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Steven J. Harrison

ED - Uncle Sam II

Episode 3





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Titel:

 

ED – Uncle Sam II

(Episode 3)

STEVEN J. HARRISON

 

Text Copyright © 2014

Alle Rechte vorbehalten

Coverbild: © JohanSwanepoel - Fotolia.com

Fassung: 1.1

 

Die komplette Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig.

 

Inhalt:

Ed ist Stillwaters Dorftrottel, liebenswerter Hobbybauer und Lebenskünstler. Erst als eine seltsame Kugel, die sich als gigantische Ansammlung von Antimaterie entpuppt, in seinem Vorgarten landet, ist es mit seinem idyllischen Leben endgültig vorbei.

Schnell wird klar, dass dieser sonderbare Besucher nicht unter Kontrolle zu bringen ist – ganz im Gegenteil. Während die Supermächte, aus purer Angst heraus, zu den absurdesten Mitteln greifen, erhält Ed ungeahnte Verstärkung. Eine spannende Reise beginnt, die in ihrem Verlauf die gesamte Welt an ihren Abgrund führen könnte …

 

Episode 3: Noch immer denken die USA – in Person von Präsident Ike Henschler – sie könnten den kleinen Ed und seine grenzenlose Macht kontrollieren, sich nutzbar machen. Aber auch von der anderen Seite des Großen Teichs richten sich die Augen auf das weit entfernte Geschehen. Mütterchen Russland wartet nur auf den richtigen Zeitpunkt, um zuzuschlagen ...

Wer die Cover aufmerksam verfolgt, wird bemerken, dass sich die Farbe im “ED“ immer wieder verändert – je nachdem, welche Nation gerade glaubt das Geschehen zu kontrollieren …

 

 

Teil 1 ist und bleibt kostenlos. Die Teile 2,4 und 5 sind bereits in (fast) allen bekannten Shops verfügbar.

 

Steven J. Harrison per Mail: stevenjharrison@online.de

Auf facebook unter: Steven J. Harrison

Homepage: ThomasHerzberg.de

 

1

 

Zaghafter Jubel begleitete die Bilder von einem Marschflugkörper, der sich wie eine wütende Schlange aus dem Bauch des U-Bootes erhob und jetzt mit über achthundert Stundenkilometern in Richtung Ohio davonraste. Der Präsident nickte zufrieden und beobachtete wie gebannt den Monitor, auf dem die Flugroute zu verfolgen war.

»Etwa fünfzig Minuten, Sir – dann ist es vorbei«, erklang es von weiter hinten.

»Keine Stunde ...«, grübelte Ike Henschler flüsternd. Bange Augenblicke standen bevor, die über das Wohl der gesamten Menschheit entscheiden konnten. Niemand wusste zu sagen, wozu diese Kugel imstande war, welche Ziele sie am Ende tatsächlich verfolgte. Vielleicht wartete sie nur auf einen günstigen Moment, um einen achtlos gewordenen Feind mit einem gewaltigen Schlag zu vernichten. Sich die Menschen untertan zu machen. Sie zu töten oder bestenfalls zu unterjochen.

Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr. Der Sprengkopf würde detonieren und damit auch den Schutzmechanismus dieser Erscheinung zum Aufgeben zwingen – wie auch immer das funktionieren sollte. Der Präsident schaute zu Philip Gartner hinüber, der nervös an seinem Sakko herumnestelte. Dieser junge Wissenschaftler war es gewesen, der den Ball ins Rollen gebracht und damit diese Operation überhaupt erst möglich gemacht hatte. Sein Gesicht wirkte in diesem Moment allerdings nicht besonders zuversichtlich.

 

***

 

Die Sekunden verstrichen wie Stunden. Von drinnen, aus dem Haus, war kein Laut zu hören. Sarah konnte nicht einmal sagen, wie viel Zeit vergangen war, seitdem Ed die Tür hinter sich zugeknallt hatte. Was hatte er vor? Was würde er sich wünschen, getragen von einer mehr als fragwürdigen Weltanschauung und Gedanken, wie sie wirrer kaum sein konnten. Was würde er sich wünschen? Einen Schutzpanzer für die Raupen? Oder eine Kuppel, die sein Grundstück, seinen Garten schützte und nur den Rest rundherum verbrennen ließ? Egal wie lange sie auch überlegte oder welchem schrägen Gedanken sie auch folgte, es blieb nichts anderes übrig, als auf die Tatsachen zu warten.

Minutenlang saßen Sarah und Oleg wortlos nebeneinander. Es gab in einem solchen Moment keine Worte, keine Emotionen, die man zu teilen bereit war. Nur ihre Hand in seiner wirkte richtig. Gab ihr Kraft und das Gefühl, in diesem Augenblick wenigstens nicht allein zu sein. Sie wollte gerade den Mund öffnen, ohne zu wissen, was sie wirklich sagen wollte, als sie von den Ereignissen förmlich überrollt wurde.

Es begann als ein Rumoren, das von drinnen, vermutlich aus der Küche kam. Vom Dach des Hauses aus dehnte sich ein hellgrünes Licht aus, das nach kurzer Zeit bereits den Horizont erreicht hatte. Wie weit es sich ausdehnte, war nicht zu sagen, aber Sarah vermutete sofort, dass diese Erscheinung schon bald, in nur wenigen Sekunden, den gesamten Erdball umspannen würde. Dann, nicht einmal eine Minute war vergangen, schossen überall Blitze zu Boden und ebenso wieder zurück gen Himmel. Plötzlich war es fast dunkel. Alles um sie herum schien durch einen tiefgrünen Schleier gedämpft. Sarah packte Olegs Hand noch fester und presste ihren Körper angsterfüllt gegen seinen.

»Was ist das ... was tut er nur?«, keuchte sie atemlos.

»Ich habe keine Ahnung! Aber was immer es war, es ist vorbei.«

Urplötzlich war das Licht verschwunden. Keine Spur mehr von Blitzen und auch das Rumoren aus dem Haus war nun Vergangenheit. Alles sah aus, wie zuvor. Kein Feuer, keine Explosionen in der Ferne. Nur Stille – absolute Stille.

Völlig unkontrolliert kam Ed wenig später aus dem Haus getorkelt und fiel fast über die beiden. Nur ein paar Schritte weiter stürzte er auf den Rasen und blieb dort reglos liegen. Vorsichtig näherten sich Sarah und Oleg ihm, um herauszufinden, was geschehen war. Ed lag jetzt auf dem Rücken und starrte mit leerem Blick in den tiefblauen Himmel.

»Was hast du dir gewünscht?«, fragte Sarah ihn leise. »Was, Ed ...?«

Sein Mund öffnete sich wie in Zeitlupe und es schien fast so, als ob er nun auch die Sprache verloren hätte. Dann jedoch begann er flüsternd: »Das sie fort sind ...«

»Wer?«

»Alle! Dass sie alle fort sind.«

»Dass wer fort ist?«, fragte Sarah nervös und befürchtete das die Antwort auf ihre Frage eine ungeahnte Katastrophe darstellte.

»Die Sprengköpfe ...«

»Alle?«, jetzt klang ihre Stimme nur noch wie ein gequetschtes Keuchen.

»Alle!«

 

***

 

Der Marschflugkörper hatte seine berechneten Kontrollpunkte auf die Sekunde genau passiert. Alles lief perfekt und exakt nach Plan. Gerade hatte der Flugkörper seine vorletzte Station vor der Detonation hinter sich gelassen, als er urplötzlich an Höhe verlor, um dann, nur einige Momente später, endgültig vom Monitor zu verschwinden.

»Was ist los«, schrie der Präsident wie von Sinnen. »Kann mir bitte jemand erklären, was geschehen ist?«

Einer der Einsatzleiter sprang nervös auf und fummelte hektisch an ein paar Kabeln herum. »Vielleicht liegt es am Hauptrechner ... oder am Satelliten«, stammelte er verzweifelt. Jeder konnte sehen, dass der Mann selbst an seinen Worten zweifelte.

»Sie ist abgestürzt – einfach abgestürzt«, flüsterte Peter Jobs in ungläubigem Ton.

»Damit ist das Spiel aus. Wir sind erledigt«, der Präsident sackte auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Es ist vorbei, Peter. Definitiv vorbei.«

 

***

 

»Nochmal! Du hast dir also gewünscht, dass alle Atomsprengköpfe verschwinden. Du hast kein Land erwähnt, keinen Ort ... nur, dass sie alle verschwinden, richtig?«

Ed nickte müde. Sein Zustand wirkte, als ob er in den letzten Tagen jeden einzelnen Sprengkopf mit purer Körperkraft selbst demontiert hätte.

Oleg zog sein Handy aus der Tasche und drückte aufgeregt darauf herum. Wen er jetzt so hektisch anrief, konnte Sarah sich schon denken. In knappen Worten informierte der junge Russe seinen Gesprächspartner über die Ereignisse der vergangenen Minuten. Seine Mimik verriet sogar einiges über die mit Sicherheit fassungslosen Reaktionen am anderen Ende der Leitung. Nach dem Auflegen schaute er ratlos in den Himmel. »Was haben wir nur angerichtet?«, fragte er flüsternd, vermutlich in erster Linie sich selbst.

Sarah wollte keine Ruhe geben: »Aber sonst hast du dir nichts gewünscht, oder? Kein weiteres Verschwinden, keine Veränderungen ... kein Sonstirgendwas?«

Ed schüttelte erneut den Kopf. Langsam jedoch schienen Kraft und Energie in seinen Körper zurückzukehren. »Ich hab zu tun! Der Zaun streicht sich nicht von allein.« Mit diesen Worten stand er vom Rasen auf, nahm den Pinsel zur Hand und verteilte schon wieder in aller Ruhe Farbe auf den ausgeblichenen Latten.

»Du willst jetzt allen Ernstes deinen Zaun streichen, während auf der ganzen Welt die Telefone heiß laufen?«

»Was sollte ich denn sonst tun?«