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Inhaltsverzeichnis

Einleitung
»Konsum tut gut«
Die Kunst der Entsagung
Von Säulenheiligen und anderen Entsagungskünstlern
Aspekte der Entsagung
1. Ex oriente lux – der Verzicht wird entdeckt
Buddhismus – ein Partythema?
»Kuh- und Hundeheilige« – vorbuddhistische Askese in Indien
Buddhas Leben
»... dass alles Leben Leiden ist«
Kleines und Großes Fahrzeug
2. Der Verzicht aufs Steak
Urworte – orphisch
Vegetarismus – von Pythagoras bis Peter Singer
3. Mit dem Arsch ins Gesicht – Verzicht als Happening – Diogenes und die Kyniker
Auf der Suche nach dem Menschen
Von Mäusen und Menschen – und Hunden
Der Entsagungskünstler als Aktionskünstler
»Why don’t we do it in the road?«
Diogenes und die Folgen
4. Der Verzicht wird getauft
Jesus, der Hund
»Selig sind die Enthaltsamen«
Lob der Jungfräulichkeit – unzeitgemäßer Versuch, sich für ein altes Ideal zu erwärmen
Der Entsagungskünstler als Sexualneurotiker? Marcion aus Sinope
Gnostische und christliche Weltentsagung
5. Der Verzicht geht in die Wüste
Die Versuchungen des heiligen Antonius
Wüstenväter und Säulenheilige
Antonius, Buñuel, Flaubert und die Macht der Imagination
6. Die Last mit dem Lustverzicht
Intime Bekenntnisse eines Kirchenvaters – Augustin
Ganz Auge – Gaffen – Augenlust
7. Die Lust am Verzicht – Katharer, Simone Weil, Franziskus
Gnosisdämmerung – Aufstieg und Fall der Katharer
Simone Weil – von der Decréation zum Suizid
Franz im Glück – oder: Der Sanyasi von Assisi
8. Dschihad – Weltverzicht im Islam
Askese als Kriegsdienst
Vom Weltverzicht zum Ichverzicht – Sufis und islamische Mystik
9. Konsumverzicht – Schrumpftum statt Wachstum
Herbert Marcuse und »die Große Verweigerung«
»Haben und Sein« – Erich Fromm
»Du musst dein Leben ändern!« – Peter Sloterdijk
Landlust – John Seymour
Mensch Gottfried
Lieber Störfaktor als Störfall – Cécile Lecomte, genannt »Eichhörnchen«
Die Kunst, sich einen Wurm schmecken zu lassen, ohne auf den Angelhaken zu beißen
Anmerkungen
Copyright

Anmerkungen

1

Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1966, Bd. 2, S. 284.

2

Südkurier vom 16. 11. 2011.

3

Nietzsche, a. a. O.

4

Petra Teitscheid, Guido Ritter: Verringerung von Lebensmittelabfällen – Identifikation von Ursachen und Handlungsoptionen in NRW. Hgg. vom Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft. Münster 2011.

5

Um sich davon zu überzeugen, sollte man einen Blick in Harald Spechts »Geschichte(n) der Lust – Zwölf Kapitel über Leidenschaft und Laster«, 2008, werfen.

6

cis/dpa/AP: Umfrage: Dalai Lama beliebter als der Papst. Herausgegeben von SPON, 2007. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/umfrage-dalai-lama-beliebter-als-der-papst-a-494452.html

7

Colin Goldner: Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs. Aschaffenburg 1999, S. 375. – Frank Gerbert: Sinnsuche: Licht aus dem Osten. In: Focus, Jg. 5, 1994. S. 34.

8

Thomas Lackmann: Vor dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin: Haben postmoderne Sinnsucher in der Institution eine Chance? In: Tagesspiegel, 20. 05. 2003.

9

Hans Wolfgang Schumann: Der historische Buddha. Leben und Lehre des Gotama. München 2004, S. 57f.

10

Die »Predigt von Benares« wird zitiert nach Hermann Oldenberg: Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde. Stuttgart 1983, S. 133ff.

11

Klaus-Josef Notz: Lexikon des Buddhismus. Freiburg 1998, Bd. 1, S. 81.

12

Majjhima Nikāya 9,66.

13

Oldenberg, S. 139.

14

Cullavaga IX, 1, 4, zitiert nach Oldenberg, S. 218.

15

Carl Friedrich Koeppen: Die Religion des Buddha und ihre Entstehung. Berlin 1857, S. 90.

16

Aus Dammapada, zitiert nach Hans-Joachim Schoeps: Religionen. Wesen und Geschichte. München 1970, S. 171.

17

Zitiert nach Karl Eugen Neumann: Die Reden Gotamo Buddhos aus der Längeren Sammlung. Zürich 1957, Bd. 2. S. 570.

18

Aus Dhammappada, zitiert nach Gustav Mensching: Buddhistische Geisteswelt. Gütersloh 1955, S. 237.

19

Zitate aus dem Essay von Hans-Dieter Betz: Der Erde Kind bin ich und des gestirnten Himmels, in: Walter Burkert (Hg.): Ansichten griechischer Rituale. Stuttgart 1998, S. 399ff.

20

Ludger Lütkehaus (Hg.): Arthur Schopenhauers Werke, Zürich 1988, Bd. 2, S. 674.

21

Zitiert nach Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike. Berlin 1935, S. 86.

22

Konrat Ziegler, Walther Sontheimer (Hg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. München 1979, Bd. 4, S. 1265.

23

Lukian, Menipp 20.

24

Sextus Empiricus Adv. math. IX 127; vgl. Haussleiter, S. 105.

25

Iambl. § 168f.; vgl Haussleiter, S. 101.

26

Albert Schweitzer: Aus meinem Leben und Denken. Hamburg 1955, S. 133.

27

Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena IV. Hgg. von Rudolf Steiner. Stuttgart 1894, Bd. 11, S. 59.

28

Wo nicht anders vermerkt, basieren die folgenden Diogenes- und Kyniker-Zitate auf der Schrift »Leben und Meinungen berühmter Philosophen« von Diogenes Laertius, übersetzt von Otto Apelt, Leipzig 1912.

29

Leo Sternbach (Hg.): Gnomologium Vaticanum. E codice Vaticano Graeco 743. Berlin 1963, S. 198.

30

Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. München 1922-1923, S. 443.

31

Vgl. Oliver Overwien: Die Sprüche des Kynikers Diogenes in der griechischen und arabischen Überlieferung. Stuttgart 2005, S. 59.

32

Dion Chrysostomos VI, 27.

33

Barry Miles: Paul McCartney: Many Years from Now. New York 1997, S. 498f. (von mir übersetzt).

34

Die folgenden Zitate aus Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft. Frankfurt am Main 1983, Bd. 1, S. 315-317.

35

Vladimir V. Nabokov: Die Gabe. Roman. Reinbek bei Hamburg 1999, S. 547.

36

Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. 2. Aufl. besorgt von Karl Hegel. Berlin 1840, S. 559f.

37

Sinnliche Genüsse pur in der St. Lamberti-Kirche (2010), online verfügbar unter: http://www.flecken-weferlingen.de/der_ort/allgemein/sinnliche_genuesse_pur_in_der_st._lamberti-kirche.html

38

Sex-Gottesdienst am Sonntag. Dieser Pfarrer predigt »poppen« und »ficken«. BILD. Online verfügbar unter: http://www.bild.de/news/inland/evangelischekirche/pfarrer-plant-sex-gottedienst-25481040.bild.html – dpa/BMO 2012 Evangelischer Pfarrer feiert »erotischen Gottesdienst«. Pfarrer Ralf Schmidt will am Sonntag in Wiesbaden in seiner Predigt vor allem über Sexualität und Erotik sprechen. Online verfügbar unter: http://www.morgenpost.de/vermischtes/article108480312/Evangelischer-Pfarrer-feiert-erotischen-Gottesdienst.html

39

Bernhard Lang: Jesus der Hund. Leben und Lehre eines jüdischen Kynikers. München 2010.

40

Neues Deutschland, 24. 12. 2011: »Totengräberin des Glaubens«, Gerd Lüdemann über falsche Kirchendogmen und echte Jesusworte. – Vgl. Hermann Detering: Falsche Zeugen. Außerchristliche Jesuszeugnisse auf dem Prüfstand. Aschaffenburg 2011.

41

Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. 2. durchges. Aufl. Göttingen 1997, S. 200.

42

Cl Strom 3. 9. 63. – Zum Ganzen vgl. Peter R. L. Brown: Die Keuschheit der Engel. Sexuelle Entsagung Askese und Körperlichkeit im frühen Christentum. München 1994.

43

Act Pl et Thecl 5-6.

44

Tertullian, de baptismo 17.

45

Act Pl et Thecl 5-6.

46

Jakob Böhme: Aurora oder Morgenröte im Aufgang. Frankfurt am Main 1992, S. 227.

47

Adolf von Harnack: Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott. Leipzig 1924, Darmstadt 1985, S. 150.

48

Tertullian Marc 1. 29. 1.

49

Vgl. zum Ganzen Hermann Detering: Der gefälschte Paulus. Düsseldorf 1995.

50

Justin 1 Apol 26.

51

Tertullian Marc 1. 2. 2.

52

Tertullian Marc 1. 13. 1.

53

Harnack, 117, Anm. 2.

54

Tertullian Marc 1. 24. 7.

55

Tertullian carn 1. 4.

56

Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur. Wien 1930.

57

Gilles Quispel: Gnosis als Weltreligion. Zürich 1951, S. 48.

58

Irenäus Haer 1. 2. 4.

59

Hippolyt Ref 7. 28.

60

Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion. 2., durchges. und erg. Aufl. Göttingen 1980.

61

Greogor Emmenegger: Rosen aus der Wüste. Norderstedt 2009. – Eine erfreuliche Ausnahme ist Hans Conrad Zanders Buch: Als die Religion noch nicht langweilig war, Gütersloh 2011.

62

Wo nicht anders vermerkt, stammen die folgenden Angaben über Antonius aus der »Vita Antonii« des Kirchenvaters Athanasius.

63

Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Reinbek bei Hamburg 1997, Bd. 2, S. 207.

64

Udo Manshausen: Wüstenväter für Manager. Weisheiten christlicher Eremiten für die heutige Führungspraxis. Wiesbaden 2002, S. 13.

65

Jeorjios M. Beyer: »Wie der Körper des Alphabets.« Syrisches Christentum im zweiten Drittel des vierten Jahrhunderts: Winkel Stiftung 2007, 181. – Deschner, Bd. 3, S. 347.

66

Theodoret Hist. Mon., 26,2, bei Christoph Markschies: Körper und Körperlichkeit im antiken Mönchtum. In: Barbara Feichtinger (Hg.): Die Christen und der Körper. München 2004, S. 200.

67

Emmenegger, S. 25, 18, 7, 41, 3.

68

Zen-Meister pflegen bekanntlich oft recht handgreiflich zu werden, wenn es darum geht, ihren Schülern Erleuchtung (»Satori«) zu vermitteln.

69

Luis Buñuel: My last breath. London 1994, S. 92: »Give me two hours a day of activity, and I’ll take the other twenty-two in dreams.«

70

Theodor Reik: Flaubert und seine »Versuchung des Heiligen Antonius«. Minden 1912, S. 84.

71

Reik, S. 104.

72

Emil M. Cioran, Dasein als Versuchung, in: Peter Sloterdijk, Thomas H. Macho: Weltrevolution der Seele. Zürich 1993, Bd. 2, S. 857.

73

Confessiones 8. 29; vgl. Röm 13,13-14.

74

Canon 1013 § 1 CIC 1917.

75

Confessiones 10. 41ff.

76

Liste der im Folgenden besprochenen Bilder: Peter Paul Rubens: Jesus mit Maria Magdalena, 1618; Jules Joseph Lefebvre: Marie Madeleine à la grotte, 1876; Adolphe Lalyre: La Madeleine ou Marie-Madeleine, 1633; Willem Drost: Batseba, 1654; Jean-Léon Gérôme: Bethsabée, um 1895; Rembrandt: Susanna und die beiden Ältesten, 1647; Cornelis Cornelisz van Haarlem: Susanna im Bade, 1589; Het toilet van Bathseba, 1594.

77

Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Kassel 1971, Bd. 1, S. 472.

78

Christoph Dolgan: Poesie des Begehrens. Würzburg 2009, S. 126. – Gotthold Ephraim Lessing: Werke, hgg. von Georg Witkowski, Leipzig 1935, S. 69 (Der Wunsch).

79

Siegmund Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. GW V, 27, 33-145. 1. Abhandlung, 33-72 (2. 2. 1. Betasten und Beschauen). – Ulrich Holbein: Von den Wonnen des Voyeurs. In: DIE ZEIT, Jg. Nr. 39, 20. 09. 1991, S. 75–76. Online verfügbar unter: http://www.zeit.de/1991/39/von-den-wonnen-des-voyeurs/seite-1

80

Vgl. Ignaz von Döllinger: Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters. München 1890, Bd. 2; Arno Borst: Die Katharer. Freiburg im Breisgau, S. 112ff.

81

Herbert Grundmann: Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Darmstadt 1977, S. 19f.

82

Samuel Roffey Maitland: Facts And Documents Illustrative Of The History, Doctrine, And Rites Of The Ancient Albigenses & Waldenses. London 1832, S. 392f.

83

Borst, S. 173.

84

Barbara Rohr: Verwurzelt im Ortlosen. Einblicke in Leben und Werk von Simone Weil. Münster, Hamburg, London 2000, S. 127.

85

Simone Weil: Cahiers. = Aufzeichnungen. Elisabeth Edl (Hg.). München 1991, S. 234, Anm. 24.

86

Simone Weil: Cahiers. = Aufzeichnungen. Elisabeth Edl (Hg.). München: 1998, S. 298, Anm. 34.

87

Simone Weil: Schwerkraft und Gnade. Hgg. von Friedhelm Kemp, Gustave Thibon. München 1954, S. 13.

88

Simone Pétrement; Ellen D. Fischer: Simone Weil. Ein Leben. Leipzig 2007, S. 119.

89

Pétrement, S. 123.

90

Zitiert nach Angelica Krogmann: Simone Weil. 9. Aufl. Reinbek bei Hamburg 2000, S. 49f.

91

Beide Zitate nach Pétrement, S. 567, S. 696.

92

Maurice Blanchot: L’entretien infini. Paris: Gallimard 1969, S. 158-159 (»le Christ est descendu et m’a prise«).

93

Claudia Frank: Ein Mensch glaubt. In: Frankfurter Hefte; Zeitschrift für Kultur und Politik, 1952, Jg. 7, Teil 2, S. 889.

94

Wolfgang W. Müller: Simone Weil – Dora Maar. Zwei Gottsucherinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In: Wolfgang W. Müller (Hg.): Simone Weil und die religiöse Frage. Zürich 2007, S. 43. – Wolfgang Joop: Im Wolfspelz, Frankfurt am Main 2003.

95

Hans Meyerhoff: Contra Simone Weil. In: Commentary, 1957, Jg. 24.

96

Norma Rosen: Accidents of influence. Writing as a woman and a Jew in America. Albany: State Univ. of New York Press 1992, S. 21f.

97

Shalom Ben Chorin, Verena Lenzen: Zwiesprache mit Martin Buber. Gütersloh 2005, S. 83.

98

Susan Sonntag: Rezension: Simone Weil, in: The New York Review of Books, February 1, 1963: »I cannot accept Simone Weil’s gnostic reading of Christianity as historically sound (its religious truth is another matter).«

99

Zitiert nach Rohr, S. 89.

100

Zitiert nach Wolfgang W. Müller: Simone Weil. Theologische Splitter: Zürich 2009, S. 82.

101

Die Zitate dieses Absatzes stammen aus »Zeugnis für das Gute«, zitiert nach Müller, S. 50. – Reinhold Esterbauer, Günther Pöltner: Orte des Schönen. Phäomenologische Annäherungen. Würzburg 2003, S. 490, Anm. 43. – Simone Weil: Cahiers = Aufzeichnungen. Elisabeth Edl (Hg.). München 1998, S. 367. – Simone Weil: Das Unglück und die Gottesliebe. Hgg. von Friedhelm Kemp, Thomas S. Eliot. München 1961.

102

Zitiert nach Ria Endres: Werde, was du bist. Literarische Frauenporträts. Frankfurt am Main 1992, S. 118.

103

Für die folgende Lebensbeschreibung stütze ich mich vor allem auf die Schriften des Thomas Celano (1/2 Cel), die Dreigefährtenlegende (3 Soc) und die Franziskuslegende des Bonaventura (Bon); siehe auch Dieter Berg, Leonhard Lehmann: Franziskus-Quellen. Die Schriften des Heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seinen Orden. Kevelaer 2009.

104

3 Soc 3, 7.

105

1 Cel 16, 14.

106

1 Cel 14, 35.

107

1 Cel 8, 18.

108

Johannes Haller: Das Papsttum. Idee und Wirklichkeit. Reinbek bei Hamburg 1965, Bd. 3, S. 338.

109

3 Soc 7, 51.

110

Arno Borst: Religiöse und geistige Bewegungen im Hochmittelalter. In: Golo Mann (Hg.): Propyläen-Weltgeschichte: eine Universalgeschichte. 52. – 57. Tsd. Berlin1961, Bd. 5, S. 540.

111

S. 163: Par. XI 49ff.

112

Bon (maior) 5, 1.

113

Neumann, Bd. 2, S. 562.

114

Idries Shah: Die Sufis. Botschaft der Derwische, Weisheit der Magier: München 2006.

115

Ludger Lütkehaus (Hg.): Arthur Schopenhauers Werke, Bd. 2, S. 714.

116

Helmut Feld: Franziskus von Assisi. München 2007, S. 83.

117

Klaus Reblin: Franziskus von Assisi. Der rebellische Bruder. Göttingen 2006.

118

1 Cel 30, 85.

119

Cora Bartels: Kierkegaard receptus: die theologiegeschichtliche Bedeutung der Kierkegaard-Rezeption Rudolf Bultmanns. Göttingen 2011, S. 305.

120

Paul Julius Möbius: Über den Begriff der Hysterie. In: Neurologische Beiträge, 1894, H. 1.

121

Bon (maior) 2, 8, 6.

122

»Heiligkeit, meiden Sie den Geist von Assisi.« – Offener Brief an Papst Benedikt XVI. Katholisches Magazin für Kirche und Kultur. 2011. Online verfügbar unter: http://www.katholisches.info/2011/01/12/widerstand-gegen-interreligiosestreffen-assisi-3-offener-brief-an-papst-benedikt-xvi

123

Rainer Maria Rilke, Die Heiligen.

124

Suren 8, 28; 11, 15-16; 64, 15; 89, 17-20. Vgl. zum Ganzen: Majid Khadduri: War and peace in the law of Islam, Clark, NJ 2004, S. 46ff.

125

Richard Gramlich: Weltverzicht. Grundlagen und Weisen islamischer Askese. Wiesbaden 1997, S. 30, 47.

126

Andreas Krause: Ich sah in beiden Welten eine. In: Kulturforum Wissen 2009. S. 77.

127

Gerhard Schweizer: Der unbekannte Islam. Sufismus – die religiöse Herausforderung. Stuttgart 2007, S. 62. – Zum Ganzen vgl. Annemarie Schimmel (Hg.): Gärten der Erkenntnis. Düsseldorf, Köln 1982.

128

Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft. Stuttgart 2000, S. 440.

129

Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch. Neuwied, Berlin 1970, S. 267, S. 255.

130

Dennis L. Meadows, Donella H. Meadows: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart 1972/1987, S. 17.

131

Mihailo D. Mesarovic, Eduard Pestel u.a.: Menschheit am Wendepunkt. Stuttgart 1974, S. 88.

132

Erich Fromm: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Stuttgart 1977, S. 19, 167ff.

133

Fromm, S. 73. 76, 111.

134

Fromm, S. 176, 86.

135

Fromm, S. 90.

136

Carl Friedrich von Weizsäcker: Gehen wir einer asketischen Weltkultur entgegen? In: Ders.: Deutlichkeit. München 1981, S. 78.

137

Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern. Frankfurt am Main 2012, S. 699, 701.

138

Sloterdijk, S. 12.

139

Sloterdijk, S. 14.

140

Sloterdijk, S. 104.

141

Peter Sloterdijk: Weltfremdheit. 4. Aufl. Frankfurt am Main 1995, S. 329.

142

Hans-Joachim Schoeps: Religionen Wesen und Geschichte. München 1970, S. 14.

143

Sloterdijk, 2012, S. 166.

144

In: Bild, 19. 04. 2009, Macht Grübeln glücklich, Herr Sloterdijk? Von Rena Beeg, Frank Zauritz.

145

Sloterdijk, 2012, S. 698.

146

John Seymour: Der Traum vom Landleben. München 1984, S. 9.

147

Seymour, S. 93, 22.

148

Lillian Siewert: Alternatives Leben im Ökodorf. »Ich war einfach genervt von der Stadt.« Interview mit Michael Würfel. SPON. 30. 07. 2012.

149

Thomas Mann: Buddenbrooks. Frankfurt am Main, Hamburg 1970, S. 351.

150

Zum Folgenden vgl. die Filmdokumentation von Gregor Bialas, (26. Juni 2012): Mensch Gottfried. Ein Aussteiger in Deutschland. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1671744/Mensch-Gottfried#/beitrag/video/1671744/ Mensch-Gottfried – Außerdem die Artikel und Rezensionen von Jan Grossarth : Wenn es dunkel ist, dann kommen Geister. Ein Selbstversorger im Winter. In: FAZ, 24. 01. 2010. Der Bauer Gottfried. In: FAZ, 10. 07. 2009. Siehe auch Grossarths Buch: Vom Aussteigen und Ankommen. Besuche bei Menschen, die ein einfaches Leben wagen. München 2011. – Christine Kensche: Bauer Gottfried und das Taschentuch fürs Pipi. WELT-Online 2012. Verfügbar unter: http://www.welt.de/fernsehen/article106680511/Bauer-Gottfried-und-das-Taschentuch-fuers-Pipi.html – Kein Wasser, kein Klo, kein Deo. Aussteiger Gottfried lebt wie vor 200 Jahren. BILD-Online 2012. Verfügbar unter: http://www.bild.de/unterhaltung/tv/zdf/aussteiger-gottfried-aus-niedersachsen-24873826.bild.html

151

Raymond Ley (2001): Geliebter Müll! Vom Mann, der nichts wegwerfen konnte. Online verfügbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=LIqsD_N009g: NDR

152

Fromm, S. 156.

153

Zum Folgenden vgl. vor allem die Filmdokumentation von Christiane Hoffmann (2012): Von Beruf Demonstrantin. In den Bäumen mit Cécile Lecomte. Online verfügbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=fGhad21zuko – BenjaminBraden; Leila Knüppel (2012): Idol, Nervensäge, Nonstop-Aktivistin: Mit »Eichhörnchen« auf Klettertour. Online verfügbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=2BRjAOtgkDc – MarieElaineHansen, Vivian Lievenbrück (20. 05. 2010): Kletteraktivistin Cécile Lecomte: Porträt. Online verfügbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=PDqdPYyaTZ4 – Dazu die Tondokumentationvon Nadine Dietrich (2010): Eichhörnchens permanente Revolte. Über die Umweltaktivistin Cécile Lecomte. Unter Mitarbeit von Karin Beindorff. Deutschlandfunk.

154

Alain de Botton: Erotik vs. Vernunft – Die destruktive Macht der Internet-Pornografie. In: Welt-Online, 25. 01. 2012.

»Kuh- und Hundeheilige« – vorbuddhistische Askese in Indien

So wenig die christliche Religion ohne die geistige Vorbereitungsarbeit der griechisch-römischen und jüdischen Antike kann der Buddhismus ohne die vorangehenden älteren indischen Traditionen verstanden werden. Zu ihnen verhält er sich ähnlich wie der Protestantismus zum Katholizismus, d. h. wie eine Reform- und Erneuerungsbewegung. Die Analogie liegt auch deswegen nahe, weil sich der Buddhismus, ähnlich wie der Protestantismus, vor allem hinsichtlich des ihm eigenen Ernstes, mit dem die Verantwortung des Einzelnen betont wird, wesentlich von der Vorgängerreligion unterscheidet.

Große Teile der buddhistischen Gedankenwelt basieren auf Vorstellungen, die bereits in der späteren brahmanischen Vedenliteratur (»Veda« = »Wissen«), den Upanishaden, vertreten werden. Diese Texte sind ungefähr zwischen 500 und 700 v. Chr. entstanden und unterscheiden sich von der älteren Literatur, bei der es sich zumeist um Hymnen, Lieder und Ritualtexte für das Opferzeremoniell handelt, durch ihre mystische Betrachtungsweise. In ihnen vollzieht sich die Abkehr vom alten indischen Opferbrauch mit seinen strengen rituellen Bestimmungen hin zu einer Frömmigkeit des Geistes.

Im Zentrum der meisten Texte stehen die beiden Begriffe Brahman und Atman, die schon in der älteren Literatur begegnen, hier aber eine neue Bedeutung bekommen haben. Ursprünglich war mit Atman der Lebenshauch bzw. die Seele (vgl. deutsch »Atem«) und mit Brahma eine der indischen Hauptgottheiten gemeint. In den Upanishaden steht Atman, vereinfacht gesagt, für das Göttliche im Menschen (Meister Eckharts »Seelenfünklin«), Brahman dagegen für das Göttliche in der Wirklichkeit der Welt. Beide sind in Wahrheit eins, und doch sind sie wie die beiden Königskinder, die nicht zueinander kommen können, weil sie durch einen tiefen Fluss voneinander geschieden sind. Dieser Fluss heißt Unwissenheit, »Avidya«, und bewirkt, dass der Mensch über seine göttliche Herkunft im Unklaren bleibt und sich stattdessen der Erscheinungswelt, d. h. der materiellen Wirklichkeit, zuwendet.

Diese Unwissenheit hat böse Folgen für sein Dasein in der Welt, denn aufgrund seiner Verhaftung an die Erscheinungswelt zieht er schlechtes Karma auf sich. Karma bezeichnet ursprünglich die Tat oder das Werk. Im Zusammenhang mit der Lehre von dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) ist damit der Tun-Ergehen-Zusammenhang bzw. das unerbittliche Gesetz gemeint, aus dem sich die jeweilige Form des Daseins im nächsten Leben ergibt. Gutes Karma verschafft die Möglichkeit des Daseins auf einer höheren Existenzstufe, z. B. als Gott, schlechtes Karma dagegen bewirkt ein Absinken auf der Stufenleiter des Geschöpflichen bis hin zum Tier oder zum pflanzlichen Dasein.

Voraussetzung für die Beendigung dieses unheilvollen Kreislaufs, der die Seele von einer Wiedergeburt zur anderen treibt, ist die Überwindung der Unwissenheit durch Erkenntnis. Der Inhalt dieser Erkenntnis, bei der es sich nicht um ein intellektuelles Verständnis, sondern um eine kontemplative Erfahrung handelt, lässt sich in den drei Worten zusammenfassen: »Tat tvam asi«, d. h. »Das bist du«. Das Atman muss sich im Brahman selbst erkennen. Hierbei handelt es sich nicht um eine Einsicht neben anderen, sondern um die entscheidende, d. h. die erlösende Erkenntnis, »Pratibuddha«, was auch mit »Erwachen« übersetzt werden kann. Wo der Mensch diese Erkenntnis vollzogen hat und die Identität von Atman und Brahman erkannt hat, wo Subjekt und Objekt, Innen und Außen überwunden sind, ist er aus seiner Individualexistenz erlöst. Er hat sich aus dem Kreislauf der Geburten befreit und ist als »Nichtverlangender«, d. h. Entsagender, zum Brahman geworden.

Bleibt die entscheidende Frage nach der praktischen Umsetzung der Lehre im Leben dessen, der die Erkenntnis der Einheit von Atman und Brahman vollzogen hat. Die Antwort ist eindeutig: Er hat sich in Entsagung zu üben und fortan, wo es ihm die Umstände ermöglichen, als Bettler (»Sanyasi«) zu leben, wie es das indische Armutsideal verlangt.

Zentraler Begriff für den indischen Entsagungskünstler ist das Wort »Tapas« bzw. »Tapasya«, das ursprünglich Glut bzw. Hitze bedeutet und in einem ganz physischen Sinne das innere »Aufglühen« der durch Nahrungsentzug und Askese gleichsam in Brand geratenen Organe bezeichnet. Der Begriff hat später allerdings ein recht weites Bedeutungsspektrum erhalten und kann sowohl Konzentration, Meditation, körperliche und geistige Disziplinierung als auch Selbstbestrafung bezeichnen.

In der Erkenntnis der All-Einheit ist dem indischen Entsagungskünstler der Weltraum zum Kleid geworden; er »lebt, wie es eben kommt als Bettler. ... mit Gold und dergleichen befasst er sich nicht, kein Sichtbares gibt es für ihn und kein Anschauen.« Bereits das lustvolle Anschauen des Goldes gilt als sträflich und macht zum »Brahmamörder«. Statt sein Herz an äußere Schönheit zu hängen, soll sich der Asket vollkommenen Gleichmut aneignen, »im Schmerze unentwegt, in der Lust ohne Verlangen, in der Begierde entsagend, allerwärts weder am Schönen noch Unschönen hängend, ist er ohne Hass und ohne Freude. Aller Sinne Regung ist zur Ruhe gekommen, nur in der Erkenntnis verharrt er, fest gegründet im Atman. Das ist der wahre Yogin, ist der Wissende.«

Als einer der ersten Abendländer hat der Grieche Megasthenes (350 bis 290 v. Chr.), ein Zeitgenosse Alexanders des Großen, diese indischen Asketen mit eigenen Augen gesehen. Voll Verwunderung berichtet er von Menschen, die in Wäldern leben und sich von Blättern und wilden Früchten ernähren. Sie seien mit Gewändern aus Baumrinde bekleidet und hätten sich des Umgangs mit Frauen und des Weins enthalten. Aristobul, ebenfalls ein Zeitgenosse Alexanders, berichtet von zwei Brahmanen, die jeder auf seine Weise ein beeindruckendes Beispiel ihrer Askese gaben. Der eine, mit dem Rücken auf der bloßen Erde liegend, trotzte dem niederfallenden Regen und der sengenden Sonne, während der andere, auf einem Bein stehend, einen drei Ellen langen Holzscheit hoch gehalten haben soll.

Auch bekannt sind »Kuhheilige« und »Hundeheilige«. Der Buddhismus-Experte Hans W. Schumann zählt sie zu den »Skurrilitäten«: »Der erstere hatte sich ... Hörner aufgesetzt und einen Kuhschwanz angesteckt und hielt sich bevorzugt zwischen Rindern auf. Der nackte Hundeasket dagegen fraß vom Boden, rief Wau Wau! und rollte sich beim Hinlegen nach Hundeart zusammen.«9 Besonders die Gruppe der »Hundeheiligen« scheint uns bemerkenswert. Als »Kyniker« sind »Hunde«, ob heilig oder nicht, auch im späteren Griechenland nicht ganz unbekannt.

Außer den Hunde- und Kuhasketen erwähnt Schumann noch Fledermausasketen, die täglich einige Stunden kopfunter am Baum hingen, »Immersitzer- und Immer-krumm-Asketen«, die sich niemals ausstreckten, Asketen, die so lange auf einem Bein standen, bis sich Schlingpflanzen daran emporrankten, solche, die nie schliefen oder auf Nagelbrettern ruhten, Selbstverstümmler usw. Ein extremes Beispiel für die leibes- und todesverachtende Haltung indischen Asketentums, das den Teilnehmern des Indienfeldzugs in nachdrücklicher Erinnerung blieb, war das Schicksal des Kalanos. Er soll sich unter Absingung von Hymnen vor dem makedonischen Heer zu Susa selbst verbrannt haben, nachdem er sich zuvor nach indischer Art bekränzt hatte. Der freiwillige Hungertod wurde auch von den indischen Radikalasketen, den Jainas, geübt.

Der vielerorts praktizierte Vegetarismus bezog sich häufig nur auf die Enthaltung vom Fleisch der als heilig geltenden Rinder, aber auch bestimmte Gemüsesorten, wie z. B. Bohnen, galten als tabu. Die Sexualaskese war im vorbuddhistischen Zeitalter in Indien eher selten. Selbst Waldasketen, denen diese Form der Entsagung über ihre Kräfte ging, nahmen ihre Ehefrauen oft mit in die Einsamkeit ihrer Klause, und, da Polygamie in Indien durchaus nicht unüblich war, konnten es unter Umständen sogar mehrere sein. Freilich taten sie dies sicherlich nicht immer mit gutem Gewissen, denn größerer himmlischer Lohn war denen verheißen, die sich des Geschlechtsverkehrs ganz enthielten.

Überhaupt waren natürlich nicht alle, denen die Erkenntnis der Identität von Atman und Brahman zuteil geworden war, auch in der Lage, ihr Leben augenblicklich umzustellen, d. h. sich ihrer bürgerlichen Pflichten als Familienväter zu entziehen und als umherziehende Bettler durch die Gegend zu streifen. Auch in Indien galt der Stand des verehelichten Hausvaters als Norm und bevorzugte Lebensform für Männer mittleren Alters. Jedoch war es durchaus üblich, diese Phase zeitlich zu limitieren und sich nach ca. 30 Jahren von seiner Familie zu verabschieden, um sich in Wald oder Einöde dem kontemplativen Ruhestand zu ergeben oder, sofern die körperlichen Kräfte dies noch erlaubten, ein bettelndes Büßerleben zu führen.

Obwohl oder weil solche Kompromisse mit dem bürgerlichen Leben die Regel waren, genoss die heroische Form des Asketenlebens, bei dem sich der Asket von Jugend an einem Leben in Heimatlosigkeit, Ehelosigkeit und Weltentsagung geweiht hatte, das größte Ansehen. Es waren keineswegs nur die alten Lebenssatten, sondern gerade jüngere Leute, die sich von der Begeisterung für das asketische Leben anstecken ließen. Für sie galt, dass keine Entsagung zu groß und keine Anstrengung rücksichtslos genug sein konnte, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Am ehesten schien das in jenen Gruppierungen möglich, in denen eine besonders radikale Form der Askese geübt wurde. Dies war z. B. bei den »Niggantha«, den »von Fesseln Befreiten«, oder den »Acela«, den »Nackten«, der Fall.

Einer von ihnen war Siddhartha Gautama, der sich später als »Buddha«, d. h. als »Erwachter«, bezeichnete. Der Name Buddha ist daher so wenig ein Eigenname wie die Bezeichnung Christus, bei der es sich bekanntlich um einen Titel, »der Gesalbte«, handelt. So gab es auch vor und neben Siddhartha Gautama Buddhas, die von ihren Schülern verehrt wurden.

Buddhas Leben

Über das Leben Buddhas existiert eine Reihe von Überlieferungen, deren Zuverlässigkeit in historischer Hinsicht sehr zu wünschen übrig lässt. Abgesehen davon, dass die meisten erst Jahrhunderte später entstanden sind, handelt es sich dabei um einen bunten Reigen legendärer und mythischer Geschichten, deren historische Kernstücke sich nur schwer feststellen lassen. Nachdem die Existenz des historischen Buddha gegen Ende des 19. Jahrhunderts schon einmal – ähnlich wie die des Mannes aus Nazareth – bezweifelt worden ist, geht man heute allgemein davon aus, dass Siddhartha Gautama als historische Person existiert hat. Man nimmt an, dass er um 560 v. Chr. im Nordosten Indiens, in der Stadt Kapilavastu (dem heutigen nepalischen Terai) geboren wurde und aus einem adeligen Geschlecht stammte. Sein Vater soll Shuddhodana geheißen und den Titel König getragen haben. Die Mutter Siddharthas, Maya, starb sieben Tage nach der Geburt ihres Sohnes, woraufhin ihr Sohn der Pflege ihrer Schwester anvertraut wurde. Es heißt, der junge Königssohn soll zunächst im Luxusleben des väterlichen Palastes aufgewachsen sein und nach der Heirat mit der Yasodhara – die in anderen Überlieferungen andere Namen trägt – einen Sohn, den Rahula (»Fessel«), gezeugt haben.

Die Begegnung mit Leiden, Alter und Tod veranlasste Siddhartha schließlich, sein bisheriges Leben aufzugeben und mit 29 Jahren Ehefrau und Sohn zu verlassen, um sich fortan als Wanderasket in die Hauslosigkeit zu begeben. Er schloss sich verschiedenen Gruppen an und unterwarf sich unterschiedlichen asketischen Praktiken, auch radikaleren. Schließlich kam er jedoch zu der Erkenntnis, dass die von ihm gesuchte Erlösung nur auf dem Wege der Kontemplation zu erlangen sei. Nach sechsjähriger Meditation fand er unter einem Feigenbaum die erlösende Einsicht in Form einer Erleuchtung (»Bodhi«). Er selbst war dadurch zu einem Buddha geworden. Der zentrale Inhalt der Erleuchtung war die Erkenntnis der »vierfachen edlen Wahrheit« vom Leiden und dessen Aufhebung.

Mit der ersten öffentlichen Proklamation des neuen Evangeliums von der »Erlösung vom Tode« war das »Rad der Lehre« in Schwung gebracht. Es folgte eine 45 Jahre dauernde Tätigkeit, die der Verbreitung der Lehre und dem Aufbau und der Organisation von Mönchsgemeinden gewidmet war. Im Jahre 480 soll der von Anhängern und zeitgenössischen Herrschern Hochgeehrte nach einer Vergiftung an einem Stück Fleisch verstorben sein.

Das von den Forschern aus den verschiedenen Überlieferungen als historisch herausgefilterte Leben des Buddha ist nur der dünne Extrakt aus einem üppigen Mythen- und Legendenschatz, dessen fantastische Erzählungen die Gedanken der Anhänger in den vergangenen Jahrtausenden sicherlich mehr beschäftigt haben als die paar dürftigen Einzelheiten, die von der Forschung als »historisch« übrig gelassen wurden.

Folgt man diesen Mythen, so beginnt die ganze Geschichte Buddhas auch gar nicht mit seiner Geburt auf der Erde, sondern bereits im Himmel, wo der Präexistente von Göttern und Engeln dazu gedrängt wird, auf Erden Gestalt anzunehmen, um den Menschen die Erlösung zu verkünden. Bei der Suche nach einer »Leihmutter« fällt die Wahl nach längerer Prüfung auf die »Große Maya«. Im Traum erscheint er ihr als weißer Elefant mit einem weißen Lotus. Als er mit seinem Rüssel in ihren Schoß eindringt und sie empfängt, wird das ganze Universum von Glanz erhellt: Blinde sehen, Lahme gehen, Stumme sprechen, Bucklige werden gerade, Elefanten brüllen, Pferde wiehern, die Wasser des Meeres werden süß, die Ströme stehen still usw.

Auf die Geburt folgen eine Reihe weiterer Vorzeichen und wunderbarer Begebenheiten. Der Knabe kann bereits schreiben, ehe er es gelernt hat, alle Lehrer verneigen sich vor seinem Glanz usw.

Jedoch befindet sich unter den Vorzeichen auch eine Weissagung, die dem Vater nicht gefällt. Sie besagt: »Wenn er ein weltliches Leben wählt, wird er zum Weltbeherrscher, entsagt er der Welt, wird er zum Buddha.« Weil sich der Vater einen weltlichen Herrscher als Sohn wünscht, unternimmt er alles, um ihn vor jeglichem Leid abzuschirmen. Doch die Götter haben es anders beschlossen. Als Siddhartha in einer Kutsche mehrere Ausflüge außerhalb des väterlichen Palastes macht, veranlassen sie, dass der Prinz nacheinander eine Begegnung mit einem Greis, dann mit einem Kranken und schließlich mit einem Leichnam hat. Bei der vierten Ausfahrt sieht Siddhartha einen Asketen. Er beschließt, sich vom häuslichen Leben loszureißen, der Welt zu entsagen und die Erlösung vom Leiden, das Nirwana, zu suchen.

Das Leben des Asketen wird vor und nach dem »Erwachen« zu einem fortwährenden Kampf mit Mara, einem mythischen Wesen und der Verkörperung des Todes und des bösen Versuchers, der, zusammen mit seinen Töchtern, zur Rettung seiner Macht das Erlösungswerk Buddhas durchkreuzen will. Einige Quellen berichten von gewaltigen Dämonenschlachten, die an die Kämpfe Saurons gegen Gandalf in Tolkiens »Herr der Ringe« oder an den Kampf Michaels mit den abtrünnigen Engeln erinnern. Das Heer der Dämonen, das Mara anführt, dehnt sich bis zum äußersten Horizont aus. Man kann den donnernden Lärm bis auf tausend Meilen Entfernung hören. Doch Buddha hält stand, denn er steht festgegründet unter dem Rettungsschirm seiner zehn Vollkommenheiten.

Als weitere Versuche Maras, Buddha zu vernichten, gescheitert sind, sendet er schließlich seine drei Töchter. Was selbst mit einem Großaufgebot dämonischer Macht nicht gelang, soll weibliche Verführungskunst bewirken. Da die drei sich ein wenig auf Psychologie verstehen und um den unterschiedlichen Frauengeschmack von Männern wissen, präsentieren sie sich in dreifacher Gestalt: als junge Schönheit, als Frau in der Lebensmitte und als reife Matrone. Doch trotz des dreifachen Aufgebots bleibt der meditierende Mönch kalt. Nach sieben oder sechs Wochen, in denen Buddha in seiner Versenkung verharrte und weder aß noch seine Kleidung wechselte, sind die Anschläge des Versuchers beendet. In diesen fantastischen Erzählungen, in denen kaum jemand eine Erinnerung an den historischen Buddha sehen wird, klingt ein Thema an, dem wir von nun an immer wieder in den Helden- und Heiligenviten der großen Entsagungskünstler begegnen: das der dämonischen Versuchung des zum Weltverzicht entschlossenen Asketen. Das bekannteste christliche Pendant zu der buddhistischen Überlieferung ist die Geschichte von der Versuchung des Heiligen Antonius, auf die wir noch zurückkommen. Auch hier wird der Heilige zweifach, sowohl von Dämonen als auch von begehrlichen Nymphen, heimgesucht. Bei dem Versuchungsmotiv scheint es sich um einen klassischen literarischen Topos zu handeln: Der Versucher, Mara, Diabolos, Satan oder wer auch immer, tritt genau dann auf den Plan, wenn der Held des Dramas im Begriff steht, mit der Verkündigung seiner erlösenden Botschaft zu beginnen bzw. sich ernsthaft zu einem Leben in Entsagung entschlossen hat.

Auch wenn diese Überlieferungen in historischer Hinsicht wenig ergiebig sind, sind sie darum keineswegs wertlos. Denn vermutlich erklärt sich ihre Ähnlichkeit nicht nur durch motivgeschichtliche Zusammenhänge, sondern auch dadurch, dass es sich um Objektivierungen bestimmter subjektiver Erfahrungen handelt, die von Asketen, Mönchen und Eremiten gemacht wurden. Es könnte sich um Halluzinationen oder Sinnestäuschungen handeln, die durch extremes Fasten, Schlafentzug oder Erschöpfung zustande gekommen sind. In diesem Sinne mag man der Geschichte der Versuchung Buddhas durch den Todesdämon Mara dann auch trotz all ihrer fantastischen Züge einen gewissen Rest an »Historizität« belassen. Es sind die psychischen und darum durchaus in einem historischen Raum sich abspielenden Erfahrungen der buddhistischen Mönchs- und Asketengemeinde, womöglich auch ihres Urhebers, die sich darin niedergeschlagen haben.