cover


Freidenker-Geschichten 

aus dem 

Sauerland



von

Michael Niggemann

 

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm-Chichili Agency

Foto: fotolia.de

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-141-8

MOBI ISBN 978-3-95865-142-5

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

 

 

Danksagung


Mein Dank gilt meiner großen Liebe Alexandra.

Sie brachte mich zum Schreiben. Sie ist mein Antrieb.

Alex, es ist unentliebbar, woll.

Solange wie ät dich gibt, meine Wuchtbrumme, da

gibbät auch den Freidenker, woll.


  

Euer Freidenker.

 

 

 

Freidenker International

Es war mal wieder einer dieser Tage, die plötzlich da sind und nicht mehr aufhören. Voller Spannung öffnete ich den Brief, der ja schließlich vonne Regierung war:

 

Sehr geehrter Herr Freidenker,

bezüglich ihrer Grill-Eskapaden und ihrer respektlosen Verhaltensweise gegenüber Personen des öffentlichen Amtes, sehen wir uns gezwungen, Sie zu einem Deeskalationsseminar vorzuladen. Finden Sie sich bitte am 28.08.2013 um 08:30 Uhr im Hotel Dortmunder Hof in der Borussia Straße 2-15 ein. Das Seminar endet am 30.08.2013.

Gezeichnet,

der Bürgermeister

 

Ich lese dat noch ma und dann schreie ich vor Glück: “Alex, dat gibbät doch nich. Ich hab ein Säminar gewonnen, wo sich die besten Grillers am Treffen sind, woll.“

Schnell vor die Tür und auffen Kallender gucken. Die Sonne steht auffen 27.08.2013 und hat 15:00 auffem Tacho stehn. Dann ma nix wie anne Vorbereitung. Anhänger an den PT-Cruiser und dat Team vonne Grillbereitschaft in ät Dorf an rufen, also mit de Sirene natürlich. Ich stell mich also auf mein Stück Grund und ruf:“ Sirene. Sirene. Sirene.“ Nachen dritten Ton vonne Sirene rollen die Halbleichen aussen Dorf schon an. Der Rundsäulengrill, 100 kg Grillkohle, 40 Liter Schmieröl und 500 Dosen Pilsken. Fertich, woll. Mitte Bereitschaft noch´n Pilsken, Plöpp, Zisch, Gluck, Gluck, “Prösteken“ und dann geht’s annen Tach weiter, wenn dieser ma irgendwann nich mehr an existieren is, woll.

 

Mit quietschenden Reifen kommt der PT-Cruiser um 08:26 Uhr vor dat fuffzehn Sterne Dingens zum stehen. Ausse Boxen vonnen Auto-Plattenspieler dröhnt „Sweet Home Alabamah“ inne Originalaufnahme. Ich steich aussem PT aus. Mein Hut inne Stirn, krummen Hund dampfend auffe Unterlippe und nehme den Kontakt zu den heiligen Boden mit meine Kuhjungenstiefel auf.

Wie aussem Nix kommt son Soldat vonne Uno-Friedenstruppe, also von wegen seine blaue Uniform, auf mich zu stürzen und schreit: “Machen Sie bitte die Musik aus.“

Ich guck den an und sach: “Hömma, General, ich versteh dich sowie so nich, bei die laute Mukke, woll.“

Dann greift der nach mein Schlüssel. Zwangsenteignung. Nich mit den Freidenker, Freundchen.

Nach drei geschickte Griffe, hat ich die UNO-Blaumeise annen Fahnenmast neben die vonne Ammis. Gätz erst ma ein Pilsken. Plöpp, Zisch, Gluck, Gluck. Mitten Kopp in Nacken guck ich nach die Blaumeise, die schreiend im Wind weht.

Dann geh ich mit mich selbst in die Halle vonne fuffzehn Sterne. Eine Brünette, auch im Blaumeisen-Kostüm, kommt auf mich zu und haucht mich an: “Mein Herr, wir haben hier Rauchverbot.“ Ich guck die in ihren nich vorhandenen Ausschnitt, ziehe tief an meinen krummen Hund und sach: “Dat find ich ma richtich gut, woll. Da is wenichtens genuch Sauerstoff für mein krummen Hund vorhanden. Dat nenn ich ma Sörwiss, woll.“

Dann geh ich zu dem Blauhelm ann ät Wachhäuschen und sach: “Hömma, du Spakken. Ich bin hier vonne Regierung beauftragt worden für ein Iwent in euern Häusken, woll. Und keiner geht an den PT-Cruiser. Da is Hai-Teck von ät Feinste in an drinnen geladen, woll. Dat is vonne höchste Gemein-Stufe, verstehse, du Spakken.“

Der Spakken antwortet: “Dann sind Sie, Herr ...“

“Genau“, sach ich.“Und den Namen merkse dir richtich gut, Spakken, woll.“

Unter meine Aufsicht wurde dann dat ganze Äuquippement inne Launch, also sonne Launch is praktisch wie ne Eigentumswohnung in ein Hotel, getragen.

Ich hatte gerade die dritte Dose von ein köstliches Pilsken an mein Hals, da kloppet an meine Tür.

Diesma muss dat einer, direkt vonne Regierung sein. Schwatter Anzuch, schwatte Schuhe und sogar schwatte Haut. Dat nenn ich ma ein Corporight Identity. Der sacht: “Gut Morning, Ször. Ahr ju Mister Freidenker?“ Dat is grillen auf ein höchstes Niveau, denke ich. Inne internationale Sprache. Gätz konnte mein FAU-HA-ES-Kurs mit Ochsfurt-Änglisch zum tragen in ät höchste Gewicht kommen. Ich lech mich also meine Vokabeln zu recht und sach: “Jes“.

Der Schwatte sacht: “Okay, neis tu miet ju. Itt is ä pläsur vor mie, Mister Freidenker. Se Präsident Obahma is wäting vor ju in se Mieting Ruhm. Plies kamm wis mie, Freidenker.“

Ich denk, ich fall von mein Glauben selbst ab. Ich soll mit den Präsidenten vonne Ammis die Deeskalation von ät Grillen an lernen sein. Ich sach zu dem Schwatten:“Jes. But wie nied se Äquippemänt.“

Der Schwatte spricht nen paar Worte in sein Kragen von sein Sakko und schon tauchen weitere Männekes vonne Regierung auf.

Dann stehen wir vor die Tür von dat Säminar. Die Schwatten voller Ehrfurcht. Ich eher voller Pilsken, woll. Als ich in den Raum an treten bin, werd ich von zwei Möbelpackern anne Oberarme festgehalten. Eine dunkelhaarige, 85-Doppel-D, kommt auf mich zu und sacht in besten Hochdeutsch: “Isch bin des Brigittsche, Freidenker. Isch muss disch mal anbacke.“

Als dat Brigittsche dann so vor mir kniet, die Waffe unter meiner Jeans mit ihren Händen abtastet und ich von oben zwischen die 85-Doppel-D bis auffen Teppich an starren bin, stotter ich: “Dat is gätz nich wasse denkst, Brigittsche, woll. Ich hab Alters-Starrre, woll.“

Brigittsche guckt zu mir hoch, meine Alters-Starre noch fest in ihrer rechten Hand, und haucht: “Und isch han gedenkt, des isch die Freud misch zu sehe.“

Ich sach zu ihr: “Wenn es nach den Freud gehen würde, dann wärse heute mein Unter-Ich, woll.“

Auf jeden Fall muss hier ma die Stimmung aufgelockert werden. Einer von den Schwatten bringt erst ma jedem hier ein Pilken. Dat tut gut, um 10:00 Uhr an so ein Tach wie diesen. Der Präsident kommt auf mich zu und fracht: “Kän I drink it, se Pilsken?“ Ich zieh an mein krummen Hund und sach: “Jes, ju kän, du alten Spakken, woll.“

Als se alle so schön an trinken sind und den Kopp in ihren Nacken haben, kümmer ich mich ma um dat Deeskalations-Grillen. Zwei Tüten Holzkohle, 30 Liter Schmieröl, zweimal tief annen krummen Hund ziehen und die Glut anne Rohstoffe innen Grill halten. „Wupp.“ Junge, war dat ne Stichflamme. Und in null Komma nix war dat Zimmer dunkel. Wir hatten wunderbaren Fluchrauch. Herrlich, diese Luft, denke ich. In dat folgende Gewusel konnte ich mit die besten Ochsfurt Änglisch Kenntnisse nix mehr verstehen. Dann fing ät in dat Hotel auch noch an regnen, woll. Da hätt ich auch in ät Sauerland bleiben können, denk ich noch so und lech die ersten Steaks auffen Grill. Dann fallen die ersten Schüsse und ich hör die Bleibrocken an meine Ohrn an vorbei fliegen. Ich sach: “Hömma Jungs, dat Rind is schon tot und liecht schon auffem Grill, woll. Dat musse nich mehr schießen. Dat mit den Deeskalations-Grillen müssen wir aber ganz bei Null anfangen, woll.“

Dann steht Obahma plötzlich hustend neben mich. Ich sach: “Hömma, du Spakken. Du muss mehr Pilsken trinken, sonst kannse die gute Luft nich vertragen, woll. Plöpp, Zisch, Gluck, Gluck. Prösteken, Obahma. Ich sach zu ihm: “Obahma, kennse ol ju kän iht?“

Obahma sacht: “Ja, sicher, du alten Freidenker.“

Ich sach: “Du sprichs Sauerland?“

Der Präsident lacht: “Ja klar, du alten Sauerland-Bukoswski. Meine Omma kommt aus Plettenberch im Süderland.“

Lachend sach ich zu Obahma: “Du bis mir ja ne Marke, du alten Spakken. Komm, wir gehen mit dat Gegrillte und ne Ladung Pilsken innen Keller. Fluchrauch zieht immer nach oben, woll.“

Lachend und Pilsken trinkend führe ich meinen neuen Kumpel durch den Fluchrauch, der inzwischen nicht nur im fuffzehn Sterne Hotel alle Zimmer seine Anwesenheit an zeigen war. Die Wolke hatte inzwischen fünfzich Prozent vonne Stadt Dortmund mit sein schönen, herrlichen, Geruch meine Anwesenheit an zeigen gemacht.

Obahma und ich schlugen uns im Wäsche-Keller schön die Wampe voll und ich erzählte ihm bei unzähligen Pilsken von dat neueste in Sauerland.

Von den Kriech, der um ät Hotel Dortmunder Hof ausgebrochen war, bekamen wir null komma nix mit. Wie denn auch, so knülle, wie wir warn.

Als ich wach werde, war plötzlich wieder son Tach einfach da. Obahma schnarchend und voll wien Amtmann, lass ich ma da liegen. Ich inne Kuhjungenstiefel, Hut auf und erst ma nen krummen Hund an brennen bringen. Dann mach ich mich ma auffen Wech zum Pförtner, wegen Tach zwei von ät Deeskalations-Grillen-Sämiar, denke ich. Als ich die Treppen erfolgreich bestiegen war, steh ich inne Halle, von ät fuffzehn Sterne Hotel. Also, dat ät ma war, woll. Gätz sieht dat eher wie son Bild ausse Tagesschau aus, wenn die Bilder von ein Kriech, von mein neuen Kumpel Obahma an zeigen sind. Als ich da so stehe und die fuffzehn Liter Pilsken durch mein C-Rohr inne Trümmer-Reste laufen lasse, kommt Obahma ausse Kattakomben von ät Hotel Dortmunder Hof.

“Moin, Obahma“, sach ich.

“Moin, Freidenker“, sacht der.

Ich sach: “Hömma Obi (so nenn ich meinen neuen Kumpel gätz), da hasse aber ne ganz schöne Scheiße verzapft mit dein Deeskalations-Grillen. Die Stadt is platt. Und sach gätz nich, dat ät die Schalker warn, woll.“

Obi guckt mich verkatert an: “Wieso Grillen, Freidenker? Dat sollte doch ein Geheimtreffen sein. Du wolltest uns doch ... Dat war wohl ein Irtum?“

Ich sach: “Obi, dat war kein Irtum. Dat nenn ich ma ein Mist-Verständnis.“

Wie durch ein Wunder in solche Geschichten, wie diese hier, steht mein PT-Cruiser noch immer anne gleiche Stelle zwischen all die Trümmers und “Sweet Home Alabamah“ läuft noch auffen Auto-Plattenspieler. Ich sach: “Komm, Obi, steich ein. Wir fahrn gäzt nach Plettenberch und grillen erst ma. Bei ein paar Pilsken fällt uns schon ne Lösung für deine und meine Regierung ein, woll.“

Als wir so inne Trümmer an dat Signal-Iduna-Stadion, also seine Reste, vorbeifahrn, steht Kloppo im Trainingsanzuch vor die Trümmer. Ich halt an, mach die Scheibe runter und sach: “Moin, Trainer, Training fällt erst ma bis auf weiteres aus, woll.“

Kloppo guckt mich an und grinst: “Scheiße, Freidenker. Sach gätz nich, dasse hier zum Deeskalations-Grillen wars.“

Ich lach: “Ja sicher, du Spakken. Man sieht sich, woll.“

 

Drei Wochen später. Es war ma wieder einer vonne Tage, die nich inne Woche und nich Son Tach sind. Sams Tach. Voller Spannung öffne ich den Brief vonne Regierung und lese Alex vor:

 

Sehr geehrter Herr Freidenker,

für die Unannehmlichkeiten am 28.08.2013 im Dortmunder Hof entschuldigen wir uns hiermit bei Ihnen. Von einem weiteren Deeskalations-Seminar nehmen wir hiermit ausdrücklich Abstand.

Der Bürgermeister.

 

Ich gucke Alex an und sach: “Siehse, meine Wuchtbrumme, wer sich mit den Freidenker bein Grillen anlecht, muss mit Fluchrauch rechnen, woll. Bein Grillen gewinnt ein Freidenker immer, woll. “ Plöpp, Zisch, Gluck, Gluck. “Prösteken Alex, prösteken Obi.“

Ich guck dann den Obi an und sach: “Is ja doch gut, dat ät deine NSA gibt. So könn wir dat gut die Spitzel von ät Facebook inne Stiefel schieben, woll.“

Obi nickt und lacht.

Dann halte ich meinen krummen Hund annen Rohstoff von mein Grill und ät macht: “Wupp.“

 

 

Schneeschüppen im Sauerland.

Da schneit ät heut Morgen wie Sau. Ich raus, Schneeschüppe inne Pranke und los.

Nach gefühlte drei Tage später und durchgefroren wie ne Wildsau vorm Abschuß, bin ich fettich. So, gätz erst mal nen Pilsken. Is ja auch nach Zehn.

Ich setz mir die Dose an und würg mir den halben Liter runter, schieb den Kop wieder inne Normalposition und gucke. Allet wieder voll mit die weiße Plörre.

Dann krich ich voll die Lawine inne Fresse, im Schneeschüppenmaß.

Als dat Zeuch wech getaut is und ich wieder Licht inne Augen habe, gucke ich auf meinen Nachbarn, den alten Spacken.

Ich schrei ihn an: “Sach mal, du Pannekop. Wat schmeisste mich den ganzen Schnee auf mein Stück Grund?“

Kaschinskes Jup ruft zurück: “Dat bin ich nich. Dat is Fluchschnee.“

Ich glaub, ich hap nen Sturz im Ohr.

“Fluchschnee, dir is wohl ne Schneelawine ins Gehirn geschneit. Mach die Plörre wieder wech, aber ZZ.“

Der sacht: “Freidenker, du alten Sauerland-Bukowski. Wir ham Nachbarswind und dat gibt Fluchschnee. Da sind mich die Pranken gebunden.“

Ich nimm meine Schüppe und schmeiß ihm seine Fluchschneeplörre wieder auf sein Stück Grund.

Dann sach ich: “Pass mal auf, du Sauerland-Yeti. Wenne nich sofort deine Plörre hier von mein Stück Grund holst, dann hol ich meine Freunde Bofrost und Eismann. Die scheißen dich mit die Schneeplörre voll, bisse die Grenze anne Dachrinne has.“

Dann knallt es. Voll auf mein rechtes Auge. Pappschneeball. Aha! Du wills Krieg, Nachbar. Kannse haben. Schneeballschlacht. Ich gehe in Deckung hinter mein PT und rufe: “Wenne den PT triffst, Yeti, dann frier ich dich inne Truhe ein.“ In der Zeit habe ich ihn geformt. Den gemeinsten vonne Bälle. Eiszappen in vier Teile zerlecht. Dann inne faustgroße Form verpasst. Schön feste drücken.

Pressball. Dat is die Bombe vonne Schneebälle. Und dann mit volle Wucht auf die Stirn vom Yeti.

Gesacht, getan. Dann seh ich die Bombe auffe Stirn von Yeti zerplatzen. Zwei vonne Eisstückchen bleiben schön inne Stirnhaut hängen. Volltreffer. Und die Sau blutet, wie eine abgeschlachtete. Dann hab ich schon die Kabeltrommel angeschlossen und die drei Großraumgebläse angeschlossen. Ich drück den Starter und gute 4 Hekta Schnee fliegen in Lawinenform auf den am Boden liegenden Yeti.

Nach fünf Minuten haben wir uns mit de Freiwillige Feuerwehr durch die 6 Meter Schicht Neuschnee gebuddelt und befreien den Yeti.

Auffe Trage wegtragend, guckt der Spacke noch mal nach mich. Ich guck ihm inne Augen und sach: “Na, Spacken-Yeti. Is Scheiße, wenn der Fluchwindschnee dreht, woll.“

Ach ja, dann hat et getaut und sein Haus is vonne Flutwelle weggespült worden. Interessiert mich nur noch peripher. Zieh ja sowie so inne Wildnis. Hoffentlich is da ein Nachbar, der mit mich Schneeball am Spielen is, woll.

 

 

Osterfeuer im Sauerland.

So, bald issät wieder so weit. Osterfeuer. Dat ganze Jahr für gesammelt. Wie, dat kennen Sie nich? Dann erzähl ich mal von ät letzte Jahr:

 

Tja, zu ein Osterfeuer gibbät hier zwei Sagen. Wobei, dat sagen hier im Sauerland hat natürlich der Freidenker.

Die erste Sage geht ganz weit zurück und kommt aussem Sauerland sein selbst.

Angeblich wurden am Ostersamstag mit einem Feuer die bösen Geister und der Schwefelstinker, als Drachen, vertrieben.

Jau, dachte sich der Drachen-Schwefelstinker, ließ es regnen und verschwand. Da standen sie da, die Sauerländer Spakken und hatten kein Feuer mehr. Bisher hatte dat Feuer immer der Drachen an brennen gebracht. Zu dieser Zeit hieß dat auch nicht Osterfeuer, sondern Osterregen.

Kurz darauf wurde dann wohl dat Feuerzeuch erfunden.

 

Die zweite Sage, also meine, sacht, dat Bratwürstken, Pilsken, Schmier-und Altöl, Sperrmüll, Trecker-Reifen erfunden wurden, damit ät ein Osterfeuer geben kann.

Jau, gätz kommen wieder die vonne Umwelt. Freunde, ich kann euch sagen, dat wir mit Schmieröl hier allet machen. Wenn ät irgendwo an Quietschen is, kommt Schmieröl rein. Dewegen gibbät bei uns auch kein Zalando-Mann. Selbt, wenn ät im Herbst, von ät Pärchen ma ne Trockenphase gibt, kommt Schmieröl inne Trockenzone. Na gut, ich geb ät ja zu. Inne Kartoffel und in Gemüse schmeckt ät immer ein bisken nach Schmieröl. Dafür brauchse kein Fett inne Pfanne für die Bratkartoffeln.

 

Dat ganze Jahr wird gesammelt und aufen höchsten Punkt von Plettenberch gebracht. Dat is auf den Stück Grund, dat meins is. Den so genannten G-Punkt.

Von den Punkt an kannse allet erreichen und sehen.

An Karl seinen Freitag, nachem angrillen, wird geschichtet. Dat is wichtich, dat da Profis bei sind.

Da kommt wat zusammen. 60.000 Liter Schmier-und Altöl. 400 Tonnen Spermüll. Gute 50.000 Reifen.

Und dann kommt der Moment, an Ostersamstach. Ein Hölländer darf, nach gute alte Tradition, dat Feuer an zünden bringen. Mit ein geschenktes Feuerzeuch vonne Stadt. Dat ist immer ein Spass, für uns. Vonne Verpuffung sehen die immer aus wie Laudas Niki und sind den ganzen Abend noch am dampfen. Wir wissen dat ja und nehmen guten Abstand, aufem Berch gegenüber. Nur die ganzen Holländer lasse wir aufem G-Punkt. Bei 3500 Grad plus sehen die alle aus, wie ne Frikandel, die aufem Rost vergessen wurde.

 

Ne, wat is dat herrlich, wenne in den dunklen Abend, den Feuerpilz innet Universum ziehen siehst.

Dat erinnert mich immer anne Bilder vonne Versuche in Nordkorea, obwohl ich dachte, dat die gar keine Osterfeuer machen. Und schon gar nich im Sommer.

Wobei dunklen Abend is nich ganz richtich. Dat wird ja noch im hellen an zünden gebracht. Dat is dann der Vorteil von ät Altöl und die Gummireifen. Dat gibt um 16:00 Uhr schon eine Stimmung, wie inne Dunkelheit. Und der Rauch is gesund für de Lunge und Bronchen. Ich rauch mich trotzdem immer den krummen Hund. Dann greifse inne Tasche und hols eine vonne sechs Grillwürstken mit die Sechshormone raus. Schön an selbstgeschnitzten Stock und inne Luft halten.

In zwei Minuten issät gar. Herrlich. Dann ein schönet Pilsken aussem Löschfahrzeuch vonne freiwillige Feuerwehr zapfen. Dat is Osterfeuer in Sauerland.

 

Ich halt den Kop in Nacken und lasset laufen. Schönen halben Liter vonne köstliche Gerstenbrühe und die 6,5 Liter Maschine hat den ersten Sprit in sein Tank.

Dann bring ich meine Birne inne normale Position und er steht wieder vor mir, hier der Dert Väder vonn Kriech der Zeitung, hier St. Pauli Report, ne Sterne.

Wat will der denn gätz von mich? Ich sach: “Hö ma, Rudi Rüssel. Wie willse die Bratwurst haben?

Mit deinen Schnorchel ansaugen oder in Pilsken aufgelöst?“

Dann sacht der: “Sir, ar ju the Freidenker end räsponcibbel vor sis Isterfeier?“

“Jes, end wär ar ju,“ sach ich mit mein bestet Ochsenfurtenglsich.

Dert Väder sacht: “Ei äm from se Nasa. Wie got a piktschur from eh Satteleit. Deirecktli ower Plettenberg. End it wos the grätest Atompilz we häf ewer szon. Wie krost wis auer Späsz Schattel sis Atom-Pils änd mast mäk a Notlandung hier on sis Stück Grund.“

Plettenberch hatte ich deutlich verstanden. Ansonsten war den sein Ochsfurt mehr amerikanisch.

Ich sach: “Pass ma auf, hier Kapitän Iglo. Wenn ät hier Pilze gibt, dann sind dat die Pilskes in unsern Löchfahrzeuch vonne freiweillige Feuerwehr. Und dat mit den Rauch is nich meine Schuld. Dat war der Fluchwind. Und dein Spass Schattel steht hier auf mein Stück Grund und is inne Stunde wida verschwunden. Und zwar ZZ.“

Ja, wat wills denn gätz von mich, Rudi Rüssel“, fragte ich den Bär vonne Nase.

Der Rüsselträger sacht: “Wie sent an Alarm tu sie NATO. Änd the NATO diesceid tu drück on se räd Knopp. Wie will get än Atom-Wahr.“

Ich sach: “Dat is mich doch egal, du Spacken-Rüssel. Wir sind hier an feiern dran. Dat is der Tach, für Pilsken und Würstken. Da musse mit dein Atom-Wahr noch bisken warten, woll. - So, Jup und Erwin. Gätz kricht dat Männeken erst ma Pils und Würstkes in sein Aquarium.“

Gesacht, getan. Mit die Flex sein Panoramaglas aufgeschnitten und sein Aquarium aufgetankt.

Dat sah lustich aus, wie er hinterm Glas am schlucken war und die Würstkes vor sein Gesicht rum schwammen.

Dann hab ich den auch nich mehr gesehen. Inne Zeitung stand, dat ein Suchtrupp vonne Nasenbärn ihn vier Wochen später in Schmallenberch gefunden ham. Da hat der Spakkes immer noch 4,7 Promille in Blut gehabt.

 

Als ich die 6,5 Liter Maschine vollgetankt hatte, schluch die erste Rakete ein. Direkt in den G-Punkt. Ach du breite Scheiße, dachte ich. Und. Nix passierte. Blindgänger.

Siehse!, denke ich, um nen Atompilz annen G-Punkt zu erzeugen, brauchse einen der Ahnung hat.

Gut, dat die hier den Freidenker ham.

Frohät Osterfeuer-Fest von euäern Freidenker.

 

 

Neues vom Freidenker aus sein neuät Dorf.

Ich trete voll auf ät Pedal von dat Gas von mein PT-Cruiser. Durch ät neue Dorf. Volle Pulle.

Die Bordbar voll aufgetankt mit Pilsken. In ät Cassettenteil mit diese neuen, dünnen Scheiben, voll die Lieblingsmukke vonnen Freidenker. Zoff mit Sauerland. Aber volle Pulle, woll. Und ich jage mit den PT durch dat Dorf. In ersten Gang. Linke Hand dat Rad mit der Lenke. Rechte Hand dat Fläschken mit dat Pilken drin. Alle Türen und Fenster von ät Dorf gehen auf.

„Oh, geil, denke ich. Die finden Zoff mit Sauerland gut. Da dreh ich meine Bose-Anlage innen Cruiser noch mal um 180 Grad nach oben hin, woll.

Die Leasing-Leichen vonnen Milchwagen gucken leicht gekränkt, als der Teil innet Lied kommt: “Wo die Mädchen noch jünger als die Kühe sind.“

Ich bin in meine 40zichste Runde mit mein PT durch ät Dorf. Dann muss ich anne Box zum Urinwechsel.

Da steh ich nu so auffe Brücke, inne Gummistiefel, ziehe an meinen krummen Hund, den Hut ausse Stirn und pisse in die Grüne.

Da kommt der Dorf-Sheriff.

“Guten Tach, Herr Freidenker.“

Ich dreh mich um, dat Absperrventil vonne Schulddrüse war noch offen, und sach: “Wenn mich son blauät Marsmännchen wie du anspricht, wird dat wohl kein guter Tach mehr, woll.“

Dann fängt dat Männchen an zu schreien, weil ät an seine Beine runter geguckt hat, woll.

“Sie haben mich angepisst, Freidenker.“

Ich zieh an mein krummen Hund und sach: “Dat war Fluchpisse, Grünspan.“

“Das gibt eine Verwarnung.“

Ich sach: “Gelbe Karte, Waldmeister. Hasse doch schon anne Hose.“

Der Waldmeister riecht an mich und sacht: “Sie haben doch getrunken?“

Ich sach: “Trachtenmeister, wenn ein Mensch nich trinkt, gät er tot, woll.“

Der Uniformierte: “Ich will jetzt, das sie blasen.“

Ich sach: “Hör ma Meister vonne Schützentruppe. Wenn de dir einen blasen lassen wills, dann nimm dir hier eine von Milchwagen. Von der Friedhofstruppe, hier, woll.“

Der Schützenoberst: “Ich werde jetzt ihre Pilsken konfiszitieren, vereinnahmen, beschlagnahmen, wegtrinken.“

Ich zieh mein Hut inne Stirn, ziehe an mein krummen Hund, dat die Glut wir dat Parkett vonnen Schwefelstinker aussehen tut, und schieb meine Brille vonne Sonne auf die Spitze von meine Nase: “Gätz pass ma auf, du Blaumeise, du Freiheitsbremse in Uniform, du Fehler vonne Frauenbewegung,du letzter vonn alle Samen, die deine Mutter jemals erreicht haben. Du sprichs hier mit mich. Den Freidenker von ät ganze Sauerland. Den Nachfolger von Bukowski. Den Freiherrn aller Pilsken. Der Erfinder vonnen Fluchrauch. Den einzigen Mann, der Alice Schwarzer einen verbalen Orgasmus bereiten konnte ... Und du, Poliz-Ei, willst an meine Pilsken ran. Ich scheiße dich mit meine Worte zu. Ich lass dich Zungenküsse von mein Freund dem Schwefelstinker geben ...

Ich guck an den runter. Gätz hatte seine Hose auch von innen gelbät Pippi anne Farbänderung.

 

Allät inne Ordnung, wieder in Dorf. Freidenker was here. Mit his Mucke und Pilsken.

And it burns, burns, burns. The Pils of fire. The Pils of fire.

 

 

Neues vom Freidenker und dem Sheriff.

Gestern tucker ich so mit mein PT durche Freiheit von ät Sauerland. Krummen Hund auffe Lippen, Sweet home Alabahmah auf meine dünne, runde Kassette und volle Pulle bis nach hinten zum Anschlach. Die linke an dat Rad zum Lenken und inne rechte ein schönät Pilsken.

Gleich bisse bei deine Alex!, denke ich noch so. Dann seh ich dat blaue Männeken am Straßenrand und wedelt mit seine blinkende Kelle inne Gegend. Ich grüße ihn mit meine rechte und dem Pilsken und guck ma aufen Tacho. 130. Für ne 100er-Zone is dat angemessen, woll. Und geblitzt had ät ja auch nich. Is ja auch strahlend blauer Himmel. Vielleicht nen Fluglotse von Paderborner Flughafen, denke ich und ziehe an den krummen Hund.

Dann seh ich links von mir den blau-weißen Wagen und den Fluglotsen. Mit seine blinkende Kelle fuchtelt er rum. “Die sind bestimmt von blauen Kreuz und sammeln Pilsken“, denke ich und fahr ma rechts ran.

Der Fluglotse stürmt auf mich zu und ich erkenne ihn. Der Dorf-Sheriff.

“Wissen Sie eigentlich, wie schnell Sie gefahren sind, Freidenker?“

Ich guck den Sheriff an, zieh an den krummen Hund und schicke ihm ne Ladung Fluchrauch: “Wie soll ich dat den sehn, Fluglotse? Ich hatte doch den Kop in mein Nacken zum Pilsken trinken, woll. Aber wenn dat hier ein Quiz sein soll, dann nehm ich gätz den Telefonjocker.“

Dat blaue Männeken springt im Dreieck und brüllt mich an: “Allgemeine Verkehrskontrolle!“

Ich mach mir noch nen Pilsken auf und biete ihm auch ein an. Dann sach ich: “Freidenker, mein Name. Deiner is schon Scheiße. Nenn dich doch einfach Kellen-Hulk.“

Dem Kellen-Hulk pulsiert seine Halsader mindestens auf 8 Bar und hat den roten Bereich schon überschritten. “Ich will sofort Ihre Papiere sehen, Freidenker.“

Ich gucke mich im PT um. Taschentücher, St.Pauli-Report und Tageszeitung.

“Hier, Hulk. Kannse haben. Aber wix mir der Report nich voll, woll.“

Dat grün von sein Gesicht wird jetzt knallrot. Ich sach: “Brauchs dich doch nich schämen, Hulki.“

Die 8 Bar pumpen wie verrückt. “Ich will den Schein sehen.“

Ich zieh meinen Hut ausse Stirn und mache meine Tür auf. Dann stellt sich die Statue vonne Freiheit mit 183 Höhen-Centimetern plus die 7 von meine Stiefel vor dem 155 Zwerch-Centimetern auf. Ich kippe meine Asche auf seinen grünen Kop-Aschenbecher und sach dann: “Gätz pass ma auf, du Grottenolm. Wenne Scheine brauchs, gehse innen Lotto-Laden. Da krisse die, woll. Und pump mich nie wieder um nen Schein an. Sonst kürz ich dir die Schulddrüse auf Minimalfunktion, woll.“

Dann is der Hulk inne mächtige Ohne gefallen. Ich hab ihn mit sein Blinklicht und sein Auto annen Funkturm festgebunden.

Dann wieder innen PT und mich angemessene 180 Klamotten und “Sweet Home Alabahma“ mit ein Dezi-Bäll von eine 30 Mann-Kapelle Dorfköter wieder zurück inne Heimat.

Dann schön Pilsken getrunken von den Sonnenuntergang bis sein Aufgang.

Mit dat letzte Pilsken inne Flurke les ich die Kopp-Zeile vonnen Süderländer Tagesblatt.

Boing 737 landet auf Sauerländer Wiese.

Guten Job gemacht, Dorf-Sheriff, denke ich und zünde mir nen krummen Hund an.

 

 

Alters-Starre

Kurz nachem Tag vonne 48 Geburt, da ging dat los, woll. Immer wenn ich ins Bett am Liegen war, dann kam diese Starre in mich. Da konnte ich mich legen, wie ich ät gern gehabt hätte. Nix. Dat Starre ging nich mehr wech. Ich dachte: “Na gut, Starre. Wat du kanns, dat kann ich auch.“ Ich hatte dat Starre quasi inne Augen. Also, wegen anne Beobachtung. Immer wenn ich die Auge an zumachen war, starrte mich die Starre an. Wenn ich die Augen an aufmachen war, blieb se einfach starr. Dat is gätz schon fast seit ein Jahr so. Mein Arzt, also eine Frau, sie is ja noch Arzt, heißt ja auch nich Frautin, sacht: “Dat is Alters-Starre, Freidenker.“

Dat hat mich getroffen. Und gätz starre ich so vor mich hin. Dat muss ich wohl gätz so hinnehmen, mit mein Alter. Immer sonne starre.

Da wirse ja erfinderisch. Ich lech mich z.B. zum Pinkeln auf die Brille.

In Supermarkt is mir dat noch peinlich. Ich bleib immer mit die Starre in Einkaufswagen hängen.