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Fritz Fenzl

Heilige    
in
    Bayern

Himmlische Lebenshilfe

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2008, 2012 Stiebner Verlag GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher
Genehmigung des Verlags.

Inhalt

Heilige in Bayern?
Bayerische Heilige sind anders!

Ein Heiliger nach dem anderen!

Der heilige Englmar

Der wollte nichts als seine Ruhe und wurde sogar dafür umgebracht

Die heilige Mechthild von Dießen

Warum ein Stein in der Kirche gegen Kopfweh hilft

Käufliche Liebe und Heiligkeit

Afra von Augsburg beweist, dass jede Ausbildung (auch die im Freudenhaus) zu einem vorbildlichen Leben führen kann

Die »Heilige« aus der Walpurgisnacht

Walburga, Äbtissin von Heidenheim, aus deren Körper heilendes Öl tropft

Rasso!
Heiliger, Riese, Astronaut, Huosi

Eines der wirklich dunklen Geheimnisse Bayerns ruht in diesem Riesen! Eine aufregende Heiligenvita und schöne Töchter, die in den tiefen Brunnen springen

Edigna von Puch

Auch in einem Baum kann es schön sein, wenn man zur Heiligkeit das Zeug hat

Die drei heiligen Madl in Bayern

Margarethe mit dem Wurm,
Barbara mit dem Turm,
Katharina mit dem Radl …
des san die drei heiligen Madl oder
Eigentlich haben wir eine »Dreifache Weibliche Gottheit!«

Margarethe mit dem Wurm

Barbara mit dem Turm

Wenn »Schöner Wohnen« zur Qual werden kann

Katharina mit dem Radl

Konrad von Parzham

Gestandene Heiligkeit aus Niederbayern

Korbinian und die Erzdiözese München und Freising

Für Problembären gab es damals sinnvolle Aufgaben

Ein Name wird zum Markenzeichen der Hinfaller

Wie und wo der heilige Valentin wirkte und warum er Fallsüchtigen hift

Rupert im Rupertiwinkel

Gedanken an einen Heiligen mit Salzfass – während des Skifahrens auf dem Jenner mit Blick zum Untersberg

Winthir von Neuhausen

Heute würde der Heilige mit dem Eselchen am Rotkreuzplatz ein Eis essen

Maria!

Von der hebräischen Bedeutung »die Geliebte« bis zur ur-bayerischen Schutzmantelmadonna führt ein langer Weg … sogar in den Himmel?

Sankt Mang tötet den Drachen

Gewaltsamer Umgang mit der Erd-Energie des stets unverstandenen Urtieres? Wohl eher nicht, der Missionar war wissend

Benno von München

Ein Sachse predigt den Isarfischen, findet einen wichtigen Schlüssel und wird Patron einer Stadt, die er nicht kennt und die es zu seiner Lebzeit noch gar nicht gibt

Managerqualitäten im Frauenkloster

Irmingard und die Kraftort-Insel im Chiemsee

Ein Heiliger zum Hingehen und »begreifen« im wörtlichen Sinne

In der Münchner Bürgersaalkirche spendet der selige Jesuitenpater Rupert Mayer Trost und Gelassenheit

Heiliger Josef! (auf bayerisch: Sepp!)

Ein wirklich echter Gentleman – Geist und Josephs-Ehe, das wahre Wissen eines Zimmermannes, Ägypten – und die notwendige Josefspartei in Bayern

Der heilige Nikolaus und sein dunkler Schatten, der Krampus

Wie ein »bayerischer Heiliger«, der gar nicht aus Bayern stammt, den kitschigen amerikanischen Weihnachtsmann in Schach hält

Rekapitulationen auf bayerisch: »umanandaüwaleng …«

Dein Heiliger, das bist … du selbst!

Heilig – na ja …

Calendarium

Jahres-Heiligen-Kalender

Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember

Anhang

Literaturauswahl

Heilige in Bayern?

Bayerische Heilige sind anders!

Heilige sind immer interessant – bayerische Heilige ganz besonders. Nur auf den allerersten Blick sind die religiösen Vor-Bilder frömmelnde Mit-den-Augen-nach-oben-Schauer. Meist ist das Gegenteil der Fall. Erfolg macht heilig!

Welcher Heilige ist wer? Ein bavaro-spirituelles Who’s Who!

Hier geht es immer um Heilige (Männer und Frauen, die durch ihr hervorgehobenes – manchmal auch verrücktes –, recht besonderes, sagenbildendes und immer als Vorbild geltendes Leben höchste Anerkennung gefunden haben). Große Persönlichkeiten eben, Folge-Denker, deren Denkvorgang Folgen hat: Erfolgreiche also – und religiöse Querdenker! Auserwählte des spirituellen Denkens und Empfindens, von denen wir oft schon gehört haben und doch nicht so recht wissen: Wer sind sie eigentlich? Und warum haben sie den Ruf der Heiligkeit?

Heilige und Bayern:

Natürlich bringt das Land vor den Bergen ganz besondere Heilige hervor (manchmal auch heitere Heilige), deren Wirken oft mit dem besonderen Ort zusammenhängt, an dem sich ihre Tätigkeit entzündete, dem heiligen Platz oder Bezirk, an dem solche Lichtgestalten ihre oftmals mit Wunderkraft verbundene, heiligende Wirksamkeit entfalten konnten. Der menschliche Aspekt steht jedoch im Vordergrund und damit nicht selten auch der verstehende Humor. Beim Heiligen selbst und auch beim Leser.

Ein Buch der bewusst ausgewählten Beispiele, die sich zur Gesamtschau zusammenfügen. Welcher Heilige, der zu Bayern einen besonderen oder gar persönlichen Bezug hat, erinnert an …?

An was?

Ach ja: Da waren doch Korbinian und der Bär, Elisabeth von Andechs mit den Rosenblättern, Margarethe und der Wurm, Magnus und der Drache, Mechthild und der Wunschholdbrunnen, Kunigunde von Andechs und die Nächstenliebe – überhaupt, der gesamte berühmte »Andechser Heiligenhimmel«, – und so viele attraktive und liebenswerte andere Heilige mehr.

Oft ist das Erscheinungsbild ambivalent und damit umso interessanter. Walburga etwa, fromme Äbtissin von Heidenheim, ist als »Schutzheilige« (?) der berühmt-berüchtigten Walpurgisnacht weit bekannter geworden als ihr dies in der angestammten Rolle als Klostervorsteherin je möglich war.

Der vorliegende umfassende, wertend-auswählende Heiligen- Band pickt die »attraktiven« Heiligen heraus, deren Wirken am besten mit einer positiven Einstellung zur Schöpfung, mit einer Bejahung des Lebens und des Willens Gottes zusammenhängen. Er bildet eine Mischung aus Nachschlagewerk, Ratgeber und Lebenshilfe – vor allem aber Unterhaltung!

Bekanntes, Unbekanntes und Überraschendes wird sachlich erzählt, daneben aber die unerwartete, auch humorige Sichtweise hervorgehoben.

Einen breiten Raum nimmt der Kalender ein – hat doch jeder Heilige »seinen Tag«, der dann auch für den Leser den eigenen Heiligen (Schutzpatron und Lebens-Helfer) finden und erkennen lässt. Hier werden auch moderne Nöte wie Computerabstürze oder Spam-Mails mit dem passenden Heiligen versehen.

Bayerns Heilige können auch lachen und vor allem lieben – zumindest darf der Leser schmunzeln. Wer sagt denn, dass auch Jesus selbst – der so viel Menschlichkeit vorgelebt und alle Mitmenschen verstanden hat, der damit fast allen Heiligen und Seligen leuchtendes Vorbild ist – nicht ebenfalls lachen konnte?

Der Verfasser

Ein Heiliger nach dem anderen!

Der heilige Englmar

Der wollte nichts als seine Ruhe und
wurde sogar dafür umgebracht

Wer Bayern liebt, der muss einfach immer wieder in den Bayerischen Wald fahren! Hier reichen sich ewig beständige Kräfte des Ortes die Hand mit dem Himmel selbst, das Herüben berührt sanft das Drüben, die geheimnisvolle Anderswelt, in seltsam harmonischer und unaufgeregter Weise geschieht dies.

Dazu kommt eine unbeirrbare Tradition, auch jene eigenartig gefärbte Theologie, wie sie derzeit gar die Welt bestimmt; Brauchtum und Erdgeist reichen sich in unvergleichbarer Weise die Hand.

Dann, wenn schwere Wolken über uralte Granitformationen ziehen, berühren sich das Damals und das Jetzt in jener bayerischen und typisch erdschweren Gelassenheit, die das Denken dreidimensional und die Vor-Erinnerung an ein Dann so leicht machen. Die Ewigkeit braucht keiner zu fürchten, der im Bayerischen Wald daheim ist oder der Freunde regelmäßig dort besucht, denn »der Wald« ist im Hier und im Jetzt schon Ewigkeit.

Damals – in einer Zeit ohne Zeit – kam hierher der fromme Englmar.

Der hatte nach dem Tode seines geistigen Vaters und Lehrmeisters die Dreiflüsse-Stadt Passau verlassen und sich genau in jene Gegend begeben, die heute noch nach ihm benannt ist. Also in den Umkreis des heutigen St. Englmar.

»In schauerlicher Waldeinsamkeit …« – so die Quelle – baute er sich mit einem Gefährten seine Hütte. Wachen, fasten, im Alleinsein mit der Schöpfung schlafen mit guten Träumen, beten und vor allem heilen! Er lebte das übliche Leben des wissenden Einsiedlers. Die Leute kamen und brachten das Nötige – viel brauchte er nicht –, und er gab das wunderbare Wissen um Heilung zurück. Was für ein Unterschied zur heutigen hysterischen Wellness-Industrie und zur gesteuerten Gesundheits-Hektik.

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Jeder Baum ein Heiliger im Schnee …
Der heilige Englmar brauchte nicht vel
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Seine Ruhe, Gelassenheit und Frömmigkeit waren ansteckend. Bald hatte der heilige Ort, den er bezogen hatte, den Ruf des Wunderbaren. Menschen suchten ihn auf, um sich an der Stille und Frömmigkeit zu erbauen. Er lebte vor, was gut ist: ein rechter Heiliger eben.

Doch da war der Gefährte, der Mitbruder im Gebet. Der war auf den ersten Blick ebenso fromm wie Englmar – aber er kam bei den Menschen nicht so an.

Seine Frömmigkeit »kam nicht rüber«. Wozu auch. Die beiden wollten ja ursprünglich alleine bleiben und einsiedeln. Nun aber wurde Englmar mehr und mehr populär. Das weckte im anderen Begehrlichkeiten …

Sagen wir es in der Sprache unserer Zeit: Englmar hatte das gewisse Etwas, er besaß Charisma. Das wirkte trotz der Zurückgezogenheit im Wald, es »zog an«, machte attraktiv im wörtlichen Sinne, vielleicht sogar gerade deshalb, weil er es ehrlich meinte?

Die Menschen – wie sie scharenweise in den Wald strömten, um einen bescheidenen Heiligen zu sehen –, die sahen halt immer nur den Englmar. Den anderen über-sahen sie.

Und der kochte so langsam vor Zorn und Neid. Vielleicht war er gar eine Wiedergeburt von Kain. Wohl eher ist es so, dass die Menschen von Anfang an immer dieselben sind: Sklaven ihrer Grundlaster. Und Neid ist davon der Schlimmsten eine.

Der Mitbruder wollte so verehrt werden wie Englmar. Er besorgte sich eine schwere Axt und schlug sie bei passender Gelegenheit dem ins Gebet versunkenen Einsiedlergefährten mehrfach gewaltig auf den Kopf.

Englmar hatte keine Schmerzen, er war sofort tot. Augenblicklich schleppten Engel seine fromme Seele gen Himmel. Der andere aber blieb da und er hatte zu seinem finsteren Gemüt jetzt auch den Mord am Hals.

Das alles war geschehen am ersten Sonntag nach Erscheinen des Herrn.

Der Bösewicht verscharrte den mit Blut überströmten Leichnam im Schnee und warf einen gewaltigen Haufen Reisig darauf. Der wiederum wurde bald von frischen Schneeflocken bedeckt.

Unglücklicher dummer Mörder! Er hatte in seinem vom Teufel verwirrten Hirn gedacht, nun ebenso geliebt zu werden wie Englmar. Aber keiner kümmerte sich um ihn. Und wenn, dann nur, um nach dem vermeintlichen Fortbleiben von Englmar zu fragen.

Dann erwachte das Gewissen. Das folterte ihn ein Leben lang, aber keiner kann mehr sagen, wie’s letztlich mit ihm ausgegangen ist. Er irrte durch die Wälder und verlor bald selber den Verstand. Von seinem Ende ist nichts bekannt, ich glaube aber nicht, dass es besonders schön gewesen ist.

Die Leiche des Frommen wird gefunden
und eine Gnaden- und Wunderstätte entsteht

Genau eine Woche nach Pfingsten kam ein Priester an die Stelle, wo der arme Englmar tot darniederlag. Der Schnee war inzwischen geschmolzen und unter dem dürren Reisig wurde die Leiche sichtbar. Die war nicht verwest und zeigte einen seltsamen Lichtschein.

Mit großem Einfühlungsvermögen ahnte der Priester, welche Bewandtnis es mit der vorgefundenen entsetzlichen Situation haben könnte, dann hub er in der Erde mühevoll ein Grab aus und legte den braven Englmar hinein. Ganz genau an dem Platze, an der die Freveltat verübt worden war.

Dann sorgte er – vielleicht gar im Auftrage eines umsichtigen Gottes – dafür, dass genau über der Stelle, da Englmar den Tod gefunden hatte, eine kleine Kapelle erbaut wurde. Man sagt, der Tod des seligen Dieners Gottes sei genau auf das Jahr 1100 gefallen.

Und Gott selbst sorgte in wunderbarer Weise dafür, dass sein so treuer Diener weiterhin die Verehrung fand, die ihm schon zu Lebzeiten beschieden war:

Ab sofort strömten Pilger zu der Waldkapelle, Suchende und Aufnahmebereite, die inneren Frieden suchten, Ruhe, Zu-Sich-Kommen und Einsicht in den großen Schöpfungsgedanken.

Schon rankte sich um die Kapelle eine Real-Sage: Soll doch der nächtliche Besucher von einem wundersamen Lichtschein überrascht werden, der übrigens heute noch dort erkennbar ist … das Licht der inneren Heiligkeit … wer aber streift schon mitten in der Nacht genau dort im Bayerischen Wald umher, da Englmar sein Ende gefunden haben soll?

Wer damals, als das wundersame kleine Gotteshaus im Wald stand, in die Kapelle eintrat, der stellte jenen berühmten Wohlgeruch fest, der den heiligen Ort so oft auszeichnet, ganz im Gegensatz zum seltsam modrigen, öligen oder schwefeligen Gestank an Plätzen, da »der Andere« das Sagen hat!

Bayerns heimlicher Heiliger und Ort der Heilung: Bald kamen Menschen von nah und fern, Kranke und Bedrängte, sie fanden Linderung und Heilung. Denn der Glaube versetzt Berge. Und gesund zu werden ist weit weniger anstrengend als einen Berg zu versetzen.

(Hoffentlich liest keiner von der heutigen Pharma-Industrie diese Zeilen).

Der seltsame Brauch des »Englmari-Suchens« immer am Pfingstmontag hat sich bis heute erhalten. Die publicityträchtige Prozedur des Herumtragens einer Holzfigur durch lebensfrohe Burschen aus der Umgebung lockt eher Touristen an denn fromme Beter.

Person:

Englmar

Wem hilft Englmar?

Dem, der »sei Ruah’« haben will! Und dafür wird man (gottseidank) nicht immer gleich umgebracht! Und sicher auch all jenen, die unter dem Neid der Mitmenschen zu leiden haben. Das sind nicht wenige!

Vor allem aber bei jeder Art von Leiden, Krankheit und Bedrängnis ist Englmar »für einen da«.

Und dann das Englmari-Suchen? Wer »das Heilige« (also das Heil) sucht, der findet es auch, und sei es noch so raffiniert versteckt!

Spuren:

St. Englmar. Zwischen Bogen und Viechtach im Bayerischen Wald. Dort findet sich der Kapellenberg mit einer Gedenk-Stele:

Der heilig Vatter Englmar

Für uns wöll bitten imerdar;

Daß Gott vor Schaden uns bewahr

In schwerer Leibs- und Seeleng’fahr.

Vorbild:

Eher für ruhige Typen

Gedenktag:

14. Januar

Die heilige Mechthild von Dießen

Warum ein Stein in der Kirche gegen Kopfweh hilft

Wer auf der Westseite des Ammersees Heilung oder gar das Heilige sucht, der wird im Umkreis von Dießen und in der näheren Umgebung des Schatzberges bald fündig werden. Denn der Schatzberg (auch Iringsberg genannt) ist untrennbar mit dem Geheimnis von Andechs und damit auch mit dem berühmten »Andechser Heiligenhimmel« verbunden.

Manche behaupten gar, der wahre Schatz von Andechs sei nicht auf dem Heiligen Berg, sondern hier im Schatzberg versteckt. Vielleicht ist es auch so.

Wer herüben oder drüben des Ammersees sinnierend steht, also entweder auf dem Heiligen Andechser Hügel sich befindet oder eben auf der gegenüberliegenden Seite, oben auf dem Schatzberg, dort wo ein geheimnisvoller Mauerrest der Iringsberger Ur-Burg mit der Jahreszahl 1158 den Besucher überrascht (1158: Gründungsjahr von München!), – wer so über die energetische Verbindung beider Kraftorte nachdenkt, dem werden die unsichtbaren »Linien« bald klar werden …

Unterhalb von Andechs hat der Kienbach im Laufe der Zeit eine Schlucht gegraben, die das Gestein ebenso zerteilt wie den dünnen Vorhang, der sich zwischen Raum und Zeit befindet. Nicht umsonst begegnet uns hier immer wieder die Bezeichnung vom »Heiligen Berg«. Der zeigt sich gegen Süden mit seiner Bergkuppe kurz und gedrungen, gegen Norden hin fällt diese Erhebung der Kraft und Macht dann flacher ab. – Bei einer geschichtlichen Annäherung gelangen wir bis in die Völkerwanderung und die aufregende Zeit der Merowinger. Kein Ort hat mehr Heilige hervorgebracht als dieser! Und Mechthild gehört dazu.

Andechs trägt auch den offiziellen »Heiligenschatz«, das ist wie so oft eine berühmte Ansammlung von Mitbringseln aus Kreuzzügen; dieser Schatz von Andechs hat eine aufregende und sagenumwobene Find-Geschichte und dazu gehören auch die berühmten drei schwarzen Hostien.

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Immer gegen Kopfweh:
Mechthild-Brunnen auf dem Schatzberg

Gegenüber von Andechs aber, auf der anderen, der westlichen Ammersee-Seite liegt der Schatzberg, der schließt sein tiefes Geheimnis heimlich in sich ein. Und da geht es um weit mehr.

Mit der heiligen Mechthild begegnet uns eine der großen und frommen Frauen aus dem Geschlecht der Grafen von Dießen-Andechs. Sie wurde Anfang des zwölften Jahrhunderts – und hundert Jahre nach Kunigunde – als Tochter von Graf Berthold II. geboren.

Eine frühe »Karriere« in Richtung Heiligkeit ist von den Eltern eingeleitet worden, wahrscheinlich aber nicht nur zur Freude der damals Fünfjährigen: Denn ihre Eltern übergaben sie den Augustinerinnen im Kanonissenstift St. Stephan in Dießen. »Zur Erziehung«, so wird berichtet. Wie wird sich das junge Mädchen gefühlt haben? War solch eine Erziehung streng oder liebevoll verstehend? Wir wissen es nicht. Sicherlich aber wurde das religiöse Ur-Talent rechtzeitig erkannt und auch gefördert. Berichtet ist uns lediglich, dass die junge Mechthild sich bald durch eine außerordentliche Frömmigkeit ausgezeichnet hätte.

Die erziehenden Schwestern wunderten sich nicht wenig. Denn Mechthild, jene auffallend stille Schülerin mit Charisma, verbrachte täglich mehrere Stunden vor dem Altar der Stiftskirche. Inniglich im Gebet versunken, ja oft gänzlich weggetreten schien sie, wenn man sie dort kniend fand.

Es gibt wohl kein besseres Konzentrations- und Gedächtnis-Training als das Gebet zum lebendigen Gott. Mechthild wird sich in dieser Zeit bei der Begegnung mit sich selbst und mit Gott vollends klar geworden sein in der so wichtigen Frage: »Was will ich vom Leben?«

Dann, als sie das entsprechende Alter erreicht hatte, »nahm sie den Schleier«. Das bedeutet, dass sie nun als Augustiner-Chorfrau ihr Gelübde ablegte.

Manche Menschen haben »es«, manche haben es nicht. Das Ge heimnis: Führungsqualitäten! Bald darauf wurde sie bereits Priorin.

Aber die geistliche und weltliche Karriere ging weiter. Im Jahre 1153 (fünf Jahre vor der Münchner Stadtgründung) berief sie der Augsburger Bischof zum ehrenvollen und hohen Amt der Äbtissin. Sie zögerte zunächst, doch dann schaltete sich Papst Anastasius (1143 bis 1154) persönlich ein. Da sieht man’s: Wem die Karriere einbeschrieben ist, der kann sich nicht einmal mit Gewalt dagegen wehren. Es hilft eh nix.

Sie fügte sich. Und wie. Mit Eifer betrieb sie die Reformierung des Klosterwesens.

Gegen Ende ihres Lebens und in einer über-sinnlichen Vorahnung ihres Todes zog Mechthild sich nach Dießen am Ammersee zurück. Dort ist sie am 31. Mai 1160 gestorben.

Person:

Mechthild

Spuren:

Wer den Schatzberg bei Dießen hochgeht, wird die Mechthildis-Quelle finden. Eine Linderung bei allen Arten von Schmerzen wird dem frisch sprudelnden Wasser nachgesagt.

In der imposanten Dießener Klosterkirche Maria Zell findet sich gleich gegenüber dem Eingang der »Mechthildis-Stein« in die Mauer eingelassen. Der soll vor allem den Frauen das Kopfweh vertreiben.

Himmlische Lebenshilfe:

Wer in einer Phase steckt: »Soll ich oder soll ich nicht …?«, der möge an Mechthild denken. Denn Energie fließt immer zur richtigen Stelle, zur aufmerksamen Bereitschaft. Wer bereit ist, der bekommt die Chance.

Vorbild:

Frauen, die wissen, was sie wollen

Gedenktag:

31. Mai