offenbar genoss er es am Morgen genau wie sie. Ihre Möse war warm und entspannt, nahm ihn tief auf und stellte sich auf seinen Rhythmus ein. Sie packte ihn fest, mit ihren Scheidenmuskeln und auch mit den Armen. Seine Haut war heiß vom Bett, und er hatte einen Hauch von morgendlichem Schweiß wie Tau auf der Stirn. Ein Tropfen fiel herunter und landete auf ihrem Schlüsselbein, blieb in der von Haut und Knochen geformten Delle liegen. Karen legte die Hände auf seine Lenden, fühlte den unteren Rand seines Brustkorbs. Dicht unter der Haut lagen die Rippen, die Haut war glatt und straff, sein ganzer Rumpf bewegte sich zwischen ihren Händen.

Im Keller hatte eine kleine Armee gutaussehender junger Männer, ausnahmslos in den Zwanzigern, alle Hände voll zu tun. Sie be- und entkleideten Schaufensterpuppen, ordneten und entfalteten Kleidungsstücke, die auf Tischen ausgestellt werden sollten, richteten Ständer und Regale mit Anzügen und Jacken her und versteckten die Preisschilder diskret hinter den Aufschlägen. Es war eine teure Gegend, eine eingeschossige Höhle. Die Träger, mit denen die Decke gestützt wurde, hatte man in die Dekoration des Raumes einbezogen. Die Klimaanlage blies kühle Luft ins Gewölbe, dessen einziger Zugang eine breite elegante Steintreppe war, die man im Rohzustand belassen hatte, damit sie wie natürlicher Granit wirkte. Die Mitarbeiter schwatzten und scherzten und tratschten, während der Keller herausgeputzt und ausstaffiert wurde. Der Verkaufsraum war bereit für einen neuen Tag, an dem er nach und nach von den Kunden durcheinander gebracht und zerpflückt werden sollte.

Ihr Körper war jetzt erwacht und voller Leidenschaft. Als sie mit dem Sex begonnen hatten, war sie noch in die letzten Schleier des Schlafs gehüllt gewesen, doch jetzt war sie ganz da und genoss es mit allen Sinnen. Er lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihr, drückte sie in die Matratze, und jeder Stoß trieb sie ein Stück tiefer in die Laken. In der frühmorgendlichen Stille waren die wenigen Geräusche doppelt laut. Ihr Atem, sein Atem, die Bewegungen des Betts, das Reiben des Bettzeugs.

Drei oder vier Männer arbeiteten hinter der Theke des Cafés. Sie trugen weiße Hemden, schwarze Hosen und weiße Kellnerschürzen, frisch gewaschen und gebügelt. Die Espressomaschine lief warm, Kaffeegeruch hing in der Luft. Die Bäckerei des Kaufhauses lieferte Gebäck, das die Mitarbeiter in Glasvitrinen ausstellten. Sie pressten frische Orangen, Grapefruits, Erdbeeren und Preiselbeeren aus und stellten Saft in großen Glaskrügen bereit. Andere überprüften und stapelten Teller und Gläser. Sie wischten die Theken und wenigen kleinen Tische ein letztes Mal ab, stellten die Zutaten präzise auf. Hinten wärmte der Koch die Backbleche vor und wartete auf den ersten Ansturm der Kundschaft.

Sein Schwanz war hart in ihr. Ein genau umgrenzter Teil von ihm, der sich in einem genau umgrenzten Teil von ihr festgesetzt hatte. Er hatte vorübergehend zu stoßen aufgehört und ruhte auf ihr, sein Oberkörper lag auf ihren Brüsten, die Lenden waren noch vereint. Während sie reglos verharrten, spürte sie das Zittern und Pulsieren seines Schwanzes in sich, sie spürte die Eichel, die am vergangenen Abend groß und forschend zum ersten Mal in sie eingedrungen war. Sein Schamhaar war mit ihrem verflochten, ihre Körper waren feucht von Schweiß und Säften und bereit, jeden Augenblick weiterzumachen und ihnen beiden einen ausgedehnten, schmerzlich-köstlichen Orgasmus zu bescheren.

Auf Glasregalen schimmerte feines, kostbares Porzellan neben den Gläsern. Der Straßenverkehr und die Menschen versetzten das Geschirr fast unmerklich in Schwingung. Kristall schluckte das Licht, brach es und warf es mit einem Strahlen und in Farben zurück, die mit natürlichem Licht allein niemals hätten erzeugt werden können. In den Gängen vor den Regalen dämpften dicke, blaue Teppiche, die jeden Abend sorgfältig gesaugt wurden, die Schritte. Der ganze Bereich wirkte zerbrechlich, als könne er schon durch die leichteste Erschütterung zerstört werden. Mit der Behutsamkeit und Sorgfalt von Archäologen oder Museumskuratoren polierten Männer und Frauen die Glasflächen.

Er nahm nach der Unterbrechung den Rhythmus wieder auf, und Karen ermunterte ihn, indem sie seinen hinreißenden Hintern kräftig packte und seinen Schwanz tief in sich hineintrieb. Sie knetete seine Pobacken und kratzte ihn dabei mit den Fingernägeln. Sie langte mit der Hand über den Hintern und die Furche hinweg und kitzelte seine Eier. Er japste wie ein junger Hund. Er drückte sich jetzt auch mit den Knien hoch, um sich besser bewegen zu können, und sein Schwanz glitt mit zunehmendem Tempo in ihre Möse. Es kitzelte und schmerzte zugleich. Sie sehnte sich nach dem Orgasmus, doch sie wollte den Sex noch eine Weile auskosten, wollte ihn in und auf sich spüren, seine Haut auf ihrer Haut. Sie wollte ihn schreien hören, wenn er sich in sie ergoss, wenn er zuckte und das Bett beben ließ und die Stille des Morgens durchbrach.

Durch die Mitte der Abteilung zog sich ein langer, schmaler Laufsteg, der an einem hohen Punkt dicht unter der Decke verankert war. Schaufensterpuppen waren in Posen erstarrt, die als Parodie und Spott auf Kosten der Models, die normalerweise einen solchen Ort bevölkerten, verstanden werden konnten. Die Puppen trugen die allerbesten Namen aus der Haute Couture, alte wie neue, und die Kleidung war extravagant oder konservativ, aufsehenerregend oder diskret. Alles war teuer und exklusiv, hier bekamen sogar die Plastikpuppen eine mondäne, legere Ausstrahlung, als sei eine Modenschau aus Paris in einem Standbild festgehalten worden. Sämtliche Fenster der Abteilung waren wie mit Blenden abgedeckt, sodass kaum Tageslicht von draußen hereinfiel.

Er bewegte sich immer schneller in ihr, und Karen spürte, dass er so dicht davor war wie sie, oder jedenfalls beinahe. Sie hielt sich an ihm fest, bewegte sich im gleichen Takt wie er und machte sich bereit.

Die Türen wurden geöffnet, und die ersten Kunden strömten herein. Stammkunden, die zielstrebig ihre gewohnten Ecken im Geschäft ansteuerten.

Das Licht des jungen Tages erfüllte Karen. Als sie kam, wurde sie vom Licht erfasst, das sie durchflutete und wieder aus ihr strömte. Sie badete in Wonne, und ihre Lust blühte auf wie die goldene Sonne. Karen schwebte aus der Dunkelheit der Nacht in die Dämmerung des Sex, die Sonne ging prachtvoll in ihr auf, das gleichmäßige, vertraute Pochen ihres Höhepunkts hielt sie eine kleine Weile im Zenit, und die Zeit schien stillzustehen in dem winzigen Moment, bevor sie losließ. Sie atmete schwer, der Atem kam tief aus ihrem Innern, und sie öffnete sich weit.

Der neue Tag hatte begonnen.

Kapitel 2

Karen Taylor kam um halb elf am Sloane Square an von Kopf bis Fuß auf Single eingestellt. Die Richard-Tyler-Jacke mit den Metallfäden war der letzte Schrei und setzte einen schrillen Akzent gegen die lässigen klassischen Hermès-Hosen und die Bluse von Paul Smith. Karen war vor sechs Monaten dreißig geworden und genoss jeden Moment ihres Lebens. Sie wusste nicht, ob dies schon ihre beste Zeit war, aber sie fühlte sich gewiss besser denn je und hoffte, dieses Gefühl werde mit der Zeit sogar noch stärker werden.

Sie hastete über den Zebrastreifen, überhörte die Flüche eines eiligen Taxifahrers und lief zum Hamiltons hinüber, dem Kaufhaus, in dem sie arbeitete. Karen mochte London, und sie mochte es ganz besonders zu dieser Stunde, wenn die Menschen gerade mit der Arbeit begonnen hatten und ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen. Der Sloane Square war stets belebt, ständig drängelten sich hier Autos und Menschen und stritten um die wenigen freien Plätze.

Sie nahm die Aktentasche in die linke Hand, fuhr sich mit dem Finger über die Augenbrauen und sonnte sich in dem Gefühl, perfekt gerüstet zu sein. Sie trug das Haar seit einer Weile kürzer und hatte Mousse benutzt, damit es auf genau die richtige Art, etwas wirr und zerzaust, ein Stückchen über die Ohren reichte, während der Pony knapp oberhalb der Augenbrauen endete. Die Frisur betonte ihr sinnliches, feminines Äußeres. Ihre Haut war weich und glatt, die Nase ein wenig gedrungen und niedlich, die Augen graublau und rings um die Pupillen eine Spur dunkler.

Karens Gesicht war das Auffälligste an ihr. Man hatte ihr mehr als einmal gesagt, dass sie als Model für Kosmetikartikel eine gute Figur gemacht hätte – die Art von Werbung, bei der es vor allem aufs Gesicht ankommt. Irgendwie konnte sie sich aber nicht recht vorstellen, sich durch irgendwelche Gazeschleier fotografieren und von einer arbeitslosen Schauspielerin mit Baritonstimme und starker Körperbehaarung synchronisieren zu lassen. Sie war stolz auf ihren Körper, weil sie daran gearbeitet hatte. Ihr Gesicht dagegen war ein Geschenk der Natur. Sie stemmte Gewichte im Fitnessstudio und hatte zur Belohnung einen erfreulich festen Körper bekommen, der ihre weiblichen Vorzüge prächtig zur Geltung brachte – die langen anmutigen Beine, den flachen Bauch und den wohlgeformten Po. Ihre Brüste waren rund und keck und brauchten kaum die Unterstützung eines Büstenhalters.

Wie dem auch sei, Karen fiel auf, und sie wusste es. Selbst wenn sie weniger attraktiv gewesen wäre, hätte man sie nicht übersehen können. Sie war die Sorte Frau, die stets im Mittelpunkt stand.

Von ihrer Lieblingsstelle auf dem Gehweg aus betrachtete sie das Hamiltons. Der Bau wirkte wie eine Mischung aus einem Schloss und der Bank von England. Die weiße Festung mit den kleinen Türmen zu beiden Seiten nahm den größten Teil einer Seite des Sloane Square ein. Fünf Etagen und ein Kellergeschoss voller Herren- und Damenbekleidung, Parfüms, Haushaltswaren und Möbel, dazu eine Buchhandlung und ein eigenes Café. Es war nicht die größte Warenpalette, aber sie war auch nicht besonders klein. Dank der Lage und dank der intensiven Kundenwerbung hatte das Hamiltons überlebt.

Vor ihrer Zeit hatte das Kaufhaus unter Umsatzeinbußen gelitten, und eine Weile hatte es sogar Gerüchte gegeben, es müsse verkauft oder gar geschlossen werden. Als Karen von einer Freundin erfuhr, dass das Hamiltons einen neuen Werbeleiter suchte, war ihr Interesse erwacht. Man wollte jemanden einstellen, der besondere Kampagnen für bestimmte Produkte oder Produktlinien entwickelte, um die Kundschaft wieder ins Geschäft zu locken. Außerdem wollte man sich durch Innovation und Provokation ein gewisses Flair erwerben – ein Kaufhaus, das auch mal etwas Besonderes wagte. Der Job war wie geschaffen für Karen.

Binnen wenig mehr als drei Jahren verwandelte sich das Hamiltons von einem farblosen Kaufhaus, das nach Einschätzung der meisten Leute Kurzwaren an Busladungen alter Tanten verkaufte, zu einem Geschäft, das für seine freche Werbung bekannt war und wo es Spaß machte einzukaufen. Einen vollen Monat lang ließ Karen das gesamte Personal der Parfümerieabteilung den ganzen Tag über identische Sonnenbrillen von Revo tragen. Die Mitarbeiter hatten Anweisung, keinesfalls auf die Frage zu antworten, warum sie die Sonnenbrillen trügen. Die Abendzeitungen berichteten über das Kaufhaus, es wurde sogar in einer Londoner Nachrichtensendung erwähnt, und nicht nur der Absatz von Sonnenbrillen stieg. Karen tat, was immer sie für richtig hielt. Sie mochte ihren Job und genoss die Freiheiten, die er ihr bot.

Heute, an einem warmen Mittwoch im Juli, wollte sie die nächste Phase der aktuellen Aktion einleiten – es ging um einen Duft, der gleichermaßen für Damen wie Herren geeignet war. Das Hamiltons hatte einen Vertrag mit einer mittelgroßen Kosmetikfirma geschlossen, und die Verbindung zwischen deren Produktionstechnik und Hamiltons Stil und Vermarktung war die perfekte Ehe. Karen hatte die Werbekampagne als Doppelschlag angelegt. Zuerst hatte sie Daniel Avendon, den Besitzer des Hamiltons, überredet, das Konzept der Kampagne im eigenen Haus zu entwickeln, und dann hatte sie Linda Cole, eine Kultfotografin, die erfolgreich im Grenzbereich zwischen Kunst und Kommerz wandelte, dafür gewinnen können, eine Fotoserie mit Maxwell zu produzieren, dem neuesten Star unter den jugendlichen Supermodels. Maxwell war die perfekte Besetzung, ein androgyner Kind-Mann, ebenso schwer zu fassen wie der Duft selbst. Karen hatte mit Linda das College besucht, sodass die Sache leicht zu arrangieren war. Nachdem Linda zugesagt hatte, war es kein Problem, auch Maxwell zu verpflichten.

Sie blickte zum Himmel und lächelte, weil sie sah, dass die Sonne gegen Mittag perfekt sein würde. Durch vorsichtiges Taktieren und indem sie Linda herumführte, hatte Karen alle Beteiligten überzeugen können, dass das Dach des Hamiltons der beste Ort für die Fotosession sei. Linda hatte sich zuerst gesträubt, doch als sie oben stand, musste auch sie zugeben, dass es ein guter Ort war und dass die Kampagne einen inneren Zusammenhang bekäme, wenn man die drei vorgesehenen Aufnahmen dort oben machte.

Als Karen durch die breite Messingtür hereinkam, begrüßte sie der makellos uniformierte Türsteher mit einem Peace-Zeichen. Sie lächelte und betrat das Kaufhaus.

»Karen! Mein Gott, wo haben Sie nur gesteckt?«

Es war David, ihr persönlicher Assistent. Unstete, nervöse Bewegungen und sein dichter schwarzer Lockenschopf waren zwei der drei Eigenschaften, die Karen bei David besonders ins Auge stachen. Die dritte war die, dass er gut auf sie aufpasste und außerdem absolut vertrauenswürdig war. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm zu erzählen, was sie am Morgen getrieben hatte, doch David war jetzt schon jenseits von Gut und Böse und die Wirkung wäre verpufft.

»Hübsche Jacke«, sagte er, einen Moment lang abgelenkt. Dann nahm er sich zusammen. »Ich habe Sie mehrmals angerufen ...«

»Und jedes Mal aufgelegt, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Ich wusste, dass Sie es waren. Dann werde ich wohl noch fünf weitere Nachrichten der Mailbox meines Handys finden?« Sie sprach ruhig, keineswegs gereizt.

»Daniel sucht Sie. Er will mit Ihnen über den Nachmittag reden.«

»Das war zu erwarten«, erwiderte sie. »Was haben Sie ihm gesagt?«

»Dass alles klargeht.«

»Und? Geht alles klar?«

»Nein.« Er sah sie an, dann schlug er die Augen nieder. »Ist Linda schon da?«, fragte sie.

»Sie ist heute Morgen um sieben gekommen, sagt der Wachdienst. Sie ist schon auf dem Dach und baut auf. Die Vogeltrainer sind vor einer Stunde eingetroffen.«

»Das klingt aber, als hätten wir alles im Griff. Warum sind Sie so besorgt?«

»Daniel«, sagte er und sprach das Wort aus wie etwas äußerst Zerbrechliches.

Karen atmete tief durch und sah sich um. Im Erdgeschoss waren die Parfümerieabteilung für Damen und Herren und die Geschenkartikel untergebracht. Die Lautstärke und die Geschäftigkeit, die hier gewöhnlich vorherrschten, waren nur mit einem Bahnhof zu vergleichen, und der heutige Tag bildete keine Ausnahme.

»Haben wir ein Problem?«, fragte sie.

»Ja.«

»David«, sagte sie und berührte leicht seine Hand. »Ich gehe zum Café hoch und bestelle uns beiden einen Kaffee, dann können Sie sich etwas entspannen, und anschließend reden wir. Aber zuerst will ich einmal durchs Haus gehen. Wir sehen uns in zehn Minuten.«

Sie ließ ihn mit verzweifelter Miene stehen und wanderte durch die Schar der Parfümverkäuferinnen, die Testflakons schwenkten wie Tränengaspatronen, und der Aftershave-Jungs, die genau das richtige Maß an Männlichkeit zeigten. Alle lächelten sie an, doch Karen war überzeugt, dass die Mitarbeiter auch gelächelt hätten, wenn man sie mit einer Augenbinde in eine dunkle Kammer gestellt hätte. So waren sie eben. Eines Tages wollte Karen sie alle als Kaninchen verkleiden und anweisen, die Kunden anzusprechen, ob sie ihre Düfte auch mal an einem Menschen ausprobieren dürften.

Auf der Rolltreppe nutzte sie den Überblick, den die Höhe ihr bot, und sah sich im Hamiltons um. Der Laden hatte was. Sie konnte es nicht benennen oder fassen. Es war so unmöglich, als versuchte man, die Luft selbst zu sehen. Das Kaufhaus war ein lebendiges Wesen, es wuchs und hatte ein Eigenleben, das mehr war als die bloße Summe seiner Einzelteile. Daniel Avendon, der Inhaber, nannte es eine übergreifende Energie oder eine psychische Gestalt. Karen erschien es dagegen einfach so, als gebe es hier eine allgemeine Erwartungshaltung. Ein Gefühl, als werde jemand ankommen oder als sei gerade jemand angekommen. Das Geheimnis des Kaufhauses bestand darin, den Kunden das Gefühl zu vermitteln, sie selbst seien die lang erwarteten Besucher. Jede Etage war mehrere tausend Quadratmeter groß, die Räume waren hell und luftig eingerichtet. Die Lüster im Erdgeschoss machten einen hochherrschaftlichen Eindruck, während die Bekleidungsabteilungen moderner dekoriert waren. Jeder Bereich hatte einen eigenen Stil und eine eigene Identität, doch insgesamt überwog der Eindruck von kostspieliger Prachtentfaltung. Nach Karens Ansicht lag außerdem ein Hauch von Verruchtheit in der Luft.

Der Kaffeegeruch wehte ihr aus dem zweiten Stock entgegen, als die Rolltreppe sie ihrem Ziel näher brachte. Sie fühlte sich wie zu Hause, als sei das Kaufhaus ein Teil von ihr und sie ein Teil von ihm. Das Hamiltons war stets im Besitz der Avendons gewesen, doch es hatte eine bewegte Geschichte hinter sich. Anfang der fünfziger Jahre war es eröffnet worden und hatte zunächst vom Nachkriegsoptimismus und der Konsumkraft einer Klasse profitiert, die sich von einem einzigen Krieg noch lange nicht die Kauflust hatten austreiben lassen. Das Hamiltons war im Grunde sogar selbst das Produkt eines ganz bestimmten Krieges. Es war ein Krieg zwischen zwei Familien gewesen, den Avendons und den Foxtons.

Daniel Avendons Vater Lawrence hatte in erbitterter Konkurrenz mit Dick Foxton, dem Inhaber eines benachbarten Kaufhauses, das Hamiltons gegründet. Diese Rivalität hatte dafür gesorgt, dass das Hamiltons in der Anfangszeit mutig und sogar frech geführt wurde. Wie Daniel zu berichten wusste, hatten die Dinge aber eine unglückliche Wendung genommen, als seine Mutter Mary auf der Bühne erschien und die beiden Männer sich nun auch ihretwegen einen Kampf lieferten. Karen wusste nicht, wie die Geschichte ausgegangen war, doch im Laufe weniger Jahre hatte Mary beide Männer geheiratet und sich wieder von ihnen scheiden lassen.

Ihre Schuhe polterten über das obere Ende der Rolltreppe, und sie kehrte zu praktischeren Überlegungen zurück. Sie ließ sich an der Kaffeebar nieder und bestellte zwei doppelte Espressi. David traf nur wenige Augenblicke später ein. Wahrscheinlich war er ihr gleich durchs Geschäft gefolgt. Er hatte ein Klemmbrett mit einem Zeitplan und einer Liste der zu erledigenden Dinge dabei. Davids Nase blähte sich aufgeregt, und seine Wange zuckte. Im zarten Alter von sechsundzwanzig Jahren war er bereit, zusätzlich zu seinen eigenen auch Karens Sorgen auf sich zu nehmen.

»Sagen Sie mir, was los ist«, forderte sie ihn auf, während sie den Kellner beobachtete, der gewissenhaft ihren Kaffee aufbrühte.

»Es ist wegen der Nacktaufnahmen. Daniel fürchtet, wir könnten uns damit bloßstellen.«

Sie lachte über die Wortwahl. »Wir werden uns gewiss nicht bloßstellen. Was denken Sie, meint er den Ruf des Geschäfts, oder fürchtet er, die Aufnahmen selbst könnten Probleme verursachen?«

David zuckte mit den Achseln und zog die Augenbrauen hoch. Sie trank einen Schluck Kaffee.

»Okay«, sagte sie zu sich selbst. »Wo ist Daniel jetzt? Er ist doch hoffentlich nicht oben und stört?«

David schüttelte den Kopf.

»Sobald wir unseren Kaffee getrunken haben«, fuhr sie fort, »gehe ich aufs Dach und rede mit Linda. Geben Sie mir ungefähr zehn oder fünfzehn Minuten Vorsprung, und dann holen Sie Daniel dazu. Ich werde ihn vorstellen.«

»Und wenn er nicht kommen will?«

»Bitte, David. Daniel wird nicht widerstehen können. Vermutlich zieht er genau deshalb auch dieses Theater ab. Wahrscheinlich hätten wir ihn schon früher mit Linda bekannt machen sollen. Vertrauen Sie mir.«

Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, ehe sie weitersprach.

»David, vergessen Sie nicht, dass heute nur dort oben erscheinen darf, wer unbedingt gebraucht wird. Ich will nicht, dass die ganzen Tucken aus dem Keller heraufkommen und Maxwell begaffen.«

»Das ist schon geregelt. Es weiß sowieso kaum jemand, dass wir die Aufnahmen heute machen, und ich habe den Wachdienst angewiesen, vor der Tür zum Dach ein paar zusätzliche Leute zu postieren.«

»Linda will über die Mittagszeit arbeiten, um das Licht auszunutzen. Haben Sie auch veranlasst, dass der Mittagssnack raufgeschickt wird?«, fragte sie.

»Wird um halb zwei hier aus dem Haus geliefert.«

»Gut. Ich mache mich jetzt lieber auf den Weg. Nehmen Sie doch bitte meine Aktentasche mit und melden Sie sich in zehn Minuten bei Daniel«, sagte sie. Sie trank den Kaffee aus und ging.

Auf dem Dach herrschte schon reger Betrieb. Linda scheuchte zwei Assistentinnen herum, die verschiedene Requisiten hin und her schoben. Sie eilten gehorsam hin und her, während zwei Frauen mittleren Alters in einer stillen Ecke des Dachs mit etwa einem Dutzend Vogelkäfigen beschäftigt waren. Man hatte einen kleinen Sockel aufgebaut und Scheinwerfer mit Regenschirmen in verschiedenen Höhen postiert. Auf einer Seite stand eine große silberne Tafel. Karen hatte schon mehrmals gesehen, dass Fotografen solche Hilfsmittel benutzten, um das Sonnenlicht einzufangen. Linda drehte sich herum, und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie Karen sah.

»Hallo«, sagte sie. Sie eilte herüber und küsste Karen auf die Wange. Linda trug enge schwarze Skihosen mit einem ähnlich knapp sitzenden Lycra-Top, darüber eine lose fallende schwarze Baumwollweste. Das rotblonde Haar hatte sie in eine schwarze Baseballkappe gesteckt, ihre normalerweise langen Ohrringe hatte sie heute durch schlichte kleine Stecker ersetzt.

»Ich glaube, in deiner Arbeitskleidung habe ich dich noch nie gesehen«, sagte Karen. Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete ihre alte Schulfreundin.

»Wenn ich wie ein Miststück aussehe, dann machen die Leute meist, was ich ihnen sage, und lassen mich in Ruhe«, erklärte Linda. »Funktioniert ganz gut.«

»Kann sein, dass wir ein kleines Problem haben«, warnte Karen.

Linda verzog keine Miene.

»Mein Chef wird wegen der Aufnahmen nervös. Genauer gesagt, weil es Nacktaufnahmen werden.«

»Karen, es funktioniert nicht, wenn er angezogen ist. Das passt einfach nicht, und das weißt du auch. Wir haben doch ausführlich darüber gesprochen.«

»Ich bin ganz deiner Meinung.« Karen nickte.

Ein großer, langgliedriger Mann kam aus der Tür, ging an ihnen vorbei und marschierte sofort zu den Vogeltrainerinnen.

»Und was soll jetzt werden, Karen?«

»Ich hoffe, es wird gar nichts weiter passieren. Er kommt in ein paar Minuten hier rauf. Er weiß, wer du bist, und wenn du versuchst, einen guten Eindruck zu machen, wird es sicher klappen. Er bewundert deine Arbeit.«

Karen beobachtete den Burschen, der mit den Vogeltrainerinnen sprach. Er kam ihr bekannt vor. Er bückte sich, um in einen Käfig zu schauen, und drehte das Gesicht nach oben, weil er mit einer der Frauen sprechen wollte. Da machte es »klick« in Karens Kopf, und sie brauchte einen Moment, um sich zu fassen, ehe sie sich flüsternd an Linda wenden konnte. »Ist er das?«

»Maxwell? Ja«, sagte Linda. »Er ist völlig fasziniert von Vögeln. Er liebt sie. Lass mich kurz mit ihm reden, dann stelle ich euch vor.«

Karen sah, wie ihre Freundin dem Burschen eine Hand auf die Schulter legte und sich bückte, um mit ihm zu sprechen. Er hörte aufmerksam zu und nickte, bevor er sich aufrichtete. Linda lächelte Karen an, was diese als ihr Stichwort auffasste.

»Max, das ist Karen Taylor. Sie ist hier für die Sonderwerbeaktionen zuständig. Und sie ist eine alte Freundin von mir, also sei nett zu ihr.«

Karen war überrascht, wie vertraut Linda mit ihm umging. Allmählich dämmerte ihr, warum es so leicht gewesen war, ihn für den Job zu gewinnen.

»Schön, Sie kennen zu lernen«, sagte er und gab ihr die Hand.

Seine Hand war breit und flach, die Finger lang und dürr. Sie schüttelten sich linkisch und förmlich die Hände. Er war groß und dünn und trug Jeans, die bei ihm schlottrig wirkten, während sie bei den meisten anderen Menschen eng gesessen hätten. Die langen schlaksigen Arme und die schmalen Schultern schienen kaum genügend Halt für die Kleidung zu bieten. Er trug ein graues Polohemd aus Wolle und darunter ein weißes T-Shirt.

Sein Haar hatte eine Farbe, die irgendwo zwischen hellblond und hellrot lag, und war mit einem Mittelscheitel geteilt. Die beiden Spitzen des Ponys liefen knapp über den dunklen Augenbrauen aus, deren Farbe stark genug von den Haaren abwich, um Karen auf den Gedanken zu bringen, dass die Haare gefärbt oder noch eher von der Sonne gebleicht waren. Unterkiefer und Wangenknochen des Jungen bildeten beinahe einen rechten Winkel, das Kinn lief in einer zierlichen Spitze aus, die nur wenig vorstand.

Sein Gesicht wirkte etwas eckig, der Kopf saß auf einem dünnen bleichen Hals. Er schüttelte das Haar aus seinen hellgrünen Augen und entblößte die berühmte winzige Narbe im rechten Augenwinkel.

»Ich freue mich wirklich auf den Fototermin«, sagte er.

Seine Zunge lugte am Anfang des Satzes ein wenig hervor, und er schien sich beim Sprechen nach vorn zu neigen, wie um den Worten eine größere Reichweite zu verleihen. Der rechte Mundwinkel hob sich zu einem winzigen Lächeln, als amüsierte er sich insgeheim über irgendetwas. Maxwells Mund blieb offen, die Zunge lugte noch einmal kurz heraus, bevor sie im Mund verschwand. Er zog die Oberlippe hinter die untere Zahnreihe. Er hatte eine süße Stupsnase und ein wenig abstehende Ohren. Er will anbändeln, dachte Karen.

»Meine Güte, das zieht vielleicht hier oben«, dröhnte eine Stimme hinter ihnen.

Es war Daniel Avendon. Der elegante, nach wie vor attraktive zweiundfünfzigjährige Mann war groß genug, um selbst in einem vollen Footballstadion noch als der mächtigste und reichste Zuschauer wahrgenommen zu werden. Das waren ganz sicher keine zehn Minuten, dachte Karen leicht verärgert. David ließ sich natürlich nirgends blicken.

»Daniel, das hier ist meine Freundin, die Fotografin Linda Cole.«

»Ich bin entzückt«, sagte er. »Ich habe einige Ihrer Werke im International Center of Photography in New York gesehen. Wundervoll.«

Daniel besaß einen unerschöpflichen Fundus an Komplimenten.

»Und das ist also der Bursche, der auf den Fotos erscheinen soll?«, fragte er nun und wandte sich gönnerhaft zu Maxwell um. Es klang wie Herr Bumble aus Oliver Twist.

»Ja, Sir«, sagte der Angesprochene und gab ihm die Hand. »Ich bin Maxwell. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«

Wind kam auf, und Maxwell verschränkte die Arme, fasste die Ellenbogen mit der jeweils anderen Hand und zog die Schultern ein. Die Tauben in den Käfigen flatterten, und das Geräusch der schlagenden Flügel legte einen neuen Rhythmus über den Wind und den Londoner Verkehrslärm. Maxwell drehte sich um und sah zu den Vögeln.

»Mögen Sie Vögel?«, fragte Avendon.

»O ja«, sagte der Junge und schob ein wenig die Zunge heraus. »Ich liebe Vögel. Sehen Sie nur«, sagte er und hockte sich vor einen Käfig. Avendon folgte seinem Beispiel, und gleich darauf waren sie in ein Gespräch vertieft.

Über ihre Köpfe hinweg blinzelte Linda Karen zu, und sie entfernten sich etwas.

»Max' Vater hat Tauben gezüchtet«, erklärte Linda.

»Wieso weißt du so viel über ihn?«, fragte Karen ein wenig scheinheilig.

»Karen, er ist eines meiner Lieblingsmodels. Vor der Kamera ist er hinreißend. Wart's nur ab.«

»Falls wir ihn überhaupt noch zu Gesicht bekommen. Wenn Daniel auf stur schaltet, sehen wir überhaupt nichts«, sagte Karen.

»Er wird doch hoffentlich nicht eine berühmte Fotografin wie mich brüskieren wollen?«, prahlte Linda. »Er hat meine Arbeiten gesehen. Im ICP, Midtown.« Sie machte kurze Pausen zwischen den Worten, um Daniels Großartigkeit nachzuahmen. »Wenn Max seinen Charme einschaltet, ist es sowieso gelaufen.«

Karen beobachtete die beiden, die wie Vater und Sohn vor den Vögeln hockten und hierhin und dorthin auf die Käfige deuteten. Das Dach des Hamiltons bot einen spektakulären Ausblick auf die Londoner Skyline aus einer Richtung und Höhe, die nur wenige Leute je zu sehen bekamen.

Einige Minuten später kam Daniel Avendon wieder zu ihnen.

»Ich freue mich auf die Fotos«, sagte er.

»Dann lasst uns an die Arbeit gehen«, sagte Linda. Sie wandte sich an Karen. »Wir brauchen ungefähr eine Stunde, um die Aufbauten und alles andere vorzubereiten. Schaust du dann noch einmal vorbei?«

Karen verstand den Fingerzeig und verließ das Dach. Die folgende Stunde nutzte sie im Büro, um einige Anrufe zu erledigen und die Post durchzusehen.

Als sie zurückkehrte, schien es nicht so, als habe sich viel verändert, nur dass Maxwell jetzt einen weißen Bademantel trug. Der Ausschnitt erlaubte gerade eben einen Blick auf seine Brust. Karen sah schweigend zu, und nachdem Maxwell noch einmal etwa zehn Minuten lang geschminkt und frisiert worden war, war er bereit. Er saß auf einem Stuhl und wartete geduldig, während Linda einige letzte Details überprüfte.

»Wir sind bereit für dich, Max!«, rief sie.

Ohne die geringste Verlegenheit, wie Karen es eigentlich erwartet hätte, stand Maxwell auf und ließ den Bademantel fallen.

Nackt bot der dürre Junge mit der hellen Haut einen absolut hinreißenden Anblick. Das Haar fiel ihm in die Augen, sein großer Mund war leicht gespitzt und wie zum Kuss bereit. Der Oberkörper war schlank und knochig und wies kaum Muskeln auf, abgesehen von einer schwachen Zeichnung auf der Brust. Die Brustwarzen waren rot und von wenigen Haaren umgeben und standen in der frischen Luft auf dem Dach keck hervor.

Er wartete auf dem Podium, und Karen betrachtete ihn einige Male von oben bis unten. Auch die Beine waren wie der übrige Körper weitgehend unbehaart und dünn. Sein Schwanz war lang, passte aber in seinen Proportionen perfekt zum übrigen Körper. Das Schamhaar war flaumig und braun.

Karen, die Vogeltrainerinnen, Max' Stylistin, Lindas Assistentinnen und sogar Linda standen herum und schauten schweigend zu und beobachteten ihn. Trotz der Sonne war es windig und kühl auf dem Dach. Sie waren hoch genug, um vor Beobachtung relativ sicher zu sein, doch aus einigen wenigen Fenstern konnte man das Dach einsehen. Karen hatte bereits die nächste Polizeiwache informiert, falls Anrufe mit Hinweisen auf merkwürdige Aktivitäten auf dem Dach des Hamiltons eingehen sollten.

Die erste Aufnahme war die anspruchsvollste. Sie war am schwierigsten zu treffen und vermutlich diejenige, die am häufigsten wiederholt werden musste. Wenn sie das Licht verloren, konnten sie die anderen beiden Aufnahmen noch an einem anderen Tag erledigen.

»Max, lass es uns einige Male so üben, wie wir es besprochen haben«, wies Linda ihn an.

Er nickte und hockte sich aufs Podium, die Hände vor den Füßen auf den Boden gestützt, das Kinn auf die Knie gelegt. Karen betrachtete seinen kauernden Körper. Seine Eier baumelten trotz des frischen Windes. Er blieb einige Sekunden in der Hocke, dann stand er rasch auf und hob beide Arme.

»Versuch den Kopf etwas gerader und mehr in die Kamera zu halten, und schau nicht so weit nach oben. Die Bewegung ist aber gut, schön und fließend«, sagte Linda.

Karen sah weiter zu. Er wiederholte die Bewegungen mehrmals. Es sah aus wie eine aufblühende Blume, wenn er sich aus der Hocke aufrichtete und die Arme seitlich hochnahm. Nach Lindas ersten Anweisungen war sein Kopf jedes Mal richtig auf die Kamera ausgerichtet. Sie machte einige Schnappschüsse mit einer kleinen Sofortbildkamera und gab Anweisungen an ihre Assistentinnen, die sich augenblicklich in Bewegung setzten.

»Jetzt die Tauben«, rief Linda.

Maxwell hockte sich hin und hielt zwanzig Minuten lang die Position. Karen betrachtete den geschmeidigen Körper, und ihr wurde klar, warum er seit Jahren eins der erfolgreichsten männlichen Models war. Er hatte es einfach drauf. Wie beim Hamiltons selbst war es nicht möglich, exakt zu bestimmen, was es nun war, aber Maxwell hatte es drauf. Sie wollte ihn bemuttern, seine Schwester sein, seine Freundin, seine Geliebte, die ihn besinnungslos vögelte, alles nach einem einzigen ersten Blick. Sie war eifersüchtig auf Linda, falls diese es wirklich geschafft haben sollte, ihn nicht nur mit der Kamera einzufangen.

Karen wusste, dass die Aufnahmen gelungen waren. Sie hatten die Tauben sorgfältig um seine Füße verteilt, weitere unterhalb des Podests und einige hinter ihm und vor ihm. Noch vorsichtiger hatten sie etwa ein Dutzend auf ihm selbst, auf Schultern, Knien und Kopf platziert. Im ersten Augenblick sah es absurd aus, ähnlich wie Lord Nelson auf seiner Säule am Piccadilly Circus, doch als Maxwell auf Lindas Stichwort hin aufstand, war die Bewegung unglaublich fließend, und Karen sah vor ihrem inneren Auge ein Foto, auf dem Maxwell aus einem Meer von Tauben auftauchte, die Hände seitlich ausgestreckt, das Gesicht zur Kamera gewandt und die markanten Punkte der Londoner Skyline hinter sich. Lindas Kameras hatten hektisch geklickt, und Karen freute sich schon darauf, mit ihr die Kontaktabzüge durchzusehen.

Der Rest des Nachmittags verging wie im Fluge. Die Vogeltrainerinnen sammelten die Tauben ein, und Linda führte Maxwell auf eins der Türmchen, wo ein Foto ohne Vögel aufgenommen werden sollte. Seine Stylistin fiel über ihn her, brachte sein Haar in Ordnung und fixierte es mit Spray. Linda sagte etwas zur Stylistin, und sie entfernte sich, um irgendetwas zu holen. Maxwell zog unterdessen den Bademantel wieder an, und sie redeten miteinander. Karen sah zu. Sie wollte Linda nicht stören, doch sie war fasziniert und neugierig, ob sie Hinweise auf irgendeine Art engerer Beziehung zwischen den beiden entdecken konnte.

Auf einmal wurde ihr bewusst, dass David, das Klemmbrett wie ein Kind wiegend, neben ihr stand.

»Wie läuft es?«, fragte er.

»Prima«, antwortete sie, ohne den Blick von Linda und Maxwell zu wenden.

»Dann ist Daniel zufrieden?«

»Rundum zufrieden, wie er es ausdrücken würde. Sind Anrufe für mich gekommen?«

»Ein paar, aber nichts, was ich nicht erledigen konnte. Konzentrieren Sie sich nur auf die Sitzung hier oben«, sagte er und warf einen Blick auf sein unvermeidliches Klemmbrett. Karen wusste, dass manche Mitarbeiter im Geschäft über seinen ständigen »Begleiter« lachten, doch das verriet sie David nicht.

»Er ist wirklich phänomenal, was?«, bemerkte David.

Karen sah sich überrascht zu ihm um. »Das muss er wohl sein, wenn er Ihr Interesse weckt«, neckte sie ihn spottend.

»Sie wissen doch genau, was ich meine.«

»Schon gut, schon gut.« Beinahe hätte sie geseufzt. David ließ sie danach zum Glück in Ruhe.

Einem kleinen, unglaublich hübschen Wasserspeier gleich saß Maxwell auf der Mauer des Türmchens. Linda nahm ihn von hinten mit dem Blick auf London auf. Er trug jetzt Engelsflügel, die mit Lederriemen festgebunden waren. Den Kopf ließ er ein wenig hängen, das Haar war nach vorn gekämmt, doch es hielt, nachdem die Stylistin extrastarkes Gel einmassiert hatte.

»Ich glaube, dieses Foto nennen wir ›Verlorener Engel‹«, vertraute Linda Karen in einer Pause an.

»Wann wählen wir die besten Bilder aus?«, wollte Karen erwartungsvoll wissen. Sie fragte sich, ob es moralisch vertretbar sei, dass ihr dieser Beruf so viel Spaß machte.

»Montag oder Dienstag nächster Woche. Ich rufe dich an.«

»Hast du denn genug gute Aufnahmen?«, fragte Karen. »Reichlich. Wir werden Mühe haben, uns auf die besten festzulegen. Das geht mir immer so mit ihm.«

Maxwell war wieder dort, wo er sich bei der letzten Aufnahme am wohlsten gefühlt hatte, auf dem Podest. Er war nackt mit Ausnahme der rechten Hand, die in einem Lederhandschuh steckte. Darauf saß ein Wanderfalke. Doch statt des Vogels trug Maxwell die Lederhaube. Karen sah weiter zu, während das Nachmittagslicht verblasste, betrachtete den nackten Körper, trank jeden Zoll davon, sog ihn mit den Augen auf wie der Film in Lindas Kamera. Sein Anblick machte sie unruhig und weckte ihr Begehren.

Sie nahm das Handy heraus und wählte die Vermittlung des Hamiltons. Nach ein paar Augenblicken wurde sie verbunden.

Kapitel 3

Karen fuhr mit dem Aufzug in ihre Wohnung im fünften Stock. Normalerweise lief sie, doch heute war sie müde. Es war ein erfolgreicher Tag gewesen, den sie größtenteils damit verbracht hatte, ein nacktes männliches Supermodel zu betrachten, noch dazu eines, das ausgesprochen sexy war. Sie war bereit zum Abhängen. Während der vornehme Aufzug sie nach oben beförderte, streifte sie die silberne Jacke ab und hängte sie sich über die Schulter. Lässig schlenderte sie den Flur bis zu ihrer Tür hinunter, öffnete und trat ein.

In der Sloane Street auf halbem Wege zwischen der Knightsbridge und dem Sloane Square eine Wohnung zu halten war ein kleiner Luxus, den sie sich gern leistete. Sie mochte die Wohnung und die Lage sehr. Eigentlich hätte sie nicht von sich behauptet, besonders wohlhabend zu sein, oder jedenfalls nicht in gleichem Maße wie Daniel Avendon und seinesgleichen, doch ihre Familie war recht gut gestellt, und die Wohnung war das Einzige, wofür sie teilweise das Familienvermögen in Anspruch nahm. Sie lief in etwas mehr als fünf Minuten bis zum Hamiltons, in der anderen Richtung erreichte sie Harvey Nichols und das Harrods in der gleichen Zeit. Wenn sie ihr eigenes Universum betrachtete, dann konnte sie nur sagen, dass sie ziemlich genau im Zentrum saß.

Die Wohnung bestand aus fünf Zimmern. die sich alle auf einer Ebene befanden: Wohnzimmer, Esszimmer, Arbeitszimmer und zwei Schlafräume. Wie es in dieser Gegend üblich war, hatten die großzügigen quadratischen Räume hohe Decken. Die möbliert gemietete Wohnung war in neutralen Tönen eingerichtet – weiß, grün und blau. Im Wohnzimmer gab es zwei identische schwarze Ledersofas, die viel zu wuchtig und schwer waren und an Hotelmöbel erinnerten. Ein kleines Bücherregal und ein paar Ständer mit CDs bildeten die wichtigste Quelle für Unterhaltung. Der große Fernseher stand mehr oder weniger unbeachtet in einer Ecke. Das Wohnzimmer und das Esszimmer hatten edle Ahornböden, auf denen teure Teppiche lagen. Auch die anderen Zimmer waren mit weichen Teppichen ausgelegt.

Karen ging ins Schlafzimmer, schlenkerte die Schuhe von den Füßen und warf gleichzeitig die Jacke aufs Bett. Sie nahm den Armreifen ab, der zu dieser Garderobe gehörte, und legte ihn mit den Ohrringen auf die Teakholzkommode. Sie setzte sich hin und betrachtete sich kurz im Spiegel, nahm die Bürste und fuhr sich einige Male durchs Haar. Hinter dem Spiegelbild ihrer Schulter breitete sich das großzügige niedrige Bett aus. Die Matratze lag auf einem Podest, das knapp fünfzehn Zentimeter breiter war als die Matratze selbst. Die Decken und Laken bestanden aus reinem Leinen. Sie freute sich schon darauf, in ihnen zu versinken. Sie stand auf, wand sich aus der Strumpfhose und warf sie in den Weidekorb mit der schmutzigen Wäsche.

In der Küche nahm sie sich ein Mineralwasser aus dem Kühlschrank und trank direkt aus der Flasche. Die gummierten belegten Kacheln waren warm unter den nackten Füßen. Die Geräte waren in einem hellen Aschgrau gehalten, die Flächen bestanden aus Marmor. Die Einrichtung erinnerte sie an eine Ausstellungsküche, die sie bei Heals im Schaufenster gesehen hatte.

Im Wohnzimmer schob sie eine CD in den Player und ließ sich auf dem Sofa nieder. Sie trank noch etwas Wasser aus der Flasche und fühlte sich geborgen im warmen, schmeichelnden Licht der geschickt im Raum verteilten Lampen. Als der Summer ertönte, hatte sie keine große Lust mehr, überhaupt noch einmal aufzustehen. Dann dachte sie an die kühlen, frischen Leinenlaken, die im Schlafzimmer auf sie warteten.

»Hallo«, meldete sie sich an der Sprechanlage.

»Ich bin's«, sagte die Stimme selbstbewusst. Es knisterte im Lautsprecher.

Lächelnd drückte sie auf den Öffner.

»Schön«, sagte sie und zog ihn an der Weste herein, als er in der Tür stand.

»Von Dries van Noten«, erklärte er.

»Alles? Ist das alles von Dries? Glaub ich nicht.«

»Nein, das Hemd ist von Comme des Garçons.«

»Und die Hose – lass mich raten.« Sie zupfte an einer Tasche. »Armani?«

»Nein«, sagte er, und seine Stimme wurde am Ende des Wortes etwas tiefer. »Die sind von Rykiel Homme. Die Boxershorts sind allerdings ...«

»Still.« Sie legte ihm einen Finger auf den Mund. »Das will ich gleich selbst herausfinden.«

Sie betrachtete ihn. Richard Fraser war fünfundzwanzig und hätte als Model für die Kleidung, die er bei Hamiltons verkaufte, sicher eine gute Figur gemacht. Er arbeitete seit sieben Monaten in der Herrenabteilung im Keller, im so genannten Kerker, wie die Mitarbeiter des Kaufhauses die Abteilung nannten. Karen hatte ihn sofort bemerkt. Sie hatte angenommen, er sei wie die meisten der Angestellten dort unten ein Mann, der Männer mochte. Die Entdeckung, dass dem nicht so war, jagte vielen Frauen bei Hamiltons einen kleinen wohligen Schauer über den Rücken, und Richard bekam augenblicklich den Status einer kleinen Berühmtheit mit einem gewissen Seltenheitswert.

Er sieht wirklich aus wie ein Model, dachte sie bei sich. Die Haarmähne, mittelbraun und nicht hell genug, um als blond bezeichnet zu werden, war auf eine raffinierte Weise über den Kopf zurückgeworfen, als sei eine achtlose Hand einfach hindurchgefahren. In Wirklichkeit waren, wie Karen wusste, viele Stunden sorgfältiger Pflege und zahlreiche chemische Zusätze notwendig gewesen, um diesen zufälligen Eindruck zu erzeugen. Diese genau berechnete Unbekümmertheit verlieh ihm die Ausstrahlung eines braven Jungen, der mal über die Stränge schlagen will. In Wirklichkeit waren seine Gesichtszüge viel zu engelhaft dafür, und er war klug genug, dies auch zu wissen und sich auf eine lässige Weise sehr modisch zu kleiden. Für Karen war er das Produkt von tausend Markennamen.

Dieses Chorknabengesicht, dieses Schuljungengesicht weckte in Karen unweigerlich und fast ständig den Wunsch, sich ihn einfach zu schnappen. Seine blaugrauen Augen strahlten Gelassenheit aus, die Lippen waren fein geschwungen, der ganze Mund wohlproportioniert. Kinn und Wangenknochen standen genau im richtigen Winkel, um den Besitzer im Bedarfsfall anmutig über einen Laufsteg schweben zu lassen, und sie hatte mehr als einmal gesehen, wie sein Gesicht sich männlich verdüsterte. Die goldene Haut versprach heiße Tage in der Sonne und noch heißere Nächte im Bett.

»Wirst du mir denn jetzt verraten, warum du heute so ekelhaft zu mir warst?«, fragte er auf dem Weg ins Wohnzimmer über die Schulter zurück.

Sie ignorierte die Frage und ging zum Kühlschrank, um noch ein Wasser für sich und eins für ihn zu holen.

»Es war ein harter Tag«, sagte sie, als sie zurückkam. »Wir waren mitten in einer Fotosession, und ich war nur rasch im Büro, um mal kurz Pause zu machen und ein paar Anrufe zu beantworten. Außerdem hat Alan Saxton direkt hinter mir gestanden. Ich kann nicht einfach jederzeit unterbrechen und plaudern wie irgendeine Tussi im Laden. Ich kann mich doch nicht benehmen wie die Aushilfen am Sonnabend, die mit ihren Freundinnen über das Wochenende quatschen, während sie die Kunden bedienen.«

»Was wollte er überhaupt? Steigt dir der alte Knacker etwa nach?«

»Richard, bitte. Er ist alt genug, um mein, na ja, um dein Vater zu sein. Ich bin nicht interessiert. Er hat einige Details der Unterwäsche-Werbeaktion im Keller überprüft.«

»Entschuldige. Ich weiß, wie schwer es ist. Wichtige Frau mit Macht und einfacher Verkäufer. Wie im Märchen.« Er lächelte.

»Manchmal bist du ziemlich frech.«