Charles W. Leadbeater: Das Höhere Selbst

Charles W. Leadbeater

Das
Höhere Selbst

Aquamarin Verlag

© Aquamarin Verlag GmbH

Voglherd 1 • D-85567 Grafing

ISBN 978-3-96861-150-1

Inhaltsverzeichnis

Die Wahrnehmungsbereiche des Menschen

Die höheren Körper

Die Astralwelt

Die Mentalwelt

Die Kausalwelt

Das Höhere Selbst

Nirvana


Die Wahrnehmungsbereiche des Menschen


Schüler, die jenes Bewusstsein in sich noch nicht entwickelt haben, das bisher das „buddhische“ – das Bewusstsein in der Welt der Intuition – genannt wurde, bitten uns oft, dieses zu beschreiben. Nach dieser Richtung sind schon große Anstrengungen gemacht worden, und oft genug findet man in unseren Schriften Bemerkungen über dieses Bewusstsein und seine charakteristischen Merkmale eingestreut. Doch den nach Wissen Strebenden können diese nicht befriedigen und wir können uns darüber nicht wundern.

In Wahrheit sind alle Beschreibungen notwendigerweise aus ihrem eigensten Wesen heraus mangelhaft; es ist unmöglich, mit physischen Worten mehr als nur eine Andeutung dessen zu machen, was dieses höhere Bewusstsein wirklich ist, denn das physische Gehirn ist unfähig, die wahre Wirklichkeit zu erfassen. Wer Mr. Hintons bemerkenswertes Buch von der vierten Dimension gelesen hat, wird sich erinnern, wie er es versucht, uns unsere eigene Beschränktheit in Bezug auf Erkenntnis höherer Dimensionen zu erklären, indem er uns sorgfältig und bis ins Kleinste die Lage eines Wesens vor Augen führt, dessen Sinne nur in zwei Dimensionen zu arbeiten vermögen. Er beweist, dass für ein solches Wesen die einfachsten Handlungen unserer Welt unverständlich sein müssen. Ein Geschöpf, das kein Empfinden hat für das, was wir Tiefe oder Dichtigkeit nennen, könnte einen irdischen Gegenstand nie so wahrnehmen, wie er wirklich ist; es könnte nur einen Teil davon beobachten und würde deshalb selbst schon von den allergewöhnlichsten Gegenständen des täglichen Lebens absolut falsche Eindrücke erhalten, während unsere Kräfte in Bewegung und Fähigkeit gänzlich unverständlich für dasselbe sein würden.

Die Schwierigkeiten, denen wir begegnen, wenn wir versuchen, die Erscheinungen der astralen Welt zu verstehen, sind genau jene, die Mr. Hinton seine zweidimensionalen Wesen empfinden lässt; aber wenn wir versuchen, unsere Gedanken zur Welt der Intuition zu erheben, so haben wir einen Zustand des Seins ins Auge zu fassen, der nach nicht weniger als sechs Dimensionen hin belebt ist, wenn wir für diese Welt dieselben Namen und Bezeichnungen weiter gebrauchen dürfen. So fürchte ich, von vornherein zugestehen zu müssen, dass jeder Versuch, dieses höhere Bewusstsein zu erfassen, schon den Keim des Misslingens in sich trägt; und doch ist es nur zu natürlich, dass sich in der Seele des Schülers unaufhörlich der Wunsch regt, wieder und wieder den Versuch zu machen, etwas davon zu erfassen. Ich wage nicht zu behaupten, dass das, was ich sage, dieses Sehnen befriedigen könnte; das Äußerste, was sich hoffen lässt, ist, einige neue Gedanken zu bringen und der Sache von einem etwas anderen Gesichtspunkte aus nahe zu treten.

Die Monade1) unterliegt in ihrer eigenen Welt tatsächlich keiner Begrenzung, wenigstens insofern unser Sonnensystem in Betracht kommt. Aber auf jeder Stufe ihres Herabsteigens in die Materie hüllt sie sich nicht nur tiefer und tiefer in Schein und Täuschung, sondern verliert tatsächlich ihre Kräfte. Wenn auch angenommen werden kann, dass sie zu Beginn ihrer Evolution fähig ist, sich in unbegrenzte Richtungen des Raumes, die wir Dimensionen nennen, zu bewegen und zu schauen, so löst sie doch bei jedem Herabsteigen eine dieser Dimensionen ab, bis für das Bewusstsein des physischen Gehirns nur noch drei übrig bleiben. So sehen wir denn, dass wir durch diese Involution in die Materie von allem Erkennen der uns umgebenden Welten, bis auf einen geringen Teil, abgeschnitten sind; und nicht genug an dem, das, was uns bleibt, sehen wir auch noch gänzlich unvollständig. Wir wollen uns bemühen, dem Verständnis für das höhere Bewusstsein näherzutreten, indem wir uns unsere Beschränkungen eine nach der anderen wegdenken; und obwohl wir trotzdem unter ihrer Herrschaft stehen, selbst während wir sie so hinwegzudenken versuchen, so mögen uns diese Bemühungen möglicherweise doch einen schwachen Schatten der Wirklichkeit beibringen.

Wir wollen mit der physischen Welt beginnen. Das Erste, was uns auffällt, ist, dass sogar unser Bewusstsein von dieser Welt merkwürdig unvollständig ist. Der Schüler braucht sich darüber nicht zu wundern, denn er weiß, dass wir gegenwärtig eben gerade die Mitte der vierten Runde überschritten haben, und dass der Durchschnitt der Menschheit erst in der siebten Runde ein vollkommenes Bewusstsein von einer Welt erreichen wird. Die wahre Ursache dafür ist, dass unser Leben in Begrenzungen und Beengungen gefesselt liegt, die wir nur nicht fühlen, weil wir sie immer ertragen haben, und weil der Durchschnittsmensch keinen Begriff hat von einer Seinsmöglichkeit, in der sie nicht existieren. Nehmen wir drei Beispiele an, und wir wollen sehen, wie wir bezüglich unserer Sinne, unserer Kräfte und unseres Intellekts beschränkt sind.

Zuerst in Bezug auf unsere Sinne. Nehmen wir z. B. den Gesichtssinn und schauen, wie merkwürdig unvollständig dieser ist. Unsere physische Welt besteht aus sieben Unterebenen oder Graden von dichter Materie, aber unser Gesichtssinn befähigt uns, nur zwei davon mit annähernder Vollkommenheit zu beobachten. Wir können für gewöhnlich feste Materie sehen, wenn sie nicht zu fein geteilt ist; wir können eine Flüssigkeit sehen, die nicht vollkommen klar ist; aber wir können absolut nicht gasförmige Materie unter gewöhnlichen Bedingungen sehen, außer in den seltenen Fällen, in welchen sie eine besonders leuchtende Farbe hat (wie in dem Fall von Chlor), oder wenn sie zufällig so dicht ist, so sehr komprimiert und in besonderer Weise bewegt wie in dem Fall, wenn sie sich von einer heißen Straße erhebt, wo dann die Luft manchmal gesehen wird. Die vier ätherischen Unterabteilungen der physischen Materie bleiben uns absolut unbekannt, so weit der Gesichtssinn dabei in Betracht kommt, obwohl das, was wir Licht nennen, nur mit Hilfe der Vibration einiger dieser Ätherarten dem Auge vermittelt wird.