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Nr. 713

 

Verfolgt und vogelfrei

 

Atlan und Chipol bei den Rebellen von Aklard

 

von Falk-Ingo Klee

 

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Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide sich nach einer plötzlichen Ortsversetzung in einer unbekannten Umgebung wiederfindet, wo unseren Helden alsbald ebenso gefährliche Abenteuer erwarten wie in Alkordoom.

Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wiederaufzunehmen, ist ein hochwertiges Raumschiff, das Atlan auf den Namen STERNSCHNUPPE tauft. Das Schiff sorgt für manche Überraschung – ebenso wie Chipol, der junge Daila, der zum treuen Gefährten des Arkoniden wird.

In den drei Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben Atlan und der Daila schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren.

Der Handlungsspielraum Atlans und seines Gefährten ist gegenwärtig jedoch sehr beschnitten. Erst als der Angriff der Piraten auf BASTION-V, die Raumfestung der Ligriden, erfolgt, kommt es für den Arkoniden und den jungen Daila zu einer unerwarteten Wende.

Unsere beiden Helden erkämpfen sich die Freiheit und steuern schließlich Aklard an, die Heimatwelt der Daila. Dort aber gelten sie als VERFOLGT UND VOGELFREI ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Chipol – Der Arkonide und sein Gefährte auf dem Planeten Aklard.

Gleerth – Ein junger Rebell.

Kyrkodh – Anführer einer Rebellengruppe.

Ghorza – Kommandant der Ligriden im Gebiet von Aklard.

Schirtuboh – Ein Käsehändler.

1.

 

Ein rötlichgelber Ball wanderte langsam vom Bildschirmrand zum Mittelpunkt.

»Atlan, wir haben es geschafft! Diese Sonne ist Suuma!«

Chipol hielt es nicht mehr in seinem Sessel. Erregt sprang er auf und betrachtete mit leuchtenden Augen das Abbild des Sterns.

»Hast du je eine Sonne von solch majestätischer Schönheit gesehen?«

Unwillkürlich musste ich über den Überschwang des Jungen lächeln. Gestirne dieses Spektraltyps sind nun wahrlich keine Seltenheit im All, doch um meinem dailanischen Begleiter die Freude nicht zu nehmen, nickte ich beifällig.

Enthusiastisch sprach der Junge davon, dass wir es geschafft hatten. Was hatten wir geschafft? Eine Etappe von rund achtzig Lichtjahren, den Flug von Dawaggor nach Aklard. Aklard war nur eine Zwischenstation, um ein anständiges Raumschiff zu bekommen, damit ich in die Nähe von Zyrph zurückkehren konnte.

Noch seid ihr nicht auf Aklard!, ließ sich mein Extrasinn vernehmen.

Nein, wir sind noch nicht auf dem Planeten gelandet, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit, gab ich gedanklich zurück. Wie ich dich kenne, wünschst du mir schon jetzt wieder alle möglichen Schwierigkeiten an den Hals.

Werde nicht zynisch! Ich wollte dich nur daran erinnern, dass eine Menge Leute Jagd auf dich machen. Danke für die Warnung, doch ich denke, dass wir auf der Welt der Daila nichts zu befürchten haben.

Sei dennoch wachsam!

Ich verzichtete auf eine geistige Erwiderung. Manchmal ging mir der Logiksektor mit seinem Pessimismus ziemlich auf die Nerven, andererseits hatte ich es in der Vergangenheit oft genug nur seinem Rat zu verdanken, dass ich mit dem Leben davongekommen war.

Chipol hatte seinen Platz wieder eingenommen. Ich veränderte den Erfassungswinkel der Aufnahmegeräte und projizierte eine rechnergestützte Darstellung des ganzen Systems auf den Schirm. Verzückt starrte mein jugendlicher Begleiter auf einen Planeten, der sich vorwiegend in den Farben Blau, Grün und Weiß präsentierte.

»Aklard, meine Heimat«, kam es leise, fast andächtig aus Chipols Mund.

»Woher weißt du das?«, erkundigte ich mich ein wenig verwundert. »Hast du mir nicht erzählt, dass du diesen Planeten mit deiner Familie verlassen musstest, als du noch ein Kleinkind warst?«

»Das stimmt, aber ich kenne Aklard dennoch von Berichten und Filmen her. Und auch Bilder der anderen Planeten habe ich gesehen.« Versonnen blickte mich der Junge mit seinen dunklen Augen an. »Weißt du, es ist ein ganz eigenartiges Gefühl – so, als würde ich von einer langen Reise nach Hause zurückkehren. Ich habe es mir immer gewünscht.«

Ich verstand. Chipol nahm es seinem Volk nicht oder nicht mehr übel, dass er und die Seinen damals verbannt worden waren. In seinem jungen Leben konnte Aklard nicht mehr als eine Legende für ihn gewesen sein, etwas, was unerreichbar in weiter Ferne lag, und trotzdem fühlte er sich mit diesem Planeten so tief verbunden. Innerlich schien er sich nie wirklich von der Welt seiner Vorfahren abgenabelt zu haben, die so verheißungsvoll vor dem dunklen Hintergrund schimmerte. Zwei kleine Monde begleiteten den zweiten Trabanten von Suuma auf der Bahn um seine Sonne.

Es entsprach seinem aufgeschlossenen Naturell, dass Chipol sich nicht in wehmütigen Gedanken verlor oder rührselig wurde, sondern sich an den Realitäten orientierte. Voll jugendlichem Eifer sprudelte er hervor:

»Der blaue Planet ist Ris, erstarrt in einem Eispanzer. Genauso lebensfeindlich ist der rötliche Rim, eine Wüstenwelt ohne Lufthülle.«

Ich gönnte dem Jungen das kleine Vergnügen, mit seinem Wissen zu glänzen, zumal mir die Informationen von Nutzen waren.

»Und der dunkle Brocken?«

»Das ist Illard.« Mein junger Freund verzog das Gesicht und setzte eine Verschwörermiene auf. »Er gilt seit jeher als Unglücksbringer.«

»Ist dir bekannt, ob es dort eine Station gibt oder etwas Ähnliches? Existieren Niederlassungen auf den Planeten?«

Der Daila hob abwehrend die Hände.

»Wo denkst du hin? Niemand kann auf den anderen Welten leben, und auf Illard will auch niemand leben. Er ist ohnehin nur ein öder Klumpen aus verbrannter Schlacke – eben ein Unglücksbringer.«

»Dann gibt es also auch keinen regelmäßigen Raumschiffsverkehr zwischen Aklard und den drei anderen Planeten?«, folgerte ich.

»Wozu auch?«, lautete die entwaffnende Gegenfrage.

Der Extrasinn gab sich erheitert. Logisch, oder?

Ich verkniff mir eine bissige Bemerkung und wandte mich wieder an Chipol.

»Illard, Ris und Rim – das sind recht ungewöhnliche Bezeichnungen. Haben sie eine besondere Bedeutung?«

»Es sind die Namen altdailanischer Gottheiten. Früher schrieb man den Himmelskörpern eine besondere Bedeutung zu. Man glaubte, dass sie Einfluss auf alle Lebewesen hatten und Macht ausüben konnten.« Altklug setzte der Halbwüchsige hinzu: »Das ist natürlich Aberglaube.«

»Und Illard?«

»Du sollst dich jetzt lieber um das Raumschiff und die Landung kümmern«, lautete die ausweichende Antwort.

»Entschuldige, Chipol, ich wollte dich nicht verletzen.« Ein wenig zerknirscht machte ich mich an den Instrumenten zu schaffen. »Meine Frage war dumm.«

»Unter Freunden gibt es keine dummen Fragen, Atlan, sondern nur solche, die sich beantworten lassen und andere, die offenbleiben müssen, weil sie sich unserem Wissen entziehen.«

Das war nun wahrhaft philosophisch, zumal für einen Knaben in seinem Alter. Was sollte ich da noch sagen? So konzentrierte ich mich auf die Steuerung unseres »Raumschiffs«, wie Chipol es genannt hatte. Das, was uns da durch das Vakuum beförderte, war in Wahrheit nicht viel mehr als ein Beiboot, lanzettförmig und rund dreißig Meter lang, mit einer Reichweite von maximal einhundert Lichtjahren. So etwas war in meinen Augen eine Überlebenseinheit, aber kein Raumer, doch immerhin hatte der Flugkörper bisher seinen Zweck erfüllt.

Mit gedrosselter Geschwindigkeit bewegten wir uns auf unser Ziel zu. Alle Systeme arbeiteten einwandfrei. Wir hatten uns dem Planeten mittlerweile so weit genähert, dass alle Einzelheiten zu erkennen waren. Erneut zeigte sich Chipol als sachkundiger Begleiter. Neben zahlreichen Inseln gab es drei Kontinente, von denen jedoch nur zwei wirklich dicht besiedelt waren.

»Hier hoch im Norden siehst du Uschriin, eine unwirtliche Landmasse. Zwar ist das Gebiet reich an Erzen und Mineralien, und die Gewässer sind auch in Küstennähe sehr fischreich, doch die Kälte hält die meisten Daila ab, sich auf dem kleinsten Kontinent niederzulassen, was eigentlich verständlich ist.« Der Junge grinste spitzbübisch. »Auch Akjunth gehört noch zur nördlichen Hemisphäre, Akbarry liegt dagegen in südlichen Gefilden. Wir sollten versuchen, dort niederzugehen – vorausgesetzt, die Bodenkontrolle erlaubt es.«

Ich wollte gerade das Funkgerät in Betrieb nehmen, als der Ortungsalarm durch das Schiff gellte. Alarmiert blickte ich auf die Anzeigen – und erschrak. Der Raumer, der sich uns mit hoher Geschwindigkeit näherte, war ein Kampfschiff der Ligriden, und zwar vom gleichen Typ wie die ZYRPH'O'SATH, die über Cairon die STERNSCHNUPPE an Bord genommen hatte. Der Großraumer musste sich im Ortungsschatten von Suuma verborgen gehalten haben.

»Atlan, wir müssen fliehen!«

Das war leichter gesagt als getan. Unser Boot war nicht dafür gebaut worden, um es mit einem solchen Giganten aufzunehmen.

Versuche zu landen, wisperte der Extrasinn. Im Raum habt ihr keine Chance, zu entkommen.

Mit fliegenden Fingern aktivierte ich die Schutzschirme, schaltete den Antrieb auf Volllast und drückte die Maschine nach unten. Unsere Verfolger durchschauten meine Absicht. Drüben blitzte es auf.

»Sie wollen uns abschießen!«, schrie Chipol angsterfüllt.

Brutal riss ich den Flugkörper hoch. Das Arbeitsgeräusch der Aggregate steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, alles vibrierte. Die Andruckabsorber wurden durch das Gewaltmanöver überfordert, mehrere schlugen durch, Titanenfäuste pressten mich in den Sitz und nahmen mir die Luft.

Die Energiebahn strich knapp unter uns hinweg. Sofort änderte ich erneut den Kurs, ließ das Schiff nach links abkippen und nahm die Schubleistung abrupt zurück. Das Boot rüttelte und schüttelte sich wie ein bockiges Pferd, Schwingungen durchliefen Decks und Abtrennungen. Diesmal verkrafteten die Schwerkraftneutralisatoren die Belastung. Ich riskierte einen schnellen Seitenblick zu dem Jungen. Mehr liegend als sitzend, umklammerte er die Sessellehnen und starrte mit weitaufgerissenen Augen auf den Monitor, der von dem Ungetüm fast ganz ausgefüllt wurde. Wieder wurde eine Salve auf uns abgefeuert.

Ich orientierte mich nach unten. Mit rasender Geschwindigkeit näherten wir uns der Planetenoberfläche. Es war unmöglich, noch den Raumhafen von Akbarry zu erreichen. Wie eine rotierende Kugel drehte Aklard sich unter uns weg, schon befanden wir uns über dem Meer. Ich gab Gegenschub.

Das war unser Glück. Direkt vor dem Bug entstand eine Miniatursonne, die sich rasch ausbreitete. Abrupt schnellten die Belastungsanzeigen nach oben, die Schirmfelder drohten instabil zu werden. Es heulte und orgelte, als wären wir in einen Orkan geraten. Turbulenzen und kinetische Energien wirbelten unser Schiffchen herum wie eine Nussschale, das Tosen der Meiler klang bedrohlich laut. Endlich gelang es mir, den Flug zu stabilisieren. Um ein schlechtes Ziel abzugeben, ließ ich den Raumer durch die dichter werdende Atmosphäre hüpfen wie einen Stein auf dem Wasser.

Das Ächzen und Stöhnen des malträtierten Materials ging in einem ohrenbetäubenden Krachen unter, ein Schlag von solcher Wucht erschütterte den Flugkörper, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt. Abrupt wurde die Maschine herumgerissen. Wir hatten einen Treffer erhalten!

Chipol schrie gellend, doch ich konnte mich nicht um ihn kümmern. Vor meinen Augen drehte sich alles, das Licht erlosch. Wie glühende Augen stachen die Kontrollen aus der Dunkelheit hervor, immer mehr davon in düsterem Rot. Flackernd sprang die Notbeleuchtung an, Funken sprühten aus einer Konsole, grelle Blitze zuckten aus der danebenliegenden Schalteinheit, aus der geborstenen Abdeckung drang schwarzer Rauch.

Du musst den Kurs stabilisieren!

Ich folgte dem Rat meines Logiksektors, doch es war ein mühsames Unterfangen. Noch immer trudelte das Schiff und kreiste um die eigene Achse. Kraftlos und bleich hing der Junge in den Gurten.

»Chipol, bist du verletzt?«, rief ich laut, um den Lärm zu übertönen.

»Nein, mir ist übel«, kam es kaum verständlich zurück.

»Es wird gleich besser!«

Scheinbar widerwillig reagierte die Steuerung auf mein Bemühen, immer wieder setzte der Antrieb aus. Der Schutzschirm war zusammengebrochen, ein aufgeregt blinkender Leckwarner meldete eine Beschädigung der Außenhülle am Heck. Da wir uns in den atembaren Schichten einer Lufthülle bewegten, interessierte mich das im Augenblick ebenso wenig wie die Zerstörungen in der Zentrale, gleichzeitig versuchte ich, das Jaulen und Wimmern der Aggregate zu ignorieren, die außer Kontrolle zu geraten drohten. Endlich hatte ich das Schiff in eine stabile Lage gebracht.

Die Höhe betrug nur noch knapp sechs Kilometer. Unter uns war Wasser, Akbarry war am Horizont als Buckel zu erkennen. Ich musste das Festland erreichen – um jeden Preis!

Ein leises Prasseln ließ mich aufhorchen. Ich drehte den Kopf und erkannte mit Schrecken, dass aus einem Verteiler blaugrüne Flammen züngelten, der Gestank verschmorter Isolierung breitete sich aus, obwohl die Lufterneuerungsanlage auf Hochtouren arbeitete. Rasch schnallte ich mich los, riss einen Feuerlöscher aus seiner Halterung und eilte zu dem Brandherd. Fauchend entwich der Inhalt aus dem Behälter und legte sich als dicker Schaumteppich über den Kasten.

Eine Explosion ließ das ganze Schiff erzittern und erbeben. Ich verlor den Halt und wurde gegen ein Terminal geschleudert. In letzter Sekunde gelang es mir, mich abzufangen, so dass ich nicht mit dem Kopf aufprallte.

Knallend zerplatzte ein Bildschirm, zornig brummend wie angriffslustige Insekten sausten die Bruchstücke durch den Raum, prallten gegen andere Einrichtungsgegenstände und schwirrten als Querschläger davon. Abdeckungen zersplitterten, ein Pult wurde aus seiner Verankerung gerissen. Wie ein Geschoss bohrte es sich in eine Rechnereinheit, die sofort ihren Geist aufgab.

Mühsam rappelte ich mich hoch und bahnte mir einen Weg durch die Trümmer zu meinem Sitz. Wie durch ein Wunder waren Chipol und ich unversehrt geblieben. Der Junge hatte sich regelrecht in seinem Sessel verkrochen und schützend die Hände über den Kopf gelegt.

Ein durchdringendes Pfeifen, das in einen tiefen Brummton überging, ließ mich nichts Gutes ahnen. Kaum, dass ich saß und den Gurt angelegt hatte, durchfuhr ein heftiger Ruck das Boot. Schlagartig erlosch ein Teil der Anzeigen. Der Antrieb hatte seinen Dienst aufgegeben. Das hatte uns gerade noch gefehlt! Nun konnte ich nur noch versuchen, das Wrack einigermaßen heil zu Boden zu bringen.

Ein rascher Blick auf den noch intakten Orterschirm zeigte mir, dass der Verfolger nicht nachsetzte. Offensichtlich gingen die Ligriden davon aus, dass wir ihnen auf dem Planeten ohnehin nicht entkommen konnten oder gar tot waren.

Verbissen nahm ich den Antigrav in Betrieb. Er musste auch etwas abbekommen haben, denn immer wieder sackte das arg ramponierte Schiff durch oder brach unkontrolliert zur Seite aus. Wir waren nur noch knapp fünftausend Meter hoch, aber viel zu schnell. Mit hoher Geschwindigkeit rasten wir auf ein mächtiges Gebirgsmassiv zu, dessen Gipfel von ewigem Eis bedeckt waren. Wenn es mir nicht gelang, das Tempo deutlich zu drosseln, würden wir an einer Bergwand zerschellen.

»Wir schaffen es nicht, Atlan!«

»Ruhig Blut, mein Freund.«

So gelassen, wie ich mich gab, war ich keineswegs. Vor Erregung begannen meine Augen zu tränen, meine Finger verkrampften sich. Schroffes Gelände, teilweise bewaldet, huschte unter uns hinweg. Trotz meines Bemühens war der Flugkörper noch nicht wesentlich langsamer geworden. Zu allem Unglück setzte ausgerechnet jetzt der Antigrav aus. Wie ein Stein fiel die schrottreife Maschine in die Tiefe.

»Hilfe, wir stürzen ab!«, schrie Chipol mit sich überschlagender Stimme.

Verzweifelt versuchte ich, den Raumer abzufangen und den Antigrav zu reaktivieren. Stotternd kam das Aggregat wieder in Gang. Bevor ich aufatmen konnte, verstummte es bereits wieder. Nun wurde auch mir angst und bange. Oft genug hatte ich meine Haut zu Markte getragen, hatte dem Tod unzählige Male ins Antlitz geschaut, doch diesmal schien mein Leben keinen Pfifferling mehr wert zu sein. Mit beiden Fäusten traktierte ich die Instrumente.

»Atlan, ich will nicht sterben«, wimmerte der Junge.

Verdammt, ich wollte es auch nicht. Aber was sollte ich tun? Noch nie zuvor hatte ich mich so hilflos gefühlt – und dem Tod so nah. Die Sekretproduktion hatte sich erhöht, das Bild vor meinen Augen verschwamm.

Da – ein vertrautes Summen – der Antigrav arbeitete wieder. Neuer Lebensmut durchströmte mich, ohne es bewusst zu wollen, glitten meine Hände wie eigenständige Lebewesen über die Schaltungen. Der Fall wurde gebremst, aber nicht wirksam genug. Der felsige Untergrund war nur noch tausend Meter entfernt!

Halte auf den Nadelwald zu! Das könnte die Rettung sein!