Familie Wank

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© 2022 Carola Härle
Satz, Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7562-6264-9

Personen und Handlung dieses Buchs sind frei erfunden, wobei ich versucht habe, die Lebensumstände möglichst realitätsnah zu beschreiben.

Bei den geschichtlichen Begebenheiten war das Buch »Geschichte der Stadt Kempten« von Volker Dotterweich u.a. meine Hauptquelle, sowie die Bücher »Kempten, eine faszinierende Geschichte« von Joachim Weigel und ein kleines Büchlein, dass ich in einem Antiquariat entdeckt habe »Kempten« von Alfred Weitnauer. Und das Internet ist natürlich immer unterstützend dabei.

Aus dem Buch »Kempten«, das wohl aus dem Jahr 1949 stammt, allerdings kein Erscheinungsdatum enthält, möchte ich einen Absatz zu dem Thema »Bewohner« zitieren, der mich sehr amüsiert hat:

»Die alteingesessenen Kempter sind durchweg Schwaben. Seit 1500 Jahren sind die Schwaben da. Es mag sein, dass noch allerlei illyrische, keltische und römische Anlagen in der schwäbischen Erbmasse der Kempter rumoren…… Die Kempter wären von jeher als ‘Haarer und Raufer’ bekannt, heißt es in der ältesten gedruckten Chronik der Stadt.«

So wollen wir hoffen, dass sich diese Anlagen heutzutage verfeinert haben, was ich stark annehme.

Und falls einige zeitliche Abläufe nicht zu hundert Prozent stimmen, so ist dies der Handlung dieser Geschichte und der schriftstellerischen Freiheit geschuldet.

Vielen Dank an Susanne und Stefan vom »Allgäuer Hoflicht« die ihre Werkstatt für die Fotoaufnahmen zum Buchcover zur Verfügung gestellt haben.

Carola Härle

Inhaltsverzeichnis

1

Fritz stand am Feuer und wartete. Der Schweiß lief ihm über Gesicht und Rücken und rann ihm in die Augen. Er wartete auf zwei Dinge. Zum einen sollte das Stück Eisen, das vor ihm im Feuer lag endlich durchglühen und zum anderen war seine Aufmerksamkeit auf die Tür gerichtet, die ins Wohnhaus führte in dem seine Greta nun schon seit Stunden in den Wehen lag. Aber es war nach wie vor nur ihr Stöhnen und die Stimme der Hebamme zu hören – kein Schrei eines ins Leben gerutschten Kindes, das die neue Welt begrüßte. Sie waren bereits seit zwei Jahren verheiratet und zwei Fehlgeburten hatte seine Greta bereits erlitten und danach wochenlang getrauert. Mit ganzer Kraft, in der auch Wut und Enttäuschung lagen, bearbeitete er den Blasebalg, um dem Feuer mehr Intensität zu geben. Sie wünschten sich dieses Kind so sehr.

Endlich konnte er das Metallstück mit der großen Zange herausnehmen und mit wuchtigen Schlägen in Form bringen. Heute Nachmittag wollte die Kundschaft kommen und den Karren holen, der vor seiner Werkstatt zur Reparatur stand. Er musste sich beeilen. Wieder ließ er den Vorschlaghammer auf das glühende Eisen fallen, als er den Schrei hörte. Erst einen gellenden Schrei seiner Frau, der ihm schier das Herz zum Stillstand brachte und dann ein leises Wimmern, das langsam an Intensität zunahm und zu einem Brüllen anschwoll. Fritz ließ seinen Hammer fallen und war mit zwei Schritten an der Wohnungstür, die er schwungvoll aufriss und von dem noch lauteren Weinen empfangen wurde. Man schrieb das Jahr 1877 in der Stadt Kempten im Allgäu und Fritz und Greta Wank waren zum ersten Mal Eltern geworden.

Nachdem die Hebamme ihm zuerst ein Glas mit Schnaps in die Hand gedrückt und ihn auf einen Stuhl geschoben hatte, durfte er nach schier unendlicher Wartezeit zu seiner Frau ans Bett gehen und betrachtete sie und ein in Tücher gewickeltes, verrunzeltes Gesicht, dass ihn frech anstarrte bis es den kleinen Mund zu einem Lachen verzog, das dann schnell wieder in ein Weinen überging. Fritz traute sich nicht dieses winzige Wesen mit seinen schwieligen Händen zu berühren, aber Greta zog ihn mit der freien Hand herunter an ihre Seite und drückte ihm das Paket in den Arm.

»Nimm nur, ich glaub nicht, dass dein Sohn so zart besaitet ist.«

»Mein Sohn!« Seine Augen glänzten und schnell blinzelte er, um sich die Rührung nicht anmerken zu lassen. »Unser Sohn – ich danke dir, Greta.« Er legte das brüllende Bündel wieder zu ihr zurück und Magda, die Hebamme, scheuchte ihn auch schon fort.

»Der Bub hat Hunger. Der muss jetzt erst mal was zu Trinken bekommen, da können wir dich nicht brauchen. Schau du nur, dass du wieder in deine Werkstatt kommst.« Damit schob sie ihn zur Tür und ging dann wieder zu der jungen Mutter, um sie in die neuen Tätigkeiten einzuweisen. Immer noch mit einem, leicht dümmlichen, Grinsen, kehrte Fritz an seinen Ambos zurück. Das Eisen war wieder erkaltet und er warf es schnell zurück in die Glut, um dann endlich mit der Fertigstellung fortzufahren.

Er hatte Glück mit seinem Beruf als Schmied, denn davon gab es in Kempten nicht allzu viele und Fritz Wank, der die Werkstatt von seinem Vater übernommen hatte, war gut in seiner Arbeit. Das hatte ihm einen soliden Kundenstamm eingebracht und er konnte seine Familie, die ja nun endlich eine richtige Familie war, recht gut ernähren. Auch wenn sich keine Reichtümer anhäufen ließen, so hatten sie ein robustes Haus mit einem kleinen Grundstück rundherum, für das sich noch Erweiterungsmöglichkeiten anboten. Doch daran wollte er im Moment noch nicht denken, denn jetzt hatten andere Dinge Priorität. Fritz war ein solider Mann, der sich keinen Träumereien hingab, sondern mit beiden Beinen in dem Allgäuer Boden verwurzelt war. Er brauchte die Sicherheit, wollte sein eigener Herr sein und seiner Familie ein einigermaßen unbeschwertes Leben bieten. Das waren seine Ziele und dafür stand er gerne zwölf Stunden am Tag an seinem Amboss und ließ den schweren Hammer auf den Eisenstücken tanzen. Und nun war sein Sohn geboren. Ein Glücksgefühl breitete sich in seinem Inneren aus, das er nicht beschreiben konnte.

»Hey, Schmied, ist unser Wagen noch nicht fertig?«

Jäh wurde Fritz aus seinen Gedanken gerissen und landete mit einem schweren Aufschlag zurück in seiner Werkstatt, den schweren Hammer in der einen und die Zange mit dem letzten fehlenden Radteil in der anderen Hand.

»Könnt warten drauf. Bin grad am letzten Stück.«

Der Deuringer, einer der zahlreichen Kempter Brauer, der gerade so stattlich aussah, wie man sich einen solchen Herrn vorstellte, ließ sich auf der Bank nieder und wischte sich mit einem Tuch über die schwitzende Stirn.

»Heiß ist bei dir, Wank, ich könnt es nicht aushalten.«

Fritz lachte, legte seinen Hammer weg und warf das Eisenstück ins Wasserbecken, aus dem es zischte und ein grauer Rauch aufstieg.

»Wenn du hier stehen würdest, Deuringer, dann wäre dein Bauch kleiner und du müsstest nicht so schwitzen.« Wank mochte den gemütlichen Brauer, er war einer der reicheren Bürger mit denen gut Kirschen essen war. »Warum bist du überhaupt selbst raufgekommen. Sonst schickst du doch einen deiner Gehilfen.«

Deuringer winkte ab. »Hab noch einen anderen Auftrag. Die Magda ist doch bei deiner Frau. Wie steht es denn? Soll sie mitnehmen, meine Tochter wird bald soweit sein. Kann man schon gratulieren?«

Fritz, der mittlerweile an dem Wagen schraubte und hämmerte, richtete sich auf und grinste.

»Grad, bevor ich das letzte Stück in Arbeit hatte, hab ich den Schrei gehört. Ein Bub ist es.« Er schüttelte die Hand, die sich ihm entgegenstreckte. Es war ein ehrlicher Glückwunsch von dem gutsituierten Bürger, an dessen Lederweste eine teure Uhr steckte. Aus dem runden Gesicht, das immer etwas zu rot war, blinzelten zwei muntere Augen, die meist gutmütig in die Welt blickten, aber auch zornige Blitze aussenden konnten, wie Fritz sehr wohl wusste. Er hatte ihn mehr als einmal erlebt, wenn seine Leute nicht so arbeiteten, wie er es wollte, vielleicht sogar ein Fass Bier versauten. Dann war nicht zu spaßen mit ihm. Doch jetzt war er gut gelaunt und zum Plaudern aufgelegt.

»Ja, meine Hilda, das erste Mal ist es bei ihr auch. War ja nicht so erbaut, als sie unbedingt diesen Jungen vom Kaufmann Ziegler heiraten wollte, aber, das sag ich dir, wenn du auch mal eine Tochter haben solltest, die Weiber können dich zum Wahnsinn treiben. Er ist halt ein rechter Schönling.«

»Ach komm, Deuringer, sag bloß es war dir nicht recht, dass sie sich einen der reicheren Bürger Kemptens ausgesucht hat. Es hätte auch ganz anders ausgehen können.«

Ein letzter Hammerschlag und Fritz legte sein Werkzeug zur Seite.

»Das sollte eine Weile halten. Und ich schau gleich zu den Frauen und schick dir die Magda raus.«

Er steckte noch Kopf und Arme in den Brunnen und rieb sich genüsslich mit einem Tuch ab, bevor er wieder durch die Tür in den Wohnraum ging in dem Magda mittlerweile alle Unordnung beseitigt, die schmutzige Wäsche in einen Zuber gelegt und eine stärkende Suppe gemacht hatte. Von dieser schlürfte sie gerade selbst eine Schüssel, während sie Fritz heranwinkte.

»Alles gut diesmal. Ihr solltet mit dem Buben keine Probleme haben. Er ist kräftig und auch deiner Greta geht es gut. Sie ist rechtschaffen müde, hat ihm aber schon die Brust gegeben.«

»Danke, Magda. Und hier«, er zählte ihr ein paar Münzen auf den Tisch, »für deine Mühe.« Er sah zu, wie sie die Geldstücke in ihrem Beutel verschwinden ließ und sich nochmals von der Suppe nachschöpfte.

»Der Deuringer ist draußen und will dich mitnehmen. Seine Tochter ist wohl soweit. Braucht die Greta dich noch?«

»Lass sie schlafen. Wenn sie aufwacht, dann gibst du ihr reichlich von der Suppe, das stärkt und lässt ihre Milch fließen. Ja, hab mir schon gedacht, dass die Hilda bald soweit ist. Bei den jungen Mädchen geht das immer schnell.« Sie lachte gackernd und zeigte ihre Zahnlücken. »Dann geh ich mal. Und du, lass deine Greta ein paar Wochen in Ruhe. Das tut ihr nicht gut.« Und während Fritz einen hochroten Kopf bekam, packte sie unberührt ihre Siebensachen zusammen und stapfte hinaus, wobei sie mit ihren dicken Röcken kaum durch die Tür kam.

Fritz ging nebenan in die Schlafkammer. Die Türe stand offen, damit die Wärme, die der Küchenherd im Wohnraum abgab, sich dorthin ausbreiten konnte. Greta hatte die Augen geschlossen, blinzelte aber, als sie seine Schritte hörte. Das Baby lag, dick in Tücher gewickelt, neben ihr in der Wiege. Fritz setzte sich zu ihr und streichelte mit seinen schwieligen Händen vorsichtig über ihre Finger.

»Geht es dir gut?« Er betrachtete sie liebevoll.

»Es könnte nicht besser sein. Ich bin glücklich. Nach den Enttäuschungen konnte ich dir endlich einen Sohn schenken.« Sie lächelte. »Und mir auch. Lass uns beten, dass unser Friedrich ein zufriedenes und gutes Leben haben wird.«

»Du hast schon einen Namen ausgesucht?«

Sie nickte. »Gefällt er dir?«

»Es soll sein wie du willst. Und jetzt ruh dich aus, ich muss nochmal in die Werkstatt. Ein paar Arbeiten warten noch. Der Deuringer hat seinen Wagen geholt, aber für die Gaststube muss ich noch ein Geländer richten. Soll ich dir die Suppe ans Bett bringen? Die alte Magda hat sie extra gemacht für dich. Wird dir guttun.«

»Nimm du dir eine Schüssel. Ich esse später. Ich mache nur kurz die Augen zu.« Und mit diesen Worten war sie auch schon in einen kraftbringenden Schlaf gesunken.

Fritz sah voller Stolz auf seine schlafende Frau und das kleine Bündel, das neben ihr lag und hoffte, dass er seine kleine Familie nie enttäuschen würde. Leise schlich er sich wieder in seine Werkstatt und machte sich daran das Geländer zu reparieren, das er dann noch wegschaffen und dort anbringen wollte.

2

Greta saß am Tisch und sah sich die Liste an, auf der ihr Mann die fertiggestellten Arbeiten des letzten Vierteljahres aufgeschrieben hatte – ordentlich mit dem Tag der Übergabe oder Abholung versehen und einem Haken bei denen, die ihren Obolus dafür entrichtet hatten. Leider waren das nicht einmal die Hälfte und sie seufzte während sie der Wiege neben sich einen kleinen Schubs gab, als gerade ein leichtes Wimmern ankündigte, dass Hunger im Anzug war. Sie wollte die Arbeit aber unbedingt noch beenden, bevor sie sich wieder um den kleinen Friedrich kümmerte.

»Fritz, du musst unbedingt einen Tag einplanen, an dem du die Gelder eintreibst. Es sind doch immer wieder die Gleichen, die sich ewig betteln lassen. Ich würde keinen Auftrag mehr von ihnen annehmen, wenn das so weitergeht. Schließlich müssen wir ja auch leben.«

Fritz lächelte und nahm sie in den Arm. »Was würde ich nur ohne meine geschäftstüchtige Frau anfangen.«

»Es ist nicht zum Lachen«, wehrte sie sich entschieden und wand sich aus der Umarmung. »Du würdest ja lieber alles herschenken und selbst hungern. Dabei stehst du zwölf Stunden am Tag in der Schmiede und rackerst dich ab. Nein, nein, mein Lieber. Sie sollen lernen, dass sie gute Arbeit nicht für umsonst bekommen!« Sie fuhr fort die Schuldner auf ein Blatt zu notieren mit einer Angabe der erhaltenen Leistungen. Als Friedrich sich nun vehement mit seinen Schreien meldete, schob sie es Fritz zu. »Die Steuer müssen wir auch bald begleichen.« Damit drehte sie sich zur Wiege und nahm ihren Sohn vorsichtig heraus und legte ihn an die Brust.

Fritz schaute sie nun so schuldbewusst an, dass sie sich ein Lachen doch nicht verkneifen konnte, was ihn gleich wieder strahlen ließ. Er liebte es, seine Frau und seinen Sohn zu beobachten und hatte keine Lust sich über Gelddinge den Kopf zu zerbrechen, aber er wusste auch, dass Greta absolut recht hatte. Er war ein Handwerker und wollte seine Arbeit tun. Es war ihm zuwider bei den Leuten als Geldeintreiber vorzusprechen. Ihm war es am liebsten, wenn sie bei Abholung gleich ihren Beutel zückten und ihm ein paar Münzen auf den Tisch legten. Nur war das eher die Ausnahme. Ihm war aber auch klar, dass er in den sauren Apfel beißen musste, denn die Steuer stand zur Zahlung an. Er seufzte und stand auf.

»Ich werde mich heute Nachmittag mit deiner Liste auf den Weg machen.« Damit nahm er den letzten Schluck Tee aus dem Becher und stand auf. »Wer hat denn die meisten Schulden?«

»Das kannst du dir wahrscheinlich denken – es ist immer der Gleiche.«

Fritz stöhnte. »Nicht schon wieder. Wenn ich zur Mühle vom alten Reiter gehe steht bereits die Schnapsflasche auf dem Tisch und ich komm mit einem dicken Kopf und nur noch der Hälfte des Geldes, das er mir schuldet, zurück. Mir wär am liebsten, er würd gar nicht mehr bei mir was richten lassen. Ich werde ihn auf jeden Fall ganz an den Schluss legen.«

»Ja, wird besser sein, sonst kannst du bei den anderen auch nicht mehr rechnen. Wieso machst du für den Reiter überhaupt noch was«, fragte Greta und wusste bereits vorher die Antwort. Sie kannte ihren gutmütigen Mann schließlich seit vielen Jahren.

»Weil er ein armer Hund ist. Erst stirbt ihm die Frau und lässt ihn mit drei Kindern zurück und dann gerät er an diesen Drachen, der ihm zwar das Haus bestellt, aber sonst nur mit der Schnapsflasche zu ertragen ist. Was soll ich so einem Kerl auch noch das Leben schwer machen.«

»Ach Fritz, das nutzt doch nichts. Dann muss er eben selbst seine Sachen in der Mühle reparieren. Er kann nicht von dir verlangen, dass du ihm ständig die Schulden erlässt. Er nutzt dich aus.«

»Er nutzt mich nicht aus. Und wer weiß, vielleicht sind wir auch irgendwann froh, wenn wir jemanden haben, der uns einfach hilft, ohne etwas dafür zu wollen. Und so schlimm ist es ja auch nicht, er gibt mir immerhin, was er mir geben kann. Jetzt will ich darüber nicht mehr weiter diskutieren.« Fritz stand mit einem Ruck auf und ging durch die Tür in seine Werkstatt.

»Ja, und was er geben kann ist fast gar nichts«, seufzte Greta, aber sie wusste, dass es hier nichts weiter zu bereden gab.

Drei Stunden später konnte Fritz es nicht länger hinausschieben, nahm seine Lederschürze ab, wusch sich Hände und Gesicht, ließ sich von Greta die Liste geben und machte sich auf den Weg.

Er begann mit den Leuten, bei denen er wusste, dass es sich einfacher gestaltete und arbeitete sich langsam von einigen Gaststätten über Werkstätten und Brauereien durch die Neustadt Kemptens und dann bis hinunter zur Iller. Bei einigen bedurfte es gewisser Kompromisslösungen, da sie sich nicht mehr an den ursprünglich vereinbarten Preis erinnern wollten, andere zahlten ohne zu zögern, boten ihm sogar einen Schnaps an, als Entschuldigung dafür, dass er extra hatte kommen müssen. Fritz wunderte sich immer wieder über die unterschiedliche Zahlungsmoral.

Dann kam der schwerste Gang. Er hatte bereits das Illerufer erreicht und machte sich von dort auf den Weg flussaufwärts bis er zur Mühle Sepp Reiters kam. Es war bereits über ein halbes Jahr her, seit er zuletzt hier gewesen war und er war sich der zunehmenden Verwahrlosung des einst ansehnlichen Anwesens bewusst. Er betrat den Hof schritt zur Haustüre, die nach seinem Klopfen von einem etwa achtjährigen Mädchen mit verfilztem, blondem Haarschopf geöffnet wurde.

»Wo ist denn der Vater, Frieda?« Er kannte die Kleine noch gut, eigentlich ein hübsches Kind, wenn mehr Wert auf Sauberkeit und Kleidung gelegt werden würde. Er hoffte, dass bei seiner Familie so etwas nie vorkommen würde. Aber die Zeiten konnten sich schnell ändern und die Geschäfte nachlassen oder ein anderes Schicksal sie der Armut ausliefern.

»Im Kornlager«, wisperte das Mädchen schüchtern und wies mit dem Arm die Richtung.

Fritz kannte sich aus. Es war ja leider nicht das erste Mal, dass er diesen Gang machen musste. Er ging um das Haus herum und betrat durch ein riesiges Holztor die Mühle mit dem angrenzenden Kornlager.

»Sepp, bist du hier?« rief er laut in den Raum. »Ich bin’s, der Fritz Wank. Können wir kurz was bereden?«

Eine ausgemergelte Gestalt kam aus einer dunklen Ecke und schleifte einen Sack Korn hinter sich her. Die dünnen Haare klebten strähnig an seinem Kopf und die Augen blickten ihn stumpf aus tiefen Höhlen an.

»Kann’s mir schon denken, warum du kommst, Fritz. Wart einen Moment, ich komm gleich, schaff nur das Korn hinüber zum Mahlwerk.« Mit müden Schritten kam er nach ein paar Minuten zurück, schlurfte an Fritz vorbei zu einem Kasten, aus dem er eine Steinflasche holte, aus der er einen Schluck nahm und dann an den Schmied weitergab. Anstandshalber trank auch er von dem scharfen, sicherlich heimlich selbst gebrannten, Schnaps und beobachtete sein Gegenüber, der aussah, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.

»Wieviel ist’s denn, dass du bekommst? Weiß nicht, ob ich dir alles geben kann. Der Preis fürs Mehl ist grad schlecht und so viel Mäuler zu stopfen.« Fritz musste genau hinhören um das Gemurmel zu verstehen und ihm krampfte sich der Magen zusammen bei dem Leid.

»Wie geht’s denn drüben im Haus?«, richtete er deshalb die Unterhaltung erst auf ein anderes Thema.

Der andere zuckte nur resigniert mit den Schultern. »Sie schafft schon, die Vefi, und probiert alles in Ordnung zu halten. Aber meine Kinder mag’s halt gar nicht, dabei zerreißt es mir immer das Herz, wenn ich die Frieda anseh, die meiner Else, Gott hab sie selig, so ähnlich schaut. Die Große ist jetzt eh schon bei einer Tante auf dem Hof und hilft dort und um den kleinen Josef kümmert sich die Frieda. Die Vefi hätte halt gern selber ein Kind, aber es soll nicht sein.«

Fritz konnte den Schmerz in Sepps Augen kaum ertragen. Er war bis vor ein paar Jahren noch ein glücklicher Mann gewesen.

»Weißt was, Sepp, du gibst mir einen kleinen Sack Mehl mit und dann passt des. Soviel Arbeit war es ja gar nicht mit der Reparatur.«

Kurz flackerte ein Licht auf in Sepps Augen und er nahm wortlos Fritz Hand in seine beiden. »Vergelt‘s Gott, Fritz, bist ein guter Mensch.«

»Aber versuch wegzubleiben von dem Schnaps, Sepp. Das tut nix Gutes.«

Er wartete bis der Müller ihm den Sack mit Dinkelmehl aus der Ecke geholt hatte und war froh das unglückliche Anwesen verlassen zu können. Seine Greta würde mit ihm zufrieden sein, denn er hatte den größten Teil seines Geldes bekommen und für die Steuerschuld war es allemal ausreichend.

3

Es war Mitte August und die Sonne brannte heiß. In der Wank-Schmiede waren alle Luken und Fenster geöffnet, um etwas Luft durchziehen zu lassen. Greta hatte den schönen Tag für die Wäsche genutzt, wie viele der anderen Frauen auch, und überall sah man Tücher und Kleidungsstücke, an Stricken befestigt, im Wind flattern und der Geruch nach Seife schwebte über allem. Gretas Hände waren rot und aufgequollen von den vielen Stunden, in denen sie alles geschrubbt und gewunden hatte und der Schweiß rann ihr, unter den dicken Kleidern, über Rücken und Brust. Am liebsten hätte sie sich jetzt selbst in den Trog gesetzt und sie überlegte, ob sie wohl mit Fritz abends noch zum nahegelegenen Weiher gehen konnte, um sich dort zu erfrischen. Früher hatten sie das manchmal gemacht, wenn es schon dunkel war, und sie sich dort ganz allein, und nur mit dem Unterkleid angetan, im Wasser vergnügen konnten. Fritz würde das auch guttun, denn zusätzlich zu der Hitze noch den ganzen Tag am Feuer zu stehen, war wirklich kein Vergnügen. Aber ihr Mann beklagte sich nie.

Greta sah liebevoll zu dem Strohkorb, den sie in den Schatten gestellt hatte, und in dem ihr kleiner Sohn gerade schlief, nachdem er mit seinen kurzen Beinen den ganzen Vormittag um sie herum gestapft war und im Gras sitzend mit allem gespielt hatte, was dort umeinander krabbelte. Mehr als zwei Jahre waren seit seiner Geburt nun schon vergangen und er entwickelte sich prächtig. Sie hoffte, dass noch viele Geschwister folgen würden, doch bisher hatte sich keine weitere Schwangerschaft eingestellt und wenn sie daran dachte, wie schwierig es schon war Fritz diesen einen Sohn zu schenken, überkam sie eine Niedergeschlagenheit, dass sie am liebsten geweint hätte. Sie war schon bei der alten Magda gewesen, um von ihr einen Rat zu bekommen, aber die hatte nur gelacht und gemeint, sie solle mit dem zufrieden sein, was der Herr ihr gegeben hat. Die einen seien eben fruchtbar und die anderen nicht. Und so zündete sie weiterhin jede Woche eine Kerze in der Mariengrotte an und konnte ein Gefühl des Neids nicht verhindern, wenn sie in der heiligen Messe sah, dass Hilda Ziegler, die am gleichen Tag mit ihrer Lena niedergekommen war, wie sie selbst mit Friedrich, nun bereits zum dritten Mal einen dicken Bauch vor sich herschob. An mangelndem Interesse ihres Mannes konnte es nicht liegen, denn, auch wenn sie schon beim Gedanken rote Backen bekam, beide hatten sie nach wie vor viel Lust aufeinander. Greta wusste, dass das nicht recht war. Der Pfarrer hatte ihnen beim Gespräch vor der Hochzeit doch eingebläut, dass der eheliche Akt eine Pflicht war und nicht dem Vergnügen diente. Vielleicht war es die Strafe dafür, dachte sie nun. Aber wie sollte sie die Gefühle verhindern, die durch ihren Körper gingen, wenn sie sich nachts an Fritz drückte und er sie mit seinen starken Armen umschlang.

Der kleine Friedrich verscheuchte ihre dunklen Gedanken, als er zu verstehen gab, dass er wach war und aus diesem Korb heraus und wieder auf die interessante Wiese wollte. Dies geschah so vehement, dass Greta laut lachen musste, was ihren Fritz belustigte, der eben um die Hausecke kam.

»Hier scheint ja gute Laune zu sein«, schmunzelte auch er, zufrieden bei dem Anblick.

»Dein Sohn hat einen sehr starken Willen und ich muss ihm gehorchen. Du solltest ihn zur Räson bringen.«

Das wurde von Fritz gleich in die Tat umgesetzt, indem er ihn hochhob, in die Luft warf und unter jubelnden Schreien des Jungen auffing. Der konnte gar nicht genug davon bekommen, bis Greta dem Treiben dann doch irgendwann ein Ende setzte.

»Wieso bist du eigentlich hier und nicht an deinem Amboss? Möchtest du mir bei der großen Wäsche helfen?« Sie zwinkert ihm zu.

»Das würde ich sehr gerne, meine liebe Frau«, er nahm sie in die Arme und Greta schaute sich erschrocken um. Was sollten die Nachbarn denken, wenn sie das sahen. Sie schob ihn schnell wieder von sich.

»Du verrückter Kerl. Es ist helllichter Tag, wenn uns jemand sieht!«

Fritz lachte nur. Er war keiner, der mit seinen Gefühlen zurückhielt. »Ich muss zum Deuringer. Er hat grade einen Jungen vorbeigeschickt. An einem Wagen, den er dringend braucht, ist das Rad gebrochen. Ich geh danach auch noch zum Biechteler, ein Werkzeug abholen.«

Greta sah ihn enttäuscht an. »Das heißt, es wird spät. Ich hatte gehofft, dass wir noch zum Weiher gehen können, wenn es dunkel ist. Es ist so heiß.«

Er strich ihr über die Wange. »Holen wir morgen nach. Werde einen Bärenhunger haben, wenn ich komm.«

Greta nickte, sie wusste, was das hieß. Dann hielt sie Friedrich an der Hand fest, der jetzt unbedingt mit seinem Vater gehen wollte. Erst als er außer Sichtweite war und Friedrich sich beruhigt hatte, setzte sie ihn wieder ins Gras, während sie sich im Garten zu schaffen machte und gleich das Gemüse für das Abendessen zusammensuchte. Wenn Fritz einen Bärenhunger ankündigte, sollte der Topf gut gefüllt sein.

Fritz lief die Straße in Richtung Stiftplatz hinunter, in dessen Nähe die Brauerei Deuringer lag. Schon von weitem sah er den schief stehenden Karren vor dem Gebäude stehen, von dem gerade noch die letzten Fässer wieder abgeladen wurden, die wohl für die Auslieferung gedacht waren. Fritz kannte die Fuhrwerke der Brauerei und hatte das eine oder andere Stück in seiner Werkstatt, da er hier immer wieder zu einem schnellen Einsatz gerufen wurde und dann nicht erst anfangen konnte die notwendigen Teile herzustellen. Und der Deuringer zahlte immer prompt und ohne zu Handeln.

Der Brauer stand neben dem Karren und winkte ihm zu.

»Gut, dass du gleich gekommen bist, Wank, es pressiert. Die Fässer müssen in einer Stunde am Bayerischen Hof sein. Aber ich seh schon, du hast alles dabei. Der Max hier«, er deutete auf einen Buben von etwa vierzehn Jahren, der gerade das letzte Fass herunterhievte, »wird dir zu Hand gehen.«

»Dann holst gleich mal einen Pfahl, Max, dass ich den Karren in die Höhe bekomm. Dann sollte es gleich passiert sein.«

Fritz arbeitet ruhig an dem gebrochenen Teil, tauschte es aus und hämmerte alles gut fest, bevor er dann das Rad wieder daraufsetzte. Der ganze Einsatz hatte keine halbe Stunde gedauert und der Deuringer nickte anerkennend.

»Dankschön, für die schnelle Hilfe und hier«, er drückte ihm einen großzügigen Betrag in die Hand, »das hast du dir mehr als verdient. Magst noch einen Schluck auf den Weg nehmen, dann geh ruhig rein in die Küche und lass dir was geben. Oder wartet deine Frau schon.«

»Muss noch weiter. Ich hab noch was anders zu erledigen, aber das nächste Mal hol ich mir den Schluck ab. Vergelt’s Gott dafür«, er klimperte mit den Münzen in seiner Hand.

»Ach Wank, warte mal, hast mal Zeit für ein Wort. Du bist doch Bürger der Stadt und ich kann mich erinnern, dass du früher in der Kirche im Chor mitgesungen hast. Wir würden noch jemanden brauchen bei uns im Männerchor. Hast keine Lust?«

»Lust vielleicht schon, aber wenig Zeit. Reden wir ein anderes Mal, heut muss ich weiter, sonst schaff ich es vor der Dunkelheit nicht mehr heim. Ich überleg’s mir derweil.«

Fritz setzte seinen Weg fort und pfiff vor sich hin. Im Männerchor aufgenommen werden, das war schon eine Ehre. Da musste man schon gelten und einen guten Namen haben. Das war für ihn als Handwerker eine Ausnahme, so ein Angebot dieser Art zu erhalten. Er wollte nicht einfach zusagen, ohne mit Greta darüber gesprochen zu haben. Mann im Haus hin oder her, solche Entscheidungen mochte er nicht allein treffen. Außerdem war er sich beim Deuringer nie ganz sicher, ob eine Gegenleistung eingefordert wurde. Der Brauer war ein guter Kunde, aber auch ein gewitzter Geschäftsmann. Fritz hatte bisher nie Probleme mit ihm gehabt, da das Verhältnis zwischen den beiden eine klare Linie hatte. Deuringer brauchte etwas von ihm und er lieferte und bekam dafür seine Bezahlung. So ein Angebot, durch das sein Ansehen in der Stadt nochmals gestärkt wurde, hatte aber sicherlich einen Hintergrund und einmal zugesagt bedeutete, dass er sich nicht einfach wieder abmelden konnte, wenn es ihm nicht mehr taugte. Dazu bedurfte es eines wirklich triftigen Grundes. Er würde eine Nacht darüber schlafen und seine Greta hatte ein gutes Bauchgefühl was derartige Anliegen betraf.

Fritz ging weiter zur Reichsstadt, um beim Eisenwarenhändler Biechteler die notwendigen Materialien zu kaufen. Das Geld, dass er gerade eingenommen hatte, kam ihm dabei sehr gelegen, denn er zahlte lieber gleich, als anschreiben zu lassen, wie es sonst gang und gäbe war. Er mochte den Hans Biechteler gern und hoffte, dass er es irgendwann schaffen würde, das Haus, den Londoner Hof, in den er eingezogen war, käuflich zu erwerben. Es war doch immer angenehmer, in den eigenen vier Wänden seinem Geschäft nachzugehen. Aber Fritz wusste, dass es schwierig werden würde, den jetzigen Besitzer zu überreden.

Obwohl die beiden Städte seit einigen Jahrzehnten zusammengeschlossen worden waren, konnte man immer noch eine Spannung spüren zwischen den Stift- und den Reichsstädtern. Fritz war froh, dass er allgemein eine gute Beziehung, wenn auch keine Freundschaft, zu den Bewohnern der Reichsstadt hatte. Man kannte ihn und er konnte sich hier ungezwungen bewegen, was nicht jedem möglich war.

Am ehemaligen Londoner Hof angekommen, von dem Fritz nur noch aus Erzählungen wusste, dass es vor fünfzig Jahren ein Hotel gewesen war, bewunderte er, wie schon so oft bei seinen Besuchen hier, die wunderschöne Fassade. Aber er hielt sich damit nicht lange auf, wollte er doch noch vor der einbrechenden Dunkelheit wieder zuhause sein.

Schnell deckte er sich mit den notwendigen Utensilien ein, vermied es aber, sich auf ein längeres Gespräch mit Hans einzulassen.

»Du hast es wohl eilig heut, Wank?«, meinte der Geschäftsmann auch etwas enttäuscht, da er nie abgeneigt war Neuigkeiten aus dem anderen Stadtteil zu erfahren.

»Bin schon eine Weile unterwegs. Dem Deuringer war wieder mal was an einem Karren gebrochen und natürlich grad bei einer eiligen Auslieferung. Bin froh, wenn ich jetzt zum Abendessen daheim bin.«

»Ja, dann vielleicht das nächste Mal. Ich hab da noch eine Ausgabe von der Kempter Zeitung, die kannst mitnehmen, wenn du magst.« Biechteler wusste wohl, dass Fritz sich immer freute das Blatt zu bekommen, grad wie heute, vor dem Sonntag, an dem etwas Muße zum Lesen gegeben war. Und schließlich wollte er die prompte Bezahlung der Waren auch anerkennen, denn auch bei ihm waren meist die Außenstände höher als die Einnahmen und er musste bei den meisten lang darauf drängen, endlich die Schulden zu begleichen.

»Dank dir. Das werd ich morgen genießen.« Mit einem Abschiedsgruß machte er sich voll beladen auf den Heimweg.

Als er die Küche betrat, nachdem er sein Material in der Werkstatt abgelegt hatte, schlug ihm schon der Duft von Erbsen, Bohnen und Kartoffeln entgegen, die in einem großen Topf auf der Herdstelle brodelten. Er strich seiner Frau über die Haare und blickte in den Korb, in dem sein Sohn bereits friedlich schlief. So sollte es sein. Das war genau das Leben, das er sich wünschte.

4

»Dein Körper ist eben nicht geeignet zum Kinder kriegen – wirst dich damit abfinden müssen.« Greta hörte sich von Magda, der Hebamme und Kräuterfrau, die harschen Worte an und wollte in einem tiefen, dunklen Loch verschwinden und nie wieder daraus hervorkommen.

Friedrich war nun schon drei Jahre alt und Greta lag in der gemeinsamen Schlafkammer, immer noch geschwächt von der erneuten Fehlgeburt, die sie gerade hinter sich hatte und hörte sich die Reden von Magda an, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. Länger als vier Monate wollte kein Kind in ihrem Körper bleiben und mittlerweile waren es schon vier kleine Erdhügel, die sich im Lauf ihrer Ehe mit Fritz in einer dunklen Ecke des Gartens angesammelt hatten. Alle waren mit einem kleinen Holzschildchen versehen auf dem ein Name stand, den sie für das Kind ausgesucht hätten.

Jetzt stand Fritz im Türrahmen und seinem Blick konnte sie ersehen, dass er drauf und dran war, die alte Magda aus dem Haus zu werfen. Aber das wäre nicht gut, denn sie wurde weiterhin gebraucht. Man durfte es nicht mit ihr verscherzen sonst würde sie das nächste Mal einfach nicht mehr kommen. Sie nickte ihm zu und er verstand.

»Magda, ich denke den Rest schaffen wir alleine«, sagte er deshalb nur. »Gretas Schwester wird nachmittags mit dem Kleinen zurückkommen und hier ein paar Tage helfen.« Er hatte gestern Friedrich zu Gretas Schwester Paula gegeben, als sie sich nur noch vor Schmerz im Bett gekrümmt hatte. Heute Morgen hatte er dann die alte Magda geholt und das kleine Embryo begraben, das sie ihm eine Stunde später, in ein Tuch gewickelt, in die Hand gedrückt hatte.

»Ich habe einen Kräutersud gekocht, der steht auf dem Tisch«, brummte sie, während sie ihren Korb packte. »Jede Stunde gibst du ihr einen Becher davon bis heute Abend. Das wird helfen, dass die Blutung aufhört und sie nicht so viel Kraft verliert. Schaust drauf, dass sie noch zwei Tage liegen bleibt.« Damit wandte sie sich zum Gehen, ohne zu vergessen, die Münzen vom Tisch zu nehmen, die Fritz schon bereitgelegt hatte.

»Lass uns einfach glücklich sein, dass wir einen so gesunden Jungen haben.« Er flüsterte das leise in ihr Ohr, als sie allein waren und er sich zu ihr gesetzt hatte.

»Aber wir wollten doch eine große Familie werden«, schluchzte Greta und drehte den Kopf zur Wand. »Und jetzt schaff ich es grade mal, dir einen Sohn zu geben.«

Fritz wusste nicht, was er sagen sollte und hielt nur ihre Hand. Ja, er hatte sich schon auch gewünscht, dass noch ein paar Kinder auf Friedrich folgen würden. Aber dieser war ein aufgeweckter Junge und machte ihnen so viel Freude, dass er nicht wirklich etwas vermisste. Greta glaubte ihm dies allerdings nicht, da konnte er reden wie er wollte. Und natürlich wurde Friedrich auch zu sehr behütet und jeder kleine Schnupfen ließ sie zittern vor Angst, diesen einzigen Jungen zu verlieren.

»Du bist das wichtigste was ich habe, meine Liebe, und du wirst sehen, irgendwann wird unser Bub noch ein Geschwisterchen bekommen.«

Jetzt drehte sie den Kopf wieder zu ihm und versuchte sich in einem Lächeln. »Wie habe ich nur so einen lieben Mann verdient. Aber geh nur wieder rüber in die Werkstatt. Ich mach einfach die Augen etwas zu.« Und mit diesen Worten war sie auch schon eingeschlafen.

Fritz betrachtete sie traurig. Er wünschte sich genauso sehr weitere Kinder, aber wenn er sie so liegen sah und fühlte, wie sehr sie litt und sich selbst als Versagerin sah, würde er sie am liebsten nicht mehr anrühren, um sie nicht nochmal dieser Situation auszusetzen. Er wusste aber, dass er das nicht konnte. Wenn er in ihrer Nähe lag und den Duft ihrer Haut einatmete, war sein Verlangen einfach zu groß.

Er ging in seine Werkstatt und versuchte die trüben Gedanken von sich zu schieben. Seine Teilnahme am Männerchor, zu der er sich nach reiflicher Überlegung entschlossen hatte, war seinem Geschäft zuträglich gewesen. Auch Greta hatte ihn dazu ermutigt, zum einen, weil sie wusste, dass ihm das Singen Spaß machen würde, zum anderen, weil sie eine gute Geschäftsfrau abgab und die Vorteile ahnte. Es war ungeschriebenes Gesetz, dass die Chormitglieder sich erst mal in den eigenen Reihen umsahen, um Aufträge zu vergeben, bevor sie sich anderweitig orientierten, wenn sie dort wirklich nicht das Passende gefunden hatten. Und das Netzwerk breitete sich auch darüber hinaus ordentlich aus. Vielleicht sollte er sich einen Lehrbuben nehmen, dachte er gerade, als er nach jedem zusätzlichen Kleinteil selbst laufen musste.

Pflichtbewusst sah er immer wieder nach seiner Frau, die aber so tief schlief, dass er es nicht übers Herz brachte, sie zur Einnahme von Magdas Gebräu aufzuwecken. Das konnte sicher noch warten.

»Papa, Papa«, krähte es fröhlich und Fritz sah seine Schwägerin Paula in der Tür stehen, Friedrich fest an ihrer Hand. Der schaffte es doch sich loszureißen und lief auf seinen kurzen Beinen seinem Vater entgegen, der schnell den Hammer abstellte und das glühende Teil wieder zurück ins Feuer legte. Dann hatte er seinen Sohn auch schon auf dem Arm und blickte in dessen strahlende Augen.

»Es tut mir leid Fritz, dass ich schon jetzt da bin, aber der Kleine«, sie nickte in Friedrichs Richtung, »er gab einfach keine Ruhe und wollte unbedingt nach Hause. Nicht mal sein Cousin Walter konnte ihn überzeugen.« Paula war einige Jahre älter als Greta und mit einem Weber verheiratet. Sie war mit vier Kindern gesegnet, die sie gehörig auf Trab hielten, wurde aber mittlerweile von der ältesten Tochter, Liesl, die jetzt zwölf Jahre zählte, unterstützt.

»Wie geht es meiner Schwester?« Sie hatte die Stimme gesenkt, aber der Kleine war so glücklich wieder zuhause zu sein, dass er sowieso nicht zuhörte. »Konnte sie es behalten?«

Fritz schüttelte traurig mit dem Kopf und Paula wischte sich schnell eine Träne fort, wurde aber gleich wieder praktisch.

»Ich kann ein paar Stunden bleiben, die Liesl passt daheim auf die Buben auf. Ich schau gleich mal zu ihr und mach dir was zu Essen.«

»Danke Paula. Da ist ein Krug mit einem Kräutersud von der alten Magda. Sie soll jede Stunde einen Becher trinken, aber sie hat geschlafen und ich wollte sie nicht aufwecken.«

Paula nickte nur, nahm ihm den Sohn wieder ab und öffnete die Tür zum Wohnhaus. »Jetzt komm, Friedrich, wir schauen mal, wie es der Mama geht.«

Familie war schon etwas Gutes, dachte Fritz bei sich, dessen Geschwister schon im Kindesalter wieder zum Herrgott genommen worden waren. Die Greta hatte zwei Schwestern, von denen eine, Paula, in Kempten geblieben und in Notfällen immer zur Stelle war. Die andere, Anne, hatte auf einen Hof geheiratet, der eine Tagesreise entfernt lag. Man sah sich deshalb nur noch selten, denn die Arbeit auf dem Hof konnte nicht so einfach für ein paar Tage liegenbleiben.

Fritz hörte, wie Paula mit Töpfen und Geschirr hantierte und das leise Geplapper von Friedrich, der nun sicher seiner Mutter erzählte, was er bei der Tante alles erlebt hatte. Er war froh, dass Greta dadurch zugleich Ablenkung und Aufsicht hatte und er sich auf seine Arbeit konzentrieren konnte.

Er nahm das glühende Eisenstück wieder auf, das zu einem Geländer gehörte, welches er gerade für das Schlößle fertigstellte, das an der Grenze zur Reichsstadt lag. Auch dieser Auftrag war über die, nun zahlreichen, Bekanntschaften mit der Kemptener Bürgerschaft zustande gekommen, die er durch seine Teilnahme am Chorgesang gewonnen hatte. Aber Fritz wusste, dass er sich in diesen Reihen vorsichtig bewegen musste. Schnell konnte sich das ins Gegenteil umwandeln, sollte er dort ein falsches Wort von sich geben. Außerdem war es ihm sehr wichtig, nicht nur bei den Bürgern einen guten Leumund zu haben, sondern bei allen Schichten der Bewohner. Er hielt sich deshalb auch weitestgehend von anschließenden Treffen im Wirtshaus fern oder beschränkte diese auf einen schnellen Krug Bier. Doch nie mehr als einen, denn er wollte nicht in die Gefahr geraten mehr von sich zu geben, als ihm dann hinterher lieb gewesen wäre. Es gab in diesen Runden ohnehin schon genug Gerede und vieles wurde den Wortführern später im Munde umgedreht.

Gerade als er sein Arbeitsstück fertig an die Seite lehnte und kritisch betrachtete, ob sich auch wirklich alles symmetrisch darstellte, stapfte sein Sohn von der Küche her auf ihn zu und schmiegte sich an sein Bein.

»Essen gibt’s, Papa«, plapperte er und strahlte ihn erwartungsvoll an.

»Ich komm gleich mit«, erwiderte Fritz und spürte nun auch einen Bärenhunger, hatte er doch seit dem Morgen nichts mehr zu sich genommen. »Muss nur noch die Hände sauber machen.« Und nachdem er die Lederschürze abgelegt, das Hemd ausgezogen und Kopf und Oberkörper in den Brunnentrog getaucht hatte, der vor dem Haus stand, hielt ihm Friedrich schon ein Tuch entgegen und wartete geduldig, bis sie dann gemeinsam zur Küche strebten.

Greta war vom Bett aufgestanden und saß blass und erschöpft, mit einem dicken Kissen im Rücken, am Tisch, auf dem ein großer Topf stand, aus dem es verführerisch duftete und aus dem ihre Schwester für alle schöpfte, was Fritz ihr mit einem Kopfnicken dankte. Alles wäre gut, würde nur seine Greta schnell wieder gesund werden und ihre trüben Gedanken verschwinden.

»Ich hab von daheim ein Stückerl Speck mitgebracht und in den Eintopf geschnitten. Ich dachte, ihr braucht beide was Gescheites, das Kraft gibt.« Paula setzte sich nun auch und nach einem Tischgebet langte sie selbst kräftig zu.

»Was würden wir bloß ohne dich tun, Paula«, sagte dann auch Greta und zwang sich zu einem Lächeln. »Meinst vielleicht, der Friedrich könnte nochmal eine Nacht mit zu dir gehen? Ich fühl mich noch nicht so gut.«

»Mag bei dir bleiben, Mama.« Ihr Sohn war damit wohl gar nicht einverstanden.

»Aber Friedrich«, fiel ihm seine Tante dann gleich ins Wort, bevor er sich in etwas hineinsteigern konnte. »Der Seppl würde sich so freuen, wenn er dich noch einen Tag zum Spielen hätte. Und schau, die Mama braucht noch Ruhe. Wir machen’s auch morgen wieder so, dass wir gleich nach dem Mittag hierherkommen und schon bist du wieder daheim.«

Mit dem Seppl zu Spielen war natürlich schon verführerisch. Paulas Jüngster war ein paar Monate älter als Friedrich und wie ein kleiner, großer Bruder. Er zog die Stirn kraus, was er immer tat, wenn er nachdachte und was Greta innerlich zum Lachen brachte.

»Aber morgen Mittag sind wir wieder da und der Seppl kommt mit.« Irgendeinen Vorteil wollte er aus dem Geschäft schon rausziehen.

»So machen wir es«, lachte dann seine Tante auch und dann widmeten sich alle ihren Tellern, wobei Greta sich zwar zwingen musste, sich aber unter den strengen Augen ihrer Schwester nicht traute den halbvollen Teller zurückzuschieben.

Aus dem weiteren Tag wurde noch eine ganze Woche, in der Paula mittags mit dem kleinen Friedrich kam, manchmal auch noch Seppl mitbrachte, und diesen dann am späten Nachmittag wieder mitnahm. Greta brauchte lange, bis sie sich erholte, und ihre Schwester kümmerte sich liebevoll in den Nachmittagsstunden um sie und erledigte dabei die gröbsten Arbeiten im Haus und sorgte dafür, dass nahrhaftes Essen auf dem Tisch stand. Dann hatten die Blutungen bei Greta endlich aufgehört und ihre Kräfte kamen langsam zurück.

»So, Friedrich, jetzt kannst du wieder daheim schlafen, aber benimm dich und pass auf deine Mama auf.« Mit diesen Worten richtete sich Paula auf, nachdem Friedrich heftig genickt hatte. »Und du bist vorsichtig.« Sie drückte ihre Schwester kurz an sich und musterte sie dann kritisch. »Bist immer noch Haut und Knochen, schau dass da wieder was hinwächst.«

Unwillkürlich musste Greta lachen. Paula konnte noch so ruppig tun, ihr Herz war butterweich. »Ich dank dir so sehr für deine Hilfe«, sagte sie dann auch, »und wenn ich bei dir einspringen kann, dann lass es mich wissen.« Sie winkte ihr kurz hinterher und beugte sich dann zu ihrem Sohn. »Wirst den Seppl vermissen?« In ihr breitete sich eine Traurigkeit aus, die sie zerfressen wollte. Sie hätte Friedrich doch so gern ein Geschwisterchen geschenkt. Doch der lachte sie nur an und schlang die kleinen Ärmchen um ihre Beine. Das war der allerschönste Trost, den sie bekommen konnte.

5

»Die nächste Amtszeit wird der Korrn wohl nicht mehr unser Oberhaupt bleiben.« Fritz saß mit einigen Chormitgliedern noch bei einem Krug Bier im Stift und sie diskutierten über die Unzufriedenheit, die sich unter den Kemptener Einwohnern mit ihrem derzeitigen Bürgermeister breit machte. »Der kann doch nicht mal für sicher selber richtig wirtschaften, wie soll er dann die Stadt zu Wohlstand bringen.« Die Stimmen waren ärgerlich und wurden immer lauter.

»Nächstes Jahr sind doch sowieso Wahlen, dann schauen wir halt mal, ob neue Besen besser kehren.« Es war Herbst geworden und Fritz wollte sich die Laune nicht verderben lassen durch die politischen Rangeleien, denn er wollte mit Greta den Abend verbringen. Sie hatte lange gebraucht um wieder ganz zu Kräften zu kommen nach der gescheiterten Schwangerschaft, doch heute war es ein guter Tag gewesen, an dem ihr Lachen durch das Haus klang. Er freute sich darüber. Er liebte seine Frau und litt, wenn er mit ansehen musste, wie sie sich immer wieder die Schuld daran gab ihm keine Kinder mehr schenken zu können. Er nahm einen kräftigen Schluck und richtete seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Unterhaltung.

»Der Korrn hatte schon auch seine guten Seiten«, lenkte er ein. »Zumindest ist seit seiner Amtszeit das Rathaus wieder ansehnlich geworden. Er hat halt privat Pech gehabt und das hat ihn aus der Bahn geworfen. Aber das kann von uns auch jedem passieren.«

»Du nimmst wieder alle in Schutz, Wank, das sind unsere Gelder mit denen die Herren hantieren. Das sollen sie gefälligst gescheit machen.« Deuringer war bereits bei seinem zweiten Krug Bier und sein Gesicht nahm eine bedenklich rote Färbung an.

»Ich find’s halt nicht richtig, immer nur das Schlechte rauszustellen und die Sachen, die gut geworden sind, nicht zu erwähnen. Aber, wie schon gesagt, seine Zeit geht eh bald zu Ende und dann werden wir mal sehen, wie sich der Nächste anstellt. Das wird wohl der Horchler werden, der kümmert sich ja jetzt schon um die meisten Geschäfte.« Damit nahm er den letzten Schluck und winkte der Bedienung zum Zahlen.

»Und das wird auch gut sein. Hat eine Ahnung der Mann, der ist studiert und weiß genau, wie alles läuft und hat Verbindungen. Das kann so schlecht nicht sein.« Bäckermeister Mohr machte es ihm nach. Auch er war immer einer derjenigen, die nicht bis in die Nacht hinein verweilten. Er musste sowieso schon um drei Uhr morgens wieder in seiner Backstube stehen.

Die anderen hatten sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Fritz nach dem ersten Bier den Abend beschloss und sie hatten es aufgegeben ihn dafür auszulachen und zu behaupten, dass er unter dem Pantoffel stünde. Solche Äußerungen waren ihm sowieso egal. Mit einem kurzen Gruß verabschiedete er sich und ging mit Heinrich Mohr hinaus in den herbstlich frischen Abend.

»Sag deiner Greta einen Gruß von meiner Fanny. Wenn sie nochmal so eine gute Holundermarmelade macht dieses Jahr, dann würd die Fanny ihr wieder was abnehmen.«

»Ich richt’s aus. Ich glaub, sie wollte die nächsten Tage mal schauen wie weit die Beeren sind. Mach’s gut Heinrich, bis zum Sonntag. Die Probe haben wir ja ganz gut hinbekommen. Das Kirchenkonzert sollte also kein Problem sein und der Pfarrer Maierhofer ist dann auch zufrieden.«

Sie nickten sich noch kurz zu und gingen, jeder in seine Richtung, nach Hause.

Greta war noch im Garten und sammelte im letzten Licht ein paar heruntergefallene Äpfel auf. »Ich glaube, wir sollten in den nächsten Tagen die Äpfel vom Baum nehmen und einlagern. Es dauert nicht mehr lange, dann wird die Presse aufgestellt und wir können Saft machen«, rief sie ihm entgegen. Er ging zu ihr und nahm ihr den vollen Korb ab.

»Wo ist Friedrich?«

»Schläft schon. Er war die ganze Zeit draußen mit dem Johannes und konnte kaum noch die Augen offenhalten, als ich ihm was zu essen gab.« Johannes war der gleichaltrige Sprössling ihrer Nachbarn, der Familie Kraft.

»Ich bin auch hungrig. Unten ging es wieder heiß her. Sie lassen kein gutes Haar mehr an dem Korrn. Dabei ist es ja sowieso nur noch eine Frage von Monaten. Ich weiß gar nicht, warum sie sich darüber so aufregen.«

Greta lachte und wusste auch genau, von wem hier hauptsächlich die Rede war. »Dem Deuringer kann es doch sowieso keiner recht machen. Und wenn er jetzt den Horchler in den Himmel lobt, sobald der im Amt ist, hat er sicher was auszusetzen.«

»Ich hatte erst einmal direkt mit ihm zu tun. Der weiß schon was er will, aber bei dem muss man spuren. Hat schon einen Befehlston an sich. Wir werden sehen. Bald sind die Wahlen, aber es zweifelt keiner so richtig daran, dass er als klarer Gewinner rausgeht. Er hat alle gut in der Hand.«

Mittlerweile saßen sie am Tisch und Greta schob ihm eine dicke Scheibe Brot zu und stellte den Topf mit Butter daneben. »Kraft’s Anni hat mir heute frische Butter gebracht.« Die Nachbarn besaßen eine Kuh, die sie auf einem Wiesenstück hielten, dass hinter deren Haus lag und versorgten ein paar der umliegenden Familien. Man war dort froh um jede kleine Einkommensquelle.

Fritz langte zu. An dem Tag, an dem er Chorprobe hatte, war nach der Arbeit keine Zeit mehr für eine Mahlzeit und dementsprechend knurrte sein Magen. Eine Scheibe frisch gebackenes Brot mit Butter darauf und, wie heute zudem, ein großer Becher Milch, war genau das Richtige. Auch Greta hatte mit dem Essen gewartet und genoss es ebenso wie er.

»Ich weiß gar nicht, was unter dem Horchler anders werden sollte. Wir merken doch eh nichts davon, wer grade Stadtoberhaupt ist.« Sie sah ihren Mann fragend an. »Oder werden wir plötzlich weniger Steuern zahlen?«