Cover

Über dieses Buch:

Der kleine Nick ist groß geworden. Aber noch längst nicht erwachsen! Und er spaziert so fröhlich durch den Alltag wie sein kleiner Namensvetter – um erstaunt festzustellen, dass alles, was er mit viel Begeisterung beginnt, in der Katastrophe endet. Vor allem aber beschäftigen ihn die fremdartigen Wesen, denen er so gerne näherkäme: Die "Mädchen" (auch "Frauen" genannt).

Ein Lesevergnügen, aus dem man viel über die Männer lernt, die eigentlich immer Jungs bleiben. Worum sie von den Frauen insgeheim beneidet werden.

Über den Autor:

Jochen Till, geboren 1966 in Frankfurt, wollte eigentlich Rockstar werden. Trotz seines unbestreitbaren Desinteresses an Buchhaltung schloss er im Alter von 22 Jahren das Wirtschaftsgymnasium ab. Neun Jahre später veröffentlichte er sein erstes Buch. Nachdem er einige Jahre in einem Comic-Laden gearbeitet hat, widmet er sich heute ausschließlich dem Schreiben – und dem Genuss zahlreicher Fernsehserien.

Von Jochen Till erschienen bei dotbooks bereits Bekenntnisse eines Serienjunkies und seine beiden Sonnenschein-Romane König für einen Sommer und 30 Tage Sonnenschein.

Die Website des Autors: www.jochentill.de

Der Autor im Internet: www.facebook.com/JochenTillAutor

Der große Nick im Internet: http://www.der-grosse-nick.de/

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Neuausgabe Juni 2013

Dieses Buch erschien bereits 2009 unter dem Titel Überall Mädchen. Der große Nick erzählt bei Carlsen

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: Zapf (www.zapf-zeichnet.de)

ISBN 978-3-95520-294-1

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Jochen Till

Der große Nick

16 Stories

dotbooks.

In tiefer Verbeugung vor René Goscinny, dessen Gesamtwerk mich immer wieder zum Lachen bringen wird – bis der Himmel mir auf den Kopf fällt.

Inhalt

Inhalt

Höflichkeit muss sein

Mein bester Freund

Was arbeitest du denn?

Papa und sein Hobbie

Mädchen und Frauen

Mein zweitbester Freund

Männer allein Zuhaus

Essen gehen

Schuhe kaufen

Im Kino

Fußball

Strafe muss sein

Neue Freunde

Geburtstag und der Opa

Hecke schneiden

Spielschulden sind Ehrenschulden

Darf man das?

Der kleine Dirk

Lesetipps

Höflichkeit muss sein

Hallo. Ich bin der Nick. Meine Mama sagt immer, ich soll mich vorstellen, weil, das wäre höflich, darum mache ich das jetzt auch mal. Also, ich bin der Nick. Aber das hab ich ja schon gesagt. Am liebsten mag ich Apfelkuchen und Mädchen, aber das ist gar nicht so einfach mit den Mädchen, weil, wenn ich mal eine treffe, die ich toll finde, weil sie so hübsch ist, dann traue ich mich nie, sie zu fragen, ob sie mit mir knutschen will, weil, sie könnte ja nein sagen und das ist ein ganz blödes Gefühl. Und dass mal eine zu mir kommt und mich fragt, ob ich knutschen will, das passiert eigentlich nie, weil Mädchen dürfen ja warten, bis ein Junge sie fragt, und das wissen die ganz genau und nutzen es aus. Letzten Samstag hab ich aber doch mal eine getroffen, die hat nicht gewartet, das war in der Disco. Da stand ich gerade so rum, weil ein blödes Lied lief und ich nicht dazu tanzen wollte, und plötzlich war dieses Mädchen neben mir und hat mir ins Ohr gebrüllt, weil das blöde Lied so laut war.

„Na, du“, hat sie gebrüllt. „Magst du mit mir tanzen?“

Da hab ich mir das Mädchen erstmal angeguckt und einen Riesenschreck gekriegt. Mädchen sagen ja immer, Jungs würden ihnen zuerst auf ihre Dinger gucken, oder auf den Popo, stimmt aber nicht, also, bei mir jedenfalls nicht, ich gucke nämlich immer zuerst mal, ob sie ein hübsches Gesicht hat. Nein, ehrlich! Ich meine, wenn man mit einem Mädchen zusammen ist, sieht man doch viel öfter ihr Gesicht als ihre Dinger. Wenn man mit ihr essen geht, oder wenn sie etwas sagt, was Mädchen ja sehr oft machen, dann kann man ihr ja wohl nicht die ganze Zeit auf die Dinger gucken, das wäre ja total unhöflich. Die Mädchen denken dann immer, man ist nur an ihrem Körper interessiert und das finden sie doof, weil, sie haben ja auch einen Kopf und der ist ruckzuck beleidigt, wenn man nicht an ihn denkt, und wenn so ein Mädchenkopf erstmal beleidigt ist, kann man das mit dem Knutschen gleich vergessen. Außerdem sind die Dinger beim Essen und beim Reden sowieso immer verpackt, das bringt doch gar nichts. Nichts gegen Dinger, echt nicht, die sind schon toll, aber ein hübsches Gesicht ist viel wichtiger, finde ich, und darum gucke ich da auch immer zu allererst hin, wie bei dem Mädchen am Samstag. Aber da hätte ich vielleicht ausnahmsweise doch erst auf ihre Dinger gucken sollen, dann hätte ich nicht so einen Schreck gekriegt, weil, von ihrem Gesicht hat man kaum etwas gesehen, die hatte nämlich eine riesige, hässliche Brille auf, wie die von meiner Oma, nur noch größer, das hat gar nicht gut ausgesehen.

Mit so einer riesigen Brille wollte ich wirklich nicht tanzen, auch wenn ihre Dinger ziemlich groß aussahen, da hab ich dann nämlich hingeguckt, weil die Brille mich so erschreckt hat. Und dann hab ich gesagt: „Nein, tut mir Leid, aber ich kann nicht tanzen, weil mir tut der Fuß weh, da ist mir beim Fußball spielen einer drauf getreten. Trotzdem lieb, dass du gefragt hast.“

Das hat zwar nicht gestimmt mit dem Fuß, aber ich wollte nicht unhöflich sein, und da ist eine kleine Flunkerei immer besser, als die Wahrheit zu sagen, so funktioniert das nämlich mit der Höflichkeit. Und wenn man dann noch irgendwas mit Fußball sagt, haben Mädchen sowieso keine Lust mehr, weil, das finden die voll langweilig, wenn Fußball gespielt wird. Eigentlich finden Mädchen fast alles langweilig, was Jungs Spaß macht. Bier trinken, Luftgitarre spielen, mit Autos ganz schnell im Kreis fahren, das finden die alles blöd und kindisch, warum weiß ich auch nicht so genau, ist aber auch egal, weil, Mädchen verstehen, das ist sowieso mindestens so schwer, wie wenn der Torwart beim Fußball vom eigenen Kasten aus ein Kopfballtor machen will.

Jedenfalls hab ich dem Mädchen am Samstag gesagt, dass mir der Fuß vom Fußball spielen weht tut, damit ich nicht mit ihrer Brille tanzen muss und dann hat sie gesagt: „Och, Menno! Wie wär’s denn mit Knutschen? Dafür braucht man keine Füße.“

Also, da war ich ganz schön baff, das hat mich noch nie eine einfach so gefragt, ob ich mit ihr knutschen will, das war schon toll. Und Lust zu knutschen hatte ich auch, hab ich eigentlich fast immer, außer wenn ein Mädchen vorher eine Knobi-Pizza gegessen hat, dann macht mir das überhaupt keinen Spaß, das ist eklig. Aber dieses Mädchen hatte keine Knobi-Pizza gegessen, das hab ich gerochen, also eigentlich nicht gerochen, aber egal, jedenfalls wollte sie mit mir knutschen und ich hatte auch Lust zu knutschen, aber dann hab ich wieder ihre Brille gesehen und musste an meine Oma denken, und Oma und Knutschen, das passt überhaupt nicht zusammen.

Zum Glück ist mir dann aber noch eingefallen, dass man die ja abnehmen kann, so eine Brille, also hab ich gesagt: „Okay, lass uns zu mir gehen und knutschen.“

„Supi“, hat sie gesagt und dann sind wir zu mir.

Als wir dann bei mir waren, hab ich ihr schnell die Brille abgezogen und das Licht ausgemacht und dann haben wir uns ausgezogen und geknutscht, erst nur auf den Mund, dann auch noch woanders. Das Mädchen konnte echt gut knutschen. Aber gerade, als sie an der besten Stelle war, ging plötzlich die Tür auf und das Licht an.

„Nick, bist du da?“, hat meine Mama gefragt und das Mädchen hat sich so doll erschreckt, dass sie plötzlich Knutschen mit Beißen verwechselt hat, das tat vielleicht weh, ich hab ganz laut geschrien, das Mädchen auch, und Papa kam dann auch noch.

„Was ist denn das für ein Geschrei hier?“, hat er gefragt.

Dann hat er das Mädchen gesehen und ganz große Augen gekriegt, weil sie ja nackt war und tolle Dinger hatte und er gar nicht mehr wusste, wie so was aussieht, das hat er nämlich neulich zu Mama gesagt, als sie mal wieder Kopfweh hatte, da hat er dann auf der Couch geschlafen. Aber egal, jedenfalls hat Papa ganz große Augen gekriegt und Mama hat ihm den Ellenbogen in den Bauch gerammt.

„Entschuldigung“, hat Mama dann zu dem Mädchen gesagt. „Sonst sind wir eigentlich nicht so unhöflich. Aber Nick hat vergessen, das Schild an die Tür zu hängen.“

Das stimmte, ich hatte das blöde Schild vergessen. Das hat Papa mal von einer Geschäftsreise mitgebracht und da steht drauf „Ibis Hotel - Bitte nicht stören“ und Mama hat dann gesagt, ich soll es immer draußen an die Tür hängen, wenn ein Mädchen zum Knutschen kommt, aber irgendwie hab ich nur ans Knutschen gedacht und nicht an das Schild, kann ja mal passieren, oder?

Mama hat Papa dann am Kragen geschnappt und aus dem Zimmer gezogen.

„Supi“, hab ich zu dem Mädchen gesagt. „Dann können wir ja weiterknutschen. Aber jetzt ohne Zähne, bitte.“

Da hat das Mädchen gelacht, aber nicht lustig, mehr so fies.

„Du spinnst wohl!“, hat sie gesagt. „Ich knutsch doch nicht mit einem, der noch bei seinen Eltern wohnt!“

„Aber warum denn nicht?“, hab ich gefragt.

„Weil das doof ist!“, hat sie da gesagt.

„Ist es gar nicht!“, hab ich gesagt.

„Ist es doch!“, hat sie dann geschrien.

Und ich hab zurück geschrien:

„Ist es nicht! Da spar ich nämlich ganz viel Geld und hab immer was zu essen und von ganz allein saubere Wäsche!“, weil, das stimmt ja auch.

„Du bist doof!“, hat sie dann gesagt.

„Selber!“, hab ich gesagt und ihr die Zunge rausgestreckt.

Dann hat sie sich ganz schnell wieder angezogen und ist einfach abgehauen ohne Tschüs zu sagen, das fand ich ziemlich unhöflich. Aber dann hab ich gesehen, dass sie ihre blöde Brille vergessen hatte, die hab ich dann gleich im Klo runtergespült. Unhöflich kann ich nämlich auch.

Mein bester Freund

Mein bester Freund, das ist der Uwe, weil, der war schon immer mein bester Freund, schon in der Schule. Der Uwe ist echt klasse, auf den kann man sich immer verlassen. Wenn ich mal Hecke schneiden muss, oder im Garten Laub rechen, der Uwe ist immer dabei und hilft mir. Und wir machen auch sonst ganz viel zusammen, außer, wenn es etwas kostet, das ist immer schlecht. Der arbeitet nämlich nicht, der Uwe, und zwar extra. Arbeiten ist doof, sagt der Uwe immer, da bleib ich lieber zu Hause und guck Fernsehen oder geh Bier trinken. Das Bier muss dann meistens ich bezahlen, weil der Uwe ja nur ganz wenig Geld hat, weil er ja nicht arbeitet. Ein bisschen was kriegt er jeden Monat vom Herr Hartz, aber das reicht gerade mal für ein paar Tütensuppen, sagt der Uwe immer. Das nervt schon manchmal, dass ich immer die Biere vom Uwe bezahlen muss, aber dafür ist er ja auch mein bester Freund und hilft mir mit der Hecke, da kann man das schon mal machen. Außerdem ist es immer voll lustig mit Uwe, der macht ganz viel Quatsch und erzählt lustige Sachen, so wie neulich die Geschichte mit der Müllabfuhr. Das war nämlich so: Der Uwe muss ab und zu mal so tun, als ob er arbeiten will. Das hat der Herr Hartz gesagt, sonst gibt er dem Uwe gar kein Geld mehr, und so war das diesmal eben auch.

„Uwe“, hat der Herr Hartz gesagt. „Bei der Müllabfuhr ist einer abgehauen, die haben Arbeit für dich, geh da mal hin.“

„Supi, mach ich!“, hat der Uwe gesagt, obwohl er gar keine Lust hatte, aber der Herr Hartz ist da sehr streng, also tut der Uwe dann immer so, als würde er sich freuen.

Also ist der Uwe zur Müllabfuhr gegangen und erst mal eine halbe Stunde zu spät gekommen, weil im Frühstücksfernsehen was Spannendes lief. Als er dann da war, hat eine Frau gesagt, er soll sich setzen.

Der Uwe, der hat gedacht, das ist die Sekretärin vom Chef von der Müllabfuhr, war sie aber nicht, sie war selbst der Chef, also die Chefin, da hat sich der Uwe ganz schön gewundert, weil, Frauen und Müllabfuhr, das passt ja so gar nicht zusammen. Beim Uwe Zuhause hat nämlich sein Papa immer den Müll runter gebracht, weil seine Mama das so wollte, bis er dann einmal abends nicht mehr zurückgekommen ist vom Müll runter bringen, dann musste der Uwe das immer machen und das hat ihm ganz schön gestunken. Aber egal, jedenfalls war der Chef von der Müllabfuhr eine Chefin und die hat den Uwe dann böse angeguckt und gesagt: „Du bist zu spät, Uwe. So geht das aber nicht.“

„Entschuldigung“, hat der Uwe da gesagt. „War keine Absicht. Der Bus ist so langsam gefahren, weil ein Müllauto davor war und uns nicht vorbeigelassen hat. Das nervt ganz schön, wenn man hinter so einem blöden Müllauto her fahren muss.“

Uwe hat gedacht, das ärgert die Chefin, weil ihr ja die ganzen Müllautos gehören, war aber nicht so. Die hat nur gelacht und gesagt: „Ja, das machen wir mit Absicht. Die Leute ärgern sich immer so schön, das macht Spaß.“

Und dann hat sie gefragt: „Du willst also bei uns arbeiten?“

„Oh ja, bitte!“, hat der Uwe da geantwortet, obwohl es gar nicht stimmte.

„Hast du denn schon mal mit Müll gearbeitet?“, wollte die Chefin dann wissen.

„Nein“, hat der Uwe gesagt. „Ich werfe meinen Müll immer aus dem Fenster.“

Das stimmt, das macht er wirklich, der Uwe, weil, das hat ihm so gestunken mit dem ewigen Müll runter bringen und dann ist er Zuhause ausgezogen und hat sich eine soziale Wohnung im 11. Stock gesucht, da war dann aber plötzlich auch Müll und der Aufzug kaputt, und da hat es dem Uwe gereicht, und seitdem wirft er seinen Müll immer aus dem Fenster, aber nur nachts, wenn unten keiner mehr rum läuft. Aber einmal hat er doch einen  getroffen, den Meier aus dem Erdgeschoss, aber der war zum Glück betrunken, da hat das nicht so weh getan und es waren ja auch keine Flaschen dabei, weil da ist ja Pfand drauf, die würde der Uwe nie wegschmeißen.

Die Müllabfuhr-Chefin fand das natürlich nicht so toll, dass der Uwe seinen Müll aus dem Fenster wirft.

„Das macht man aber nicht“, hat sie zum Uwe gesagt.

„Ich schon. Der Doktor hat nämlich gesagt, ich darf nicht so schwer heben, wegen meiner Bandscheibe.“

Das war natürlich gelogen, der Uwe hat nämlich gar keine Bandscheibe, also, keine kaputte, nur eine ganze, meine ich.

Die Chefin hat sich am Kopf gekratzt und dann hat sie den Uwe gefragt: „Ja, aber wenn du nicht so schwer heben darfst, was willst du dann hier? Der Müll ist ganz schön schwer, und wenn du hier arbeitest, musst du den auch heben.“

„Ich hab gedacht, ich kann vielleicht Müllinspektor werden“, hat der Uwe dann gesagt.

„Müllinspektor?“, hat sich da die Chefin gewundert (hätte ich mich auch). „Was soll denn das sein, ein Müllinspektor?“

„Na, der, der den Müll durchsucht“, hat der Uwe dann erklärt. „Nach Leichen und so. Wenn die Gangster mal wieder einen wegwerfen, weil er sie verpfiffen hat. Und manchmal hacken die den ja auch ganz klein, dann muss man die ganzen Teile zusammensuchen und wieder aneinanderkleben, damit seine Frau auch erkennt, dass das ihr Mann ist, der da tot rum liegt. Und das könnte ich doch machen, weil Leichenteile sind ja einzeln nicht so schwer.“

Da hat die Chefin geguckt wie eins ihrer Müllautos.

„Ja, aber“, hat sie gesagt. „Aber bei uns gibt es doch gar keine Leichen, vielleicht ab und zu mal ein Wellensittich und Achmed hat neulich mal eine tote Katze gefunden. Aber doch keine Menschen. Das wüsste ich.“

„Weißt du eben nicht“, hat der Uwe dann gesagt. „Weil ihr keinen Müllinspektor habt. Also, was ist jetzt? Darf ich euer Müllinspektor werden? Bitte, bitte!“

Durfte er natürlich nicht, weil, Müllinspektor, das war ja totaler Quatsch, den gibt’s ja gar nicht. Aber weiter nicht arbeiten, das durfte er dann, mit dem Geld vom Herr Hartz. Und nächsten Monat schickt ihn der Herr Hartz dann bestimmt  wieder irgendwohin zum arbeiten, vielleicht zur Feuerwehr, da freu ich mich jetzt schon drauf.

Was arbeitest du denn?

Wenn man will, dass Mädchen mit einem knutschen, ist es immer wichtig, dass man einen tollen Beruf hat, das fragen die nämlich meistens gleich als erstes.

„Hallo, ich bin die Anke“, sagen Mädchen immer, wenn man sie zum ersten Mal trifft. Oder Susi, oder Hildegard, egal, ich hab jetzt mal Anke genommen, weil ich eine kenne, die ist aber doof. Jedenfalls ist das immer so, das Mädchen sagt: „Hallo, ich bin die Anke. Was arbeitest du denn?“

Und dann sage ich immer: „Ich bin der Nick und arbeite bei der Bank.“

Und dann freuen sich die Mädchen, weil, wer bei der Bank arbeitet, der ist meistens nicht arm, das können die nämlich gar nicht leiden, die Mädchen, wenn einer arm ist, weil, dann kann er sie ja nicht ins Kino einladen oder in den Urlaub auf die Bahamas.

Einmal hab ich zu einer nur so aus Spaß gesagt: „Ich bin der Nick und arbeite bei Meck Donnelds.“

Da hat sie gesagt: „Verpiesel dich, du blöder Luser.“

Das war die Anke. Und jetzt wisst ihr auch, warum ich die doof finde.

Aber egal, jedenfalls ist bei der Bank arbeiten besser, als bei Meck Donnelds, wenn man mit Mädchen knutschen will.

Eigentlich wollte ich gar nicht bei der Bank arbeiten, ich wollte nach dem Abi viel lieber an der Uni studieren, weil da so viele Mädchen sind, aber Papa hat gesagt, ich soll besser zur Bank gehen, da wäre es auch schön und das kostet ihn nichts.

Aber so schön ist es in der Bank gar nicht, im Gegenteil, da ist es sogar ziemlich doof. Zuerst hab ich da nämlich immer nur Kaffee gekocht und die Treppe geputzt.

Aber dann hat die Bruchmüller, so heißt nämlich meine Chefin, gesagt: „Nick, du bist jetzt Kundenberater.“

Da hab ich gesagt: „Das hört sich aber schwer an. Was muss ich denn da machen?“

„Die Kunden beraten“, hat sie gesagt.

„Aber was wollen die denn wissen, die Kunden?“, hab ich dann gefragt.

„Die fragen dich, ob wir ihnen Geld leihen“, hat sie erklärt. „Und du sagst dann nein.“

„Na gut“, hab ich gesagt. „Das ist einfach, das kann ich.“

Aber so einfach ist das gar nicht, die Kunden sind nämlich überhaupt nicht zufrieden, wenn ich denen kein Geld leihen will. So wie das Mädchen heute morgen, die war ungefähr so alt wie ich und die sah total hübsch aus, mit der hätte ich echt gern sofort geknutscht, aber das geht ja nicht, wenn man bei der Bank arbeitet, da ist alles ganz streng geschäftlich und ernst.

„Hallo, ich bin die Lisa“, hat sie gesagt.

„Hallo, Lisa“, hab ich gesagt. „Ich bin der Nick, dein Kundenberater. Wie kann ich dir helfen?“

„Ich brauche Geld. Kannst du mir ein bisschen was leihen?“, hat sie gefragt.

„Das kommt drauf an“, hab ich da gesagt. „Wie viel brauchst du denn?“

„Zweitausend Euro“, hat die Lisa gesagt.

„Was, sooo viel? Wofür brauchst du das denn?“, hab ich gefragt.

„Für eine Fettabsaugung“, hat sie geantwortet.

Eine Bettabstaubung, aha, habe ich da gedacht. Hört sich komisch an, gibt es aber wirklich, hab ich im Fernsehen gesehen.

Eine Bettabstaubung braucht man, wenn man Milben im Bett hat, das sind ganz eklige kleine Monster, die leben vom Staub im Bett und dann kann man nicht mehr so gut atmen, aber dass die so teuer ist, hab ich nicht gewusst, das fand ich schon komisch, also hab ich die Lisa gefragt: „Eine Bettabstaubung kostet zweitausend Euro?“

„Nein“, hat sie da geantwortet. „Aber eine Fettabsaugung.“

Da bin ich fast vom Stuhl gefallen. Ich meine, ich kenne echt ganz viele Leute, die dringend mal eine Fettabsaugung brauchen könnten. Die Bruchmüller, zum Beispiel, die fängt nämlich schon an zu schnaufen, wenn sie 5-Euro-Scheine zählen muss, so viel Fett hat die zu viel.

Aber das Mädchen, die Lisa, die sah echt total supi aus, und zwar überall, da war nirgendwo was zu viel dran, nicht mal ein Leberfleck oder so, und Fett schon gar nicht. Und sie hatte ganz enge Sachen an, da konnte auch kein Fett irgendwo versteckt sein.

 „Aber du brauchst doch keine Fettabsaugung“, hab ich dann gesagt.

„Doch, ganz dringend“, hat die Lisa gesagt.

„Wo denn?“ hab ich gefragt.

„An den Beinen, da sind nämlich Dellen“, hat sie gesagt. „Und am Bauch und am Popo.“

„Glaub ich nicht“, hab ich da gesagt.

„Ist aber so!“, hat sie gesagt. „Echt! Warte, ich zeig’s dir.“

Und dann hat sie angefangen, sich auszuziehen, die Lisa. Normalerweise hab ich natürlich nichts dagegen, wenn ein hübsches Mädchen sich vor mir auszieht, aber in der Bank, das war schon ein bisschen komisch, aber trotzdem toll. Zuerst hat sie ihre Hose ausgezogen.

„Hier, guck“, hat sie gesagt und auf ihre Beine gezeigt. „Ganz viel Fett und lauter Dellen. Das muss unbedingt weg.“

„Blödsinn“, hab ich da gesagt. „Das sind Supi-Beine, da ist überhaupt kein Fett und nicht eine Delle.“

„Doch, hier, guck doch mal!“, hat sie gesagt und mit zwei Fingern in ihr Bein gezwickt und dann war da ganz kurz eine Delle, aber die war gleich wieder weg.

„Das gilt nicht“, hab ich gesagt. „Du hast ganz tolle Beine, da muss  nichts abgesaugt werden, basta.“

„Und was ist hiermit?“, hat sie gefragt und ihre Bluse ausgezogen und auf ihren Bauch gezeigt. „Guck mal, der ist ganz speckig und hat lauter Röllchen“, hat sie gesagt.

„Ist er gar nicht. Der ist ganz flach und total schön“, hab ich da gesagt.

„Ist er gar nicht!“, hat sie gesagt. „Guck!“

Dann hat sie mit beiden Händen an ihren Bauch gefasst und versucht, ein Röllchen zu machen, hat aber nicht geklappt, so flach war der nämlich.

„Siehst du?“, hab ich gesagt. „Wenn man da noch was absaugt, hast du ein Loch im Bauch.“

„Aber mein Popo!“ hat sie gesagt und sich umgedreht. „Der ist viel zu dick! Da schwabbelt doch alles!“

Also, ich hab ja schon ein paar Popos gesehen, auch von Mädchen, aber so knackig wie der von Lisa war noch keiner.

„Papperlapapp“, hab ich gesagt. „Da schwabbelt überhaupt nichts. Der ist ganz toll, dein Popo. Lass den bloß so, wie er ist.“

Da hat die Lisa geseufzt und sich wieder angezogen.

„Du gibst mir also kein Geld?“, hat sie gefragt und ganz traurig geguckt.

„Tut mir Leid“, hab ich gesagt. „Aber ich darf den Leuten kein Geld leihen für Sachen, die sie gar nicht brauchen.“

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