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Table of Contents

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Leseprobe

Kris Benedikt …

Noch mehr spannende und witzige Geschichten

Impressum

Mein Kater vom Mars

Her mit dem Stoff!

 

 

Science Fiction

von Kris Benedikt

 

 

Die Bücher aus dem Hut

 

 

 

Für alle Liebhaber grüner Katzen

 

 

 

 

 

 

 

 

Surfen auf dem Mars? Völlig unmöglich!?

Mike ahnt nur noch nicht, in welch wildes Abenteuer er bald verwickelt wird.

 

Weil sein bester Freund Bass nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, muss Mike den gemeinsamen Surfurlaub auf Teneriffa absagen. Er muss in München bleiben und auch noch mit einer reichlich merkwürdigen Familie aus England zurechtkommen, die mit Mikes Eltern für die Urlaubszeit das Haus getauscht hat:

„Mit den Youngbloods stimmt etwas nicht. Sie sind mit einem Kastenwagen voller Kisten angereist, fünf Stück insgesamt. Die Kisten sind nicht besonders schwer. Das weiß ich, weil ich eine reingetragen habe. Was mag da wohl drin sein?

Julia ist spindeldürr und hat winzige Zähne. Außerdem ist sie leichenblass. Ihre Haut schimmert sogar grünlich, total irre, als wäre sie ein Geist oder so. Aber wenn sie rote Grütze ist, wird ihre Haut vorübergehend rosig. Und sie isst Unmengen davon.

Everett ist Astrophysiker, sieht aber eher wie ein Bauarbeiter aus. Nova, die Tochter der beiden, scheint ganz in Ordnung zu sein. Die einzig Normale in der Familie. Nur ihre Haare sind merkwürdig. Ach ja, und ihre Augen sind groß wie Untertassen.“

Als Julia und Everett Youngblood plötzlich verschwinden, hat Mike nicht nur die verzweifelte Nova, sondern auch noch einen frechen grünen Kater am Hals. Auf der gemeinsamen Suche nach den Youngbloods geraten die drei in ein Abenteuer, in dem sie ziemlich nasse Füße kriegen, und das nicht etwa in der Isar, sondern auf dem Mars!

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Die Welle

Mir war heiß, denn unter dem T-Shirt und der Jeans trug ich meinen Neoprenanzug. Im Nacken aber spürte ich eine Gänsehaut. Was mein bester Freund Bass und ich vorhatten, war im Grunde der helle Wahnsinn.

„Die Eisbachwelle ist fällig, Mike“, hatte er am Tag davor im Fun & Sport Shop großspurig erklärt.

„Ja ja“, hatte ich gemurmelt und den Blick über die Riesenauswahl bunter Surfbretter schweifen lassen. Womit würde ich eleganter über das Meer jagen können? Mit dem bananengelben Shortboard oder mit dem weltraumblauen Malibu-Board?

Ich brauchte unbedingt das ultimative Board. Dafür hatte ich zwei Jahre lang an Weihnachten und den Geburtstagen Gutscheine gesammelt. Mit vierzehn war es höchste Zeit, nicht mehr auf geliehenen Kinderbrettern zu stehen, die schon von x anderen zerschrammt worden waren.

Jetzt ging es also zur Eisbachwelle. Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber irgendwie reizte es mich doch. So trottete ich neben Bass her, mein nagelneues Board unter den Arm geklemmt.

„Echt ultimativ, dein Malibu-Board.“ Bass grinste. „Ultimativ blau. Wenn du das im Meer verlierst, findest du es nie wieder.“

Seit ich ein einziges Mal die Leine, die das Board mit einem Fuß des Surfers verbindet, nicht richtig festgemacht hatte, musste ich mir die aberwitzigsten Geschichten über verlorene Surfbretter anhören. Kühl wie ein Katastrophenforscher führte mir Bass gern all die Schrecken vor Augen, die ich auslösen konnte. „Stell dir vor, du verlierst dein Surfbrett und es kommt ein Raddampfer. Das Rad schluckt das Board. Das Board blockiert das Rad. Die Maschinen des Dampfers laufen heiß. Der Druck bringt den Kessel zum Explodieren. Ein Loch im Maschinenraum. Die Passagiere in Panik. Sie springen ins Wasser - was dumm ist. Denn da kommt ein Hai …“

Doch diesmal sagte Bass nur: „Ein Board in Wasserblubberblasenblau, ausgerechnet.“

„Weltraumblau“, korrigierte ich.

„Egal, auf jeden Fall nicht sehr gü-üünstig!“ Seine Stimme überschlug sich. Nicht etwa vor Aufregung. Bass würde nicht einmal panisch werden, wenn er geradewegs über einen Hai hinwegsurfte. Doch seine Stimme machte, was sie wollte. In den dümmsten Momenten kippte sie und produzierte lächerliche Gickser.

In seiner Basketballmannschaft: „Los, gib doch ab. Ich krieg ihn rei-iin.“

Auf dem Schulhof: „Timo, ich prügle mich nicht mit dir. Ist doch Ki-iinderkram.“

Vor dem Kino: „Hey, scharf - im Zweier läuft ein Agenten-Thri-iiller.“

Jetzt meinte Bass versöhnlich: „Nach den ganzen Surfurlauben schaffen wir die Eisbachwelle locker!“

„Wenn wir gegen den Beton der Uferbegrenzung knallen, dann ist das Board hin“, konterte ich.

„Unsi-iin, das gibt höchstens ein paar Kratzer.“ Mit ausgestrecktem Arm wies er auf den Weg, der sich hinunter zum Wasser schlängelte. „Und wann, wenn nicht heute?“

Richtig. Es hätte kaum einen günstigeren Zeitpunkt geben können. Meine Eltern waren mit meiner Schwester schon vor ein paar Tagen nach England in den Urlaub abgedüst. Also hatte es keine unangenehmen Fragen gegeben, wo ich mit Board und Neopren-Anzug hinging. Sarah und Helmut Tack, die Eltern von Bass, waren im Packwahn. Nur noch achtzehn Stunden bis zum Abflug nach Teneriffa, wo ich seit vier Jahren jeden Sommer mit den Tacks hinflog, um in El Médano Wellen zu reiten.

LEBENSGEFAHR, warnten die Schilder, die das Ufer des Eisbachs säumten. Es war strengstens verboten, an dieser Stelle zu baden. Vor allem war es untersagt, Gegenstände in das Wasser einzubringen, die zum Surfen geeignet sind, wie die Schilder in prächtigem Beamtendeutsch verkündeten. Und genau darum faszinierte uns die berühmte Eisbachwelle am Eingang zum Englischen Garten in München.

Nirgends sonst schwillt der Eisbach so wild an. Surfer aus der ganzen Welt ignorieren die Schilder und wagen sich auf die Welle. Nicht nur, weil sie eine sportliche Herausforderung ersten Ranges ist, sondern auch, weil man hier immer Publikum hat.

Am Ufer gab eine regelrechte Schlange, in die wir uns einreihen mussten. Die anderen Surfer waren älter und vermutlich erfahrener als wir, aber sie hielten sich oft nicht mal eine Minute auf der tosenden Welle.

Als ich zögerte, aufzuschließen, schubste mich Bass weiter. Bald war nur noch ein Surfer vor uns an der Einstiegstelle. Sein Glatzkopf wirkte sehr aerodynamisch. Auf der Welle schwankte ein Typ mit Zopf. Kein Wunder, so wie er mit den Armen wedelte! Er verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten.

Von der Brücke war das Gelächter der Schaulustigen zu hören, die dort den besten Blick auf die Künste der Wellenreiter hatten. Das Board des Zopfträgers flog durch die Luft und traf ihn fast am Kopf. Gurgelnd tauchte er in der Gischt unter. Die Strömung trieb ihn fort. Zwanzig Meter weiter erschien er prustend am Ufer und zog sich mühsam an Land.

„He, Sebastian Tack - du hast ja nicht mal ein Surfbrett dabei, da gehst du ja noch schneller unter als der von eben!“, rief jemand von der Brücke. Herrje! Ausgerechnet Timo und seine beiden schwachköpfigen Kumpels beobachteten uns.

„Oder bist du ein Fisch, Bass?“, krähte Timo.

Bass stöhnte.

Auf der Welle tanzte der Glatzkopf. Er versuchte eine Drehung, doch er war zu langsam. Das Wasser griff sich sein Board und ihn gleich mit.

„Genau, ein stummer Fisch.“ Schwachkopf Nummer eins begann, Beatbox-Geräusche zu machen.

Timo rappte dazu:

„Der Bass sieht aus wie ’ne Wurst in der Pelle,

doch er traut sich nicht auf die Eisbachwelle.

Wir möchten den Bass gerne surfen sehn,

doch bestimmt wird er gicksend untergehn.“

 

Nun war ich direkt am Einstieg. Ich starrte noch wie hypnotisiert in die Welle, da riss Bass mir das Board aus der Hand und sprang. Das Wasser spritzte, als er aufklatschte. Doch er stand, kurvte nach links und nach rechts. Die Turns sahen kinderleicht aus. Timo und die Schwachköpfe hielten endlich die Klappe.

Ich fragte mich, woher meine Bedenken gekommen waren, die Eisbachwelle auszuprobieren. Hatte ich die Waghalsigkeit der Eisbach-Surfer überschätzt? In Bass’ Gesicht spiegelte sich volle Konzentration. Er würde doch nicht …

Urplötzlich schnellte Bass samt Board um die eigene Achse. Eine volle Drehung. Und er stand! Erst jetzt blickte er hinauf zur Brücke. Aber Timo und die Schwachköpfe waren verschwunden.

Es war nur ein Augenblick, in dem Bass nicht auf das Wasser achtete. Ein entscheidender Augenblick. Ein mächtiger Schwall drückte das Board zur Seite. Es knallte gegen die betonierte Uferkante und Bass fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht ins Wasser. Dann riss ihn die Strömung mit sich.

Ohne nachzudenken, sprang ich hinterher. Die Gischt tobte vor meinen Augen. Bass war schon weit abgetrieben. Es dauerte ewig, bis ich sein Bein zu fassen bekam. Beach-Volleyballer eilten mir zu Hilfe und hievten mich und Bass ans Ufer. Wir waren bereits mitten im Englischen Garten. Jemand rief per Handy den Notarzt.

Als Bass auf die Krankentrage des Rettungsdienstes gehoben wurde, hielt er sich die Hüfte und stöhnte: „Hey, dein Board ist spitze, Mike.“

 

Nach der rasenden Fahrt im Krankenwagen zog sich die Zeit. Man untersuchte mich und befand mich für unverletzt. Ich bekam trockene Klamotten und eine Tasse lauwarmen Kamillentee.

Als die Tacks eintrafen, hockte ich im Krankenhausflur. „Warte hier, Mike. Wir nehmen dich nachher mit zu uns nach Hause.“ Dann eilten sie den Korridor entlang, in den auch Bass auf einem Krankenbett gerollt worden war.

Ich hatte keine Ahnung, wie schlimm seine Verletzungen waren. Vor meinem geistigen Auge sah ich immer wieder, wie er vom Eisbach verschluckt wurde. Und mit ihm das Board.

Herrje, wo war das Board eigentlich? Bass hätte einfach nur die Leine am Fuß befestigen müssen. Shit!

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Bye-Bye, Teneriffa

Am nächsten Morgen hatte ich immer noch das Gefühl zu warten, dabei saß ich bei den Tacks am Frühstückstisch und alle Fragen waren längst beantwortet.

Der schlimmste Fall war eingetreten. Bass hatte eine Hüftfraktur, die Teneriffa-Reise musste abgesagt werden. Während Sarah Tack heulend die Koffer auspackte, telefonierte Helmut Tack in der Welt herum: Reisebüro, Versicherung, die Freunde in El Médano, mit denen wir zum Surfen verabredet waren. Und jetzt auch noch die Polizei.

Ich kam mir vor, als wäre ich auf einer einsamen Insel gestrandet. Schlimmer. Auf einem einsamen Planeten. Wo sollte ich hin? Ich hätte zu meiner Familie nach England fliegen können, aber ich wollte in München bleiben, um Bass so oft wie möglich im Krankenhaus zu besuchen. Die Tacks hatten mir angeboten, bei ihnen zu wohnen, aber was sollte ich allein bei den Eltern meines Freundes?

Sarah putzte sich die Nase und sah mich aus verquollenen Augen an. „Du möchtest am liebsten nach Hause, stimmt’s?“

Ich nickte seufzend. „Aber da wohnen ja nun diese Leute aus Cornwall.“

Unser Hinterhofhaus mit der tollen Dachterrasse gehörte für die nächsten zwei Wochen einer Familie, mit der meine Eltern über eine Internet-Haustauschbörse das Domizil getauscht hatten.

„Die Youngbloods“, sagte Sarah. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass sie zu dritt sind. Dein Zimmer wäre also noch frei. Und falls sie dir nicht sympathisch sind, kannst du jederzeit bei uns anklopfen.“

„Danke.“ Ich war so erleichtert, dass ich mich von Sarah sogar in den Arm nehmen ließ.

Helmut legte das Telefon weg. „Mensch, Mike, warum musstet ihr diesen Unfug machen?“

Das fragte ich mich schon die ganze Zeit. „Es war eine blöde Idee“, gab ich zu. Dass die Idee von Bass stammte, behielt ich für mich.

„Dein Surfbrett ist übrigens nicht wieder aufgetaucht. Der Polizist meint, dass sich das bestimmt jemand unter den Nagel gerissen hat.“

Ich schluckte meinen Kummer hinunter. Der Verlust tat weh, aber was Bass passiert war, war schlimmer.

Ich nahm meinen Koffer, bedankte mich bei den Tacks und ging heim. Es war ja nur um die Ecke. Dort kramte ich den Schlüssel aus der Jeanstasche und schloss das Tor auf, durch das man in den Hinterhof gelangte. Es war wie Heimkommen und dann doch wieder nicht ... Blöde Situation. Ich durchquerte das Vorderhaus und trat in den Hof, der gleißend hell in der Mittagssonne lag.

Alles in mir sehnte sich nach Meer und Wellen. Nächstes Jahr wieder, tröstete ich mich und ging zögernd zur Haustür, vorbei an einem Wagen mit englischem Nummernschild. Ein ziemlich großer Wagen für eine dreiköpfige Familie, fast schon ein Kleinlaster. Die Heckklappe stand offen. Ich warf einen Blick hinein und sah zwei Holzkisten.

„We’ve been expecting you“, sagte jemand leise.

Ich wurde erwartet?

Ich drehte mich um und starrte in riesige, verspiegelte Brillengläser. Sie gehörten zu einer Frau, die bleich war wie die Wand. Zusätzlich zur Sonnenbrille trug sie einen breitkrempigen Sonnenhut, ein langärmliges, bodenlanges Kleid und Handschuhe.

„Äh, ich, äh …“, sagte ich erst einmal dümmlich, schwieg dann lieber und hörte brav zu. Gott sei Dank war Englisch eines meiner Spitzenfächer.

„Du bist Michael Weber, nicht wahr.“ Die Stimme der Frau klang dünn, aber freundlich. Obwohl sie Engländerin war, hatte sie einen Akzent, vielleicht kam sie aus einer Gegend, in der ein Dialekt gesprochen wurde. „Deine Mutter hat uns Bescheid gesagt, dass du wieder hier wohnen würdest, weil deine Reise ins Wasser gefallen ist.“

Es verblüfft mich immer wieder, wie gut Mütter-Telefonketten funktionieren. Gestern Abend hatte Sarah Tack meine Mutter in England angerufen, um ihr zu erzählen, was passiert war. Und nun musste sie auch noch die Information nachgeliefert haben, dass ich auf dem Weg nach Hause war, woraufhin meine Mutter wohl gleich Mrs Youngblood Bescheid gesagt hatte.

„Hallo, Mrs Youngblood“, sagte ich höflich.

„Du kannst mich Julia nennen.“

„Oh, wunderbar, jemand, der mithelfen kann.“ Der Mann, der sich da über mein Erscheinen freute, war deutlich älter als Julia Youngblood. Seine Haare waren an den Schläfen schon weiß. Sein Hemd hing halb aus der Hose und seine Schnürsenkel waren offen. Er war ungekämmt, schlecht rasiert und verschwitzt, aber seine Augen mit den tiefen Lachfalten sahen gewitzt und intelligent aus. „Könntest du bitte diese Kiste tragen?“, fragte er mich. „Julia nimmt dafür deinen Koffer.“ Der Mann streckte eine schwielige Hand aus. „Ich bin Everett. Schlimmer Unfall, ganz ganz schlimm.“

Ich brauchte einen Moment, um zu kapieren, dass Everett Youngblood auf die Eisbachwelle anspielte. „Ja, das war ein großer Schock.“ Ich ergriff erst die angebotene Hand, dann nahm ich eine Kiste hoch. Sie war nicht so schwer, wie ich befürchtet hatte.

„Wo soll ich sie hinbringen?“, fragte ich über den Rand hinweg.

„Nach oben.“

Everett folgte mir mit der anderen Kiste. Wir ächzten die enge Treppe hoch.

Was mochte da wohl drin sein? Ich wollte gerade fragen, da öffnete sich die Tür zum Zimmer meiner Schwester und ein Mädchen kam heraus, etwa in meinem Alter. Sie hatte riesige, dunkle Augen und glänzende, blonde Haare mit weißen und grellroten Strähnchen, die sie stachelig nach oben gegelt trug. Sie war so zierlich wie Julia, aber nicht ganz so blass, und auch ihre Stimme klang solide, als sie sagte: „Achtung, der Teppich.“

Sie bückte sich und schob den langen Flokati zur Seite, der auf den Holzdielen im oberen Flur lag. Von dort ging es in den Wintergarten, der zur Dachterrasse führt. Drei Kisten hatten bereits den Weg hierher gefunden.

Ich stellte die Kiste ab, drehte mich um und schaute in große Augen. Verlegen wollte ich den Blick senken, da grinste das Mädchen mich an.

„Ich weiß, dass ich seltsam aussehe. Aber ich steh auf verrückte Frisuren. Mein Dad hat mich Nova genannt, weil es ihn an eine Supernova erinnert. Er ist Astrophysiker. Und ich dachte: Dann probiere ich doch mal aus, ob ich mir eine Supernova-Frisur machen kann.“

Was redete sie da für wirres Zeug? Supernova! War das eine weibliche Version von Superman? Und was hatte das damit zu tun, dass ihr Vater Astrophysiker war?

Sie zwinkerte fröhlich und klopfte mit den Fingerknöcheln auf eine der Kisten. „Wir sind keine Schmuggler, falls du das denkst. Aber frag lieber nicht, was da drin ist. Am besten wunderst du dich über gar nichts, vor allem nicht über meine Mum.“

Die rief in dem Moment mit ihrer dünnen Stimme kaum hörbar von unten: „Zeit zum Mittagessen.“

Everett sagte, er müsse sich erst frisch machen. Nova und ich gingen zusammen runter.

Es war seltsam, eine fremde Frau in unserer hellen Holzküche werkeln zu sehen. Ich blieb in der Tür stehen und beobachtete Julia, die mit gesenktem Kopf Salatblätter zupfte. Ohne Hut, Handschuhe und Sonnenbrille bekam ich einen besseren Eindruck von ihr. Die weiße Haut ihrer Hände schimmerte fast grünlich, oder bildete ich mir das ein? Als sie aufsah, wäre ich beinahe erschrocken zurückgewichen. Julias dunkle Augen waren noch größer als die von Nova und wirkten wie riesige Löcher in ihrem wachsweißen Gesicht.