Table of Contents
Zum Inhalt
Ein Wort zuvor
Barmherzigkeit und Bildung
Humanismus
Antihumanismus: Nietzsche und der Menschenpark
‚Mensch als Mensch’: das humanistische Apriori
Marcus Tullius Cicero
Natur und Gleichheit
„Die natürlichen Rechte des Menschen“
Gleichheit und Ausgleich
Experimente in Demokratie
Die Menschheitsfamilie
Caritas
Gesellschaftstrieb und Wechselseitigkeit
Positive Anthropologie
Quellen
Vorbemerkung
Aristoteles (384-322 v. Chr.), Politik
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.)
Lucius Annaeus Seneca (um 0-65 n. Chr.)
Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Quellen der Abbildungen
Kleines Glossar
griechisch
lateinisch
Literatur, Ausgaben – Übersetzungen
Aristoteles
Cicero
Seneca
Französische Revolution
Friedrich Nietzsche
Weiterführende Literatur
Anmerkungen

Logo der Denkbar Reihe

Hubert Cancik

Gleich von Anfang an

Humanismus als
demokratische Praxis


Von Aristoteles zu Cicero
und Christian Wolff, von der
bürgerlichen Revolution zum
modernen Wohlfahrtsstaat

1. Auflage 2012

denkbar ist eine Marke der IK InitiativKontor NORD
Gesellschaft für betriebliches Wirtschaften mit
Vernunft mbH (Amtsgericht Hamburg HRB 66488)

© 2012 Ingo Koch Verlag & Co KG, Rostock

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf
in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages
reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Manfred Baierl, unter Verwendung eines Photos von
Xocolatl (http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Athen_Stoa_Wahlmaschine.jpg).

Lektorat: Klaus Schlagowsky

Original gesetzt aus 9 Punkt Stone Serif und Gibson
Satz: GAMB Cross-Media-Design, Frankfurt am Main

Logo des Ingo-Koch-Verlages, Rostock

ISBN 978-3-86436-020-6 (PRINT, 2011)

ISBN 978-3-86436-037-4 (EPUB, 2012)

ISBN 978-3-86436-042-8 (MOBI, 2012)  

ISBN 978-3-86436-038-1 (PDF, 2012)


Zum Inhalt

Humanitäre Praxis ist praktizierte Humanität. Humanität praktizieren heißt, ein rohes und schwaches Menschenkind zu polieren, zu formen, zu bilden, es zu ernähren, zu wärmen, zu heilen, zu betreuen; heißt, dem „Erd-ling“ – homo und humanus kommen von humus /„Erde“ – zu helfen, dass er groß und stark wird, frei und selbstbestimmt.

Ein Wort zuvor

In seinen „Studien über die Deutschen“ beschreibt Norbert Elias bei „den Mittelklassen der meisten europäischen Länder zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert eine Verschiebung der Priorität von humanistischen, moralischen Idealen und Werten, die für Menschen überhaupt galten, zu nationalistischen Wertungen, die ein Idealbild des eigenen Landes und der eigenen Nation über allgemein-menschliche und moralische Ideale erhoben.“1)

Aus der nationalistischen entwickelte sich im Deutschen Reich langsam die nationalsozialistische Orientierung der Mittelschicht, der zudem durch die Entwertung ihrer Geldvermögen durch die Hyperinflation der 1920er Jahre ihre wirtschaftliche „Freiheit“ genommen worden war.

Humanistische Werte verschwanden aus dem gesellschaftlichen Diskurs der Deutschen und an ihre Stelle trat der „Glaube an eine magische Überlegenheit der arischen Klasse“ über andere Menschen „als neue Sozialreligion“.2)

Mit der massenweisen Ermordung jüdischer Intellektueller durch den nationalsozialistischen Terror entfernte die deutsche Gesellschaft wesentliche Teile ihres humanistischen Hirns und riss sich selbst den mitfühlenden Teil ihres Herzens aus dem Leib.

In der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft verlor sich humanistisches Denken im Aufbaukonsum und dem Verdrängen der Täterschaft im Tausendjährigen Reich; in der ostdeutschen Gesellschaft wurde es als poststalinistische Phrase bis hin zur Nennung in einer Verfassung missbraucht.

Auf den Umwegen der Fragen nach Ökologie wie Kindererziehung und dem Respekt gegenüber zugewanderten Kulturen in der postmodernen Gesellschaft erfinden vor allem die neuen lohnabhängigen Mittelschichten und ein klitzekleiner Teil der Elite das humanistische Verständnis menschlicher Gesellschaft neu.

Unsere denkbar-Skizze3) von Hubert Cancik kann helfen, ganz klassisch den Humanismus neu zu entdecken und ihn zu nicht autoritärem politischen und sozialem Handeln zu nutzen.

Christoph Speier

1) Norbert Elias, Studien über die Deutschen, Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main 1992, Seite 174 ff.

2) derselbe, a. a. O., Seite 479.

3) Dem folgenden Text liegt ein Vortrag des Autors zugrunde; gehalten im autonomen „Centro Sociale“ in Norden von St. Pauli in Hamburg am 5. April 2011.

Abbildung: Jean François Janinet
Abb. 1: Jean François Janinet (1752-1814) Radierung nach Jean Guillaume Moitte (1746-1810), Gleichheit (Egalité) 1793.