Raphael Gross
Anständig geblieben
Nationalsozialistische Moral
Fischer e-books
Raphael Gross, Prof. Dr. phil, geboren 1966 in Zürich, studierte Geschichte in Zürich, Berlin, Cambridge, Bielefeld, Jerusalem und Essen. Seit 2001 ist er Direktor des Leo Baeck Instituts in London und leitet seit Februar 2006 zudem das Jüdische Museum in Frankfurt am Main sowie seit April 2007 das Fritz Bauer Institut. Er ist Honorarprofessor im Fachbereich Geschichte der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Ehre, Treue, Schande und Kameradschaft: Raphael Gross stellt in diesem Buch erstmals eine moralhistorische Perspektive auf die NS-Geschichte vor. Er zeigt, dass erst ein System von gegenseitig eingeforderten moralischen Gefühlen und Tugenden die Begeisterung der deutschen Bevölkerung für die nationalsozialistische Volksgemeinschaft ermöglicht hat. Politische Reden, Schulbücher und ebenso der scheinbar apolitische Unterhaltungsbetrieb waren von dieser Moral geprägt. Raphael Gross zeigt in seiner wegweisenden Darstellung, dass diese von vielen getragene, verbrecherische NS-Moral nach der militärischen Niederlage 1945 nicht plötzlich verschwunden ist.
Zugleich Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Frankfurt am Main, Band 26, und eine Publikation des Leo Baeck Institute London.
Covergestaltung: hißmann, heilmann, hamburg
© 2010 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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ISBN 978-3-10-400847-9
George L. Mosse, The Crisis of German Ideology. Intellectual Origins of the Third Reich, New York 1964; dt.: Die völkische Revolution. Über die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus, Königstein 1979; Hannah Arendt, The Origins of Totalitarianism, New York 1951; dt.: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Frankfurt am Main 1955. In Deutschland: Kurt Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, München 1962; Stefan Breuer, Anatomie der Konservativen Revolution, Darmstadt 1993. Mit stark apologetischer Tendenz: Armin Mohler, Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch, 4. Aufl., Darmstadt 1994.
In diese Richtung gibt es mehrere Ansätze: Moralität des Bösen. Ethik und nationalsozialistische Verbrechen (Jahrbuch 2009 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust), hrsg. im Auftrag des Fritz Bauer Instituts von Werner Konitzer und Raphael Gross, Frankfurt am Main, New York 2009; Werner Konitzer, »Antisemitismus und Moral. Einige Überlegungen«, in: Mittelweg 36, 14. Jg., H. 2 (2005), S.24–35; Ders., »Kameradschaft und Intimität«, in: Hartmut Schröder, Matthias Rothe (Hrsg.), Körpertabus und sprachliche Umgehungsstrategien, Berlin 2005; Raphael Gross, Werner Konitzer, »Geschichte und Gericht. Überlegungen zur Institutionalisierung einer unabhängigen Gerichtsbarkeit in der Schweiz«, in: Arbeitskreis Armenien (Hrsg.), Völkermord und Verdrängung. Der Genozid an den Armeniern – die Schweiz und die Shoah, Zürich 1998, S.157–163; Raimond Reiter, Nationalsozialismus und Moral. Die »Pflichtenlehre« eines Verbrecherstaates, Frankfurt am Main u.a. 1996; Claudia Koonz, The Nazi Conscience, Cambridge 2003; Harald Welzer, Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Frankfurt am Main 2005, S.48–67.
Wie der Antisemitismus als Bindekraft innerhalb der sogenannten Volksgemeinschaft wirkte, hat jüngst Michael Wildt untersucht; vgl. Ders., Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung. Gewalt gegen Juden in der deutschen Provinz 1919 bis 1939, Hamburg 2007. Für Ian Kershaw kommt die besondere Beziehung zwischen Hitler und der »Volksgemeinschaft« in einer Formulierung aus der NS-Zeit zum Ausdruck: »Dem Führer entgegenarbeiten«; vgl. Ders., Hitler 1889–1936, München 1998, S.663ff.
Ernst Tugendhat, Vorlesungen über Ethik, Frankfurt am Main 1993; Ders., Dialog in Leticia, Frankfurt am Main 1997; Peter Frederick Strawson, Freedom and Resentment and other Essays, London 1974; Adam Smith, The Theory of Moral Sentiments (1795), hrsg. von Knud Haakonssen, Cambridge 2004.
Vgl. Ernst Tugendhat, Aufsätze 1992–2000, Frankfurt am Main 2001, S.163.
Vgl. ebd., S.164.
Siehe etwa Reinhart Koselleck, Begriffsgeschichten. Studien zur Semantik und Pragmatik der politischen und sozialen Sprache, Frankfurt am Main 2006.
Vgl. Tugendhat, Vorlesungen über Ethik, S.65–78; Ders., Dialog in Leticia; Ders., Aufsätze 1992–2000; sowie Ders., »Der moralische Universalismus in der Konfrontation mit der Nazi-Ideologie«, in: Moralität des Bösen, hrsg. im Auftrag des Fritz Bauer Instituts von Werner Konitzer und Raphael Gross, S.61–75.
Der in der Folge von 1968 in Deutschland geführte Diskurs über die noch immer verbreiteten sogenannten »Sekundärtugenden« der Nationalsozialisten (wie etwa Fleiß, Gehorsam, Disziplin, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Sauberkeit) gewinnt erst vor dem Hintergrund dieser fehlenden Unterscheidung zwischen moralischen und konventionellen Normen seine eigentliche Bedeutung.
In den einzelnen Kapiteln dieses Buches werden bei der Analyse des herangezogenen historischen Quellenmaterials jeweils die philosophisch-methodischen Grundannahmen präzisiert: Am ausführlichsten geschieht dies in Kapitel 9.
»Unsere Ehre heißt Treue«. Kriegstagebuch des Kommandostabes Reichsführer SS. Tätigkeitsberichte d. 1. u. 2. SS-Inf.-Brigade, d. 1. SS-Kav.-Brigade u. von Sonderkommandos d. SS, Wien, München, Zürich 1965; Reimund Schnabel, Macht ohne Moral. Eine Dokumentation über die SS, Frankfurt am Main 1957.
Siehe z.B. Friedrich Meinecke, Die deutsche Katastrophe. Betrachtungen und Erinnerungen, Wiesbaden 1946.
Besonders deutlich etwa bei Götz Aly, Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, 5. Aufl., Frankfurt am Main 2005.
Siehe z.B. Bernd Rüthers, Carl Schmitt im Dritten Reich. Wissenschaft als Zeitgeist-Verstärkung?, 2. Aufl., München 1990.
Daniel Jonah Goldhagen, Hitlers willige Vollstrecker, Berlin 1996, Orig.: Hitler’s Willing Executioners, New York 1996.
Auf der Konferenz »Antisemitism in Theory and Practice: Legacies in Cultural and Political Thought« (28./29. April 2008, London), veranstaltet vom Leo Baeck Institute London und der Wiener Library.
Das Bild der Juden als die Inkarnation des Bösen und als die Feinde aller Menschen sieht Peter Schäfer bereits in der griechischen und römischen Antike als das zentrale Merkmal antisemitischen Denkens. Vgl. Peter Schäfer, Judenhass und Judenfurcht. Die Entstehung des Antisemitismus in der Antike, Frankfurt am Main 2010, S.295.
So Gürtners Begriffe, zit. nach Alexandra Przyrembel, »Rassenschande«. Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus, Göttingen 2003, S.141.
Vgl. Frank Bajohr, »Unser Hotel ist judenfrei«. Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2003; Jacob Borut, »Antisemitism in Tourist Facilities in Weimar Germany«, in: Yad Vashem Studies 28 (2000), S.7–50; Michael Wildt, »›Der muß hinaus! Der muß hinaus!‹ Antisemitismus in deutschen Nord- und Ostseebädern 1920–1935«, in Mittelweg 36, Jg. 10, H. 4 (2001), S.2–25.
Vgl. Andreas Eichmüller, »Die Strafverfolgung von NS-Verbrechen durch westdeutsche Justizbehörden seit 1945. Eine Zahlenbilanz«, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 56, H. 4 (2008), S.621–640.
Ich verdanke diese Formulierung Saul Friedländers klassischer Studie »Kitsch und Tod. Der Widerschein des Nazismus« (München, Wien 1984), auch wenn sie dort auf die Nachkriegszeit bezogen ist.
Vgl. Dorothea Hollstein, »Jud Süß« und die Deutschen. Antisemitische Vorurteile im nationalsozialistischen Spielfilm, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1983, S.62–116.
Barbara Gerber, Jud Süß. Aufstieg und Fall im frühen 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur historischen Antisemitismus- und Rezeptionsforschung, Hamburg 1990, S.286.
Hollstein, »Jud Süß« und die Deutschen, S.81.
Vgl. Susan Tegel, Jew Süss – Jud Süss (Germany 1940), Wiltshire 1996, S.44.
Joseph Wulf, Theater und Film im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Gütersloh 1964, S.409.
Vgl. Thomas Henne, Arne Riedlinger (Hrsg.), Das Lüth-Urteil aus (rechts-)historischer Sicht. Die Konflikte um Veit Harlan und die Grundrechtsjudikatur des Bundesverfassungsgerichts, Berlin 2005, S.66.
Vgl. Peter Reichel, Harald Schmid, Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und der Nationalsozialismus nach 1945, München, Hamburg 2005, S.32ff. Siehe zu den Prozessen gegen Harlan, den Freisprüchen, Boykottaufrufen etc. Henne, Riedlinger (Hrsg.), Das Lüth-Urteil, passim.
Selma Stern, Der Hofjude im Zeitalter des Absolutismus, hrsg. von Marina Sassenberg, Tübingen 2001, S.104.
Ebd., S.105.
»Ich halte es für gewiss«, schrieb Harlan am 12. Dezember 1947 unter anderem an Feuchtwanger, »dass dieser Film Niemanden zum Antisemiten machte und dass er gewiss Niemanden dazu angeregt hat, die Juden zu hetzen oder in Pogromen zu verfolgen.« Zit. nach Ingrid Buchloh, Veit Harlan. Goebbels’ Starregisseur, Paderborn 2010, S.183.
Als juristische Beiräte beschäftigten die Landstände die sogenannten Landschaftskonsulenten.
Zit. nach Hollstein, »Jud Süß« und die Deutschen, S.313.
Hier und im Folgenden zit. nach Hollstein, ebd.
Zit. nach Curt Elwenspoek, Jud Süß Oppenheimer. Der große Finanzier und galante Abenteurer des 18. Jahrhunderts. Erste Darstellung auf Grund sämtlicher Akten, Dokumente, Überlieferungen, Stuttgart 1926, S.166.
Lion Feuchtwanger, Jud Süß [1925], Stockholm, Amsterdam 1939, S.479.
Wiener Library M5 006, Jud Süss Filmprogramm – UFA Palast Hamburg.
Zit. nach Hollstein, »Jud Süß« und die Deutschen, S.270, Hervorh. R. G. – Mit »Landschaft« ist hier die Gesamtheit der Landstände eines Herrschaftsgebietes gemeint.
Zit. nach ebd., S.314.
Siehe Reichsgesetzblatt I 1935, S.1146f. Das sogenannte »Blutschutzgesetz«, eines der Nürnberger Gesetze, verbot »Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes« sowie den »außerehelichen Verkehr« zwischen ihnen.
Zit. nach Hollstein, »Jud Süß« und die Deutschen, S.276.
Werner Krauß spielte gleichzeitig den Sekretär Levy, den Rabbi Loew, den Schächter Isaak und einen Alten am Fenster.
Der Begriff »nationalsozialistisches Recht« könnte, wie der der »NS-Moral«, auch durchgängig in Anführungszeichen gesetzt werden, um die Distanz zu unserem heutigen Recht kenntlich zu machen. Tatsache ist, dass dieselben Personen, die sich zwischen 1933 und 1945 um die nationalsozialistische Rechtsprechung, Rechtstheorie und die gesamte Justiz kümmerten, fast ohne Ausnahme spätestens ab 1951 wieder für das deutsche Recht zuständig waren.
Joseph Walk (Hrsg.), Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. Eine Sammlung der gesetzlichen Maßnahmen und Richtlinien – Inhalt und Bedeutung, Heidelberg, Karlsruhe 1981.
Siehe dazu Astrid Deuber-Mankowsky, »›Homo sacer‹, das bloße Leben und das Lager. Anmerkungen zu einem erneuten Versuch einer Kritik der Gewalt«, in: Babylon. Beiträge zur jüdischen Gegenwart, Heft 21, 2006, S.105–121.
Eine erste Sammlung von Essays, die das Thema Antisemitismus aus dieser Perspektive behandeln, ist Ernst Simmel (Hrsg.), Anti-Semitism. A Social Disease, New York 1946; dt.: Antisemitismus, Frankfurt am Main 2002.
Jean-Paul Sartre, Betrachtungen zur Judenfrage. Psychoanalyse des Antisemitismus, Zürich 1948, S.13f.
Walk (Hrsg.), Das Sonderrecht, S.5 (18.3.1933).
Ebd., S.60.
Ebd., S.111.
Ebd., S.171 (2.9.1936).
Ebd., S.5 (22.3.1933, Sächsisches Ministerium des Innern). Nachdem zahlreiche solche Verordnungen erlassen worden waren, verbot ein Gesetz vom 21.4.1933 reichsweit das Schlachten nach jüdischem Ritus; vgl. ebd., S.15.
Diese Grenze ist auch heute noch bei vielen Tierschutzorganisationen fließend, die sich intensiv mit dieser Frage beschäftigen. In den jüdischen Gemeinden der Schweiz sind die Diskussionen um ein Schächtverbot daher bis heute gefürchtet, nicht nur wegen der praktischen Folgen – der Schwierigkeiten, die Kashrut (die jüdischen Speisegesetze) einzuhalten –, sondern auch wegen der ziemlich durchsichtigen antisemitischen Affekte, die dabei ausagiert werden.
Walk (Hrsg.), Das Sonderrecht, S.9 (3.4.1933, Preußisches Ministerium der Justiz).
Ebd., S.16.
So sind etwa die Bezeichnungen »S wie Siegfried« und »Z wie Zeppelin« heute immer noch gebräuchlich. Sie stammen aus der Buchstabiertafel von 1934 und hatten die zuvor geltenden hebräischen Namen Samuel und Zacharias ersetzt.
Ebd., S.10; S.18 (28.4.1933).
Ebd., S.48 (22.8.1933).
Sartre, Betrachtungen zur Judenfrage, S.29.
Zit. nach Michael Wildt, »›Der muß hinaus! Der muß hinaus!‹ Antisemitismus in deutschen Nord- und Ostseebädern 1920–1935«, in: Mittelweg 36, H. 4, 2001, S.3–25, hier S.11. Ausführlich dazu: Frank Bajohr, »Unser Hotel ist judenfrei«. Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2003.
Reichsgesetzblatt 1935 I, S.1146f.
Hier und im Folgenden zit. nach Ernst Noam, Wolf-Arno Kropat, Juden vor Gericht 1933–1945. Dokumente aus hessischen Justizakten mit einem Vorwort von Johannes Strelitz (Justiz und Judenverfolgung, Bd. 1), hrsg. von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, Wiesbaden 1975, S.168–173.
Vgl. ebd., S.173.
Klaus Moritz, Ernst Noam, NS-Verbrechen vor Gericht 1945–1955. Dokumente aus hessischen Justizakten mit einem Nachwort von Richard Schmid (Justiz und Judenverfolgung, Bd. 2), hrsg. von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, Wiesbaden 1978, S.308.
Noam, Kropat, Juden vor Gericht, S.173.
Moritz, Noam, NS-Verbrechen vor Gericht, S.306.
Ebd.
Ebd., S.310.
Ebd., S.311.
Ebd., S.315.
Ebd., S.318ff.
Noam, Kropat, Juden vor Gericht, S.173.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität Basel unter der Leitung von Michael Hagemeister wird zu den Protokollen gegenwärtig neu geforscht.
Max Scheler, »Über Scham und Schamgefühl«, in: Schriften aus dem Nachlaß. Bd. 1: Zur Ethik und Erkenntnislehre, Gesammelte Werke 10 (1957), S.68.
Max Scheler, »Über Scham und Schamgefühl«, S.136.
Diesem Kapitel liegt ein Vortrag auf der Jahrestagung 2004 des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin zugrunde, die dem Thema »Das Nachleben der Religion(en)« gewidmet war (14.–16.10.2004). Eine frühere Version wurde veröffentlicht unter dem Titel »Gott und Religion in der Ethik des Nationalsozialismus«, in: Martin Treml, Daniel Weidner (Hrsg.), Nachleben der Religionen. Kulturwissenschaftliche Untersuchungen zur Dialektik der Säkularisierung, München 2007, S.177–187.
Klaus Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich. Bd. 1: Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918–1934, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1977.
Vgl. Raphael Gross, Carl Schmitt und die Juden, 2. Aufl., Frankfurt am Main 2005, S.83–92.
Vgl. Nicholas Goodrick-Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Wiesbaden 2005; George L. Mosse, Die völkische Revolution. Über die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1991; Uwe Puschner u.a. (Hrsg.), Handbuch zur »Völkischen Bewegung« 1871–1918, München u.a. 1996; Michael Ley, Julius H. Schoeps (Hrsg.), Der Nationalsozialismus als politische Religion, Bodenheim 1997.
Jörg Lanz von Liebenfels, Theozoologie, Wien, Leipzig, Budapest 1906; Theodor Fritsch, Der falsche Gott, Leipzig 1916; Artur Dinter, Die Sünde wider das Blut. Ein Zeitroman, Leipzig 1917; Dietrich Eckart, Der Bolschewismus von Moses bis Lenin. Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir, München 1924; Rudolf von Sebottendorff, Bevor Hitler kam. Urkundliches aus der Frühzeit der nationalsozialistischen Bewegung, München 1933. Siehe Michael Hesemann, Hitlers Religion. Die fatale Heilslehre des Nationalsozialismus, München 2004. – Die Thule-Gesellschaft war ein von Sebottendorff 1918 gegründeter rassistischer und antisemitischer Geheimorden, der viele Mitglieder in den gesellschaftlichen Führungsschichten hatte und als machtvolles Instrument zur Verbreitung nationalistischer und rassistischer, insbesondere radikal-antisemitischer Ideen diente. Vgl. Hermann Gilbhard, Die Thule-Gesellschaft. Vom okkulten Mummenschanz zum Hakenkreuz, München 1994.
Adolf Hitler, Mein Kampf, 454.–458. Aufl., München 1939, S.224f.
Ian Kershaw, Hitler 1889–1936, Stuttgart 1998, S.142–147.
Seine frühen politischen Begleiter Emil Maurice und Rudolf Heß, die mit ihm in Landsberg inhaftiert waren, halfen ihm dabei. Vgl. Kershaw, Hitler, S.300.
Wilhelm Breucker, Die Tragik Ludendorffs. Eine kritische Studie auf Grund persönlicher Erinnerungen an den General und seine Zeit, Stollhamm (Oldb.) 1953, S.107, zit. nach Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich, Bd. 1, S.115.
Zit. nach Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich, S.117.
Ebd., S.119.
Ebd., S.118f.
Ebd., S.120.
Ebd., S.123.
Zit. nach Claus-Ekkehard Bärsch, Die politische Religion des Nationalsozialismus. Die religiöse Dimension der NS-Ideologie in den Schriften von Dietrich Eckart, Joseph Goebbels, Alfred Rosenberg und Adolf Hitler, München 1998, S.287f.
Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933–1945, herausgegeben und kommentiert von Walther Hofer, Frankfurt am Main 1957, S.30f., Hervorh. im Orig.
Vgl. Kershaw, Hitler, S.169.
Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905–1924, hrsg. von Eberhard Jäckel zusammen mit Axel Kuhn, Stuttgart 1980, S.88f.
Hitler, Mein Kampf, S.335f.
Ebd., S.417.
Siehe allgemein zur Begriffsgeschichte Tanja Gloyna, »›Treue‹: Zur Geschichte des Begriffs«, in: Archiv für Begriffsgeschichte, Bd. XLI, Bonn 1999, S.64–85.
Zur rechtshistorischen Dimension siehe Ekkehard Kaufmann, »Treue«, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, hrsg. von Adalbert Erler, Ekkehard Kaufmann und Dieter Werkmüller, Berlin 1998, Sp. 320–338; und vor allem Karl Kroeschell, Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, Berlin 1995, bes. S.157–181 (»Die Treue in der deutschen Rechtsgeschichte«) und S.183–207 (»Führer, Gefolgschaft und Treue«).
Zur moralphilosophischen Auseinandersetzung mit dem Begriff siehe George P. Fletcher, Loyalty. An Essay on the Morality of Relationships, Oxford 1995.
Georg Simmel, Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Gesamtausgabe Bd. 11, hrsg. von Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main 1992, S.652–670, hier S.654.
Zur Nationalismusdiskussion: The Morality of Nationalism, hrsg. von Robert McKim und Jeff McMahan, Oxford 1997. Auf den Aspekt der Treue als Ausgrenzungsmechanismus macht aufmerksam: Tanja Gloyna, »Treue«, S.84.
Vgl. Kroeschell, Studien, S.158; zur »germanischen Treue« siehe Kaufmann, »Treue«, Sp. 324–327.
Daneben gibt es die Varianten »Unsere Ehre heißt Treue« und »Deine Ehre heißt Treue«. Die Parole ist gemäß StGB § 86 Abs. 1, Nr. 2 u. 4 und § 86 a verboten. »Sieg Heil«, »Heil Hitler«, »Mit deutschem Gruß« oder »Ein Volk, ein Reich, ein Führer« (die allgemeine Parteilosung der NSDAP) gehören ebenfalls zum Bestand verbotener Parolen. Siehe zu »Meine Ehre heißt Treue« als bisher genaueste Analyse: Michael Kohlstruck, Daniel Krüger, »Die Treue ist das Mark der Ehre« (2007); http://zfa.kgw.tu-berlin.de/projekte/Kohlstruck_Krueger.pdf [25.2.2010].
Rudolf Olden, Hindenburg oder der Geist der preußischen Armee, Neudr. d. Ausg. Paris 1935, Hildesheim 1982, S.33, zit. nach Kohlstruck, Krüger, »Die Treue«, S.66.
Vgl. »Dich ruft die SS«, SS-Hauptamt, Berlin-Wilmersdorf, 31. (April) 1942, in: Léon Poliakov, Joseph Wulf, Das Dritte Reich und seine Diener, Berlin 1956, S.506. Von der NSDAP wurde die Geschichte dargestellt in: Ernst Röhm, Die Geschichte eines Hochverräters, 3. Aufl., München 1933; und Kurt L. Walter-Schomburg (Hrsg.), Die Treue ist das Mark der Ehre. Von München bis Tannenberg, Berlin 1934. Vgl. auch Heinz Höhne, Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, München o.J., S.67.
Zur Geschichte des Stennes-Aufstands vgl. Hans Buchheim, »Die SS – Das Herrschaftsinstrument«, in: Ders. u.a., Anatomie des SS-Staates, Bd. 1, Olten, Freiburg im Breisgau 1965, S.33; ausführlicher: Ian Kershaw, Hitler 1889–1936, Stuttgart 1998, S.437–442.
Diese angebliche Rede ist in keiner publizierten Quellensammlung zu finden.
»Die Treue ist der Ehre Mark« lautet eine Zeile in Schlegels patriotischem Gedicht »Gelübde« (1809). Friedrich Schlegel, Kritische Ausgabe, Bd. 5, hrsg. von Hans Eichner, München 1962, S.397f. Zum Zusammenhang von Ehre und Treue in der ständischen Gesellschaft siehe André Holenstein, »Seelenheil und Untertanenpflicht. Zur gesellschaftlichen Funktion und theoretischen Begründung des Eides in der ständischen Gesellschaft«, in: Peter Blickle (Hrsg.), Der Fluch und der Eid. Die metaphysische Begründung gesellschaftlichen Zusammenlebens und politischer Ordnung in der ständischen Gesellschaft (Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 15), Berlin 1993, S.11–63.
Vgl. Gloyna, »Treue«, S.81.
Vgl. Ernst Tugendhat, Vorlesungen über Ethik, Frankfurt am Main 1993, S.227.
Siehe zum Begriff der Ehre auch die umfassende Darstellung von Dagmar Burkhart, Eine Geschichte der Ehre, Darmstadt 2006, darin auch eine kurze Skizze über die NS-Zeit (S.109–112).
Vgl. Cornelia Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin, New York 1998, S.163.
Zu den Nürnberger Gesetzen und den verschiedenen rechtlichen Auslegungen der einzelnen Begriffe in der NS-Zeit siehe Alexandra Przyrembel, »Rassenschande«. Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus, Göttingen 2003.
Meyers Lexikon, Bd. 3, 1937, S.450, zit. nach Schmitz-Berning, Vokabular, S.163f.
Walter Groß, Deine Ehre ist die Treue zum Blute deines Volkes (Schriftenreihe für die Wochenendschulungen der Hitlerjugend. Herausgegeben von der Reichsjugendführung, Heft 3), Berlin 1943.
Alle Zitate ebd., S.7f.
Vgl. dazu S. 13f.
Vgl. Diemut Majer, Grundlagen des nationalsozialistischen Rechtssystems. Führerprinzip, Sonderrecht, Einheitspartei, Stuttgart 1987, S.23.
Sven Lange, Der Fahneneid. Die Geschichte der Schwurverpflichtung im deutschen Militär, Bremen 2003, S.118; Reichsgesetzesblatt, Jg. 1934, Teil I, Nr. 98, S.785.
Vgl. hierzu H. D. Kittsteiner, »Adel, Ehre und Gehorsam. Die ›preußischen Tugenden‹ und ihre Überwindung im Gewissen. Anmerkungen zum Silvesterbericht 1945 des Carl-Hans Graf von Hardenberg«, in: »Ein Traum, was sonst?« Preußische Tugenden. Ein Lesebuch, hrsg. von der Stiftung Schloss Neuhardenberg, Göttingen 2002, S.159–273.
Tilman Allert, Der deutsche Gruß. Geschichte einer unheilvollen Geste, Frankfurt am Main 2005, S.45.
Ebd., S.46f.
Der Text des Volkslieds: »Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit/Bis an dein kühles Grab/Und schneid nicht mehr als dritthalb Ell’n/Von einer Kette ab//Dann wirst du wie auf grünen Au’n/Dein Weberleben gehen/Dann kannst du ohne Furcht und Grau’n/Dem Jud ins Auge sehn.//Dem Bösewicht wird alles schwer/Er schneid’ fünf Ellen ab/Er war bei Meistern in der Lehr/Die metzten noch viel mehr.//Drum übe Treu und Redlichkeit/Bis an dein kühles Grab/Und schneid’ nicht mehr als dritthalb Ell’n/Von einer Kette ab.//Dann segnen Enkel deine Gruft/Und mancher Meister spricht:/Der Kerl war manchmal auch ein Schuft/Jedoch der schlimmste nicht.« Zit. nach Uta Freifrau von Aretin, »Preußische Tradition als Motiv für den Widerstand gegen das NS-Regime«, in: Thomas Vogel (Hrsg.), Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933 bis 1945, 6. Aufl., Hamburg, Berlin, Bonn 2001, S.279–285, hier S.280. Siehe auch: Der Deutsche Rundfunk, 12. Jg., Heft 49 (vom 30.11.1934), S.2. Ich danke Karl Borromäus Murr für den Hinweis auf diese und andere interessante Quellen.
RGBl. 1934 I, S.45.
Vgl. Kroeschell, Studien, S.183.
Claudius Freiherr von Schwerin, »Der Geist des altgermanischen Rechts, das Eindringen fremden Rechts und die neuerliche Wiedererstarkung germanischer Rechtsgrundsätze«, in: Germanische Wiedererstehung, hrsg. von Hermann Nollau, Heidelberg 1926, S.216.
Kroeschell, Studien, S.162.
Alle Artikel in: Deutsches Recht, IV (1934), Nr. 22 vom 25. November 1934.
Vgl. Kroeschell, Studien, S.207.
Hotel Sacher, Kriminalfilm, Deutschland 1939, Produzent: Walter Tjaden, Regie: Erich Engel. Der Film ist als DVD (UFA Klassiker Edition) erhältlich.
Zitat vom Cover der DVD Hotel Sacher (UFA Klassiker Edition).
Der Untergang, Deutschland 2004, Regie: Oliver Hirschbiegel, Drehbuch und Produktion: Bernd Eichinger.
Joachim Fest, Der Untergang. Hitler und das Ende des Dritten Reiches. Eine historische Skizze, Berlin 2002; Traudl Junge, Bis zur letzten Stunde. Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, unter Mitarbeit von Melissa Müller, München 2002. Zu Traudl Junges Erinnerungen siehe auch Kapitel 5 dieses Buches.
Vgl. Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945? Frankfurt am Main 2003, S.530f.; und Elisabeth Bauschmid, Wiederholung geschieht. Ernst Klee erhielt den Geschwister-Scholl-Preis, in: Süddeutsche Zeitung, 26.11.1997.
In den erregten Debatten, die die Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin und die Wanderausstellung »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944« (1995) begleiteten, wurden die Bestätigung und die Angriffe deutlich. Eine eindeutige Korrektur bieten die neueren populären Fernsehfilme über Albert Speer (Speer und Er, 2005, Regie: Heinrich Breloer) und die Wehrmacht (Die Wehrmacht. Eine Bilanz, 2007, Regie: Ingo Helm, Christian Frey, Alexander Berkel u.a.).
Eine frühere Version dieses Textes ist erschienen unter dem Titel »Relegating Nazism to the Past: Expressions of German Guilt in 1945 and Beyond«, in: German History, Jg. 25, H. 4, 2007, S.219–238. Übersetzung aus dem Englischen: Klaus Binder.
Vgl. Dan Diner, »Schulddiskurse und andere Narrative – Epistemisches zum Holocaust«, in: Ders., Gedächtniszeiten. Über jüdische und andere Geschichten, München 2003, S.180–200, hier S.181.
Karl Jaspers, Die Schuldfrage. Ein Beitrag zur deutschen Frage, Zürich 1946 (ebenfalls Heidelberg 1946).
Hans Frank, Im Angesicht des Galgens. Deutung Hitlers und seiner Zeit auf Grund eigener Erlebnisse und Erkenntnisse. Geschrieben im Nürnberger Justizgefängnis, München 1953; 2. Aufl., Neuhaus bei Schliersee 1955 (Selbstverlag durch Brigitte Frank).
Traudl Junge, Bis zur letzten Stunde. Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, unter Mitarbeit von Melissa Müller, München 2002.
Im toten Winkel. Hitlers Sekretärin, Dokumentarfilm, Österreich 2002, Konzeption: André Heller und Othmar Schmiderer; Der Untergang, Deutschland 2004, Regie: Oliver Hirschbiegel. Siehe zum Film Der Untergang auch Kapitel 4 dieses Buches.
Vgl. Melissa Müller, »Chronologie einer Schuldverarbeitung«, in: Junge, Bis zur letzten Stunde, S.231–263.
Die moralischen Dilemmata werden aus analytischer Sicht als »unausweichliche Schuld« diskutiert in: P. S. Greenspan, Practical Guilt. Moral Dilemmas, Emotions, and Social Norms, Oxford 1995, S.151–186.
Vgl. Alon Confino, »Fantasies about the Jews, Cultural Reflections on the Holocaust«, in: History & Memory, 17, 1/2 (2005), S.296–322; Claudia Koonz, The Nazi Conscience, Cambridge 2003.
Confino, »Fantasies about the Jews«, S.300.
Vgl. Dieter Schenk, Hans Frank. Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur, Frankfurt am Main 2006.
Zit. nach Léon Poliakov, Josef Wulf, Das Dritte Reich und die Juden. Dokumente und Aufsätze, Berlin 1955, S.185.
Ebd.
Zit. nach Gustave M. Gilbert, Nürnberger Tagebuch. Gespräche der Angeklagten mit dem Gerichtspsychologen, Frankfurt am Main 1993, S.11.
Ebd., S.25f.
Richard Overy, Verhöre. Die NS-Elite in den Händen der Alliierten 1945, München 2005, S.151.
Ebd., S.170.
Gilbert, Nürnberger Tagebuch, S.268.
Ebd.
Frank, Im Angesicht des Galgens, 2. Aufl., S.426f.
Gilbert, Nürnberger Tagebuch, S.272.
Poliakov, Wulf, Das Dritte Reich und die Juden, S.180: »Man kann natürlich in einem Jahr nicht sämtliche Läuse und Juden [aus Polen] hinaustreiben, das wird im Laufe der Zeit geschehen müssen.«
Jeffrey M. Anderson, »The Great Dictation«, in: San Francisco Examiner, 28.2.2003.
Junge, Bis zur letzten Stunde, S.9.
Ebd., S.10.
Ebd., S.12.
Ebd., S.132.
Ebd.
Ebd., S.133.
Ebd., S.9.
Ebd., S.193.
Ebd., S.263.
Ebd., S.261.
Siehe zum Begriff der »Schande« auch Kapitel 9 in diesem Buch.
Zu Jaspers’ Situation 1945 vgl. Ralf Kadereit, Karl Jaspers und die Bundesrepublik Deutschland. Politische Gedanken eines Philosophen, Paderborn u.a. 1999, S.13ff.
»307th Counter Intelligence Corps Detachment. Headquarters Seventh Army, APO 758, U.S. Army, 23 Feb. 1946«, in: Heidelberg 1945, hrsg. von Jürgen C. Heß, Hartmut Lehmann und Volker Sellin, Stuttgart 1996, S.418–427, hier S.423. Weiter heißt es dort: »Sobald das begann, unterbrach Professor Jaspers die Vorlesung und erklärte, dass er solche Demonstrationen nicht tolerieren werde.«
Vgl. Jaspers, Die Schuldfrage, S.11–26. Dieser Abschnitt wurde in späteren Ausgaben nicht vollständig oder gar nicht wiedergegeben. Da der Text den Status eines Klassikers erlangt hatte, sollte er nicht mehr als an eine spezifische Situation gebunden erscheinen. Doch erschwerte nun gerade die Auslassung das Verständnis des besonderen, eben an die Geschichte gebundenen Tons von Jaspers’ Streitschrift.
Ebd., S.14 und »Vorwort«, o.S.
Diner, »Schulddiskurse«, S.181.
Siehe Jürgen Habermas, »Vom öffentlichen Gebrauch der Historie«, in: Die Zeit, 7.11.1986, abgedruckt mit einer Ergänzung in: Ders., Eine Art Schadensabwicklung, Frankfurt am Main 1987.
Vgl. Jaspers, Die Schuldfrage, S.14ff.
Im folgenden Kapitel gehe ich auf eine ähnliche Haltung ein, nämlich auf den Juristen Fritz von Hippel, der sich der Diskussion um die Moral des NS-Zeit ebenfalls so nähert, als hätten die meisten Deutschen die gleichen Ansichten wie Briten oder Amerikaner. – Zu Habermas’ Versäumnis, die nichtkommunikative Basis ethischer Normen angemessen zu berücksichtigen, siehe Ernst Tugendhat, Vorlesungen über Ethik, Frankfurt am Main 1993, S.161–176.
Vgl. Jaspers, Die Schuldfrage, S.19ff., § 2: »Die großen Verschiedenheiten zwischen uns«.
Mark W. Clark, »A Prophet without Honour: Karl Jaspers in Germany, 1945–48«, in: Journal of Contemporary History, Jg. 37, Nr. 2, 2002, S.197–222, hier S.221.
Vgl. Theodor W. Adorno, Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie, Frankfurt am Main 1964; Clark, »A Prophet without Honour«, S.219.
Vgl. Norbert Frei, »Von deutscher Erfindungskraft oder: Die Kollektivschuldthese in der Nachkriegszeit«, in: Rechtshistorisches Journal 16 (1997), S.621–634; Nachdruck in: Gary Smith (Hrsg.), Hannah Arendt Revisited: »Eichmann in Jerusalem« und die Folgen, Frankfurt am Main 2000, S.163–176. Vgl. Jaspers, Die Schuldfrage, S.67–72: »Die Kollektivschuld«.
Heinrich Blücher an Hannah Arendt, 15.7.1946, in: Hannah Arendt, Heinrich Blücher, Briefe 1936–1968, hrsg. von Lotte Köhler, 2. Aufl., München, Zürich 2002, S.146ff.
Jaspers, Die Schuldfrage, S.24.
Ebd., Vorwort, o.S.
Hannah Arendt, Kurt Blumenfeld, »… in keinem Besitz verwurzelt«. Die Korrespondenz, hrsg. von Ingeborg Nordmann und Iris Pilling, Hamburg 1995, S.114ff.
Jaspers, Die Schuldfrage, S.84.
Blumenfeld an Arendt, 5. Nov. 1954, in: ebd., S.114; Jaspers, Die Schuldfrage, S.84.
Jaspers, Die Schuldfrage, S.14, vgl. auch S.20: »der Mangel eines gemeinsamen uns alle verbindenden Bodens«.
Vgl. ebd., S.54ff.
Vgl. ebd., S.67ff.
Ebd., S.57.
Ebd., S.71.
Ebd., S.72.
Gabriele Taylor, Pride, Shame and Guilt. Emotions of Self-Assessment, Oxford 1985; zur Analyse der Schuldgefühle vgl. S.85–107.
Zur Scham vgl. ebd., S.53–84.
Zum Verhältnis von Moralempfinden und Verantwortung vgl. R. Jay Wallace, Responsibility and the Moral Sentiments, Cambridge, Mass. 1998.
Eine frühere Version dieses Textes ist erschienen in: Anne Klein, Jürgen Wilhelm (Hrsg.), NS-Unrecht vor Kölner Gerichten nach 1945, Köln 2003.
Fritz von Hippel, Die nationalsozialistische Herrschaftsordnung als Warnung und Lehre. Eine juristische Betrachtung, Tübingen 1946, S.30, Hervorh. im Orig.
Fritz von Hippel (geb. 28.4.1897, Rostock, gest. 8.1.1991, Freiburg i.Br.) promovierte 1922 zum Dr. jur., war von 1926 bis 1933 preußischer Amts- und Landrichter, habilitierte sich 1930 in Frankfurt am Main und wurde dort 1933 auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht berufen. Ab 1941 lehrte er als Professor in Marburg, ab 1951 als ordentlicher Professor für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Rechtsphilosophie und Internationales Privatrecht in Freiburg im Breisgau. Von Hippel erhielt den Ehrendoktor der Universität Basel und war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.
Die Sammlung, Jg. 1, Heft 5–7, 1946. Herausgeber waren Otto Friedrich Bollnow, Wilhelm Flitner, Herman Nohl und Erich Weniger. – Ingrid Laurien hat in einem Artikel einen Teil der Ergebnisse eines Forschungsprojektes skizziert, das zwischen 1981 und 1985 unter der Leitung von Helga Grebing durchgeführt wurde und politisch-kulturelle Zeitschriften der Westzonen und der SBZ in den Jahren 1945 bis 1949 untersuchte. Laurien weist zwar auf den »moralisierenden« Ton vieler Artikel hin, sie beurteilt die darin formulierten moralischen Urteile selbst aber nicht. Eine inhaltliche Analyse dieser Texte, die zwar eine »Wandlung« versprachen, in Begrifflichkeit und Vorstellungswelt aber zum großen Teil der Vergangenheit verhaftet blieben, steht daher noch aus. Siehe Ingrid Laurien, »Die Verarbeitung von Nationalsozialismus und Krieg in politisch-kulturellen Zeitschriften der Westzonen 1945–1949«, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 39 (1988), S.220–237.
Ich konzentriere mich daher im Folgenden ganz auf diesen frühen Text. Doch sei hier angemerkt, dass von Hippel neun Jahre später eine Monographie publizierte, in der er das »Problem der Verkehrung von Rechtsordnungen« von der »jüdischen Theokratie« über Caligula bis zu Hitler zum Untersuchungsgegenstand machte: Fritz von Hippel, Die Perversion von Rechtsordnungen, Tübingen 1955.
Vgl. Festschrift für Fritz von Hippel zum 70. Geburtstag, hrsg. von Josef Esser und Hans Thieme, Tübingen 1967.
Vgl. Bernhard Schlink, »Unfähigkeit der Staatsrechtswissenschaft zu trauern?«, in: Ders., Vergangenheitsschuld und gegenwärtiges Recht, Frankfurt am Main 2002, S.124–144, hier S.128, S.134f. Siehe auch Heinrich Senfft, Richter und andere Bürger. 150 Jahre politische Justiz und neudeutsche Herrschaftspublizistik, Nördlingen 1988.
Von Hippel, Herrschaftsordnung, S.4.
Ebd., S.6, Hervorh. im Orig.
Vgl. Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 1: Die Jahre der Verfolgung 1933–1945, München 1998, S.101–105.
Manfred Walther, »Hat der juristische Positivismus die deutschen Juristen wehrlos gemacht?«, in: Redaktion Kritische Justiz (Hrsg.), Die juristische Aufarbeitung des Unrechts-Staats, Baden-Baden 1998, S.299–322.
Zuerst in: Süddeutsche Juristen-Zeitung, Nr. 5, 1946, S.105–108. Später auch in: Gustav Radbruch, Rechtsphilosophie, 5. Aufl., Stuttgart 1956, S.347–357. Eine interessante und zu wenig beachtete Kritik an Radbruch und seiner Wirkung in der Nachkriegszeit findet sich in Heinrich Senfft, Richter und andere Bürger, S.116–120.
Peter C. Caldwell, Popular Sovereignty and the Crisis of German Constitutional Law. The Theory and Practice of Weimar Constitutionalism, Durham 1997.
Vgl. Walther, Positivismus, S.303, sowie die Statistiken in Emil Julius Gumbel, Vier Jahre politischer Mord und Denkschrift des Reichsjustizministers zu »Vier Jahre politischer Mord«, Reprint, Heidelberg 1980, S.73–81.
Siehe dazu die relativ frühe Arbeit von Bernd Rüthers, Die unbegrenzte Auslegung. Zum Wandel der Privatrechtsordnung im Nationalsozialismus, Tübingen 1968.
Vgl. etwa Norbert Leser, »Hans Kelsen (1881–1973)«, in: Neue Österreichische Biographie, Bd. 20, Wien 1979, S.29–39.
Vgl. Walther, Positivismus, S.321.
Ebd., S.322.
Von Hippel, Herrschaftsordnung, S.6, Hervorh. im Orig.
Ebd., S.3.
Ebd., S.46.
Ebd., S.45f.
Mit regelmäßigen Meinungsumfragen versuchten die Alliierten die Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Nationalsozialismus zu prüfen. Zwischen November 1945 und Dezember 1946 waren etwa 47 Prozent der befragten Personen dieser Ansicht. Vgl. Anna J. Merrit, Richard L. Merritt (Hrsg.), Public Opinion in Occupied Germany. The OMGUS Surveys, 1945–1949, Urbana, Chicago, London 1970, S.32f.; sowie Heiko Buschke, Deutsche Presse, Nationalsozialismus und nationalsozialistische Vergangenheit in der Ära Adenauer, Frankfurt am Main 2003, S.41f.
Von Hippel, Herrschaftsordnung, S.5.
Ebd., S.48.
Ebd., S.15.
Ebd., S.53, Hervorh. im Orig.
Ebd.
Ebd., S.53f., Hervorh. im Orig.
Ebd., S.4.
Vgl. Christina Oehrl, Sandra Sophia Schmidt, Thomas Terbeck (Hrsg.), Die Bundesrepublik Deutschland – Eine Erfolgsgeschichte?, Münster 2000.
Vgl. Helga und Hermann Fischer-Hübner (Hrsg.), Die Kehrseite der »Wiedergutmachung«. Das Leiden von NS-Verfolgten in den Entschädigungsverfahren, mit einem Vorwort von Hans Koschnik, Gerlingen 1990. Siehe auch die sehr prononcierte Kritik von Hans Keilson, »Die traumatische Neurose. Zur forensisch-psychiatrischen Begutachtung von Opfern der Nazi-Verfolgung«, in: Horst Hillermann, Julius H. Schoeps (Hrsg.), Justiz und Nationalsozialismus. Bewältigt – verdrängt – vergessen, Stuttgart, Bonn 1987, S.138–155. Keilson (S.147) zitiert den Auschwitz-Überlebenden Hillel Klein, der die Wiedergutmachung als einen Akt der Retraumatisierung beschreibt und die Wiedergutmachungsgesetze deshalb als unmoralisch bezeichnet. Sie würden Überlebende dazu zwingen, Symptome vorzuweisen, die den Vorstellungen deutscher Ärzte von Krankheit und Gesundheit entsprächen, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollten, in den Genuss von Entschädigungsleistungen zu kommen.
Den Kritikern des Erfolgsnarrativs wird dabei leicht Demokratiefeindlichkeit oder, noch deutlich moralischer, Undankbarkeit unterstellt. Als ich eine frühere Version dieses Texts auf einer Tagung in Köln vortrug, reagierte der damalige Justizminister von Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Gerhards, auf diese These und forderte genau diese moralische Bereitschaft ein, nämlich an den Erfolg zu glauben.
Dieses Kapitel basiert auf dem Beitrag »Die Ethik eines wahrheitssuchenden Richters: Konrad Morgen, SS-Richter und Korruptionsspezialist«, in: Fritz Bauer Institut (Hrsg.), Moralität des Bösen. Ethik und nationalsozialistische Verbrechen (Jahrbuch 2009 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust), Frankfurt am Main, New York 2009, S.243–264; engl.: »On Morality and the Holocaust«, in: Christian Wiese, Paul Betts (Hrsg.), Years of Persecution, Years of Extermination. Saul Friedländer and the Future of Holocaust Historiography, London 2010.
Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 2: Die Jahre der Vernichtung 1939–1945, München 2006, S.573. Das Fritz Bauer Institut ist im Besitz des Nachlasses von Konrad Morgen. Darüber hinaus sind dort Unterlagen des Historikers Karsten Raabe vorhanden, die dieser als historisches Hintergrundmaterial für Volker Harry Altwassers Roman »Letzte Haut« (Berlin 2009) zu Konrad Morgen gesammelt hatte.
Saul Friedländer, Kurt Gerstein oder die Zwiespältigkeit des Guten, Gütersloh 1968. Danach sind zwei weitere Arbeiten zu Gerstein erschienen: Pierre Joffroy, L’espion de Dieu. La passion de Kurt Gerstein, Paris 1971 (dt.: Der Spion Gottes. Kurt Gerstein – ein SS-Offizier im Widerstand?, Berlin 1995), und Jürgen Schäfer, Kurt Gerstein – Zeuge des Holocaust. Ein Leben zwischen Bibelkreisen und SS, Bielefeld 1999. Trotz Ergänzungen in vielen Details scheinen die von Saul Friedländer aufgezeigten Kernfragen weiterhin die bedeutsamsten zu sein, um die widersprüchliche Persönlichkeit von Kurt Gerstein zu verstehen.
Posener Rede vom 4.10.1943, Dokument 1919-PS, in: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946, Bd. XXIX, Nürnberg 1948, S.110–173, hier S.146.
Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 2, S.573. Saul Friedländer verweist in seinen Fußnoten 13 und 14 auf folgende Literatur: Raul Hilberg, »Auschwitz and the ›Final Solution‹«, in: Yisrael Gutman, Michael Berenbaum (Hrsg.), Anatomy of the Auschwitz Death Camp, Bloomington 1994, S.83; Hermann Langbein, Menschen in Auschwitz, Wien, München 1999, S.373–379. Zusätzlich ist zu nennen: »The Morgen Commission«, in: Rebecca Wittmann, Beyond Justice. The Auschwitz Trial, Cambridge, London 2005, S.160–190; James J. Weingartner, »Law and Justice in the Nazi SS: The Case of Konrad Morgen«, in: Central European History, Vol. XVI, No. 3 (September 1983), S.276–294. Es existiert auch eine revisionistische Darstellung: Hans Hoffmann, »Hast du diese Tötungen befohlen?«. SS-Richter und ihre Ermittlungen in den KZ, Bad Harzburg 1997.
Ich stütze mich hier und im Folgenden auf die im Nachlass vorhandenen eidesstattlichen Erklärungen von Konrad Morgen: Nachlass Konrad Morgen, Box 4.
Alle zitierten Passagen aus: Lebenslauf des Gerichtsreferendars Dr.Konrad Morgen, 3.5.1937, in: Nachlass Konrad Morgen, Box 3, Schriften, Aufzeichnungen, Korrespondenz.
Die »Dienststrafverfügung« vom 25. April 1939 und eine ausführliche Korrespondenz zu diesem Konflikt findet sich in: Nachlass Konrad Morgen, Schriften, Aufzeichnungen, Korrespondenz, Box 2.
Nachlass Konrad Morgen, Box 3, Schriften, Aufzeichnungen, Korrespondenz.
Zu der am 17. Oktober 1939 eingeführten selbständigen SS- und Polizei-Gerichtsbarkeit siehe Bianca Vieregge, Die Gerichtsbarkeit einer »Elite«. Nationalsozialistische Rechtsprechung am Beispiel der SS- und Polizei-Gerichtsbarkeit, Baden-Baden 2002, und immer noch: Wolfgang Scheffler, »Zur Praxis der SS- und Polizeigerichtsbarkeit im Dritten Reich«, in: Günther Doeker, Winfried Steffani (Hrsg.), Klassenjustiz und Pluralismus. Festschrift für Ernst Fraenkel, Hamburg 1973, S.224–236.
Nachlass Konrad Morgen, Box 4, Eidesstattliche Erklärung vom 28. Januar 1947, S.3.
Vgl. Eugen Kogon, Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager, München 1974, S.325f.
Raul Hilberg stützt sich ganz auf die Zeugenaussage von Eugen Kogon und geht demnach davon aus, dass Konrad Morgen die vier sowjetischen Kriegsgefangenen ermorden ließ, um Koch zu überführen. Vgl. Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Bd. 2, 9. Aufl., Frankfurt am Main 1999, S.970. Kogon hat allerdings in seiner Vernehmung vor der Spruchkammer durch Dr.Krüger am 22.8.1950 seine frühere belastende Aussage so weit relativiert, dass sie als Grundlage für eine negative Bewertung von Morgen durch das Gericht nicht mehr ausreichte. Die Vernehmung ist in Abschrift vorhanden in: Nachlass Konrad Morgen, Box 4.
Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, Bd. XX, Nürnberg 1948, S.531–563, hier S.552.
Ebd., S.545.
Im Zuge der Entnazifizierung wurden in Deutschland sogenannte Spruchkammerverfahren durchgeführt; die Spruchkammern, die von deutschen Laienrichtern geführt wurden, fällten Urteilssprüche gegen ehemalige nationalsozialistische Funktionäre. Das »Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus« sah dabei fünf Kategorien vor, in welche die betroffenen Personen eingeteilt wurden: Hauptschuldige (Kriegsverbrecher), Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer), Minderbelastete, Mitläufer, Entlastete. Siehe auch Andreas Eichmüller, »Die Strafverfolgung von NS-Verbrechen durch westdeutsche Justizbehörden seit 1945. Eine Zahlenbilanz«, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 56, H. 4, 2008, S.621–640.
Friedländer, Kurt Gerstein, S.193f.
Ebd., S.196.
Nachlass Konrad Morgen, Box 4, Spruchkammer der Interniertenlager Ludwigsburg, 24.6.1948.
Vgl. Schäfer, Kurt Gerstein – Zeuge des Holocaust, S.19.
Vgl. Weingartner, »Law and Justice in the Nazi SS«, S.276–294.
Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main, Aktenzeichen 4 Js 767/58 und 4 Js 402/70.
Nachlass Konrad Morgen, Box 3, Abschrift – Stuttgarter Nachrichten, Nr. 218 v. 19.9.1950.
Nachlass Konrad Morgen, Box 4, Zeitungsausschnitt, ohne Ort, ohne Datum. Blf Stuttgart, 25. Juni 1950 r (Eig. Bericht).
Nachlass Konrad Morgen, Box 3, Brief von Konrad Morgen an den Chefredakteur der Deutschen Volkszeitung vom 15.10.1964.
Gersteins Bericht, den er am 4. Mai 1945 in Tübingen verfasst hat, ist abgedruckt in: »Dokumentation zur Massenvergasung«, Schriftenreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1962, S.5.
Vgl. Friedländer, Kurt Gerstein, S.56; Kurt Gerstein (Hrsg.), Um Ehre und Reinheit, Selbstverlag, Hagen o.J. (aber mit einem Vorwort, von Kurt Gerstein unterschrieben mit »Hagen, Im Mai 1936«). Darin zwei Texte von Gerstein: »Im Kampf um Ehre und Reinheit«, S.13–22, sowie »Unser Weltbild«, S.22–28.
Siehe Schäfer, Kurt Gerstein – Zeuge des Holocaust, S.121–152.
Kurt Gerstein, in: »Dokumentation zur Massenvergasung«, S.9f.
Friedländer, Kurt Gerstein, S.157.
Konrad Morgen, Kriegspropaganda und Kriegsverhütung (Wesen und Wirkungen der Publizistik, Bd. 4. Arbeiten über die Volksbeeinflussung und geistige Volksführung aller Zeiten und Völker), Leipzig 1936, S.108.
Weingartner (»Law and Justice in the Nazi SS«, S.286) verweist darauf, dass Morgen sich auf Konflikte innerhalb der SS-Hierarchie eingelassen hatte.
Rebecca Wittmann (Beyond Justice, S.308) weist darauf hin, dass Morgen sogar manchmal gegen Befehle seiner Vorgesetzten gehandelt habe und dafür niemals belangt worden sei: »It is quite telling that Morgen was not punished for his direct disobedience to one of the highest officials of the SS. We already know that no one was ever punished for refusing to follow his or her orders; presumably, Morgen was reprimanded for doing his duty with too much zeal and without any proper order from Berlin. This was also the standard Morgen himself applied in investigating the guards at Auschwitz.«
Ebd., S.172: »Morgen [im Auschwitz-Prozess; R. G.] defended the laws of the SS, arguing that individual and sadistic murder ›was beneath a true German; and despite everything that everyone says about them, despite everything that happened, the SS never ordered or demanded such cruelties. On the contrary.‹«
Nachlass Konrad Morgen, Box 5, Fotos, Dokumente: NSDAP – Ausgabe 1935; Personal-Ausweis Konrad Morgen; Mitgliedsbuch Nr. 2 536 236; Eingetreten: 1. Mai 1933; Vorwort von Adolf Hitler, München, 9. Januar 1927, S.4/5.
Vernehmung des Zeugen Konrad Morgen, 25. Verhandlungstag, 9.3.1964, in: Der Auschwitz-Prozeß. Tonbandmitschnitte, Protokolle, Dokumente, hrsg. vom Fritz Bauer Institut Frankfurt am Main und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, Digitale Bibliothek Nr. 101 (DVD-ROM), Berlin 2004, S.5553–5693.
Ebd., S.5557f.
Ebd., S.5558f.
Ebd., S.5559.
Ebd., S.5560–5567. Ein Teil der hier zitierten Aussage von Konrad Morgen ist bereits abgedruckt in: Langbein, Menschen in Auschwitz, S.336f. Aber gerade jene Stellen, an denen Morgen im Verhör versucht, systematisch Juden für ihre eigene Vernichtung verantwortlich zu machen, sind dort nicht zitiert.
Morgen war zu der Zeit SS-Hauptsturmführer.
Der Auschwitz-Prozeß, S.5567–5570.
Ebd., S.5575–5579.
Das trifft auch für seine Befragung beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess am 7. August 1946 zu.
Zit. in Friedländer, Kurt Gerstein, S.102: »Die von der BBC angegebenen Zahlen sind nicht richtig; in Wirklichkeit handelt es sich im ganzen um 25 000 000 Menschen!«
Eine frühere Version dieses Textes wurde veröffentlicht unter dem Titel »Zum Fortwirken der NS-Moral. Adolf Eichmann und die deutsche Gesellschaft«, in: Raphael Gross, Yfaat Weiss (Hrsg.), Jüdische Geschichte als Allgemeine Geschichte. Festschrift für Dan Diner zum 60. Geburtstag, Göttingen 2006, S.212–234.
Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, Frankfurt am Main 1977, S.308–311. Wittgenstein kannte die Figur aus einem Buch des US-amerikanischen Psychologen Joseph Jastrow (Fact and Fable in Psychology, Boston 1900, S.295), der sie selbst in den Fliegenden Blättern, einem deutschen satirischen Wochenblatt, entdeckt hatte.
Ebd., S.311.
Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Aus dem Amerikanischen von Brigitte Granzow, München 1964; Orig.: Eichmann in Jerusalem. A Report on the Banality of Evil, New York 1963, zuvor veröffentlicht als fünfteilige Essayserie in der Zeitschrift New Yorker (16. und 23. Februar, 2., 9. und 16. März 1963) unter dem Titel »A Reporter at Large: Eichmann in Jerusalem«.
Das trifft auf die gesamte Literatur zu Eichmann seit Mitte der 196020012000200120002004