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Victoria Holt

Die Insel Eden

Roman


Ins Deutsche übertragen von Margarete Längsfeld

Edel eBooks

Amsterdam

Die Heimkunft war recht betrüblich. Keine Nachricht von Philip. Das Haus wirkte so still. »Weil wir gerade aus einem Haus voller Leben kommen«, meinte Granny M. »Das ist eine glückliche Familie. Große Familien haben etwas für sich. Ich wünschte, wir hätten Nachricht von Philip, und dein Vater käme nach Hause.«

Während ich in meinem Zimmer meine Sachen aufhängte, dachte ich daran, wann ich sie getragen hatte und wie wir uns beim Abendessen an den Tischgesprächen ergötzt hatten.

Ja, unser Haus wirkte recht still, und ich wünschte, wir wären noch bei den Billingtons. Nie zuvor war mir aufgefallen, wie ruhig es bei uns zuging. Als Philip noch bei uns war, war mehr Leben im Haus gewesen, jetzt kehrte die Sehnsucht nach ihm wieder, und wir spürten die Leere, die seine Abwesenheit bewirkte.

Hier wurde die Erinnerung an ihn wieder lebendig, und täglich warteten wir auf Nachricht von ihm.

Ja, ich wünschte, wir wären bei den Billingtons geblieben. Wie dumm war ich gewesen! Ich hätte Raymonds Antrag annehmen sollen. Es mußte wohl doch Liebe sein, denn ich vermißte ihn sehr. Bei ihm zu Hause hatte ich nicht unentwegt an Philip gedacht. Jetzt war die Sehnsucht nach meinem Bruder, war die Sorge um ihn wieder da.

Hätte ich Raymond mein Jawort gegeben, so würden meine Gedanken jetzt um meine bevorstehende Hochzeit kreisen. Granny und ich würden aufgeregt Pläne machen. Ich wünschte, es wäre so. Ich war dumm gewesen.

Ich ging nach oben und setzte mich in Ann Alices Zimmer.

»Hätte ich dein Tagebuch nicht gefunden, wäre jetzt alles anders«, sagte ich zu Ann Alice, als wäre sie anwesend. Oft hatte ich das Gefühl, sie sei wirklich da. »Philip wäre nicht von dem Drang besessen gewesen, die Insel zu finden. Er wäre noch bei uns, und ich würde mich auf meine Hochzeit mit Raymond vorbereiten. Du hast alles verändert, Ann Alice!«

Es war ganz still. Kein Laut, nur das sanfte Rauschen des Windes in den Zweigen der Eibe vor dem neu eingesetzten Fenster. Ich bildete mir ein, Stimmen im Wind zu hören. In diesem Zimmer ging meine Phantasie mit mir durch.

Granny hatte recht. Die Vergangenheit war abgetan. Es war töricht, sie die Gegenwart bestimmen zu lassen. Die Entdeckung, daß Raymonds Vorfahren mit meinen verbunden waren, hatte mich erschüttert. Die seinen hatten Ann Alice ermordet, und Freddy, der kleine Freddy, über den nicht viel geschrieben war, der aber ein reizender Junge zu sein schien, war Raymonds Urgroßvater. Doch Freddy war das Kind von Mördern.

Wieder und wieder wünschte ich, ich hätte das Tagebuch nie gefunden. Ich wünschte, ich hätte die Verbindung zwischen unseren Familien nicht entdeckt. Es gibt vieles im Leben, von dem man besser nichts weiß.

Ich saß in dem Zimmer am Fenster und dachte an Ann Alice, an ihren letzten Abend, als ich plötzlich Schritte auf der Treppe hörte. Langsam, schwerfällig kamen sie über den Flur.

In diesem Augenblick war ich Ann Alice. Ich starrte auf die Tür. Ich sah, wie der Knauf sich langsam drehte. Ich erlebte alles noch einmal. Zwischen mir und dem Mädchen bestand ein geheimnisvolles Band.

Langsam öffnete sich die Tür. Ich erwartete ihn, den Bösewicht. Ich hatte mir ein Bild von ihm gemacht – auffallend gut aussehend, mit dicken sinnlichen Lippen und dunklen stechenden Augen, die gierig betrachteten, was er begehrte, ohne Rücksicht darauf, ob er die zerstörte, die ihm im Weg standen.

Ich stieß einen leisen Laut der Erleichterung aus, als Granny M. ins Zimmer trat. »Du bist schon wieder hier oben! Du bist ja ganz weiß, zu Tode erschrocken siehst du aus. Du bist genauso schlimm wie die Dienstboten mit ihren Gespenstern ... aber die haben wenigstens soviel Verstand, wegzubleiben.«

Sie setzte sich aufs Bett, und sogleich wirkte das Zimmer ganz normal.

»Was machst du hier oben? Immer bist du hier. Am liebsten ließe ich es wieder zumauern.«

»Es ist wie ein Zwang«, gestand ich ihr. »Ich habe deine Schritte auf der Treppe gehört, und einen Augenblick dachte ich ...«

»Du dachtest, ich wäre jemand, der von den Toten auferstanden ist! Wirklich, Kind, du mußt damit aufhören. Es ist purer Unsinn. Deine Phantasie geht mit dir durch. Wenn das Gewitter nicht gewesen wäre ...«

»Das sag’ ich mir oft. Wenn das Gewitter nicht gewesen wäre ...«

»Sinnlos, das jetzt zu sagen. Es ist nun einmal geschehen, und damit basta. Warum kommst du hierher? Du bist schon ganz besessen von dem, was du in dem Tagebuch gelesen hast.«

»Ja, siehst du, Granny, zuerst habe ich ihr Grab gefunden und dann ihr Tagebuch, und jetzt noch die Entdeckung, daß Freddy Raymonds Urgroßvater war. Alles fügt sich nahtlos.«

»Das ist doch ganz logisch, Liebes. Darüber waren wir uns doch schon einig. Freddy hat natürlich die Kartographie erlernt, er war ja schon als Kind davon begeistert. Was seine Eltern getrieben haben, geht uns nichts an. Es ist lange her. Die Menschen haben damals allerhand getan, wovon wir heute nichts wissen. Wir haben Raymond kennengelernt, weil er in demselben Gewerbe tätig ist. Daran ist nichts Geheimnisvolles. Schlag dir das aus dem Kopf. Du hast eine zu rege Phantasie, und das ist manchmal gar nicht gut. Denk nicht mehr daran. Es ist vorbei und erledigt. Wenn ich bedenke, daß du Raymonds Antrag wegen deiner Schrullen abgelehnt hast, dann frag’ ich mich, was ich bei eurer Erziehung falsch gemacht habe. Philip begibt sich auf ein fruchtloses Unterfangen ...«

Sie brach ab. Wir sahen uns an. Dann trat ich zu ihr, und wir hielten uns einen Augenblick umklammert.

Sie befreite sich sogleich. Sie hielt nichts von gefühlvollen Szenen.

»Es war ein sehr angenehmer Besuch«, sagte sie, »und jetzt sind wir daheim und vermissen die netten Menschen. Ich werde Raymond zum Wochenende einladen. Den Bruder und den Vater aufzufordern hat keinen Zweck. Sie werden in Buckinghamshire erwartet. Aber alle werden Verständnis dafür haben, wenn ich Raymond zu uns bitte. Das ist dir doch recht, oder?«

Ich bejahte.

»Du solltest ihn öfter sehen. Du mußt deine makabren Phantasien vergessen. Vielleicht kommst du dann zur Vernunft.«

»Ich will es hoffen, Granny.«

»Ich auch, mein liebes Kind.«

Raymond war jetzt beinahe jedes Wochenende bei uns. Er sagte, seine Familie würde sich freuen, wenn wir sie wieder einmal besuchten.

Einerseits wollte ich es auch, andererseits aber war ich mir noch unsicher und scheute ihre Erwartung, solange ich keine endgültige Zusage geben konnte. Es war ungerecht gegen Raymond, der so gütig und verständnisvoll war. Manchmal war ich drauf und dran zu sagen: »Ich heirate dich, sobald du möchtest.«

Ich konnte über alles mit ihm sprechen, nur nicht über die Niedertracht seiner Vorfahren. Und solange ich dazu nicht imstande war, blieb eine Barriere zwischen uns. Wenn ich im hellen Tageslicht darüber nachdachte, dünkte es mich recht unvernünftig. Aber ich hatte nun mal diese grauenhafte Angst, daß ich bei ihm auf Züge von Desmond Featherstone stoßen würde. Ich hatte das unheimliche Gefühl, daß Ann Alice mich warnte.

Das war natürlich alles Unsinn. Ich war einfach besessen von der Entdeckung des Grabes und des verschlossenen Zimmers – und des Tagebuches, das so viel enthüllt hatte.

Wenn ich mit Raymond ausritt, wenn er mit Granny und mir und unseren Freunden speiste, war alles anders. Ich freute mich, wenn er bei Diskussionen glänzte, wenn alle sagten, was für ein reizender Mensch er sei, und wenn er sich mit Benjamin Darkin unterhielt und der alte Mann ihm großen Respekt erwies.

Ich glaube, Granny ärgerte sich über mich. Eine bevorstehende Hochzeit hätte auch ihre Gedanken von Philip abgelenkt: die Heirat und später dann Babys. So hätte sie es gern gehabt.

Manchmal dachte ich, ich sei dazu imstande, aber dann kamen wieder diese Träume ... beängstigende Träume, vor allem der eine, wo ich in dem Zimmer war, Schritte auf der Treppe hörte und Raymond sich in Desmond Featherstone verwandelte.

Ich glaubte eine innere Stimme zu vernehmen: »Noch nicht. Noch nicht.« Und manchmal gaukelte meine Phantasie mir vor, es sei Ann Alice, die zu mir sprach.

Es war Oktober geworden. Philip war nun ein Jahr fort. Granny M. und ich fürchteten den Jahrestag seiner Abreise. Sie sorgte dafür, daß Raymond an dem Tag bei uns war, und ich muß sagen, daß wir es dadurch beträchtlich leichter überstanden.

Dann kam der November mit seinen dunklen, trüben Tagen, an denen die Erinnerungen zurückkehrten.

Die Billingtons luden uns über Weihnachten zu sich ein. Ein schöneres Weihnachtsfest hätten wir uns nicht wünschen können, obwohl es unvermeidlich war, daß wir an die früheren Weihnachtstage dachten, als Philip bei uns war. Keine von uns beiden erwähnte ihn an den Feiertagen, das war wie eine unausgesprochene Abmachung. Wie zu erwarten stand, wurden all die alten Bräuche befolgt. Große Feuer loderten in den Kaminen. Es gab die traditionellen Speisen; es ging sehr fröhlich zu, und die ganze Nachbarschaft nahm daran teil.

Am Morgen des zweiten Weihnachtstages ritten die jüngeren Familienmitglieder aus, und wie üblich sonderten Grace, Basil und James sich wie beiläufig ab, so daß Raymond und ich allein waren.

Ich war so glücklich, wie es in Anbetracht meiner wachsenden Sorge um Philip nur möglich war. Raymond verstand mich, und er sprach über Philip. Er versuchte nicht, mich zu beschwichtigen. Seiner Meinung nach war Philip ein Unglück zugestoßen, und ich sollte mich auf eine schlimme Nachricht gefaßt machen.

Es war ein strahlender, frostiger Tag, der die Haut rosig glühend machte. Die Pferde waren unruhig, und wir galoppierten über eine Weide. Als wir an eine Hecke gelangten, hielten wir abrupt an.

Raymond fragte: »Ein Glas Apfelmost gefällig?«

Ich bejahte. Heute, am zweiten Weihnachtstag, würden wir gewiß allein in der trauten Gaststube sein. Ich hoffte, daß Raymond seinen Antrag nicht erneuern würde, denn ich war nach wie vor unsicher.

Ein großes Feuer brannte in der Gaststube, am Fenster stand ein Weihnachtsbaum, und an den Bildern an den Wänden steckten Mistelzweige.

»Damit wir nicht vergessen, daß Weihnachten ist«, sagte Raymond. Er bestellte den Apfelmost. Wir waren die einzigen Gäste.

»Sind kaum Leute unterwegs heute morgen«, sagte der Wirt, als er die Getränke brachte. »Die meisten sitzen zu Hause am Kamin.«

Raymond hob sein Glas. »Auf uns, und besonders auf dich, Annalice. Hoffentlich erhältst du bald Nachricht.«

Ich wurde traurig, denn ich wußte, daß er Philip meinte.

»Es ist schon lange her.« Raymond nickte. »Im Oktober war es ein Jahr«, fuhr ich fort. »Und seither nur ein einziger Brief. Da stimmt doch etwas nicht. Philip würde schreiben, er weiß doch, daß wir uns Sorgen machen.«

Raymond starrte stumm in sein Glas.

»Ich wünschte, ich könnte dorthin. In den Südpazifik. Ich möchte am liebsten selbst nachforschen ...«

»Du ... dorthin!« Er setzte sein Glas ab. »Du meinst, du ... allein dorthin!«

»Warum nicht? Ich hasse diese albernen Konventionen, die einem einreden wollen, weil man eine Frau ist, sei man schwachsinnig.«

»Ich weiß, was du meinst, aber das könnte eine riskante Reise werden.«

»Ich wäre nicht die erste. Wir hatten unerschrockene Forscherinnen. Manche sind in äußerst gefährliche Gebiete gereist.«

»Würdest du das wirklich tun?«

»Ich spiele schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken.«

»Ist das der Grund, weshalb du mich nicht heiraten willst?«

»Nicht allein. Nicht daß ich dich nicht gern hätte. Aber was die Liebe betrifft, bin ich mir nicht sicher. Ich nehme an, das ist etwas anderes. Ich denke, lieben ist mehr als verliebt sein.«

»Liebe ist dauerhafter. Verliebt sein ist oft flüchtig. Man verliebt sich leicht, warum sollte man sich da nicht ebenso leicht ›entlieben‹?«

»Liebst du mich, oder bist du in mich verliebt?«

»Beides.«

»Raymond, du bist so gut, und ich bin so dumm.«

»Nein. Du willst deiner sicher sein. Das verstehe ich.«

»Du bist der verständnisvollste Mensch, dem ich je begegnet bin. Du verstehst das mit Philip, nicht wahr?«

»Ja, ich denke schon.«

»Ich habe keine Ruhe. Ich brauche Gewißheit. Wenn ihm etwas zugestoßen ist, will ich es wissen. Dann kann ich mich vielleicht damit abfinden, mit der Zeit. Aber diese Ungewißheit kann ich nicht ertragen.«

»Das ist verständlich.«

»Und du hältst mich nicht für dumm, weil ich diese Untätigkeit nicht aushalte und etwas unternehmen möchte?«

»Das ist doch ganz natürlich. Mir würde es genauso ergehen.«

»Du bist ein Schatz. Du bist so einsichtig.«

»Danke.«

»Ich glaube, ich will dich heiraten ... nur später. Das heißt, wenn du mich dann noch willst.«

»Ich werde warten.«

Ich wandte mich gerührt ab. Er beugte sich zu mir herüber. »Ich glaube, das ist es, was zwischen uns steht«, sagte er. »Die Furcht, daß deinem Bruder etwas zugestoßen ist. Wenn er nach Hause käme, hättest du deinen Frieden, und wenn du das Schlimmste erführest, würdest du bei mir Trost suchen.«

»Vielleicht ist es so. Ich denke fast die ganze Zeit an ihn. Manchmal glaube ich, ich werde nie Gewißheit haben. Wir sind schon so lange ohne Nachricht. Und ich kann mich wohl nie auf die Suche nach ihm machen. Ich kann meine Großmutter nicht allein lassen, nicht wahr?«

»Zu schade, daß ihr nur zu zweit seid. Wärt ihr eine große Familie ...«

»Ich habe noch zwei Brüder und eine Schwester. Halbgeschwister allerdings. Sie leben in Holland.«

»Ja, ich weiß, dein Vater hat wieder geheiratet.«

»Granny M. ist böse auf ihn, weil er der Kartographie untreu wurde und ins Exportgeschäft eingestiegen ist.« Ich mußte unwillkürlich lächeln. »Sie ist wirklich verärgert, aber ich glaube, am meisten schmerzt sie, daß sie in Holland Enkelkinder hat, die sie nicht kennt.«

»Wenn du heiratest, mußt du sie auch verlassen.«

»Ja, aber das ist etwas anderes. Sie hofft, daß ich dich heirate. Sie stellt sich das ganz gemütlich vor. Wir wären nicht weit fort, und sie hofft auf Enkelkinder. Sie mag manchmal streng sein, aber sie liebt Kinder. Und sie denkt an den Fortbestand der Familie und dergleichen.«

»Jammerschade, daß du die übrige Familie nicht wenigstens mal kennengelernt hast.«

»Sie leben in Amsterdam. Mein Vater schreibt ab und zu, das ist alles. Seine neue Familie nimmt ihn ganz in Beschlag. Wir sind so weit voneinander entfernt, und da meine Geburt meine Mutter das Leben kostete, tut es ihm vielleicht weh, wenn er an mich denkt.«

»Eine Familie sollte nicht getrennt sein, außer man kommt nicht miteinander aus. Aber bei euch scheint es sich mehr um ein Auseinanderleben zu handeln.«

»Ganz recht. Kein Streit, nichts dergleichen, nur ein Auseinanderleben.«

»Wenn diese Enkelkinder bei deiner Großmutter wären, dann wäre deine kleine Erkundungsreise vielleicht nicht so unmöglich.«

»Sicher wäre Granny nicht gleich einverstanden, aber ich könnte ihren Widerstand überwinden, wenn sie jemanden bei sich hätte, der sie tröstete.«

»Davon bin ich überzeugt.«

»Ach, ich wünschte, Philip käme nach Hause.«

»Trinken wir darauf.«

Er sah mir über das Glas hinweg in die Augen, und ich dachte: Doch, ich liebe ihn. Er ist so gütig, so zärtlich, so lieb und verständnisvoll. Was bin ich doch für ein Dummkopf.

Doch die grausamen Erinnerungen überkamen mich wieder. An einem Ort wie diesem hatte Ann Alice Desmond Featherstone zum erstenmal gesehen. Er hatte an so einem Tisch gesessen. Das Bild stand mir lebendig vor Augen.

Vielleicht würden diese Erinnerungen allmählich verblassen ... mit der Zeit.

Im Februar machte Raymond uns eine Eröffnung. Er verbrachte das Wochenende bei uns, was ihm bereits zur Gewohnheit geworden war; er kam immer, außer wenn er zu Hause in Buckinghamshire erwartet wurde. Er war gerade angekommen, und beim Tee in Granny M.s kleinem Salon sagte er: »Ich mache im März mit meinem Vater eine Geschäftsreise ins Ausland. Nach Frankreich, Deutschland und Holland.«

»Wir werden Sie vermissen«, sagte Granny M.

»Wie lange bleibst du fort?« fragte ich.

»Etwa einen Monat.«

Ein Monat ohne ihn! dachte ich. Jeden Tag aufstehen, nach Post von Philip sehen, die nicht kommt, fragen, immer wieder fragen, warum wir nichts von ihm hören. Wir fanden uns allmählich damit ab, daß ihm etwas zugestoßen sein mußte, aber das machte es uns nicht leichter. Wenn wir nur Gewißheit hätten, dachte ich immer wieder. Dann kämen wir vielleicht darüber hinweg.

Und nun die betrübliche Aussicht auf einen Monat ohne Raymond.

»Grace möchte gern mitkommen«, fuhr Raymond fort.

»Grace!« rief Granny M. aus.

»Wir ... unsere Familie ... wir glauben, es bekommt Mädchen ebenso gut wie Knaben, wenn sie etwas von der Welt sehen. Ich denke, sie kriegt meinen Vater herum. Er kann ihr fast nichts abschlagen. Aber sie wäre ziemlich viel allein, während wir unsere Geschäfte abwickeln, und das wäre recht langweilig für sie. Doch wenn sie jemanden bei sich hätte ... wir meinen, wenn sie Gesellschaft hätte ... kurz, wir haben uns gefragt, ob Annalice uns begleiten möchte.«

Ich starrte ihn an. Ich war mit einemmal sehr glücklich. Fortgehen, eine Weile vergessen ... reisen. Ich hatte immer schon den Wunsch, etwas von der Welt zu sehen, die Länder zu besuchen, die bislang nur ein blaßgrüner oder brauner Tupfer auf unseren Landkarten waren.

Ich sah Granny M. an. Ihr Gesicht war ausdruckslos.

»Es wäre schön für Grace, und natürlich auch für meinen Vater und mich. Deine Zustimmung würde über Graces Schicksal entscheiden. Sie ist sehr gespannt auf deine Antwort.« Er wandte sich an Granny M.: »Ich weiß, Sie würden Annalice sehr vermissen. Meine Mutter meint, Sie könnten solange zu ihr kommen. Sie fände es reizend, Sie bei sich zu haben. Sie wissen ja, wie sie ist, mit ihrem Garten und ihren Rezepten. Sie wünscht sich jemanden, mit dem sie darüber plaudern kann. Niemand von uns interessiert sich dafür, klagt sie.«

Es war ganz still. Ich wagte nicht, Granny M. anzusehen. Ich wußte, ich würde meine Gefühle verraten.

»Ich könnte nicht einen ganzen Monat fort«, sagte sie dann. »Das Geschäft ...«

»Wir überlassen unsere Firma den Händen unserer Geschäftsführer«, sagte Raymond. »Ihr Benjamin Darkin scheint mir ein ausgesprochenes Juwel zu sein. Ich wünschte, er würde bei uns arbeiten. Manchmal hätte ich Lust, ihn abzuwerben.«

Granny M. sagte: »Ich denke, es würde Annalice guttun.«

Ich stand auf und gab ihr einen Kuß. Ich konnte nicht anders. »Du bist so lieb«, sagte ich, »so schrecklich lieb ...«

»Unsinn. In der Gegend herumreisen. Ich weiß nicht, ob das richtig ist für ein junges Mädchen.«

»Ich wäre ja in guten Händen.«

»Geh, setz dich hin«, sagte Granny M. »Was soll Raymond von uns denken?«

Ihre Augen glänzten verräterisch. Sie fürchtete, eine Träne zu vergießen. Am liebsten hätte ich gesagt: »Laß sie doch fließen, Granny. Ich liebe dich dafür.«

Raymond strahlte eine solche Ruhe aus. Er meisterte jede Situation. »Mein Vater ist viel gereist«, sagte er, als habe unsere gefühlvolle Szene gar nicht stattgefunden. »Er hält das für einen wichtigen Teil des Geschäftes. Ist es abgemacht? Darf ich Grace mitteilen, daß Annalice sie auf der Reise begleitet?«

»Ich denke schon«, sagte Granny M. »Aber wir hatten kaum Zeit zum Überlegen. Was meinst du, Annalice?«

»Wenn du einen Monat ohne mich auskommst ...«

»Was heißt hier auskommen? Ich schaff’ das schon, da kannst du ganz beruhigt sein.«

»Das weiß ich doch, Granny. Trotzdem wäre ich besorgt um dich.«

»Warum? Ich geh’ nach Buckinghamshire, da man mich so freundlich eingeladen hat. Ich werde mich dort bestimmt sehr wohl fühlen ...«

Raymond sagte: »Morgen fahre ich nach Hause und überbringe die gute Nachricht. Es wird bestimmt schön für dich, Annalice. Wie wäre es, wenn ihr beide nächstes Wochenende zu uns kämt? Dann können wir alles Weitere besprechen.«

Wir sagten zu.

Ich war so aufgeregt, daß meine Besorgnis um Philip etwas nachließ. So eine Reise war genau das richtige, um meine Ängste zu vertreiben.

Wir wollten Mitte März aufbrechen und im April zurückkehren. Unsere beiden Familien berieten sich, und ich hatte den Eindruck, daß Granny M. angesichts der Reise genauso aufgeregt war wie ich. Sie wußte, daß es das beste war, um unsere Niedergeschlagenheit zu mildern.

Ich war entschlossen, etwas wegen Philip zu unternehmen. Der Gedanke, mich auf die Suche nach ihm zu machen, nahm immer mehr Gestalt an. Ich würde in Sydney beginnen. Jemand mußte doch etwas wissen! Aber wie sollte ich dorthin gelangen? Eine Frau allein! Wenn schon diese Europareise nur in Begleitung möglich war.

Eines Morgens gingen Raymond und ich reiten. Ich fühlte mich viel besser, seit wir Reisepläne machten, und das war mir wohl anzumerken. Mit Raymond konnte ich offen über das sprechen, was mir im Kopf herumging, und ich sagte: »Ob es mir wohl jemals möglich sein wird, mich auf die Suche nach Philip zu machen?«

»Träumst du immer noch davon?«

»Er schrieb, vor der australischen Küste gebe es mehrere Inseln, zu denen jeden Mittwoch ein Schiff hinausfahre. Er muß dieses Schiff genommen haben. Ich möchte gern nach Australien und mit diesem Schiff zu den Inseln fahren. Ich habe das Gefühl, daß ich dort etwas erfahren könnte.«

Raymond sah mich eindringlich an. »Nicht wahr, du meinst auch, ich soll es tun«, sagte ich zu ihm. »Du hältst es nicht für einen unmöglichen Traum.«

»Nein, ich halte es nicht für unmöglich, und ich weiß, daß du keine Ruhe findest, bis du weißt, wo dein Bruder ist und warum er so lange schwieg. Du wirst nicht glücklich sein, bis du Gewißheit hast, und ich will, daß du glücklich bist. Ich möchte, daß du mich heiratest.«

»Ach, Raymond, ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich du mich machst. Und nun diese Reise. Ich glaube, du hattest die Idee, Grace mitzunehmen, bloß um mich dabeihaben zu können.«

Er lächelte. »Du mußt einfach mal raus. Du mußt aufhören zu grübeln, denn das hilft dir nicht weiter.«

»Ich weiß, aber was kann ich dagegen tun?«

»Ausbrechen aus dem täglichen Einerlei. Ein neues Leben anfangen. Was immer mit deinem Bruder passiert ist, mit deinen Sorgen kannst du es nicht ändern.«

»Deswegen kann ich eben nicht zu Hause herumsitzen und dauernd daran denken. Weißt du, wir standen uns näher als die meisten Geschwister. Das lag vermutlich daran, daß unsere Mutter tot war. Ich habe sie nie gekannt, aber er konnte sich an sie erinnern, er war ja damals schon fünf. Und dann der Krieg der Großmütter. Beide wollten uns haben, die Mutter meines Vaters und die Mutter meiner Mutter. Eine Zeitlang wußte Philip nicht, was aus uns werden sollte. So etwas prägt einen. Er dachte, er würde womöglich von mir getrennt. Ich war damals noch zu klein, um es mitzubekommen, aber als er es mir später erzählte, war ich entsetzt. Und auf diese Weise entstand eine enge Bindung zwischen uns. Ich weiß ganz sicher, wenn er lebte, würde er Mittel und Wege finden, mich zu benachrichtigen. Ich muß Gewißheit haben. Vorher finde ich keine Ruhe.«

»Ich sehe schon, du mußt dorthin.«

»Aber wie?«

»Wie ich schon sagte, nichts ist unmöglich.«

»Granny ...«

»Sie wird alt. Sie ist einsam. Sie braucht ihre Enkelkinder um sich. Aber du bist nicht das einzige.«

»An wen denkst du?«

»Als erstes fahren wir nach Amsterdam. Ich schlage vor, du schreibst deinem Vater und verständigst ihn von deinem bevorstehenden Besuch. Du mußt deine Halbgeschwister kennenlernen. Vielleicht kannst du sie sogar mit nach England nehmen. Eins von den Enkelkindern könnte vielleicht der Ausgleich sein, den deine Großmutter braucht. Auf diese Weise hättest du dann womöglich deine Freiheit. Schließlich erbt einer von den Jungen, falls Philip nicht zurückkehrt, die Villa und das Geschäft. Dann sollte er auch was davon verstehen.«

Ich starrte ihn an. »Raymond, wie raffiniert du bist! Ich hätte nie gedacht, daß du so listige Pläne machen könntest!«

»Der Mensch ist zu allem fähig, wenn er verliebt ist«, erwiderte er.

Ich schrieb an meinen Vater und erhielt umgehend Antwort. Er freue sich. Seine Frau Margareta, seine Söhne Jan und Charles und seine kleine Wilhelmina seien entzückt von der Aussicht, mich kennenzulernen.«

Ich zeigte Granny M. den Brief.

»Hm.« Sie rümpfte die Nase, aber ich glaube, sie war ganz zufrieden.

Raymond war begeistert. Er meinte: »Es wäre vielleicht am günstigsten, wenn du einen Monat bei ihnen bliebest.«

»Einen Monat! Aber ich freue mich doch so auf Frankreich und Deutschland ...«

»Ich dachte, du hättest weitere Ziele?«

Ich lächelte ihn an und dachte: Ich liebe dich, Raymond Billington. Warum zögere ich? Vielleicht, wenn wir fort sind ...

Ich ging in Ann Alices Zimmer und saß dort in aller Abgeschiedenheit. Es war sehr still, nur der Wind rauschte in der Eibe vor dem Fenster.

Ich betrachtete das Bett, die Kommode mit den Schubladen, wo ich das Tagebuch gefunden hatte, und wartete, wie immer in diesem Zimmer, auf ein Zeichen, auf Ann Alices Stimme, die über die Jahre hinweg zu mir käme.

Nichts. Sogar meine Gedanken schweiften ab, und ich überlegte, was ich einpacken mußte. Mit einemmal wurde mir bewußt, daß mein Alptraum nicht wiedergekehrt war, seit Raymond vorgeschlagen hatte, ich solle ihn und die Seinen auf der Europareise begleiten.

Amsterdam hat mich vom ersten Augenblick an bezaubert. Obwohl ich erst wenige Städte kannte, war ich überzeugt, daß es auf der Welt nicht seinesgleichen hatte, und heute, da ich einigermaßen weitgereist bin, bin ich immer noch der Meinung.

Da steht die Stadt auf dem Amsteldeich am Arm der Zuidersee, durch den Fluß und die Kanäle in fast hundert kleine, durch dreihundert Brücken verbundene Inselchen unterteilt.

Mein Vater besaß ein großes, imposantes Haus an der Prinsengracht. Hier sowie an der Kaisersgracht und der Heerengracht lagen die meisten großen Häuser. Die Treppe vor der Haustür führte direkt auf die Straße und hatte ein Geländer aus auf Hochglanz poliertem Messing. Die Giebel an der Vorderfront waren reich verziert, und das Innere des Hauses war sehr geräumig, aber am meisten fiel mir die glänzende Sauberkeit auf. Die Flure waren aus Marmor und die Wände in herrlichem Blau und Weiß gekachelt, wohl damit sie leicht saubergehalten werden konnten. Die Türen waren erlesen geschnitzt, an den großen Fenstern waren Spiegel angebracht, damit man beobachten konnte, was auf der Straße vorging. Die Möbel waren viel schlichter als bei uns zu Hause.

Mein Vater umarmte mich, und binnen Sekunden wußte ich, daß ich recht daran getan hatte, hierherzukommen. Ich mochte Margareta auf Anhieb gut leiden. Sie war mollig und hatte ein rundes Gesicht mit einer herrlich glatten Haut und strahlenden hellblauen Augen. Sie war anfangs etwas nervös, aber das war ganz natürlich. Ich ergriff ihre Hände und gab ihr einen Kuß. Sie errötete leicht und lachte; da wußte ich gleich, daß ich sie mögen würde.

Ich wurde meinen Halbgeschwistern vorgestellt. Wie aufregend, mit einer kompletten neuen Familie zusammenzutreffen! Mein erster Gedanke war: Wie dumm, daß wir uns nicht schon vor Jahren getroffen haben.

Jan war fünfzehn, Charles war zwölf und Wilhelmina neun Jahre alt.

Die Kinder umringten mich. Jan meinte, es sei das Schönste, das man sich vorstellen könne, eine große Schwester zu haben, die man noch gar nicht kannte. Sie sprachen fließend Englisch, denn sie waren zweisprachig aufgewachsen, und so hatten wir keine Verständigungsschwierigkeiten.

Ich mochte sie alle sehr gern und war begeistert, daß sie mich so freundlich empfingen. Ich fühlte mich besonders zu dem Ältesten, Jan, hingezogen; er erinnerte mich an Philip, wie er mit fünfzehn war. Ich war richtig gerührt, als er mich seine Schwester nannte.

Mein Vater spürte das. Ich merkte, wie tief er bedauerte, daß Philip und ich unsere Kindheit fern von ihm verbracht hatten.

Sie waren sehr gastfreundlich zu den Billingtons. Mein Vater bekundete ihnen seine Dankbarkeit, weil sie mich auf ihre Reise mitgenommen hatten. Grace und ich wurden im Haus an der Prinsengracht einquartiert. Die Herren wohnten in einem nahe gelegenem Hotel.

Es war erstaunlich, wie rasch wir miteinander vertraut wurden. Jan wurde mein Schatten. Er wollte mir alles zeigen. Er genoß es sichtlich, uns durch die Stadt zu führen. Stolz zeigte er uns die Sehenswürdigkeiten: die hohe Brücke, wo die Amstel in die Stadt fließt, die Grachten und die schönen Häuser. Er ging mit uns zu den Wällen, wo wir die Windmühlen sehen konnten, die jetzt zum Kornmahlen benutzt wurden.

Die Billingtons hatten nur eine Woche für Holland vorgesehen, und trotz meiner Neugier auf die anderen Länder schied ich doch ungern von meiner neuen Familie. Ich sprach mehrmals mit Raymond darüber, der meinte: »Du fühlst dich heimisch bei ihnen. Ihr seid dabei, euch näherzukommen. Wenn du jetzt abreist, geht alles mehr oder weniger so weiter wie bisher. Ihr bleibt vielleicht in Verbindung, aber das reicht nicht aus für unser Vorhaben.«

»Du meinst, ich soll den ganzen Monat bei ihnen bleiben?«

Er nickte und machte ein sehr ernstes Gesicht. »Mir scheint, das ist die beste Lösung. Du mußt ihnen das Gefühl geben, daß du mit ihnen Zusammensein möchtest, daß sie wirklich deine Familie sind. Du und Jan versteht euch besonders gut ... vielleicht läßt es sich machen ... daß du ihn mit nach England nimmst.«

»Glaubst du, sie würden ihn gehen lassen?«

»Das weiß ich nicht, aber ich sehe nichts, was dagegen spräche. Warum soll er seine Großmutter nicht besuchen?« Er nahm meine Hände. »Unsere Pläne nehmen allmählich Gestalt an. Du möchtest zu einem Abenteuer aufbrechen, das dir sehr viel bedeutet. Wenn du gefunden hast, was du suchst werden wir heiraten. Ich kenne dich gut genug, um zu begreifen, daß du nicht glücklich wirst, solange du nicht weißt, was deinem Bruder zugestoßen ist. Ich könnte sagen, heirate mich, und ich fahre mit dir dorthin. Aber das wäre reine Bestechung, und sosehr es mich auch verlockt, es ist nicht meine Art. Außerdem wäre es schwierig, meinen Vater und das Geschäft so lange allein zu lassen. Trotzdem glaube ich, daß es sich machen ließe ... wie fast alles, zu dem man fest entschlossen ist. Nein, ich möchte, daß du mich nur aus dem einen Grund heiratest. .. drücke ich mich unklar aus?«

»Nein, ganz klar. Du bist ein Schatz, Raymond.«

»Heißt das, du magst mich ein wenig?«

»Nicht nur ein wenig. Ich mag dich sehr. Manchmal denke ich, wie dumm von mir, die Chance nicht zu ergreifen und dich zu heiraten. Danke, danke für deine Hilfe. Du meinst also, ich könnte sie überreden, Jan mit mir nach England fahren zu lassen. Du denkst, Granny wird ihn liebgewinnen. Und im Grunde deines Herzens denkst du, daß Philip nie zurückkommt und Jan seinen Platz nicht nur bei meiner Großmutter und mir einnimmt, sondern auch als Erbe des Hauses mit allem Drum und Dran.«

»Vielleicht plane ich alles viel zu genau, dabei spielt das Leben nicht immer so, wie wir uns das denken, und doch ... mir schwebt alles genau vor, und selbst wenn du deinen Traum, der – verzeih mir – ein bißchen übertrieben ist –, dich auf die Suche nach deinem Bruder zu machen, aufgeben müßtest, so könnte Jan dir doch helfen, deinen Bruder zwar nicht zu vergessen, aber weniger um ihn zu trauern.«

»Grace möchte aber sicher nicht in Amsterdam bleiben«, wandte ich ein.

»Ich weiß nicht, was sie davon hält.«

»Ich werde euch um eure Europareise beneiden.«

»Du kannst jetzt noch nichts entscheiden. Warte noch ein paar Tage ab.«

Ich spürte, daß mein Vater auf ein Gespräch mit mir wartete, und eines Abends nach dem Essen war es soweit. Die Kinder waren zu Bett gegangen, Margareta war beschäftigt, und so war ich mit ihm allein. Er sprach sehr ernst, und es lag ihm viel daran, zu erklären, warum er uns so vernachlässigt hatte. »Ich wollte dich und Philip immer sehen. Ich habe sehr viel an euch gedacht. Aber eure Großmutter ist recht unnachgiebig. Sie war außer sich, als ich wieder heiratete und in Holland blieb.«

Ich lächelte. »Hauptsächlich, weil du den Landkarten wegen des Exportgeschäftes untreu wurdest.«

»Margareta wollte in ihrer Heimat leben und eine eigene Familie haben. Ich hatte euch Kinder gern hergeholt, aber eure Großmutter war strikt dagegen. Ich mußte nachgeben. Ich fand, ich hatte ihr ohnehin schon genug zugefügt, und konnte nicht auch noch von ihr verlangen, auf die Kinder zu verzichten.«

»Bist du glücklich, Vater?«

»So gut es eben geht. Ich habe dich und Philip sehr vermißt. Und jetzt diese Sorge um ihn. Warum mußte er auch so weit fort? Die Gegend dort ist voller Gefahren.«

»Er mußte gehen. Der Drang war so stark, er konnte nicht widerstehen. Er ist nicht wie du, Vater. Er liebt die Kartographie. Für ihn ist es ein romantisches und aufregendes Gewerbe. Ein wenig bin ich auch so.«

»Das liegt wohl im Blut. Es vererbt sich auf einige von uns. Ich hatte es nie, aber stell dir vor, Jan hat es in sich. Er redet dauernd von Landkarten und überhäuft mich mit Fragen.«

Mein Herz klopfte schneller. Jan war interessiert. Das war zu schön, um wahr zu sein.

»Ich habe Jan sehr gern, Vater.«

»Ja, ich sehe, daß ihr zwei euch besonders gut versteht. Das freut mich sehr.«

»Vater, möchtest du, daß ich den ganzen Monat hier bei euch bleibe?«

»Meine liebe Annalice, nichts wäre mir lieber. Aber wäre das nicht ein Opfer für dich? Du hast dich doch so auf die Reise gefreut.«

»Das stimmt. Aber was ist das alles gegen die Entdeckung einer neuen Familie?«

»Wir behalten dich herzlich gerne hier bei uns.«

»Ich möchte Jan unbedingt besser kennenlernen. Ich bin überzeugt, daß Granny ihn liebgewinnen würde. Und du sagst, er interessiert sich sehr für Kartographie. Läßt du ihn darin ausbilden?«

»Wenn seine Begeisterung anhält, natürlich.«

»Du hast ja noch Charles, der im Exportgeschäft dein Nachfolger werden kann.«

»Ich halte nichts davon, die Menschen zu ihrem Beruf zu zwingen. Sie müssen selbst entscheiden. In diesem Punkt waren deine Großmutter und ich uns nie einig.«

»Ich weiß. Sie trauert schrecklich um Philip.«

»Aber es besteht noch Hoffnung ...«

»Die wird im Laufe der Zeit immer schwächer. Ich wüßte gern ... würdest du Jan erlauben, uns zu besuchen?«

»Meinst du, daß es deiner Großmutter recht wäre? Sie war damals gegen die Heirat.«

»Ich weiß, daß es ihr Wunsch ist, auch wenn es ihr schwerfällt, es auszusprechen. Und ich möchte es schrecklich gern.«

»Wir sollten Jan fragen.«

»Darf ich?«

»Solltest du nicht lieber zuerst deine Großmutter fragen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich kenne sie. Wenn ich mit Jan nach Hause käme, wäre sie entzückt. Sie würde ihn augenblicklich in ihr Herz schließen. Er ist Philip so ähnlich ... in seiner Begeisterung für die Kartographie. Es würde ihr sehr helfen, es würde uns beiden helfen. Und Jan auch – er könnte vielleicht eine Weile bei uns bleiben und sich mit dem alten Benjamin Darkin anfreunden. Philip war ständig im Laden, und ich auch. Jan ist offensichtlich einer von uns.«

»Du mußt ihn vorsichtig aushorchen und herausfinden, was er wirklich will.«

Für mich bestand kein Zweifel daran, daß Jan die Gelegenheit sofort ergreifen würde, dennoch wollte ich, wie mein Vater riet, vorsichtig an die Sache herangehen.

Raymond war begeistert, als ich es ihm erzählte. »Das Schicksal ist auf unserer Seite«, meinte er. »Ich hab’ eine Idee. Wie wäre es, wenn wir Jan fragen, ob er mit uns kommen mag? Sicher möchte er etwas von der Welt sehen. Dann brauchten wir nicht auf deine Gesellschaft zu verzichten.«

»Raymond«, rief ich, »du hast die phantastischsten Ideen!«

Als ich meinen Vater bat, Jan mit uns reisen zu lassen, zögerte er. Er wolle zuerst mit Margareta sprechen.

Ich fragte mich, ob sie bereit wäre, ihren Sohn ziehen zu lassen. Sie war klug genug, um zu sehen, wohin das führen würde. Sie wußte vermutlich, daß Jan gern nach England gehen wollte. Ich war etwas unsicher, was Margareta betraf. Meinen Vater verstand ich. Er hing an seinen Kindern, aber seine größte Zuneigung galt seiner Frau. So war es auch mit meiner Mutter gewesen, und dies war der Grund, weshalb er imstande war, uns Kinder bei der Großmutter zu lassen. Obwohl er seine Kinder liebte und das Beste für sie wollte, war es Margareta, die seine große Liebe besaß. Von ihr würde viel abhängen.

Margareta hatte ihre Lieben gern daheim um sich, und es war nicht sicher, ob sie ihrem ältesten Sohn erlauben würde, von zu Hause fortzugehen, und sei es nur für kurze Zeit.

Ich glaube, sie rang mit sich und kam zu dem Schluß, da Jan gern Kartograph werden wollte, sei es gut für ihn, in das Familiengeschäft einzusteigen, wenn sich ihm die Möglichkeit bot. Und sie sah wohl ein, daß es eine glänzende Erfahrung für ihn wäre, vorher ein wenig auf Reisen zu gehen. Jedenfalls wurde die Erlaubnis erteilt, und als ich Jan vorschlug, uns auf der Reise zu begleiten, war seine Aufregung groß. Er war traurig gewesen, weil er dachte, ich würde bald abreisen, und hatte sich gefragt, wann er mich wohl wiedersehen würde – was für mich ungeheuer schmeichelhaft war. Und als er nun hörte, er dürfe mit uns kommen, die deutschen Wälder sehen, die Burgen am Rhein, die Schweizer Seen und die Großstädte anderer Länder, war er wie närrisch vor Freude.

Am Tag der Abreise begleitete uns die ganze Familie zum Bahnhof. »Auf bald«, riefen sie mir zu, denn es war abgemacht, daß ich auf der Rückreise noch drei Tage bei ihnen verbringen sollte, bevor wir nach England heimkehrten.

Es war wunderbar, Jans Aufregung zu sehen, lange Gespräche mit ihm zu führen, über Seen zu gleiten, die grasbewachsenen Hügel um das Schloß im Schwarzwald zu erklimmen, wo wir für drei Nächte abgestiegen waren.

An einem dieser Tage saß ich im Freien, hörte dann und wann das Klingen einer Kuhglocke, nahm den harzigen Geruch der Tannen wahr und war beinahe zufrieden. Wenn es nur Philip gewesen wäre, der an meiner Seite saß. Doch ich riß mich zusammen, und unvermittelt fragte ich: »Jan, würdest du gern mit nach England kommen?«

»Nach England? Ist das dein Ernst, Annalice?«

»Ja. Wir könnten dich mitnehmen. Du könntest eine Weile bleiben und sehen, ob es dir gefällt. Ich würde dir unser Geschäft zeigen. Es wird dir gefallen mit den vielen Karten und den Druckerpressen. Unser Geschäftsführer Benjamin Darkin gilt als einer der besten Kartographen Englands. Er würde dir zeigen, wie die Landkarten hergestellt werden. Das ist wirklich hochinteressant.«

Jan schwieg. Ich beobachtete ihn mit angehaltenem Atem.

Als er sich mir zuwandte, glitzerten seine Augen vor Aufregung. »Meine Eltern lassen mich bestimmt nicht gehen«, seufzte er.

»Ich glaube doch.«

»Mein Vater vielleicht.«

»Deine Mutter auch.«

»Du kennst sie nicht, Annalice.«

»Doch, doch. Ich habe nämlich schon mit ihnen gesprochen. Sie sind einverstanden. Jetzt liegt es nur noch an dir.«

Er verstummte. Mein sensationeller Vorschlag hatte ihn völlig verblüfft.

Das war eine aufregende Reise. Nie werde ich die Majestät der Schweizer Berge vergessen, die Schönheit der Seen, die Schiffsfahrt auf dem Rhein, den Anblick der sagenhaften Burgen hoch über dem Fluß. Wir verweilten in kleinen Städten, wo man jeden Moment den Auftritt des Rattenfängers hätte erwarten können, und kamen durch Wälder, die den perfekten Hintergrund für die Gestalten aus den Märchen der Gebrüder Grimm abgaben.

Die Herren hatten viele geschäftliche Verabredungen, währenddessen Grace, Jan und ich zusammen Kirchen besichtigen gingen, wir schlenderten über Märkte, durch schmale Kopfsteingassen und über breite Prachtstraßen, und wenn ich Jans Begeisterung sah, konnte ich beinahe glauben, ich sei wieder ein Kind, und Philip sei bei mir.

Als wir einmal zusammen einen Abhang hinabliefen, sagte Jan zu mir: »Das Schönste, was einem passieren kann, ist, plötzlich eine erwachsene Schwester zu haben.«

»Nein«, gab ich zurück. »Das Schönste ist, einen Bruder zu finden.«

Wir lachten, aber ich fürchtete, meine Bewegung zu verraten.

Er bedeutete mir sehr viel. Er war in mein Leben getreten, als Philips Verschwinden mich so quälte. Ich brauchte zu dieser Zeit Hilfe, und diese Hilfe konnte nur er mir geben.

Als wir in das Haus an der Prinsengracht zurückkehrten, war der Jubel groß. »Margareta hat einen Festschmaus bereitet«, sagte mein Vater, und den ganzen Abend erzählten wir von unseren Erlebnissen. Wir saßen lange auf. Vater und Margareta waren wohl ein wenig bedrückt, weil sie an Jans Abreise dachten.

Ich sagte: »Es ist so lieb von euch, ihn mitkommen zu lassen. Und die Entfernung zwischen uns ist gar nicht so groß. Wir sind ja nicht am anderen Ende der Welt.«

»Es ist traurig für uns, daß er fortgeht«, sagte Margareta, »aber Kinder müssen das Nest verlassen und fliegen lernen wie kleine Vögel. Und wenn sie es können, ist es ganz natürlich, daß sie zuweilen weit fort fliegen.«

»Es ist sein leidenschaftlicher Wunsch, Kartograph zu werden«, warf ich ein. Und mein Vater bestätigte: »Unverkennbar.«

»Granny wird ihn liebgewinnen. Glaubt mir, sie braucht ihn. Ich brauche ihn auch. Und er muß irgendwohin, wo er den ersehnten Beruf erlernen kann.«

»Du hast recht«, erwiderte mein Vater. Er sah Margareta an. Sie nickte und lächelte wehmütig.

»Ihr habt es so gut«, sagte ich. »Hier bei euch habe ich Glück und Harmonie gespürt. Ihr habt euch, ihr habt Charles und Wilhelmina. Und Jan ist ja auch da ... nur über eine kleine Wasserfläche.«

»Ja, das stimmt«, sagte mein Vater. »Um ehrlich zu sein, wir haben uns schon oft Gedanken gemacht wegen Jan. Ich wollte mich hier in der Stadt nach jemandem umschauen, bei dem er lernen könnte. Er ist fünfzehn, da wird es allmählich Zeit.«

»Und seinen offenbar angeborenen Wunsch darf man nicht übergehen«., fügte Margareta hinzu, »und dazu müssen wir unsere selbstsüchtigen Gefühle hintanstellen. Man kann die Kinder nicht ewig halten ...«

»Vielleicht könnt ihr uns ja mal besuchen kommen ... alle zusammen. Granny würde sich freuen. Man muß nur das Eis brechen, die dummen Differenzen vergessen.«

»Mir scheint, das ist dir gelungen, Annalice«, lächelte mein Vater.

»Leider reist ihr morgen schon ab«, sagte Margareta. »Deine Freunde sind wirklich reizende Leute.«

Mein Vater sah sie liebevoll an. Ich wußte, was sie dachten. Für sie war es beschlossene Sache, daß ich Raymond heiraten würde.

Ich sagte nichts. Aber wenn ich sie so glücklich beisammen sah, fragte ich mich, ob es nicht töricht von mir sei zu zögern.

Ich dachte an alles, was Raymond für mich getan hatte. Sogar daß ich hier war, hatte ich ihm zu verdanken. Ohne ihn wäre ich jetzt in der Villa und wartete auf eine Nachricht, die nie kam.

Alle fanden, es sei ein Glück für mich, von Raymond Billington geliebt zu werden. Und alle konnten sich gewiß nicht irren.

Alles lief bestens, genau wie wir es vorausgesehen hatten. Als ich mit meinem Halbbruder nach Hause kam, war Granny erstaunt und wohl auch etwas pikiert, weil es ohne ihr Wissen arrangiert worden war, aber bald schon überwog ihre Freude.

In kürzester Zeit hatte Jan ihr Herz erobert. Seine Ähnlichkeit mit Philip stimmte sie traurig und tat doch gleichzeitig wohl. »Er ist von Kopf bis Fuß ein Mallory«, stellte sie fest. »An ihm ist nichts Holländisches dran.«

»Du würdest seine Mutter mögen, Granny«, sagte ich. »Sie ist eine nette, schlichte und liebenswerte Person.«

»Ich sehe schon, du bist von ihnen allen behext.«

Sie war tief bewegt und vermochte es bei aller Mühe nicht zu verbergen.

»Trotzdem, du bist sehr waghalsig, Annalice«, sagte sie beinahe zornig. »Gehst heimtückisch hin und leitest dies in die Wege. Ich glaube, das war von Anfang an deine Absicht.«

»Ach weißt du, Granny, ich fand das schon immer ein bißchen albern, diesen Familienzwist und so. Vergiß nicht, es ist immerhin meine Familie ... und deine.«

»Ich sehe schon, wenn ich nicht aufpasse, wirst du über kurz oder lang über uns alle bestimmen.«

Aber trotzdem war sie hoch erfreut. Ich glaube, insgeheim bewunderte sie mich. »Laß mich sie zu Weihnachten einladen«, schlug ich vor. »Wäre das nicht lustig?«

»Ich weiß nicht. Erst mal sehen, wie Jan sich hier einlebt.«

»Er ist gern hier. Benjamin sagt, er erinnert ihn sehr an ...«

»Ich weiß. Ich sehe es ihm an. Er hat es in sich. Weiß der Himmel, was in seinen Vater gefahren ist.«

»Jan ist ganz erpicht aufs Geschäft. Er interessiert sich für alles. Benjamin sagt, die ganze Zeit heißt es, was ist dies? und was ist das?«

»Ich weiß. Und zudem hat er dich sehr gern. Und ich glaube, seine alte Großmutter ist ihm auch nicht unsympathisch.«

»Er sagte mir, er wollte schon immer nach England. Sein Vater habe von uns und der Villa erzählt, und er habe England immer als seine Heimat gesehen.«

»Ein vernünftiger Junge.«

Er tat uns wohl. Wir mußten unseren Kummer vor ihm verbergen und sprachen in seiner Gegenwart nicht von Philip.

Anfang Mai besuchten wir die Billingtons wieder. Jan kam mit. Er hatte sich außerordentlich gut eingelebt. Sicher hatte er hin und wieder etwas Heimweh, aber wenn ich ihn fragte, ob er gern nach Hause möchte, versicherte er nachdrücklich, er wolle bleiben.

Die meisten Nachmittage verbrachte er im Geschäft.

Granny hielt Verbindung mit seinem Vater, sie schrieben sich jetzt regelmäßig. Er wollte von Jans Fortschritten hören, und sie war glücklich, daß sie nun wieder auf freundschaftlichem Fuße standen. Allerdings war Jans schulische Ausbildung ein kleines Problem, aber Granny hatte den Hilfspfarrer, der sehr belesen war und sich gern etwas nebenbei verdiente, beauftragt, Jan vormittags zu unterrichten, bis wir wüßten, wie lange Jan bei uns bleiben würde. Dann sollte eine andere Regelung getroffen werden. Granny meinte, wenn er Kartograph werden wolle, könne er gar nicht früh genug damit anfangen, und in der Familienfirma habe er ideale Möglichkeiten.

Mein Vater war einverstanden, dennoch wurde beschlossen, daß Jan vorerst weiterhin vom Hilfspfarrer unterrichtet wurde.

»Siehst du«, sagte Granny zu mir, »wenn die Menschen übereilte Abmachungen treffen, vergessen sie oft die praktischen Einzelheiten.«

»Welche«, gab ich ihr zu verstehen, »später immer noch geregelt werden können.«

Sie nickte und sah mich mit einer Mischung aus Zuneigung und widerwilliger Bewunderung an.

Ich setzte mich nach wie vor oben in das Zimmer und dachte an Ann Alice. Ich war jetzt neunzehn, und immer noch hatte ich das unheimliche Gefühl, daß unser beider Leben miteinander verknüpft war. Leider konnte ich mit niemandem darüber sprechen. Granny hätte es lächerlich gefunden und es mir ohne zu zögern gesagt. Raymond wäre vielleicht derselben Meinung gewesen, aber er hätte sich bemüht, mich zu verstehen.

Welche Freude, am Bahnhof von Raymond und Grace begrüßt zu werden. »Wir haben Gäste«, eröffnete uns Raymond. »Alte Freunde der Familie. Felicity Derring und ihre Tante, Miss Cartwright. Ihr werdet euch bestimmt gut verstehen.«

Er erkundigte sich bei Jan, wie es ihm bei uns gefalle, und Jan erzählte ihm begeistert von seinem Tun. »Jans Tage sind vollgestopft«, sagte ich. »Nachmittags ist er im Geschäft, und vormittags lernt er mit dem Hilfspfarrer.«

Jan zog ein Gesicht. »Ein notwendiges Übel«, gab ich ihm zu verstehen.

»Am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Geschärt«, sagte er.

»Seine ganze Leidenschaft«, bemerkte ich.

»Dann läuft ja alles bestens. Das freut mich.«

Als Raymond mir aus der Kutsche half, die uns vom Bahnhof zum Haus gebracht hatte, flüsterte er mir zu: »Unser kleiner Plan hat geklappt.«

»Du hättest General werden sollen.«

»Kriege sind schwerer zu handhaben als Familienzwistigkeiten.«

Im Haus wurden wir von der Familie begrüßt, und man stellte uns Felicity und ihre Tante vor.