Ein Wort zuvor

ONE, TWO, FREE - was heißt das denn?

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Im Studio-Yoga geht der Trend hin zu schweißtreibenden Kursen wie Flow und Hot und Core. Yoga wird zur ernsthaften Konkurrenz für Pilates und Bauch-Beine-Po-Training. Es gibt spezielle Kurse für Läufer und andere Leistungssportler.

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Dabei kommt aber eine wichtige Kernqualität des Yogas oft unter die Räder: Innere Ruhe und Freiheit durch äußerliche Ruhe. Entspannung und Wohlgefühl durch Dehnungen und sanfte Drehungen.

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Nicht umsonst ähneln viele Yoga-Übungen den Anweisungen, die Physiotherapeuten geben, wenn wir mit unseren chronischen Rückenschmerzen zu ihnen kommen.

One, two free nimmt die wichtigsten und besten Elemente traditioneller Yoga-Übungen und integriert sie nahtlos in den Alltag.

Ulrich Hoffmann

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Besonders großer Wert wird dabei darauf gelegt, möglichst nah an den ursprünglichen Effekt heranzukommen – und möglichst nicht dumm aufzufallen. Dies wird der ursprünglichen Zielsetzung von Yoga gerecht. Im Sanskrit kann das Wort »Yoga« zwei Bedeutungen beinhalten: Es geht entweder zurück auf das Verb yuj mit dem Suffix ghain, was »hinzufügen« heißt. Oder es stammt ab vom Verb yuinj (wieder mit dem Suffix ghain) und bedeutet »Vereinigung« oder »Einheit«.

Die New Yorker Kult-Yoga-Lehrerin Cindy Lee formuliert es in ihrem Buch Möge ich glücklich sein so: »Yoga bedeutet auch >Vereinigung<, aber eigentlich ist es >Wiedervereinigung<. Wir fallen ständig auseinander; dafür ist kein Erdbeben erforderlich. Hundert Mal am Tag bemerken wir, dass unser Geist und unser Körper in verschiedenen Bereichen von Raum und Zeit unterwegs sind. Doch das ist kein Problem. Wie Meditation ist auch Yoga eine Methode, uns wieder zu sammeln, nachdem wir auseinandergefallen sind.«

Dieses Buch ist gegliedert in vier Bereiche, die das Leben und den Alltag positiv durchdringen:

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Ziel ist, die auf allen Ebenen wirksamen Benefits der Yoga-Übungen in den Alltag zu holen. Denn Yoga tut nicht nur dem Körper gut, sondern wirkt tief auf Geist und Seele. Zu den vielen spürbaren Benefits des Yoga gehören: ein entspannterer Rücken, ein freier Kopf, tieferer Schlaf, bessere Verdauung, höhere Stressresistenz, größere gedankliche Freiheit, mehr Einfallsreichtum und Kreativität bis hin zu Selbsterkenntnis.

Jede Übung ist mit einem Symbol für ihren besonderen Nutzen gekennzeichnet:

Kopf & Geist

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Bauch & Becken

Schultern & Nacken

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Herz & Kreislauf

Arme & Hände

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Beine und Füße

Rücken

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Seele!

Sich durch Yoga körperlich besser zu fühlen ist prima. Sich durch Yoga auch geistig besser zu fühlen, ist noch primarer.

Ulrich Hoffmann

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Das Wichtigste dabei ist aus meiner Sicht nicht die körperliche Bewegung – sondern das, was der Yogi »Intention« nennt. Denn Yoga-Übungen sind nur ein Schritt auf dem Weg zur inneren Freiheit und Erleuchtung. Die anderen heißen:

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Eine Intention von Yoga-Übungen kann darin bestehen, diesen Zielen näherzukommen. Eine andere kann sein, die Übung einfach so gut wie im Moment gerade möglich auszuführen. So landen wir unweigerlich im gegenwärtigen Augenblick. Und das bringt uns interessanterweise den anderen Zielen wieder ein bisschen näher. Je klarer uns das wird, desto entspannter können wir damit umgehen.

Zum yogischen Lebensweg gehört nicht nur, gut mit dem Körper umzugehen. Wir wollen uns auch stetig weiterentwickeln. Und bei Schwierigkeiten nicht einfach alles hinschmeißen. Sondern versuchen, aus dem Jetzt das Beste rauszuholen!

Dafür ist die Balance zwischen »Tun« und »Aushalten« besonders wichtig. Wenn wir »Nichtstun« erleben, Stille, vernetzen sich unsere Neuronen im Hirn auf neue Weise. Das lässt sich inzwischen nachweisen.

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Beim Yoga ist – im Gegensatz zu Tennis oder Buchhaltung – nicht nur wichtig, was wir tun. Sondern auch, wie und warum wir es tun. Manche sagen sogar, das ist der wichtigere Teil. Wie wir unseren Alltag im Detail gestalten, hat weit größere Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit als jeder noch so schöne Urlaub. In der Yogastunde übt man nicht Yoga. In der Yoga-Stunde übt man für später, wenn keine Yoga-Stunde ist: Wir wollen das Leben mit demselben ausgeglichenen, humorvollen Engagement angehen wie eine anspruchsvolle Yoga-Position.

Es ist wie mit Einmaleins-Aufgaben oder Vokabeln. Die übt man, wenn man sie nicht braucht, um sie parat zu haben, wenn man sie braucht. Je besser wir unseren Körper spüren lernen, desto genauer lernen wir uns selbst kennen. Und wenn wir ständig zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her springen, verpassen wir die Gegenwart. (Das heißt nicht, dass Yogis nie planen. Schauen Sie sich mal den Stundenplan eines Yoga-Studios an. Voll geplant! Aber wenn sie planen, dann besteht das Jetzt eben aus »Planen«.) Standfestigkeit entwickeln wir nicht durch krampfhaftes Festhalten, sondern durch Anpassung an die Gegebenheiten. Wir surfen sozusagen auf den Wellen des Lebens. Sich auf die kleinen Haltungsveränderungen in einer Yoga-Übung zu konzentrieren ist nur der Probelauf dafür, die Aufmerksamkeit zu lenken.

Dass die Haltungen dabei auch noch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen? Bonus!

Die Welt mit Neugier und Aufmerksamkeit zu sehen: Auch das ist Yoga!

Warum krallen sich meine Hände um den Riemen meiner Handtasche? Warum habe ich schon wieder Hunger? Wohin wollen die Schmetterlinge in meinem Bauch? Das ein wenig zu beobachten kann Freude machen!

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Yoga zu unterrichten und in den Alltag einfließen zu lassen ist der Versuch zu erfassen, was gerade geschieht, was nötig ist, hier und jetzt. So wächst eines aus dem anderen, mein Verhalten gestern trägt heute Früchte, deren Samen morgen aufgehen.

Die Anregungen in diesem Buch ersetzen natürlich keinen Yoga-Kurs. Aber sie können ihn ergänzen. Oder Appetit machen. Auf alle Fälle sind sie viel besser als nichts.

Mithilfe der Übungen auf den nächsten Seiten können Sie den Spirit – und die körperlichen Benefits – des Yoga in Ihren Alltag holen. Mühelos, ohne Stress und ohne Zeitverlust. Achten Sie darauf, wie gut eine einzige Dehnung, ein kurzer Moment des Innehaltens tun kann. Viel Spaß dabei!

Und jetzt geht es gleich los: Machen Sie den Test. Schließen Sie die Augen.

Lächeln Sie!

Atmen Sie einmal tief durch. Öffnen Sie die Augen. Fühlen Sie sich besser?

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Entspannung

Der häufigste Grund, um Yoga zu üben, ist der Wunsch nach Entspannung! Mithilfe der klassischen Übungen (Asanas) arbeitet man dabei von Kopf bis Fuß alle großen Muskelgruppen durch. So können sich Verspannungen ganz einfach und wirkungsvoll auflösen. Danach fühlt man sich nicht nur beweglicher, sondern auch gleich viel leichter und offener für das Leben und seine Anforderungen. Sie können aus dem Gedankenkarussel aussteigen, landen so automatisch im Hier und Jetzt und Ihr Geist kann endlich loslassen und frei werden.

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Reck dich, streck dich

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Beim Aufräumen, beim Einkaufen, im Büro … manchmal muss man an das oberste Regalfach ran. Eine gute Gelegenheit, äußere Balance in einen schönen Stretch und gleichzeitig in mehr inneres Gleichgewicht zu verwandeln.

1) Rechtshänder verlagern ihr Gewicht auf das rechte Bein. Linkshänder auf das linke.

2) Strecken Sie den rechten beziehungsweise linken Arm (Linkshänder) langsam nach oben, ohne dabei die Schulter hochzuziehen. Noch ein Stückchen! Ja, genau … und: ruhig weiteratmen!

3) Stellen Sie den Ordner weg oder nehmen Sie die Dose Bohnen aus dem Regal.

4) Wiederholen Sie die Übung nun auf der anderen Seite, selbst wenn Sie nichts mehr wegzustellen oder einzukaufen haben. So fördern Sie Ihr inneres Gleichgewicht.

5) Achten Sie darauf, dass auch die Hüfte gerade bleibt. Die Streckung erfolgt vor allem im seitlichen Rücken.

Übungsvariante
  1. Wenn Sie den rechten Arm nach oben strecken, heben Sie zugleich den linken Fuß vom Boden und legen die Fußspitze seitlich gegen den rechten Knöchel.

  2. Und jetzt auf der anderen Seite wiederholen.