Ein Wort zuvor

IHRE ERNÄHRUNG und Ihr Lebensstil tragen maßgeblich zu Ihrem Wohlbefinden und zu Ihrer Gesundheit bei. Ein entscheidender Weichensteller für Ihre Befindlichkeit ist das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen.

BEREITS HIPPOKRATES, der Begründer der medizinischen Wissenschaften, notierte etwa 400 Jahre vor Christus: »Von allen Zusammensetzungen unserer Körpersäfte wirkt sich die Säure zweifellos am schädlichsten aus.« Tatsächlich stört ein zu hoher Säuregrad im Blut und in den Körperflüssigkeiten die Auf- und Abbauvorgänge im Körper sowie die Energiespeicherung und -gewinnung. Obwohl der Säure-Basen-Status umfangreich reguliert ist, können langfristig Entgleisungen des empfindlichen Säure-Basen-Gleichgewichts Beeinträchtigungen im Stoffwechsel oder sogar Fehlregulationen nach sich ziehen. Eine Übersäuerung schlägt sich jedoch nicht nur in Ihrem körperlichen Wohlbefinden nieder. Sie findet sich auch in Redewendungen wie »auf jemanden sauer sein«. So verbindet auch unsere Sprache mit dem Wort »sauer« etwas Negatives, nämlich Ärger und Wut.

WIE WICHTIG ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden ist, soll Ihnen dieses Buch zeigen. Mit einer günstigen Auswahl von Lebensmitteln können Sie schon ab heute Ihren Säure-Basen-Status positiv beeinflussen. Die umfangreiche Tabelle im hinteren Teil des Buches beruht auf den neuesten Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft. So kommen Sie ganz leicht wieder ins Gleichgewicht.

Jürgen Vormann

Die Top Basen- und Säurebildner

Saure Lebensmittel/-gruppen:

Saure Lebensmittel zeichnen sich vor allem durch einen hohen Eiweißgehalt aus, der die Säurebildung im Stoffwechsel verstärkt.

Fleisch, Wurstwaren

Hochwertiges Eiweiß ist wichtig für unseren Stoffwechsel sowie für den Knochen- und Muskelaufbau

Fisch, Meeresfrüchte

Gesunde Säurebildner, die neben Eiweiß auch hochwertige Fette und andere wichtige Mikronährstoffe enthalten

Eier

Eines der komplettesten Lebensmittel – durch den hohen Eiweißgehalt aber sauer

Käse

Gesund und schmackhaft – je fester ein Käse ist, desto mehr Säurebildner enthält er jedoch, z. B. Parmesan

Brot

Wirkt im Stoffwechsel sauer, ist aus vollem Korn jedoch reicher an basischen Mineralstoffen als Weißmehl- oder Mischbrot

Nudeln

Pasta ist leider nicht in der Lage, die Säure aus Fleisch und Käse zu neutralisieren, sondern erhöht im Gegenteil die Säurebelastung

Getreideprodukte

Vollkorn ist zwar gesund, enthält aber recht viel Eiweiß und führt so neben wichtigen Vitaminen und Mineralien auch eine Säurelast mit sich

Colagetränke

Neben dem Übermaß an enthaltenem Zucker belastet Cola durch den Phosphorsäuregehalt als einziges Getränk auch den Säure-Basen-Haushalt

Hülsenfrüchte

Viel hochwertiges Eiweiß, deshalb aber für den Stoffwechsel sauer

 

Basische Lebensmittel/-gruppen:

Basische Lebensmittel enthalten organische Bestandteile, die eine Übersäuerung neutralisieren können.

Gemüse

Enthält neben Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien viele Basen, darum zu Fleisch genießen

Kartoffeln

Wichtiger Basenlieferant – besser gekocht verzehren als in Form von Pommes oder Chips

Obst

Obwohl Obst freie Säuren enthält und darum sauer schmecken kann, wirkt es doch insgesamt basisch

Pilze

Enthalten viele Mineralstoffe und Basen

Schokolade

Je dunkler die Schokolade, desto basischer – zudem sind viele Antioxidantien enthalten

Obstsäfte

Vor allem in Kombination mit Mineralwasser als Schorle eine wichtige Basenquelle

Mineralwasser

Je höher der Gehalt an Bikarbonat, desto basischer

 

Neutrale Lebensmittel/-gruppen:

Neutrale Lebensmittel enthalten nur wenige oder sich ausgleichende saure und basische Bestandteile.

Butter

Gut verdauliches Fett, das die Säure des Brotes allerdings nicht zu kompensieren vermag

Öle, Fette

Hochwertige Öle sind für unsere Gesundheit wichtig und belasten den Säure-Basen-Haushalt nicht

Zucker

Obwohl Süßes zu Sodbrennen beitragen kann, ist Zucker für den Stoffwechsel neutral

Honig

Schmackhaftes Süßungsmittel, allerdings wie Zucker fast ohne sauren oder basischen Effekt

Leitungswasser

Unser Leitungswasser ist – auch mit Kohlensäure – recht arm an Mineralstoffen und daher neutral

Milch

Saure und basische Bestandteile gleichen sich in Milch etwa aus, nur Molke ist basisch

Empfindliche Balance – Säuren und Basen

Alle Flüssigkeiten im Körper enthalten Säuren und Basen. Sie entstehen durch Nahrungs- und Genussmittel sowie durch Stoffwechselvorgänge in den Zellen. Natürlich sind Säuren zum Teil auch lebensnotwendig, dazu müssen sie allerdings im richtigen Verhältnis zu den Basen stehen. Verschiedene Ausleitungsorgane sind deshalb unentwegt damit beschäftigt, das empfindliche Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen aufrechtzuerhalten. Sie selbst können diese Balance aktiv unterstützen, indem Sie bei Ihrer Ernährung auf eine ausreichende Basenzufuhr achten.

Tatsache ist, dass der menschliche Körper am vitalsten und gesündesten ist, wenn er sich im neutralen oder schwach basischen Bereich befindet. Ausnahmen von der Regel bilden Organe, wie der Magen, der sauer sein muss, um seine Verdauungsarbeit zu erledigen und die Haut, die einen Säureschutzmantel besitzt.

Gestörtes Gleichgewicht

Ist die Säure-Basen-Balance allerdings gestört, so kommt es zu Fehlfunktionen. Die machen sich rasch bemerkbar: Sie fühlen sich müde oder angespannt und sind nur wenig belastbar. Gelingt es dem Körper nicht, das Zuviel an Säuren im Körper auszugleichen, können Stoffwechselabläufe gestört werden. Diese Entwicklung ist fatal. Denn jetzt wird der Austausch von wichtigen Nähr- und Wirkstoffen im Gewebe beeinträchtigt. Auf Dauer können sich Krankheiten einstellen. Auslöser für die Schwankungen im Säure-Basen-Haushalt sind eine zu säurehaltige Ernährung, aber auch zu wenig Bewegung, Umweltgifte, Stress, Krankheiten und die Einnahme von Medikamenten.

Die Folgen moderner Ernährung

Eine der negativen Folgen des Nahrungsmittelüberflusses in den Industrieländern ist, dass der Anteil an Säure bildenden Lebensmitteln bei allem, was täglich auf den Tisch kommt, heute relativ hoch ist. Gleichzeitig sinkt die Aufnahme von basischen Mineralstoffverbindungen. Diese Stoffe sind allerdings unverzichtbar, weil sie mit den Säuren harmlose Verbindungen eingehen, die der Körper anschließend gut ausscheiden kann. Die Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Säure-Basen-Balance durch einen ausgewogenen Lebensstil und vor allem die richtige Ernährung mit der ausreichenden Menge an basischen Mineralstoffverbindungen ist aus gesundheitlicher Sicht daher elementar für Ihr Wohlbefinden.

Ihre Chance: basenreich essen!

Beginnen Sie deshalb am besten gleich heute, sich basenreich zu ernähren. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine Ernährungsumstellung, in der gezielt basische Nahrungsmittel verzehrt wurden, zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes und des allgemeinen Wohlbefindens der Teilnehmer führte.

ZEICHEN EINER ÜBERSÄUERUNG

 

Was sind Säuren und Basen?

Aus der Sicht eines Chemikers handelt es sich bei einer Säure um eine Substanz, die ein Wasserstoff-Ion (H+) oder auch Proton abgeben kann. Eine Substanz hingegen, die ein Proton (H+) abgegeben hat und ohne dieses zurückbleibt, wird zur Base. Grundsätzlich ist eine Base so definiert, dass sie Protonen aufnehmen kann.

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Sind im Körper so viele Basen vorhanden, wie er zur Neutralisierung angefallener Säuren benötigt, spricht man von einem ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt.

 

Der pH-Wert

Die gängige Messgröße für die Stärke von Säuren und Basen ist der pH-Wert. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und heißt: »potentia Hydrogenii«- Wirksamkeit des Wasserstoffs. Der pH-Wert misst die Konzentration von Wasserstoff-Ionen pro Liter wässriger Lösung.

Die H+-Ionenkonzentration kann sehr unterschiedlich sein und zwischen pH 1 (stark sauer) und pH 14 (stark basisch) schwanken. Generell stellt ein Wert von 7 auf der pH-Skala den Neutralpunkt dar. Reines Wasser hat diesen Wert. Liegt der Wert unterhalb von 7 handelt es sich um eine saure Lösung, bei Werten über 7 spricht man von einer basischen Lösung. Der pH-Wert unterscheidet sich, je nachdem in welchen Organen und Körperflüssigkeiten wie etwa Blut, Lymphe, Speichel oder Urin er gemessen wird.

In den Zellen und im Zwischenzellbereich liegt der pH-Wert im schwach basischen Bereich von 7,0–7,4. Auch das Blut ist mit einem pH-Wert von 7,35–7,45 basisch, während im Magen ein äußerst saurer pH-Wert zwischen 1,5 bis 3,0 vorherrscht, damit die Nahrung und insbesondere das darin enthaltene Eiweiß aufgespaltet werden kann.

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pH-Skala: Werte unter 7,0 liegen im sauren Bereich, Werte über 7,0 sind basisch.

Die pH-Werte konstant halten

Da sich der Säuregrad im Körper auf die Auf- und Abbauprozesse in allen Zellen auswirkt, müssen die jeweiligen pH-Werte innerhalb einer geringen Schwankungsbreite unter allen Umständen konstant gehalten werden. Schließlich beeinflusst das Säure-Basen-Milieu die Struktur und Funktion von Eiweißmolekülen, die Durchlässigkeit (Permeabilität) von Zellwänden (Membranen), die Verteilung von Elektrolyten sowie die Funktion des Bindegewebes.

Dies gilt für alle Körperflüssigkeiten und insbesondere für das Blut, das als Haupttransportmedium für eine Vielzahl von lebenswichtigen Substanzen durch unseren Körper dient. Schließlich steht das Blut mit allen Organsystemen im Körper in Verbindung.

Der Säure-Basen-Haushalt im Magen

Auch wenn im Magen enorme Mengen an Säuren hergestellt werden, wirken sie sich nicht auf die allgemeine Säure-Basen-Bilanz aus. Tatsächlich kann der pH-Wert im Magen bis auf 1,5 sinken. Doch ist dies gar nicht schädlich, sondern ganz im Gegenteil eine Voraussetzung für eine gesunde Verdauung: In dem sauren Milieu werden beispielsweise schädliche Mikroorganismen aus der Nahrung abgetötet und Nahrungseiweiße zerlegt. Gleichzeitig werden Mikronährstoffe freigesetzt und wertvolle Spurenelemente wie Zink, Kupfer oder Mangan für den Körper verfügbar gemacht. Ähnliches gilt auch für die Mineralstoffe Kalzium und Magnesium sowie die Freisetzung von Vitaminen in den Stoffwechsel.

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Sodbrennen und Übersäuerung haben nichts miteinander zu tun. Beim Sodbrennen steigt saurer Mageninhalt in den unteren Teil der Speiseröhre auf, da der Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre beeinträchtigt ist. Zu viel oder zu hastiges Essen, vor allem von zu süßen oder fetten Speisen, oder der Konsum von Alkohol oder Kaffee können Sodbrennen auslösen.

 

Basenfluten für das Säuregleichgewicht

Dabei entstehen im Magen nicht nur Säuren, sondern auch Basen in Form von Bikarbonat. Sie sorgen dafür, dass das Säuregleichgewicht nach jeder Mahlzeit wieder hergestellt wird. Im Gegensatz zur Säure wird Bikarbonat auf direktem Weg ins Blut geschleust. Die zusätzliche Bikarbonatmenge im Blut entspricht dabei immer der Säuremenge, die in den Magen abgegeben wurde. Denn nach jeder Mahlzeit bilden die Zellen in der Magenschleimhaut Säure. Zugleich steigt somit die Bikarbonatkonzentration im Blut an, was in der Fachsprache auch als »Basenflut« bezeichnet wird:

Das etwas basischere Blut strömt dann durch das Bindegewebe und kann dort »zwischengelagerte« Säuren neutralisieren. Gleichzeitig wird auch ein etwas basischerer Urin im Körper produziert. Im Darm wird der saure Mageninhalt dann durch das stark basische Bikarbonat, das aus dem Sekret der Bauchspeicheldrüse stammt, neutralisiert und unschädlich gemacht.

Die verschiedenen Puffersysteme

Wesentliche Auf- und Abbauvorgänge in den Körperzellen hängen davon ab, dass Enzyme in einer ganz bestimmten räumlichen Form vorliegen. Enzyme sind hochmolekulare Eiweiße (Proteine), die Stoffwechselprozesse auslösen und beschleunigen (katalysieren). Nun ist es aber so, dass der Säuregrad einer Lösung einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Beschaffenheit dieser Eiweiße nimmt. Ändert sich also der pH-Wert, so wirkt sich dies auch auf die Struktur der Enzyme aus, und sie können ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen.

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Akute Änderungen des pH-Wertes wie etwa bei einer entgleisten Diabetes-Erkrankung sind äußerst selten und erfordern Maßnahmen der Intensivmedizin. Bei länger anhaltenden Blut-pH-Werten unter 7,35 spricht man von einer Azidose. Bei Werten oberhalb von 7,45 handelt es sich um eine Alkalose.

Wie sich der Körper vor einem Übermaß an schädlichen Säuren schützt

Nun entstehen im Körper allerdings ständig Säuren. Zum einen nehmen wir über die Nahrung unterschiedliche Mengen von Säuren bzw. Basen auf. Dazu kommen die Säuren, die bei Stoffwechselvorgängen entstehen.

Um immer wieder den Säure-Basen-Ausgleich zu schaffen und alle Stoffwechselprozesse reibungslos ablaufen zu lassen, besitzt der Körper verschiedene Schutzmechanismen. So genannte Puffersysteme gleichen Ausrutscher des pH-Werts nach oben oder nach unten aus. Ihre Funktion ist vergleichbar mit der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, die ganz automatisch abläuft: Wir beginnen zu zittern, sobald es zu kalt wird und treiben so die Körpertemperatur nach oben. Ist es dagegen zu heiß, schwitzen wir und kühlen dadurch ab.

Puffersubstanzen im Blut

Als pH-stabiler Organismus kann der menschliche Körper über seine Puffersysteme auch Änderungen des pH-Wertes selbstständig ausgleichen: Steigt die Säurekonzentration, wird überschüssige Säure gebunden und so unschädlich gemacht. Bei einer zu geringen Säurekonzentration hingegen kann gebundene Säure freigesetzt werden.

Die Stoffe, die überschüssige Säure aufnehmen bzw. abgeben können, nennt man Puffersubstanzen. Von diesen Puffern sind verschiedene im Blut und in den Zellen enthalten. Der wichtigste Puffer ist das Bikarbonat (HCO3-). Dabei handelt es sich um eine Base, die Säure (H+) binden kann. So entsteht in den Zellen unentwegt Kohlensäure (H2CO3), die in Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) zerfällt. Andere Puffersysteme binden überschüssige Säure: Hierzu gehören der Phosphatpuffer und die Eiweiße (Proteine) im Blutplasma.

Die Puffersubstanzen im Blut sorgen in erster Linie dafür, dass Änderungen des empfindlichen Blut-pH-Werts sofort ausgeglichen werden. Auf Dauer sind sie aber damit überfordert, Säurebelastungen allein auszubalancieren. Um sein Säure-Basen-Gleichgewicht langfristig zu halten, muss der Körper noch über andere Kanäle Säure loswerden, denn auch die Kapazität der Puffersysteme ist begrenzt.

Säureausgleich über die Lunge

Durch Abatmen von Kohlendioxid (CO2) über die Lunge werden mit jedem Ausatmen Säuren aber auch Bikarbonat aus dem Körper geschleust. Deshalb findet über die Lunge keine Nettoausscheidung von Säure statt, die bei einer Säurebelastung durch unausgewogene Ernährung unbedingt erforderlich ist. Diese Art der Säureausscheidung übernehmen in unserem Organismus die Nieren. Sie regulieren den Säure-Basen-Haushalt langfristig.

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Das Entsäuern über Ihre Atmung können Sie ganz einfach unterstützen. Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft und atmen Sie dabei tief ein und aus oder führen Sie Atemübungen durch.

 

Säureausgleich über die Nieren

Die Nieren spielen bei der Säureausscheidung eine zentrale Rolle. Sie verfügen über verschiedene biochemische Mechanismen. Zuerst wird hier der wässrige Blutanteil mit den darin gelösten Substanzen von den Blutkörperchen abgetrennt. Über einen aufwändigen Prozess werden dann die wertvollsten Stoffe aus diesem so genannten Primärharn wieder zurück gewonnen. So geht dem Körper bei der Urinausscheidung nur ein geringer Anteil der gelösten Stoffe verloren.

Auch Säuren sowie Basen in Form von Bikarbonat sind im Primärharn enthalten. Bei einem Säureüberschuss arbeiten die Nieren basensparend und halten die Bikarbonatausscheidung auf einem niedrigen Niveau, während sie die Säureausscheidung erhöhen. Der weitaus überwiegende Teil der Säure wird aber nicht als freie Säure sondern muss gebunden ausgeschieden werden. Dazu wird Ammoniak (NH3) benötigt, das in den Nierenzellen bereitgestellt wird. Im Endeffekt wird die Säure dann hauptsächlich als Ammoniumion (NH4+) aus dem Körper entfernt. Würden wir den gesamten Säureüberschuß als freie Säure ausscheiden wäre der Urin so sauer, dass die Zellen der Niere und ableitenden Harnwege geschädigt würden. Damit die Nieren der wichtigen Aufgabe der Säureausscheidung nachkommen können, benötigt sie Flüssigkeit. Sie sollten deshalb viel trinken. Ideal sind durchschnittlich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit am Tag. Das ist insbesondere für ältere Menschen wichtig, da bei ihnen im Lauf der Zeit das Durstgefühl nachlässt.

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Wasser oder Mineralwasser gehören zu den besten Lieferanten für basische Mineralstoffe. Die Kohlensäure ist harmlos und wird über die Lunge ausgeatmet. Achten Sie darauf, dass Ihr Mineralwasser möglichst viel Hydrogenkarbonat (HCO3) enthält.

Säureausgleich über die Knochen

Weitere körpereigene Mechanismen, die zu einem stabilen pH-Wert beitragen, sind die Basenspeicher in den Knochen. Basisches Bikarbonat, das an die Knochenoberfläche gebunden ist, wird im Bedarfsfall freigesetzt, um die Pufferkapazität des Blutes aufrecht zu erhalten. Dieses ist ein kurzfristiger Effekt, der aber noch durch einen weiteren, längerfristig anhaltenden Effekt ergänzt wird. Denn zusätzlich verändert sich bei einer Übersäuerung die Aktivität der Knochenzellen, so dass der Knochenabbau überwiegt. Hierbei werden die Knochenmineralien Kalzium und Phosphor, die für die Stabilität des Skeletts sorgen, aus dem Knochen herausgelöst und in der Folge mit dem Urin ausgeschieden. Auf Dauer baut der Körper so Knochensubstanz ab. Dabei reichen laut neuerer Forschung bereits geringfügige Änderungen der Säurekonzentration, um die Aktivität der Knochenzellen erheblich zu beeinflussen.

Säureausgleich über das Bindegewebe

Auch das Bindegewebe ist in der Lage, Säuren zumindest vorübergehend zu entsorgen. Hier sind Proteoglykane und Glukosaminoglykane enthalten. Diese Strukturen tragen eine sehr große Zahl von negativen Ladungen, wodurch sie viel Wasser binden können. Dieses Wasser stellt einen wichtigen Dämpfer für mechanische Belastungen dar und schützt den Körper. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Knorpelgewebe: Wird es durch einen Stoß oder einen Sturz belastet, kann ein Teil des Wassers im Knorpel weggepresst werden. Anschließend saugt er sich dann wieder voll. Kann das Gewebe aufgrund einer chronischen Übersäuerung nur wenig Wasser binden, verliert es an Elastizität und der Körper wird verletzungsanfälliger.

Säureausgleich über die Haut

Die Haut wird in Fachkreisen oft auch als zweite Niere bezeichnet, da über sie Stoffwechselendprodukte, Gifte und Säure aus dem Körper ausgeschieden werden. Normalerweise ist die Hautoberfläche leicht sauer. Der Säureschutzmantel dient unter anderem der Abwehr von Krankheitserregern. Wird diese Säure beim Duschen oder Baden abgespült oder beim Schwitzen ausgeschieden, gibt der Körper Säuren ab. Anschließend erneuert die Haut ihren Säureschutzmantel wieder, wodurch der entsäuernde Effekt entsteht.

Von einem Ausgleich der Säure-Basen-Balance durch eine Umstellung auf eine basenreichere Kost können insbesondere Neurodermitis-Patienten profitieren. In vielen Fällen ist die Ursache für diese quälende Hauterkrankung unklar. Ist eine Übersäuerung Grund für einen Krankheitsschub, können die Symptome durch basische Kost gelindert und positiv beeinflusst werden.

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Auch Basenbäder tragen zur Entsäuerung bei. Sie sollten sie jedoch nur einmal pro Woche durchführen, da der Säureschutzmantel der Haut sonst leiden kann. Auch regelmäßige Saunagänge fördern neben einer Stärkung des Herz-Kreislaufsystems die Entsäuerung des Körpers über die Haut. Wichtig danach: Gleichen Sie den Flüssigkeitsverlust mit basischen Getränken in Form von Kräutertees, Saftschorlen oder Mineralwässern aus. Basenbäder erhalten Sie in Apotheken und Reformhäusern.

 

Was den Körper sauer macht

Neben den körpereigenen Regulationsmechanismen hat die Ernährung den stärksten Einfluss auf die Säure-Basen-Balance. Säuren entstehen insbesondere nach dem Genuss von Fleisch, Wurst, Käse und Getreideprodukten.

Wie Säuren im Körper entstehen

Der durchschnittliche Mitteleuropäer nimmt heute pro Tag ca. 50–100 mÄq (› >) Säure im Überschuss zu sich. Um die Säure-Basen-Balance zu erhalten, müsste die gleiche Menge täglich ausgeschieden werden. Fakt ist, dass dies nicht immer einfach möglich ist.

Säurebildung durch Alterungsprozesse

Mit zunehmendem Alter nehmen die Ausscheidungskapazität der Nieren und die Pufferkapazität des Blutes ab. Man geht davon aus, dass etwa ab dem 30. Lebensjahr jedes Jahr ca. 1% Nierenleistung verloren geht. Ältere Menschen können Säuren daher häufig nicht mehr so gut ausscheiden. Gleichzeitig verzehren viele Senioren oft zu säurehaltige Lebensmittel und nehmen zu wenige Basen zu sich. Dieser Entwicklung können Sie mit einer basenreichen Ernährung gut gegensteuern.

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Tierisches Eiweiß und Getreideprodukte belasten den Körper mit viel Säure. Frisches Gemüse und Obst hingegen liefern die nötigen Basen in Form von basischen Mineralstoffverbindungen.

Säurebildung durch Sport

Dass Bewegung heilsam ist und anregend auf den Organismus wirkt, ist hinlänglich bekannt. Trotzdem entsteht durch jede körperliche Belastung, also auch beim Sport, eine Säurebelastung. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits ein moderates körperliches Training deutliche Änderungen des pH-Wertes an den Muskelfasern hervorruft. Schon nach fünf Minuten körperlicher Aktivität sank der pH-Wert im Experiment unter 7 und es dauerte ca. 20 Minuten, bis der normale pH-Wert von 7,4 wieder hergestellt war.

Besonders für Sportler ist eine basenreiche Nahrung wichtig. Bei starker körperlicher Aktivität wird die Muskulatur oft ungenügend mit Sauerstoff versorgt. Dann wird die notwendige Energie durch die Bildung von Milchsäure in den Muskelzellen bereitgestellt. Lokal führt das zu Übersäuerungszuständen in Form von Muskelschmerzen oder Krämpfen. Zudem erhöht die Übersäuerung des Bindegewebes das Verletzungsrisiko. Kommen ein intensives Training und eine basen- und/oder kalorienarme Ernährung zusammen, wirkt sich dies negativ auf den Säure-Basen-Haushalt aus. Da vergleichende Untersuchungen zeigten, dass das Training bei Personen mit basenreicher Ernährung kaum säuernd wirkte, ist eine hohe Basenzufuhr gerade für Leistungssportler besonders wichtig.

Säurebelastung durch Diäten und Fasten

Diäten und Fastenkuren erhöhen ebenfalls erheblich die Säurebelastung des Körpers. Denn beim Einschmelzen überschüssiger Fettreserven durch eine kalorienreduzierte Kost oder eine Nulldiät wie beim Fasten werden vermehrt Fettsäuren im Körper abgebaut. Dabei entstehen saure Stoffwechselendprodukte, so genannte Ketosäuren. Sie treten allerdings auch in Folge bestimmter Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. beim Diabetes mellitus, auf. Eine ausreichende Basenzufuhr ist deshalb bei jedem Programm zum Abnehmen unabdingbar. Auch bei einer bestehenden Stoffwechselerkrankung sollte sie fester Bestandteil des ärztlichen Behandlungsplans sein.

Wenn die Gesundheit Alarm schlägt

Bei einer Übersäuerung handelt es sich in aller Regel um eine versteckte Symptomatik, die lange unbemerkt bleiben kann. Fehlen dem Organismus auf Dauer die notwendigen Mineralsalze durch eine zu basenarme Ernährung, kann Säure im Bindegewebe eingelagert werden und dort die Funktion beeinträchtigen.

Zunächst fühlt man sich ganz allgemein unwohl: Müdigkeit, Nervosität, Unausgeglichenheit, Stressgefühle und eine geringe Belastbarkeit machen sich bemerkbar. Verursacht werden kann dies neueren Forschungen zufolge möglicherweise durch säurebedingte Ablagerungen an den Nerven, die deren Funktionen beeinträchtigen. Auch Stresshormone werden bei Übersäuerung vermehrt freigesetzt, was es schwieriger macht, zur Ruhe zu kommen.

Übersäuerung kann krank machen

Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass eine chronische Übersäuerung die Entstehung und den Verlauf bestimmter stoffwechselbedingter Krankheiten fördern kann. Dazu gehören Osteoporose (Knochenschwund), chronische Rückenschmerzen, Fibromyalgie, rheumatische Beschwerden, Migräne, Gicht oder Nierensteine. Aber auch bei Neurodermitis, Magen-Darm-Erkrankungen, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes oder sogar Krebs kann eine lokale Übersäuerung beteiligt sein.

HEILEN DURCH ENTSÄUERUNG

Dass eine Übersäuerung Ursache oder Folge verschiedener Erkrankungen sein kann, wird in der Naturheilkunde schon seit langem anerkannt. Vor vielen naturheilkundlich orientierten Behandlungen steht deshalb die Entsäuerung der Körpergewebe durch eine Ernährungsumstellung oder eine erhöhte Basenzufuhr.

 

Die Folgen chronischer Übersäuerung

Ist der Säure-Basen-Haushalt über Jahre hinweg gestört, entwickelt sich eine chronische Übersäuerung (Azidose), bei der sich die Puffersysteme allmählich erschöpfen. In der Folge kommt es zu Veränderungen der Körpergewebe, die sich häufig durch eine hohe Basenzufuhr lindern oder sogar beheben lassen.

Cellulitis

Fällt im Körper auf Dauer zu viel Säure an und wird diese aus Mangel an basischen Stoffen nicht mehr ausgeschieden, kommt es zu Änderungen der Wasserbindung im Bindegewebe. Dadurch wird es in seiner Funktion eingeschränkt und verändert seine Struktur. Vor allem bei Frauen zeigen sich diese Effekte an den Oberschenkeln und am Po in Form von Cellulitis (Orangenhaut).

Muskelverlust

Solange die Nieren ausreichend Ammoniak bereitstellen, lässt sich ein Säureüberschuss problemlos ausleiten. Da es im Körper jedoch keinen Ammoniakspeicher gibt, muss dieser Stoff bei erhöhtem Bedarf aus anderen Substanzen hergestellt werden. Als Vorstufe dazu dienen bestimmte Aminosäuren – insbesondere das Glutamin in den Nieren. Da der Vorrat daran begrenzt ist, greift der Körper bei einer größeren Säurebelastung auf andere Struktureiweiße zurück, insbesondere aus der Muskulatur. Deshalb führt ein Säureüberschuss auf Dauer zu Muskelverlust.

Schmerzen und rheumatische Beschwerden

Die Schmerzrezeptoren im Körper reagieren sehr empfindlich auf Übersäuerung. Selbst geringfügige Reize lösen dann Schmerz aus. Chronische Bindegewebserkrankungen wie die rheumatoide Arthritis gehen zudem mit entzündlichen Prozessen einher, die in den Gelenken vermehrt Säure freisetzen. Werden diese mangelhaft mit Basen versorgt, reagieren sie noch schmerzempfindlicher. Deshalb ist eine hohe Basenzufuhr gerade bei diesen Bindegewebserkrankungen sehr wichtig. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Schmerzen bei Patienten mit chronischen Rückenbeschwerden durch eine gezielte Basenzufuhr positiv beeinflussen lassen.

Osteoporose

Schon eine leichte Übersäuerung verschiebt das Gleichgewicht von Knochenaufbau und -abbau. Je häufiger es zu Säurebelastungen kommt, desto mehr Knochensubstanz wird abgebaut und das Risiko für Osteoporose erhöht sich. Zur Osteoporoseprävention ist deshalb die Vermeidung einer chronischen Übersäuerung von großer Bedeutung. Auch bei bereits bestehender Osteoporose lässt sich durch eine hohe Basenzufuhr eine Verbesserung der Knochendichte erreichen.

Nierensteine

Bei einer Übersäuerung steigt die Kalziumkonzentration im Primärharn. Bei einer gleichzeitig hohen Oxalsäurekonzentration kann das zur Bildung von Kalziumoxalat-Nierensteinen führen. Auch die Bildung von Harnsäuresteinen wird durch einen sauren Urin-pH gefördert, da Harnsäure bei einem pH unter 5,3 unlöslich wird. Ein zu basischer (alkalischer) Urin-pH kann zur Bildung von Kalziumphosphat-Nierensteinen führen.

Gicht

Eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut führt zu Gicht: Durchblutungsstörungen insbesondere in den Zehengelenken führen durch den relativen Sauerstoffmangel im Stoffwechsel zur Bildung von Milchsäure und einer lokalen Übersäuerung. Verstärkt sie sich, kann die Harnsäure auskristallisieren und die für die Gicht typischen Schmerzen verursachen. Zusätzlich ist auch die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren beeinträchtigt.

Den Säure-Basen-Status bestimmen

Da der pH-Wert des Bluts durch seine ausgezeichnete Pufferung bis auf wenige Ausnahmen konstant bleibt, ist die pH-Messung im Blut wenig aussagekräftig. Wenn Sie grob den Säurestatus Ihres Körpers bewerten wollen, können Sie den Urin-pH-Wert über einige Tage hinweg messen.

KURZER SELBSTTEST

Kneifen Sie mit zwei Fingern eine Hautfalte auf Ihrem Handrücken. Nach dem Loslassen sollte diese Falte in wenigen Sekunden verschwunden sein – bleibt die Falte nach 3 Sekunden noch sichtbar, kann dies ein Zeichen einer Übersäuerung sein.

 

Selbstcheck über den Urin-pH-Wert

Die Teststreifen erhalten Sie in der Apotheke oder in der Drogerie. Sie sollten einen pH-Bereich zwischen 5,0 und 8,0 abdecken. Zur Messung halten Sie den Streifen direkt unter den Mittelstrahlurin (also nicht den Anfangsurin) oder fangen diesen in einem Gefäß auf und halten den Teststreifen hinein. Anschließend notieren Sie den Wert.

Was der Urin-pH aussagt