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  Michael Diener | Steffen Kern (Hrsg.)– ZEIT ZUM AUFSTEHEN | Ein Impuls für die Zukunft der Kirche– SCM Hänssler

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ISBN 978-3-7751-7235-6 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book:

© der deutschen Ausgabe 2014

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:

Gesamtgestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch

Inhalt

Vorwort

Zeit zum Aufstehen – Ein Impuls für die Zukunft der Kirche

These 1:
Jesus Christus ist der Sohn Gottes. Er ist für uns am Kreuz gestorben und auferstanden

1.) Jesus Christus ist der Sohn Gottes

2.) Die Einzigartigkeit Jesu und der postmoderne Relativismus

These 2:
Gott hat diese Welt geschaffen und jeden Menschen als sein Ebenbild mit unverlierbarer Würde

1.) Biblische Beobachtungen

2.) Naturwissenschaft und Glaube

3.) Die Würde des Menschen als Gottes Ebenbild

These 3:
Jesus Christus vergibt uns unsere Schuld – gerecht vor Gott werden wir allein durch seine Gnade

1.) Biblisch-theologische Grundlegung

2.) Aktuelle Herausforderungen

These 4:
Die ganze Bibel ist Gottes Wort – durch sie spricht Gott zu uns; er zeigt uns, wer er ist und was er will

1.) Biblisch-theologische Grundlegung

2.) Aktuelle Herausforderungen

3.) Ausblick

These 5:
Der Mensch ist als Mann und Frau geschaffen; dieses Gegenüber ist Gottes gute Schöpfungsgabe

1.) Biblisch-theologische Grundlegung

2.) Aktuelle Herausforderungen

These 6:
Allen Menschen auf der ganzen Welt steht das Recht zu, in Freiheit ihren Glauben zu leben und zum Glauben einzuladen

1.) Anspruch und Wirklichkeit

2.) Realität Christenverfolgung

3.) Religionsfreiheit muss allen gelten

4.) Der biblische Ursprung der persönlichen Freiheit

These 7:
Jesus Christus wird wiederkommen. Mit ihm hat unser Leben eine große Zukunft

1.) Biblisch-theologische Grundlegung

2.) Aktuelle Herausforderungen

3.) Perspektiven

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind Christen. Wir gehören zu Jesus Christus, und zusammen sind wir seine Kirche. Wir freuen uns, wenn das Evangelium kraftvoll wirkt, und es bedrückt uns, wenn wir selbst dem Wort Gottes untreu werden und wenn wir merken, dass die Botschaft von der Liebe Gottes und seinen lebenserhaltenden Stiftungen in unseren Kirchen und in unserer Gesellschaft ihre Kraft verliert. Wir wünschen uns nichts sehnlicher als eine geistliche Erneuerung unserer Gemeinden und Kirchen. Das bewegt die Initiative »Zeit zum Aufstehen«. Wir rufen Christen, Gemeinden und Kirchen zur Mitte unseres Glaubens. Wir brauchen eine Konzentration auf das Wesentliche, das Herzstück, das unseren Glauben und unsere Kirche ausmacht.

Dazu haben wir sieben zeitlose »Grund-Sätze« unseres christlichen Glaubens formuliert. Wir, das sind zwölf Christenmenschen aus der Mitte evangelischer Kirchen. Wir kommen aus pietistischen, charismatischen, bekenntnisorientierten, evangelikalen oder schlicht und einfach landeskirchlichen Gemeinden. Wir stehen einmütig für eine Klarheit und Weite – und sogleich gilt: Wir überheben uns nicht. Wir wollen nicht spalten, sondern zum gemeinsamen Zeugnis ermutigen. Wir richten uns zuallererst an unsere evangelische Kirche, ihre Mitglieder und Verantwortungsträger, aber weil die Grundsätze von »Zeit zum Aufstehen« weit darüber hinaus Geltung beanspruchen und Zustimmung finden dürfen, sprechen wir zugleich von Kirchen im Plural. Es ist ein Impuls von Evangelischen an Evangelische und noch mehr, ein Impuls von Christen an Christen.

Annähernd 400 Multiplikatoren, Verantwortungsträger aus Landeskirchen, Freikirchen, Gemeinschaften und Werken haben sich vorbereitend zur Unterstützung gewinnen lassen und stehen mit uns für diese »Grund-Sätze« ein. Als Initiatoren hoffen wir auf viele, die sich vom Geist und Buchstaben unseres Impulses gewinnen lassen, mit uns aufstehen und das durch ihre Unterschrift auch dokumentieren. Aber es geht uns um viel mehr als um Unterschriften. Es geht uns – auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 – um Erneuerung unserer Kirchen. Eine Erneuerung, die bei uns selbst beginnt, gestärkt durch die Kraft des Gebets und mit einem langen Atem. Wir sind uns durchaus bewusst, dass unser Impuls Fragen offenlässt, aber nicht aus Unschlüssigkeit, sondern weil wir hörend unterwegs sein wollen. Wir gehen Schritt für Schritt und laden Sie ein, mitzugehen.

Beim Christustag in Stuttgart wurde unser Impuls in einer großen Öffentlichkeit geteilt. Nun finden Sie ein Buch vor. In diesem Buch schreiben sieben Personen aus dem Kreis der Initiatoren jeweils einen Artikel zu einem der Grundsätze. Die Position und Akzentuierung der Artikel ist ganz persönlich und gibt nicht in jeder Hinsicht die Meinung aller Initiatoren, sondern die des jeweiligen Autors wieder. Gerade so aber zeigen sich die Weite und die gemeinsame Mitte unserer Initiative »Zeit zum Aufstehen«. Wir möchten Ihnen mit diesen sieben Anstößen Impulse für Ihren Glauben, für Ihre Gemeinden und Kirchen geben. Greifen Sie doch bitte diese Themen einzeln auf: für sich persönlich, aber auch in Ihren Hauskreisen, in Kirchengemeinderäten und anderen Leitungsgremien von Werken und Verbänden. Dazu soll dieses Buch einen kleinen Beitrag leisten auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Studieren und in allem Gottes reichen Segen.

Seien Sie herzlich im Namen der Initiatoren gegrüßt

Ihre

Michael Diener und Steffen Kern

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Zeit zum Aufstehen

Ein Impuls für die Zukunft der Kirche

Als Christen stehen wir zusammen, denn wir sind durch Jesus Christus auf einzigartige Weise verbunden. Wir laden dazu ein, von Herzen in das Bekenntnis einzustimmen:

Allein Jesus Christus befreit uns.

Allein durch seine Gnade sind wir gerettet.

Allein durch den Glauben an ihn haben wir das Leben.

Allein durch die Bibel finden wir einen Maßstab für das, was wir glauben und wie wir leben.

Wir bekennen, dass wir dem oft nicht gerecht werden, was wir glauben und was dem Willen Gottes entspricht. Deshalb bitten wir um Vergebung für mangelnde Treue im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Wir leben von der Barmherzigkeit des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Bewegt von seiner Liebe stehen wir gemeinsam auf gegen Lehren, Ideologien und Kräfte in unseren Kirchen und in unserer Gesellschaft, die die Würde des Menschen infrage stellen, die Freiheit des Bekenntnisses einschränken und das Herzstück unseres Glaubens preisgeben.

Wir laden alle Christen ein, mit uns aufzustehen. Es ist: Zeit zum Aufstehen

»Einen anderen Grund kann niemand legen als den,

der gelegt ist: Jesus Christus.«

(1. Korinther 3,11)

1) Jesus Christus ist der Sohn Gottes. Er ist für uns am Kreuz gestorben und auferstanden.

Wir stehen ein für die Einzigartigkeit von Jesus Christus. Allein an ihm entscheidet sich das Heil aller Menschen. Wir stehen auf für Jesus Christus und gegen alle Lehren, die die Versöhnung durch seinen Tod am Kreuz infrage stellen und seine leibliche Auferstehung leugnen.

2) Gott hat diese Welt geschaffen und jeden Menschen als sein Ebenbild mit unverlierbarer Würde.

Wir stehen ein für die unverletzliche Würde des Menschen in jeder Phase seines Lebens: Auch ungeborene, schwache, kranke, alte, arme, vertriebene, entrechtete Menschen wollen wir schützen und stärken. Wir stehen auf für die Gottesebenbildlichkeit des Menschen und gegen jede Ideologie, die ihm seine Würde und Gott die Ehre nimmt. Wir widersprechen einer eigenmächtigen Verfügung über das Leben, die darin nicht mehr eine anvertraute Gabe Gottes sieht.

3) Jesus Christus vergibt uns unsere Schuld – gerecht vor Gott werden wir allein durch seine Gnade.

Wir stehen ein für das Evangelium von Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, diese gute Nachricht zu hören. Wir stehen auf für die Verkündigung des Evangeliums in aller Welt und gegen die Behauptung, Menschen bräuchten keine Erlösung.

4) Die ganze Bibel ist Gottes Wort – durch sie spricht Gott zu uns; er zeigt uns, wer er ist und was er will.

Wir stehen ein für das Vertrauen in die Heilige Schrift. Gottes Wort und menschliche Worte sind in ihr untrennbar verbunden. Einheit und Vielfalt ihres Zeugnisses finden ihre Mitte in Jesus Christus. Wir stehen auf für die Wahrheit des Wortes Gottes und gegen die Kritik an der Bibel als Autorität für die Lehre der Kirche und das Leben der Christen. Die Bibel ist immer aktueller als der jeweilige Zeitgeist.

5) Der Mensch ist als Mann und Frau geschaffen; dieses Gegenüber ist Gottes gute Schöpfungsgabe.

Wir stehen ein für die Ehe von Mann und Frau. Sie ist für jede Gesellschaft grundlegend. Wir wollen das aus dieser Gemeinschaft geschenkte Leben von Familien fördern. Wir stehen auf für die Stärkung der Ehe und gegen ihre Entwertung.

6) Allen Menschen auf der ganzen Welt steht das Recht zu, in Freiheit ihren Glauben zu leben und zum Glauben einzuladen.

Wir stehen ein für die Freiheit des Glaubens und des Religionswechsels, insbesondere in muslimischen Ländern und totalitär regierten Staaten.

Wir stehen auf für Gewissens- und Religionsfreiheit und gegen jede Benachteiligung und Verfolgung von Christen und Angehörigen aller Religionen weltweit. Wir widersprechen jeder Form von Intoleranz, die Gewissen und Denken zwingen will.

7) Jesus Christus wird wiederkommen. Mit ihm hat unser Leben eine große Zukunft.

Wir stehen ein für die biblische Verheißung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wir glauben, dass das Reich Gottes heute schon erfahrbar ist, wo Jesus uns bewegt, anderen in Liebe zu dienen. Wir stehen auf für ein Leben in Hoffnung und gegen jede Form der Resignation, denn unser Glaube erschöpft sich nicht im Diesseits.

Wir stehen auf und machen uns auf den Weg, Gottes Liebe in Wort und Tat weiterzutragen.

»Jesus Christus spricht:

›Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch.‹«

(Johannes 20,21)

Die Initiatoren

Ralf Albrecht, Prof. Johannes Berthold, Dr. Michael Diener, Henning Dobers, Steffen Kern, Gudrun Lindner, Gerhard Pross, Dr. Carsten Rentzing, Thomas Römer, Hartmut Steeb, Hans-Joachim Vieweger, Dr. Dr. Roland Werner

Kontakt

»Zeit zum Aufstehen«, c/o ChristusBewegung, Saalstraße 6, 70825 Korntal-Münchingen, Fax 0711-8 38 80 86

 
 
 
Werden Sie Teil der
Initiative und unterstützen
Sie den Impuls.
Ein Klick zum Unterzeichnen
genügt unter:
www.zeit-zum-aufstehen.de

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

These 1:
Jesus Christus ist der
Sohn Gottes. Er ist für uns
am Kreuz gestorben und
auferstanden.

Wir stehen ein für die Einzigartigkeit von Jesus Christus. Allein an ihm entscheidet sich das Heil aller Menschen. Wir stehen auf für Jesus Christus und gegen alle Lehren, die die Versöhnung durch seinen Tod am Kreuz infrage stellen und seine leibliche Auferstehung leugnen.

Die berühmte US-amerikanische Schauspielerin Jane Fonda und der ehemalige Erzbischof von Canterbury unterhielten sich Mitte der 70er-Jahre in einer Talkshow über das Christentum. Der Erzbischof sprach davon, wie wichtig Jesus Christus für die heutige Welt sei. Jane Fonda äußerte sich skeptisch. Da sagte der Erzbischof: »Nun, er ist der Sohn Gottes, wie Sie wissen.« Jane Fonda entgegnete nur: »Vielleicht ist er das für Sie, aber nicht für mich.« Der Erzbischof erwiderte: »Entweder er ist es, oder er ist es nicht.«

Mit dieser Alternative ist die Ausgangslage exakt beschrieben. Wenn Christus nicht Gottes Sohn ist – gut, dann ist er es nicht. Doch wenn er es ist, dann ist er das für alle, ob sie es glauben oder nicht – so wie sich die Erde um die Sonne dreht, unabhängig davon, ob wir dies glauben oder nicht.

Nun hat der Erzbischof in diesem Gespräch nicht seine private Meinung vertreten, sondern die zentrale Perspektive des Neuen Testaments benannt: die mit Freude bezeugte Gewissheit, dass wir es in dem historischen Menschen Jesus von Nazareth mit Gott selbst zu tun haben. In dieser »Identität« mit Jesus Christus »ist Gott das eigentliche Geheimnis der Welt« (Eberhard Jüngel). Damit ist die Einzigartigkeit Jesu ausgesagt, von der die Kirche zu allen Zeiten und in allen Kulturen Rechenschaft abzulegen hat. Was bedeutet das gegenüber der postmodernen Kultur des Pluralismus und des Relativismus?

1.) Jesus Christus ist der Sohn Gottes

Wir sind in Bezug auf diese Rechenschaft zunächst an das Zeugnis des Neuen Testaments gewiesen. Die historischkritische Wissenschaft hat sich der Person Jesu mit einer Aufmerksamkeit gewidmet wie sonst keiner anderen Gestalt der Antike. Über Jahrzehnte hinweg herrschte dabei in der Theologie die grundsätzliche Vorstellung eines Bruchs vor zwischen dem auf der Erde lebenden vorösterlichen Jesus von Nazareth und dem nachösterlich verkündigten Jesus als Messias, dem Christus. Den Evangelien könne man demnach kaum noch etwas von dem entnehmen, was der historische Jesus wirklich gedacht, gesagt und getan habe. Seine Geschichte sei ganz und gar von der nachösterlichen Überlieferungsgeschichte übermalt worden.

Aus dieser historischen Not hat man bisweilen versucht, eine Tugend zu machen: Schon Paulus habe ja gemeint, wir kennen »Christus nicht mehr nach dem Fleisch« (2. Korinther 5,16). Der Glaube an Christus käme also auch ohne historische Fakten und Sicherheiten aus. Doch ein solcher Glaube ohne Geschichte war wenig überzeugend; er wirkte eher wie ein Klimmzug ohne Stange.

Gegenwärtig ist nun die historisch-kritische Bibelauslegung in einem bemerkenswerten Wandel begriffen. Sie entfernt sich mehr und mehr von den überspitzten Prämissen des Historismus des 19. Jahrhunderts und nähert sich dem Standard der allgemeinen Altertumswissenschaften, die froh wären, wenn sie über Persönlichkeiten der Antike so viele Informationen hätten wie über Jesus von Nazareth. So geht man wieder ganz neu von einer inneren Kontinuität zwischen dem vorösterlichen Jesus und dem nachösterlichen Christus aus.

In einem solchen Grundvertrauen zur biblischen Überlieferung lassen sich dann auch die Worte und Taten Jesu klar beschreiben: Das Reich Gottes und damit Gott selbst ist nahe herbeigekommen; es ist an der Zeit, umzukehren und sein Leben neu auszurichten. Gott setzt nicht erbarmungslos sein Recht durch, vielmehr sucht er die Verlorenen und Ausgegrenzten. Die religiöse Fundamentalunterscheidung »rein – unrein« gilt nicht mehr. Jesus praktiziert Tischgemeinschaft mit Menschen, die normalerweise von Mahlzeiten mit Juden ausgeschlossen waren. Er mutet seinen Nachfolgern zu, angesichts des Kommens des Reiches Gottes eine neue Ethik zu leben. In einzigartiger Autorität tritt er an die Stelle Gottes, wenn er etwa in Markus 2,5 zu dem Gelähmten sagt: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.« Auch herrscht Übereinstimmung darüber, dass Jesus von Nazareth Wunder getan hat, die den Anbruch des Reiches Gottes in seiner Person bis ins Leibliche hinein erfahrbar machten: Krankheiten müssen weichen, und Menschen werden ihrer schöpfungsgemäßen Bestimmung zugeführt.