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Victoria Holt

Der Fluch der Opale

Roman


Ins Deutsche übertragen von Inge Wiskott

Edel Elements

DER WITWENSITZ

Daß mich ein Geheimnis umgab, merkte ich bereits in meiner Kindheit. Sehr früh stellte sich bei mir schon das Gefühl ein, nicht dazuzugehören, und es sollte mir treu bleiben. Ich unterschied mich von den anderen auf dem Witwensitz. Gern ging ich zu dem Bach hinunter, der zwischen unserem Wohnsitz und Oakland Hall verlief, und starrte in sein glasklares Wasser, als hoffte ich, dort die Antwort zu finden. Daß ich gerade eine bestimmte Stelle dazu aussuchte, war wohl irgendwie bedeutungsvoll. Maddy, unser Mädchen für alles, das teilweise auch mich betreute, entdeckte mich einmal dort, und das Entsetzen in ihren Augen konnte ich lange nicht vergessen.

»Warum kommen Sie denn ausgerechnet an diesen Platz, Miß Jessica?« rief sie. »Wenn Miß Miriam das wüßte, würde sie es Ihnen streng verbieten!« Schon wieder ein Geheimnis! Was hatte sie gegen das Bächlein und die hübsche Brücke, die darüberging? Mir gefiel die Stelle besonders gut, weil man von hier aus gut die grauen Mauern von Oakland Hall betrachten konnte, die sich drüben so majestätisch erhoben.

»Mir gefällt es eben hier«, sagte ich widerspenstig. Und da verbotene Früchte mir wohl noch süßer schmeckten als irgend jemandem sonst, ging ich um so öfter hin, seit ich wußte, daß es einen Grund gab, warum ich nicht dort sitzen sollte.

Immer wieder mahnte mich Maddy, es nicht zu tun. Und ich wollte natürlich wissen, warum. Das war überhaupt ein Charakteristikum an mir, und Maddy nannte mich deshalb auch »kleine Miß Warum-Wo-und-Was«.

»Geradezu krankhaft ist es!« schalt sie. »Das haben Mr. Xavier und Miß Miriam auch gesagt. Krankhaft!«

»Warum?«

»Da hat man’s wieder«, seufzte Maddy. »Es ist eben so. Darum – und gehen Sie nicht dauernd dorthin.«

»Ist die Stelle vielleicht verwünscht?«

»Ja, das mag wohl sein.«

Was konnte es hier für eine Gefahr geben, fragte ich mich. Außer bei schweren Regenfällen war das Wässerchen ganz flach und so klar, daß ich die Kiesel auf dem braunen Boden erkennen konnte. Eine Trauerweide hing über das gegenüberliegende Ufer. Trauerte sie um jemanden? War dies das Krankhafte?

So kam ich also immer wieder zum Bach und träumte dort, vor allem über mich selbst, und das Hauptthema war stets: Irgendwie gehörst du nicht zu denen auf dem Witwensitz. Nicht, daß es mich gestört hätte. Ich war anders und wollte auch anders sein. Schon mein Name war anders. Ich hieß ja in Wirklichkeit Opal – Opal Jessica –, und überlegte oft, wie meine Mutter wohl dazu gekommen war, mir einen so seltsamen Namen zu geben, denn zu Seltsamkeiten dieser Art neigte sie eigentlich nicht. Mein armer trauriger Vater hatte bestimmt nichts damit zu tun; eine Wolke überschattete ihn stets, und manchmal meinte ich, daß sie auch über mir hinge.

»Opal« wurde ich nie gerufen. Daher nannte ich mich in Selbstgesprächen manchmal so, und ich führte oft Selbstgespräche. Wahrscheinlich, weil ich so viel allein war. Und dadurch wurde ich mir auch der geheimnisvollen Aura um mich herum bewußt, die mich wie ein Nebel umgab, den ich nicht sehen konnte. Maddy brachte manchmal ein bißchen Licht in die Düsterkeit, aber es war nur ein schwacher Schimmer, der dann alles noch viel schwerer erkennbar machte.

Da besaß ich also einen Namen, bei dem mich niemand rief. Warum hatten sie ihn mir gegeben, wenn sie ihn gar nicht anwenden wollten? Meine Mutter kam mir sehr alt vor. Sie war offenbar schon über vierzig, als sie mich zur Welt brachte. Meine Schwester Miriam war fünfzehn Jahre älter als ich, und mein Bruder Xavier hatte mir fast zwanzig Jahre voraus. Wie Bruder und Schwester kamen sie mir nie vor. Miriam spielte meine Gouvernante, da wir zu arm waren, um uns eine zu leisten. Überhaupt war Armut das unerbittliche Thema in unserem Haushalt. Unzählige Male hörte ich, was wir in der Vergangenheit besessen hatten und jetzt nicht mehr besaßen, wie wir herabgesunken waren vom äußersten Luxus auf das, was meine Mutter »bitterste Armut« nannte.

Wenn sie anfing, von besseren Tagen zu sprechen – jenen Tagen, da sie von Dienern umgeben waren und glänzende Bälle sich mit eleganten Banketten abgewechselt hatten –, zuckte mein Vater stets zusammen. Zu essen hatten wir allerdings immer genug auf dem Witwensitz; und der Gärtner Jarman bearbeitete den Garten, Mrs. Cobb kochte, und Maddy kümmerte sich um alles andere. Ganz ohne Geld standen wir also nicht da. Da meine Mutter unsere Armut immer so übertrieb, meinte ich, vielleicht übertreibe sie genauso bei den verlorenen Reichtümern, und bezweifelte, daß die Bälle und Bankette wirklich so grandios gewesen waren, wie sie es beschrieb.

Mit etwa zehn Jahren sollte ich eine wichtige Entdeckung machen. Auf Oakland Hall wurde eine Gesellschaft gegeben. Man hörte von drüben die lauten Stimmen der Gäste. Von meinem Fenster aus hatte ich bemerkt, daß sie mit den Hunden zur Jagd ausritten. Wenn sie mich doch nur einmal einladen würden! Ich wollte so gern das große Haus von innen sehen. Gewiß, im Winter, wenn die nackten Äste der Eichen es nicht mehr völlig verbargen, konnte ich von meiner Seite des Baches aus etwas erkennen, aber über die Mauern hinaus ging mein Blick nicht; und die faszinierten mich schon ungemein. Eine lange Auffahrt schlängelte sich zum Haus hinauf. Ich hatte mir fest vorgenommen, eines Tages den Bach zu überqueren und einfach hinzumarschieren.

An jenem Morgen gab mir Miriam gerade Unterricht. Als Lehrerin entwickelte sie keine besondere Befähigung und zeigte oft große Ungeduld mit mir. Sie war eine großgewachsene, blasse junge Frau. Ich war zehn, sie mußte also fünfundzwanzig sein. Die Unzufriedenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben – wie allen bei uns, die jene besseren Tage nie vergessen konnten –, und sie sah mich manchmal mit kaltem Widerwillen an. Ich konnte ihr gegenüber auch keine schwesterlichen Gefühle aufbringen.

Als die Jagdgesellschaft vorbeiritt, sprang ich auf und rannte zum Fenster. »Jessica!« schrie Miriam. »Was tust du denn?«

»Ich will doch nur die Reiter betrachten«, erklärte ich.

Sie packte mich unsanft beim Arm und zog mich vom Fenster weg. »Wenn sie dich nun sehen«, zischte sie mich an, als wäre das die tiefste Erniedrigung.

»Na und?« gab ich zurück. »Sie haben mich gestern auch gesehen. Einige winkten, und andere riefen ›guten Morgen‹.«

»Laß dir ja nicht einfallen, noch einmal mit ihnen zu sprechen«, drohte sie.

»Warum nicht?«

»Weil Mama sehr zornig darüber sein würde.«

»Du redest ja, als ob es Wilde wären. Was ist denn schon dabei, wenn man sie unterwegs grüßt?«

»Das verstehst du nicht, Jessica.«

»Und wie kann ich es verstehen, wenn mir niemand was sagt?«

Sie zögerte kurz, und dann überlegte sie wohl, daß eine kleine Indiskretion durchaus von Nutzen sein konnte, wenn sie mich vor der Todsünde bewahrte, zu den Gästen von Oakland Hall freundlich zu sein. Sie sagte: »Oakland Hall hat einmal uns gehört. Das können wir nie vergessen.«

»Und warum gehört es uns nun nicht mehr?«

»Weil sie es uns genommen haben.«

»Genommen? Wie denn?« Ich sah unwillkürlich eine Belagerung vor meinen Augen: Mama kämpferisch und dominierend, wie sie der Familie befahl, kochendes Öl von den Zinnen auf den bösen Feind hinunterzugießen, der uns das Schloß nehmen wollte.

»Sie haben es gekauft«, drang Miriams Stimme in mein Bewußtsein.

»Und warum haben wir es ihnen verkauft?«

Sie verzog den Mund. »Weil wir uns das Leben dort nicht mehr leisten konnten.«

»Ach so, ja«, sagte ich, »die berühmte Armut. Also dort haben sich unsere besseren Tage abgespielt.«

»Aber nicht für dich. Es war lange vor deiner Geburt. Ich habe meine Kindheit noch auf Oakland Hall verbracht. Ich weiß, was es heißt, in Not zu fallen.«

»Und ich weiß es nicht, weil ich nie bessere Tage gesehen habe. Warum sind wir eigentlich so arm geworden?«

Darauf gab sie keine Antwort und sagte nur: »Und dann mußten wir eben an diese … diese Barbaren verkaufen. Nur den Witwensitz haben wir behalten; das einzige, was uns geblieben ist. Jetzt weißt du, warum wir die Leute, die unser Haus genommen haben, gar nicht beachten.«

»Sind es wirklich Barbaren … richtige Wilde?«

»Viel Besseres jedenfalls nicht.«

»Sie sehen aber wie gewöhnliche Leute aus.«

»Du meine Güte, Jessica, bist du wirklich noch so kindisch? Du verstehst das alles ohnehin nicht und solltest es lieber den Älteren überlassen. Aber jetzt weißt du wenigstens, daß wir einmal dort gewohnt haben, und wirst vielleicht verstehen, daß wir nicht wollen, daß du die Leute von drüben wie ein Bauerntrampel anstarrst, wenn sie ausreiten. Und nun mach dich an deine Algebraaufgaben. Du mußt dich viel mehr mit deinen Büchern befassen, wenn du auch nur halbwegs ein bißchen Bildung mitbekommen willst.«

Wie konnte ich mich nach einer solchen Entdeckung für Algebra interessieren? Jetzt war nur noch interessant, etwas über die Barbaren zu erfahren, die uns unser Haus genommen hatten. Das war der Anfang meiner Entdeckung. Und auf meine energische – und doch, wie ich meinte, diskrete – Art begann ich nachzuforschen.

Mir schien, daß ich bei den Dienstboten wohl mehr Erfolg haben könnte als bei der Familie, und ich versuchte es deshalb zuerst beim Gärtner Jarman, der im Sommer immer so lange hart arbeitete und im Winter nur wenige Stunden am Tag. Unter Mamas Anleitung hielt er den zum Haus gehörenden Grund und Boden gut instand. Ich folgte ihm eine ganze Woche lang, in der Hoffnung, Informationen aus ihm herauszuquetschen. Ich sammelte Blumentöpfe und stapelte sie im Wintergarten, sah ihm beim Unkrautjäten zu. »Plötzlich an der Gartenarbeit interessiert, Miß Jessica?« fragte er erstaunt. Ich lächelte geheimnisvoll und verschwieg, daß mein wahres Interesse die Vergangenheit betraf. »Du hast doch mal auf Oakland Hall gearbeitet?« erkundigte ich mich beiläufig.

»Ja, ja. Das waren noch Tage!«

»Bessere Tage natürlich«, meinte ich.

»Der Rasen!« rief er ekstatisch. »All das Gras! Der beste Rasen in der ganzen Grafschaft. Dagegen das Unkraut hier! Kaum dreht man ihm den Rücken, ist es schon überall wieder hochgeschossen. Man kann direkt zusehen, wie es wächst.«

»Warum bist du von Oakland Hall weg?« bohrte ich weiter.

»Ich kam mit Ihrer Familie hierher – so was tut man doch, aus Treue.« Er schwelgte sichtlich in Erinnerungen. Mit träumerischem Blick lehnte er sich auf seinen Spaten. »Schöne Zeiten waren das. Komisch, damals dachte ich, so würde es immer weitergehen. Und dann auf einmal ...«

»Ja?« bohrte ich weiter. »Was war dann auf einmal?«

»… schickt die Gnädige nach mir. ›Jarman‹, hat sie gesagt, ›wir haben das Schloß verkauft. Wir ziehen auf den Witwensitz.‹ Mich hätt’ es bald umgeweht vor Schreck, obwohl manche ja meinten, sie hätten es kommen sehen. Mich hat es schrecklich getroffen. Dann hat sie noch gesagt: ›Wenn du mitkommen willst, kannst du das Häuschen auf dem Stück Land haben, das wir noch behalten werden. Und dann könntest du heiraten.‹ Das war der Anfang. Noch vor Ende des Jahres war ich schon Vater.«

»Man hat also darüber geredet ...«

»Ja, geredet. Die, die nachher wußten, daß es so hatte kommen müssen ... die redeten. Es gab Spieler in der Familie. Der alte Herr spielte schon gern; er soll ganz schön was verloren haben. Hypotheken hier, Hypotheken dort – das ist schlecht für ein Haus, und was fürs Haus schlecht ist, ist auch schlecht für die, die drin arbeiten.«

»Die haben also den nahenden Sturm gespürt?«

»Daß es mit dem Geld nicht stimmte, wußten wir alle. Manchmal bekamen wir unseren Lohn zwei Monate nicht. In manchen Familien ist das so Brauch, aber auf Oakland gab es das nie. Dann tauchte dieser Mann auf und kaufte alles. War mal Bergmann gewesen und hat irgendwo sein Glück gemacht. Im Ausland.«

»Warum bist du nicht bei ihm geblieben?«

»Ich war immer bei Edelleuten, Miß. Außerdem bekam ich doch das Häuschen.« Er hatte elf Kinder, es mußte also etwa zwölf Jahre zurückliegen. Man konnte die Jahre an seinen Kindern zählen.

»Das war alles vor meiner Geburt«, fuhr ich fort, um seine Gedanken weiter in der gleichen Richtung zu halten.

»Ja, richtig. Muß wohl zwei Jahre davor gewesen sein.«

Also stimmte meine Rechnung: Zwölf Jahre schon – ein ganzes Leben. Für mich jedenfalls. Von Jarman wußte ich nun, daß die Spielleidenschaft meines Vaters der Grund gewesen war. Kein Wunder, daß Mama ihn so verachtete. Jetzt verstand ich viele ihrer bitteren Bemerkungen.

Mrs. Cobb konnte mir nur wenig sagen. Wie meine Familie hatte auch sie einst bessere Tage gesehen. Sie war zu uns gekommen, als wir umzogen, und wurde nie müde, jedermann, der ihr Gehör schenkte, zu erzählen, daß sie an Zimmermädchen, Küchenmädchen, einen Butler und zwei Diener gewöhnt war. So war sie auch »herabgesunken«, indem sie in unserem Haushalt arbeitete. Aber wenigstens hatte die Familie, genau wie sie selbst, bessere Tage gekannt.

Meinen Vater konnte ich natürlich deswegen nicht angehen – der legte seine Patiencen, las, machte einsame Spaziergänge und trug schwer an seiner Schuld. Mich schien er ohnehin kaum je zu bemerken. Wenn er es doch tat, dann kam ein Ausdruck in sein Gesicht wie der, wenn meine Mutter ihn daran erinnerte, daß seine Schwäche die Familie so ins Elend gestürzt hatte. Für mich war er eine Art Nichtperson. Ein eigenartiges Gefühl dem eigenen Vater gegenüber. Aber da er sich in keiner Weise für mich interessierte, brachte ich kein Gefühl für ihn auf, außer Mitleid.

Bei Mama ging es noch schwerer. Als ich noch klein war und wir in der Kirche sangen: »Muttersorge, Kindesdank, hört nie auf ein Leben lang«, meinte ich einmal, Mutter hätte wohl nie aufgehört, sich um mich zu sorgen, da sie nie damit angefangen habe. Miriam wurde ganz rot im Gesicht und beschimpfte mich als das undankbarste Kind der Welt, und ich sollte froh sein, so ein gutes Zuhause zu haben. Ich überlegte, warum es ein gutes Zuhause sein sollte, in dem mich niemand mochte. Aber wahrscheinlich hat es damit zu tun, daß die anderen bessere Tage gesehen hatten und ich nicht.

Mein Bruder Xavier war eine romantische, ferne Gestalt für mich, die ich selten zu Gesicht bekam. Er kümmerte sich um das bißchen Land, das wir noch übrigbehalten hatten, zu dem eine Farm und einiges Weidegebiet gehörte. Wenn ich ihn sah, war er auf eine vage Art recht lieb zu mir. Offenbar hatte ich ein Recht, in diesem Haus zu leben, aber das schien ihm nicht ganz klar zu sein, wie ich da hineingeraten war, und er war zu höflich, zu fragen. Ich hatte gehört, daß er Lady Klara Donningham liebte, die in einiger Entfernung von uns wohnte. Aber da er ihr den Luxus, an den sie gewöhnt war, nicht bieten konnte, würde er sie nicht um ihre Hand bitten, obwohl sein Ansinnen möglicherweise durchaus Gehör gefunden hätte. In meinen Augen wurde Xavier dadurch zu einer höchst romantischen Gestalt. Sozusagen der edle Ritter, der sein Leben lang eine geheime Leidenschaft in sich barg, von der er aus Wohlerzogenheit nicht sprechen durfte. Er würde mir bestimmt nichts sagen. Miriam konnte ich vielleicht dazu bringen, mir etwas zu verraten, aber Vertraulichkeiten liebte sie gar nicht. Sie »ging« mit dem zukünftigen Vikar des Ortes, aber an eine Heirat war erst zu denken, wenn er seine Vikarstelle bekam, was angesichts seiner langweiligen Art noch Jahre dauern konnte.

Maddy war diejenige, die mir am ehesten helfen konnte, denn sie hatte ja auch in Oakland Hall gelebt. Außerdem redete sie gern, und solange sie mich zum Stillschweigen verpflichten konnte – und ich schwor es immer bereitwillig –, fielen hier und da einige Informationen ab. »Es war alles so großartig damals. Wunderschöne Kinderzimmer hattet ihr.«

»Xavier war sicher sehr brav«, meinte ich.

»Ja, das stimmt. Der hat nie was angestellt.«

»Wer sonst? Miriam?«

»Nein, die auch nicht.«

»Du hast aber doch mal gesagt, einer war schlimm.«

»Hab ich gar nicht. Du hältst ja das reinste Verhör ab: Was ist dies, was ist das?« antwortete sie verärgert und preßte die Lippen ganz fest aufeinander, als wolle sie mich für die Frage bestrafen, mit der ich ihren Seelenfrieden gestört hatte.

Erst später begriff ich, warum das so war. Eines Tages sagte ich nämlich zu Miriam: »Wenn man sich vorstellt, daß du noch in Oakland Hall geboren bist und ich schon hier ...«

Worauf sie mich verdutzt ansah und dann sagte: »Wurdest du ja gar nicht. Du bist doch ... im Ausland geboren.«

»Wie interessant! Wo denn?«

Miriam sah mich ganz erschrocken an. Sie überlegte sichtlich, wie ich sie jetzt wieder zu diesem Verplapperer gebracht hatte. »Mama war gerade auf Reisen in Italien, als du geboren wurdest.«

Meine Augen wurden groß vor Staunen. Venedig, dachte ich: Gondeln; der Schiefe Turm von Pisa; Florenz, wo Beatrice und Dante einander getroffen und sich so keusch geliebt hatten, wie Miriam mir erzählt hatte.

»Wo denn?« wollte ich wissen.

»In Rom.«

»Ich wurde immer aufgeregter. Julius Cäsar, dachte ich. »Und wieso eigentlich?«

Miriams Verstörtheit wuchs. »Weil du eben zufällig kamst, als sie dort waren.«

»Vater war also mit dabei? Hat das nicht viel gekostet? Bei unserer bitteren Armut?«

Sie blickte mich so schmerzlich an, wie nur sie es konnte, und sagte dann abweisend: »Sie waren eben dort und damit basta.«

»Das klingt ja, als hätten sie nicht gewußt, daß ich auf die Welt kommen sollte. Ich meine, sie wären doch nicht hingefahren, wenn sie ...«

»So etwas passiert eben manchmal. Und jetzt genug davon.« Meine Schwester Miriam konnte sehr streng sein. Manchmal tat mir ihr Verlobter leid, falls sie ihn je heiratete. Und auch die verschüchterten Kinder, die die beiden haben würden. Jetzt gab’s also noch mehr Stoff zum Nachdenken für mich. Was mit mir alles passiert war! Vielleicht hatten sie mich deswegen Opal genannt, weil sie in Rom waren. Ich hatte schon versucht, mir Informationen über meinen Namen zu verschaffen. Als ich im Lexikon nachsah, war ich nicht allzu glücklich über die Auskunft, nach einem Mineral benannt zu werden, das größtenteils aus wasserhaltiger Kieselsäure bestand. Was immer das sein mochte – es klang gar nicht romantisch.

Immerhin entdeckte ich, daß es in verschiedenen Schattierungen von Rot, Grün und Blau … nein, in allen Farben des Spektrums glänzte, und dies abwechselnd, und das hörte sich schon besser an. Trotzdem fiel es mir schwer, mir Mama selbst in einem durch italienische Atmosphäre inspirierten Augenblick vorzustellen, wie sie ihr Kind Opal nannte, wenn auch das brauchbarere Jessica hinzugefügt und benutzt wurde.

Kurz nachdem ich die Gäste bei uns vorbeireiten gesehen hatte, hörte ich, daß der Besitzer von Oakland Hall für eine Weile verreist sei. Nur die Dienerschaft blieb, aber es drang kein fröhlicher Lärm mehr über den Bach herüber, und auch die Besucher blieben aus.

Das Leben lief noch eine Weile in der gewohnten Weise weiter. Mein Vater legte seine Patiencen und machte seine Spaziergänge; irgendwie brachte er es fertig, sich von der übrigen, ewig jammernden Familie abzukapseln. Meine Mutter beherrschte den Haushalt, befaßte sich mit Kirchenangelegenheiten und kümmerte sich um die Armen, zu denen wir, wie sie uns dauernd erinnerte, im Grunde jetzt auch gehörten. Immerhin waren wir noch vornehm genug, eher Wohltaten zu erweisen als solche entgegennehmen zu müssen. Xavier ging seine eigenen, stillen Wege und träumte zweifellos von seiner unerreichbaren Lady Klara. – Mein Mitgefühl für ihn mischte sich mit Ungeduld: Denn wäre ich Lady Klara gewesen, hätte ich ihm gesagt, daß ihr Geld gar keine Rolle spielte, und ebenso hätte ich mich an Xaviers Stelle verhalten.

Auch zwischen Miriam und ihrem Ernest veränderte sich nichts. Natürlich war es möglich, daß es ihnen erging wie dem Gärtner Jarman und sie viele Kinder in die Welt setzten. Vikare scheinen das so an sich zu haben, und je ärmer, um so fruchtbarer waren sie meist.

Die Jahre zogen vorbei; das Geheimnis blieb und meine Neugier auch. Ich war jetzt ganz sicher, daß es einen Grund dafür gab, warum meine Familie mich behandelte, als sei ich ein Eindringling.

Jeden Morgen wurde bei uns gebetet, und alle Mitglieder des Haushalts mußten dabei anwesend sein – sogar mein Vater. Das gemeinsame Gebet fand im Salon statt, denn eine eigene Kapelle hatten wir ja nicht mehr, wie meine Mutter oft bemerkte. Und wenn meine Mutter mit dem Allmächtigen sprach, fand das mehr im Kommandoton statt und weniger als Bittstellung. Diese Morgengebete irritierten mich sehr, aber in die Kirche ging ich gern, obwohl wahrscheinlich aus einem völlig falschen Grund. Die Kirche war schön, und die Buntglasfenster mit ihren herrlichen Farben studierte ich begeistert. Opalfarben nannte ich sie innerlich. Ich mochte den Chorgesang, und vor allem sang ich selbst gern. Am allerschönsten aber war Ostern für mich: »Halleluja, Christ der Herr ist auferstanden!« Ostern – mit all den zarten Blumen in Weiß und Gelb, Frühling überall und der Sommer schon zu spüren.

An jenem Ostersonntag, von dem nun die Rede sein soll, war ich sechzehn Jahre alt. Schon fast erwachsen, dachte ich. Was würde die Zukunft wohl für mich bringen? Auf dem Witwensitz alt werden – wie Miriam, die nun schon einunddreißig war und deren Verlobter einer Vikarstelle genauso fern stand wie seinerzeit –, das wollte ich keinesfalls. Der Prediger hatte sich zur Ostermesse das Thema gesetzt: »Sei zufrieden und dankbar für das, was der Herr dir gegeben hat!«

Ich selbst war glücklich genug im Gegensatz zu den anderen, und wenn ich erst einmal die Antworten auf gewisse Fragen bekam, die mich plagten, würde ich ganz zufrieden sein. Irgendwo, tief drinnen, sehnte ich mich wohl danach, geliebt zu werden, denn diese Segnung war mir nie zuteil geworden. Ich wollte, daß es jemand gab, der sich freute, wenn ich kam. Wollte, daß jemand sich ein wenig Sorgen machte, wenn ich spät heimkehrte. Nicht weil Unpünktlichkeit unhöflich und unerwünscht war, sondern weil man Angst hatte, daß mir etwas passiert sein könnte.

»O Gott«, betete ich, »laß irgend jemand mich liebhaben.« Und dann mußte ich schon über mich selbst lachen, weil auch ich dem lieben Gott Vorschriften machte – genau wie meine Mutter.

Als dann am Nachmittag die Zeit gekommen war, die Familiengräber aufzusuchen, nahm ich einen Korb Osterglocken und ging mit Miriam und Mama vom Witwensitz zur Kirche. In unserem Gräbertrakt gab es eine Pumpe, an der wir die Krüge füllen konnten und sie dann mit den frischen Blumen zurückstellten. Da war Großvater, der damit angefangen hatte, das Familienvermögen zu verschwenden, dann Großmutter und die Urgroßeltern und meines Vaters Bruder und Schwester. Ich wanderte gern herum, betrachtete die bemoosten Umrandungen und die in Stein gehauenen offenen Bücher, las die eingravierten Worte darauf. Da gab es eine Gedenktafel an John, der 1648 für seinen König gefallen war, sowie jeweils eine für James und Harold: der eine hatte bei Malplaquet, der andere bei Trafalgar den Tod gefunden … Wir waren schon eine kämpferische Familie.

Wieder zu Hause angelangt, bummelte ich durch das Grundstück. Dem Bächlein folgend, kam ich zum Ende unseres Gartens. Dahinter lag eine ungepflegte Wiese mit langem Gras, die sogenannte »Wüstenei«. An der Hecke wucherten Unkrautblumen. Die weißen Taubnesseln lugten schon mit den Spitzen hervor. Während ich über dieses Stück Land ging, fiel mir ein Büschel Hundsveilchen auf, die jemand mit weißem Faden zusammengebunden hatte. Ich bückte mich, um sie aufzuheben, und als ich das lange Gras teilte, sah ich, daß unter der Stelle, auf der sie gelegen hatten, der Boden etwas erhöht war. Diese Erhöhung war etwa zwei Meter lang.

Sieht aus wie ein Grab, ging es mir durch den Sinn. Aber wie konnte hier ein Grab sein? Da ich gerade erst mit den Osterblumen auf dem Friedhof gewesen war, dachte ich natürlich sofort an Gräber. Also kniete ich mich hin, schob das Gras zur Seite und befühlte die Erde darunter: ja, es war eine Wölbung. Es mußte ein Grab sein, und irgend jemand hatte heute ein Büschel Veilchen daraufgelegt. Wer mochte hier begraben sein? Ich wanderte zum Bach zurück und setzte mich nachdenklich hin.

Nach meiner Rückkehr traf ich als erste Person Maddy. Sie sortierte gerade Leintücher in die Truhe.

»Ich habe ein Grab gesehen«, sagte ich zu ihr.

»Na klar, ist ja auch Ostersonntag«, gab sie zurück.

»Nein, nicht auf dem Friedhof. In der ›Wüstenei‹. Es muß ein Grab sein.«

Maddy wandte sich ab, aber ich entdeckte doch noch ihre entsetzte Miene bei meiner Äußerung. Sie mußte also irgendwie Bescheid wissen.

»Wessen Grab ist das?« bohrte ich weiter.

»Warum fragen Sie gerade mich?«

»Weil du es weißt.«

»Miß Jessica, spielen Sie nicht immer den Staatsanwalt. Sie sind viel zu neugierig.«

»Das ist nur ein natürliches Begehren, alles zu wissen.«

»Sie stecken Ihre Nase überall hinein, Fräulein Neugier.«

»Und warum soll ich nicht wissen, wer in der ›Wüstenei‹ begraben wurde?«

»In der ›Wüstenei‹ begraben«, ahmte sie mich nach, aber ich erkannte doch, wie nervös sie war.

»Ein Büschel Veilchen lag dort – als ob jemand daran gedacht hätte, daß Ostersonntag ist.«

»Miß Jessica, jetzt gehen Sie mir mal aus dem Weg.« Sie eilte mit einem Stoß Tücher davon, als wäre dies das Wichtigste auf der Welt. Aber an Ihrer Gesichtsfarbe sah ich, was sie wirklich bewegte. Sie wußte, wer dort begraben lag, nur wollte sie es mir leider nicht sagen.

Noch einige Tage lang drang ich in sie, jedoch vergeblich. »Jetzt geben Sie doch einmal Ruh!« schrie sie schließlich verzweifelt. »Sonst finden Sie noch eines Tages etwas heraus, was Sie lieber gar nicht wissen sollten!«

Diese geheimnisvolle Bemerkung prägte sich mir ein und war natürlich nicht dazu angetan, meine Neugier zu stillen.

Das ganze Jahr hindurch brütete ich über das geheimnisvolle Grab, bis sich im nächsten Frühjahr jenseits des Baches auf Oakland einiges tat und ich die Sache vergaß. Irgend etwas geschah dort, denn es kamen dauernd Handwerker zum Haus, und von meinem Platz am Wasser hörte ich laute Rufe der Dienstboten. Teppiche wurden herausgebracht und geklopft, schrille Frauenstimmen mischten sich mit dem Baß des würdevollen Butlers. Ich hatte ihn schon mehrfach gesehen – er benahm sich immer, als sei er der Besitzer von Oakland Hall. Er hatte offenbar ein ungebrochenes Verhältnis zur Vergangenheit.

Und dann kam der Tag, an dem die Kutsche vorfuhr – ich schlüpfte gerade aus dem Haus und sah sie eben noch in die Auffahrt zum Herrenhaus einbiegen. Da rannte ich das Bächlein entlang, zu einer Stelle, wo ich es ungesehen leicht überspringen konnte, und schlich im Schutz des Gebüsches ganz nah ans Haus heran. Ich konnte eben noch beobachten, wie man einen Mann aus der Kutsche hob und ihn in einen Rollstuhl setzte. Sein Gesicht war sehr rot, und er schrie in so ungehobelter Weise mit den Leuten herum, wie es die ehrwürdige Fassade dieses Hauses während der besseren Zeiten wohl noch nie erlebt hatte.

»Bringt mich endlich rein«, brüllte er. »Los – kommt raus, ihr Tölpel, und helft!«

Wenn ich doch nur besser sehen könnte, dachte ich. Aber ich mußte aufpassen! Was würde der Rotgesichtige wohl sagen, wenn er mich entdeckte. Er war allem Anschein nach eine grobe Person, und ich mußte mich daher so gut wie möglich verstecken.

»Bringt mich die Treppe hinauf«, kommandierte er. »Oben kann ich dann selbst. Los, zeig’s ihnen, Banker.«

Endlich war die kleine Prozession im Haus verschwunden, und ich stahl mich wieder zurück. Insgeheim meinte ich, daß mir jemand folgte; aber das war wohl nur mein Schuldgefühl, weil ich mich auf der verbotenen Seite des Baches befand. Ich sah mich gar nicht um und rannte nur, so schnell ich konnte, nach Hause. Irgendeine Bewegung meinte ich unter den Bäumen zu entdecken – ob Mann oder Frau, war ich mir nicht sicher –, aber jemand hatte mich offenbar beobachtet. Es wurde mir äußerst flau im Magen. Auf dem Weg in mein Zimmer traf ich Miriam. »Der Besitzer von Oakland Hall ist wieder da«, erzählte ich ihr.

»O du guter Gott!« rief sie. »Jetzt wird da wohl wieder eine Völlerei und ein Festefeiern angehen und was sonst noch alles.«

Ich lachte. »Ich finde das aufregend.«

»Abstoßend, meinst du wohl«, gab sie zurück.

»Er scheint einen Unfall gehabt zu haben«, fuhr ich fort.

»Wer?«

»Der … der Mann, der uns Oakland genommen hat.«

»Er wird’s wohl verdient haben«, sagte sie befriedigt. Damit wandte sie sich ab. Mich interessierte es aber brennend, und ich fragte Maddy über die Leute drüben aus, denn sie schien eine ganze Menge zu wissen. Wenn ich sie nur einmal dazu bringen könnte, ihr selbst auferlegtes Stillschweigegelübde zu brechen – oft genug schien sie ohnehin zu wünschen, reden zu können.

»Gestern haben sie einen Mann im Stuhl ins Haus drüben getragen.«

Sie nickte. »Ja, das ist er.«

»Der es von uns gekauft hat?«

»Ja, der hat sein Glück gemacht. So was Vornehmes hat der vorher nicht besessen. Einer dieser Neureichen, wie man so sagt.«

»Nouveau-riche«, belehrte ich sie hochmütig.

»Von mir aus«, sagte sie. »Jedenfalls gehört er zu denen.«

»Ist er Invalide?«

»Er hatte einen Unfall«, sagte sie. »So was kommt vor.«

»Wird er jetzt hierbleiben?«

»Wenn man ein Bein verloren hat, kann man nicht mehr so viel rumstrampeln. Immerhin hat er noch sein Geld, wenn es ihn auch ein Bein gekostet hat.« Maddy schüttelte den Kopf. »Das zeigt nur wieder einmal, daß man mit Geld nicht alles kaufen kann … obwohl es hier oft so klingt, als könnte man’s. Mrs. Bucket meint, daß er jetzt hierbleiben wird.«

»Wer ist Mrs. Bucket?«

»Die Köchin drüben.«

»Die kennst du also, Maddy?«

»Da wir beide drüben gearbeitet haben, kenne ich sie natürlich.«

»Und du siehst sie ab und zu?«

Maddy verschloß ihre Lippen. Jetzt wußte ich, daß sie Mrs. Bucket gelegentlich aufsuchte, und war froh darüber. In günstigen Momenten mußte ich noch ein bißchen weiterbohren, dann erfuhr ich vielleicht etwas mehr.

Der Vorfall geschah an einem schwülen Julitag, als ich wieder mal am Bach saß und über das Land blickte. Ein Stuhl mit einem Mann darin kam plötzlich in Sicht. Ich sprang auf, als ich erkannte, daß es derselbe war, den man in der Kutsche gebracht hatte. Über seinen Knien lag eine karierte Decke, so daß ich nicht sehen konnte, ob ihm ein Bein fehlte. Der Stuhl beschleunigte seine Geschwindigkeit – und dann erkannte ich erst, was passiert war. Der Mann hatte die Gewalt über das Gefährt verloren. Die Fahrt wurde immer schneller, je mehr sich der Weg zum Bach hinunter senkte. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er umstürzte. Ich versäumte keine Zeit, watete eilig durchs Bachbett und rannte den Hügel hinauf. Zum Glück hatten wir Trockenzeit. Der Mann hatte nach seinem Diener gebrüllt: »Banker! Banker! Verdammt, wo steckst du denn?« Dann sah er schon mich auftauchen. Ich klammerte mich mit aller Gewalt an das Gefährt, und mit übermenschlicher Anstrengung gelang es mir, nicht mitgerissen zu werden und ihn zum Stehen zu bringen, bevor er in den Bach kippte. Der Mann grinste mich an. Sein Gesicht war noch röter als damals bei der Ankunft. »Toll!« rief er. »Gutgemacht! So ein kleines Persönchen und kann meinen Stuhl festhalten!«

Vorn am Rollstuhl war eine Art Steuerstange. Er ergriff sie jetzt und dirigierte den Stuhl parallel zum Bach. »So, jetzt geht’s wieder«, sagte er erleichtert. »Ich bin das blöde Ding noch nicht gewohnt. Und nun wird’s aber höchste Zeit, daß ich mich bei Ihnen bedanke, nicht wahr? Ohne Ihre Hilfe wäre ich umgekippt.«

»Ja, wahrscheinlich«, bestätigte ich.

»Wo sind Sie denn so plötzlich hergekommen?«

»Von der anderen Bachseite. Unserer Seite ...«

Er nickte. »Mein Glück, daß Sie gerade rechtzeitig dort waren.«

»Ich sitze oft da drüben. Der Platz gefällt mir.«

»Hab’ Sie aber noch nie gesehen. Leben Sie da drüben?«

»Ja, auf dem Witwensitz.«

»Sie sind aber keine Clevering?«

»Doch. Und Sie?«

»Ein Hennicker.«

»Dann haben Sie also Oakland Hall von den Unseren gekauft.«

»Genau.«

Ich mußte lachen. »Was ist so lustig daran?« fragte er.

»Daß ich Sie erst heute kennenlerne«, sagte ich.

Er fing auch zu lachen an. Warum uns beiden diese Tatsache so komisch vorkam, weiß ich nicht – aber es war eben so. »Sehr erfreut, Miß Clevering.«

»Ganz meinerseits, Mr. Hennicker.«

»So, dann werde ich wohl meinen Stuhl ein bißchen hinaufkutschieren. Hier unten ist es zu unbequem. Da rüber unter die Bäume, in den Schatten. Dann können wir uns besser miteinander bekannt machen.«

»Wollen Sie denn nicht … Banker rufen?«

»Jetzt nicht.«

»Sie haben aber nach ihm geschrien.«

»Ja, ehe Sie zu Hilfe gekommen sind.«

Ich ging neben seinem Stuhl her und war froh über seinen Vorschlag, in den Schatten zu fahren, denn ich wollte nicht, daß man uns zusammen sah. Ich setzte mich neben ihn ins Gras. Dann studierten wir einander.

»Sie sind Bergmann?« fragte ich. Er nickte.

»Gold wahrscheinlich.«

Er schüttelte den Kopf. »Opale.«

Mich durchfuhr ein Schauer. »Opale!« rief ich. »Aber – ich heiße ja Opal!«

»Na, so was! Opal Clevering. Klingt aber recht hochtrabend.«

»So werde ich auch nie gerufen. Immer nur Jessica. Hört sich ziemlich gewöhnlich an neben Opal. Warum sie mir wohl den Namen gegeben haben, wenn sie mich gar nicht so rufen wollen?«

»Einen hübscheren hätten Sie sich gar nicht wünschen können«, sagte er. Die Röte seiner Wangen vertiefte sich noch, seine Augen waren strahlend blau. »Etwas Schöneres als Opale gibt es überhaupt nicht. Hören Sie mir auf mit Diamanten oder Rubinen ...«

»Ich wollte ja gar nicht damit anfangen.«

»Ja, ist schon gut. Entschuldigen Sie.«

»Wie schürft man denn nach Opalen?«

»Man beschnuppert das Land und hofft und träumt. Und jeder träumt davon, die schönsten Steine zu finden.«

»Wo findet man sie denn?«

»Tja ... in Südaustralien, und dann noch in Neusüdwales und Queensland.«

»Sie sind also aus Australien«, sagte ich.

»Ja, dort habe ich Opale gefunden. Aber ich stamme von hier. In Australien gibt es haufenweise Opale. Wir haben noch nicht einmal die Oberfläche richtig angekratzt. Wer hätte sich das auch je denken können? War das eine Aufregung, als ich die ersten fand! Können Sie sich das vorstellen? Da kratzen ein paar Esel mit ihren Hufen die Erde weg, und darunter liegen Opale! Mein Gott, was für ein Fund! Damals dachten wir immer, die gäb’s nur in Ungarn, haben sonst nirgends danach gesucht. In Ungarn schürft man schon seit Jahrhunderten nach ihnen: die milchige Sorte. Sicher sehr hübsch, aber die schwarzen australischen sind viel schöner.«

Er hielt inne und sah zum Himmel auf. Mich bemerkte er offenbar kaum noch. Weit weg war er in Gedanken, Tausende Meilen weit auf der anderen Seite der Erdkugel, und schürfte dort nach seinen Opalen. »Diamanten, pah!« fuhr er jetzt fort. »Was ist denn ein Diamant? Kaltes Feuer, wenn Sie mich fragen. Aber ein Opal ...«

Wenn ich doch nur einen sehen könnte, dachte ich. Aber ihm zuzuhören, war auch schön.

»Die australischen sind die besten«, fuhr er fort. »Sie sind fester und splittern nicht so leicht. Außerdem sind es Glückssteine. Schon vor langer Zeit glaubten die Menschen daran, daß Opale Glück bringen. Wußten Sie, daß Kaiser sie trugen, weil sie sie vor Angriffen bewahren sollen? Man hat sogar behauptet, daß Opale einen Menschen davor schützen können, von seinen Feinden vergiftet zu werden. Auch Blindheit sollen sie kurieren. Kann man mehr von inem Stein verlangen?«

»Nein, gewiß nicht«, stimmte ich zu.

»Oculus mundi, so nennt man sie. Wissen Sie, was das heißt?«

Ich mußte gestehen, daß meine Bildung nicht so weit reichte.

»Das Auge der Welt«, klärte er mich auf. »Wer es trägt, wird nie Selbstmord begehen.«

»Ich habe noch nie einen besessen, aber Selbstmord will ich trotzdem nicht begehen.«

»Dafür sind Sie auch zu jung. Sie heißen also Opal und Jessica. Gefällt mir eigentlich. Jessy klingt so freundlich.«

»Und wenigstens denkt man dabei nicht an Heilung von Blindheit und Schutz gegen den Giftbecher.«

»Genau«, sagte er, und wir mußten wieder beide lachen.

Er nahm einen Ring von seinem kleinen Finger und zeigte ihn mir. Ein wunderschöner Stein, in Gold gefaßt. Ich streifte ihn über meinen Daumen, aber selbst der erwies sich noch als zu dünn dafür. Das Licht spielte auf dem Stein; er war dunkelblau mit roten, gelben und grünen Lichtern darin. Mr. Hennicker streckte mir die Hand entgegen, als habe er Angst, der Ring bliebe zu lange in meinem Besitz, und so gab ich ihn wieder zurück.

»Wunderschön«, sagte ich.

»Neusüdwales ... da kommt der her. Ich sage Ihnen, Miß Jessy, eines Tages wird man dort noch große Funde machen – größere, als wir sie schon hatten. Ich werde natürlich nicht mehr dabeisein.« Er klopfte auf die karierte Decke. »Geschäftsrisiko. Muß man eben akzeptieren. Dafür habe ich auch gewonnen. Den Tag, als das passierte, werde ich nie vergessen. Dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Ich pflückte gerade die schönsten Stücke ab. Hingen wie die Austern an der Decke. Ja … wie Austern. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Schürfte da so vor mich hin, tief unten in der Höhle, und da sehe ich sie plötzlich an dem roten Band kleben … wunderschöne Stücke! Aber plötzlich grollt’s und donnert’s, und die Höhle stürzt ein. Erst nach drei Stunden haben sie mich rausgeholt. Meine Opale hatte ich aber – und einer, das war eine richtige Pracht, für den konnte man schon ein Bein opfern. Aber Ihre Beine sollten Sie gegen nichts eintauschen, nicht mal gegen mein Prachtstück. Einen Augenblick lang dachte ich, ich hätte den Grünen Blitz wiedergefunden. Obwohl, ganz gleich … doch grün ist der neue auch, ein wunderschönes Grün. Ein zauberhaftes Grün. Als ich wieder zu mir kam, sah ich den Stein ... Sie brachten mich ja dann ins Spital. Schnitten mir das Bein ab, mußten es tun. Knochenbrand und so weiter. Zuviel Zeit vergangen, bis sie mich nach Sydney geschafft hatten; inzwischen war das Bein verloren. Als ich aufwachte, sagte ich zuerst: ›Zeigt mir den grünen Opal.‹ Und da lag er dann in meiner Hand. Und obwohl ich wußte, daß da, wo sich mein Bein vorher befunden hatte, nichts mehr war, war ich stolz, das können Sie sich gar nicht vorstellen.«

»Er hätte Sie doch gegen die einstürzenden Felsen schützen müssen!«

»Ja, aber er gehörte noch nicht mir, als das Zeug zusammenbrach. Ich sehe die Sache so: Es war der Preis, den ich für meine Steine zahlen mußte. Dieser Fund hat mich zum Millionär gemacht.«

»Das Bein für nichts und wieder nichts zu verlieren, wäre wohl gräßlich gewesen.«

»Natürlich wußte ich, daß es mit der Schürferei für mich zu Ende war. Wer hat schon mal von einem einbeinigen Schürfer gehört? Aber vielleicht fahr ich wieder rüber, wenn ich erst einmal ein bißchen rumhumpeln kann. Erst muß ich mich aber an das Holzbein gewöhnen. Ich brauche noch viel Ruhe, hat man mir gesagt, und da dachte ich mir, ich gehe lieber heim nach Oakland. Jetzt versuche ich, mich an die Krücke und an das Holzbein zu gewöhnen. Und an diesen Stuhl zum Rumfahren. Heute haben Sie ja erlebt, was beinahe passiert wäre ohne Ihre Hilfe.«

»Ich bin sehr froh, daß ich Sie gesehen habe – nicht nur, weil ...«

»Ja, warum dann?«

»Weil wir uns dadurch kennengelernt haben und ich jetzt alles mögliche über Opale erfahren habe.«

»Ja, zwischen unseren Familien ist wohl eine Fehde.« Er lachte laut, und ich lachte mit ihm. Eines hatten wir gemeinsam: Wir mußten dauernd ohne triftigen Grund lachen, nicht so sehr, weil es Lustiges gab, sondern einfach aus Freude über unser unerwartetes Zusammentreffen. Ich dachte mir damals – und fand diese Ansicht später bestätigt –, daß es ihm Spaß machte, meiner Familie eine lange Nase zu zeigen.

»Ich habe Ihr Haus gekauft«, sagte er, »das Sie schon seit Generationen besaßen. An dem Kamin in der Halle ist noch das Clevering-Wappen … Auf die Wand gemalt und sehr hübsch anzusehen. Seit 1507 waren die Cleverings auf Oakland, und dann kommt da einfach dieser grobe Klotz von Hennicker und nimmt sich das Haus. Nicht mit Feuer und Schwert, nicht mit Schießpulver und Rammböcken – einfach so: mit Geld. Wenn die Cleverings es so gern behalten hätten, dann hätten sie es nicht hergeben dürfen.«

»Und Sie haben immerhin Ihr Leben dafür riskiert, Mr. Hennicker, und es dafür gekriegt … das freut mich.«

»Merkwürdige Haltung für eine Clevering«, meinte er. »Aber Sie sind ja auch ein Opal.«

»Ich habe keine Ahnung, warum ich diesen Namen trage. Weiß nur, daß ich in Italien geboren wurde. Vielleicht war meine Mutter damals ganz anders.«

»Die Menschen ändern sich«, sagte Mr. Hennicker. »Was ihnen geschieht, kann sie oft völlig verwandeln. Äh … um halb fünf kommt mich jemand besuchen, ich muß jetzt zurück. Aber wir sollten uns wieder treffen.«

»O ja – bitte, Mr. Hennicker.«

»Wie wär’s am gleichen Platz morgen um die gleiche Zeit?«

»Sehr gern.«

»Wir haben einander sicher viel zu erzählen. Also, dann bis morgen.«

Ich blickte ihm nach, wie er seinen Stuhl zum Haus lenkte, und rannte fröhlich zur Brücke hinunter. Blieb noch einmal stehen und sah zurück. Die Bäume verbargen das Haus – sein Haus –, aber ich stellte mir vor, wie er jetzt drinnen war, und mußte lachen, weil eine Clevering mit ihm Freundschaft geschlossen hatte. Eine Abenteurernatur, dachte ich: genau wie ich.

Daheim versuchte ich, meine Erregung zu verbergen, aber Maddy bemerkte doch etwas, und sie meinte, es sei ihr nicht ganz klar, was wohl den Grund dafür abgegeben haben könnte. »Jedenfalls hochzufrieden mit sich selbst«, fügte sie mißtrauisch hinzu.

»Ist doch auch so ein schöner Tag.«

»Ja, und ein Gewitter liegt in der Luft«, murrte sie.

Da mußte ich nur lachen. Tatsächlich, einen Sturm würde es abgeben, wenn man entdeckte, daß ich mit unserem Feind gesprochen und sogar ein zweites Treffen vereinbart hatte.

Ich konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Als ich hinkam, war er schon dort. Erzählte und erzählte – und wie gern ich ihm zuhörte! Er berichtete mir von seinem Leben, von seiner Jugend, als er noch ganz arm war, in London.

»London!« rief er aus. »Das ist eine Stadt! Die konnte ich nie vergessen, ganz gleich, wo ich mich später aufhielt. Aber böse Erinnerungen gibt es auch. Wir waren arm – nicht so arm wie manche anderen, da ich das einzige Kind war. Meine Mutter konnte keine Kinder mehr kriegen, im Grunde ein Segen. Ich ging erst in eine Klosterschule – da lernte ich lesen und schreiben – und dann in eine andere, wo ich lernte, wie es in der Welt zugeht. Und als ich mit zwölf mit meiner Ausbildung fertig war, konnte ich mich schon gut verteidigen. Mein Vater hatte sich inzwischen zu Tode gesoffen. Sein Verlust traf uns also nicht so hart, und ich versuchte, meiner Mutter ein bißchen von der Bequemlichkeit zu geben, die sie noch nie kennengelernt hatte.«

Warum er mir das wohl alles erzählte? Wie ein Schauspieler tat er es. Wenn er von Leuten sprach, wandelten sich seine Stimme und sein Ausdruck ununterbrochen. Schilderte er beispielsweise einen Kartoffelverkäufer, dann verzog er sein Gesicht, und er schrie: »Kommt, ihr Schönen, ganz heiß und mehlig! Zwei für einen Penny! Füllt euch den Bauch und wärmt euch die Hände dran!«

»Tja, Miß Jessy«, fuhr er dann in seiner gewöhnlichen Stimme fort, »das klingt Ihnen vielleicht ein bißchen vulgär. Aber so ging’s zu in den Straßen von London, als ich ein Junge war. Ein Leben! So was habe ich nie mehr gesehen – nein, nie mehr. In allen Straßen Londons! Das vergißt man nicht, es geht einem in Fleisch und Blut. Man lebt woanders und denkt immer daran, und es zieht einen zurück.«

Der Mann faszinierte mich; einen wie ihn hatte ich noch nie kennengelernt. Dauernd sprach er von sich selbst, aber das machte mir nichts, denn ich wollte ja alles über ihn hören und durch ihn Einblicke in eine Welt bekommen, die mir bis dahin unbekannt geblieben war.

»Ich war zum Geldverdienen geboren«, sagte er. »Wenn wir mit einer Kupfermünze Kopf oder Adler spielten, gewann ich immer. Ein richtiger Spieler war ich schon damals und bin es auch geblieben. Für mich war es die Sache, den Leuten irgend etwas zu verkaufen. Rauszufinden, was die Leute wollen, ohne was sie nicht mehr auskommen können, und dann mit was viel Besserem und Billigerem als der andere daherzukommen. Sie verstehen, was ich meine? Schon mit vierzehn wußte ich, wie man gut verkauft, wußte, wo man am billigsten einkauft und zugleich das Beste kriegt – Schweins- und Hammelfüße, Gingerbier und Limonade. Einmal hatte ich einen Kaffeestand, und als ich auf den Gedanken kam, selber Ingwerbrot zu produzieren, schien mein Glück gemacht zu sein. Ich hatte nämlich die Idee, die Kuchen in Formen zu backen. Pferde, Hunde, Harfen, Mädchen und Burschen … sogar die Königin mit der Krone auf dem Kopf. Meine Mutter buk sie, und ich verkaufte sie. Die Sache lief so gut an, daß wir am Ratcliff Highway einen kleinen Laden aufmachen konnten, und das war eine feine Sache. Das Geschäft wuchs immer mehr, und es ging uns ganz ausgezeichnet. Dann starb meine Mutter eines Tages; am Abend noch frisch und munter – am nächsten Morgen weg. Fiel einfach hin, mitten unterm Backen.«

»Und was haben Sie dann gemacht?«

»Ich hatte eine Freundin – aber die kriegte leider den Dreh nicht hin. Ein hübsches Ding und voll Temperament dazu, aber ihr mißlangen einfach die Formen, und der Kuchen schmeckte auch nicht so. Die Kunden blieben aus, und sie verließ mich. Ich war erst siebzehn und verdingte mich als Pferdeknecht bei einem Edelmann. Des öfteren besuchte meine Herrschaft Freunde auf dem Land. Ich fuhr dann immer hinten auf der Kutsche mit, und wenn wir anhielten, sprang ich runter und öffnete die Tür, wobei ich darauf achten mußte, daß die Ladys sich nicht die Röcke beschmutzten. Ich war ein hübscher Bursche damals. Sie hätten mich in meiner Livree sehen sollen; dunkelblau mit silbernen Paspeln. Alle Mädchen drehten sich nach mir um. Und wie wir einmal aufs Land rausfuhren – was meinten Sie, wo wir hinkamen? In das kleine Dorf Hartingmont. Und das Haus, das wir aufsuchten, hieß Oakland Hall.«

»Sie haben also die Cleverings besucht?«

»Genau, allerdings in höchst untergeordneter Position. So ein Haus hatte ich noch nie gesehen. Es war für mich das schönste auf der Welt. Ich ging mit dem Kutscher zu den Ställen rüber, wir kümmerten uns um die Pferde und bekamen einen Schnaps, während wir uns mit den Stallknechten des Hauses unterhielten. Ganz schön hochnäsige Kerle, kann ich Ihnen sagen!«

»Wie interessant«, rief ich, »das muß ja vor Jahren gewesen sein.«

»Lange vor Ihrer Geburt, Miß Jessy. Ich war damals siebzehn oder achtzehn, und das ist schon ganz schön lange her. Für wie alt halten Sie mich?«

»Älter als Xavier … viel älter. Aber irgendwie auch wieder jünger.«

Meine Antwort schien ihn zu freuen. »Man ist so alt, wie man sich fühlt. Es ist nicht so wichtig, wie viele Jahre man gelebt hat, sondern was man draus gemacht hat. Meine habe ich, glaube ich, recht gut genutzt. Vor über vierzig Jahren habe ich dieses Haus zum erstenmal gesehen und nie mehr vergessen. Ich erinnere mich noch, wie ich da in den Ställen stand und die ehrwürdigen Mauern angaffte. Das gefiel mir so sehr – all diese Steinquadern und das Gefühl, daß es das hier schon Hunderte von Jahren gab –, und ich sagte mir: Eines Tages werde ich ein Haus wie dieses Oakland Hall haben. Und daran wird mich keiner hindern. Ein halbes Jahr später war ich schon auf dem Weg nach Australien.«

»Um Opale zu suchen?«

»Nein, an die dachte ich damals noch nicht. Ich war auf Gold scharf, wie alle übrigen. Sagte mir: Ich werde Gold suchen und nicht ruhen, bis ich mein Häuflein habe, und dann fahr ich heim und kauf mir so ein Haus. Darum