Christian Lunzer - Peter Hiess

Der Fall Erzsébet Báthory

Das wilde Herz der Blutgräfin

 

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Kreittmayrstr. 26, 80335 München

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ISBN 978-3-95616-563-4

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Inhalt

Das wilde Herz der Blutgräfin

Quellen

Lust auf mehr?

Mütter, Töchter, Ehefrauen

Gift & Galle

Auf Messers Schneide

Weibliche Tugenden

Mörderische Arbeitsmarktverwaltung

Mord am Arbeitsplatz

Arbeitsplatz und Ausbildung

Die Autoren

Der Verlag

Impressum

 

Das wilde Herz der Blutgräfin

»Im unterirdischen Gewölbe von Csejte spielte sich das übliche, blutige Drama ab. Erzsébet schrie und lachte wie eine Irre; die Ärmel aus weißem Leinen hochgekrempelt, die Arme von Blut gerötet und mit großen Flecken auf dem Kleid rannte sie zur Tür und wieder zurück, lief an den Mauern entlang und ließ ihr Opfer [die schöne Magd Doricza, die eine Birne gestohlen hatte] nicht mehr aus den Augen. Noch andere warteten hinter dieser Tür. Die beiden alten Weiber waren emsig damit beschäftigt, mit ihrer Sammlung von Zangen, Spießen und Schürhaken zu foltern. Doricza war nackt, ihr blondes Haar fiel aufgelöst über das Gesicht und ihre Arme waren gefesselt. Erzsébet versetzte ihr selber, bis zu ihrer Ermattung, mehr als hundert Hiebe mit der Gerte. Dann befahl sie, man solle ihr noch zwei andere Mädchen bringen und unterwarf diese nach einem kurzen Ausruhen der gleichen Misshandlung. Halbtot betrachtete Doricza ihre ohnmächtigen Gefährtinnen, die Gräfin und die mit Blut bespritzten Mauern. Erzsébet selber war von oben bis unten damit besudelt; ihre Leinenärmel klebten an ihren Armen. Sie zog ein anderes Kleid an und wandte sich erneut Doricza zu. Geronnenes Blut breitete sich in einer Lache zu Füßen des Mädchens aus, das trotz allem nicht sterben wollte. Da erschien Dorkó, die ihr wie üblich die Adern an den Armen aufschnitt; da erst sank Doricza in einem letzten Verströmen ihres Blutes tot in sich zusammen. Die beiden anderen lagen im Todeskampf, als die Gräfin das Waschhaus verließ und schäumend wilde Drohungen nach allen Seiten ausstieß. Alle waren an diesem Tag so von Furcht besessen und erschöpft, dass sie es unterließen, die Mauern und Steinplatten, die von Blut bedeckt waren, wie sonst üblich sorgfältig abzuwaschen.«

Valentine Penrose: »Die blutige Gräfin«

Dieser Auszug aus einem romanhaften Bericht über Erzsébet Báthory schildert die letzte Schreckensorgie der so genannten »Blutgräfin« in der Nacht vor ihrer Ergreifung.

Erzsébet (= Elisabeth) Báthory kam 1560 auf einer der Besitzungen ihrer altehrwürdigen und angesehenen Adelsfamilie in den Ausläufern der Karpaten zur Welt. Schon in ihrer Jugend war sie angeblich von atemberaubender Schönheit (das einzig erhaltene Porträt der Gräfin verrät davon allerdings nicht viel). Als Erzsébet zehn Jahre alt war, starb ihr Vater und sie wurde mit dem Grafen Ferencz Nádasdy verlobt – einem dunkelhaarigen, gut aussehenden Mann, der sein Leben dem Krieg (auf Seiten der Habsburger) gewidmet hatte und auch unter dem Namen »der schwarze Herr« bekannt war. 1574 wurde sie schwanger – wahrscheinlich von einem Bauernjungen aus der Umgebung. Ihre uneheliche Tochter wurde heimlich zur Adoption in die Walachei geschafft.