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Peter Eckhart Reichel

HÖRBÜCHER PRODUZIEREN

Von der Idee zur fertigen Audioproduktion: Ein Ratgeber





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

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HÖRBÜCHER PRODUZIEREN

 

Von der Idee zur fertigen Audioproduktion

 

Ein Ratgeber

von Peter Eckhart Reichel

 

eBook

 

 

 

 

© 2013 by Peter E. Reichel / hoerbuchedition words and music / Berlin.

Erste Auflage – eBook-Version

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Aufführung, Vertonung, kommerzielles Filesharing und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Originalbuch mit 17 integrierten Hörbeispielen und einer Video-Sequenz erschien 2011 als multimediale DVD bei hoerbuchedition words and music und kann über den Verlag oder im Buchhandel bestellt werden:

ISBN: 978-3-9813027-3-8

Diese eBook-Ausgabe musste leider wegen der sehr großen Datenmenge auf einige Abbildungen und alle integrierten Hörbeispiele verzichten. Dafür wird dieses eBook vom Autor regelmäßig überarbeitet und für den Nutzer kostenfrei aktualisiert.

Weitere Infos und Hörproben unter:

www.words-and-music.de

Für Ihre Anregungen oder Kritik habe ich immer ein offenes Ohr. Schreiben Sie bitte an: info@words-and-music.de

 

 

 

 

 

 

Dieses eBook hilft Autoren, Sprechern, Selbst- oder Miniverlegern, aber auch Schulen, Unternehmen und allen anderen, die an die Realisation einer eigenen Hörbuchproduktion denken. Hier werden die entsprechenden Aufgaben bei der Herstellung einer professionellen Audioproduktion Schritt für Schritt erläutert, ausgehend vom Hörer und seinen Hörgewohnheiten, über die verschiedenen Arten des Hörbuchs (Lesung, inszenierte Lesung, Hörspiel, Hörfeature), Texteinrichtung, Sprecherauswahl, Musik und Regie sowie Urheberrechtsfragen bis hin zu Studioaufnahmen und der eigentlichen Herstellung und Ausstattung von Hörbuchproduktionen. Gleichzeitig finden Sie auch Informationen über aktuelle Vermarktungsstrategien, einige Kalkulationsbeispiele und nützlichen Adressen. Theorie und Praxis ergänzen sich daher in allen wichtigen Arbeitsschritten. Dieser profunde Ratgeber wird Ihnen dabei helfen, eine erste Hörbuchproduktion so professionell wie möglich zu realisieren.

 

Inhalt

Einführung

Was ist ein Hörbuch?

Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne

Was bedeutet Konzentration?

Hörgewohnheiten und Hörorte

Was verstehen wir unter Hörgewohnheiten?

Hörformate:

Die Einzelsprecherlesung

Die Lesung mit zwei Sprechern

Die inszenierte Lesung

Das Hörspiel

Das Hörfeature

Der Radio-Essay

Was bedeutet und wie funktioniert Texteinrichtung?

Sprecherauswahl

Haupt- und Nebenrollen besetzen

Urheber- und Leistungsschutzrechte, Vertragsarten

Tonstudio & Aufnahmeraum

Arbeitsatmosphäre

Studio-Equipment und Ausstattung

Tontechniker, Toningenieur und Tonmeister

Wortaufnahmen und Regie

Nachbearbeitung

Geräusche und Sounddesigns

Musik:

GEMA-pflichtige Musik

GEMA-freie Musik

Mischen

Pre-Master, Master, Codes

Digitale Speichermedien:

Audio-CD

CD-ROM

DVD

MP3

Layout/ISBN/Verpackung/Booklet:

ISBN

Barcode

Verpackungsformen:

Das Jewelcase

Die CD-Single

Das Super-Jewelcase

Das Digipak

Das Digisleeve

Booklet

Press- Kopierwerk

CD-Herstellung

GEMA, GVL & VG Wort:

GEMA

GVL

VG Wort

Vertriebskanäle & Vermarktungsstrategien

Internetvertrieb & Widerrufsrecht

Was kostet eine Hörbuchproduktion?

Kalkulation einer Hörbuchproduktion

Studiokosten

Sprecher- und Schauspielerhonorare

Honorare für Regisseure

Endfertigung, Pre-Master, Master

Kalkulationsbeispiel 1:

Kalkulationsbeispiel 2:

Kalkulationsbeispiel 3:

Kalkulationsbeispiel 4:

Artwork/Grafikkosten

Presswerkkosten

Kostenvoranschläge

Checklisten

Von der Idee über das Manuskript bis zum fertigen Hörbuch:

Entwicklung, Beratung oder Betreuung für ihr Hörbuchprojekt

Die Textvorlage – eignet sie sich überhaupt für ein Hörbuch?

Das Budget - Was kostet was?

Was ist möglich?

Die Dramaturgie - Möglichkeiten der Texteinrichtung oder Texterstellung

Besetzung – Regie – Studio

Musik

Gestaltung

Herstellung und Abnahme

Schlussbemerkung

Über den Autor

Nützliche Adressen

Quellenangaben

 

Einführung


Als 1938 „Krieg der Welten“ nach dem Buch von H.G. Wells als fiktive Reportage von Orson Welles als Hörspiel vom amerikanischen Radiosender CBS am Abend vor Halloween ausstrahlt wurde, gab es noch keine Hörbücher oder Audiobooks, sondern eben nur Rundfunksender mit Wortprogrammen oder sogenannte „Sprechplatten“ und ihre Hörer. Manche hielten übrigens die Hörspielgeschichte vom Überfall der Marsbewohner auf die Erde für einen Tatsachenbericht. Obwohl damals bei der Ursendung mehrfach auf den fiktionalen Charakter des Hörspiels hingewiesen wurde, breitete sich Angst aus. Die „Invasion der Außerirdischen“ als Live-Reportage inszeniert, ist heute ein klassisches Beispiel dafür, welche suggestive Macht durch die geschickte Inszenierung eines erfundenen Stoffes (Fake) ausgehen kann. Ein raffinierter Regieeinfall reichte damals aus, um aus purer Fiktion Realitätsempfinden entstehen zu lassen. Das Hörspiel „Krieg der Welten“ machte den damals 23-jährigen Orson Welles berühmt und das Genre Hörspiel populär. Eine neue Hörkultur nahm ihren Anfang. Begonnen hat aber die Geschichte der Sprachaufzeichnungen schon sehr viel früher.

1857 entwickelte der Franzose Edouard Léon Scott de Martinville einen „Phonautographen”, der Schallwellen auf rußgeschwärztes Papier kratzte. Doch ist der Tüftler Léon Scott heute vergessen. Der Grund: Er konnte zwar einen Ton aufzeichnen, ihn aber nicht wieder abspielen. Vielleicht lag es auch an seinem Beruf, dass er sich mit dem Phonautographen zufrieden gab. Er war Korrektor, Drucker und Buchhändler, er wollte Sprache mechanisch aufschreiben, nicht Töne reproduzieren. Wie Forscher jedoch jüngst herausfanden, lässt sich eins der von ihm hergestellten und erhaltenen Blätter nun auch abspielen – zu hören ist eine Kinderstimme, die für etwa zehn Sekunden einen Ausschnitt aus „Clair de la lune” singt. Mit dieser Entdeckung läuft es Thomas Edisons Aufnahme von „Mary had a little lamb” den Rang als ältestes Tondokument der Welt ab.

Doch nach wie vor darf 1877, das Jahr von Edisons Durchbruch, als Beginn der Geschichte des Hörbuchs gelten, auch wenn das gesprochene Wort kurioserweise erst nach dem gesungenen für konservierungswürdig befunden wurde. Trotzdem hat es noch einmal ca. 100 Jahre gedauert, bis das gesprochene Wort massenhafte Verbreitung fand. Die ersten kommerziellen Audioproduktionen wurden erst 1952 in den USA und 1954 in Deutschland auf den Markt gebracht.

Aber auch der Begriff für konservierte Sprachaufzeichnungen hat sich in den vielen Jahren seit ihrer Erfindung immer wieder verändert. „Sprechplatten“ auf Schellack, später auch auf Vinyl gehörten jahrzehntelang zu den gehüteten Schätzen unserer Schallplattensammlungen. Begriffe wie „Literatur für Kopfhörer", „Bücher für Blinde", „Text-Kassetten“, „Worttonträger“ oder auch „Audiobooks“ bzw. „books-on-tape" kamen in unseren Sprachgebrauch und verschwanden teilweise daraus auch wieder. Heute hat sich im deutschen Sprachraum längst der Begriff „Hörbuch“ durchgesetzt. Als erster Verlag, der diesen Begriff kommerziell nutzte, gilt die „Deutsche Grammophon“, die 1987 zehn Romane als „Hörbücher" auf 59 Langspiel-Kassetten veröffentlichte. Zuvor hatte bereits seit 1954 die Deutsche Blinden-Hörbücherei in Marburg diesen Begriff eingeführt. Im gleichen Jahr veröffentlichte jedoch auch die „Deutsche Grammophon“ eine doppelseitig bespielbare Langspielplatte mit ersten Aufnahmen der Gründgens-Inszenierung „Faust I“ vom Düsseldorfer Schauspiel. Allerdings gab es bereits schon in den 1920er Jahren Schellack-Schallplattenaufnahmen mit literarischen Lesungen. Wer und wann also den Begriff „Hörbuch“ erstmals verwendete, ist daher bis heute nicht eindeutig geklärt und wäre sicherlich ein geeignetes Thema für eine wissenschaftliche Untersuchung.

Unumstritten ist aber: Hörbücher stehen stellvertretend für die Urform des Erzählens und sind die nächsten "Verwandten" des gedruckten Buches.

Immer mehr Menschen hören sie im Auto, meist auf dem Weg zu oder von ihrer Arbeitsstelle, auch werden längere Wartezeiten, Bahn- und Busfahrten, Dienstreisen oder die Urlaubsreise genutzt um Hörbücher zu konsumieren. Selbstverständlich gibt es da auch noch den „klassischen Hörer“, der zu Hause vor seiner HiFi-Anlage vertonte Literatur hochkonzentriert genießt. Aber viele Menschen schätzen auch die ablenkende Wirkung des Zuhörens beim Joggen oder auf dem Hometrainer und manch einer lernt auf diese Weise sogar Vokabeln einer Fremdsprache. Es werden auch häufig bei Routinearbeiten im Haushalt ganze Romane angehört, die man sonst vielleicht niemals lesen würde. Der amerikanische Werbeslogan „Double your time“ ist längst in unserer Realität angekommen und hält die Menschen dazu an, das Maximum aus ihrer freien Zeit herauszuholen. Neben dem Bildungsbedürfnis, der Freude an Unterhaltung und Entspannung, gewinnt der Begriff „Zeitmanagement“ beim Thema Hören zunehmend immer mehr an Bedeutung. Hörbücher sind „in“ und werden es auch langfristig bleiben. Heute gehören sie auf CDs oder auf anderen Speichermedien längst zu unserer Alltagskultur.

Branchenkenner gehen gegenwärtig von ungefähr 20.000 bis 25.000 lieferbaren Hörbuch-Titeln insgesamt sowie gut 2000 Neuerscheinungen pro Jahr aus, die im deutschen Sprachraum von 500 bis 600 Verlagen angeboten werden – wobei hier alle Verlagsgrößen mitgerechnet werden, auch Kleinst-Label mit nur einer oder zwei Erstproduktionen. Immerhin etwa 60 Prozent des gesamten Hörbuchmarktes werden allein von den Top 20 der Hörbuchverlage angeboten.

Hörbücher sind „in“ und werden es auch langfristig bleiben, selbst wenn sich inzwischen der Markt langsam konsolidiert und die Wirtschaftskrise leichte Rückgänge verursacht, und die CD-Piraterie und illegale Downloads längst auch diese Sparte eingeholt haben. Die Hörbuchbranche ist nach wie vor ein höchst interessanter Umsatzbringer für den digital angeschlossenen Buchhandel und auch für Verlage eine willkommene Erweiterung ihres Programms. Darüber hinaus scheint auch das Interesse an der Herstellung und Verbreitung audiogeeigneter Inhalte durch die flächendeckende Verbreitung des Internets stark angewachsen zu sein. Private Podcasts und Internetplattformen wie MySpace oder YouTube bieten neben Videos auch zunehmend Audioinhalte an. Viele Hörbuchproduzenten stellen Studioaufnahmen her, die nur als Download angeboten werden.

Die typischen Käufer von Hörbüchern leben in Großstädten, sind mittleren Alters (30 bis 50 Jahre), überdurchschnittlich gebildet, mit höherem Einkommen. 5,5 Prozent aller Bundesbürger haben 2008 mindestens ein Hörbuch erworben. Im Jahr 2010 waren es bereits rund 2,59 Millionen Personen, die mindestens ein Hörbuch kauften.

Eine potente Käuferschaft, die viele Verlage als zusätzlichen Ertrag eines Buchprojekts fest einkalkulieren. Immer öfter werden auch Autoren und Selbstverleger aktiv und lassen ihr Werke auch als Hörbuch produzieren.

Dieser Ratgeber wird Ihnen dabei helfen, eine erste Hörbuchproduktion so professionell wie möglich zu realisieren. Vielleicht sind Sie Autor und Sie möchten Ihren eigenen Text als Hörbuch selbst herausbringen? Vielleicht haben Sie schon lange den Plan ein eigenes Hörspiel zu produzieren und wissen nur nicht genau, wie Sie am besten Ihre Idee praktisch umsetzen können. Oder Sie sind Verleger und suchen für die Vertonung der literarischen Werke Ihrer Autoren einen speziellen Ratgeber, der Ihnen dabei hilft, eine erste Audioproduktion selbst zu produzieren.

Ich habe deshalb in diesem Buch versucht, die wichtigsten Informationen, Erfahrungen und Ratschläge weiterzugeben, die grundsätzlich alle Audioproduktionen begleiten und deshalb unbedingt berücksichtigt werden sollten. Diese Informationen sind aus der Sichtweise eines Hörbuchproduzenten (Autor, Textbearbeiter, Regisseur und Hörbuchverleger) zusammengestellt worden. Sie beschreiben praxisnah alle notwendigen Arbeitsschritte zur Herstellung eines Hörbuches in sinnvoller Reihenfolge und sind das Resultat meiner eigenen langjährigen Berufserfahrung. Aber es wurden auch praktische Hinweise anderer Kollegen aus der Branche hier mit berücksichtigt.


Was ist ein Hörbuch?


Viele Menschen glauben noch immer, ein Hörbuch sei ein vorgelesenes Buch. Ein Hörspiel kann allein schon deshalb kein Hörbuch sein, da es nur selten in Buchform veröffentlicht wird. Es gibt mittlerweile sogar in der Fachwelt einen regelrechten Streit über diese Frage, was nun ein Hörbuch ist. Der Audio Verlag (DAV) versuchte einmal z. B. diese Frage so zu beantworten:

Vereinfacht gesagt: Das Hörspiel ist der Inhalt, das Hörbuch die Verpackung - in etwa so, wie sich ein Roman zum Buch verhält. Ein Hörspiel ist eine eigenständige Gattung. Zum Hörbuch wird es, wenn ein Verlag es auf einen Tonträger (meist auf Kassette oder CD) bringt und vervielfältigt. Als Medium Hörbuch ist es dann über den Buchhandel oder über Nebenvertriebswege zu beziehen. Ein Hörbuch muss aber nicht zwingend ein Hörspiel zum Inhalt haben. Auch andere Gattungen, wie eine Lesung, ein Feature, ein Tondokument, sind mögliche Inhalte eines Hörbuchs.

Der „Arbeitskreis Hörbuch“ im Börsenverein des Deutschen Buchhandels definiert den Begriff in seinem Hörbuchlexikon dagegen wie folgt:

Ein Hörbuch, manchmal auch Audiobook genannt, ist ein auf Tonträger gespeicherter Text, der an die alte Tradition des mündlichen Erzählens anschließt und durch die Interpretation des Sprechers eine ganz besondere Wahrnehmung des Erzählten erlaubt. Selbst eine einfache, ungekürzte Hörbuchlesung kann so gegenüber der Buchvorlage durch die Auswahl eines bestimmten Sprechers einen eigenständigen Charakter bekommen. Deutlich mehr Möglichkeiten der Dramatisierung bietet eine inszenierte Lesung mit Musik (und/oder Geräuschen) oder eine Lesung mit mehreren Sprechern, obwohl eine Dramatisierung des Textes selbst nicht vorliegt. Genau dies leistet ein Hörspiel, nämlich eine dramatisierte Hörfassung eines Textes mit verteilten Sprecherrollen. Dabei muss im eigentlichen Sinn nicht einmal eine Buchvorlage existieren: Das klassische Hörspiel ist eine fürs Radio entstandene Kunstform, deren Wurzeln im Bereich Film und Theater liegen und das mit Elementen wie Stimmenmontagen, Geräuschen, Musik, Dialogen und Erzählpassagen ein eigenständiges Werk schafft. (…) Eine zweite besondere Kunstform, die der Hörfunk hervorgebracht hat, ist das Radio-Feature. Während sich das Hörspiel mehr an fiktionalen Texten orientiert, hat das Feature häufig dokumentarischen Charakter und stellt Sachthemen oder biografische Inhalte in den Mittelpunkt, ohne dass es dabei auf O-Töne, Spielszenen oder atmosphärische Elemente verzichten muss.

Sie sehen, eine ziemlich lange und umständlich formulierte Erklärung (die an dieser Stelle sogar leicht gekürzt wiedergegeben wurde). Meine eigene Definition dieses Begriffes ist da wesentlich kürzer und einfacher:

Das Hörbuch ist eine eigenständige akustische Kunstform.

Das Medium Hörbuch profitiert vor allem durch seine vielschichtigen Möglichkeiten, ja es ist ebenso vielfältig wie z. B. das Medium Film. Es gibt Romanverfilmungen wie auch Romanlesungen, Dokumentarfilme wie auch Hör-Feature, Kriminalfilme wie auch Krimihörspiele, usw.

Warum ich das Medium Hörbuch als eigenständige akustische Kunstform betrachte, soll in den nächsten Kapiteln näher erklärt und erläutert werden.

Die Möglichkeiten eine Audioproduktion zu entwickeln und zu gestalten sind überaus vielfältig. Die anspruchsvollste Form (quasi die „Königsdisziplin“) ist sicher das Hörspiel, aber auch die inszenierte Lesung mit mehreren Sprechern kann sehr reizvoll sein. Eine Einzelsprecherlesung muss nicht unbedingt „eintönig“ klingen; es hängt viel davon ab, welcher Sprecher, welche Schauspielerin einen Text mitgestalten soll. Häufig bestimmt bereits der Aufbau, die Struktur eines literarischen Werkes, das als Vorlage für ein Hörbuch dienen soll, die Form der Vertonung, die wir allgemein als Hörformat bezeichnen.

Gute Hörbücher sind nie langweilig und müssen von Anfang bis zum Ende faszinieren. Die Langeweile ist der Tod eines jeden Kunstwerkes.

Und Hörbücher sind Kunstwerke!

Ein guter Film lehrt uns immer auch das Sehen.

Ein gutes Hörbuch sollte uns immer das Zuhören lehren.

Die Inhalte (egal ob laufende Bilder oder gesprochene Worte) müssen also in unserem Gehirn Aufnahme finden, sonst verfehlen sie ihre Bestimmung. Es gilt inzwischen als wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass akustische Reize die optische Wahrnehmung beschleunigen. So erklärt sich auch dieses Phänomen, dass beim Hören die berühmten eigenen Bilder in der Fantasie des Zuhörers entstehen. Stichwort: Kino im Kopf. Dazu gehören aber zwei Fähigkeiten: Konzentration und Aufmerksamkeit.


Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne


Nicht jeder Autor beherrscht die Kunst ein brauchbares Hörbuch zu verfassen, ebenso wie es den meisten Autoren schwerfällt, ihr eigenes Werk für eine Verfilmung zu adaptieren. Der Leser eines Romans nimmt sich in der Regel genügend Zeit, sich ein inneres Bild über eine Person oder über ein Ereignis in seiner Fantasie aufzubauen. Nach der Lektüre eines Kapitels, legt er sein Buch beiseite und liest vielleicht am nächsten Tag das nächste. Anders verhält es sich bei einem Hörbuch. Die meisten Hörbuchkonsumenten bevorzugen das Abhören einer Produktion möglichst ohne Unterbrechungen. Ähnlich wie beim Film, empfindet der Hörer Unterbrechungen als störend. Haben Sie sich nicht auch schon einmal über die vielen Werbeunterbrechungen innerhalb eines spannenden Fernsehfilms geärgert? Diese Unterbrechungen dienen natürlich kaum dazu, unsere Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne zu regenerieren, sie belasten sogar, weil sie den Handlungsverlauf für etliche Minuten blockieren, und obendrein ganz bewusst bei Filmszenen eingesetzt werden, an denen sich der Spannungsbogen einer Geschichte ganz besonders straff spannt. Dies erhöht keineswegs die Erwartungshaltung des Zuschauers, er zappt einfach auf einen anderen Kanal, um so dem lästigen Werbeblock zu entkommen. Er flieht sozusagen.

Auch Hörbuchkonsumenten wollen nicht aus der Geschichte fliehen müssen, sie möchten die Geschichte von Anfang bis zum Ende ohne Unterbrechung hören.

Unser Gehirn reagiert bei einer unerwünschten Werbeunterbrechung mit einer Art Schutzfunktion, auf die ich später noch näher eingehen werde.

Zunächst aber möchte ich etwas zum Thema Konzentrationsvermögen erklären. Viele Hörer lieben Hörbücher, die innerhalb eines Zeitrahmens von 70 bis 80 Minuten Spieldauer erzählt werden. Diese Zeitspanne entspricht in etwa dem durchschnittlichen Konzentrationsvermögen eines Erwachsenen.