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Buch

Das Schöne an einer festen Partnerschaft ist ihre Stabilität, ihre Verlässlichkeit. Der eine kennt den andern, oftmals besser als sich selbst. Denn seien wir mal ehrlich: Wer kennt sich schon selbst? Aber der Partner, der ist einem vertraut. Sogar wenn man keine Ahnung hat, was er den lieben langen Tag eigentlich so macht. Aber eines, das weiß man ganz genau, nämlich was er als Nächstes sagen wird. Dabei sehen geübte Paare nicht nur den nächsten Satz kommen, sondern gelegentlich auch den kompletten Rest des (gemeinsamen) Lebens.

Dafür gibt es einen einfachen Grund: Paare sagen immer wieder dieselben Sätze, ja, sie können gar nicht anders. Denn die Situationen zwischen ihnen wiederholen sich: Tag für Tag. Woche für Woche. Jahr für Jahr. Und deshalb brauchen wir sie, die 100 typischsten Sätze, die uns zuverlässig durch eine Beziehung begleiten. Vom Kennenlernen bis zum bitteren Ende.

Autor

Matthias Nöllke schreibt Bücher, hält Vorträge und arbeitet für den Hörfunk. Mit Christian Sprang verfasste er den Bestseller »Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen«; in seinem Buch »Vielen Dank an das gesamte Team« hat er sich bereits den unvermeidlichen Sätzen fürs Berufsleben gewidmet. Studiert hat er auch: In Marburg und München, Literatur- und Kommunikationswissenschaft, und alles mit der Promotion abgeschlossen. Der gebürtige Hannoveraner lebt in München, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Matthias Nöllke

Hörst du mir
überhaupt zu?

100 Sätze,
die zu einer Beziehung gehören
– ob man will oder nicht

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1. Auflage
Originalausgabe Februar 2014
Copyright © 2014 by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Copyright © 2014 by Matthias Nöllke
Die Veröffentlichung dieses Werks erfolgte auf Vermittlung
der Literarischen Agentur Peter Molden, Köln
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München,
unter Verwendung eines Motivs von
© Jynell St James / getty images
DF
· Herstellung: Str.
Satz: DTP Service Apel, Hannover
ISBN: 978-3-641-11899-0
www.goldmann-verlag.de

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Für Claudia

Die wichtigen Worte vorweg

Das Schöne an einer festen Partnerschaft ist ihre Stabilität, ihre Verlässlichkeit. Der eine kennt den anderen, oftmals besser als sich selbst. Denn seien wir mal ehrlich: Wer kennt sich schon selbst? Aber der Partner, der ist einem vertraut. Sogar wenn man keine Ahnung hat, was er den lieben langen Tag eigentlich so macht. Aber eines, das weiß man ganz genau, nämlich was er als Nächstes sagen wird. Dabei sehen geübte Paare nicht nur den nächsten Satz kommen, sondern gelegentlich auch den kompletten Rest des (gemeinsamen) Lebens.

Für dieses Phänomen gibt es einen einfachen Grund: Paare sagen immer wieder dieselben Sätze, ja, sie können gar nicht anders. Denn die Situationen in einer Beziehung wiederholen sich, Tag für Tag. Woche für Woche. Jahr für Jahr. Es ist wie beim Fußball: Auch da gibt es ja die so genannten Standardsituationen (wie Ecke, Freistoß, Elfmeter). Und es hat sich gezeigt, dass nur die Teams auf Dauer erfolgreich sein können, die solche Situationen perfekt beherrschen. Denn nach »ruhenden Bällen« fallen oft die entscheidenden Treffer.

So ist es eben auch in der Partnerschaft. Auch da wird das Spiel häufig nicht »über den Kampf entschieden«, sondern durch die Standardsituationen. Und weil in der Partnerschaft das Spielgerät nicht der Ball ist, sondern die Sprache, muss unbedingt ein Buch her, das uns mit den typischen, ja unvermeidlichen Sätzen bekannt macht, die im Laufe einer Partnerschaft fallen (müssen). Vom Kennenlernen bis zum bitteren Ende. Und dieses Werk, liebe Leserin und lieber Leser, halten Sie gerade in den Händen.

Wo kommen eigentlich die ganzen Sätze her?

Dieses Buch hätte nicht geschrieben werden können ohne die bereitwillige Unterstützung von so vielen, von Freunden und Bekannten, Freunden von Freunden, Bekannten von Freunden, Freunden von Bekannten, Bekannten von Unbekannten und vielen anderen hilfsbereiten Menschen, die ich belauscht habe und denen an dieser Stelle gedankt werden muss. Von ihnen stammen die meisten der hier versammelten Sätze; einige habe ich aus eigenen Beständen eingebracht. Darüber hinaus habe ich diesen hilfsbereiten Menschen Sätze, die ich bereits notiert hatte, noch einmal vorgelegt und um ihren Kommentar gebeten. Riefen sie: »Genau!«, kam der betreffende Ausspruch in die engere Auswahl. Sagten sie: »Hä? Nie gehört«, flog er kurzerhand aus dem Wettbewerb. So gnadenlos kann Bücherschreiben manchmal sein.

Vermissen Sie Ihren Standardsatz?

Und doch kann es nicht ausbleiben, dass mir der eine oder andere Spruch durch die Lappen gegangen ist. Vielleicht haben Sie ja so einen Satz, den Sie immer wieder äußern und der auch in eine der zwölf Schubladen (Haushalt, Urlaub, Einkaufen, Paargespräche …) passt. Dann schicken Sie doch den Satz direkt an mich (matthias@noellke.de), und schreiben Sie ein paar Zeilen dazu. Vielleicht ist Ihr Exemplar ja in der Lage, einen der hundert Sätze aus diesem Buch zu verdrängen und in der nächsten Auflage die Leser zu begeistern. Oder es kommen so viele Juwelen zusammen, dass wir ein eigenes Buch daraus machen können.

Wie sollten Sie dieses Buch lesen?

Im Unterschied zu anderen Büchern können Sie in diesem Buch kreuz und quer herumlesen, Kapitel überschlagen oder sich mehrmals vornehmen, ohne dass dadurch Ihr Lesevergnügen beeinträchtigt wird. Ja, vermutlich ist es am besten zu verdauen, wenn man es häppchenweise und durcheinander genießt. Es ist ja nicht wie beim Krimi, bei dem man besser nicht hinten nachblättert, weil man dann schon wüsste, wer der Täter ist. In diesem Buch sind Täter und Opfer nur allzu bekannt. Wir selbst sind es und der Mensch, der uns zumindest zeitweise am nächsten ist. Und so wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Und wenn Sie damit fertig sind, dürfen Sie Hörst du mir überhaupt zu? natürlich gerne an Ihren Partner weitergeben.

Matthias Nöllke

I. So fängt es immer an

Die ersten Sätze sind entscheidend. Sie bestimmen, ob man einen Traumstart hinlegt, es gleich funkt und man später sagen kann: »Es war Liebe auf den ersten Blick.« Oder ob man Umwege gehen muss. Sich langsam vorarbeiten sollte. Oder die ganze Sache vergessen kann.

Wenn man sich so umhört, scheint der »Traumstart« oder die »Liebe auf den ersten Blick« die große Ausnahme zu sein. So wie Masern und Mumps gleichzeitig. Und wenn man weiter nachbohrt, bei den unterschiedlichen Paaren, dann ist gar nicht mal sicher, ob man sich so einen »Traumstart« überhaupt wünschen soll.

Denn die Zeit, da man sich zwar schon kannte, aber noch nicht zusammen war, hat ihren ganz eigenen, unwiderstehlichen Reiz, wie auch unser erstes Kapitel enthüllen wird. Dieses Wechselspiel von Anziehung, vorgetäuschter und tatsächlicher Abstoßung, das allmähliche Gewahrwerden, dass da noch andere Gefühle im Spiel sind als bloße Sympathie, Freundschaft oder Abneigung, die behutsame Annäherung und das manchmal dann doch völlig überraschende Zusammenkommen, das sind Erfahrungen, auf die man nicht verzichten möchte. Und auf die man bei späteren Gelegenheiten immer wieder gerne zurückkommt.

Doch ob auf direktem oder auf verschlungenem Weg, um die Sache voranzubringen, brauchen wir die passenden Startersätze. In unserem ersten Kapitel stellen wir eine kleine Auswahl beliebter Exemplare vor, mit denen man sich langsam zur festen Beziehung vorarbeitet.

1. »Ich geh dann wohl mal …«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Lassen Sie sich nicht täuschen: Dieser unscheinbare Satz steht völlig zu Recht ganz am Anfang. Denn er gehört zu den wichtigsten Sätzen, die man immer parat haben sollte. Zumindest am Anfang einer Beziehung. Und am Ende sowieso (siehe Satz 100).

Denn eine Beziehung kann nur gelingen, wenn die Beteiligten spüren, wann es Zeit ist zu gehen. Oder genauer: Wann es Zeit ist, das Gehen anzukündigen. Das ist nämlich ein Unterschied: Ob man geht. Oder ob man sagt, dass man »dann wohl mal« geht. Gerade am Anfang kann das eine oftmals das Gegenteil des anderen bedeuten.

Zum Beispiel: Sie lernen jemanden auf einer Party kennen und unterhalten sich bestens. Sie möchten gerade nicht gehen. Das ist eine gute Gelegenheit, Satz 1 aus Ihrem Köcher zu ziehen und anzukündigen, dass Sie aufbrechen wollen. Warum? Weil Sie von dem anderen zurückgehalten werden möchten. Weil Sie von dieser Person Sätze hören wollen wie: »Ach, bleib doch noch!« Oder: »Jetzt schon?« Oder wenigstens: »Oh, das ist aber schade.«

Satz Nummer 1 gibt dem andern die Möglichkeit, gefahrlos solche schmeichelhaften Dinge zu Ihnen zu sagen – oder eben auch nicht. So gesehen ist Satz Nummer 1 eine Art Teststreifen, mit dem Sie herausfinden, wie Sie angekommen sind. Reagiert der andere zerknirscht? Traurig? Beleidigt? Oder doch irgendwie erleichtert? Fragt Ihre neue Bekanntschaft nach, wann man sich wiedersieht, bietet sie den Tausch von Telefonnummern und Kontaktdaten an? Oder nennt sie nicht mal ihren Namen?

Und falls sie Sie festhalten will, wie geschickt stellt sie es an? Schenkt sie Ihnen noch einmal Ihr Glas voll? Versucht sie mit allen Mitteln, Sie davon abzubringen, wegzugehen? Ein gutes Zeichen. Und das haben Sie alles Satz Nummer 1 zu verdanken. Sonst würden Sie noch immer im Dunkeln tappen.

Was rät der Experte?

Sie gehen natürlich trotzdem. Sie reißen sich los. So ist das eben in Beziehungen: Man kann nicht immer das tun, was man will. Und wenn beide dasselbe wollen, dann wird es erst richtig kompliziert. Wir kommen darauf zurück. Aber jetzt verschwinden Sie endlich – auch wenn es Ihnen schwerfällt. Denn es sprechen zwei gute Gründe dafür: Erstens sinken Ihre Chancen wieder, wenn Sie dann doch länger bleiben. Gerade am Beginn einer Beziehung ist es ein taktischer Vorteil, wenn der andere Sie vermisst – und Sie ihm nicht gleich von Anfang an auf die Nerven gehen.

Grund Nummer zwei: Wenn Sie gehen, kann sich der andere darauf verlassen, dass Sie nicht noch mit jemand anderem ins Gespräch kommen. Mit dem Sie sich unter Umständen sogar noch besser unterhalten. Stattdessen nehmen Sie sich aus dem Spiel – und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem es die Übriggebliebenen nur noch schlechter machen können als Sie. Im Fußball nennt man das eine taktische Auswechslung. Der Leistungsträger verlässt unter dem Beifall der Massen das Feld. Er soll geschont werden. Für das nächste Spiel. Und das ist bekanntlich immer das schwerste.

Was soll ich dazu sagen?

Die aussichtsreichste Antwort wäre: »Gute Idee. Ich gehe dann auch mal.« Sie können dann ja immer noch entscheiden, in welche Richtung.

1 Die Symbole für weiblich (Kreis mit Kreuz) und männlich (Kreis mit Pfeil) stehen für die Häufigkeit, mit der Frauen oder Männer diesen Satz äußern. Je mehr Symbole erscheinen, desto mehr Frauen/Männer machen von diesem Exemplar Gebrauch.

2 Es handelt sich um einen lupenreinen Unisex-Satz.

2. »Interessant, kennst du dich da aus?«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Welche Eigenschaften schätzen wir bei unserem künftigen Partner am meisten? Geld, Humor und echte Brüste, antworten die Leute, wenn die Meinungsforscher sie befragen. Besonders Nachdenkliche nennen noch Ehrlichkeit, Intelligenz und einen hinreichend entwickelten, jedoch nicht überbordenden Sexualtrieb, der noch Raum für andere Interessen lässt.

Eine Eigenschaft, die wir uns fast alle wünschen, wird allerdings fast nie genannt: Wir schätzen es außerordentlich, wenn uns der andere nicht für einen hirnlosen Schwätzer hält (siehe Kapitel 6 und 12). Sondern für jemanden, der etwas Interessantes zu erzählen hat. Womit wir bei den »anderen Interessen« wären, von denen gerade die Rede war.

Denn diese Interessen wollen gewürdigt werden. Ja, manche Menschen haben überhaupt nur diese »anderen Interessen«, weil sie so schön davon erzählen können und die andern sagen: »Donnerwetter, der Marcel! Bei den gotischen Kathedralen macht ihm keiner was vor!« Es können natürlich auch Haustiere, Zimmerpflanzen und ihre Krankheiten sein, Kinofilme, die keiner kennt, oder Trommelmeditation. Je nachdem. Worauf es hier ankommt: Es gibt kaum eine bessere Methode, sein Gegenüber für sich einzunehmen, als bei passender Gelegenheit Satz Nummer 2 fallen zu lassen.

Und die passende Gelegenheit ist immer dann gegeben, wenn der andere unvermittelt auf sein Lieblingsthema zu sprechen kommt, was bei einer längeren Unterhaltung fast gar nicht zu vermeiden ist. Geeignete Steilvorlagen für Satz 2 sind etwa: »Das haben schon die alten Inkas gewusst.« Oder: »Es gibt Leute, die schaffen das mit bloßer mentaler Energie.« Oder: »Hoho, mit dem Motorradtaxi durch Guangzhou, der reine Wahnsinn.«

Was rät der Experte?

Satz 2 ist nicht immer so harmlos, wie Sie vielleicht denken. Er eignet sich nämlich nicht nur zum Ranwanzen, sondern auch zum Abchecken. Denn wann sonst offenbaren die Leute so freimütig ihre unangenehmen Seiten, als wenn sie über ein Thema sprechen, bei dem sie sich wirklich auskennen? Plötzlich lassen sie ihre höfliche Zurückhaltung fallen, ereifern sich, werden rechthaberisch, kleinkariert oder neigen zu abstrusen Ansichten. Oder sie sind in ihrer Selbstverliebtheit nicht mehr zu ertragen. Das ist alles gut zu wissen. Sagen Sie Satz 2, und finden Sie es heraus.

Doch ehrlicherweise muss man festhalten, dass Satz 2 erst mal ein Zeichen von Sympathie, ja Zuneigung ist. Man hängt seinem Gesprächspartner an den Lippen und staunt, was der so alles weiß. Wie er erzählt, so unaufdringlich und doch konzentriert, so freundlich und kompetent. Mit jedem Satz wächst er uns ein Stück mehr ans Herz. Oder sie – je nachdem. Und schließlich haben wir bei alldem sicher auch eine Menge gelernt. Über die alten Inkas, diese erstaunliche mentale Energie und diesen ganzen hinreißenden Quatsch, den sonst kein Mensch wissen will.

Was soll ich dazu sagen?

Na, was wohl? Reden Sie einfach frisch drauflos. Immerhin hat jemand das Wort »interessant« zu Ihnen gesagt. Das bekommen Sie von den Angehörigen des anderen Geschlechts vielleicht nicht allzu oft zu hören, wenn es um Ihr ganz spezielles Hobby geht.

3. »Ich habe auch ein paar Freunde eingeladen.«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Wenn sich die Partnerschaft entwickeln soll, kommt man einfach nicht drumrum: Man muss den anderen zu sich nach Hause bekommen. Manchmal ist das etwas heikel. Immerhin geben wir einiges von uns preis, wenn wir jemanden in unsere vier Wände lassen. Vielleicht ist unsere Wohnung viel unaufgeräumter als wir selbst. Oder viel beengter. Oder es stehen dort Möbel herum, die wir in einer längst vergangenen Epoche unseres Lebens angeschafft und seither kräftig abgenutzt haben. Reden wir offen: So etwas betrifft vor allem Männer.

Daher versuchen manche von ihnen zunächst außerhalb der eigenen Wohnhöhle Punkte zu sammeln: In Cafés, Kinos, Restaurants der gehobenen Preisklasse. Einige bevorzugen Sportstätten, andere Museen, Theater oder die freie Natur. Erst wenn das Gerümpel in der Wohnung keinen allzu großen Imageschaden mehr anrichten kann, wagt man es, eine Einladung auszusprechen – und lässt zur Unterstützung noch ein paar Kumpels kommen.

Andere haben genau das umgekehrte Problem. Sie selbst wirken eher spröde, sind vielleicht sogar ein bisschen langweilig. Aber sie verfügen über eine Unterkunft, von der sich sagen lässt: Wer so etwas bewohnt, der kann schon mal nicht völlig versagt haben im Leben. Daher versuchen diese Leute, das eigene Zuhause möglichst früh ins Spiel zu bringen. Die Schwierigkeit besteht nur darin, den andern überhaupt zu einem Besuch zu veranlassen.

Eine dritte Gruppe hat Sorge, den potenziellen Partner mit einer Einladung nach Hause zu überfahren – oder zu unberechtigten Hoffnungen Anlass zu geben. Wo man doch erst mal sehen will, wie sich die Sache entwickelt. Und ob der andere auf dem eigenen Sofa immer noch so faszinierend ist. Richtig, in dieser Gruppe ist der Frauenanteil schon deutlich höher als in den beiden anderen.

In allen drei Fällen bietet sich Satz Nummer 3 an, eine Einladung mit Freunden. Einerseits wird damit die Sache niedriger gehängt, wenn noch »ein paar Kumpels« auftauchen. Ja, der Angesprochene gehört erst mal auch nur zu den Freunden, die man so einlädt. Wollen wir doch mal sehen, wie der sich in diesem Kreis so schlägt.

Andererseits kann die Angelegenheit aber auch durch die Anwesenheit der Freunde mehr Gewicht bekommen. Es soll ja Beziehungen geben, die jahrelang vor dem eigenen Freundeskreis verheimlicht werden. Manchmal sogar vor dem eigenen Ehepartner. Doch wenn gleich ein paar Freunde mit von der Partie sind, dann wirkt das in jeder Richtung vertrauensbildend.

Was meint der Experte?

Wer »auch ein paar Freunde« einlädt, der hat immerhin welche. Und zwar solche, die man »vorzeigen« kann. Für die man sich »nicht zu schämen« braucht. Jedenfalls nicht so sehr, dass man sie nicht dazutrommeln würde, um zu einem unvergesslichen Abend beizutragen.

Bei den wild lebenden Truthähnen gibt es übrigens etwas Ähnliches. Die laden zwar niemanden ein, aber wenn sie sich auf die Balz begeben, haben sie auch immer ein paar »Beimännchen« im Schlepptau, um die Hennen zu beeindrucken.

Was soll ich dazu sagen?

Fragen Sie, ob Sie Ihren »Nudelsalat (Spezialrezept)« mitbringen sollen. Wenn Sie noch andere Speisen zubereiten können, erkundigen Sie sich danach.

4. »Uh, ich glaube, ich habe einen Schwips.«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Wir wollen es gar nicht schönreden: Gerade in Paarbeziehungen spielt der Alkohol oftmals eine verhängnisvolle Rolle. Und das von Anfang an (denken wir nur an die verheerenden Folgen des »Schöntrinkens«). Dabei wissen wir doch alle: Man kann sich auch ohne Alkohol gewaltig danebenbenehmen und die Grenzen gesitteter Umgangsformen beherzt überschreiten. Was das Zusammenkommen zweier Menschen gelegentlich vereinfacht oder sogar erst ermöglicht.

Allerdings hat man keine gute Ausrede mehr, wenn man stocknüchtern bleibt und mit seiner aufdringlichen Art nicht so gut ankommt. Denn es drängt sich dem Gegenüber die unangenehme Frage auf: Ist der immer so?

Und genau hier kommt der Alkohol ins Spiel. Genauer gesagt, der Schwips. Ein »Schwips« bedeutet gerade nicht, dass man sich betrinkt oder gar »die Kante gibt«. Er führt nur zu einer leichten und sozial verträglichen Form der Unzurechnungsfähigkeit. Und doch reicht sie gerade in dem Maße aus, um sich Dinge herauszunehmen, die man sich sonst nicht trauen würde. Ebenso berechtigt ein Schwips dazu, alle Dummheiten, die der andere macht, »witzig« zu finden. Was die Paarbildung zusätzlich fördert.

Kommt man mit seinen eigenen Dummheiten nicht so gut an, kann man alles auf den Schwips schieben. Ja, sogar im Nachhinein lässt sich manches noch geradebiegen (»Was ist eigentlich gestern passiert? Ich war so beschwipst, ich kann mich nicht mehr richtig erinnern«).

Eines sollten Sie noch wissen: Ob man einen Schwips hat oder nicht, hängt nicht unbedingt davon ab, wie viel Alkohol man getrunken hat. Ja, es soll sogar Leute geben, die völlig ohne Alkohol einen kolossalen Schwips bekommen. Dann kommt es nur darauf an, Satz 4 zu äußern, dabei ein wenig zu kichern – und Ihr Gegenüber wird verstehen.

Was sagt der Experte?

Wie so viele andere Sätze in diesem Buch kann auch unsere Nummer 4 sehr verschiedene, ja gegensätzliche Bedeutungen annehmen. Und zwar gleichzeitig. So ist der Hinweis auf den Schwips häufig als Ermunterung gemeint (im Sinne von: Wer jetzt nicht zu Potte kommt, erhält keine weitere Chance). Es kann aber auch die Ankündigung eigener hemmungsloser Aktionen sein (im Sinne von: Ich bin beschwipst, du bist hiermit gewarnt).

In besonderen Fällen (dass es sich um besondere Fälle handelt, merkt man leider immer erst im Nachhinein) kann die Nummer 4 aber auch das Gegenteil bedeuten – als Aufforderung, gerade nicht über die Stränge zu schlagen (im Sinne von: Ich bin beschwipst; das wirst du doch wohl nicht etwa ausnutzen?!). Oder als Rechtfertigung dafür, dass man alle Annäherungsversuche unterlässt (im Sinne von: Ich muss jetzt gewaltig auf mich aufpassen, denn wenn ich erst mal zum Tier werde …).

Und wie geht es weiter?

Die Standardreplik lautet: »Ach was! Du hast einfach nur gute Laune. Trinken wir noch einen!«

3 Im Prinzip Gleichstand. Dabei sprechen Männer diesen Satz selten aus. Sie handeln aber ganz in seinem Sinne und vertrauen darauf, dass die Umgarnte den Schwips schon bemerken wird.

5. »Nicht wahr? Dir geht es genauso.«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Es ist nun mal so: In der Anbahnungsphase sind Gemeinsamkeiten gefragt. Gleiche Interessen, gleiche Abneigungen, vor allem aber die gleiche Lebenseinstellung. Leute, die uns ähnlich sind, finden wir sympathisch, wir vertrauen ihnen und fühlen uns verstanden. Wir können stundenlang mit ihnen reden, und sie wissen immer ganz genau, was wir meinen. Im Unterschied zu den späteren Jahren, in denen wir – womöglich mit der gleichen Person – nur noch ein paar Minuten am Tag sprechen. Die reichen jedoch völlig aus, um ein Maximum an Missverständnissen zu produzieren (siehe Kapitel 6).

Auf jeden Fall ist das mit der Lebenseinstellung so eine Sache. Denn im Unterschied zu oberflächlichen Merkmalen wie einer blonden Mähne, einer interessanten Nase oder einem weit geschnittenen Jackett kann man eine Geisteshaltung nicht direkt beobachten. Sondern muss sie erschließen, aus den Äußerungen, die unser Gegenüber von sich gibt.

Und das führt uns zu Satz Nummer 5. Wie kaum ein anderer ist er imstande, unserem Gesprächspartner klarzumachen, dass zwischen seiner und unserer Einstellung ein dickes Gleichheitszeichen steht. Dabei muss man gar nicht warten, bis man auf die bedeutsamen Fragen des Lebens zu sprechen kommt. Alles, was den anderen irgendwie beschäftigt, jede Angelegenheit, bei der er einen eigenen Standpunkt formuliert, kommt für Satz 5 als Schlüsselreiz infrage. Wichtig ist nur, dass das Wörtchen »ich« drin vorkommt.

Geeignete Steilvorlagen sind zum Beispiel: »Ich genieße es, einfach so in den Tag hineinzuleben.« – »Ich könnte das nicht, einfach so in den Tag hineinzuleben.« – »Den ganzen Tag rumsitzen: furchtbar. Ich muss mich bewegen.« – »Ich kann auf mein Handy nicht mehr verzichten.« Oder: »Morgens brauch ich erst mal ’n Kaffee. Sonst nichts.«

Welche Varianten sollten Sie kennen?

»Das ist doch seltsam. Wir kennen uns erst eine halbe Stunde …«

Den Satz unvollendet lassen, da der Gesprächspartner ohnehin weiß, wie er aufhört.

»Das war jetzt Gedankenübertragung.«

Man tut so, als ob man den Satz, den der andere geäußert hat, auch gerade sagen wollte.

»Ich weiß genau, was du meinst.«

Diese Variante bietet sich an, wenn der andere in abgebrochenen Sätzen spricht und zu vermuten ist, dass nicht mal er selbst ganz genau weiß, worauf er hinaus will.

Was meint der Experte?

Sehr gerne wird Satz Nummer 5 auch im Anschluss an eigene Betrachtungen geäußert. Vor allem wenn diese etwas ausufernd geraten sind. Dann gibt einem dieser Satz Gelegenheit, den Ball noch einmal elegant hinüberzuspielen. Man hat nicht einfach so vor sich hin monologisiert, sondern nur stellvertretend ausgesprochen, was beiden durch den Kopf gegangen ist.

Mit der wahren Lebenseinstellung hat dieses Geplänkel natürlich nichts zu tun. Denn die zeigt sich erst, wenn es darum geht, seinen Alltag zu meistern. Womöglich sogar zu zweit (siehe Kapitel 4).

Und wie geht es weiter?

Der Satz, der hier benötigt wird, lautet: »Das hast du ganz richtig erkannt.« Oder: »Du kennst mich aber gut – und das, obwohl wir uns erst so kurz kennen.«

6. »Ist das deiner?«

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Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Das Auto gehört hierzulande zu den beliebtesten Statussymbolen. Teure Uhren, Schuhe aus exotischem Leder oder Brillanten im Ohr können da nicht mithalten und stehen auch nicht jedem. Vor allem Männer, die ihrer Partnerin ein wenig imponieren wollen, fahren daher gerne mit einem Wagen vor, der was hermacht. Zumal am Steuer eines solchen Gefährts das männliche Selbstbewusstsein zu imponierender Größe heranwachsen kann und die Sache auch noch Spaß macht.

Doch bleibt das Vergnügen begrenzt, wenn die Partnerin die Qualitäten des Autos nicht zu würdigen weiß, ja, wenn sie einfach darüber hinweggeht. Hingegen punktet die Partnerin mit Satz Nummer 6, der seine stärkste Wirkung entfaltet, wenn er mit ungläubigem Erstaunen ausgesprochen wird. Kann sein, dass Ihr Partner dann kaum mehr auf den Fahrersitz passt.

Aus dem Mund eines Mannes klingt Satz 6 allerdings oft weniger schmeichelhaft. Hat er Ihnen so ein Auto nicht zugetraut? Frechheit! Ist er neidisch? So ein Esel! Oder hat er womöglich etwas zu beanstanden? Roststellen, Blinker noch eingeschaltet, schlecht eingeparkt? So ein Klugscheißer! Der Kerl kann zu Fuß gehen!

Was meint der Experte?

Vom Münchner Klatschreporter Michael Graeter ist der wüste Spruch überliefert: »Ich brauche keinen Porsche. Ich habe einen Penis.« Nun soll es auch Leute geben, die mit beidem ausgestattet sind. Und doch wird gerne ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Auto, das ein Mann fährt, und seinen körperlichen Qualitäten, die man mit dem altertümlichen Begriff »Manneskraft« bezeichnet.

Dazu gibt es grob gesagt zwei Lehrmeinungen: Die einen behaupten, das PS-starke Auto sei ein Symbol für ebendiese Manneskraft, deren Vorhandensein man auf andere Art nur schwer zum Ausdruck bringen könne. Aus diesem Grund seien die Fahrer dieser schnellen Autos so begehrt – auch bei Damen, die es gar nicht so eilig haben.

Die andere Lehrmeinung besagt das genaue Gegenteil: Wer sich ein kraftstrotzendes Fahrzeug anschaffe, der tue dies, weil die eigene Manneskraft schwinde oder im schlimmsten Falle gar nicht erst vorhanden sei. Aus diesem Grund seien die Fahrer dieser schnellen Autos so begehrt – bei Damen, die sich einen reichen Kerl angeln möchten, der sie schön in Ruhe lässt und lieber lichthupend über die Autobahn heizt. Vor diesem Hintergrund ist auch die folgende Faustregel zu verstehen: Je mehr Pferdestärken unter der Motorhaube, desto weniger Hengst unter der Bettdecke.

Und wie geht es weiter?

Angeber sagen: »Ja, das ist mein kleines Spielzeug.«

Unbedarfte sagen: »Nee, den hab ich nur geleast.«

Coole Männer erwidern lässig: »Steig einfach ein.«

4 Abhängig vom Wagentyp.

7. »Du bist anders.«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Eigentlich könnte man ja meinen: Frauen wollen Männer, die so richtig Mann sind. Manche ihrer Äußerungen weisen auch in diese Richtung (siehe Satz 35: »Jetzt mach halt! Du bist doch der Mann!«). Folglich müsste man seine Chancen verbessern können, indem man so richtig, so typisch, so maximal Mann ist, wie es der eigene Testosteronspiegel hergibt.

Und umgekehrt müsste es auch für die Frauen gelten: Je weiblicher sie sich benehmen, desto höher schlagen die Herzen der Kerle. Doch die Realität ist wieder mal komplizierter. Das liegt einerseits daran, dass der typische Mann neben seinen zahlreichen Vorzügen auch manche Eigenschaften mit in die Beziehung einbringt, die nicht ganz so gern gesehen sind (siehe u.a. Satz 12: »Hörst du mir überhaupt zu?«). Wie auch das typisch weibliche Verhalten Männer nicht nur anzieht, sondern ebenso in die Flucht schlagen kann (siehe u.a. Satz 69: »Oder doch lieber das Rote?«). Auf einen Nenner gebracht: »Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen« (Satz 53).

Es kommt aber noch etwas Entscheidendes hinzu: Niemand wird gern als typischer Vertreter einer Gattung angesehen. Schon gar nicht in Liebesdingen. Da möchte man doch lieber einzigartig sein. Unverwechselbar. Mit einem Wort: anders als die andern. Und das führt uns zu Satz 7, der sich auch deshalb so gut zum Anbandeln eignet, weil er erstens als Kompliment gemeint ist und zweitens eigentlich immer passt. Denn anders ist schließlich jeder.

Welche Varianten sollten Sie kennen?

»Du würdest so etwas Primitives nie machen. Oder?«

Oberflächlich gleichbedeutend mit Satz 7, und doch spürt man deutlich den plumpen Versuch, den andern festzunageln.

»So jemanden wie dich findet man kaum noch.«

Die »Früher-war-alles-besser«-Variante; wird nicht immer als schmeichelhaft empfunden, weil sie dem andern unterstellt, er sei von vorgestern.

Was meint der Experte?

Manche nehmen an, sie könnten die Wirkung von Satz 7 noch erhöhen, indem sie irgendwelche Gemeinheiten über das andere Geschlecht äußern. Dadurch stellt sich zwar auf der Gegenseite das beruhigende Gefühl ein, dass man von seinen Geschlechtsgenoss(inn)en keine Konkurrenz zu fürchten hat. Doch zugleich wird einem auch ein bisschen mulmig. Denn wenn man tief genug in sich hineinhorcht, dann muss man zugeben: So ganz anders ist man nun auch wieder nicht. Und will es auch gar nicht sein.

Außerdem lässt Satz 7 bereits erahnen, welche Sätze noch auf einen zukommen. Nämlich einerseits: »Wieso haben die anderen nicht diese Probleme?« (Satz 18). Und andererseits das unvermeidliche: »Und ich habe gedacht, du wärst anders!«

Zuletzt darf hier der Hinweis auf das »Wörterbuch des Teufels« von Ambrose Bierce nicht fehlen. In diesem nützlichen Werk findet sich eine treffende Definition von »anders«. Sie lautet: »Auch nicht besser.«

Und wie geht es weiter?

Verbreitet sind zwei Varianten: Entweder schaut die Angesprochene mit mildem Lächeln vor sich hin und wartet still ergeben darauf, dass weitere Komplimente über sie ausgeschüttet werden. Oder aber man beklagt sich darüber, welche Nachteile man beim anderen Geschlecht zu erdulden habe, da diese aufrechte/ehrliche/rücksichtsvolle Art dort offenbar nicht gefragt sei.

8. »Ich glaube ja nicht an Zufälle.«

Wer sagt denn so was?

Wie ist die
Geschlechterverteilung?

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Was steckt dahinter?

Jedes Töpfchen findet sein Deckelchen, heißt es. Doch wenn man näher darüber nachdenkt, so ist das alles andere als selbstverständlich. Es fängt damit an, dass es so viele unterschiedliche Deckelchen gibt. Tausende, vielleicht Hunderttausende, die zumindest theoretisch infrage kommen. Wie soll man da den einen Deckel finden, der am besten passt?

Zusätzlich erschwert wird die Suche dadurch, dass sich die Deckelchen ständig verformen. Sie werden übergewichtig, glauben an den Mondkalender, legen sich neue Hobbys zu – und plötzlich passt alles nicht mehr zusammen.