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Alexandre Dumas

Der geheime Bund

2. Band der Romanfolge: Zwischen Krone und Schafott


Impressum

Covergestaltung: Irene Repp

Digitalisierung: Gunter Pirntke

Illustrationen: Olga Repp

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke

ISBN: 9783955018740

2015 andersseitig.de


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Dresden

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Inhalt

Impressum

Personen der Handlung

1. Kapitel: Die Hochzeit

2. Kapitel: Andrée

3. Kapitel: Rousseau

4. Kapitel: Madame Dubarry

5. Kapitel: Ludwig XV.

6. Kapitel: Richelieu

7. Kapitel: Der Kardinal von Rohan

8. Kapitel: Lorenza

9. Kapitel: Balsamo

10. Kapitel: Der Prozeß

11. Kapitel: Philosophische Gespäche

12. Kapitel: Rendezvous

13. Kapitel: Geheimnisse

14. Kapitel: Althotas

15. Kapitel: Die Mixtur

16. Kapitel: Lorenzas Tod

17. Kapitel: Anklage

18. Kapitel: Richelieu und Taverney

19. Kapitel: Philippe und Andrée

20. Kapitel: Vater und Sohn

21. Kapitel: Gilberts Rückkehr

22. Kapitel: Audienz

23. Kapitel: Entführung

24. Kapitel: Schlußakkord

 

Personen der Handlung

Das Königshaus

LUDWIG XV., König von Frankreich

MADAME LOUISE, Tochter Ludwig XV.; Superiorin der Karmeliterinnen von Saint Denis

LOUIS-AUGUSTE, Herzog von Berry, Dauphin von Frankreich; Enkel Ludwig XV., späterer König Ludwig XVI.

LOUIS STANISLAS XAVIER, Graf von Provence, Enkel Ludwig XV.; Bruder des Dauphin

CHARLES, Graf von Artois, Enkel Ludwig XV.; Bruder des Dauphin

MARIE-ANTOINETTE-JOSEPHINE, Erzherzogin von Österreich, Dauphine von Frankreich; spätere Königin Marie-Antoinette

Der Hofstaat

Der HERZOG VON CHOISEUL, Minister Ludwig XV.

Der HERZOG VON AIGUILLON

Die HERZOGIN VON AIGUILLON, seine Frau

Der HERZOG DE LA VRILLIERE, Minister Ludwig XV.

Der GRAF DE SARTINES, Polizeipräfekt von Paris

Der HERZOG VON RICHELIEU, Marschall von Frankreich

Die HERZOGIN VON GRAMMONT, Schwester des Herzogs von Choiseul

Der PRINZ DE ROHAN, Kardinal

Die GRÄFIN VON NOAILLES, genannt »Madame Etikette«

RENE NICOLAS DE MAUPEOU, Gerichtspräsident, Vizekanzler Ludwig XV.

Der CHEVALIER DE COIGNY, Kammerherr des Dauphin

DOKTOR LOUIS, Arzt im Dienste der Dauphine

MARIE JEANNE GRÄFIN DUBARRY, Mätresse Ludwig XV, früher Jeanne

CHONCHON DUBARRY, ihre Schwester

VICOMTE JEAN DUBARRY, Bruder der beiden vorigen

Die GRÄFIN DE BÉARN

Der BARON DE TAVERNEY-MAISON-ROUGE

PHILIPPE DE TAVERNEY-MAISON-ROUGE, sein Sohn

CLAIRE-ANDRÉE DE TAVERNEY-MAISON-ROUGE, seine Tochter

Magier, »Maurer«, Philosophen

ACHARAT, alias Joseph Balsamo, alias Graf von Phönix, alias Cagliostro

ALTHOTAS, sein Lehrer

LORENZA FELICIANI, Frau und Gefangene Balsamos

JEAN JACQUES ROUSSEAU, Philosoph

THERESE, Rousseaus Lebensgefährtin

ANTOINE LAURANT DE JUSSIEU, Botaniker und Freund Rousseaus

JEAN PAUL MARAT, Arzt

GILBERT, Jünger und Schützling Rousseaus

Weitere Personen

RAFRE, Sekretär des Herzogs von Richelieu

FRITZ, deutscher Diener Balsamos

LA BRIE, Diener des Barons de Taverney

NICOLE LEGAY, Zofe der Andrée de Taverney

MONSIEUR DE BEAUSIRE, Gefreiter des Königs

MAITRE FLAGEOT, Advokat

ZAMORE, ein junger Neger, später Königlicher Gouverneur des Schlosses Luciennes

MADELEINE PITOU, Bäuerin in Haramont

ANGE PITOU, ihr vierjähriger Sohn


1. Kapitel: Die Hochzeit

Am 30. Mai 1770 beging Paris das Hochzeitsfest seines künftigen Königs. Alle Welt strömte auf der Place Louis XV. zusammen, auf der es ein Feuerwerk geben sollte, diese spezifische Krönung jedes Pariser Festes.

Nachdem schließlich auch die Pariser Straßenjungen, wohl die emsigsten und faulsten Geschöpfe der bekannten Welt, ihre Posten bezogen hatten, fuhren die Wagen des Adels und der Hochfinanz vor.

Die Leute, die keine Einladung erhalten hatten, ließen ihre Karossen an der Ecke des Platzes stehen und mischten sich unter die Menge, bestrebt, sich durch ihre Diener einen Weg bahnen zu lassen; und so gedrängt eine Menge auch sein mag, sie läßt doch jeden durch, der sich einen Platz zu erobern weiß.

Gegen halb neun endlich wandten sich alle Blicke allmählich einer bestimmten Richtung — dem Gerüst, auf dem das Feuerwerk abgebrannt werden sollte — zu. Jetzt erst nahmen die Ellenbogen ernsthaft ihren Kampf auf, um die Unantastbarkeit bereits eroberter Stellungen gegen die Nachzügler zu verteidigen.

Das Feuerwerk sollte einer anderen, in Versailles veranstalteten, Konkurrenz machen. Man wußte in Paris, daß Versailles von der Freigebigkeit des Königs, der fünfzigtausend Taler bewilligte, keinen großen Nutzen zog, denn ein Regenguß hatte das ganze Feuer gelöscht. Da indessen der Abend des 30. Mai in Paris schönes Wetter versprach, durften die Pariser schon im Voraus den sicheren Triumph über ihre Nachbarn feiern.

Jetzt, als die Laternen auf die Terrassen getragen wurden — ein sicheres Zeichen, daß das Feuerwerk bald beginnen werde —, entstand eine allgemeine Bewegung, selbst die Unerschrockensten wichen zurück. Dieses Zurückfluten der Menge war bis zu den Rändern des Platzes fühlbar.

Schon waren die Wagen in der Menge eingekeilt und konnten bei bestem Willen nicht mehr abfahren.

Längs dieser Wagenreihen sah man jene der Eingeladenen herumirren, die, durch die Wagen ihrer Vorgänger behindert, nicht mehr zum Haupttor durchkommen konnten. Vergeblich suchten sie einen Durchgang zwischen den Rädern der Wagen und den Füßen der Pferde.

Eine dieser Karossen war knapp vor neun, wenige Minuten vor der festgesetzten Stunde, eingetroffen und suchte einen Zugang zum Gouverneurspalast.

An die Federn dieses Wagens, der sich jetzt einen Weg durch die Menge bahnte, sah man einen jungen Mann geklammert, der alle zurückstieß, die in die von der Equipage gebildete Gasse einströmen wollten. Als der Wagen anhielt, warf der junge Mann sich zur Seite, ohne die Feder, an der er sich noch immer mit einer Hand festhielt, loszulassen. Doch konnte er jetzt durch den offenen Wagenschlag das Gespräch der Personen mit anhören, die im Fond saßen.

»Andrée«, rief eine Stimme, »Sie sind wirklich eine rechte Provinzlerin! Sehen Sie denn nicht, daß wir inmitten der Volksmenge halten? Wir treiben auf schmutzigem Wasser, meine Liebe, beugen Sie sich doch nicht hinaus!«

»Von hier aus sieht man gar nichts, mein Herr, wenn die Pferde wenigstens eine halbe Wendung machen könnten, würden wir vom Wagenschlag aus kaum schlechter sehen, als aus den Fenstern des Gouverneurspalastes.«

»Wenden Sie, Kutscher!« rief die andere Stimme.

»Unmöglich, Herr Baron«, antwortete der Kutscher, »ich müßte ja zehn Leute niederstoßen.«

»Vorwärts! Stoß sie nieder!«

»Ach, mein Herr!« rief Andrée.

»Nicht doch, Vater«, hörte man einen jüngeren Mann sagen. »Wer ist der Baron, der die Leute niederstoßen will?« riefen drohende Stimmen.

»Verdammt, ich bin es«, rief der Baron de Taverney, beugte sich aus dem Wagenschlag und zeigte sein großes, rotes Ordensband.

Zu jener Zeit galten die Auszeichnungen noch als etwas Besonderes, vor allem der Grand cordon rouge. Die Menge murrte, aber gedämpft.

»Warten Sie, Vater, ich will aussteigen und sehen, ob wir durchkommen können«, rief die jüngere Stimme.

»Unmöglich, Philippe! Sie werden zertreten werden«, warnte das Mädchen. »Hören Sie nicht die wiehernden Pferde?«

»Ja, es ist ein Teufelslärm«, bestätigte der Baron. »Steigen wir aus. Sagen Sie den Leuten, sie sollen Platz machen, Philippe.«

»Sie kennen Paris nicht, Vater! Dies herrische Benehmen war seinerzeit am Platz, heute aber würden Sie vielleicht kein Glück damit haben. Sie wollen doch Ihre Würde nicht aufs Spiel setzen?«

»Ach, wir werden gar nichts sehen«, meinte Andrée ärgerlich. »Könnte ich nicht Ihren Arm nehmen, Bruder, und unter die Leute gehen?«

»Bravo, kleine Dame«, riefen freudige Stimmen, »kommen Sie nur! Ihnen machen wir schon Platz!«

»Wollen Sie, Andrée?« fragte Philippe.

Sie schwang sich leichtfüßig aus dem Wagen, ohne den Tritt zu berühren.

»Mir soll's recht sein«, meinte der Baron. »Ich pfeife auf das Feuerwerk, ich bleibe hier.«

Man machte Andrée Platz, und ein gutmütiger Bürger, der mit seiner Familie eine Steinbank okkupiert hatte, ließ seine Frau und seine Tochter etwas zur Seite rücken, damit Andrée zwischen ihnen Platz fände.

Gilbert, der Mann, der den Wagen begleitet hatte, blieb vier Schritte abseits und verschlang Andrée mit den Augen. »Ja, so geht's, wenn man hübsch ist«, meinte der Vicomte lächelnd.

»Hübsch? Schön, unendlich schön«, murmelte Gilbert. Andrée hörte es wohl, aber da diese Worte offenbar aus dem Munde eines Mannes aus dem Volke kamen, achtete sie ihrer nicht mehr, als ein indischer Gott die Huldigung, die ein armer Paria ihm zu Füßen legt.

Andrée und ihr Bruder hatten ihre Plätze kaum eingenommen, als die ersten Raketen zu den Wolken aufschossen, von einem wilden Geschrei der Menge begrüßt.

Drei Schritte hinter ihr betrachtete Gilbert Andrée um ihrer selbst willen und das Feuerwerk um Andrées willen. Er sah sie jetzt im Profil, jede Rakete, die aufstieg, beleuchtete für einen Augenblick das schöne Antlitz und ließ den jungen Mann erzittern.

Ihm war, als ob die allgemeine Bewunderung diesem göttlichen Geschöpf gälte.

Jetzt flammte ein heller Schein vom Fluß herüber auf. Krachend zerplatzte eine Bombe in tausend bunt aufleuchtende Feuerkugeln.

»Mein Gott«, sagte der junge Vicomte unruhig, »die letzte Rakete war schlecht gerichtet, sie beschreibt nicht ihre Parabel, sondern ist fast horizontal davongeschossen.«

Philippe hatte kaum ausgesprochen, als eine Feuergarbe von der Bastei aufsprang, von der aus der Blumenstrauß abgebrannt werden sollte. Die Menge stob auseinander.

»Das ist ein Unglücksfall, Andrée«, sagte Philippe. »Kommen Sie, wir wollen zurück in den Wagen.«

Philippe nahm den Arm seiner Schwester und zog sie fort. Ihr Vater ahnte die Gefahr, von deren Ursache er sich noch keine Rechenschaft ablegen konnte, beugte sich bereits aus dem Wagen und suchte nach seinen Kindern.

Und schon war es zu spät. Philippes Voraussage ging in Erfüllung. Die fünfzehntausend Raketen des Blumenstraußes explodierten, und nach allen Richtungen stoben feurige Pfeile.

Die Zuschauer waren zuerst verblüfft, dann wichen sie erschrocken zurück. Schon hatte das Gerüst Feuer gefangen, Kinder schrien, Frauen hoben erstickend ihre Arme zum Himmel empor. Schon ging die Flut der Zurückströmenden über die Ecke des Platzes hinweg, auf der Philippe mit seiner Schwester stand. Beide konnten den Wagen des Barons nicht mehr erreichen, sondern wurden von den Nachdrängenden unwiderstehlich abgetrieben. Furcht und Entsetzen verhundertfachten die Kräfte der rasenden Menge.

In dem Augenblick, in dem Philippe Andrée fortgezogen hatte, war auch Gilbert von den Fortdrängenden erfaßt worden.

Jetzt war Andrée, die sich an Philippes Arm klammerte, in eine Gruppe von Menschen eingekeilt, die sich vor einem Wagen zu schützen suchten, dessen Pferde scheuten. Philippe sprang auf ein Pferd zu, um es am Halfter zu packen. Im nächsten Augenblick sah Andrée ihn taumeln, fallen. Sie stieß einen Schrei aus und wurde im Nu von den Massen wie eine Feder vom Winde fortgeweht, bis sie niederstürzte.

Wer in dieser Menge fiel, war verloren, wurde zertreten.

Aber ihr Schrei war nicht ungehört verklungen. Gilbert, der zuerst von Andrée abgedrängt worden war, hatte sich mit übermenschlicher Anstrengung wieder genähert. Jetzt hob er das junge Mädchen auf und floh.

Die Einmaligkeit des Augenblicks verhundertfachte seine Kraft. Bald wurde er nicht mehr gedrängt, sondern wie von einer Woge getragen.

Plötzlich staute sich die Menge. Gilbert blickte auf und sah, drei Schritte vor sich, die Mauer der Mobilienkammer. Die Steinmasse hatte der brandenden Menschenmenge Halt geboten.

Einen Augenblick lang hatte er Zeit, Andrée zu betrachten; sie schien friedlich zu schlafen, wie eine Tote.

Gilbert glaubte sie tot. Seine Lippen suchten ihre Hand, schließlich, durch die Empfindungslosigkeit Andrées ermutigt, die kalte Stirn und die geschlossenen Lider.

Plötzlich fühlte er das Herz des Mädchens unter seiner Hand schlagen.

Sie ist gerettet, dachte er. Sie ist gerettet, durch mich!

Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und sah nach der Brücke hinüber. Instinktiv strömte die Menge an den Mauern der Mobilienkammer entlang, gegen die sie Gilbert drängte. Alle, die hier Fuß gefaßt hatten und sich bereits gerettet glaubten, wurden mitgerissen oder niedergetreten. Gilbert bekam eine Gitterstange zu fassen und klammerte sich an sie. Mit äußerster Kraft hielt er Andrée in seinem Arm.

Als er fühlte, daß seine Kräfte ihn verließen, blickte er verzweifelt auf. Eine seltsame Erscheinung bot sich seinen Augen dar. Auf einem Mauervorsprung stand, mit der Rechten an einen in der Wand befestigten Ring geklammert, ein Mann, der in die brandende Menge Worte hineinschleuderte. Gilbert sah, wie dieser Mensch in der Masse gegen die Andrängenden kämpfte und näher zu kommen suchte. Andere schienen ihn zu erkennen, halfen ihm, hoben ihn auf und drängten ihn näher. Es war, als ob sich ein Brückenpfeiler einer Flut entgegenstellte und die Wasser teilte. Von Augenblick zu Augenblick sammelten sich neue Kämpfer um den Ringenden.

Mit einer letzten Kraftanstrengung richtete Gilbert sich auf. Jetzt erhellte ein letzter Widerschein des verbrennenden Gerüsts das Antlitz des Mannes auf dem Mauervorsprung. Gilbert stieß einen Schrei des Erstaunens aus.

»Oh«, murmelte er. »Wenn ich auch sterbe, wird sie doch leben. Dieser Mann kann sie retten.«

In einer Regung wahrhafter Selbstverleugnung hob er das junge Mädchen in seinen Armen auf und schrie:

»Balsamo! Retten Sie Andrée!«

Balsamo sprang sofort herab, und während seine Leute die Andrängenden zurückstießen, umfaßte er Andrée und trug sie, von der nachströmenden Menge weitergeschoben, fort, ohne sich umzuwenden.

Gilbert hatte nicht mehr die Kraft, den Schutz des seltsamen Mannes, dem er Andrée anvertraut hatte, für sich zu erflehen. Er ergab sich in sein Schicksal und sank zu Boden.

Es war etwa zwei Uhr morgens. Durch den Filter weißer Wolkenbänke schien das fahle Mondlicht auf das mit Toten und Verwundeten besäte Gelände herab. An den Böschungen in Kotlachen und Vertiefungen des Platzes sah man Leichname mit zerrissenen Kleidern und abwehrend ausgestreckten Armen aufgehäuft. Ein gelblicher, giftiger Rauch, der von den Trümmern des verbrannten Gerüsts aufstieg, trug dazu bei, der Place Louis XV. das Aussehen eines Schlachtfeldes zu geben.

Leute mit Laternen streiften umher. Das waren Verwandte oder Freunde Verunglückter. Aus den entlegensten Stadtteilen waren sie herbeigeeilt, denn die Kunde von dem Unglück hatte sich blitzartig in ganz Paris verbreitet.

Zuweilen, wenn Suchende unter den Toten einen Vermißten gefunden hatten, hörte man Aufschreie des Entsetzens und dumpfes Schluchzen. Dann wieder sah man Laternen fallen und erlöschen. Da hatte wohl ein Lebender sich in ohnmächtiger Verzweiflung über einen Leichnam geworfen, um ihn ein letztes Mal zu umarmen.

Verwundete zogen durch ihr Ächzen und Röcheln Suchende herbei, die einen verlorenen Freund zu finden hofften.

Am Ende des Platzes, dort, wo der Park begann, war eine Ambulanz eingerichtet worden. Ein junger Chirurg hatte seine Instrumente auf einem Tisch ausgebreitet und behandelte Verwundete, die ihm zugeführt wurden. Während er sie verband, flüsterte er ihnen Worte zu, die mehr den Haß gegen die Ursache, als das Bedauern um die Wirkung dieses Unglücks ausdrückten.

»Zuerst die Leute aus dem Volk!« rief er seinen Helfern, kräftigen Lastträgern, zu. »Man erkennt sie leicht, sie sind schwerer verwundet und weniger geputzt als die anderen.«

Bei diesen Worten blickte ein junger Mann auf.

Blut tropfte aus einer breiten Wunde, die seine Stirn durchfurchte. Einer seiner Arme wurde nur durch den Rockärmel gehalten. Sein schweißbedecktes Gesicht verriet furchtbare Erregung.

»Ach, mein Herr«, wandte er sich an den Arzt, »warum treffen Sie unter den Opfern eine so strenge Wahl?«

»Weil niemand sich um die Armen kümmern wird, wenn ich nicht an sie denke. Der Reichen wird sich schon ein anderer annehmen, um sie kümmert man sich ja immer! Auch bei dieser Katastrophe haben die Reichen mit ihrem Glück nur ihren gewöhnlichen Tribut bezahlt; eins zu tausend.«

Der junge Mann sagte ruhig:

»Mich hat ein Pferdehuf auf die Stirn getroffen, im Stürzen habe ich mir einen Arm gebrochen, und doch ist noch keiner gekommen, um mich zu verbinden.«

»Sie haben gewiß ein eigenes Haus und einen Leibarzt. Gehen Sie dahin.«

»Ich verlange Ihre Hilfe nicht, Herr. Ich suche nur meine Schwester, ein junges Mädchen von sechzehn Jahren, das vielleicht getötet worden ist. Gewiß hat sie ihr Haus und ihren Arzt. Haben Sie das Mädchen, das ich suche, gesehen?«

»Mein Herr«, antwortete der Chirurg mit einer fieberhaften Heftigkeit, die bewies, daß die Gedanken, die er jetzt aussprach, ihn schon seit langem beschäftigten, »mich leitet das Gefühl der Menschlichkeit. Wenn ich die Aristokraten auf ihrem Totenbett liegen lasse, um dem leidenden Volk zu helfen, gehorche ich einem Gesetz wahrer Menschenliebe. Alles Unglück, das geschieht, rührt von ihnen her, von ihren Mißbräuchen, ihren Übergriffen. Sie haben die Konsequenzen zu tragen. Nein, Herr, ich habe Ihre Schwester nicht gesehen.«

Damit wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Eben schleppte man eine arme Frau herbei, deren Beine von einer Karosse zermalmt worden waren.

»Sind es etwa die Armen«, schrie der Arzt Philippe, der sich bereits entfernt hatte, nach, »die ihre Karossen in die Menge hineinhetzen?«

Philippe hatte mehr als einmal die Grundsätze ausgesprochen, die ihn jetzt, im Munde jenes jungen Mannes, erschreckten. Verzweifelt wankte er weiter, um seine traurige Nachforschung fortzusetzen.

In diesem Augenblick kam mit hastigem Schritt ein alter Mann an ihm vorbei, der einen Rock aus grauem Tuch und feste Wollstrümpfe trug. Mit der Rechten stützte er sich auf einen Stock, während die Linke ein Windlicht hielt.

Der verzweifelte Philippe schien ihm Mitleid einzuflößen. »Mein Herr«, sagte er, »Sie suchen wohl schon lange, denn Ihre Kerze ist fast am Erlöschen. Gewiß kennen Sie bereits alle Teile des Platzes. Auch ich suche jemand.«

»Gehen Sie zuerst an den großen Graben, dort liegen mehr als fünfzig Leichen.«

»Nach welcher Richtung drängte das Volk?«

»Gegen die Rue de la Madeleine zu.«

»Also hierher?«

»Gewiß, aber wer weiß? Ein armes Mädchen, das die Fassung verloren hat, weiß nicht, wohin es flieht...«

»Es ist kaum wahrscheinlich, mein Herr, daß sie gegen den Strom der Nachdrängenden angekommen ist. Kommen Sie mit mir, vielleicht finden wir etwas!«

»Wen suchen Sie?« fragte Philippe schüchtern. »Ihren Sohn?«

»Nein, aber einen Jungen, den ich beinahe adoptiert habe.«

»Und Sie ließen ihn allein zum Fest gehen?«

»Er war ja fast schon ein Mann, beinahe neunzehn Jahre alt. Er wollte hierher gehen, ich konnte ihn nicht hindern. Übrigens, wer hätte diese schreckliche Katastrophe vorhersagen können? Ach, er ist ja nur ein Junge aus der Provinz, der das Leben und die Straßen der Stadt nicht kannte. Vielleicht war er zum erstenmal auf der Place Louis XV.«

»Mein Herr, meine Schwester ist auch aus der Provinz.«

»Sehen Sie, jetzt kommen wir zur Mobilienkammer. Die Mauern sind blutbespritzt, und Fetzen von Kleidern hängen an den Eisenstangen. Hier wußten die Unglücklichen nicht, wohin sie sich wenden sollten.«
»Großer Gott!«

Jetzt war der Greis näher getreten.

»Er ist's!« rief er und breitete die Arme aus.

»Sie suchen also Gilbert?«

Der Greis griff nach Gilberts Hand. Sie war eisig kalt. Philippe knöpfte die Weste des jungen Mannes auf, schob das Hemd zurück und legte die Hand auf das Herz.

»Sein Herz schlägt.«

»Wahrhaftig! Zu Hilfe! Dort drüben gibt es einen Wundarzt.«

»Wir wollen Gilbert lieber selbst helfen, Herr, denn jener Arzt hat mir eben seine Hilfe verweigert.«

»Er muß meinem Jungen helfen!« rief der Greis außer sich. »Helfen Sie mir, mein Herr, wir wollen ihn tragen.«

Der Greis nahm Gilbert bei den Armen, Philippe lud die Beine unter seinen rechten Arm, und so wanderten sie bis zu der Ambulanz.

»Zuerst die Leute aus dem Volk!« rief der Chirurg — er war sicher, bei den Umstehenden ein Gemurmel des Beifalls hervorzurufen.

»Ach, da sind Sie ja wieder, Herr Edelmann«, rief der Arzt, der jetzt Philippe erkannte, höhnisch.

Philippe antwortete nicht, aber der Greis, der wohl glaubte, die Worte seien an ihn gerichtet, sagte:

»Ich bin kein Edelmann, ich bin einer aus dem Volk und heiße Jean Jacques Rousseau.«

Der Arzt stieß einen Schrei des Erstaunens aus.

»Platz!« rief er, »Platz dem Kämpfer für Menschenrechte, Platz dem Bürger von Genf!«

»Danke, mein Herr«, sagte Rousseau.

»Ja«, rief der Arzt begeistert, »auch Sie sind ein Kämpfer für das Menschenrecht, wie ich.«

Dieser unerwartete Triumph schien Rousseau zu rühren. Stammelnd brachte er kaum einige Worte über die Lippen. Philippe, der den Philosophen bewunderte, war beiseitegetreten.

Jetzt half man Rousseau, den noch immer ohnmächtigen Gilbert auf den Tisch zu legen.

Der Arzt war ein junger Mensch, aber mit einem Gesicht, in dem kein Zug jugendlich wirkte. Die Haut war welk, die matten Lider bedeckten Augen, die starr blickten, und sein Mund war verzerrt.

Der Name Rousseau schien auf ihn Eindruck gemacht zu haben. Vorsichtiger als gewöhnlich schob er Gilberts Ärmel zurück, preßte den Arm in eine Binde und setzte den Schröpfkopf auf.

»Er ist noch zu retten«, sagte der Operateur, »doch wird es sorgsamer Pflege bedürfen, die Brust zeigt schlimme Quetschungen.«

»Ich darf Ihnen also danken, mein Herr«, rief Rousseau »und muß Sie loben, wenn auch nicht für die einseitige Bevorzugung der Armen, so doch für Ihre aufopferungsvolle Ergebenheit. Alle Menschen sind Brüder.«

»So sind wir die Brüder der Aristokraten?« fragte der Arzt, dessen Augen aufflammten.

»Auch die Brüder der Aristokraten, wenn sie leiden.«

»Verzeihen Sie, mein Herr, ich bin Schweizer wie Sie und darum ein wenig Demokrat.«

»Ach, Sie sind ein Landsmann? Darf ich Ihren Namen wissen?«

»Es ist nur der Name eines bescheidenen Mannes, der seine Zeit den Studien widmet, bis er sich, wie Sie, dem Glück der Menschheit widmen kann. Ich heiße Jean Paul Marat.«

»Danke, Herr Marat. Aber wenn Sie das Volk über seine Rechte aufklären, suchen Sie es nicht zur Rache zu rufen. Sie selbst könnten sonst vor den Geistern, die Sie beschwören, erschrecken.«

Marat lächelte.

»Zwei Freiwillige!« rief er, »um Herrn Rousseau zu helfen!«

Im Weggehen kam Rousseau an Philippe vorbei.

»Nehmen Sie meine Laterne, Herr« sagte er, »ich brauche sie nicht mehr.«


2. Kapitel: Andrée

2

Der alte Baron de Taverney war wie durch ein Wunder allen Gefahren entgangen. Obwohl er außerstande war, der Obermacht der Massen körperlichen Widerstand entgegenzusetzen, hatte er sich im Mittelpunkt einer Gruppe gehalten, die den Ausgang in die Rue de la Madeleine erzwang.

Der Baron hatte in diesen schrecklichen Augenblicken nur an sich selbst gedacht. Als er sich auf dem Boulevard außer Gefahr fand, stieß er einen Freudenschrei aus.

Seinem ersten Aufschrei folgte aber bald ein zweiter, schmerzlicher.

»Meine Tochter!« rief er.

Im nächsten Augenblick hatte sich ein Kreis von Neugierigen um den Baron gesammelt, bereit, ihn zu beklagen.

Aber Herr de Taverney hatte keinen Sinn für diese Leute. Er ging einige Schritte in der Richtung nach der Place Louis XV. zurück.

Bald aber überlegte der Baron es sich und blieb stehen.

Wie sollte er unter hunderttausend Frauen diese eine ausfindig machen?

Auch war ja zu hoffen, daß Andrée sich in Reichweite des schützenden Arms Philippes befand.

Herr de Taverney beschwichtigte sein Gewissen also zunächst. Offenbar hatte der junge Mann einige Zeit damit verloren, such noch seinen Vater zu suchen, war aber dann mit Andrée zur Rue Coq-Héron zurückgekehrt.

Er schlug also ebenfalls die Richtung zur Rue Coq-Héron ein. An der Schwelle des Hauses traf er Nicole, die ihm, erschrocken zurief

»Und Herr Philippe? Was ist aus Mademoiselle Andrée geworden?«

»Du lieber Gott! Sind sie denn nicht nach Hause gekommen, Nicole?«

»Nein, mein Herr«, antwortete die Zofe.

»Ach, da kommt Herr Philippe!« rief sie im Ton eines unbeschreiblichen Entsetzens, denn Philippe war allein.

»Ist meine Schwester hier?« rief er schon von weitem.

»Du aber kommst nach Hause«, fragte der Baron zornig.

Statt zu antworten, trat Philippe näher und zeigte sein blutüberströmtes Gesicht und seinen gebrochenen Arm.

»Ach«, jammerte der Alte, »Andrée, meine arme Andrée!« Erschöpft ließ er sich auf die Steinbank vor dem Hause fallen. »Tot oder lebendig, ich werde sie wiederfinden!« rief Philippe düster.

In fieberhafter Hast war er an die Unglücksstätte zurückgekehrt.

Auf dem Totenfeld hatte er dann Rousseau, Gilbert und den unheimlichen Arzt gefunden.

Endlich, im Schimmer der Morgendämmerung, näherte er sich erschöpft wieder der Rue Coq-Héron. Schon aus der Ferne sah er Menschen vor dem Haustor — dieselben, die er vor Stunden dort verlassen hatte. Er begriff, daß Andrée nicht zurückgekommen war.

Er hatte kaum Atem geschöpft, als ein Fiaker sichtbar wurde, der sich langsam dem Haustor näherte und jetzt hielt. Durch den Schlag sah man den Kopf einer Frau, die wie ohnmächtig in den Fond gesunken war. Der Schlag wurde geöffnet und ein Mann, der die regungslose Andrée in den Armen hielt, stieg aus.

»Ach, es ist der Magier«, rief der Baron aus.

»Herr de Balsamo«, murmelte Philippe.

»Ich bin es, Herr Baron, und es freut mich, daß ich Mademoiselle de Taverney in dem wilden Gedränge erkannt habe.«

»Aber Sie bringen sie uns spät zurück, Graf.«

»Mein Herr«, antwortete Balsamo, »ich kannte ja die Adresse Ihrer Schwester nicht und habe sie darum durch meine Leute zu der Frau Marquise de Savigny bringen lassen. Meine Freundin wohnt, wie Sie wissen, bei den Hofstallungen. Der wackere Junge, den Sie hier sehen ...«

Ein Mann in einer Livree stieg aus dem Fiaker.

»Dieser wackere Junge«, fuhr Balsamo fort, »der im Hofstall beschäftigt ist, hat Mademoiselle erkannt, denn er hat sie eines Abends von der Muette nach Hause gefahren.«

Vorsichtig legte er das junge Mädchen in die Arme ihres Vaters und Nicoles.

Vielleicht zum erstenmal in seinem Leben fühlte der Baron eine Träne an seinen Wimpern. Philippe reichte Balsamo die Hand.

»Mein Herr«, sagte er, »ermöglichen Sie es mir, Ihnen für den Dienst, den Sie uns geleistet haben, zu danken.«

»Ich habe nur meine Pflicht getan, mein Herr; war ich Ihnen nicht Gastfreundschaft schuldig? Aber verzeihen Sie, ich vergaß, Ihnen die Adresse der Frau Marquise de Savigny zu nennen. Sie wohnt in der Rue Saint-Honoré. Ich sage Ihnen das für den Fall, daß Mademoiselle sich zu einem Dankesbesuch verpflichtet glaubt.«

Von seinem Begleiter gefolgt, der Philippes Börse zurückwies, stieg Balsamo in den Wagen.

In diesem Augenblick schlug Andrée die Augen auf. Verstört blickte sie um sich. »Philippe! Vater!« murmelte sie.

Sofort schloß sie die Augen wieder, aber diesmal nicht zu einer Ohnmacht, sondern zu einem tiefen, friedlichen Schlaf. Der Arzt, den La Brie inzwischen gerufen hatte, untersuchte Philippes Arm und fand, daß er nicht gebrochen, sondern nur ausgerenkt war. Ein geschickter Griff genügte, um ihn wieder einzurenken. Dann trat der Arzt an Andrées Bett, fühlte der Kranken den Puls, belauschte ihren Atem und lächelte.

»Ihre Schwester schläft ruhig wie ein Kind. Es ist weiter nichts zu tun.«

Der Baron war bereits zu Bett gegangen.

 

Bleich und blutüberströmt hatte Gilbert die Augen geöffnet, und, sobald er wieder zum Bewußtsein gelangt war, verschreckt um sich geblickt, als ob er noch jetzt auf der Place Louis XV. wäre.

Zunächst verrieten seine Züge eine tiefe Unruhe, dann eine helle Freude.

»Leiden Sie noch, Freund?« fragte Rousseau und nahm besorgt die Hand des jungen Mannes.

»Ach, wer hat mich nur gerettet? Wer hat an mich, der ich doch einsam bin, gedacht?«

Dabei hatte Gilbert um sich geblickt, und als er begriff, daß er in Rousseaus Zimmer war, wollte er sprechen. Die Anstrengung ließ ihm das Blut aus Nase und Mund treten. Sofort wurde er wieder bewußtlos.

Rousseau war von dem Arzt auf diese Gefahr vorbereitet worden. Darum hatte er den Kranken auf eine Matratze gelegt, von der die Laken abgezogen worden waren.

»So«, sagte er zu Thérèse, »jetzt können Sie den armen Jungen zu Bett bringen. Hier, in mein Bett.«

Gilbert, der alles verstand, hatte kaum die Kraft zu sprechen. Mühsam schlug er die Augen auf und flüsterte:

»Nein! Hinauf!«

»Gut, mein Junge, man wird Sie hinaufbringen. Er will uns hier nicht stören«, wandte er sich an Thérèse, die offenbar durchaus damit einverstanden war.

Gegen Mittag begab sich Rousseau wieder an das Lager seines Schülers. Der junge Mann hatte sich bereits ein wenig erholt und erzählte mit leiser Stimme Einzelheiten von der Katastrophe.

Er verschwieg allerdings, warum er zu dem Feuerwerk gegangen war.

Rousseau begnügte sich damit, einige Fragen zu stellen, und empfahl ihm im übrigen größte Geduld.

Plötzlich wurde vor der Tür der Tritt Thérèses hörbar. »Offenbar will mich irgendein Prinz besuchen«, sagte Gilbert lächelnd.

Jetzt erschien Thérèse.

»Herr de Jussieu ist unten«, sagte sie. »Er hat erfahren, daß Sie heute nacht auf der Place Louis XV. waren und kommt sich erkundigen, ob Sie verletzt worden sind.«

»Der gute Jussieu! Rühren Sie sich nicht, Gilbert, ich komme gleich wieder.«

Kaum hatte er die Dachkammer verlassen, als sich Gilbert zu der Fensterluke schleppte.

Aber kaum war er am Ziel, als es vor seinen Augen dunkel wurde. Das Blut stieg ihm zu Kopf, und er fiel schwer zurück. In diesem Augenblick ging die Tür auf und Jean Jacques ließ Herrn de Jussieu eintreten.

»Besuch kommt, lieber Gilbert«, sagte Rousseau, indem er sich dem Bett zuwandte. »Ach, wo ist er denn? Er ist aufgestanden, der Unselige!«

Das Leiden war in diese Züge so deutlich eingegraben, daß Jean Jacques nicht schelten konnte.

»Ich will Ihren Puls fühlen, junger Freund, ich bin auch Arzt«, sagte Herr de Jussieu.

»Und zwar ein besserer als viele andere«, sagte Rousseau, »denn Sie sind ein Arzt der Seele und des Leibes.«

»Zuviel Ehre...«, murmelte Gilbert.

»Herr de Jussieu wollte Sie besuchen«, erklärte Rousseau. »Was sagen Sie, Doktor?«

Der Anatom untersuchte gründlich.

»Wer hat Sie nur so furchtbar in seine Arme gedrückt?«

»Ach, mein Herr, es war der Tod ...«

»Stärkende Mittel, frische Luft und etwas Ruhe werden Sie wieder auf die Beine bringen. Überdies«, fuhr er fort, »werden Sie der Gegenstand der väterlichen Fürsorge des Königs und der Prinzen sein. Der Herr Dauphin war außer sich, als er von dem Unglück hörte. Auch die Frau Dauphine, die nach Marly abreisen sollte, hat es vorgezogen, in Trianon zu bleiben, um in Reichweite der Unglücklichen zu sein.«

»Wahrhaftig?« fragte Rousseau.

»Ja, mein lieber Philosoph, man spricht nur mehr von dem Brief, den der Dauphin an Herrn de Sartines geschrieben hat. Sie wissen, der Dauphin hat zweitausend Taler Apanage monatlich. Er sandte sie unverzüglich nach Paris, mit ein paar Zeilen an Herrn de Sartines, der mir davon sofort erzählte.«

»Nun ja, diesmal war nicht nur das Volk allein von der Katastrophe betroffen. Unter den Verletzten sollen viele Adelige sein.«

Herr de Jussieu erhob sich.

»Unsere Wissenschaft ist für den Patienten von nun an unnütz. Übrigens, nächsten Sonntag will ich eine botanische Exkursion in die Wälder von Marly unternehmen. Begleiten Sie mich, mein lieber Collega?«

»Oh«, rief Rousseau, »sagen Sie lieber Bewunderer!«

»Bringen Sie unseren Patienten nur mit. Ich hole Sie mit meinem Wagen ab. Dann gehen wir den Prinzessinnenweg nach Luciennes, von dort ist es nur ein paar Schritte nach Marly. Wir werden etwas für unsere Herbarien suchen, und er mag sich einstweilen erholen.«

»Sie sind sehr liebenswürdig, mein Wertester!«

»Und in Marly«, fuhr der Wissenschaftler fort, »gibt es ein kleines Frühstück im Schatten. Abgemacht?«

»Abgemacht.«

Gilbert stammelte einige Worte des Dankes, die Herr de Jussieu nicht mehr hörte, denn die beiden Besucher hatten ihn bereits wieder seinen Gedanken und Befürchtungen überlassen.

 

Gilbert dachte nur noch an Andrée, aber sie erschien nie an den Fenstern.

Weit aus dem Fenster gebeugt, maß Gilbert die Höhe der Mauern, und rekonstruierte in Gedanken den Plan des Palais.

Jetzt spiegelte er sich das Glück vor, dessen er teilhaftig werden konnte, wenn er in das verbotene Haus eindrang und lauschte. Überdies erstarkte er zusehends. Nach drei Tagen fühlte sich Gilbert kräftiger als je.

Ach, dachte Gilbert zornig, die Türen sind eine schöne Erfindung, aber Herr Rousseau darf nichts wissen. Ich werde mich auf die vorspringenden Ziegel stützen und der Dachtraufe folgen. Sie ist schmal aber gerade, und demnach der kürzteste Weg von einem Punkt zum andern. Ich werde also, wenn es mir gelingt, zur nächsten Dachluke gelangen. Sie führt in das Treppenhaus.

Stürze ich ab, so gibt es Lärm, man läuft aus dem Pavillon herbei, hebt mich auf und erkennt mich. Das gibt eine schöne poetische Todesart, man wird mich wenigstens beklagen. Komme ich aber ans Ziel, so brauche ich nur durch die Luke ins Treppenhaus zu steigen und bis zum Fenster der ersten Etage hinabzueilen. Ich springe hinab ... Glücklicherweise wird mir das Spalier helfen. Ich kann abstürzen, aber in diesem Fall bin ich blamiert und werde für einen Obstdieb gehalten. Herr de Ta-verney wird mich aus dem Hause prügeln oder an den Ohren hinausführen lassen.

Nein, ich habe zwanzig Klafterschnüre, die ein hübsches Seil geben. Ich kann es in der ersten Etage am kleinen Balkon befestigen oder auch an der Abflußrinne, und in den Garten hinabgleiten.

Er übte seine Kräfte, indem er Klimmzüge ausführte, und als er fand, daß die Anstrengung ihm nicht mehr das Blut in den Kopf trieb, entschloß er sich zu der nächtlichen Unternehmung.

Aufmerksam überschaute Gilbert von seiner Dachluke aus das Terrain des »feindlichen« Gartens, wie er in seiner Schüchternheit den Park des Palais de Taverney nannte. In diesem Augenblick flog ein Stein über die Gartenmauer und schlug gegen die Wand des Hauses.

Gilbert sah, daß die Läden eines Zimmers im Erdgeschoß vorsichtig geöffnet wurden, und bald tauchte das Köpfchen Nicoles auf.

Nachdem sie aufmerksam Umschau gehalten hatte, eilte sie in den Garten.

Auf dem Wege zum Spalier lag jener Stein, den weder Nicole noch Gilbert aus den Augen gelassen hatten. Jetzt ergriff Nicole den Stein.

Gilbert sah, daß sie diesen Stein wie eine Nuß aufbrach, und den Kern, eine Papierrolle, herausnahm. Dieser Stein war ein Liebesbrief.

Gilbert schüttelte den Kopf. Mit dem typischen Egoismus des Frauenverächters sagte er sich, daß Nicole wirklich ein lasterhaftes Geschöpf sei und daß er moralisch gehandelt habe, als er so unvermittelt mit jenem Mädchen brach, dem über die Mauer Liebesbriefe zugeworden wurden.

Jetzt kehrte Nicole in das Haus zurück, tauchte aber bald wieder auf. Sie zog einen Schlüssel hervor und schob ihn durch die Spalte der kleinen Gartenpforte, die dem Haupttor gegenüberlag.

Das kommt mir ärgerlich in die Quere, dachte Gilbert.

Doch sagte er sich, daß seine Entdeckung ihm eine gewisse Macht über Nicole gab, deren er sich bei Gelegenheit bedienen konnte.

Jetzt brach die ungeduldig erwartete Nacht herein.

Gilbert befürchtete nur mehr eine unvorhergesehene Rückkehr Rousseaus. Der Zorn des Genfers würde furchtbar sein. Um ihm zu begegnen, ließ Gilbert einen kleinen Brief auf seinem Tisch liegen:

»Mein gütiger, edler Beschützer, bilden Sie sich keine schlechte Meinung von mir, weil ich trotz Ihrer Empfehlungen und Befehle mir herausgenommen habe, fortzugehen. Doch muß ich mein Zimmer für zwei Stunden verlassen.«

Ich weiß zwar nicht, was ich sagen werde, wenn ich zurückkomme, überlegte Gilbert, aber Herr Rousseau wird weniger beunruhigt und nicht zornig sein.


3. Kapitel: Rousseau

 

Jetzt war der entscheidende Augenblick gekommen. Gilbert schlang das Seil in zwölf Windungen um seinen Hals, stieg mit klopfendem Herzen aus dem Fenster, stützte sich auf das Gesims und versuchte einen ersten Schritt in der Dachrinne.

Mit den Füßen stand Gilbert auf der Bleitraufe, die so weich war, daß sie unter dem Gewicht der Schritte nachgab. Die Hände stützten sich auf die Ziegel, die wohl einen Halt boten, aber keinen Griffpunkt für den Fall eines Sturzes. Er wollte keine Angst empfinden, und seine Willenskraft war stark genug, ihn davor zu bewahren.

Ohne zu zittern, kam er ans Ziel und glitt stolz wie ein Sieger in das Treppenhaus.

Auf dem Absatz hielt er an. Er hörte Stimmen. Thérèse unterhielt sich mit einigen Nachbarinnen über das Genie Rousseaus, über den literarischen Wert seiner Bücher und über die Klangschönheit seiner Kompositionen.

Gilbert erschrak nicht wenig, als sein Name genannt wurde. »Nach dem Souper«, sagte Thérèse, »werde ich nachschauen, ob der gute Junge in seiner Mansarde nichts braucht.«

Glücklicherweise würde Thérèse, wie er bedachte, ein langes Zwiegespräch mit der Flasche halten, da sie ja allein soupierte. Auch roch der Braten appetitlich, und »nach dem Souper« bedeutete demnach zehn Uhr. Jetzt war es erst drei Viertel neun.

Immerhin verlor Gilbert zu seiner großen Verzweiflung mit diesen Überlegungen Zeit.

In der ersten Etage fand er einen Fensterhaken, an dem er sein Seil befestigen konnte. Er schlang einen Knoten darum, stieg auf das Fenstergesims und begann langsam hinabzuklettern. So hing er zwischen Fenster und Boden, als er zu seinen Füßen rasche Schritte vernahm. An sein Seil geklammert, wandte er sich um und sah nach, wer der unwillkommene Neuankömmling war. Gilbert erkannte Beausire, diesen Gefreiten aus der Eskorte der Dauphine, dessen Bekanntschaft Nicole in Taverney gemacht hatte.

Fast im selben Augenblick sah er sie die Tür ihres Pavillons öffnen.

Sie eilte in den Garten und näherte sich dem Gewächshaus, auf das Herr Beausire bereits zuging.

Jetzt kann ich ruhig hinabsteigen, dachte Gilbert, denn wenn Nicole um diese Zeit ihren Liebhaber empfängt, weiß sie, daß die Luft rein ist.

Andrée ist also allein...

In der Tat war kein Geräusch zu hören, und im Erdgeschoß brannte nur ein einziges schwaches Licht. Gilbert erreichte den Boden ohne Unfall. Er schlich die Mauer entlang, erreichte ein Gebüsch und kam zu der Tür, die Nicole offen gelassen hatte. Aus dem Vorzimmer führten zwei Türen ins Innere des Hauses. Eine war geschlossen, die andere offen. Gilbert erriet, daß die offene jene der Kammer Nicoles war. Mit vorgestreckten Händen tastete er sich in dieses Zimmer. Durch einen Korridor sah er die Glastür eines anstoßenden Zimmers. Das Fensterkreuz war deutlich zu erkennen. Vor der Glasscheibe hing ein Musselinvorhang.

Während Gilbert in den Korridor vordrang, hörte er aus dem erleuchteten Zimmer eine schwache Stimme.

Es war Andrée.

Alles Blut strömte in Gilberts Herz zusammen.

Jetzt antwortete eine andere Stimme. Gilbert erkannte Philippe.

3

 

Auf den Fußspitzen schlich Gilbert näher und bezog hinter dem Sockel einer Büste Posten. Jetzt war er in Sicherheit, konnte lauschen und schauen. Er war so beseligt, daß sein Herz überströmte und zugleich so erschrocken, daß es sich schmerzlich zusammenzog.

Er sah Andrée auf ihrer Chaiselongue liegen, das Gesicht der Glastür, also ihm zugewandt.

Die Tür war leicht angelehnt.

Philippe saß am Fußende der Chaiselongue und wandte Gilbert den Rücken zu.

Sein Arm lag in einer Binde.

Die jungen Leute hatten sich seit jener Nacht des Schreckens nicht wiedergesehen.

Jetzt waren sie erst einige Minuten beisammen und plauderten ungezwungen.

»Und fühlst du dich wieder kräftiger?«

»Noch nicht ganz, doch konnte ich zwei- oder dreimal ans Fenster gehen. Wie köstlich ist die frische Luft, wie schön sind die Blumen! Solange man beides hat, kann man nicht sterben.«

»Nun, Andrée, in acht Tagen werden Sie bereits fähig sein, der Frau Dauphine einen Besuch abzustatten. Sie hat sich, wie ich höre, voller Anteilnahme nach Ihnen erkundigt.«

»Nun, ich hoffe, daß ich sie besuchen kann, Philippe. Die Frau Dauphine scheint mir sehr wohlgesinnt zu sein.«

»Sie haben eine furchtbare Prüfung bestanden und sind nur wie durch ein Wunder gerettet worden. Übrigens, Andrée, ich konnte mit Ihnen noch nicht davon sprechen ...«

Andrée errötete und schien ein Unbehagen zu empfinden, aber Philippe bemerkte es nicht.

»Ach, Philippe«, sagte sie endlich, »ich war so in Angst ... mir ist fast alles entfallen.«

»Immerhin, erzählen Sie mir, liebe Andrée, was Sie noch wissen.«

»Sie wissen ja, wir wurden etwa zwanzig Schritte vor der Mobilienkammer getrennt. Ich sah, wie Sie gegen die Tuilerien abgedrängt wurden, während die Massen mich nach der Rue Royal stießen. Fast konnte ich die Sekunden, die ich noch zu leben hatte, zählen, da fiel mein Blick auf einen Mann, der diese Menge zu lenken und dem sie zu gehorchen schien.«

»Das war der Graf Joseph Balsamo, nicht wahr?«

»Er, derselbe, der mir schon in Taverney eine seltsame Angst eingeflößt hat.«

»Weiter, Andrée«, sagte Philippe, dessen Miene sich verdüsterte.

»Nun, dieser Mann schien über der Katastrophe zu schweben, das Menschenleid konnte ihm scheinbar nichts anhaben. In seinen Augen las ich den Willen, mich zu retten, und auch die Kraft dazu. Gewiß, Philippe, war es der bloße Blick dieses Mannes, der mich herrisch an sich zog.«

Ach, dachte Gilbert, sie hat nur ihn gesehen, mich aber, der ich zu ihren Füßen lag, sterbenselend, mich hat sie nicht bemerkt. »Jetzt war ich gerettet«, fuhr Andrée fort, »aber das Entsetzen ging über das Maß des Erträglichen — ich wurde ohnmächtig.« »Wann war das?«

»Zehn Minuten, nachdem ich Sie aus den Augen verloren hatte. Mir ist, als ob ein Wille, der den meinen lenkte, mir jetzt erst die Erinnerung freigäbe.«

»Sprechen Sie doch, liebe Andrée, ich warte ungeduldig.«

»Ich kam wieder zum Bewußtsein«, fuhr das Mädchen fort, »und erwachte in einem luxuriös möblierten Salon. Eine Kammerfrau und eine Dame waren an meiner Seite. Als ich erwachte, lächelten sie mir nur zu.«

»Um welche Zeit war das, Andrée?«

»Um halb eins.«

Der junge Mann atmete auf.

»Gut, Andrée, sprechen Sie weiter!«

»Ich dankte den Frauen und bat, man möge mich sofort nach Hause führen. Man antwortete mir aber, der Graf würde mit seinem Wagen wiederkommen und mich dann nach Hause bringen. In der Tat hörte ich gegen zwei Uhr einen Wagen vorfahren und empfand eine Bangigkeit, wie damals, als er sich zum erstenmal mir näherte. Die Tür ging auf, und ich konnte, obwohl ich halb ohnmächtig war, den Mann erkennen, der mich gerettet hatte. Sofort verlor ich vollends das Bewußtsein. Dann hat man mich wohl in den Wagen hinuntergetragen und hierher gebracht. Das ist alles, was ich weiß, Bruder«, antwortete Andrée.

Philippe überschlug die Zeit und fand, daß Andrée unmittelbar aus der Rue de Ecuries du Louvre nach der Rue Coq-Héron geschafft worden war.

»Ich werde bei der Marquise de Savigny vorsprechen und ihr meinen Dank abstatten. Jetzt noch ein Wort über eine weniger wichtige Sache. Erinnern Sie sich, während der Katastrophe ein bekanntes Gesicht gesehen zu haben?«

»Nein.«

»Auch nicht den kleinen Gilbert?«

»In der Tat«, sagte Andrée, »in dem Augenblick, in dem wir getrennt wurden, stand er etwa zehn Schritte abseits.«

»Als ich Sie suchte, Andrée«, fuhr Philippe fort, »fand ich den armen Jungen.«

»Unter den Toten?« fragte Andrée, aus deren Worten immerhin nur jenes Interesse zu hören war, das die Vornehmen den Untergeordneten entgegenbringen.

»Nein, er war nur verwundet.«

»Ach, um so besser.«

»Seltsam ist etwas. Ich frage Sie nach ihm, weil ich in seiner Hand, die der Schmerz zusammengepreßt hatte, ein Stück von Ihrem Kleid fand.«

»Das ist seltsam.«

»Der Stoffetzen, liebe Andrée, war gewiß von Ihrem Kleid. Ich habe es durch Nicole festgestellt.«

»Mein Gott«, sagte Andrée gelassen, »wenn er in dem Augenblick, in dem ich gerettet wurde, bei mir war, wird er sich an mich geklammert haben, um von der Hilfe zu profiteren. Der Ertrinkende klammert sich eben an den Gürtel des Schwimmers.«

»Ach«, dachte Gilbert bei sich, »so beurteilen diese Adeligen uns Leute aus dem Volk. Weiß Gott, Herr Rousseau hat recht, wir haben reinere Herzen und stärkere Arme als sie.«

In diesem Augenblick hörte er hinter sich ein Geräusch. Gilbert zog sich in die Ankleidekammer zurück und ließ den Türvorhang herabfallen.

»Wie, ist denn diese närrische Nicole nicht da?« hörte er den Baron fragen, der mit seinen Rockschößen Gilbert fast streifte, während er sich in das Zimmer seiner Tochter begab.

»Ach, Kinder«, sagte er, »von der Rue Coq-Héron nach Versailles ist es verdammt weit, wenn man nicht eine Hofequipage zur Verfügung hat, sondern nur einen einspännigen Kumpelkasten. Nun, immerhin, ich habe die Frau Dauphine gesehen.« »Andrée fühlt sich schon besser«, erklärte Philippe.

»Ich weiß es, und ich habe es auch Ihrer Königlichen Hoheit gesagt. Sie hat mir versprochen, Andrée, sobald sie gesund ist, nach Trianon zu berufen.«

»Ich soll zu Hofe gehen?« fragte Andrée schüchtern.

»Es handelt sich nicht um den Hof, Kind. Die Frau Prinzessin hat Charakter, und der Herr Dauphin ist, wie man sagt, tief veranlagt.«

»Nun, das Leben am Hofe bleibt doch immer dasselbe, liebe Schwester, täuschen Sie sich darin nicht«, meinte Philippe traurig.

Ach, dachte Gilbert verzweifelt, jetzt ist Andrée verloren, für immer verloren!

»Aber wir haben doch gar nicht genug Vermögen«, sagte Andrée zu ihrem Vater, »um am Hofe zu leben, und nicht einmal die nötige Erziehung. Ich bin ein armes Mädchen, was soll ich unter diesen glänzenden Damen? Wir sind zu gering, Bruder, um im Glanz all dieser Lichter zur Geltung zu kommen.« Der Baron runzelte die Stirn.

»Dummes Geschwätz«, rief er. »Sie sind verrückt, Mademoiselle! Sie sind schön, der König wird es gewiß bemerken. Sie können plaudern, das wird den Herren Grafen d'Artois oder de Provence gefallen. Sie werden nicht nur gern gesehen, Sie werden gesucht sein. Das ist es!«