Über das Buch

Eigentlich ist es nichts Besonderes, dass Mika dauernd schmollt, er ist nun mal der Schmoller in der Klasse. Aber in letzter Zeit schmollt er irgendwie besonders heftig, und das nervt auf die Dauer. Da hat Timo, das Klassengenie, eine Idee: Mika muss sich Selbstbewusstsein erwerben, und Selbstbewusstsein erwirbt man sich durch Heldentaten. Das hat damals schon der berühmte Herkules so gemacht, um die Gunst der Götter zu erringen. Dessen erste Heldentat war es, den Nemeischen Löwen zu besiegen. Die Frage ist nur, wo Mika so schnell einen Löwen herbekommt? Zum Glück hat der schlaue Timo auch für dieses Problem eine Lösung: Das Haus des Lehrers könnte man schließlich auch als Höhle des Löwen bezeichnen.

Timo Parvela

Ella und die 12 Heldentaten

Aus dem Finnischen von
Anu und Nina Stohner

Mit Bildern von Sabine Wilharm

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Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel Ella ja Sampan urotyöt
bei Tammi in Helsinki.

Das Hörbuch Ella und die 12 Heldentaten,
gelesen von Friedhelm Ptok, erscheint bei Igel Records.

ISBN 978-3-446-25223-3

© Text Timo Parvela 2011

© Carl Hanser Verlag München 2016

Alle Rechte vorbehalten

Aus dem Finnischen von Anu und Nina Stohner

Satz im Verlag

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Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Inhalt

Batman hat einen sechsten Sinn

Endlich geht’s mal ordentlich zur Sache

Brat ihm schon eins über!

Ein Schornstein und neun Köpfe

Sauer und süß

Das lassen wir uns nicht gefallen!

Welches Tier ist das?

Wir sind noch nicht mal bei der Hälfte

Batman stiefelt nicht durch den Schnee

Soll das alles mit?

Hast du heute einen schlechten Tag?

Das ist geheim

Ärgern ist dumm

Bei Gefahr Scheibe einschlagen!

Ich hab mich sogar schon auf ihre Stelle beworben

Moment mal!

Ein Klassentreffen?

Ich möchte den hier bitte zurückgeben

Die Amazonenkönigin

Die Direktorin hatte es anders erlebt

Aha

Unser Recycling-Markt

Der letzte Gegner ist immer der schlimmste

Und? Wie ist es gelaufen?

Batman hat einen sechsten Sinn

Ich heiße Ella. Ich gehe immer nur in die zweite Klasse, aber das macht nichts, weil wir einen sehr netten Lehrer haben und eine unheimlich nette Klasse sind. Oder jedenfalls waren wir’s. In letzter Zeit ist es nämlich ein bisschen weniger nett bei uns. Es kommt daher, dass Mika dauernd schmollt.

Eigentlich ist das ja nichts Neues. Mika schmollt immer, wenn nicht alles so läuft, wie er es gern hätte. Und so läuft es eigentlich nie. Darum schmollt Mika auch ziemlich oft, und wir regen uns darüber nicht groß auf, weil Mika eben Mika ist. Er ist unser Schmoller, so wie Timo unser Klassengenie ist. Oder Tiina irgendwie die Normalste in unserer Klasse. Und Rambo der mit dem größten Dickkopf. Und Hanna die Praktischste von uns und Pekka der Speziellste.

Seit Neuestem schmollt Mika nur viel heftiger als früher. Und wir wissen sogar, warum. Es fing damit an, dass er uns von einem geheimen Batman-Treffen erzählte. Mika ist der größte Batman-Fan der Welt.

»Es gibt ein geheimes Batman-Treffen, und meine Mutter lässt mich nicht hin«, schluchzte er.

»Wie gemein!«, sagte ich.

»Total unfair!«, stimmte Hanna mir zu.

»Mütter sind doof«, knurrte der Rambo.

»Meine Mutter ist überhaupt nicht doof«, schluchzte Mika. »Meine Mutter ist die beste Mutter der Welt.«

»Ich dachte, sie lässt dich nicht zu dem Treffen«, sagte Tiina.

»Aber da kann sie ja nichts dafür«, schniefte Mika. »Sie weiß doch gar nichts davon.«

»Moment!«, mischte sich jetzt Timo ein. »Heißt das, du hast deiner Mutter gar nichts von dem Treffen erzählt, zu dem sie dich nicht gehen lässt?«

»Ich sag doch, es ist geheim«, schniefte Mika. »Dann kann man doch Müttern nichts davon erzählen.«

Da hatte Mika natürlich recht. Nachher hätten die Mütter noch mitkommen wollen. Dann wären wahrscheinlich die Batman-Umhänge schön sauber und geflickt gewesen, aber bestimmt hätten alle Batmans Mützen und Regenhosen anziehen müssen, und keiner hätte mit dem Batmobil durch die Gegend fetzen dürfen.

»Wenn sie davon wüsste – würde sie dich dann gehen lassen?«, fragte ich.

»Nein!«, schluchzte Mika.

»Und woher willst du das wissen, wenn du sie nicht fragst?«, fragte die praktische Hanna.

»Ich weiß es, weil Batman einen sechsten Sinn hat«, erklärte ihr Mika.

»Mein Vater hat auch einen sechsten Sinn«, sagte Pekka, der bis dahin still seine Hausaufgaben gemacht hatte.

Wir waren nicht mehr in der Schule, sondern an unserem geheimen Versammlungsort: in dem alten Bus, mit dem wir mal ein Rennen gegen ein Formel-1-Auto gewonnen hatten und der jetzt bei unserem Lehrer auf dem Hof stand.1 Es war winterlich kalt, und mit Fäustlingen an den Händen leserlich zu schreiben war echt schwer, aber Pekka hatte seiner Mutter versprochen, die Hausaufgaben gleich nach der Schule zu machen. Pekkas Mutter ist gleichzeitig unsere Schuldirektorin, da hat er’s manchmal nicht leicht.

»Und woran merkt man bei deinem Vater den sechsten Sinn?«, fragte ich, als Pekka nicht weiterredete.

»Daran, dass er schon Tage vorher spürt, dass ein Großputz ansteht«, sagte Pekka.

»Und dann drückt er sich?«, fragte Hanna.

»Er versucht’s«, sagte Pekka. »Meine Mutter hat nur leider einen siebten Sinn und merkt schon Tage vorher, was er vorhat.«

Aber egal, wie es bei Pekka zu Hause war, Mikas Problem war echt nicht leicht zu lösen: Seine Mutter ließ ihn nicht zu einem geheimen Treffen, von dem sie nichts wusste und von dem Mütter auch nichts wissen durften, weil es sonst ja nicht mehr geheim gewesen wäre, also durfte er sie nicht mal fragen, ob er hindurfte, obwohl sie es ihm sowieso nicht erlaubt hätte.

»Ich hab eine Idee«, sagte Timo.

Wir fanden, darauf hatten wir auch lange genug gewartet.

»Mika muss als Mensch und als Batman seine Mitte finden«, erklärte er uns. »Er muss reifen und innerlich wachsen. Damit beweist er seiner Mutter, dass sie ihm vertrauen kann, und wenn sie ihm vertraut, lässt sie ihn auch zu dem Treffen.«

»Hört sich gut an«, sagte ich.

»Seine Mitte finden, was soll das heißen?«, fragte Tiina. »Meinst du, er soll Yoga machen oder so was?«

»Ich kann nicht so die Beine verknoten, das tut mir weh«, schluchzte Mika.

»Reifen – meinst du wie eine Pflaume oder so?«, fragte Hanna.

»Ich bin keine Pflaume!«, beschwerte sich Mika.

»Er soll erst mal äußerlich wachsen«, knurrte der Rambo. »Wenn er groß ist und Muckis hat, kann er alle umhauen, dann braucht er keine geheimen Treffen mehr.«

»Das klappt bei mir nie«, schniefte Mika. »Nicht mal der Kaktus auf meinem Fensterbrett ist gewachsen, und bloß, weil ich ihm kein Wasser gegeben hab.«

»Bei meinem Vater klappt das mit dem äußerlichen Wachsen immer noch«, sagte Pekka.

»Echt jetzt?«, wunderte ich mich.

»Ja. Gerade reichen ihm mal wieder die Löcher in seinem Gürtel nicht mehr«, erzählte Pekka.

Wir sahen Mika an und fanden ihn ganz schön mickrig. Das mit dem äußerlichen Wachsen würde in jedem Fall länger dauern. Und den Rest hatten wir sowieso nicht richtig verstanden.

Zum Glück erklärte uns Timo seine Idee noch mal genauer.

»Mika muss eine Persönlichkeit mit Selbstbewusstsein werden«, sagte er. »Dann ist er auch keine solche Heulsuse mehr.«

»Aha«, sagten wir.

»Und Selbstbewusstsein erwirbt man sich durch Heldentaten«, sagte Timo. »Mika muss zwölf Heldentaten vollbringen.«

»Ausgerechnet Mika?«, rutschte es mir heraus.

»Der berühmte Herkules hat zwölf Heldentaten vollbracht, um die Gunst der griechischen Götter zu erringen«, erklärte uns Timo. »Und genau das Gleiche muss Mika tun, um die Gunst seiner Mutter zu erringen. Nach zwölf Heldentaten kann ihm kein Mensch mehr verbieten, zu dem Batman-Treffen zu gehen.«

»Nicht mal meine Mutter?«, wollte es Mika genau wissen.

»Wahrscheinlich nicht mal deine Mutter«, sagte Timo vorsichtig.

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Endlich geht’s mal ordentlich zur Sache

Das Buch hieß Die zwölf Heldentaten des Herkules, und Timo hatte es aus der Bücherei ausgeliehen. Es war ein schönes Buch, auf dessen Umschlag ein Muskelprotz mit einem Löwen kämpfte.

»Erst sollte Herkules nur zehn Taten vollbringen, aber am Ende wurden es doch zwölf«, erklärte uns Timo.

Wir nickten. Das kannten wir von zu Hause: Erst sollte man nur die Socken in den Wäschekorb werfen, und am Ende musste man noch den Spielkram aufsammeln, sein Bett machen und die Schulsachen für den nächsten Tag packen.

»Ich finde, ihr seht euch ein kleines bisschen ähnlich«, wollte Tiina was Nettes zu Mika sagen.

Es war aber echt ein sehr kleines bisschen. Der Herkules auf dem Umschlag war knackbraun, mit Muskeln bepackt, bärtig und nackt. Und Mika war blass und dünn, hatte nicht die Spur von einem Bart und war von oben bis unten angezogen. Er trug eine wattierte Winterhose, eine wattierte Jacke, zwei Paar Fäustlinge übereinander, einen zwei Meter langen Schal, einen Batman-Umhang, eine Batman-Maske und eine dicke Mütze. Zusätzlich zu den Fäustlingen, die er anhatte, hatte ihm seine Mutter ein Ersatzpaar mit Sicherheitsnadeln an den Jackenärmeln befestigt. Vielleicht wurde Mika diesem Herkules ja ähnlicher, wenn er auch zwölf Heldentaten vollbracht hatte.

»Warum klammert der sich so komisch an dem Löwen fest?«, fragte Mika und zeigte mit dem Daumen seines Fäustlings auf das Bild.

Leider konnte man die Einzelheiten auf dem Bild jetzt nicht mehr so gut erkennen, weil es ganz nass war. An dem Daumen von dem Fäustling hatte Mika nämlich die ganze Zeit herumgelutscht.

»Dazu kommen wir gleich«, sagte Timo.

»Wozu jetzt?«, fragte Pekka.

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»Zu Herkules’ Heldentaten«, sagte Timo geduldig.

Wie sich herausstellte, hatte er schon das ganze Buch gelesen. Timo kann klasse lesen. Und er ist wahnsinnig klug. Während dieser Herkules nur wahnsinnig war, wenigstens zeitweise. Und als es ihm wieder besser ging, hat er seine Heldentaten vollbracht. In seinem Wahnsinn hatte er ein paar schreckliche Sachen angestellt, und die Heldentaten sollten auch eine Art Sühne sein. So hat es uns Timo erzählt.

»Aber ich hab doch nichts Schreckliches angestellt«, schluchzte Mika. »Ich will doch nur zum Batman-Treffen.«

»Die Geschichte ist ja auch nur eine Sage, eine Art Märchen«, versuchte ihn Timo zu beruhigen.

»Heißt das, dass es diesen Herkules gar nicht gegeben hat?«, wollte Hanna wissen.

»Das heißt, dass wir solche Geschichten nicht wörtlich nehmen müssen«, sagte Timo. »Für uns ist nur wichtig, was wir daraus lernen. Und in unserem Fall lernen wir daraus, dass es bei Mika ganz ähnlich ist wie bei Herkules: Er hat es sich auch mit jemand Höherem verdorben, nur eben nicht mit Göttern, sondern mit seiner Mutter, weil er ohne ihre Erlaubnis zum geheimen Batman-Treffen gehen will.«

»Will ich doch gar nicht«, schniefte Mika.

»Willst du doch. Du willst es dir nur nicht eingestehen«, sagte Timo, der sich manchmal echt anhört wie unser Lehrer.

»Aber wie kann er es sich mit seiner Mutter schon verdorben haben, wenn die noch gar nichts von dem Treffen weiß?«, fragte Tiina mit ihrem ganz normalen Verstand.

»Weil sie einen siebten Sinn hat«, vermutete Hanna. »Ich glaube, alle Mütter haben den.«

»Und für die Heldentaten muss er sich wirklich nackt ausziehen?«, fragte Pekka.

»Im Winter bestimmt nicht«, sagte ich.

»Wenn von mir einer verlangt, dass ich mich nackt ausziehe, hau ich ihn aus dem Hemd!«, knurrte der Rambo.

»Mir macht das nichts aus«, sagte Pekka und nestelte auch gleich an seiner Jacke herum. Aber da griff zum Glück Timo ein und hielt ihn zurück.

»Jetzt les ich euch erst mal vor, um was für Heldentaten es überhaupt geht«, sagte Timo.

Da spitzten wir alle die Ohren und saßen mucksmäuschenstill. Nur Mika zupfte nervös an seiner Batman-Maske herum, und an den Augen, die aus der Maske herausschauten, sah man, dass ihm die ganze Sache nicht geheuer war.

Dann begann Timo die Kapitelüberschriften aus dem Buch vorzulesen. Sie hießen

  1. Die Erlegung des Nemeischen Löwen
  2. Die Tötung der Hydra
  3. Das Einfangen der Kerynitischen Hirschkuh
  4. Das Einfangen des Erymanthischen Ebers
  5. Das Ausmisten der Rinderställe des Augias
  6. Das Verjagen der Stymphalischen Vögel
  7. Das Einfangen des Kretischen Stiers
  8. Die Zähmung der menschenfressenden Pferde des Diomedes
  9. Der Raub des Gürtels der Amazonenkönigin Hippolyte
  10. Der Raub der Rinder des Riesen Geryon
  11. Das Pflücken der goldenen Äpfel der Hesperiden
  12. Das Heraufbringen des Höllenhundes Kerberos an die Oberwelt

Als Timo fertig war, mussten wir erst mal durchatmen. Ich fand, die Heldentaten hörten sich ziemlich kompliziert an. Und obwohl ich wusste, dass es zwölf waren, kam es mir vor, als wären es mehr.

Pekka war dann der Erste, der wieder was sagte.

»Hört sich einfach an«, behauptete er.

»Ich hätte nicht gedacht, dass es um so viele Tiere geht«, sagte ich.

»Und so viel ums Töten, Fangen und Rauben«, sagte Tiina.

»Endlich geht’s mal ordentlich zur Sache!«, freute sich der Rambo.

»Einmal muss er aber auch nur aufräumen oder so«, hatte sich Hanna gemerkt.

»Das ist das Einzige, wovor ich ein bisschen Bammel hätte«, gab Pekka jetzt zu.

Dann wollten wir hören, was Mika zu sagen hatte. Schließlich sollte er ja die Heldentaten vollbringen. Er sagte aber nichts, und wenn er was gesagt hätte, hätten wir es nicht gehört, weil er schon viel zu weit weg war. Wir sahen ihn nur noch von hinten, wie er in einem Höllentempo nach Hause rannte. Wenn eine seiner Heldentaten ein Rekordlauf nach Hause gewesen wäre, hätte er sie jetzt schon abhaken können. Es war echt schade drum.

»Vielleicht braucht er ein bisschen mehr Zuspruch«, vermutete Hanna.

»Und Hilfe«, sagte ich.

»Dafür sind seine Freunde schließlich da«, sagte Tiina.

»Kenn ich die?«, fragte Pekka.

»Morgen geht’s los«, sagte Timo und schlug sein Buch zu.

Brat ihm schon eins über!

»Der Nemeische Löwe war eine grausliche Bestie, und er hatte ein so dickes Fell, dass man ihn mit Speeren, Pfeilen und Schwertern nicht besiegen konnte. Darum hat Herkules ihm eins mit einer Keule übergebraten, und als er immer noch nicht genug hatte, hat er ihn mit bloßen Händen erwürgt.«

So erzählte uns Timo die erste Herkulesgeschichte, dann überreichte er Timo ein Nudelholz.

»Das gehört meiner Mutter, also mach’s nicht kaputt!«, sagte er.

Mika sah in seinen Winterkleidern und mit der Batman-Maske kein bisschen wie der Herkules in dem Buch aus, und das Nudelholz änderte daran auch nicht viel. Trotzdem waren wir mächtig stolz, dass er es mit einer grauslichen Bestie aufnehmen wollte.

»Nanu, wollt ihr uns was backen?«, fragte der Lehrer, als er die Haustür aufmachte und uns sah.

Die Sache war die, dass wir keinen passenden Löwen für Mikas erste Heldentat hatten finden können. Bis nach Afrika ist es von uns aus zu weit, und es gibt auch keinen Zoo oder Zirkus in der Nähe. Zum Glück war dem schlauen Timo dann eingefallen, dass man das Haus unseres Lehrers auch als Höhle des Löwen bezeichnen könnte. Und jetzt hatte Mika auch noch das Glück, dass auf unser Klingeln der Löwe selbst an die Tür kam.

»Brat ihm schon eins über, sonst haut er noch ab!«, zischte der Rambo und schob Mika nach vorn.

»Gibt’s ein Problem, Mika?«, fragte der Lehrer, der ein bisschen gestresst aussah. Im Hintergrund hörten wir das Baby der Lehrerfamilie weinen.

Noch gestresster als der Lehrer sah aber Mika aus, der kurz davor war loszuheulen. Auf der Türschwelle waren nämlich auch die zwei großen Hunde des Lehrers aufgetaucht, Koj und Ote, die eigentlich Halbkojoten sind. Sie hatten sonst nichts gegen Mika, aber jetzt, wo er sich mit beiden Händen an das Nudelholz klammerte, schauten sie ihn misstrauisch an.

»Ja, es gibt ein Problem«, schluchzte Mika.

»Ist es kaputt?«, fragte der Lehrer und beugte sich zu dem Nudelholz in Mikas Händen hinunter. Sein Kopf wäre genau auf der richtigen Höhe gewesen, aber Mika ließ sich die gute Gelegenheit entgehen. Und es kam sogar noch schlimmer: Er gab dem Lehrer das Nudelholz.

Wir anderen stöhnten vor Enttäuschung auf.