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Sky & Mirja du Mont 

Unsere tägliche Krise gib uns heute

Eine witzige Soforthilfe für den Beziehungswahnsinn


Edel:eBooks

GOTT UND DIE FRAUEN

Ganz klar, die Menschheitsgeschichte muss neu geschrieben werden. Bereits der Beginn kann nicht als authentisch gelten und so nur von einem weiblichen Wesen beschrieben worden sein. Nachdem davon auszugehen ist, dass Gott ein Mann ist, muss eine Frau das erste menschliche Lebewesen auf dieser Erde gewesen sein. Sie fragen sich nun sicher, warum.

Bekanntermaßen hat Gott sieben Tage für die Erschaffung dieser wenig vollkommenen Welt gebraucht. Ich bitte Sie: Stellen Sie sich vor, Sie sind allmächtig. Würden Sie sieben Tage für all das brauchen? Höchstens einen halben Tag!

Also, womit hat Gott dann die restlichen sechseinhalb Tage verplempert? Genau, er hat in dieser verbleibenden Zeit versucht, die perfekte Frau zu erschaffen, und genau das hat sich so hingezogen.

Das erste Modell wollte einen kleineren Po und einen größeren Busen. Aber bei der Statik von Busen-groß-Po-klein fiel natürlich der erste Prototyp ständig nach vorne um. Dann wollte das nächste Modell blond sein, das andere schwarzhaarig ... und so ging es ständig weiter.

Schlussendlich sah unser Herr ein, dass es ein Fehler gewesen war, der Frau schon bei ihrer Konstruktion einen eigenen Willen zu geben, denn damit hatten seine Probleme begonnen.

In dem göttlichen Bemühen, ein Wesen zu erschaffen, das der männlichen Perfektion, seinem Ebenbild, annähernd gleichkommen würde, verbrauchte Gott also den größten Teil der Schöpfungswoche. Er erkannte deprimiert, dass er für ein fehlerfreies weibliches Modell Jahrzehnte gebraucht hätte.

Die Erschaffung des Mannes war dagegen ein Spaziergang. 85 Prozent Geschlechtstrieb, der locker auch noch als Hirn fungieren konnte, 5 Prozent innere Organe, wobei die Leber besonders stark ausgeprägt und belastbar sein musste, und 10 Prozent Muskeln; schon war der erste Prototyp Mann fertig.

Zurück zur Urlüge, Gott hätte zuerst den Mann erschaffen und dann das Weib aus dessen Rippe geformt. Eine Behauptung, die sich über Jahrtausende hartnäckig und unwidersprochen gehalten hat. Kein Wunder. Da Gott ein Mann ist, ist natürlich sein Gedächtnis mit wichtigeren Dingen beschäftigt, als sich daran zu erinnern, was er vor Millionen von Jahren kreiert haben soll. Das männliche Hirn hält sich nämlich mit solch unerheblichen Dingen nicht lange auf. Es sind die wichtigen Fragen des Lebens, die zählen: Wo steht im Eisschrank das Bier? Mit wie vielen Toren muss Schalke gegen Madrid gewinnen, um in die nächste Runde zu kommen? Oder: Wie viel PS hat der neue Porsche?

Es ist außerdem eine lächerliche Behauptung, dass der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies mit einem Apfel begonnen haben sollen. Man stelle sich einmal vor: Eva (natürlich unbekleidet) lockt Mann mit einem Apfel. Mann nimmt Apfel und beißt hinein. Völlig unglaubwürdig. Es müsste heißen: Frau lockt nackend mit Apfel, Mann zerrt Frau ins Gebüsch, Apfel bleibt zurück. Oder, in der Alternativversion: Frau lockt (nackend) mit Flasche Bier, Mann trinkt Bier und zerrt Frau trotzdem ins Gebüsch. Leere Flasche bleibt zurück.

Egal welche Version, das Gebüsch bleibt immer das gleiche. Was schließen wir daraus? Es muss anders gewesen sein!

Die Frau war also fraglos zuerst da, aber schlau wie sie nun mal ist, begab sie sich mit gespielter Unterwürfigkeit auf die zweite Position und behauptete, sie sei erst nach dem Mann erschaffen worden (wohl wissend, dass sich Gott nach der langen Zeit und all dem Stress nicht mehr daran erinnern würde). So kann sie sich ruhig zurücklehnen und alle Fehler dem Mann in die Schuhe schieben, ganz nach dem Motto: Wer zuerst da war, ist immer an allem schuld!
„Hä? Wie kann es dann sein, dass ihr Männer uns Frauen jahrhundertelang die Schuld an der ganzen Apfelgeschichte zugeschoben habt? Und wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass Gott nur ein Mann sein kann? Das ist so was von fantasielos! Typisch Mann!“


Was dieses Buch soll

Nein, dieses Buch hilft nicht, Vorurteile abzubauen. Und es ist keine theologische Arbeit. Alle Frauen dürfen sicher sein: Wir geben Ihnen in diesem Buch recht. Alle Männern übrigens auch. Wenn Sie Gründe suchen, Beweise, Ausreden – hier werden Sie fündig.

Wo Sie sich bestätigt sehen, berufen Sie sich gerne auf uns. Wo Sie sich missverstanden fühlen, betrachten Sie alles, was wir hier schreiben, als fatalen Irrtum. Und wo Sie der Meinung sind, das ist zwar Unsinn, aber amüsant, empfehlen Sie uns gerne weiter.



TYPISCH FRAU

Es gibt eine Menge Vorurteile über Frauen. Die meisten davon sind selbstverständlich richtig. So weit die gute Nachricht. Die schlechte: Meine Frau bestätigt die meisten davon – nicht. Sie parkt besser ein als ich, sie ist besser im Kopfrechnen, und den Schraubenzieher schwingt sie in unserem Haushalt sowieso. Dennoch ist sie eine typische Frau, und Frauen erwarten alle das Gleiche.

Schauen wir uns doch das mal genauer an: Natürlich sollen wir Männer einfühlsam sein und rücksichtsvoll. Wir sollen zuhören können und gelegentlich auch mal etwas zum Gespräch beitragen. Sensibel hätten uns die Frauen gerne und feinsinnig. Dabei nicht ungalant, sondern ganz Gentleman der alten Schule. Die Rechnung zahlen? Klar, so emanzipiert, dass sie sich nicht einladen ließen, sind doch nur militante Feministinnen.

Der Mann sei also Lamm und Araber aus edlem Gestüt, gleichzeitig ein bisschen Schmusekater und wenn nötig auch ein Löwe. Nicht selten außerdem eine Mischung aus bester Freundin, Schmusedecke und Daily Soap. Aber den Rasen mähen muss er können. Und die Hecke schneiden. Er soll sich mit Handwerkern herumschlagen, wenn er nicht sowieso gleich selbst zum Werkzeug greift (wobei der kluge Impuls dazu gerne von der Frau kommen darf). Ein guter Mann sollte die Waschmaschine nicht nur bedienen, sondern sie auch gleich reparieren können. Darüber hinaus darf er die Wände streichen, verklebte Einmachgläser öffnen, den DVD-Player programmieren, den Müll raustragen, muss den Mülleimerdeckel wieder anbringen können und sämtliche elektrischen Leitungen im Haus mit Vornamen kennen – und selbstverständlich in der Lage sein, sie ab- und umzuklemmen. Ach ja, es ist darauf zu achten, dass er keinen Schmerbauch entwickelt, kinderlieb und abends sowie an Wochenenden familiär verfügbar ist. Während er den Abwasch erledigt, soll er aussehen wie George Clooney, wenn der mal einen richtig guten Tag hat.

Solch ein Mann ist, wenn er den weiblichen Vorstellungen entsprechen soll, eigentlich nichts weniger als ein überirdisches Wesen mit praktisch unbegrenzten Fähigkeiten. Und das sagt viel über die Frauen aus.

Was mir – leider erst sehr spät – aufgefallen ist, ist, dass Männer und Frauen meist Spiegelbilder sind. Vielleicht kommt es daher, dass wir einander so lange Zeit gefallen wollen. Bis wir irgendwann einsehen, dass das dauerhaft gar nicht möglich ist. Jedenfalls aus männlicher Sicht. Denn die Anforderungen an den Mann wachsen leider mit der Zeit. In dem Maße, in dem wir Männer dem ursprünglichen Ideal näherkommen, steigen die Ansprüche, und je länger eine Frau an ihrem Mann herumerzieht (denn, seien wir doch mal ehrlich, das tut fast jede, und zwar andauernd), umso ehrgeiziger wird sie dabei.

Leider bemerken die meisten Frauen nicht, dass sich ihr Ziel immer weiter verschiebt, je mehr sie sich ihm nähern. Mit anderen Worten: Das Ganze ist eine unendliche Geschichte. Und so kommen wir nie zusammen: wir Männer und die Übermenschen, die wir sein sollten.

Gleichzeitig tendieren die meisten Frauen dazu, wegen dieser unerwarteten Blindgängerei entweder zunehmenden Unmut zu entwickeln – oder eine ausgeprägte Resignation. Idealerweise resigniert die Frau jedoch freundlich-liebevoll, indem sie einsieht, dass das nie was wird und dass sie ihren Mann trotzdem lieb hat (den kleinen Versager).

Zum Trost sei den Frauen versichert: Die Frustration auf männlicher Seite ist nicht geringer. Ständig sollen und wollen wir ein anderer, ein besserer Mann sein – und kaum haben wir ein Problem in den Griff gekriegt, da stellen sich ein halbes Dutzend neue Herausforderungen.

Das heißt, die Frauen stellen sie uns.

Es ist also nicht leicht, ein für beide Seiten befriedigendes Zusammenleben von Frau und Mann zu erreichen.

Ein guter Freund von mir sagt immer: Wenn du glücklich werden willst, heirate. Wenn du nicht unglücklich werden willst, heirate nicht.

Klar ist, wir alle, ob Frau oder Mann, lassen uns nicht über einen Kamm scheren. Aber es ist schon was dran: Männer sind anders. Und Frauen erst recht.

Die Natur hat es freundlich so eingerichtet, dass uns jedenfalls nie langweilig wird in dieser Konstellation. Nur die ganz Unbegabten öden sich an. Alle anderen haben immer an sich und am Partner zu arbeiten. Letzteres macht natürlich viel mehr Spaß.

TYPISCH MANN

Klar, den typischen Mann, den gibt es. Millionenfach. Männer sind einfach komplett andere Wesen. Und die Vorurteile stimmen. Jedenfalls fast alle und fast immer. Auch bei Sky.

Wenn es immer wieder Paare gibt, bei denen es mit so einem Mann gut geht, ist das selbstverständlich das Verdienst der Frau. Das liegt vor allem daran, wie unterschiedlich sich Frauen die Männer wünschen und Männer die Frauen!

Wenn ich zum Beispiel überlege, was Sky über die Frage denkt, wie Frauen sich Männer vermutlich vorstellen, dann fallen mir nur zahme Tugenden ein. Er soll treu, kinderlieb, humorvoll, verlässlich – und natürlich ein Gentleman sein. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber viele Frauen wünschen sich eher den verwegenen Typ. Der muss nicht schön sein, schon gar nicht gestriegelt. Doch eine wilde, ein bisschen animalische Ausstrahlung wie bei dem Kerl aus der Deowerbung würde nicht schaden und wirkt äußerst anziehend. Frauen wollen Helden!

Und die Männer? Die hätten natürlich gerne eine verständnisvolle Frau, die nicht herummotzt, wenn er mal wieder einen Abend mit Fußballgucken zubringt oder am Stammtisch. Tolerant soll sie sein, wenn er im Büro festsitzt, und erst recht, wenn er wieder nicht vom Computer loskommt (und von seinen bescheuerten Games). Am besten holt sie ihm dann ein Bier, weil er ja nicht wegkann. Also lieb und nett soll sie sein. Aber wenn sie sich enthüllt, dann natürlich supersexy und auf keinen Fall zurückhaltend im Bett. Dabei sind Männer, was das Äußere angeht, längst nicht so speziell wie man allgemein annimmt. Denn sie sind vor allem bequem. Wenn die Servicestation Frau funktioniert, geben sie sich durchaus tolerant.

Frauen sind anders als Männer

Dies ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Männer scheinen aus einer anderen Galaxie zu kommen. Sie sind fremdgesteuert, um nicht zu sagen triebgesteuert. Frauen dagegen sind musik-, geruchs-, stimmungs- und konsumgesteuert. Der Kauf einer neuen Handtasche oder neuer Schuhe schüttet bei Frauen dasselbe Glückshormon aus wie Sex beim Mann.

Erstaunlich eigentlich, dass Frauen trotzdem so oft den Falschen erwischen. Denn die Sache mit der Intuition, die ja angeblich weiblich ist, die gibt’s, das schwöre ich. Und so ganz grundlegend ändert sich der Typ auch gar nicht mehr, wenn man ihn mal an der Angel hat.

Deshalb müsste eine Frau, wenn sie auf ihren Bauch hört, eigentlich immer die richtige Wahl treffen. Und doch liegen so viele falsch. Oder jedenfalls ein bisschen daneben.

Zum Trost sei gesagt: Man kann da etwas tun, das Geheimnis lautet Erziehung. Es gibt schließlich kein Naturgesetz, wonach die Frau kochen und bügeln muss, auch wenn sich das viele Kerle so wünschen.

Sky bügelt übrigens, ich koche, hier ergänzen wir uns prima. Zugegeben, ich habe da einen Glücksgriff getan. Was in meinem Fall auch bitter nötig war, denn meine Mutter hat mich immer zur Hausarbeit gedrängt und anschließend Abnahme gemacht. Das Ergebnis war, dass ich schließlich überhaupt keine Lust mehr hatte, zu putzen oder aufzuräumen, und nach dem Motto lebe: Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen. In diesem Punkt hat sich in unserer Partnerschaft das klassische Rollenklischee ganz einfach umgedreht.

Wir müssen die Frage, wozu es überhaupt Männer gibt, also nicht beantworten mit dem alten Spruch: „Weil ein Vibrator nicht den Rasen mähen kann“, sondern können als Grund angeben: Weil es doch noch Hoffnung gibt auf ein Happy End.

LIEBE IST GÖTTLICH

Was gibt es Schöneres als den ersten Augenblick, diesen Moment der Erkenntnis, in dem zwei Menschen plötzlich wie Fische an einer unsichtbaren Angel zappeln.

Es ist natürlich eine Angel mit zwei Haken, denn an beiden Enden hängt sich ja etwas fest. Ein Blick. Ein Wort. Ein Lächeln. Meist ist es nicht viel, was geschieht – aber die Wirkung ist gewaltig.

Frauen und Männer – Missverständnisse pflastern ihren Weg. Doch manchmal ist er einfach da, der sprichwörtliche Funke, der überspringt. Bestes Beispiel: Mirja und ich.

Der Mann rät: 

Achten Sie auf die unausgesprochene Einladung der Frau

Was Mann wissen sollte: Frauen tun den ersten Schritt. Auch wenn sie gar nichts tun! Aber sie sind es, die das Signal geben: „Du darfst.“ Frauen können so schnell den Laden zumachen, dass sich jede weitere Bemühung erübrigt, wenn dieses erste Signal fehlt – oder wenn der Eingeladene nicht in der gewünschten Weise reagiert hat. Klar: Frauen wissen, was sie wollen. Und manchmal wollen sie eben den Mann. Dann sprechen sie wortlos die Einladung aus: „Ja, ich will angeflirtet werden.“ Oder eben nicht. Letzteres ist für manchen Mann ein nachhaltiger Schock. Aber da müssen wir eben durch.

Es war ein eiskalter Donnerstag im Januar. Der Bitte eines Regisseurs, mit dem ich gerade einen eher mittelmäßigen Film gedreht hatte, doch unbedingt mit zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises zu kommen, konnte ich nur mit fadenscheinigen Ausreden begegnen. Sie ahnen es: Es gelang mir nicht, aus der Nummer herauszukommen, also sagte ich widerwillig zu. Hätte ich gewusst, dass dieser Abend mein Leben verändern würde – und wie er es verändern würde –, ich wäre freudig bereits fünf Stunden vor Beginn der Veranstaltung da gewesen.

Da meine hellseherischen Fähigkeiten in der Regel jedoch dürftig sind und die Lust auf diesen Abend sich in Grenzen hielt, nahm ich mir vor, möglichst früh wieder zu gehen, während ich mich in einen viel zu engen Anzug zwängte und ins Hotel Vier Jahreszeiten schleppte. Dort hatten wir uns verabredet.

Und klar, wie sollte es auch anders sein, der Regisseur und seine Entourage fehlten. Der Gedanke, diesen Wink des Schicksals zu nutzen und mich aus dem Staub zu machen (ich warte äußerst ungern), wurde von der Ankunft einer blonden, unbeschreiblich attraktiven Frau zunichte gemacht, denn meine Hormone feierten in diesem Augenblick eine wundersame Wiederauferstehung.

Mirja war in mein Leben getreten. Natürlich ahnte ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber ich fühlte deutlich, dass etwas Bedeutendes geschehen war.

In den folgenden Jahren haben wir immer wieder über diesen ersten Blick, diesen ersten Moment gesprochen. Mirja weiß bis zum heutigen Tag, was ich anhatte, was ich sagte und wie dämlich ich sie angesehen haben muss. Mein Bewusstsein war, hormonell bedingt, dermaßen beeinträchtigt, dass ich nur noch zwei Dinge in Erinnerung behalten habe: Sie trug ein rotes, knallenges Kleid, hatte Stil und einen atemberaubenden Körper. Naja, das mit dem Stil habe ich natürlich erst viel später bemerkt, zunächst war ich überwiegend optisch beschäftigt.

Vorsicht, Hormone!

Das hauptsächliche und bekannteste männliche Geschlechtshormon aus der Gruppe der Androgene ist Testosteron. Es bewirkt, dass in Sekundenschnelle manche Organe verstärkt durchblutet werden (ausgenommen das Gehirn) und die hektische Atmung (oft auch Schnapp-Atmung genannt) rasant zunimmt.

Nachdem ich vermutlich irgendetwas Dümmliches von mir gegeben hatte, schrumpfte mein Hirn auf die Größe eines Pingpongballs zusammen, und ich atmete nur noch Emotionen. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich den Mund nicht mehr zubekam: Sauerstoffmangel wegen schlecht durchbluteten Gehirns – und fragen Sie bitte nicht, wo sich achtzig Prozent meines Blutes befanden.

Da wir bei der Verleihung nicht nebeneinander saßen, hatte ich neunzig Minuten Zeit, mir zu überlegen, was ich bei der After-show-Party Intelligentes von mir geben könnte, um diese faszinierende Frau zu beeindrucken.

Tja, was sagt Mann in solchen Momenten? Und vor allem: Wie verbirgt Mann seine eindeutigen Blicke und Gedanken? Das enge rote Kleid hatte ich ja bereits erwähnt. Mann will ja nicht mit der Tür ins Haus fallen.

Es wurde dann doch noch ein halbwegs zivilisierter Abend, an dem mir diese Traumfrau erlaubte, sie zu beflirten. Es ist mir schon lange klar, dass es immer die Frau ist, die das Startsignal gibt: Zeig, was du drauf hast! Oder eben nicht. Ja, ich hätte ihr gerne an diesem Abend bewiesen, dass ich ein Nest bauen, einen Bären erlegen und für genügend Nahrung sorgen könnte ... und all das in meinem viel zu engen Anzug. Nur nebenbei bemerkt: Bereits am nächsten Morgen wurde ich Mitglied in einer nahe gelegenen Muckibude und begann sofort eine strenge Diät.

Wunder geschehen! Ich brauchte den Bären nicht zu erlegen und musste auch kein Nest bauen, zumindest nicht gleich. Sie gab mir einfach ihre Telefonnummer, und wir verabredeten, in der kommenden Woche zu telefonieren. Zwar kein großer Durchbruch bei der Eroberung dieser Traumfrau, aber zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Sie erzählte mir, dass sie wenige Tage später Geburtstag hätte. Im Geiste bestellte ich schon ein mächtiges Blumenbouquet, um ihr damit meine unsterbliche Liebe zu beweisen.

Doch dann geschah es. Wie ein unheilvolles Gewitter brach sie über mich herein: die Killerfrage. Die gnadenlose Augenöffner-Frage. Die Warum-musste-ich-Idiot-diese-Frage-überhaupt-stellen-Frage. Die Das-war-sowieso-total-unpassend-Frage. Die So-was-fragt-man-eine-Frau-nie-und-wenn-du-einen-Beweis-dafür-brauchtest-dann-hast-du-ihn-jetzt-Frage. Ich fragte sie tatsächlich, den wievielten Geburtstag sie denn feiern würde, und die Zahl ließ mich zur Salzsäule erstarren: 23. In Worten: dreiundzwanzig.

Ich war buchstäblich wie gelähmt, brachte nur noch den Satz heraus: „Schönen Abend noch“ und verließ rückwärts und stolpernd den Saal. 29 Jahre Altersunterschied, das war eine Generation, das waren Welten! Dass die Frau aussah wie von einem anderen Stern, das ging ja in Ordnung. Aber musste sie deshalb ein Alter haben wie von einer anderen Galaxie? Schaudernd blickte ich in den Abgrund meines Alters. Niemals konnte so etwas funktionieren, so viel war sicher.

Und so verließ ein grauhaariger älterer Herr in einem viel zu engen Anzug von Trostlosigkeit entseelt den Saal. Mit seinem Schicksal hatte er abgeschlossen. Da war keine Hoffnung mehr. Und schon gar keine Zukunft.

Doch es sollte anders kommen.

Zu Hause schleppte ich mich depressiv zu meinem PC, um im Internet die günstig gelegenen Fitnessstudios zu suchen. Und, wie es der Teufel, oder nennen wir es in dem Fall lieber das Schicksal, so wollte, landete ich auf der Homepage vom Blumenlieferservice Fleurop.

Fettnäpfchen - keine Frage des Alters

Fragen Sie nie eine Frau nach ihrem Alter. Sie wird es Ihnen sowieso niemals ehrlich verraten. Ausnahme: Sie ist bedeutend jünger als Sie. Allerdings wird sie dann den stolzen und triumphierenden Blick nicht verbergen können, nach dem Motto: Ich jung – du alt! Ich biete dir meine Jugend, du mir deine goldene Kreditkarte. (Aber das sind dumme Klischees, meiner nicht würdig!)

Allein das ist schon der Beweis, dass Frauen uns nicht nur verzaubern, sondern auch verhexen. Oder sagen Sie mir, wieso man beim Suchen statt FIT die Buchstaben FLEU eingibt?

Egal, mir kam wieder in den Sinn, dass Mirja bald ihren ... nein, an das Alter wollte ich nicht einmal denken ... Geburtstag feiern würde. Und da würde sich doch ein Strauß dunkelroter Rosen gut machen. Für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte mich ein Anflug von Vernunft. Nein, rote Rosen wären zu dick. Wer rote Rosen schickt, will was, eindeutig! Natürlich wollte ich was, aber ganz so eindeutig sollte es nun auch wieder nicht aussehen. Also bestellte ich: weiße Rosen. Wirkt unschuldiger. Aber wie viele? Zu wenig wirkt geizig, zu viel ... und schon wieder dieses Dilemma: Wer nicht kleckert, klotzt. Und wer klotzt, Sie ahnen es: der will was!

Aber nicht zu lange überlegen, schnell den Betrag eingeben und auf SENDEN klicken.

Der Mann rät: Welche Blumen für die Dame?

Wählen Sie die Rosen für Ihre Angebetete mit Bedacht aus. Rote Rosen bedeuten: Ich liebe dich über alles (das heißt, ich will mit dir endlich in die Kiste und habe mich deswegen sogar in Unkosten gestürzt). Gelbe Rosen symbolisieren Zweifel an der Treue der Angebeteten (für den Einstieg in eine Beziehung wohl nicht das Richtige, das Geld hätten Sie sich sparen können). Mit weißen Rosen sagt man: Ich liebe dich heimlich ... und jetzt wissen es alle!

Nächstes Problem: Wann soll ich sie anrufen, oder sollte nicht sie zuerst anrufen, um sich für die Blumen zu bedanken? Eigentlich genial: Ich hatte mit 50 Mark erreicht, dass Mirja den ersten Schritt machen musste. Meine Güte, war ich stolz auf diesen schlauen Schachzug, aber bereits damals schwante mir, dass das nur eine Selbsttäuschung war. Frauen sind klug, sie sind klüger, als wir Männer glauben. Sie lassen uns unseren Willen, weil sie wissen, dass wir nach einer gewissen Zeit an ihrer Seite keinen mehr haben, zumindest keinen eigenen. Das war schon vor tausenden von Jahren so und wird auch so bleiben.

Ein Mann wird sich in regelmäßigen Abständen auflehnen, auf den Tisch hauen, um dann an der sinnlichen Weiblichkeit wieder zu zerschellen. Unser Blut kann nun mal nicht zur gleichen Zeit im Hirn und unter der Gürtellinie sein. Unsere Multitasking-Fähigkeiten beschränken sich auf wenige Dinge wie: Kaugummikauen und zur gleichen Zeit über die Straße gehen. Aber zurück zu meinem Liebes-Coup:

Die Tage vergingen, sie kamen mir wie Wochen vor. Am liebsten hätte ich den Strauß selber in Hannover abgegeben. Nach einer letzten unruhigen Nacht (was würde ich tun, wenn sie nicht anrief?) meldete sich Mirja gleich am nächsten Morgen. Ich tat bescheiden, spielte den Coolen und freute mich über ihre Freude.

Die nächsten Wochen bestanden dann aus langen, wundervollen Telefonaten.

Mirja behauptet heute, ich hätte sie bereits am nächsten Morgen um acht Uhr angerufen. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern, aber das wäre doch ein Beweis, dass wir Männer oft nur instinktiv reagieren und dann nicht mehr wissen, was wir tun oder getan haben. Und das entschuldigt doch einiges, oder?

Der Mann rät: Greifen Sie zum Hörer

Das Telefonieren in dieser frühen Phase ist perfekt, weil man sich absolut unbeeinflusst austauscht. Es gibt keine Optik, kein Gesicht und kein Alter, nur Worte, Gedanken und im besten Fall blindes Verstehen. Glauben Sie mir: Man kann sich tatsächlich am Telefon kennenlernen, und das Gute daran ist, dass man besser aufpasst, weil man nicht durch spektakuläre, superenge rote Kleider abgelenkt wird oder vor allem von dem, was drinsteckt.

MIRJA LERNT SKY KENNEN

Ja, an unsere erste Begegnung kann ich mich sehr genau erinnern.

Ein guter Freund rief mich eines Abends an und fragte, ob ich ihn nicht in München zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises begleiten wolle. Was für eine Frage! Natürlich sagte ich ja, schließlich war ich noch nie in meinem Leben auf so einer Veranstaltung gewesen.

Nach einer meiner Vorlesungen in der Uni machte ich mich auf den Weg in die Stadt, um mir ein passendes Outfit zu kaufen. Ein voller Erfolg: Gleich im ersten Nobelladen wurde ich gar nicht bedient. Eine Verkäuferin raunte ihrer Kollegin zu: „Die kann sich hier eh nichts leisten.“ Das sollte ich durchaus hören, und so verging mir sehr schnell die Lust. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich unter die „Schickimickis“ zu mischen.