„Der kürzeste Weg zu sich selbst führt um die Welt herum“

(Eduard Graf von Keyserling)

Trutz Hardo

Per Anhalter um die Welt

Das große Abenteuer

Weltreise Teil I

Europa – Asien – Australien – Südsee – Neuseeland

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Kapitel Vorbereitungen

1.       Meine Reise ins winterliche Schweden

2.       Als Tellerwäscher in Kopenhagen

3.       Als Kellner im mondänsten Hotel Skandinaviens

4.       Die letzten Vorbereitungen

2. Kapitel Der lange Weg nach Indien

1.       Mein erotisches Abenteuer in Slowenien

2.       Küsse in Bulgarien

3.       Meine Begegnung mit einem Dieb in Istanbul

4.       Von Teheran nach Kabul

5.       Amöbenruhr in Pakistan

3. Kapitel Indien, Nepal und Sri Lanka

1.       Als Englischlehrer an einer tibetischen Schule

2.       Auf dem Weg nach Benares, Indiens heiligster Stadt 58

3.       Weihnachten in Kathmandu

4.       Von einem Panther überrascht

5.       Bei den Ureinwohnern Indiens

6.       Als Lord Krishna verehrt

7.       Barfuß mit den Jain-Mönchen unterwegs

8.       Mein erster LSD-Trip in Goa

9.       Eine persönliche Begegnung mit Sai Baba

10.      Auf einer Kaffeeplantage in Südindien

11.      Als Assistent eines Salzsäure schluckenden Yogis

12.      Vom Elefanten gejagt

13.      Begegnung in Sri Lanka mit einer drei Meter langen Echse

14.      Im Ashram von Sri Aurobindo

15.      Mein Abschied von Seiner Heiligkeit

4. Kapitel Südostasien

1.       Von einem Mafioso beinahe in Thailand erschossen

2.       In einer laotischen Opiumhöhle

3.       Die überwurzelten Gesichter Angkor Wats

4.       Auf dem Weg nach Singapur

5.       Als Blinder Passagier von Sumatra nach Java

6.       Auf der Insel der großen Vulkane

7.       Bei den schönen balinesischen Tänzerinnen

8.       Wie Allah uns das Leben rettete

9.       Als Ehrengast auf der Geburtstagsfeier des Königs von Timor

5. Kapitel Australien, Neuseeland, Tahiti

1.       Als Baggerfahrer im australischen Busch

2.       Als Rausschmeißer in Sydney

3.       Allabendlich als Vertreter von Tür zu Tür

4.       Mit der Aktentasche unter dem Arm durch halb Australien

5.       Meine gewonnene Flugreise nach Bangkok

6.       Wie Autodiebe ihren Spaß mit mir hatten

7.       Als Kartoffelaufleser in Neuseeland

8.       Im Intercontinental Hotel als Dauergast

9.       Wie ich einem Gottesdiener begegnen durfte

10.      Als Distriktmanager auf dem Operationstisch

11.      Hochwasser auf Tahiti

12.      Die tödliche Spinne auf Bora-Bora

Vorwort

Was der Leser, die Leserin in den vier Bänden, die meine Weltreise beschreiben, mit inneren Augen und der Seele mitverfolgen wird, war sicherlich eines der letzten großen Abenteuer, das sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bot. Ich wollte die ganze Welt kennenlernen, das heißt, möglichst viele Länder bereisen, obwohl meine geringen finanziellen Mittel mir keine andere Perspektive boten, damit sparsamst umzugehen, das heißt, kaum Geld für Übernachtungen und Transport auszugeben.

Ab den 1950er Jahren wurde das Trampen, das kostenlose Reisen per Anhalter, oder wie der Engländer sagt, das hitch-hiking, immer beliebter. In den 1960er und 1970er Jahren erreichte diese Art von Reisen unter Jugendlichen ihren Höhepunkt, während es mit Ende der 1980er Jahre sehr zurückgegangenen war. Und im Beginn des 20. Jahrhunderts trifft man nur selten einen jungen Mann oder eine junge Frau, die am Straßenrand mit erhobenem Daumen für längere Strecken eine freie Mitfahrgelegenheit suchen. Diese Trampergeneration lief mit der Hippiegeneration nahezu parallel. Letztere kulminierte Mitte der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre.

In den 1960er Jahren trampten also viele junge Leute. Wenn ich mich am Zehlendorfer Kleeblatt oder in Dreilingen am Ende der Berliner Avus aufstellte, beobachtete ich, wie 20 bis 30 Tramper dort schon den sich nähernden und meist vorbeifahrenden Autos und Lastwagen zuwinkten. Tramperinnen fanden meist sehr schnell eine kostenlose Mitfahrgelegenheit, sodass, um nicht ewig lang warten zu müssen, für mich feststand, mich in die Nähe einer Tramperin aufzustellen, und sobald sie in ein Auto eingestiegen war, schnell herbeizueilen und den Fahrer zu fragen, ob auch für mich noch ein Platz vorhanden sei. Mehrere Tausend Kilometer habe ich allein in Westdeutschland einschließlich des nonstop durchzureisenden Interzonenverkehrs durch die DDR per Anhalter zurückgelegt.

In meinen Semesterferien trampte ich jeden Sommer für einige Wochen ins Ausland, sodass ich auf diese Weise Skandinavien, Westeuropa, die europäischen Mittelmeerländer und auch die meisten außereuropäischen Länder, die an das Mittelmeer grenzen, bereiste. Regenschirm und Wanderrucksack, worauf ein Schlafsack gebunden war, waren mein einziges Gepäck. Viele Abenteuer, die ein Tramperherz beglücken, habe ich auf diese Weise erleben dürfen. Wen wird es also wundern, wenn in mir der Wunsch entstanden war, nach meinem Studium einen Großteil der Welt per Anhalter erkunden zu wollen? Die Voraussetzungen dafür waren in meinem Lebensschicksal wohl schon vorgezeichnet. Als ich gerade fünf Jahre alt geworden war, verstarb meine Mutter. Ein Jahr später nach Kriegsende brachte mein Vater uns vier Kinder aus Thüringen nach Hessen, sodass wir nicht in der bald darauf entstandenen russischen Zone und der aus dieser hervorgegangenen DDR von allen Reisemöglichkeiten in die freie Welt ausgesperrt blieben. Von meinem Vater erbte ich wohl dessen unruhiges Leben, denn als Dichter mit dem Pseudonym Molar reiste er in der Nachkriegszeit in den Zügen durch Westdeutschland und verkaufte dort gewinnbringend seine Gedichte. (Über meinen Vater und seine Kinder hatte ich später einen vierbändigen Roman geschrieben (siehe www.trutzhardo.com). Meine Geschwister und ich wurden meist getrennt voneinander in Internaten oder bei fremden Familien untergebracht, sodass ich schon vor meinem zehnten Lebensjahr daran gewöhnt war, immer wieder in neuen Umgebungen leben und mit neuen Menschen auskommen zu müssen. Wir Kinder waren oft auf uns allein gestellt und hatten demzufolge niemand der uns Nahestehenden, denen wir unseren Kummer geklagt haben konnten. Somit begegneten wir Geschwister uns nur gelegentlich, und zwar bei unserer Großmutter, die ich meist in den Schul- und Wintersemesterferien besuchte. Hieraus ergab sich eine weitere wichtige Vorausbedingung für meine langandauernde Weltreise, denn ich hatte sozusagen kein eigentliches Zuhause und nur geringe Familienbindung, sodass ich nicht voreilig aus Sehnsucht nach Hause meine Reise abbrechen musste. Dies geschah mit vielen Trampern, die ich unterwegs antraf, da sie ein Telegramm bekamen, welches sie zum Beispiel wegen eines Todesfalles in der Familie oder einer Hochzeit nach Hause rief oder dass sie einfach von Heimweh gepackt wurden. Doch das eigentliche Motiv meiner Reisen sollte ich erst viel später erkennen. Was jedoch gegen meine beabsichtigte Reise stand, war meine Gesundheit. Ich war von heftigen Hämorrhoiden geplagt und bekam zudem noch hin und wieder Schmerzen am Hals als Nachwirkung einer unausgeheilten Mononukleose. Außerdem litt ich unter Gastritis, die sich schon zum Magengeschwür hin neigte, weshalb man vorschlug, mich operieren zu lassen. Das heißt, alle Ärzte, denen ich von meiner Weltreise erzählte, rieten mir strikt von diesem Vorhaben ab. Doch die Ferne (oder war es eine innere Stimme?) rief mich. Und dieser Ruf war stärker als mahnende Vernunftaspekte. Nach Beendigung meiner Weltreise wollte ich entweder mich bei der Lufthansa als Pilot bewerben oder die Diplomatenlaufbahn einschlagen, war doch mein Trieb, die Welt kennen zu lernen, ungezügelt. Auf keinen Fall beabsichtigte ich, Lehrer im eigenen Land zu werden. Vielleicht würde ich mich ja auch meinem geheimen Wunsch entsprechend irgendwo als Schriftsteller niederlassen. Doch über all diese Möglichkeiten sollte nach meiner Rückkehr nach Deutschland entschieden werden.

Nach nunmehr bald 40 Jahren, nachdem ich meine Trampreise begann, setze ich mich nun auf der Isla de Margarita in Venezuela im Juli 2005 an meinen Laptop und beginne mit der Niederschrift dieses vorliegenden ersten Bandes. Bis ins Alter hinein ist mein Fernweh mir geblieben, sodass ich jedes Jahr einige Monate – vor allem während des europäischen Winters – im oft weit entfernten Ausland verbringe, ist doch die Welt meine eigentliche Heimat geworden, weshalb ich mich schon lange als Weltbürger fühle.

Leider führte ich auf meiner großen Weltreise kein Tagebuch, habe jedoch für den ersten Teil meiner Reise eine kleine Kamera dabei gehabt, um gelegentlich zu Fotografieren. Einige Briefe, die ich von weiter Ferne an Freunde oder Familienmitglieder sandte, sind erhalten geblieben, sodass mir gelegentliche genaue Datierungen zur Verfügung stehen. Auch werde ich hin und wieder aus diesen Briefen zitieren. Meine Schwester und mein Bruder übergaben mir „zufällig“ anlässlich eines Familientreffens in Regensburg im Juni 2005 ein Bündel dieser gesammelten Briefe, von denen ich gar nicht wusste, dass sie noch existierten. Dies war für mich ein Signal, dem lang gehegten Wunsch nachzukommen, die aufregendsten Abenteuer meiner Weltreisen als Buch zu veröffentlichen. Leider liegen einige meiner diversen Reisepässe, die mir auf der Reise oder späterhin abhanden kommen sollten, nicht mehr vor, sodass ich meist nicht in der Lage bin, genaue Ein- und Ausreisedaten wiederzugeben. So bin ich mehr oder weniger auf meine jetzigen Erinnerungen angewiesen, wobei sicherlich auch viele interessante Erlebnisse bereits der Vergessenheit anheim gefallen sind. Dies hat jedoch den Vorteil, dass dieser Bericht nicht zu umfangreich ausfallen wird. Doch sind mir wohl die meisten der intimen Begegnungen mit Personen des anderen Geschlechts noch gut in Erinnerung, sodass der Leser/die Leserin mir verzeihen möge, wenn die Beschreibungen solcher Begegnungen oft in den Vordergrund zu rücken scheinen, obwohl ich diesbezüglich schon einige Interna ausgeklammert habe.

Einige Länder, die ich durchreiste, werde ich nur en passant erwähnen, während ich mich in anderen Ländern bei bedeutenderen Erlebnissen länger aufhalte. Auch werde ich bei der Erwähnung der Länder nur hin und wieder deren Flächengröße und Bevölkerungszahlen angeben, kann man solcherlei Beschreibungen in Reiseführern nachlesen. Diesen vier Büchern sind jedoch Welt- und einige Landkarten beigefügt, sodass man die Reiseruten optisch mitverfolgen kann. Auch sind einige Fotos widergegeben, die ich nach meiner Rückreise in Alben zusammenstellte.

Mein damaliges Lebensmotto war: „Ich lebe nur einmal.“ Und dieses Leben will ich so erlebnisreich und so spannend wie möglich gestalten. Ja, ich will die ganze Welt bereisen und ein Abenteuer nach dem andern erleben. Ich wusste damals noch nicht, dass dies wohl das letzte geographische Abenteuer großen Stils werden sollte, denn schon bald führten verschiedene Länder bei der Visumerteilung ein, dass man nur in ihr Land einfliegen kann oder nur dann über ihre Landesgrenze einreisen darf, wenn man ein Ausreiseticket mit dem Flugzeug vorzuweisen hatte.

Und nun, liebe Leserin und lieber Leser, begleiten Sie mich auf meiner atemberaubenden Weltreise. Viel Vergnügen.