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Inhalt

Weites Land im hohen Norden
Von den warmen Stränden der Südküste bis zum rauen Nordkap
 
Chronik Norwegens: Daten zur Landesgeschichte
 
Die schönsten Reiseregionen Norwegens
toc1 Oslo und Umgebung
Einmalige Lage zwischen Fjord und Wäldern
toc2 Südküste und Telemark
Ein Traum von Sonne, Strand und Meer
toc3 Westnorwegen – südlicher Teil
Kontraste zwischen Hardangerfjord, Hardangervidda und Kap Lindesnes
toc1 Bergen und Umgebung
Junge Universitätsstadt mit alten Wurzeln
toc5 Westnorwegen – nördlicher Teil
Landschaftliche Höhepunkte zwischen Sognefjord und Jostedalsbre
toc6 Fjells und Täler im Osten
Zwischen kahlem Hochgebirge und waldreichen Tälern
toc7 Trondheim und Umgebung
Die Wiege des Christentums
toc8 Nordland
Land der Mitternachtssonne und des Polarlichts
toc9 Finnmark und Troms
Einsame Weite des Nordens
 
Unterkünfte: Hotels, Bed & Breakfasts, Camping und Jugendherbergen
 
Service von A bis Z
 
Orts- und Sachregister
Namenregister
Zeichenerklärung
Bildnachweis und Impressum
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Reiseführer mit topaktuellen Tipps, Fotos und Karten

Über Norwegen

Für Naturliebhaber gibt es in Europa kein schöneres Ziel als Norwegen. Von der sonnigen Südspitze beim Kap Lindesnes erstreckt sich das Land über mehr als 14 Breitengrade oder gut 1700 Kilometer Luftlinie bis zum arktisch kargen Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas. Unterwegs könnte die Landschaft kaum dramatischer und vielfältiger sein: Schäumende Flüsse, klare Seen, karge Hochebenen, tief eingeschnittene Fjorde und endlose Wälder bilden den größtmöglichen Kontrast zur dicht besiedelten Mitte Europas.

Wohin man auch schaut, besticht die Natur durch Superlative, denn die höchsten Berge Skandinaviens, der größte Festlandgletscher und der längste Fjord Europas befinden sich in Norwegen. Aber auch die Städte haben ihren Reiz: die Hauptstadt Oslo in beneidenswerter Lage, die Öl- und Geldmetropole Stavanger und die traditionsreiche Hansestadt Bergen. Nicht zu vergessen Trondheim, das Tor zum Norden, einst Zentrum der Christianisierung, Königsresidenz und Bischofssitz mit der prächtigsten Kathedrale Skandinaviens.

Die Südküste gilt wegen ihrer kleinen Fischerorte mit den strahlend weißen Holzhäusern als norwegische Riviera. Hier bieten Sandstrände und Schärenküsten ein Badevergnügen, das man so weit im Norden nie vermuten würde. Ganz anders zeigt sich die benachbarte Provinz Telemark mit ihren uralten Gehöften, Wäldern, Seen, Flüssen und Kanälen. In der Mitte warten die schönsten Nationalparks. Schon die ersten Reisenden schwärmten von der wilden Schönheit des Fjordlandes und auch heute noch beeindrucken Geiranger-, Hardanger- und Sognefjord jeden Besucher. Mit den Lofoten und dem Nordkap besitzt Norwegen zwei weitere Traumziele.

Über das Buch

Der Reiseführer ist in drei übersichtliche Kapitel gegliedert. Nach Einleitung und Chronik folgt als Schwerpunkt des Buches die Darstellung der neun attraktivsten Reiseregionen Norwegens mit ihren Sehenswürdigkeiten. Das Kapitel Unterkünfte listet Quartiere in allen Qualitäts- und Preiskategorien auf und der Service von A bis Z vermittelt zum Abschluss wichtige Tipps zur Reisevorbereitung und -durchführung.

Über den Autor

Christian Nowak studierte Biologie in Berlin. Seit mittlerweile mehr als 30 Jahren bereist er Skandinavien, Island und das Baltikum. Er veröffentlichte mehr als ein Dutzend Reiseführer und Bildbände über diese Regionen sowie zahlreiche Artikel in Zeitungen und Magazinen. Er lebt als freier Autor in Berlin.

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Norwegen

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red left arrow Eine Übersichtskarte von Norwegen mit den eingezeichneten Reiseregionen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe.
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Weites Land im hohen Norden
Von den warmen Stränden der Südküste bis zum rauen Nordkap

Ja, vi elsker dette landet…, ja, wir lieben dieses Land! Jeder Norweger kennt die erste Zeile der Nationalhymne, die vom späteren Nobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson stammt. Kaum einer der stolzen Nordländer widerspricht diesem inbrünstigen Bekenntnis, aber auch so mancher Besucher aus dem Süden hat sich unsterblich in das Land am nordwestlichen Rande Europas verliebt. Weil Norwegen wie kein anderes Land in Europa ist, wild und voller Gegensätze, von der sonnenverwöhnten Küste im Süden bis zum arktisch kargen Nordkap. Für viele erfüllt es die Sehnsucht nach unberührter Natur, schäumenden Flüssen, klaren Seen, kargen Hochebenen, tief eingeschnittenen Fjorden und endlosen Wäldern. Hier ist noch nicht jeder Quadratmeter urbar gemacht, hier gibt es noch grandiose Natur im Überfluss ohne augenscheinliche Narben der Zivilisation.

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Drachenköpfe am Vordersteven der Wikingerschiffe dienten zur Abschreckung

Wer sich mit dem Norwegen-Bazillus angesteckt hat, der kommt immer wieder, auch wenn der Norden zu den teuersten Reisezielen in Europa zählt. Die Norweger machen es vor, wie man die Freiheit, die das dünn besiedelte Land bietet, am besten nutzt. Friluftsliv ist im Norwegischen ein Synonym für alle nur erdenklichen Betätigungen in frischer Luft. Für den einen bedeutet friluftsliv, die Angel nach Lachs oder Dorsch auszuwerfen, für andere im Gebirge zu wandern, gemütlich mit dem Fahrrad die Lofoten zu erkunden oder im Winter mit Langlaufskiern von Hütte zu Hütte zu gleiten.

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Jedes Haus hat seinen eigenen Steg: Lillesand am südnorwegischen Schärengürtel östlich von Kristiansand

Norwegen ist das sechstgrößte Land Europas, von der Fläche nur wenig kleiner als Deutschland, doch bei uns müssen sich rund 80 Millionen Menschen den Platz teilen, während es in Norwegen nur rund 4,6 Millionen sind. Statistisch leben damit im Königreich 14 Einwohner pro Quadratkilometer, doch in Wirklichkeit ist die Verteilung sehr inhomogen. 80 Prozent wohnen in der Nähe der Küste, vorwiegend im Süden und Westen. Allein in den vier größten Städten Oslo, Bergen, Trondheim und Stavanger lebt rund ein Viertel der Norweger, die Gebirge und der Norden sind dagegen fast menschenleer.

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Die Periode der Mitternachtssonne am Nordkap-Plateau währt von Mitte Mai bis Ende Juli

Klima und geografische Lage

Das raue Klima und die extreme Geografie machten eine Besiedlung des Landes von jeher schwierig und waren jahrhundertelang eine Hauptursache für Armut und Hunger, denn rund drei Viertel des Landes bestehen aus Gebirge, Ödland oder Gewässern, die höchsten Berge sind gleichzeitig die höchsten Skandinaviens und erreichen immerhin knapp 2500 Meter. Nur spärliche drei Prozent der Landesfläche lassen sich einigermaßen sinnvoll landwirtschaftlich nutzen, einzig Island besitzt in Europa noch schlechtere Voraussetzungen.

Landesstruktur und Geografie sorgen aber auch für überwältigende Szenerien und können mit einigen Superlativen aufwarten: Von der Südspitze beim Kap Lindesnes erstreckt sich das Land über mehr als 14 Breitengrade oder 1752 Kilometer Luftlinie bis nach Knivskjellodden auf Magerøy. An der schmalsten Stelle im Norden sind es dagegen gerade mal gut sechs Kilometer. Auch die von unzähligen Fjorden und Buchten zerfressene Küstenlinie ist mit einer Länge von mehr als 25 000 Kilometer rekordverdächtig. Berücksichtigt man auch noch die mehr als 150 000 Inseln, verlängert sich die Küstenlinie noch einmal um fast 60 000 Kilometer. Auch der größte Festlandsgletscher (Jostedalsbre) und der längste Ford (Sognefjord) Europas befinden sich in Norwegen.

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Vegetation der Fjells: vielfarbige Krustenflechten

Wer gen Norden aufbricht, der rechnet mit schlechtem Wetter und arktischen Temperaturen. Doch keine Angst, Norwegens Wetter ist besser als sein Ruf, vor allem die Temperaturen sind viel erträglicher, als man gemeinhin vermutet. Das liegt am Golfstrom, der warme Wassermassen aus dem Golf von Mexiko bis zum Nordkap transportiert. Würde es ihn nicht geben, wäre Norwegen ein eisiges Land, vergleichbar mit Grönland oder Sibirien, die auf ähnlichen Breitengraden liegen. So aber bleiben die Häfen wegen der gigantischen Warmwasserheizung auch im hohen Norden das ganze Jahr über eisfrei und die Wassertemperatur sinkt nirgends unter fünf Grad Celsius. Doch je weiter man ins Landesinnere kommt, desto kälter werden die Winter. So sind in den ostnorwegischen Tälern winterliche Temperaturen von unter minus 20 Grad keine Seltenheit.

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Die im Norwegischen »Kart« genannte brombeerähnliche Moltebeere wächst auf moorigen Böden, im Wald und auf dem Fjell

Das überwiegend in Nord-Süd-Richtung verlaufende Skanden-Gebirge bildet das Rückgrat und teilt Norwegen klimatisch in einen maritim beeinflussten Westteil und einen eher unter kontinentalem Einfluss liegenden Ostteil. Die vorherrschenden Strömungen aus Südwesten bringen der Küste oft windiges und regnerisches, aber mildes Wetter, während im Landesinnern die Sommer in der Regel warm und trocken, die Winter dagegen kalt sind. Bergen gilt mit mehr als 2000 Millimeter jährlichem Niederschlag, der überwiegend als Regen vom Himmel kommt, als niederschlagsreichste Stadt Europas. Im Windschatten der Gebirge fallen dagegen oft nur noch 500 Millimeter Niederschlag pro Jahr, so wenig, dass viele Bauern ihre Felder künstlich bewässern müssen.

All die spektakulären Landschaften, die heute den Reiz Norwegens ausmachen, sind während der letzten Eiszeit entstanden. Noch vor rund 10 000 Jahren lag ganz Skandinavien unter einer mächtigen Eisdecke und Millionen Tonnen Gletschereis lasteten auf dem Land. Nach dem Abtauen kam dann eine völlig neue Landschaft zum Vorschein, denn wie mit einem riesigen Hobel hatte das Eis alles neu modelliert. Fjorde, Fjells, Täler, Seen, Findlinge, Moränenhügel und unzählige Schärenbuckel sind das Werk der eiszeitlichen Gletscher. Die Feinarbeit bis zur heutigen Form besorgte dann noch die Erosion. Noch heute ist sehr anschaulich zu sehen, welch landschaftsformende Kraft das Eis besitzt. Vom größten Gletscher, dem Jostedalsbre, fließen zwar sehr langsam aber unaufhaltsam rund zwei Dutzend Gletscherzungen. An den Spalten und Eistürmen auf der Oberfläche ist zu erahnen, wie das Eis arbeitet, auf der Unterseite poliert und hobelt der Gletscher am Fels und schiebt die Überreste als Schutt und Geröll vor sich her.

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Angeseilt: Gletscherwanderung mit ortskundigem Führer auf dem Jostedalsbre

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Mit einem Postschiff entlang der norwegischen Küste zu fahren gilt als eine der schönsten See - reisen der Welt. Die 14 Schiffe der Hurtigrutenflotte legen zwischen Bergen und Kirkenes in der Barentssee-Region über 1200 Seemeilen zurück

Städte

Oslo ist nicht nur auf dem Papier die Hauptstadt, es ist die größte Stadt des Landes sowie das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum. So verwundert es nicht, dass rund 20 Prozent der Norweger im Ballungsraum der Hauptstadt leben. Oslos Lage könnte kaum schöner sein, denn das Zentrum schmiegt sich um den hufeisenförmigen Fjord und die Häuser ziehen sich wie die Sitzreihen eines Amphitheaters die Berghänge hinauf. Den Oslofjord mit seinen Inseln und die weiten Wälder der Oslomark vor der Haustür – es gibt nur wenige Hauptstädte auf der Welt, die solch fantastische Naherholungsgebiete besitzen. Die Wahrzeichen der Stadt, das klobige Rathaus, die Festung Akershus und die elegante Holmenkollenschanze, sind schon vom Wasser aus zu sehen.

Obwohl die Stadt auf eine mittlerweile rund tausendjährige Geschichte zurückblicken kann, wirkt sie wegen ihrer zahlreichen Nachkriegsbauten überwiegend modern und teilweise gesichtslos. Doch die inneren Werte sind überzeugend, denn Oslo hat sich in den letzten Jahren zu einem Touristenmagneten entwickelt. Vor allem wegen der großen Zahl erstklassiger Museen, des neuen Opernhauses, der Hafencity und der Flaniermeilen Karl Johan und Aker Brygge lohnt Oslo einen mehrtägigen Aufenthalt. Wer sich beim Besuchsprogramm Zeit lassen möchte und auch noch Ausflüge auf die Fjordinseln oder in die Oslomark plant, dem wird auch während einer Woche nicht langweilig werden.

Nicht minder interessant ist ein Besuch von Bergen, der einstigen Hauptstadt und dem unumstrittenen Zentrum Westnorwegens. Viele der selbstbewussten Bergenser sind davon überzeugt, dass sie zumindest in der schönsten Stadt des Landes leben. Zum Pflichtprogramm jedes Besuchs gehören natürlich Bryggen, das alte Viertel aus Zeiten der Hanse, das von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt wird, und der Fischmarkt. An den Ständen am Hafenbecken werden jeden Tag Unmengen frischer Krabben und so gut wie alle Fische, die das Meer zu bieten hat, aufgehäuft.

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Fisch und Meeresfrüchte dienen seit Tausenden von Jahren als Nahrungsgrundlage in Norwegen

Auch Trondheim besitzt eine lange Geschichte und hat vor allem in der Vergangenheit als Zentrum der Christianisierung, Königsresidenz und Bischofssitz von sich reden gemacht. Weithin sichtbarer Ausdruck dieser einstigen Herrlichkeit ist der fast tausend Jahre alte Nidaros-Dom, der wahrscheinlich über dem Grab Olav des Heiligen errichtet wurde und als prächtigste Kathedrale Skandinaviens gilt.

Ein Symbol des modernen Norwegen ist die Ölboomtown und Geldmetropole Stavanger. Einst malerisch um das Hafenbecken Vågen angelegt, hat sie nach den Öl- und Gasfunden vor der Küste einen rasanten Aufschwung erlebt. Schon lange gilt die Stadt als teuerstes Pflaster Norwegens und ist aus allen Nähten geplatzt. So liegen mittlerweile Modernes und Altes dicht nebeneinander, alte Holzhäuser müssen sich den knappen Platz mit nüchternen Betonbauten und modernen Bürotürmen teilen.

Wanderparadies Norwegen

Norwegen ist europaweit eines der interessantesten Wandergebiete. Natürlich spielt dabei die abwechslungsreiche, teils sogar spektakuläre Landschaft eine wichtige Rolle, aber auch die dünne Besiedlung und der konsequente Naturschutz, der bis zum heutigen Zeitpunkt zur Einrichtung von 43 Nationalparks geführt hat, macht Wandern zum puren Vergnügen. Das wissen auch die Norweger und so ist Wandern – neben Skilaufen und Angeln – eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen.

Seit nunmehr 140 Jahren sorgt der Norwegische Wanderverein – Den Norske Turistforening (DNT) – dafür, dass Wanderer im ganzen Land Hütten und markierte Wege vorfinden. Insgesamt stehen mehr als 430 Hütten mit über 8000 Betten zur Verfügung. Das Angebot ist weit gefächert und reicht von winzigen Katen mit gerade zwei Pritschen bis zu großen, komfortablen Berggasthöfen, die sogar Vollpension anbieten. Außerdem unterhält der DNT im Sommer ein Wegenetz von 20 000 Kilometern, im Winter sind es etwa 6500 Kilometer Skiwanderrouten.

Die Sommerwege werden im Gebirge mit kleinen Steinpyramiden markiert, auf die ein rotes »T« gemalt ist. Winterrouten werden um Ostern mit Stäben versehen, die im Schnee stecken. Mit den markierten Wanderwegen verfolgt der Norwegische Wanderverein zwei Ziele: Sie sollen Wanderer sicher und auf dem kürzesten Weg von einer Hütte zur nächsten bringen. Gleichzeitig sollen sie aber auch die Routen bündeln, damit die Tierwelt nicht unnötig gestört und die empfindliche Vegetation nicht durch unzählige Trampelpfade, die alle mehr oder minder parallel verlaufen, zerstört wird.

Es gibt drei verschiedene Arten von DNT-Hütten: Die bewirtschafteten Hütten, die Selbstbedienungshütten und die unbewirtschafteten Hütten. Die bewirtschafteten Hütten unterscheiden sich oft nicht von einfachen Hotels. DNT-Mitglieder und Nichtmitglieder können in Zimmern verschiedener Größe übernachten und bekommen auf Wunsch auch Mahlzeiten serviert. Selbstbedienungshütten sind mit Proviant ausgestattet, haben Heiz- und Kochmöglichkeiten, aber das Wasser kommt aus dem nächsten Bach. Die Hütten sind verschlossen, der DNT verleiht an Mitglieder einen Standardschlüssel, der für alle Hütten passt. Übernachtungsgebühren werden in der Hütte deponiert, ein System, das auf gegenseitigem Vertrauen beruht und in Norwegen erstaunlich gut funktioniert. Wer die Übernachtungs- und Proviantpreise als relativ teuer empfindet, sollte die in der Regel schwierigen und kostspieligen Transportwege berücksichtigen, einige Hütten können z.B. nur mit dem Hubschrauber versorgt werden.

Unbewirtschaftete Hütten sind ähnlich ausgestattet wie die Selbstbedienungshütten, sie haben nur keinen Proviant eingelagert. Den Norske Turistforeningen, Youngstorget 1, 0181 Oslo, Image 40 00 18 68, www.turistforeningen.no.

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Vogelperspektive: Wandern im Jotunheimen-Nationalpark, der »Heimat der Riesen«

Wirtschaft

Die riesigen Öl- und Gasvorkommen vor der Küste haben Norwegen innerhalb weniger Jahre zu einem der reichsten Länder der Welt gemacht. Seit Beginn der Erdölförderung im Jahre 1972 wurde zudem eisern gespart, deshalb ist der Begriff »Staatsverschuldung« in Norwegen ein Fremdwort. Mittlerweile belaufen sich die staatlichen, weltweit angelegten Erdölfonds auf rund 400 Milliarden Kronen. Da das Öl noch einige Jahrzehnte weiter sprudeln wird, werden die Erdölfonds weiter wachsen und Norwegen auch in Zukunft seinen extrem hohen Lebensstandard sichern.

Neben den Öl- und Gasvorkommen sorgt die Wasserkraft, die europaweit das größte Potenzial besitzt, für massenhaft billige Energie. Damit wurden und werden in erster Linie energiefressende Industrieprozesse wie die Herstellung von Kunstdünger und Metalllegierungen ermöglicht. Auf Atomstrom konnte man wegen der reichlich vorhandenen Wasserkraft verzichten und auch Kohlekraftwerke spielen bei der Energiegewinnung keine Rolle. Doch gegen neue Wasserkraftwerke, die in der Regel mit großen Eingriffen in empfindliche Ökosysteme verbunden sind, regt sich seit einiger Zeit Widerstand. Denn viele Norweger wollen sich auch in Zukunft noch an den letzten nicht regulierten Flüssen und Wasserfällen erfreuen.

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Ochsenblutrotes »Rorbu« in der »Fylke« (Provinz) Trøndelag

Mit dem Ölboom verloren die traditionellen Erwerbszweige Fischerei, Land- und Forstwirtschaft sowie die Rentierzucht immer mehr an Bedeutung. Schuld an dieser Entwicklung sind unter anderem das Verbot des kommerziellen Walfangs und die Überfischung und die dadurch notwendig gewordene Reduzierung der Fangquoten. Auch die Aquakultur, die Zucht von Lachsen in großen Käfigen in Buchten und Fjorden, konnte diesen Trend nur teilweise stoppen. Deshalb tragen die einstigen Traditionsberufe heute – trotz hoher staatlicher Subventionen – nicht einmal mehr zwei Prozent zum Bruttosozialprodukt bei.

Touristische Highlights

Der Süden ist bekannt wegen seiner kleinen Fischerorte mit strahlendweißen Holzhäusern. Die Perlen der »norwegischen Riviera« sind Risør, Kragerø, Arendal und Mandal, die bei Sonnenschein und blauem Himmel ein fast südländisches Flair besitzen. Sandstrände und Schärenküsten bieten hier ein Badevergnügen, das man so weit im Norden niemals vermuten würde. Wer ein Boot zur Verfügung hat, kann sich im Gewirr der winzigen Schärenbuckel vor der Küste sein Traumplätzchen suchen und muss es vermutlich mit niemandem teilen.

Von den malerischen Küstenorten Südnorwegens ist es nur ein Katzensprung ins Landesinnere und in die traditionsreiche Provinz Telemark. Das sanft gewellte, waldreiche und mit Äckern gesprenkelte Hügelland ist mit seinen zahlreichen Seen, Flüssen und Kanälen ein Paradies für Wassersportler. Uralte Gehöfte mit Häusern und Speichern aus verwittertem Holz und der Telemarkkanal erinnern an längst vergangene Zeiten.

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Wegweiser oberhalb des Kvænangenfjord in der Provinz Troms

Wechselt man von Telemark auf die Westseite des Setesdal, das den Südteil Norwegens in zwei Hälften teilt, erreicht man die südlichsten Fjells mit kargen, baumlosen Hochebenen und bekommt einen Vorgeschmack auf die großen Nationalparks.

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Tauchkünstler mit orangeroten Schnäbeln: Papageientaucher auf der Vogelinsel Runde

Das Skanden-Gebirge bildet einen Gebirgszug, der sich von der Provinz Telemark im Süden bis Sør-Trøndelag im Norden erstreckt. Wie an einer Perlenkette liegen hier die schönsten und meistbesuchten Nationalparks des Landes: Hardangervidda, Jotunheimen, Rondane und Dovrefjell. Die Hardangervidda ist Europas größte Hochebene und erstreckt sich über 9000 Quadratkilometer. Sie ist von unzähligen Seen und Flüssen durchzogen und fast menschenleer. Im Jotunheimen liegen die höchsten Berge Skandinaviens, die bis weit in den Sommer noch von Schnee bedeckt sind. Zwischen die Küste und das Jotunheimen drängt sich der Jostedalsbre, Europas größter Gletscher, der zwar in den letzten Jahren teilweise abgeschmolzen ist, sich aber immer noch über knapp 500 Quadratkilometer ausbreitet.

Gegliedert wird Fjellnorwegen durch mehrere große Täler, die alle ziemlich parallel von Nordwesten nach Südosten verlaufen. Numedal, Hallingdal, Valdres, Gudbrandsdal und Østerdal wurden schon früh besiedelt und werden auch heute noch intensiv landwirtschaftlich genutzt. Auch der Tourismus spielt hier eine wichtige Rolle, denn die angrenzenden Wälder und Hochebenen bieten fantastische Möglichkeiten zum Wandern und Skilaufen.

Die gesamte Küste Norwegens besitzt vom Oslofjord bis zum Varangerfjord an der russischen Grenze unzählige Buchten und Einschnitte, doch die imposantesten findet man an der Westküste, im Fjordland. Schon im 19. Jahrhundert kamen die ersten Reisenden und schwärmten von der wilden Schönheit der Fjorde, die an einigen Stellen bis zu 200 Kilometer ins Landesinnere reichen und sich an ihren Enden oft fein verästeln. Eingerahmt werden sie von steilen, häufig bis zu 1000 Meter hohen Felswänden. Im Frühjahr ist am Hardangerfjord ein ganz besonderes Naturschauspiel zu beobachten. Während an den Ufern des weiten Fjords schon die Obstbäume in verschwenderischer Pracht blühen, leuchtet auf den zum Greifen nahen Gipfeln der Hardangervidda noch der Schnee vom gerade vergangenen Winter.

Im Fjordland warten zwar hinter jeder Ecke neue spektakuläre Ausblicke, doch die Menschen hatten es hier nie leicht. Ein paar Quadratmeter fruchtbares Land zwischen Fjord und Fels oder auf einem Vorsprung in luftiger Höhe sind oft alles, was sie besitzen. Straßen, die mühsam in den Fels gesprengt werden mussten, winden sich in endlosen Kurven an den Ufern entlang.

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Eine Rentierherde mal nicht auf dem Fjell, sondern auf einer befahrenen Landstraße in der Finnmark

Nördlich von Trondheim, dem Tor zum Norden, wird Norwegen immer schmaler, bei Narvik hat die Wespentaille mit nur noch gut sechs Kilometern ihre engste Stelle. Je weiter man nach Norden kommt, desto dünner wird die Besiedlung. Die drei nördlichsten Provinzen Nordland, Troms und Finnmark sind bis auf einige wenige Städte, die fast alle an der Küste liegen, fast menschenleer. In erster Linie, weil das Landesinnere kaum eine Lebensgrundlage bietet, nur die Samen trotzen seit ewigen Zeiten mit ihren Rentierherden den widrigen Bedingungen.

Norwegens nördlichste Provinz, die Finnmark, ist gleichzeitig die größte und am dünnsten besiedelte. Einen Großteil macht die Finnmarksvidda aus, ein riesiges, karges, bis zu 600 Meter hohes Plateau mit extremen Witterungsbedingungen. Im Winter können die Temperaturen hier bis unter minus 30 Grad fallen, doch im Sommer wird es trotz der nördlichen Lage erstaunlich warm. Dann machen allerdings die Mücken Besuchern und Samen das Leben schwer. Selbst die Rentiere leiden unter den kleinen Plagegeistern und sind froh, wenn sie endlich auf die Sommerweiden an der Küste dürfen.

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Das malerische Fischerdorf Nusfjord auf den Lofoten steht auf der UNESCO-Welterbeliste

Für viele zählt der Abstecher zu den Lofoten und Vesterålen zu den absoluten Höhepunkten eines Norwegenaufenthalts. Denn hier ragen vom Eis geformte und bizarr erodierte Berge oft bis zu 1000 Meter direkt aus dem Meer auf. Grüne Wiesen, feinsandige Traumstrände, die an die Südsee erinnern, und zauberhafte Lichtstimmungen der Mitternachtssonne verwandeln die Landschaft in eine Märchenwelt.

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Trophäe eines kapitalen Dorschs

Irgendwann zieht es jeden zum Nordkap, auch wenn der Weg auf kurvigen Straßen endlos lang ist – immerhin sind es von Trondheim auf der E6 noch rund 1600 Kilometer bis zum nördlichsten Punkt Europas. Wohnmobil- und Autokolonnen aus allen Ländern Europas lassen sich auch durch die überteuerten Eintrittspreise in den riesigen Souvenirshop am Nordkap nicht abschrecken. Der Nordkap-Trubel ist ein Anachronismus, doch nur wenige Kilometer weiter wartet schon wieder eine weite, menschenleere Landschaft mit wohltuender Ruhe und Einsamkeit. Für viele ist dies der Hauptgrund immer wieder gen Norden aufzubrechen.

Chronik Norwegens
Daten zur Landesgeschichte

Ab 9000 v. Chr.

Nach dem Abtauen des Eispanzers entstehen erste Siedlungen. Woher die Vorfahren der heutigen Norweger kommen, ist ungewiss, aber wahrscheinlich folgen sie Rentieren und anderem Wild gen Norden.

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Vorläufer der Wikingerschiffe: Felszeichnung (»Helleristninger«) aus der Bronzezeit in der Provinz Østfold

8000–4000 v. Chr.

Während dieser Periode wird das Klima wärmer und die Menschen der Altsteinzeit ziehen als Jäger, Sammler, Fallensteller und Fischer umher. Die ältesten bisher gefundenen Felsritzungen (Helleristninger) stammen aus dieser Zeit.

4000–1500 v. Chr.

In der Jungsteinzeit beginnen die Menschen im Norden mit Ackerbau und Viehzucht und werden langsam sesshaft. Sie ernten vor allem Hafer und Weizen und halten sich Haustiere. Die Neuerungen kommen wahrscheinlich aus dem Süden und verbreiten sich entlang der Küste nordwärts. Archäologische Funde aus dieser Zeit sind Werkzeuge aus Feuerstein und Tongefäße sowie Felsritzungen. Die in Stein gehauenen oder geschliffenen Bilder kommen in ganz Skandinavien vor und zeigen in erster Linie Beutetiere wie Elche, Bären, Hirsche, Fische und Rentiere, Abbildungen von Menschen und Schiffen sind die Ausnahme.

1500–500 v. Chr.

Die Bronze gelangt nach Skandinavien und verdrängt langsam die Werkzeuge aus Stein, Knochen und Holz. Immer häufiger werden jetzt die Felder mit Pferd und Pflug bestellt, die Menschen lernen Spinnen und Weben, Kleidung wird aus Schafwolle und nicht mehr aus Fell hergestellt. Die auffälligsten Überbleibsel der Bronzezeit sind gewaltige Grabhügel, vergrabene Schätze in Mooren und Geröllfeldern sowie eine große Anzahl von Felsritzungen (Helleristninger).

500 v. Chr.–800 n. Chr.

In mit Holzkohle befeuerten Öfen aus Stein und Erde wird erstmals Sumpf - erz verhüttet. Mit den neuen, besseren eisernen Geräten kann der Boden jetzt viel effektiver bearbeitet werden, die Erträge der Felder steigen, was zu einem Anwachsen der Bevölkerung führt. In den Jahrhunderten nach Christi Geburt werden die großen Höfe immer reicher, unter anderem durch einen intensiven Handel mit Römern und Franken. Die Toten werden in prunkvollen Gräbern mit Gold-, Silber- und Bronzeschmuck beigesetzt.

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Wikinger auf einem ihrer Eroberungszüge gen England (Illustration aus dem 12. Jahrhundert)

8.–11. Jahrhundert

Mit den Werkzeugen aus Eisen beginnt die Zeit der Wikinger, die ab dem 8. Jahrhundert mit ihren schnellen Langschiffen die Meere unsicher machen, aber auch Handel treiben und lange vor Kolumbus Amerika entdecken. Der Überfall auf das Kloster Lindisfarne an der englischen Ostküste im Jahr 793 bringt sie in den Ruf von blutrünstigen Barbaren. Doch auch in friedlicher Absicht kommen sie, um zu handeln und zu kolonisieren. Sie lassen sich auf den Orkney-Inseln, auf den Shetlands, den Hebriden, der Isle of Man, in Nordschottland, Irland, Island und Grönland nieder. Aus den Handelsplätzen der Wikinger entwickeln sich die ersten Städte, zum wichtigsten Zentrum wird Haithabu in der Nähe des heutigen Schleswig.

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Harald Hårfagre, Harald I. »Schönhaar«, gelingt es im 9. Jahrhundert große Teile Norwegens zu einem Königreich zu vereinen

Während der Wikingerzeit besteht Norwegen aus vielen Kleinkönigtümern. Erst Harald Hårfagre gelingt es, aus dem zerstrittenen Land ein vereinigtes Königreich zu machen. In der entscheidenden Schlacht bei Håfrsfjord im Jahre 872, in der Nähe des heutigen Stavanger, siegt der wegen seiner Haarpracht auch Harald Schönhaar genannte Eroberer schließlich gegen die verfeindeten Kleinkönige. Damit kehrt aber noch kein Frieden ein, denn während seiner Herrschaft und erst recht nach seinem Tod im Jahre 930 brechen blutige Kämpfe um sein Erbe aus. Doch keiner seiner Nachfolger erweist sich als stark genug, das Königreich zusammenzuhalten. Im Jahr 1066 wird König Harald Hardråde (Harald der Strenge) in England geschlagen, damit ist das Schicksal der Wikinger endgültig besiegelt.

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Die Boten Wilhelms des Eroberers bitten Harald Hardråde, den König von Norwegen, um Unterstützung im Kampf um die englische Krone (Motiv des Teppichs von Bayeux)

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Münze aus der Zeit des Wikingerkönigs Harald Hardråde

Um 1000

Die Einführung des Christentums zieht sich in Norwegen über einen langen Zeitraum, vermutlich 200 Jahre, hin. Ihren Höhepunkt erreicht die Christianisierung mit den drei »Missionskönigen« Håkon Adalsteinfostre (»Der Gute«), Olav Tryggvason und Olav Haraldsson. Erst Letzterem gelingt es, das Land erneut zu einigen. Außerdem ebnet er dem Christentum endgültig den Weg, lässt alte Opferstätten zerstören, baut Kirchen, setzt Priester ein und macht sich zum Oberhaupt der Kirche. Aber auch er hat Widersacher, die sich schließlich mit dem dänischen König Knut verbünden und Olav zunächst vertreiben.

1030

Olav Haraldsson kehrt zur Entscheidungsschlacht nach Stiklestad nördlich von Trondheim zurück, wird dabei getötet und ein Jahr später heiliggesprochen. Fortan pilgern die Menschen aus ganz Europa zu seinem Grab im Nidaros-Dom von Trondheim. Als Olav der Heilige, als Norwegens ewiger König, geht er in die Geschichte ein.

1130

Dieses Jahr steht für eine Zäsur in der norwegischen Geschichte, denn der Friede wird durch Bürgerkriege, die fast 100 Jahre anhalten, erheblich gestört. Die Jahreszahl steht aber auch für den Beginn des norwegischen Hochmittelalters, während dem sich die Kirche weiter konsolidiert. Ab jetzt kann man Norwegen als geeintes Königreich bezeichnen.

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König Olav Haraldsson wird 1030 in der Schlacht von Stiklestad mit Axt, Speer und Schwert getötet (Initiale aus dem »Flateyabók«, um 1390)

Das Land erlebt einen beträchtlichen Aufschwung, die Bevölkerungszahl steigt weiter an, Städte entstehen. Zum ersten Mal funktioniert der Staatsapparat richtig, die Macht liegt beim König und der Reichsversammlung, die sich aus Kirchenvertretern und der Aristokratie zusammensetzt. Mit der Zeit dehnen die norwegischen Könige ihr Einflussgebiet bis auf die schwedischen Provinzen Jämtland, Härjedal und Bohuslän aus und annektieren auch Island und Grönland. Im Mittelalter leben in Norwegen ungefähr 400 000 Menschen.

1200–1400

Die alten Zentren Bergen, Trondheim und Stavanger verlieren an Bedeutung, während Oslo im Jahre 1299 zur Hauptstadt des Königreiches wird und in der Folgezeit von einer kleinen Ansiedlung zu einer bedeutenden Stadt heranwächst. Die deutsche Hanse beherrscht den Handel von Bergen aus, Getreide wird importiert, Trockenfisch exportiert.

Die Kirche hat sich gefestigt, Mönche und Priester kommen aus dem Ausland und bringen die europäische Kultur auch in den Norden. Während dieser Periode erlebt der Stabkirchenbau seine Blütezeit, rund 1000 dieser charakteristischen Gotteshäuser entstehen. Zur Zeit der Reformation gibt es noch 750 Stabkirchen, heute nur noch 28, wovon einige allerdings nicht mehr an den Originalstandorten stehen.

1349

Im Sommer 1349 wird die Pest mit einem Schiff aus England in Bergen eingeschleppt. Die Seuche wird durch Ratten übertragen und verbreitet sich rasend schnell in den Städten. In kurzer Zeit stirbt mindestens die Hälfte, vielleicht sind es sogar zwei Drittel der Bevölkerung am Schwarzen Tod. Im Volksglauben ist die Pest eine alte Frau, die durch die Dörfer zieht. Kehrt sie mit dem Besen, sterben alle, hat sie aber einen Rechen, überleben einige wenige die Krankheit.

1380–1814

Nach den Pestjahren verfallen ganze Landstriche und Siedlungen und es dauert lange, bis sich das Land von diesem Aderlass erholt. Noch um 1500 fließt nur halb so viel Geld in die Staatskassen wie in der Zeit vor der Pest. Der Geldmangel schwächt auch den Staat, sodass Norwegen in Abhängigkeit vom wirtschaftlich und militärisch haushoch überlegenen Dänemark kommt.

Das Jahr 1536 steht für viele als der absolute Tiefpunkt in der norwegischen Geschichte, denn jetzt haben es die Dänen endlich geschafft, sich den nördlichen Nachbarn ganz einzuverleiben. Von nun an bildet Norwegen nur noch einen Teil Dänemarks. Im Jahr darauf muss Bischof Olav Engelbrektsson Trondheim verlassen und in die Niederlande flüchten. Damit hat auch Norwegens letzter katholischer Erzbischof den Kampf gegen einen Lutheraner verloren, der zum neuen König von Norwegen und Dänemark gewählt wird.

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Die Reichsversammlung in Eidsvoll wählt Christian Frederik 1814 zum König von Norwegen

Die nun folgende Unionszeit dauert fast 300 Jahre. Bis zum Jahre 1660 herrscht der dänische König noch gemeinsam mit einem Reichsrat, doch dann führt Frederik III. den Absolutismus ein. Das Land wird von Kopenhagen aus regiert, verliert aber nie seine Identität. Dänisch ist zwar Amtssprache, aber das Norwegische gerät nie in Vergessenheit. Während der Union wächst die Bevölkerung beträchtlich – hauptsächlich durch einen Rückgang der Sterblichkeit - und erreicht fast die Millionengrenze. Neben dem Fischfang spielt der Holzhandel eine große wirtschaftliche Rolle. Auch die Silbermine von Kongsberg und die Kupfervorkommen in Røros sorgen vom 17. Jahrhundert an für eine blühende Wirtschaft. Im Land entwickelt sich allmählich eine wohlhabende Schicht von Beamten und Großbürgern.

1814

Von 1807 bis 1814 kämpft Dänemark-Norwegen in den Napoleonischen Kriegen an der Seite Frankreichs gegen Großbritannien. Da Napoleon verliert, wird auch Dänemark im Kieler Frieden gezwungen, Norwegen an Schweden abzutreten. Die Norweger erkennen den Kieler Frieden jedoch nicht an und berufen eine verfassunggebende Versammlung in Eidsvoll ein.

Das turbulente Jahr 1814 in Kürze: 14. Januar: Kieler Frieden, Norwegen soll an Schweden fallen. 24. Januar: Prinz Christian Frederik steht an der Spitze der Erhebung in Norwegen. 16. Februar: Bürger und Beamte versammeln sich in Eidsvoll, Christian Frederik gibt seine Zustimmung zu einer verfassunggebenden Versammlung. 25. Februar: Repräsentanten für die Versammlung werden gewählt. 11. April: Eröffnung der Reichsversammlung in Eidsvoll. 17. Mai: Unterzeichnung der Verfassung, Christian Frederik wird zum König von Norwegen gewählt. An dieses Datum erinnert der Nationalfeiertag.

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In Eidsvoll wird am 17. Mai 1814 die erste norwegische Verfassung angenommen

7. Juli: Die Großmächte kommen ins Spiel und stellen dem neuen König ein Ultimatum für den Thronverzicht und drängen ihn einer Union mit Schweden zuzustimmen. 13. Juli: Der König beugt sich den Forderungen, widersetzt sich aber der Besetzung der Festungen durch Schweden. 28. Juli: Daraufhin erklärt Schweden Norwegen den Krieg. 14. August: Schweden erkennt die Verfassung von Eidsvoll im Großen und Ganzen an, der König überträgt die Regierungsgewalt an das Storting, dieses führt Unionsverhandlungen mit Schweden. 10. Oktober: Christian Frederik dankt ab. 20. Oktober: Das Storting erkennt die Union mit Schweden an. 4. November: Unterzeichnung der Verfassung, Carl XIII. wird König von Norwegen.

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Hurtigruten-Werbung von 1938

Als Zeichen der Union wird Norwegen eine Unionsflagge aufgezwungen, die in der oberen Ecke die schwedischen Farben zeigt. Die meisten Norweger nennen sie verächtlich »Heringssalat«.

Ab 1825

Die Bevölkerung Norwegens wächst weiter und drängt in die Städte, aber auch hier erwartet die Menschen nur Armut und Elend. Deshalb setzt eine große Auswanderungswelle ein, in den folgenden etwa 100 Jahren verlassen mehr als 800 000 ihre Heimat, um vor allem in Amerika ihr Glück zu suchen – noch heute leben in Amerika fünf Millionen Menschen norwegischer Abstammung – mehr als die gegenwärtige Bevölkerung Norwegens.

1905–18

Bei einer Volksabstimmung am 7. Juni sprechen sich mehr als 99 Prozent der Norweger gegen eine Fortführung der Union mit Schweden aus. Schweden entlässt daraufhin das Land in die Unabhängigkeit. In einer weiteren Volksabstimmung entscheidet sich das norwegische Volk für die Monarchie. Das Storting wählt daraufhin Prinz Karl von Dänemark zum ersten unabhängigen König Norwegens seit mehr als 500 Jahren; er nimmt den Namen Håkon VII. an.

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Das Hurtigrutenschiff »MS Kong Harald« 1907 vor Spitzbergen

Nach 1905 entscheiden sich die Norweger für eine Politik der strikten Neutralität, die sie auch im Ersten Weltkrieg beibehalten. Das traditionell gute Verhältnis zu Großbritannien führt zu Spannungen mit Deutschland, woraufhin deutsche U-Boote die Hälfte der norwegischen Handelsflotte versenken. Dennoch verzichtet Norwegen auf Vergeltungsaktionen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs leidet auch Norwegens Wirtschaft unter der weltweiten Rezession. Besonders hart trifft es die Bauern, Überproduktion und niedrige Preise treiben viele Höfe in hoffnungslose Verschuldung. Erst in den frühen dreißiger Jahren setzt ein Aufschwung ein.

1913 erhalten Frauen das allgemeine Wahlrecht, Norwegen ist damit weltweit einer der ersten Staaten, die Frauen das Stimmrecht gewähren.

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Vom norwegischen Parlament wird Prinz Karl von Dänemark 1905 als Håkon VII. zum König von Norwegen gewählt

1933–45

Auch beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erklärt Norwegen seine Neutralität, trotzdem besetzen deutsche Streitkräfte am 9. April 1940 strategisch wichtige Punkte an der norwegischen Küste. Sie treffen bei der Festung Oscarsborg im Oslofjord auf Widerstand, bei den Kämpfen wird das deutsche Schlachtschiff »Blücher« versenkt. Diese kurze Verzögerung beim Einmarsch genügt der Königsfamilie, der Regierung und dem Storting für die Flucht nach Großbritannien. Von dort leitet der König eine Exilregierung. Auch um den Erzhafen Narvik wird heftig gekämpft. Im Juni kapituliert Norwegen, Vidkun Quisling wird von den Deutschen zum Ministerpräsidenten einer Marionettenregierung ernannt und später durch einen Reichskommissar ersetzt.

Während des Kriegs sterben rund 10 000 Norweger, vor allem im Norden werden ganze Städte durch Bomben und die Politik der verbrannten Erde zerstört. Einen Monat nach Kriegsende kehrt der norwegische König Håkon VII. aus dem Londoner Exil zurück.

Ab 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt auch in Norwegen ein einzigartiges Wirtschaftswachstum ein. Der Wiederaufbau geht wesentlich schneller als erwartet voran, Industrieproduktion und Bruttosozialprodukt steigen kräftig, was den Aufbau eines Wohlfahrtsstaates nach schwedischem Vorbild ermöglicht. Immer mehr Menschen ziehen in die großen Ballungszentren, vor allem die Jugend verlässt die abgelegenen Gehöfte und Dörfer.

1945 tritt Norwegen den Vereinten Nationen als Gründungsmitglied bei, 1949 dem Nordatlantischen Verteidigungsbündnis NATO.

1957

Tod von Håkon VII. und Krönung von Olav V zum Nachfolger.

1959

Norwegen ist Gründungsmitglied der Europäischen Freihandelszone EFTA.

1969

Im August wird vor der Küste das erste Erdölvorkommen erschlossen, das in den nächsten Jahren als Ekofisk-Feld bekannt werden soll. In den Folgejahren werden weitere Öl- und Gasfelder entdeckt, die vor allem Stavanger und Bergen zu boomenden Städten machen. Die Wirtschaft erlebt einen rasanten Aufschwung und Norwegen wird zu einem der reichsten Länder der Welt. Die Einnahmen aus dem Ölgeschäft machen bis zu 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

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Ansicht von Bergen auf einem Kupferstich von Georg Braun und Frans Hogenberg (Köln, um 1575)

1972

Eine erste Volksabstimmung zum EG-Beitritt endet mit einer Ablehnung, 53,5 Prozent der Norweger stimmen dagegen.

1981

Am 3. Februar wird Gro Harlem Brundtland zur ersten Premierministerin des Landes gewählt.

1991

Tod des äußerst beliebten Königs Olav V., Harald V. wird sein Nachfolger.

1994

Bei einer erneuten Volksabstimmung votieren die Norweger – gegen den Willen ihrer politischen Führung – wieder mehrheitlich (52,3 Prozent) gegen eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union, im Gegensatz zu ihren skandinavischen Nachbarn Schweden und Finnland. Bauern und Fischer fürchten um ihre Existenzgrundlage, was aber nur einen kleinen Teil der Neinstimmen erklärt. Ausschlaggebend dürfte sein, dass wohl viele ein Misstrauen gegen die große und anonyme EU hegen. Oder will man als reiches Land nicht in die EU-Kasse einzahlen?

Die Olympischen Winterspiele finden in Lillehammer statt und werden zu einem grandiosen Erfolg. Vor allem die Begeisterung der Norweger übertrifft alles bis dahin Erlebte.

2001

Ende August heiratet der Thronfolger Kronprinz Håkon die Bürgerliche Mette-Marit Tjessem Høiby. Seine eigentlich toleranten Untertanen stört es nicht, dass seine Auserwählte bürgerlich ist, aber dass sie aus einer einfachen Familie stammt, wilde Partys gefeiert hat und ein uneheliches Kind mitbringt, ist für viele doch unpassend für eine zukünftige Königin. Doch die Wogen glätten sich bald und Mette-Marits Beliebtheitswerte steigen rasant.

21. Januar 2004

Kronprinz Håkon und seine Frau Mette-Marit bekommen ihr erstes Kind Ingrid Alexandra.

2005

Am 7. Juni wird der 100. Jahrestag der Unabhängigkeit gefeiert. Bei den Parlamentswahlen im September siegt die Arbeiterpartei mit 32,7 Prozent. Zweitstärkste Kraft im Land ist die relativ konservative und rechte Fortschrittspartei mit 22,1 Prozent. Die Regierung wird von einer Koalition aus Arbeiterpartei, Sozialistischer Linkspartei und Zentrumspartei gebildet.

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Wappen von Norwegen

2008

Die Ölmetropole Stavanger ist Europäische Kulturhauptstadt. Im Vorfeld wird die Altstadt mit ihren Holzhäusern renoviert.

In Oslo wird der spektakuläre Neubau des Opernhauses eröffnet. Entworfen vom bekannten Architekturbüro Snøhetta gilt es als größtes und teuerstes Kulturprojekt der Nachkriegszeit.

2011

Am 22. Juli tötet der Norweger Anders Behring Breivik 76 Menschen: In Oslo zündet er im Regierungsviertel eine Bombe, später schießt er auf jugendliche Teilnehmer eines Feriencamps der sozialdemokratischen Arbeiderpartiet auf der Insel Utøya. Norwegens Ministerpräsident Stoltenberg bezeichnet dies als schlimmste Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.

2012

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wird der Prozess gegen den Attentäter A. B. Breivik geführt. Das Gericht verurteilt ihn zu 21 Jahren Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung.

2013

Das ganze Jahr über feiert das Land den 150. Geburtstag seines berühmtesten Malers Edvard Munch.

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Die Ursprünge von Bergens Hanseviertel Bryggen reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück

Die schönsten Reise regionen Norwegens

part1

Idylle am Porsangerfjord in der Finnmark

REGION 1
Oslo und Umgebung

Oslo und Umgebung
Einmalige Lage zwischen Fjord und Wäldern

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Wer mit dem Schiff nach Oslo kommt, dem präsentiert die norwegische Hauptstadt gleich ihre Schokoladenseite. Schon rund 100 Kilometer südlich des Stadtzentrums verengt sich das offene Meer zum Oslofjord, die grünen Ufer rücken stetig näher und dann tauchen die ersten Häuser auf. Eingebettet in die grünen Wälder der Oslomark ziehen sie sich wie die Reihen eines Amphitheaters die Hänge hinauf. Zwei von Oslos Wahrzeichen, die Holmenkollenschanze und das Rathaus, sind schon vom Wasser aus zu erkennen.

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Weibliches Mitglied der Königlichen Marine in Oslo

Kaum eine andere Hauptstadt verwöhnt ihre Bewohner mit so viel Grün und so vielfältigen Naherholungsgebieten, gut 450 Quadratkilometer umfasst das Stadtgebiet und davon sind mehr als 80 Prozent unbebaut. Reichlich Platz also für rund 600 000 Menschen. Mehr als die Hälfte der norwegischen Hauptstadt ist von Wäldern bedeckt, in denen sich über 300 Seen verbergen. So sind die Osloer im Sommer in wenigen Minuten an einem einsamen Badesee oder auf einer der Inseln im Fjord und im Winter ebenso schnell auf den Loipen, die direkt am Stadtrand beginnen. 1200 Kilometer Wanderwege und 2500 Kilometer Loipen in unmittelbarer Nähe hat keine andere Hauptstadt Europas zu bieten.

Mittlerweile kann die Stadt auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf sie ihren Namen mehrfach geändert hat. Die erste Ansiedlung am Fjord hieß Aslo, Ebene der Götter oder Gottesfeld, die nächste war dann schon eine richtige Stadt unter dem Namen Oslo, allerdings nur bis der Dänenkönig Christian IV. sie nach dem Großbrand von 1624 in Christiania umtaufte. 1877 wurde dann die Schreibweise in Kristiania geändert und erst 1925 bekam die Stadt am Fjord ihren angestammten Namen Oslo wieder. Der Aufstieg zur blühenden Hauptstadt verlief ziemlich schleppend und war von vielen Rückschlägen geprägt. Besonders schlimm wütete die Pest im Jahr 1350, als rund die Hälfte der Bevölkerung starb. Auch das Großfeuer am 17. August 1624 war verheerend. So zählte die Stadt am Fjord noch vor 200 Jahren weniger als 10 000 Einwohner.

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Das Oseberg-Schiff aus der Wikingerzeit

Machten anfangs noch Trondheim, Bergen und Tønsberg Oslo den Hauptstadtstatus streitig, ist diese Frage heute eindeutig beantwortet. Oslo ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes und hat in den letzten Jahrzehnten seine beschauliche Kleinstadtatmosphäre gegen moderne Urbanität eingetauscht. Damit einher geht eine ungestüme Bautätigkeit, deren Ende noch lange nicht abzusehen ist. Nachdem mittlerweile die ganze Stadt untertunnelt ist, baut man gegenwärtig vor allem an der Hafenfront, an der im April 2008 das neue Opernhaus eröffnet wurde, und an einem neuen Stadtviertel jenseits von Aker Brygge.

Vorbei sind nun endgültig die Zeiten der hochgeklappten Bürgersteige, heute gehen die Osloer gerne in eines der unzähligen Restaurants, treffen sich zum Bier auf Aker Brygge oder im Szeneviertel Grünerløkka. Dank des Golfstroms vergisst man oft sogar die nördliche Lage und fühlt sich an schönen Sommertagen fast wie in mediterranen Gefilden.

Erster Rundgang: Im Zentrum der Hauptstadt

Auch wenn Oslos Zentrum auf den ersten Blick recht klein erscheint, benötigt man doch mindestens zwei Tage, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen zu erkunden. Wer sich auch noch etwas außerhalb des Zentrums ansehen möchte oder einen Ausflug in die Oslomark oder auf eine der Inseln im Fjord plant, sollte für die norwegische Hauptstadt mindestens vier Tage reservieren.

Ein guter Ausgangspunkt für einen ersten Stadtbummel ist der Hauptbahnhof, um den sich Oslo als moderne europäische Metropole präsentiert. Seine neue Halle zeigt sich ebenso architektonisch gelungen wie der Jernbanetorget, der Bahnhofsvorplatz. An Oslos innerstädtischem Verkehrsknotenpunkt treffen sich die Straßenbahnen und Buslinien, hier halten auch die bunten Sightseeing-Busse. Neben der Freitreppe mit dem kleinen Wasserfall steht der gläserne Trafikanten-Turm, in dem das Touristenbüro eine Zweigstelle unterhält. Rings um den Bahnhof erhebt sich moderne Architektur, so weit das Auge reicht: Der schlanke Turm des Oslo Plaza Hotel mit verspiegelter Glasfassade überragt alles, nicht weit entfernt steht das moderne Einkaufszentrum Oslo City mit fast 100 Geschäften.

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Beliebter Treffpunkt von Touristen wie Einheimischen: Aker Brygge in Oslo

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Eher ein nüchterner Quader ohne Schnörkel: das Königliche Schloss in Oslo

Relativ unscheinbar beginnt am Jernbanetorget die Karl Johans gate, eine der wichtigsten Flaniermeilen der Stadt, und zieht sich schnurgerade über rund zwei Kilometer bis zum Königlichen Schloss.