FIT MIT BOOTCAMP & FREELETICS

Viele Wege führen zum Wunschgewicht. Doch helfen ein Outdoor-Workout und eine Trainings-App? Wir machen den Test

Dick war mal schwer schick: Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten es sich nur Wohlhabende leisten, sich satt zu essen – Arme blieben aus Nahrungsmangel zwangsläufig schlank. Das Wort Diät gab es gar nicht. Fett hat heute allerdings seinen einst so positiven Informationswert als Zeichen von Wohlstand ver­loren. Im Gegenteil: Wir werden immer dicker. Jede zweite Frau und zwei von drei Männern bringen heute einige Pfunde zu viel auf die Waage. Also heißt es nun: ran an den Speck!

Beim Abnehmen haben Menschen jedoch zum einen ganz verschiedene Gewichtsziele und zum anderen völlig unterschiedliche Vorlieben, wie sie das umsetzen wollen. Jeden Monat probiert deshalb ein FIT FOR FUN-Mitarbeiter oder ein(e) Leser(in) eine Methode aus, um innerhalb von vier Wochen mindestens zwei Kilogramm abzunehmen. Entweder nur mit mehr Bewegung oder neuen Sportprogrammen, mit einer Ernährungsumstellung oder mit einer Kombination aus beidem. Die gute Nachricht: Unendlich quälen muss sich dabei keiner! Und nur Sie allein entscheiden, ob Sie eventuell eines oder mehrere der getesteten Programme durchziehen möchten. Wenn Sie konsequent dranbleiben, haben Sie im Lauf eines Jahres aber ganz sicher Ihr persönliches Wunschgewicht erreicht.

Fit mit Bootcamp

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Fotos: Martina Cyman/ FIT FOR FUN

FIT FOR FUN-Praktikantin Elisa (23) ließ sich vier Wochen lang für die Figur drillen. Mit Erfolg

Wie sehen die Trainings aus?

Die Trainingsmethode entstammt ursprünglich dem militärischen Drill für US-Army-Rekruten in der Grundausbildung. Mit Militär hat das Bootcamp-Fitnesstraining heute nichts zu tun. Die Personal Trainer Chris, Flo und Mathias gingen allerdings ganz gut zur Sache: Ich bin dreimal pro Woche eine Stunde lang durch Parks und über Wiesen gerannt, zwischendurch haben wir Bänke, Laternenmasten und Co. für alle möglichen Übungen genutzt. Im Vordergrund steht hier nicht nur der eigene Erfolg, sondern auch Spaß in der Gruppe. Dieses Teamwork motiviert total, an seine eigenen Leistungsgrenzen zu gehen – auch wenn man zwischendurch mal meint, man könne nicht mehr.

Wo kann man das machen?

Ich habe mein Training in Hamburg bei www.onlysports.de gebucht. Ein überregionaler Anbieter: www.original-bootcamp.com

Für wen ist es geeignet?

Starke und Schwache, Junge und Ältere können hier gemeinsam trainieren. Die Trainer gehen im Regelfall auf das jeweilige Fitnesslevel ein und modifizieren die Übungen entsprechend für den individuellen Bedarf. Sie achten auch darauf, dass sich keiner unter- und überfordert.


Mein Fazit

Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe sogar etwas mehr Gewicht verloren, als ich mir vorgenommen hatte: 2,8 Kilo! Von 67,2 auf 64,4 Kilo. In den ersten zwei Wochen war der Muskelkater sehr ausgeprägt, dann fielen mir die Übungen zusehends leichter. Am liebsten würde ich weitermachen mit dem Bootcamp, aber meine Freizeit gehört in der Sommersaison meinem Pferd und meinem Boot. Im Herbst werde ich mir aber auf jeden Fall wieder Anschluss an ein Bootcamp suchen.

Sportmix: Laufen und Freeletics

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Fotos: Martina Cyman/ FIT FOR FUN

Student Thomas wollte sich des Winterspecks entledigen, um beim Sport besser zu punkten

Wie sehen die Trainings aus?

Freeletics ist ein High-Intensity-Training mit dem eigenen Körpergewicht, es umfasst zwei Teildisziplinen: Workouts und Max. Die Workouts bestehen aus verschiedenen Übungsfolgen, die alle nach griechischen Göttern benannt sind, etwa „Aphrodite“ und „Zeus“. Sie müssen in einer bestimmten Reihenfolge und Anzahl ausgeführt werden – und auf Zeit, also so schnell wie möglich. Bei Max bekam ich einen Zeitrahmen vorgegeben, in dem ich von Einzelübungen wie Burpees und Liegestützen so viele Wiederholungen wie möglich machen sollte. Drei Trainings pro Woche waren Pflicht, eine Einheit dauerte im Schnitt ungefähr 45 Minuten.

Wo kann man das machen?

Trainingspläne gibt es online bei www.freeletics.com, die Registrierung ist kostenlos. Das Training lässt sich drinnen und draußen durchführen. Lokale Gruppen findet man bei www.freeletics-forum.de. Die begleitende Freeletics-App ist in der Grundversion kostenfrei, die Pro-Version kostet 4,99 Euro.

Für wen ist es geeignet?

Einsteiger und Sportfreaks können gleichmaßen trainieren. Fitte Zeitgenossen gehen schneller und härter ran, Anfänger stehen ein wenig auf der Bremse. Einzige Voraussetzung: Rücken und Gelenke sollten fit sein.


Mein Fazit

In der ersten Woche hatte ich üblen Muskelkater und kam morgens etwas mühsam aus den Federn. Doch schon in Woche zwei reduzierte sich die Regenerationsphase deutlich, in Woche drei war ich schmerzfrei. Für mich ist der Mix aus Freeletics und Laufen ideal: Mein Startgewicht betrug 91,2 Kilo, nach vier Wochen zeigte die Waage nur noch 87,1 an – 4,1 Kilo weniger! Ich mache auf jeden Fall weiter, bis ich bei 83 Kilo bin.

Warum wachsen meine Muskeln nicht mehr weiter?


Illustration: Quickhoney.com/ FIT FOR FUN

Wer viel trainiert, will auch Ergebnisse sehen. Doch wenn uns unsere Gene Grenzen setzen, müssen wir flexibel sein

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Ruhen Sie sich jetzt aber bloß nicht auf Ihrem Erbgut aus! Das ist nämlich nur eine von vielen Erklärungen für den Wachstumsstopp. „Setzen Sie unterschied­liche Reize. Denn wer immer an den gleichen Geräten trainiert, riskiert ein Übertraining, durch das das Leistungsniveau sinkt und der Muskelaufbau stagniert“, sagt Reer. Auch der gelegentliche Wechsel der Sportart bringt’s. Probieren Sie also mal Boxen oder Joggen statt Krafttraining, oder kombinieren Sie konzen-trische mit exzentrischer Trainingsweise, bei der der Muskel innerhalb einer Übung angespannt und dann langsam (!) belastet wird. Beispiel: Beim Klimmzug spannen Sie die Muskeln während des Hochziehens konzentrisch an, beim „abgebremsten“ Herablassen belasten Sie sie exzentrisch. Die abbremsende Bewegung erfordert eine höhere Kraftentwicklung – der Muskel wächst.

Eiweiss: zu viel macht krank

Ein Eiweißshake im Studio, später noch ein Omelett? Völlig unnötig: „Die westliche Ernährung liefert ausreichende Mengen an Eiweiß“, sagt Reer. Nur wer intensiv Krafttraining betreibt, darf nachhelfen. Dabei gilt als Faustformel 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Aber: Harnstoff und Harnsäure sind in hoher Dosis nierenschädliche Abfallprodukte von Eiweiß. Unnötig vor allem dann, wenn es nicht verwertet wird, weil der Trainingsreiz bei „Hobbysportlern“ dafür zu gering ist.