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Über dieses Buch:

Josefine Hasemann ist eine Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht – was ihre Fantasie aber noch nie davon abgehalten hat, ungeahnte Kapriolen zu schlagen. Als Frau Hasemann ihren Ehemann zufällig bei einer vergnügten Tanzeinlage beobachtet, keimt in ihr der Verdacht: Gerd hat eine Affäre. Aber kann das wirklich wahr sein? Frau Hasemann macht sich auf Spurensuche. Währenddessen schwebt ihr Gatte tatsächlich auf Wolke 7 – und das hat einen erstaunlichen Grund …

Kuschelwarm und lebensweise: Lesen Sie dieses Buch auf eigene Gefahr, denn Sie werden Ihr Herz an die Hasemanns verlieren!

Über die Autorin:

Silke Schütze, geboren 1961, lebt in Hamburg. Nach ihrem Studium der Philologie arbeitete sie unter anderem als Pressesprecherin, Chefredakteurin und Produzentin. Silke Schütze hat zahlreiche Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht und hält Schreiben für die zweitschönste Sache der Welt. 2008 wurde sie vom RBB und dem Literaturhaus Berlin mit dem renommierten Walter-Serner-Preis ausgezeichnet.

Silke Schütze veröffentlichte bei dotbooks bereits die Romane »Links und rechts vom Glück«, »Schwimmende Väter«, die Romanbiographie »Die Sängerin von Berlin« (auch bekannt unter dem Titel »Henny Walden – Memoiren einer vergessenen Soubrette«) sowie – für alle Leser mit feinem Humor – die Familie-Hasemann-Abenteuer »Frau Hasemann feiert ein Fest«, »Die Hasemanns auf großer Fahrt« und »Frau Hasemann findet das Glück«, die es auch in gesammelter Form gibt: »Eine Familie zum Verlieben«

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Originalausgabe Juni 2014

Copyright © 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München unter Verwendung eines Bildmotives von © veer.com/Qjun

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-637-6

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Silke Schütze

Herr Hasemann auf Wolke 7

Roman

dotbooks.

Inhalt

KAPITEL 1
Frau Hasemann hegt einen Verdacht

KAPITEL 2
Was eine Woche vorher geschah

KAPITEL 3
Frau Hasemann kauft keine Pommes

KAPITEL 4
Herr Hasemann wird romantisch

KAPITEL 5
Frau Hasemann telefoniert

KAPITEL 6
Frau Hasemann berät sich

KAPITEL 7
Was Frau Hasemann nicht weiß: Das Doppelleben von Herrn Hasemann

KAPITEL 8
Frau Hasemann auf Spurensuche

KAPITEL 9
Julia Hasemann wundert sich und muss Farbe bekennen

KAPITEL 10
Frau Hasemann geht zum Angriff über

KAPITEL 11
Frau Hasemann erfährt, was Gerd so treibt

KAPITEL12
Frau Hasemanns dunkle Tage und Rainers erstaunliches Geheimnis


DAS BONUSMATERIAL

DER HERZKUCHEN Ein Rezept von Frau Hasemann

EINE LAMMSCHULTER ZUM VERLIEBEN Noch ein Rezept von Frau Hasemann (das sie einmal in einem französischen Kochbuch gelesen hat)

ROMANTISCH IST, WAS MAN SICH ERARBEITET Gerd Hasemanns gesammelte Liebesgedichte

Clemens von Brentano ABENDSTÄNDCHEN

Clemens von Brentano BRAUTGESANG

Theodor Storm WOHL RIEF ICH SANFT DICH AN, MEIN HERZ

Theodor Storm DU WILLST ES NICHT IN WORTEN SAGEN

Theodor Storm TIEFE SCHATTEN

Paul Verlaine HELLE NACHT

Gerd Hasemann GEDICHT ÜBER DIE LIEBE ZU EINER FRAU, DIE MICH MANCHMAL IN DEN WAHNSINN TREIBT UND IMMER GLÜCKLICH MACHT


LESETIPPS

KAPITEL 1
Frau Hasemann hegt einen Verdacht

Bis zu jenem Donnerstag drei Wochen vor ihrem 23. Hochzeitstag hatte Frau Hasemann sich für eine glücklich verheiratete Frau gehalten. Wenn sie nicht den Termin das Treffen der Landfrauen fälschlicherweise für Mittwoch statt für Donnerstag in ihrem Kalender eingetragen hätte, wäre es wohl auch so geblieben. Doch Frau Hasemann war die falsche Frau am falschen Ort.

Als sie feststellte, dass sie vor verschlossenen Türen stand und die Sondersitzung zum Thema »Unser Dorf soll schöner werden« erst am nächsten Tag stattfinden würde, zuckte sie kurz mit den Schultern und radelte dann durch die kühle Luft nach Hause.

Der Sommer ließ noch auf sich warten. Es war diese unangenehme Jahreszeit, zu warm für den Frühling, zu kalt für den Sommer. Die Zwischenzeit, die Frau Hasemann immer in einem Wort aussprach: »Maijuni«. So wie »ObstundGemüse«, das man ja auch stets in einem Atemzug nannte, obwohl man selten Obst und Gemüse gleichzeitig aß. Frau Hasemann hielt nichts von Papayas im Feldsalat oder Mandarinen im Sauerkraut. Da war sie Traditionalistin. Grün, grün, grün war ihr am liebsten. Nachdem die letzten Tulpen und Narzissen und sogar die Kastanien und der Flieder vorbeigeblüht waren – Frau Hasemann mochte es, neue Worte zu erfinden, die eher dem entsprachen, was sie ausdrücken wollte, hatte es nun seit Wochen vor allem geregnet. Als ob Mutter Natur auf Dauerduschbetrieb umgestellt hätte und sich jetzt nicht aus der Duschkabine traute, um das Fenster zu öffnen und die Sonne hereinzulassen. Von wegen Maiseligkeit. In den letzten Tagen hatte der Mai mal wieder im Kostümfundus von Bruder November gestöbert und ein stumpfes Regengrau ausgewählt. Aber von so etwas ließ Frau Hasemann sich nicht beirren. Vielmehr fühlte sie sich an die sehnsüchtigen Minuten erinnert, die sie als Kind am Heiligen Abend im Flur vor dem Weihnachtszimmer ausharren musste. Damals hatten sie und ihr Bruder dort gewartet, während der Vater die Kerzen am Weihnachtsbaum anzündete, bevor sich – endlich! – die Tür öffnete. Im Kontrast zu dem dunklen Flur strahlten die Lichter, funkelten die Anhänger, leuchteten die bunten Sterne viel stärker. Genauso würde es wieder sein, wenn aus den grünen Kirschen an den Bäumen Früchte wurden und ein trockner Heuduft sein Sommerparfüm über die Felder verteilte.

Aber noch wirkte es nicht so, als ob die Natur ihre Wasserkur beenden wollte. Ein Tag sah aus wie der vorherige. Kein Wunder, dass Frau Hasemann da die Termine durcheinandergerieten. Leicht verärgert über ihre eigene Schusseligkeit, stellte sie ihr Fahrrad vor der Garage ab, schloss die Haustür auf und …

… bekam einen riesigen Schreck.

Schon im Windfang wurde sie von ohrenbetäubender Rockmusik empfangen.

Und als sie dann um die Ecke lugte, wurde sie Zeugin einer Szene, die ihr in den folgenden Nächten den Schlaf rauben sollte.

Gerd, ihr ehelich angetrauter Gatte, kam fingerschnippend und singend die Treppe herunter. Fingerschnippend und singend!

Gerd!

An den Füßen trug er die weißen Sportschuhe, die ihm Frau Hasemann vor zwei Jahren geschenkt hatte. Als Anreiz, sich endlich mehr zu bewegen. Sie selbst fuhr viel Fahrrad und hatte schon lange Zeit bei ihren Touren zum Dorfladen oder ins Waldschwimmbad Schuhe derselben Marke an den Füßen. Mit anderen Worten: Wann auch immer Gerd einmal eine Joggingrunde einplanen würde – Frau Hasemann stünde als Begleiterin bereit! Doch die einzige Bewegung, die ihr Schuhgeschenk bei Herrn Hasemann bisher ausgelöst hatte, war sein Gang auf den Speicher. Dort hatte er den Karton mit den Schuhen sorgfältig neben seinen alten Skiern, die dort seit zwölf Jahren ungenutzt standen, in einem Regal untergebracht.

Frau Hasemann huschte in die Windfangecke zurück, so dass Gerd sie nicht sehen konnte. Gehört hätte er sie sowieso nicht, dazu dröhnte die Musik aus den Lautsprechern im Wohnzimmer zu laut. E-Gitarren, wuchtiges Schlagzeug, wummernde Bassläufe. Gerd Hasemann stand vor dem Flurspiegel und schmetterte aus voller Kehle mit Suzi Quatro: »You know the 48 crash come like a lightning flash 48 crash, 48 crash«. Gerd, der Tanzmuffel, schwenkte die Hüften, machte sich selbst im Spiegel einen Kussmund, versetzte seinen rundlichen Körper tatsächlich in eine wirbelnde Pirouette, beendete sie mit einem stampfenden Ausfallschritt und klatschte im Rhythmus. »48 crash! 48 crash!«

Frau Hasemann staunte. Seit wann konnte ihr Mann tanzen? Üblicherweise war Gerds rechte Hand auf Feuerwehrbällen oder Vereinsfeiern stets mit einer Bierflasche oder einem Glas verwachsen. Weswegen er dann natürlich nicht den Arm für seine Gattin frei hatte, um sie über die Tanzfläche zu führen.

Warum Frau Hasemann sich in diesem Moment nicht bemerkbar machte, konnte sie sich später selbst nicht erklären. Vielleicht, weil sie ihren Gerd bei etwas beobachtete, das offenbar nicht für ihre Augen gedacht war? Etwas sehr Persönlichem, Intimem? Wieso tanzte er nie mit ihr – aber allein vor dem Spiegel, wenn er wusste, dass sie nicht in der Nähe war? Und Suzi Quatro? Das war ja fast so schlimm wie Slade oder Sweet! Oder wie auch immer diese langhaarigen Zausel hießen, die Frau Hasemanns Bruder gehört hatte, als sie Teenager waren. Nein, wenn es um die Rockmusik von damals ging, war Queen das Einzige, was Frau Hasemann ertragen konnte. Am besten gefiel ihr sowieso Kuschelrock, auch wenn ihre Tochter Julia und Gerd darüber die Augen verdrehten. Foreigner! »I want to know what love is!« Wie prophetisch diese Liedzeile auf einmal wirkte.

Von ihrem Beobachtungsposten aus betrachtete Frau Hasemann ihren Gatten mit einer Mischung aus Faszination, Befremden und einer ihr unerklärlichen Empfindung, die sich fast ein bisschen wie Angst anfühlte. Gerd war immer noch in die Musik vertieft und spielte nun vor dem Spiegel Luftgitarre. »And the 48 crash is a silk sash bash …«

Frau Hasemann ergriff die Flucht. Sie zog die Haustür leise hinter sich zu, sprang mit erstaunlicher Behendigkeit auf ihr Fahrrad und fuhr so schnell davon, wie sie in die Pedale treten konnte.

Erst als sie den Ortsausgang erreichte, hatte sie sich so weit im Griff, dass sie über das nachdenken konnte, was sie gesehen hatte. Was war mit Gerd los? Was machte er überhaupt um diese Uhrzeit zu Hause? Es war ja noch nicht einmal sechs! Oder?

Der Blick auf ihre Uhr holte Frau Hasemann wieder in die Realität ihres alltäglichen Lebens zurück: Sie musste im Dorfladen noch Milch kaufen. Natürlich stand in der Speisekammer für Notfälle eine H-Milch bereit, aber auf einmal bekam die Flasche Frischmilch (natürlich mit dem Bio-Siegel) eine enorme Bedeutung, die sie an einem ganz normalen Tag vermutlich nicht gehabt hätte. Nun aber beruhigte Frau Hasemann die Konzentration auf normale Dinge, und sie schlug den Weg zum Laden ein.

***

Und weil es sie so schön beruhigte, gesellten sich zur Milch noch schnell ein paar Auberginen, die gerade im Angebot waren, Spülschwämme, von denen man nie genug im Haus haben konnte, ein buntes Sortiment Schokolade, das sie ihrem zukünftigen Schwiegersohn Emerald nach Hamburg schicken wollte (der Junge trainierte jeden Tag so hart und war viel zu dünn), und eine Kilopackung Nüsse, weil die ja bekanntlich gut für die Nerven waren. Als sie mit den Einkaufstüten die Haustür aufschloss, meldete sich das mulmige Gefühl dann allerdings doch zurück. Was würde nun geschehen?

Es geschah …

… nichts. Beziehungsweise: nichts Ungewöhnliches. Gerd kam ihr unbefangen mit offenen Armen aus der Küche entgegen. »Schön, dass du da bist!«

»Was machst du denn schon hier?«, fragte Frau Hasemann mit leicht belegter Stimme.

»Wir hatten heute Betriebsversammlung, und danach haben wir früher Schluss gemacht«, erklärte Herr Hasemann. »Wie war’s bei den Landfrauen? Heike hat angerufen.Sie fragt, ob wir auf ein Glas vorbeikommen wollen. Ich habe zugesagt, okay?«

Er gab Frau Hasemann einen herzhaften Kuss auf die Wange und klopfte ihr liebevoll auf den Po. Alles schien wie immer. Frau Hasemann wollte plötzlich nur eins: die Augen schließen, ihren Kopf an Gerds Schulter legen und erleichtert ausatmen.

Aber dazu kam es nicht. Ihr Mann nahm ihr stattdessen forsch die beiden Tüten aus der Hand. »Gib mal her, die sind doch sicher schwer!«

Nur die hochsensiblen Reflexe, die jede Mutter sich irgendwann einmal antrainiert hat, bewahrten sie davor, nach vorn zu stolpern und gegen die Flurwand zu donnern. Bildete sie sich das ein … oder entzog er sich ihr?

Gerd Hasemann ging in die Küche. An den Füßen trug er Hausschlappen. Schnell sah sich Frau Hasemann um, aber sie konnte die weißen Sportschuhe nirgendwo entdecken. Die Stereoanlage im Wohnzimmer war ausgeschaltet. Hatte sie sich die Szene im Flur mit Suzi Quatro vorhin vielleicht auch nur eingebildet?

Kopfschüttelnd betrat sie die Küche, wo sich Gerd gerade ebenso kopfschüttelnd über die Einkäufe wunderte.

»Auberginen?«, fragte er.

»Die waren im Angebot.«

»Aber zehn?«

»Wie bitte? Kein Mensch kauft zehn Auberginen.«

Herr Hasemann schnaufte vergnügt. »Ach nein?« Vor ihm auf der Arbeitsplatte lagen … zehn schwarz glänzende Auberginen. Richtig dicke Dinger. »Oh … ja … also …« Frau Hasemann wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, aber zum Glück machte sich Gerd bereits an der Kaffeemaschine zu schaffen. »Magst du auch noch einen Cappuccino? Ich könnte einen koffeinfreien machen.«

Frau Hasemann setzte sich an den Küchentisch und sah ihrem Mann nachdenklich zu. Seit wann gab es bei ihnen Cappuccino?

»Was ist?«, fragte er, als er ihren Blick spürte.

Frau Hasemann schüttelte schnell den Kopf: »Nichts, ich bin nur ein bisschen müde.«

»Sollen wir dann lieber nicht zu Heike und Rainer gehen?« Besorgt beugte sich Herr Hasemann über sie. »Bekommst du vielleicht eine Grippe?«

»Nein, nein«, beeilte sich Frau Hasemann zu versichern. »Kaffee ist eine gute Idee. Gibst du mir ein großes Glas Wasser dazu?«

»Natürlich. Ich weiß doch, was meine Frau mag!«

Soso, dachte Frau Hasemann.

Und: Ja, natürlich weiß er das. Was ist denn heute eigentlich mit mir los?

Sie tranken Kaffee, Herr Hasemann erzählte eine witzige Geschichte aus der Firma, und Frau Hasemann lachte mit ihm. Später gingen sie hinüber zu ihren besten Freunden Heike und Rainer, die zwei Straßen entfernt wohnten. Nach einem lustigen Abend schlief Frau Hasemann an den Rücken von Gerd gekuschelt ein und war sich fast sicher, dass sie sich sein Luftgitarrenspiel nur eingebildet hatte.

Doch dann geschah eine Woche später die Sache mit den Pommes.

KAPITEL 2
Was eine Woche vorher geschah

Eine Woche, bevor Frau Hasemann ihren Gerd beim Tanzen beobachtete, wäre dieser niemals im Leben auf die Idee gekommen, in der heimischen Diele den Discokönig zu spielen. Tanzen hatte ihm noch nie gelegen.

Noch nie?

Nein, so konnte man das nicht sagen. Es war viel komplizierter.

Wenn Gerd Hasemann ehrlich mit sich selbst war, mochte er Musik und Tanz. Als Kind hatte er seine Eltern bewundert, wenn sie auf Familienfeiern oder Festen auf der Tanzfläche herumwirbelten. Beide waren begeisterte Tänzer gewesen. Er erinnerte sich daran, wie ihn sein Vater auf der goldenen Hochzeit seiner Großeltern auf den Arm genommen hatte und sie dann zu dritt – Papa, Mama und Klein Gerd – im Rhythmus der Musik durch einen von bunten Lichtern beleuchteten Raum geschwungen waren: ein Gefühl wie Fliegen!