Lesereise Madeira
Picus

Rita Henss

Lesereise Madeira

Rita Henss

Lesereise Madeira

Blütenwolken, Wein und ewig Frühling

Picus Verlag Wien

Copyright © 2012 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien
Alle Rechte vorbehalten
Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien
Umschlagabbildung: © Schapowalow/Huber
Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien
ISBN 978-3-7117-5090-7
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt

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Inhalt

Vier Jahreszeiten an einem Tag - Wie an einem Februar-Wochenende die Liebe begann

Blütentraum von Menschenhand - Madeiras Gärten versammeln Gewächse aus der ganzen Welt

Wasser marsch – die »levadas« - Maurische Sklaven schufen das ausgeklügelte Netz, das bis heute das kostbare Nass über die gesamte Insel transportiert

Kolumbus und die Kaiserin - Seit Jahrhunderten sind große Namen mit dem kleinen portugiesischen Atlantikeiland verbunden

Ewiger Schlaf unter dem Trompetenbaum - Viele kamen einst der Gesundheit wegen nach Madeira, hauchten dort aber ihre Seele aus

Am Fädchen zu den Wellen - In den Westen Madeiras führt erst seit den fünfziger Jahren eine Straße

Süße Chinesinnen und würzige Lorbeerspieße - Madeiras Küche trägt traditionell bäuerliche Züge

Talentierter »taxista« - Ein Lohnkutscher, der Kaffee braut, Waschpulver verkauft, den Inselpräsidenten zeichnet und sein eigenes Leben aufschreibt

Feuerzauber in der Fenchelbucht - Zu jedem nur erdenklichen Anlass feiern die Madeirer ein Fest

Auf der Suche nach Glück und Geld - Südafrika, England, Venezuela – fast jede Familie auf derInsel hat Emigranten in ihrem Kreis

Kleine Fische, große Fische - Vom Walfang und Walschutz, der Robbenkammer und einem peruanischen Piratenschatz

Strohdächer und manuelinische Pracht - Vom Kuhstall bis zur noblen »quinta« – die Architektur der Insel zeigt viele Facetten

Tödlicher Cocktail - Die Kehrseite der Medaille: Selbstmord, Armut, Kinder-Eltern

Senhor Padres Passionen - Ein junger Pfarrer bescherte seiner Gemeinde einen Zoo und lässt Apfelwein keltern

Robuste Ruten und feinste Fädchen - Zarte Weißstickerei und Korbwaren in allen Varianten bilden die beiden Säulen des traditionellen Handwerks auf Madeira

Jesus in der Häkelsänfte - Mit überbordender Fantasie beteiligen sich die Bewohnereiner Gemeinde auf Madeira seit Jahren an einem Weihnachtskrippen-Wettbewerb

Die verschlafene Atlantiktochter erwacht - Madeiras Nachbarinsel Porto Santo boomt im Sommer als Strandziel. Zwischen Herbst und Frühjahr herrscht idyllische Ruhe. Aber nicht mehr lange

Sonnenerwärmt und mit Pflaumenaroma - Schon Shakespeares Falstaff war bereit, für ein Glas Madeira seine Seele hinzugeben

Nachsatz

Vier Jahreszeiten an einem Tag

Wie an einem Februar-Wochenende die Liebe begann

Es war einer dieser wunderbaren mitteleuropäischen Wintertage: Die Temperaturen zeigten deutliche Tendenzen gen null, die Luftfeuchtigkeit indes bevorzugte die Gegenrichtung und kleidete sich mal in solide Regengüsse, mal in neckische Graupelschauer. Die Seele schrie: Ich will raus aus meinem dicken Pullover, weg aus dieser nasskalten Tristesse! Irgendwo auf dieser Welt müssen doch schon die Sonnenstrahlen tanzen und die Frühlingslüftchen wehen.

Frühling – halt, da war doch was. »Insel des ewigen Frühlings.« Super! Genau die brauche ich. Liegt außerdem quasi vor der Haustür. Nur vier Stunden Flug trennen die winterfiese Heimat von dem paradiesischen Atlantikarchipel. Also auf nach Madeira. Natürlich nur mit leichtem Gepäck. Wer braucht im Frühling schon Winterklamotten. Im T-Shirt werden wir unseren Kaffee vor der Sé, Funchals Kathedrale, in der Sonne trinken. Allenfalls ein Strickjäckchen um Bauch oder Schultern geschlungen für den Fall abendlicher Meeresbrisen.

Aber schon beim Landeanflug sät der Pilot erste Zweifel in mein Herz. Sehr windig sei es da draußen im Moment bei etwa zwölf Grad. Irgendwie nicht so ganz das, was ich unter frühlingshaft verstehe. Nun ja, ist ja erst früher Morgen, knapp neun Uhr nach Landeszeit. Alles noch offen auf der Möglichkeitsskala – nach oben, versteht sich.

Leider nicht. Oben ist alles dicht. Und bleibt es auch. An diesem Tag, am nächsten, am übernächsten. Dicke Nebelschwaden und mächtige Wolkenwände verstecken Berg- und Gipfelregionen. Nur unten an der Küste schimmert für Sekunden manchmal etwas Himmelsblau auf. Aber kühl ist es auch dort. Echtes Pullover- und Jackenwetter. So lerne ich Madeiras Shoppingmöglichkeiten kennen.

Dann begegne ich eines Morgens im Hotel Maria, dem Zimmermädchen. Weil ich den Autoschlüssel vergessen habe. Freundlich wünscht mir die junge Frau bom dia, einen schönen Tag. Irgendwas brumme ich zurück – wohl in der Art, ein halber »schöner« Tag würde mir auch schon genügen. Maria hakt in holprigem Englisch nach. »Where you go today?« Offen gesagt – ich habe noch keinen blassen Schimmer. Es ist Samstag. Maria macht mir klar, dass ich doch in ihr Heimatdorf fahren könnte. Sie habe zufällig ihr freies Wochenende ab Mittag …

Um viertel nach zwölf sitzen wir beide in meinem kleinen Leihwagen und kurven gen Westen. Felsige Tunnels, Wasserfälle, die von den Bergen über die Straße springen, hinab zum Meer. Kakteenhänge. Und überall Blumen. Blätter und Blüten schwer von den vielen Tropfen, die der Himmel immer wieder vergießt.

Nach einer guten Stunde auf immer engeren Kehren, durch immer dichtere Vegetation, kommt die weiße Kirche von Marias Heimatgemeinde in Sicht. Versteckt in einer der Gassen ringsum steht das elterliche Haus. Vater, Mutter, Bruder und Schwestern warten schon mit dem Essen. Für den Gast wird ohne viel zu fragen einfach ein weiterer Teller auf den Tisch gestellt. Carne vinho e alho dampft in dem großen Topf, Schweinefleisch mit Knoblauch und Wein. Als Beilage gibt es batata doce, Süßkartoffeln. Eine schlichte Karaffe kreist mit einem rauen, selbst gekelterten Tropfen.

Nach dem Nachtisch schleppt mich die Familie noch in eine Kneipe – auf eine bica, einen kleinen starken schwarzen Kaffee. Auch eine poncha bestellt Maria für mich. Gefährlich süß schmeckt diese schaumige Mischung aus Zitronensaft, Honig und Zuckerrohrschnaps. Ganz warm ist mir schon, und das Wolkengrau draußen interessiert mich kaum noch. Ich verspreche, über Nacht zu bleiben, miete mich ein in der einzigen kleinen Pension des Ortes. Vom Fenster aus sehe ich den rot-weißen farol auf der Steilklippe balancieren. Maria hat mir gesagt, dass es in seinem Inneren eine kleine Ausstellung gibt über alle Leuchttürme der Insel. Die werde ich morgen anschauen. Und dann muss ich noch, das habe ich Maria versprochen, die nachmittägliche Prozession zu Ehren des Dorfheiligen bewundern. Und ein wenig zur festa bleiben, der Feier auf dem Kirchplatz.

Böllerschüsse reißen mich anderntags aus dem Schlaf. »So werden immer die Dorffeste angekündigt«, erklärt mein Wirt. Offenbar haben sie auch noch einen meteorologischen Effekt. Denn plötzlich reißt der Himmel auf. Zündet Lichter an auf den grünen Hügeln, den goldenen Feldern, den azurblauen Wellen und den weißen Hausfassaden, lässt die bunten Festgirlanden leuchten und die mit Lorbeerzweigen gedeckten Budendächer auf dem Kirchplatz silbrig schimmern. Noch Stunden später stehe ich unter sengender Sonne vor dem Gotteshaus, umringt von einer Schar festlich gekleideter Menschen. Gebannt schaue ich der kuriosen Zickleinversteigerung zu, lausche den folkloristischen Klängen der banda auf ihrem eigens gezimmerten Orchesterpodium und bewundere die nach Ortsvierteln arrangierten Früchtekörbe, Geldscheinketten und anderen Spenden für San Pedro, den Verursacher dieses Festes.

Irgendwann, das Licht des Tages wird schon langsam violett, drückt mir Marias Vater strahlend ein Weinglas in die eine Hand und in die andere einen Lorbeerstecken mit köstlich duftenden Rindfleischwürfeln, die er am Straßenrand über der Feuersglut in einer aufgeschnittenen Öltonne gebraten hat.

Da hat sie wohl begonnen, meine Liebe zur Frühlingsinsel, an einem wintergrauen, herbstnebeligen, sommerhellen Wochenende im Februar.

Blütentraum von Menschenhand

Madeiras Gärten versammeln Gewächse aus der ganzen Welt

Weit zieht sich die hohe Mauer am Saum des steilen Sträßchens entlang. Endlich entdecke ich die kleine Pforte. Silbern blinkt ein runder Knauf in ihrem dunkelgrünen Holz. Ein sachter Dreh, der rechte Türflügel schwingt auf – und vor meinen Füßen ergießt sich ein üppiger Garten. Bananenbäume, Hibisken, Strelitzien, Frangipani, Passionsfrüchte, Bromelien, Martinetes, Aloen – alles wächst und gedeiht auf der terrassierten Hangfläche, die sich scheinbar endlos hinabzieht in Richtung Funchal.

Ein schmaler, steiler Pfad leitet zwischen der Pflanzenpracht zu einem winzigen Haus. Im Schatten seiner Veranda sitzt dort stumm ein altes Ehepaar am Tisch. Immer noch hege ich Zweifel, ob ich tatsächlich an der richtigen Adresse bin. Ein öffentlicher Garten soll dieses stille, selbst am Spätnachmittag noch sonnensatte Fleckchen Erde sein? »Sim« – ja, ja, bestätigt die betagte senhora. Flink erhebt sie sich von ihrem Stuhl. »Kommen Sie nur mit mir mit.«

Ein paar Schritte später taucht vor unseren Augen aus dem dichten Grün das erste Gewächshaus auf. Eine Handvoll weiterer solcher estufas staffeln sich talwärts. Und nun sehe ich auch das handgeschriebene Schild: »Bitte klingeln« steht dort auf Portugiesisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

Zur Quinta da Boa Vista gehört das abschüssige Gartenreich, das ich versehentlich durch den Hintereingang betreten habe. Seine Königin heißt, wie ich bald erfahre, Lady Betty. In ausgebleichten Jeans und kurzem, mit Scheren, Schaufeln und allerlei anderen gärtnerischen Utensilien bestücktem Schurz steht die alte Dame bei einem der Gewächshäuser mit einem Mal vor mir.

Schon als junges Mädchen im heimatlichen England, erzählt sie, galt ihre Liebe den Orchideen. Ihr Vater, Sir William Cooke, war damals nicht nur als großer Sammler rarer natürlicher Spezies bekannt, sondern zählt überdies zu den Pionieren der Orchideen-Züchtung. Beide, Sir William und seine Tochter, sind früh aktive Mitglieder der Royal Horticultural Society; ihre Wyld Court Orchids Collection erhält immer wieder höchste Auszeichnungen.

Als Lady Betty in den sechziger Jahren mit ihrem inzwischen pensionierten Gatten, dem ehemaligen Royal Airforce Captain Cecil Garton, in dessen Geburtshaus nach Madeira zieht, tritt auch das Blütenerbe ihres Vaters die Reise auf die Atlantikinsel an. Perfekt verschmilzt es dort mit dem mehr als hundert Jahre alten Garten der Schwiegerfamilie auf der rochina, dem Felschen, wie die Einheimischen sagen, an den Hängen von Funchal.

Lady Bettys Geschichte, die inzwischen fortgeschrieben wird von Sohn Patrick, einem diplomierten Botaniker und leidenschaftlichen Pflanzen-Aquarellisten, ist eine der jüngsten im dicken Buch der madeirischen Gartenkultur. Ihre Wurzeln hat diese schon zur Zeit der ersten Zuckerrohrbarone. Denn deren Reichtum drückte sich nicht allein im Kauf flämischer Kunstwerke aus, sondern auch im Bau vornehmer Landsitze – inklusive Garten.

Dutzende dieser Herrenhäuser liegen bis heute inmitten prachtvoller Grünanlagen. Nehmen wir nur die Quinta das Cruzes, wo angeblich schon João Zarco, einer der beiden Entdecker Madeiras, residierte. Oder schauen wir, ebenfalls in der Inselhauptstadt, zur Quinta Magnólia, in deren weitläufigen und baumreichen Park sogar öffentliche Tennisplätze und ein Schwimmbad locken. Mehr als tausend Pflanzengattungen, darunter Exoten wie der madagassische Blütenbombenbaum, aber auch Korallensträucher, Kapokbäume und Schwanenhalsagaven, birgt das Areal der Quinta Estrela in Caniço, heute als Hotelanlage unter dem Namen »Quinta Splendida« bekannt.

Ihre Gärtner arbeiten eng zusammen mit dem Botanischen Garten in Funchal. Bereits im 17. Jahrhundert steht ein jardim botânico als Wunschprojekt in den Chroniken der Insel. Es sollte freilich fast zehn Generationen dauern, bis das Projekt Wirklichkeit wurde. Heute sprießen mehr als zweitausend der schönsten tropischen und subtropischen Gewächse auf dem vier Hektar großen Areal, dem Gelände der ehemaligen Quinta do Bom Sucesso. Das Anwesen – dessen Name »gutes Glück« bedeutet – gehörte übrigens einst der schottischstämmigen Hotelfamilie Reid.

Nach wie vor im Besitz der britischstämmigen Madeirawein-Dynastie Blandy sind die Palheiro-Gärten. Ursprünglich angelegt vom ersten Grafen von Carvalhal, der seinen Jagdsitz auf den fast fünfhundert Meter hoch gelegenen Ländereien über der Bucht von Funchal hatte, gingen sie 1885 – angeblich aufgrund von Spielschulden – in das Eigentum der Blandys über. Die Familie ließ sich ein neues Haus auf dem Grundstück bauen (in dem die Nachfahren noch heute wohnen) und führte die Baum- und Kamelienanpflanzungen des Grafen weiter.

Eine lange, gewundene Kamelienallee läuft gleich parallel zum Eingangspfad. Und oberhalb des mit mächtigen Farnbäumen und Bananenstauden weitgehend naturbelassenen Parkabschnitts namens Ribeiro do Inferno, Höllenfluss, bezaubern weitere Kamelienarten das Auge. Zwischen der Blandy-Villa und dem einstigen Jagdhaus, das heute den Kern eines kleinen Luxushotels bildet, entfaltet dann jeder Erdteil seine botanische Pracht: Passionsblumen aus Südamerika wachsen hier, Tuberosen und Blutlilien aus Mexiko, Granatäpfel aus China, Thunbergia aus Indien, afrikanische Zedern aus Kenia.

»Zu jeder Jahreszeit zeigt der Garten ein anderes Gesicht«, freut sich Cristina Blandy, die inzwischen für die Gestaltung und Entwicklung der Jardins do Palheiro verantwortlich zeichnet. Gerade hat sie ein neues Rosenbeet anlegen lassen, mit den Steinen der umplatzierten historischen Babes-Säule aus Funchals Hafen als Mittelpunkt. Und wenn man vom »Versunkenen Garten« über das »Lange Randbeet« durch den Jardim da Senhora, den »Garten der Dame« schlendert, fällt der Blick seit Kurzem auf einen filigranen Pavillon: das neue Teehaus der Palheiro-Gärten.

Ebenfalls neu gestaltet, wenngleich schon vor einiger Zeit, wurden die Gärten von Monte. Im Jardim do Imperador, dessen Herrenhaus einst Kaiser Karl I. von Österreich letzte Zuflucht bot, ist im Ausguck, dem sogenannten Malakoff-Turm, eine winzige Kaffee- und Teebar entstanden – mit großzügiger Terrasse unter den schattigen Kronen mächtiger Schirmakazien. Der große Gartenpavillon neben der Villa dient inzwischen als Galerie: Ein Konvolut historischer Schwarz-Weiß-Fotografien erinnert an den Wänden beider Etagen an die einstigen Besitzer und hochherrschaftlichen Gäste der Quinta do Monte.

Erbaut wurde der vornehme Landsitz im Auftrag eines jungen Engländers namens David Webster Gordon, der Anfang des 19. Jahrhunderts von London nach Madeira kam. Einer seiner Söhne übernahm nach des Vaters Tod das Hanganwesen und ließ den Malakoff-Garten anlegen, ein inzwischen wiederhergestelltes Kunstwerk aus sechsundsechzig Blütenbeeten. Danach begann eine wechselvolle Geschichte für das Areal. Seine Pflanzen indes überdauerten tapfer alle Änderungen der Besitzverhältnisse. So entdeckt, wer heute durch das schmiedeeiserne Portal tritt und den mit kleinen, dunklen Basaltkieseln gepflasterten Parkwegen folgt, nicht nur Baumriesen, die mehr als zwanzig Meter in den Himmel wachsen, sondern auch eine dichte Fülle exotischer wie einheimischer Gewächse.

Vor allem die Exotik hatte es José Manuel Berardo angetan, einem in Südafrika zu Reichtum gekommenen Unternehmer. Er verwandelte das steile Hanggelände der einstigen Quinta do Prazer, aus der im 19. Jahrhundert das bis 1943 betriebene Monte Palace Hotel erwuchs, in einen tropischen Garten mit Pflanzen aus aller Welt. Viele Tausend Arten kamen bislang zur originären Vegetation hinzu, darunter eine einzigartige Sammlung von Palmfarnen, die als lebendige Fossilien gelten. Inmitten des üppigen Grüns des Jardim Monte Palace liegt auch ein Teich mit Koi-Karpfen und ein See mit Miniaturfestung in der Mitte. Immer wieder begegnet das Auge zudem künstlerischen Reminiszenzen an europäische wie fremde Kulturen: Azulejo-Friese, Buddhafiguren, Pagoden, fernöstliche Tore …

Einer der jüngsten Gärten der Insel widmet sich ausnahmslos einer einzigen Pflanze: der Rose. In den Gärten der Quinta do Arco, einem an der Nordküste Madeiras in Arco de São Jorge gelegenen Gutsbesitz, haben Elisabete Albuquerque und ihr Mann Miguel (der in der Inselhauptstadt das Amt des Bürgermeisters bekleidet) mehr als tausend verschiedene Rosenarten versammelt. Die bedeutendsten und seltensten von ihnen sind mit Namen und entsprechender Klassifizierung bezeichnet. Alte Sorten sind ebenso darunter wie zeitgenössische Züchtungen. Die Palette reicht von Albas über Bourbon und Damasco bis hin zu Floribundas, Hybrid Musk und Polyanthe.

Aber Madeiras Grün hat noch viele weitere Facetten. Allein in der Hauptstadt der Insel locken noch der historische Stadtpark Jardim Municipal auf dem Gelände des einstigen São-Francisco-Klosters und der weitläufige Santa-Catarina-Park an der Avenida do Infante unterhalb des Regierungssitzes Quinta Vigia. Ganz versteckt im Herzen Funchals liegt zudem der kleine Heilkräutergarten Jardim de Plantas Aromaticas – während sich der Ökologische Park von Funchal, ungeachtet seines Namens, weit außerhalb der Metropole, auf halbem Weg zwischen Monte und Poiso Pass, über fast tausend Hektar Fläche und etliche Höhenmeter zieht. Eine beachtliche Bandbreite einheimischer Gewächse ist auf dem riesigen Parkgelände versammelt; nicht zuletzt durch das zusätzliche Pflanzen verschiedener Lorbeerbäume wie den Til, den Vinhático oder den Barbusano. Auf einer Höhe von rund sechzehnhundert Metern haben sich auch die letzten Bestände der äußerst seltenen endemischen Sorveiras gehalten. Zum Parque Ecológico de Funchal gehört übrigens auch der Pico Alto, von dem man einen wunderbaren Ausblick auf die Inselhauptstadt hat.

In ihrem verborgenen kleinen Jardim de Plantas Aromaticas in der Rua de Mouraria reckt ein Granatapfelbaum seine Zweige, Rosmarin duftet, Salbei, Minze, Lavendel, Baldrian und Zitronenmelisse verströmen ihre Gerüche. Und kraftvoll wuchert zwischen Aloe und Ginkgobaum auch Madeiras stärkstes Duftkraut, die Petersilie.