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Vorwort des Herausgebers

»Was gegen die Natur ist, ist (...) ohne Bestand«
Alexander von Humboldt

 

»Wir brauchen eine angemessene Gleichzeitigkeit,

eine Balance zwischen Strenge und Phantasie«

Gregory Bateson

 

Natürlich konnten sich Alexander von Humboldt (1769–1859), der große deutsche Naturforscher, und Gregory Bateson (1904–1980), der geniale amerikanische Anthropologe, nie begegnen. Wenn man aber beide kennt, fallen einem erstaunliche Parallelen ein. Beiden war es ein Anliegen, ja ein immanenter Zwang, die Erscheinungen des Lebens nicht isoliert zu betrachten. Keine abgeschlossene Fachwissenschaft zu schaffen, die von anderen Themenfeldern nicht berührt wird. Sondern das genaue Gegenteil: Brücken zu bauen, Verbindungen herzustellen und Parallelen zu ziehen, zwischen scheinbar Getrenntem, und doch zutiefst Verbundenem. Bei Bateson nannte man das später systemisch-kybernetisches Denken. Alexander von Humboldt war der Pionier dieser Arbeitsweise.

Die Basiswissenschaften Humboldts waren die Geologie und Geographie – sie brachten ihn in Gegenden, ließen ihn Forschungsgegenstände aufsuchen, an denen er sich dann ganz entfalten konnte. Diese Terrains sah er als Biotope, in denen alles wechselwirkt. Warum hört an einem bestimmten Breitengrad in einer bestimmten Höhe der Baumbewuchs auf? Wie kann jene Pflanze in einer staubtrockenen Wüste überleben? Warum bündeln sich in den Tropen die Lebensformen der Flora und Fauna in so exorbitanter Weise? Dieser Art Fragen ging Humboldt – als erster »ganzheitlich denkender« Wissenschaftler – nach.

Dazu hielt er sich nicht an etablierte Regeln der Wissenschaft seiner Zeit, sondern er erfand neu, er entwarf Szenarien, Kategorien und Schemata, ja er phantasierte und spekulierte gelegentlich – um dem Grund der Dinge näher zu kommen. Dieser weite Blick ist es, dieser Mut, Neues zu entdecken, der ihn weit über den Durchschnitt seiner damaligen Forscherkollegen hinaushob. Das ist es auch, was wir heute noch an Humboldt so schätzen, und ihn zu Recht zu den ganz großen Namen zählen.

Der Historiker Karl Schlögel schreibt: »Was einen bis heute an Alexander von Humboldt fasziniert, ja, den Atem verschlägt, ist eine an die Grenzen gehende Weltzugewandtheit, ja Weltsüchtigkeit, die, wenn man ihr nachgibt, den Routinebetrieb der Wissenschaften und Wissensproduktion in Frage zu stellen droht. (...) Alexander von Humboldt ist bei aller olympischen Klassizität ein wildes Tier der Erfahrung, fast ein Künstler, der die Regeln des Spiels selber entwirft. Für ihn gab es nichts, was nicht interessant war.«

Für Humboldt war die Wissenschaft Leidenschaft, er richtete sein Leben danach aus. Er fror, hungerte, lief sich die Füße blutig, er opferte sein gesamtes Vermögen dafür. In Südamerika besteigt er 1802 den Sechstausender Chimborazo bis auf eine Höhe von 5761 Meter und stellt dabei einen Höhenrekord auf. In London steigt er ein Vierteljahrhundert später, 1827, mit einer neu entwickelten Taucherglocke auf den Grund der Themse. Von ihrer Südamerika-Reise brachten er und sein Reisegefährte Aimé Bonpland rund 60.000 Pflanzen, etwa 6.300 davon unbekannt, zurück in die alte Heimat. An seinen großartigen und Standards setzenden Reisebeschreibungen »Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents« schrieb Humboldt rund 20 Jahre – auf Französisch. Sein auf Deutsch erschienenes, und ab 1845 veröffentlichtes Spätwerk »Kosmos« wird zur verlegerischen Sensation: In den Buchhandlungen »wurden Schlachten geschlagen«, so Verleger Georg von Cotta, »um in den Besitz des Werkes zu kommen«. Von der ersten Auflage des Kosmos werden mehr als 80.000 Exemplare verkauft.

Ja, Humboldt setzte in vielen Dingen Maßstäbe, an denen sich bis heute nur die wenigsten Wissenschafter messen können.

 

Ansichten der Natur

»Ansichten der Natur« ist – man würde heute vielleicht sagen – ein »Best of«, des erst zwanzig Jahre später komplett erscheinenden Hauptwerkes über die Südamerika-Reise. Humboldt schrieb es, kurz nach Rückkehr von der fünfjährigen Expedition, im Jahre 1806. Voll der Eindrücke dieser Reise, mit prall gefüllten Notizbüchern – aber noch ohne seine Reiseergebnisse komplett ausgewertet zu haben. Viele der Texte sind vor Ort, im südamerikanischen Dschungel, entstanden, akribisch notiert in ein Tagebuch, und später ins Buchmanuskript übertragen. So gesehen ist es Humboldts authentischster und zeitnahster Reisebericht. Gleichwohl bereits im Original mit einem umfangreichen Appendix und zahlreichen, zum Teil ausufernden Fußnoten versehen. Diese sind hier für bessere Lesbarkeit weggelassen. Trotzdem stellt das Buch, durch die Vielzahl lateinischer Pflanzennamen und sonstiger Fachausdrücke durchaus Ansprüche an den Leser. – Humboldt selbst nannte »Ansichten der Natur« sein »Lieblingsbuch«.

 

Alexander von Humboldt

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt wird am 14. September 1769 in Berlin geboren – im Schein des Messierschen Kometen, der seine Bahn am Himmel zieht. Sein Vater ist der preußische Offizier und königliche Kammerherr Alexander Georg von Humboldt. Seine Mutter Marie Elisabeth entstammt einer französischen Hugenottenfamilie, die den Namen Colomb, französisch für Columbus, trägt.

Es ist eine der größten Epochen der Geschichte: Eine gewaltige Aufbruchsstimmung in der Wissenschaft an der Scheide vom 18. zum 19. Jahrhundert – verbunden mit Namen, die bis heute von Bedeutung sind: Linné (1707–1778) hatte bereits sein Klassifizierungssystem der Planzen entwickelt, Kant (1724–1804) lehrte Philosophie, die Namen von Lessing (1729–1781), Fichte (1762–1814) und Goethe (1749–1832) kennt jeder. Washington (1732–1799) vollbrachte in Amerika eine der größten politischen Leistungen der Weltgeschichte, Lamarck (1744–1829) vertrat seine Lehre über die Entwicklung der Arten, Cuvier (1769–1832), der im gleichen Jahr wie Humboldt geboren ist, wurde zu einem der Väter der Wissenschaft über die Tierwelt, Euler (1778–1850) und Gauss (1777–1855) trieben die Mathematik voran, Laplace (1749–1827) die Astronomie, Gay-Lussac (1778–1850) die Physik, Lavoisier (1743–1794) und Davy (1778–1829) die Chemie, Leopold von Buche (1774–1853) die Geologie. Und auch Napoleon Bonaparte wird im gleichen Jahr wie Humboldt geboren. (Diese Zusammenstellung stammt von Humboldt-Kenner Dr. Jenõ Cholnoky [1870–1950], Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.)

Nach dem Wunsch der Eltern sollte Humboldt Jurist werden, doch seine Neigung zu den Naturwissenschaften setzt sich durch. Im Jahre 1788 beginnt er an der Universität Berlin Technologie, Pflanzenkunde, und – um die klassischen griechischen Naturwissenschaftler im Original lesen zu können – auch die griechische Sprache zu studieren. 1789 setzt er sein Studium in Göttingen fort, und lernt in Mainz Georg Forster kennen – James Cooks wissenschaftlicher Begleiter auf dessen zweiter Weltumseglung –, der ihn stark beeinflussen sollte. Im Jahre 1790 reist Humboldt in Gesellschaft von Forster durch Holland, Belgien, England, Frankreich und das Rheintal (siehe Forsters Buch: »Ansichten vom Niederrhein«).

Im Jahr 1791 tritt Humboldt als Bergbauingenieur in den Staatsdienst ein, wo er schnell Karriere macht und wichtige Erfahrungen sammelt. Doch als 1797 seine Mutter stirbt und er das mütterliche Erbteil erhält, beschließt er, seine finanzielle Freiheit zu nutzen und auf wissenschaftliche Expedition zu gehen. In Paris lernt Humboldt 1798 den französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland kennen, der ihm auf seiner großen Südamerika-Reise ein kongenialer Reisepartner sein wird. Am 5. Juni 1799 brechen die beiden von La Coruña (Spanien) aus mit dem Segelschiff Pizarro in die Neue Welt auf. Sie bereisen das Gebiet der heutigen Staaten Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Kuba und Mexiko. Es ist die erste Reise dieser Zeit, die aus rein wissenschaftlichen Gründen unternommen wird.

Die Erkenntnisse der Reise sind zahllos. Humboldt gelingt zum Beispiel die geographische Ortsbestimmung des Casiquiare, der umstrittenen Gabelteilung (Bifurkation) des Orinoco. Er registriert die Abnahme der magnetischen Feldstärke vom Pol zum Äquator und misst die Temperaturen des später nach ihm benannten Humboldtstroms. Daneben erforscht er die Sprachen, Kultur und Kunst der Indianer.

Nach seiner Rückkehr, 1806, lebt er in Paris, denn das provinzielle und politisch reaktionäre Berlin ist ihm verhasst, und wertet über die nächsten zwei Dekaden die Ergebnisse seine Reise aus, was in den berühmten auf französisch verfassten 30-bändigen Reisebericht »Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent: fait en 1799, 1800, 1801, 1803 et 1804« (»Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents«) mündet. Erst als sein Vermögen vollständig aufgebraucht ist – auch die Produktion der prächtig gestalteten Bände ist ein Zuzahlgeschäft – kehrt er nach Berlin in den Staatsdienst zurück.

Am 6. Mai 1859 stirbt Alexander von Humboldt, 90jährig, in seiner Wohnung in der Oranienburger Straße in Berlin, und wird am 11. Mai im Familiengrab in Tegel beigesetzt. Nicht nur die älteste und zweitgrößte Universität seiner Heimatstadt trägt heute seinen Namen, sondern z.B. geographische Wegmarken, Pflanzen- und Tierarten, sowie zahllose Bildungseinrichtungen in Deutschland und überall auf der Welt.

A. Fischer, Redaktion eClassica

 


Vorrede zur ersten Ausgabe

Schüchtern übergebe ich dem Publikum eine Reihe von Arbeiten, die im Angesicht großer Naturgegenstände, auf dem Ozean, in den Wäldern des Orinoco, in den Steppen von Venezuela, in der Einöde peruanischer und mexikanischer Gebirge entstanden sind. Einzelne Fragmente wurden an Ort und Stelle niedergeschrieben und nochmals nur in ein Ganzes zusammengeschmolzen. Überblick der Natur im großen, Beweis von dem Zusammenwirken der Kräfte, Erneuerung des Genusses, welchen die unmittelbare Ansicht der Tropenländer dem fühlenden Menschen gewährt, sind die Zwecke, nach denen ich strebe. Jeder Aufsatz sollte ein in sich geschlossenes Ganzes ausmachen, in allen sollte eine und dieselbe Tendenz sich gleichmäßig aussprechen. Diese ästhetische Behandlung naturhistorischer Gegenstände hat, trotz der herrlichen Kraft und der Biegsamkeit unserer vaterländischen Sprache, große Schwierigkeiten der Komposition. Reichtum der Natur veranlasst Anhäufung einzelner Bilder, und Anhäufung stört die Ruhe und den Totaleindruck des Gemäldes. Das Gefühl und die Phantasie ansprechend, artet der Stil leicht in eine dichterische Prosa aus. Diese Ideen bedürfen hier keiner Entwicklung, da die nachstehenden Blätter mannigfaltige Beispiele solcher Verirrungen, solchen Mangels an Haltung darbieten.

Mögen meine Ansichten der Natur, trotz dieser Fehler, welche ich selbst leichter rügen als verbessern kann, dem Leser doch einen Teil des Genusses gewähren, welchen ein empfänglicher Sinn in der unmittelbaren Anschauung findet. Da dieser Genuss mit der Einsicht in den inneren Zusammenhang der Naturkräfte vermehrt wird, so sind jedem Aufsatze wissenschaftliche Erläuterungen und Zusätze beigefügt.*

Überall habe ich auf den ewigen Einfluss hingewiesen, welchen die physische Natur auf die moralische Stimmung der Menschheit und auf ihre Schicksale ausübt. Bedrängten Gemütern sind diese Blätter vorzugsweise gewidmet. » Wer sich herausgerettet aus der stürmischen Lebenswelle«, folgt mir gern in das Dickicht der Wälder, durch die unabsehbare Steppe und auf den hohen Rücken der Andenkette. Zu ihm spricht der weltrichtende Chor:

Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte
Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte;
Die Welt ist vollkommen überall,
Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.

 

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Humboldt hat den ›Ansichten der Natur‹ umfangreiche »Erläuterungen und Zusätze« beigegeben, die sich in vielen Fällen zu eigenen Abhandlungen ausweiten und nur noch in losem Zusammenhang mit den sieben Essays, den »Naturgemälden« der amerikanischen Tropen, stehen; sie sind in dieser Ausgabe weggelassen.

 

 


Vorrede zur zweiten und dritten Ausgabe

Die zwiefache Richtung dieser Schrift (ein sorgsames Bestreben, durch lebendige Darstellungen den Naturgenuss zu erhöhen, zugleich aber nach dem dermaligen Stande der Wissenschaft die Einsicht in das harmonische Zusammenwirken der Kräfte zu vermehren) ist in der Vorrede zur ersten Ausgabe, fast vor einem halben Jahrhundert, bezeichnet worden. Es sind damals schon die mannigfaltigen Hindernisse angegeben, welche der ästhetischen Behandlung großer Naturszenen entgegenstehn. Die Verbindung eines literarischen und eines rein szientifischen Zweckes, der Wunsch, gleichzeitig die Phantasie zu beschäftigen und durch Vermehrung des Wissens das Leben mit Ideen zu bereichern, machen die Anordnung der einzelnen Teile und das, was als Einheit der Komposition gefordert wird, schwer zu erreichen. Trotz dieser ungünstigen Verhältnisse hat das Publikum der unvollkommenen Ausführung meines Unternehmens dauernd ein nachsichtsvolles Wohlwollen geschenkt.

Die zweite Ausgabe der Ansichten der Natur habe ich in Paris im Jahr 1826 besorgt. Zwei Aufsätze: ein »Versuch über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiedenen Erdstrichen« und die »Lebenskraft oder der rhodische Genius«, wurden damals zuerst beigefügt. Schiller, in jugendlicher Erinnerung an seine medizinischen Studien, unterhielt sich während meines langen Aufenthalts in Jena gern mit mir über physiologische Gegenstände. Meine Arbeit über die Stimmung der gereizten Muskel- und Nervenfaser durch Berührung mit chemisch verschiedenen Stoffen gab oft unsern Gesprächen eine ernstere Richtung. Es entstand in jener Zeit der kleine Aufsatz von der Lebenskraft. Die Vorliebe, welche Schiller für den »modischen Genius« hatte, den er in seine Zeitschrift der Horen aufnahm, gab mir den Mut, ihn wieder abdrucken zu lassen. Mein Bruder berührt in einem Briefe, welcher erst vor kurzem gedruckt worden ist [Wilhelm von Humboldt's Briefe an eine Freundin T. II. S. 39], mit Zartheit denselben Gegenstand, setzt aber treffend hinzu: »Die Entwicklung einer physiologischen Idee ist der Zweck des ganzen Aufsatzes. Man liebte in der Zeit, in welcher derselbe geschrieben ist, mehr, als man jetzt tun würde, solche halbdichterische Einkleidungen ernsthafter Wahrheiten.«

Es ist mir noch im achtzigsten Jahre die Freude geworden, eine dritte Ausgabe meiner Schrift zu vollenden und dieselbe nach den Bedürfnissen der Zeit ganz umzuschmelzen. Fast alle wissenschaftliche Erläuterungen sind ergänzt oder durch neue, inhaltreichere ersetzt worden. [In dieser Ausgabe zu Gunsten der Lesefreundlichkeit weggelassen, red.]

Ich habe gehofft den Trieb zum Studium der Natur dadurch zu beleben, dass in dem kleinsten Raume die mannigfaltigsten Resultate gründlicher Beobachtung zusammengedrängt, die Wichtigkeit genauer numerischer Angaben und ihres sinnigen Vergleichs untereinander erkannt und dem dogmatischen Halbwissen wie der vornehmen Zweifelsucht gesteuert werde, welche in den sogenannten höheren Kreisen des geselligen Lebens einen langen Besitz haben.

Die Expedition, die ich in Gemeinschaft mit Ehrenberg und Gustav Rose auf Befehl des Kaisers von Rußland im Jahre 1829 in das nördliche Asien (in den Ural, den Altai und an die Ufer des Kaspischen Meeres) gemacht, fällt zwischen die Epochen der 2. und 3. Ausgabe meines Buches. Sie hat wesentlich zur Erweiterung meiner Ansichten beigetragen in allem, was die Gestaltung der Bodenfläche, die Richtung der Gebirgsketten, den Zusammenhang der Steppen und Wüsten, die geographische Verbreitung der Pflanzen nach gemessenen Temperatureinflüssen betrifft.

Die Unkenntnis, in welcher man so lange über die zwei großen schneebedeckten Gebirgszüge zwischen dem Altai und Himalaja, über den Thian-schan und den Kuen-lün, gewesen ist, hat bei der ungerechten Vernachlässigung chinesischer Quellen die Geographie von Innerasien verdunkelt und Phantasien als Resultate der Beobachtung in vielgelesenen Schriften verbreitet.

Seit wenigen Monaten sind fast unerwartet der hypsometrischen Vergleichung der kulminierenden Gipfel beider Kontinente wichtige und berichtigende Erweiterungen zugekommen. [...] Die von früheren Irrtümern befreiten Höhenbestimmungen zweier Berge in der östlichen Andenkette von Bolivia, des Sorata und Illimani, haben dem Chimborazo seinen alten Rang unter den Schneebergen des Neuen Kontinents mit Gewissheit noch nicht ganz wiedererteilt, während im Himalaja die neue trigonometrische Messung des Kinchinjinga (26 438 Pariser Fuß) diesem Gipfel den nächsten Platz nach dem nun ebenfalls trigonometrisch genauer gemessenen Dhawalagiri einräumt.

Berlin, im März 1849

 

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Zu den metrischen Angaben in diesem Werk

Um die numerische Gleichförmigkeit mit den zwei vorigen Ausgaben der ›Ansichten der Natur‹ zu bewahren, sind die Temperaturangaben in diesem Werke, wenn nicht das Gegenteil bestimmt ausgesprochen ist, in Graden des 80teiligen Réaumurschen Thermometers ausgedrückt. Das Fußmaß ist das altfranzösische, in welchem die Toise 6 Pariser Fuß zählt. Die Meilen sind geographische, deren 15 auf einen Äquatorialgrad gehen. Die Längen sind vom ersten Meridian der Pariser Sternwarte gerechnet. Paris liegt 2° 20' 14" östlich von Greenwich. – Weitere von Humboldt gebrauchte Maße sind: 1 (Pariser) Linie = 2,26 mm; 1 Zoll = 2,71 cm; 1 Lachter = 1 Klafter, in Preußen = 2,09 m, in Sachsen = 2 m] gerechnet.