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ABWESENDE FEINDE

JOHN JACKSON MILLER

BASED UPON STAR TREK AND
STAR TREK: THE NEXT GENERATION®
CREATED BY GENE RODDENBERRY

Ins Deutsche übertragen von
Susanne Picard

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Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – TITAN: ABWESENDE FEINDE
wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Susanne Picard;
verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust
und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – TITAN: ABSENT ENEMIES

German translation copyright © 2016 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2014 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

& © 2016 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All rights reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

ISBN 978-3-86425-731-5 (Juli 2016)

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Historische Anmerkung

Die Haupthandlung dieses Romans findet im November 2385 statt, nach dem Rückruf des Raumschiffs Titan und der Wahl des neuen Föderationspräsidenten in STAR TREK THE FALL »Königreiche des Friedens«.

Kapitel 1

Ralph Waldo Emerson war den Breen nie begegnet.

Frieden, so hatte der Poet behauptet, könne niemals durch Gewalt erreicht werden, nur durch Verständnis. Christine Vale wusste nicht viel über Emerson, der vor beinahe vierhundert Jahren gestorben war, aber sie kannte dieses Zitat. Es war eines von mehreren, die auf ihrem Offizierspatent der Sternenflotte niedergeschrieben waren. Und sie wusste, dass es in der Praxis ein beinahe nicht umsetzbarer Ratschlag war. Zumindest, was die Breen betraf. Denn niemand konnte die Breen verstehen.

Niemand war den Breen ebenbürtig, wenn es um Verschleierung und Intrigen ging, so viel hatten Geheimagenten der Föderation bereits herausgefunden. Die Konföderation der Breen, die aus vielen Völkern bestand, sicherte Gleichheit dadurch, dass ihre Mitglieder ihre physische Erscheinung hinter Rüstungen zu verstecken hatten. Ebenso zwang man sie, elektronische Vokoder zu benutzen, um ihre Stimmen zu verfälschen. Natürlich hatte Vale keinen Helm, um die schnarrenden Krächzlaute zu dekodieren, die das Wesen mit den leuchtenden Augen auf dem Hauptschirm der Brücke des Raumschiffs Titan von sich gab. Er (wenn es denn ein »er« war) wiederholte zornig seine schon zuvor geäußerte Forderung – wenn er überhaupt zornig war, und falls es überhaupt eine Forderung war.

Vale hatte keine Ahnung.

»Modan?«

Die goldhäutige Kryptolinguistin saß am anderen Ende der Brücke an ihrer Station und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht mehr als Sie«, meldete Ensign Y’lira Modan. Die türkisfarbenen Augen der Selenianerin weiteten sich entschuldigend. »Sie haben die Codes schon wieder geändert.«

Vom Kommandosessel aus richtete Vale ihren Blick wieder auf den einzelnen Sehschlitz des Breen, eine grün leuchtende horizontale Öffnung im grauen Helm des Fremden. Das seltsame Wesen ließ nun einen weiteren Schwall der ärgerlich klingenden Krächzer verlauten. »Er weiß doch, dass wir nichts verstehen. Ich schwöre, er redet nur, um uns zu ärgern.«

Modan warf die Hände in die Luft. »Er könnte genauso gut versuchen, uns ein Kochrezept zu übermitteln.«

»Das bezweifle ich stark«, stellte der dunkelhäutige Vulkanier fest, der im Sessel zu Vales Rechter saß. »In diesem Fall bestünde für die Breen-Schiffe wohl keine Notwendigkeit, mit erhobenen Schilden und aktivierten Waffen zu reisen.«

»Danke für diese Analyse, Tuvok.« Vale verdrehte die Augen. Der Vulkanier stellte immer wieder mit pedantischer Genauigkeit das Offensichtliche fest, aber es konnte andererseits nicht schaden, wenn sie sich daran erinnerte. Die Breen-Schiffe, denen die Titan sich hier gegenübersah, gehörten nicht der normalerweise verwendeten Klasse der Schlachtkreuzer an, sie waren etwas kleiner. Die Klasse musste noch identifiziert werden. Der Bauart nach schien es sich um Truppentransporter zu handeln, die auf einen Kampf im Weltall spezialisiert waren. Die Besatzung der Titan hatte sie vorläufig als »Lander« bezeichnet und war sicher, dass sie eine Bedrohung darstellten.

Aber Vale hatte ihre Befehle. Und sie hatte auch einen Plan, den sie in die Tat umsetzen würde, sobald sie diesen fruchtlosen Kommunikationsversuch mit diesem Breen hinter sich hatte. Ihr Blick war immer noch auf die schnarrende Gestalt auf dem Bildschirm gerichtet, doch sie beugte sich vor und faltete entschlossen die Hände. »Also gut. Wir werden jetzt Folgendes tun …«

»Admiral auf der Brücke!«

Endlich ein Satz, den sie verstand. Christine Vale wandte sich um, als William T. Riker die Brücke betrat. Er hatte den Blick auf den Hauptschirm gerichtet und ging um die taktische Konsole herum darauf zu.

Vale sah zu ihm und lächelte schuldbewusst. »Hier ist besetzt.«

»Ich benehme mich schon wie ein Admiral«, grinste Riker. »Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll.«

Der frischgebackene Admiral der Sternenflotte sah auf die Sessel, die sich links und rechts von Vale befanden. Commander Tuvok, der Veteran der Voyager war vorübergehend der Erste Offizier und beschäftigte sich eingehend mit der Konsole, die sich in der Lehne seines Sessels befand. Deanna Troi, Schiffscounselor und oberste Diplomatin, blickte ihm aus dem anderen Stuhl entgegen und warf ihrem Gatten einen seltsamen Blick zu. »Ich schätze, wir haben den Sitzplan noch nicht ausgearbeitet«, stellte sie fest.

»Vergiss es.« Riker wandte sich dem Hauptschirm zu. »Wie ist der Stand der Dinge?«

»Wie es aussieht, sollten Sie sich schnell eine Sitzgelegenheit suchen«, sagte Vale. »Ich werde Roten Alarm anordnen.«

Der Breen auf dem Schirm verstummte, verschwand und wurde vom Blick ins All ersetzt, den die Außenkameras einfingen. Die Breen-Lander hatten eine kreisförmige Formation eingenommen und umringten den Grund dieser Konfrontation: Zellmans Fund. Der Asteroid, der wie eine Yamswurzel aussah, strotzte nur so vor Trilithium. Und er hatte das Pech, dass man ihn in umstrittenem Raum gefunden hatte, der von den Breen und ihren Verbündeten im Typhon-Pakt, den Romulanern und den Tzenkethi, beansprucht wurde. Ungefähr sechstausend Siedler, die den unterschiedlichsten, nichtalliierten Völkern angehörten, nannten die Minenkuppeln, die sich auf dem Asteroiden drängten, ihr Zuhause, und die Titan war ihr einziger Beschützer.

»Die Breen machen keine Anstalten, den Asteroiden zu bedrohen«, sagte Tuvok und rief auf seiner Konsole diverse Daten auf. »Ich würde sagen, wir sind gerade rechtzeitig gekommen.«

»Rechtzeitig für ein Patt«, bemerkte Riker.

Tuvok legte die Fingerspitzen zusammen und blickte den Admiral unverwandt an. »Zwei Parteien wünschen, den gleichen Ort zu besetzen. Physisch unmöglich. Ohne Kommunikation ist ein Konflikt unvermeidlich.«

»Das haben wir doch schon versucht.« Vale starrte auf die Szene, die sich ihr bot. »Steuermann, bringen Sie uns in eine elliptische Umlaufbahn um den Himmelskörper. Geodätische Krümmung, lassen Sie sie per Zufallsmoment über dem Zentrum des Asteroiden oszillieren. Sie werden versuchen, Truppen und schweres Gerät immer auf der Seite landen zu lassen, auf der wir uns gerade nicht befinden. So können wir überall gleichzeitig sein.«

Sie warf einen Blick zurück zu Riker und stellte fest, dass er in respektvoller Entfernung, aber sehr aufmerksam neben dem Junior-Offizier an der taktischen Konsole stand. »Klingt das gut für Sie, Admiral?«

»Sie sind der Captain«, sagte er und kratzte seinen Bart. Nur wenig Grau war darin zu sehen. »Ich bin nur ein Zuschauer.«

Vale wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach, aber es war auf alle Fälle gut zu hören. Sie war nicht offiziell der Captain der Titan, das Kommando hatte sie nur zeitweilig inne. Will Riker war zum Föderationsrepräsentanten befördert worden. Gegenwärtig setzte der Admiral sein altes Kommando als Flaggschiff ein, um die Buschfeuer im Beta-Quadranten auszutreten, die von den Aktivitäten der Paktmächte entfacht worden waren.

Sich einen Kommandosessel zu verdienen, war das Ziel der meisten Kadetten der Akademie, doch nur wenige erreichten es wie Vale schon mit Anfang vierzig. Aber es auf diese Weise zu bekommen, war nicht sehr zufriedenstellend. Vielleicht lag es an den Schauergeschichten, die sie in der Vergangenheit gehört hatte. Selbst Captains, die so angesehen waren wie James T. Kirk hatten bereits die unwürdige Situation ertragen müssen, dass ihre Kompetenz von den Abgeordneten der Föderation infrage gestellt wurde, die sie zu transportieren hatten. Aber wenigstens hatten diese Besserwisser nicht in der Sternenflotte gedient. Vales ehemaliger Captain hatte eine reibungslose Übergabe versprochen, und bisher hatte Riker sich an dieses Versprechen auch gehalten. Er hatte selbst mit den gleichen Problemen zu tun gehabt, sowohl als Commander als auch als Captain. Aber es wäre wohl für jeden Offizier schwer gewesen, die Aufmerksamkeit seiner Besatzung während einer direkten Konfrontation eines Schiffs auf sich zu ziehen, wenn der Erfinder des »Riker-Manövers« sich auf der Brücke befand.

Noch ist es ja keine echte Konfrontation, dachte Commander Vale, und das traf sowohl auf ihre Beziehung zu Riker als auch auf die Situation mit den Breen dort draußen zu.

»Sieht aus, als würde es funktionieren«, sagte sie dann. »Kein einziges dieser Schiffe will es mit uns aufnehmen. Sie scheinen sich zurückzu…«

Ein Annäherungsalarm erklang.

»Ein weiteres Schiff nähert sich«, verkündete Tuvok.

»Sie scheinen sich zurückzuziehen, um Platz für Verstärkung zu schaffen, wollte ich sagen.«

»Nein. Es ist die Aventine, Captain.«

»Die Aventine?« Das war Ezri Dax’ Schiff. Und eigentlich hatte es hier nichts verloren. Vale blickte Riker an.

»Sehen Sie mich nicht an.« Der Admiral schien genauso verwirrt zu sein wie sie.

»Öffnen Sie einen Kanal«, befahl Vale. »Captain Dax, wir sind gerade sehr beschäftigt. Was kann die Titan für Sie tun?«

»Ich glaube, es ist eher umgekehrt: Ich kann etwas für Sie tun«, erwiderte die dunkelhaarige Trill, die nun auf dem Schirm erschien. »Wir überwachen die andere Seite des Asteroiden.«

»Danke für die Hilfe. Uns wurde schon ganz schwindlig.« Vale rieb sich die Hände. »Mit einem zweiten Schiff können wir alle Annäherungen erkennen und abwehren …«

Dax unterbrach: »Admiral Riker, wir haben eine Nachricht vom Kommando der Sternenflotte. Wir übermitteln sie auf einem sicheren Kanal.«

»Dafür wurde die Aventine geschickt?« Rikers Miene verfinsterte sich.

Vale wurde klar, dass es sich um etwas Wichtiges handelte.

Riker wandte sich um. »Ich nehme sie in meinem … dem Bereitschaftsraum des Captains entgegen.« Er machte sich auf den Weg.

»Er steht Ihnen zur Verfügung«, erwiderte Vale. Doch er war schon verschwunden.

Vale seufzte und wandte sich wieder Ezri zu. »Haben Sie in der letzten Zeit ein paar neue Witze aufgeschnappt? Diese Breen sind nicht gerade angenehme Gesprächspartner …«

Christine Vale hatte schon oft dieses lange, verlegene Schweigen erlebt, wenn man auf eine Antwort wartete, aber niemals bei Rotem Alarm. Die Aventine hatte sich der Patrouille um Zellmans Fund herum angeschlossen, und auch wenn die Gegenwart eines zweiten Föderationsraumschiffs die Breen nicht in die Flucht geschlagen hatte, kamen ihre Lander zumindest auch nicht näher. Doch auch Vale war einer Erklärung, warum die Aventine eigentlich gekommen war, keinen Schritt näher. Wenn Dax irgendetwas wusste, sagte sie es nicht.

Admiräle und Captains, dachte sie. Scheint, als gehörst du noch nicht zum Club, Christine.

Vale sah wieder zur Tür des Bereitschaftsraums hinüber. Immer noch geschlossen. Kein Laut drang heraus, wie es von einem Raum, in dem Gespräche geführt wurden, die privat bleiben sollten, auch zu erwarten war. Zum zweiten Mal dachte sie darüber nach, ob sie vielleicht einen Statusreport zu Riker bringen sollte, in der Hoffnung, einen Hinweis darauf zu bekommen, was los war.

Dann hörte sie plötzlich ein dumpfes Geräusch. Einen Aufprall auf die Tür. An der Ops-Station hob der cardassische Ensign, Zurin Dakal, prompt den Kopf. »Das klang, als hätte jemand einen Stuhl geworfen.«

»Behalten Sie bitte die Breen im Auge.« Aber Vale selbst sah nun auch den besorgten Ausdruck auf Trois Gesicht. Sie wollte die Frau nicht fragen, ob sie empathisch überprüfen konnte, was mit ihrem Gatten los war, aber die Miene der Betazoidin sprach Bände.

Troi holte tief Luft, als wolle sie etwas sagen, als ihr Kommunikator piepte. Es war Riker. »Deanna, ich brauche dich.«

Sie sprang sofort auf. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, der Admiral …«

Vale nickte bedeutsam. »Mh-hm.«

Der Captain sah dem Counselor hinterher. Ihre Locken wippten bei jedem Schritt. In der Sekunde, in der Troi die Tür erreichte, glitt sie auf und Rikers Hand zog sie hinein. Gedämpfte Konversation war zu hören. Nach einem Augenblick des Schweigens steckte Riker seinen Kopf aus der Tür.

»Sie kommen besser auch rein, Christine … äh, Captain.« Das Gesicht des Admirals war aschfahl. »Und Mr. Tuvok ebenfalls.«

Der Vulkanier wies auf den Hauptschirm. »Aber Admiral, die Breen …«

Tuvok unterbrach sich mitten im Satz, als Rikers Augenbrauen sich zusammenzogen und damit unmissverständlich klarmachten, dass er nicht an einer Diskussion interessiert war.

»Die Breen …«, begann Tuvok noch einmal langsamer, »… werden wohl nicht weglaufen.«

Vale nickte. »Mister Gibruch, Sie haben das Kommando«, befahl sie.

Riker verschwand wieder im Bereitschaftsraum. Vale stand auf und ging mit Tuvok zur Tür. »Sie lernen langsam, in seinem Gesicht zu lesen«, wisperte sie.

Der Vulkanier nickte. »Diesen Ausdruck kenne ich von Kathryn Janeway. Ich nenne ihn: ›Voller Stopp‹.«

Die Tür des Bereitschaftsraums schloss sich hinter Vale, als sie und Tuvok über den umgestürzten Stuhl stiegen. Riker hatte ihnen den Rücken zugewandt und stemmte sich mit den Handflächen gegen die hintere Wand. »Die Aventine soll unseren Platz hier einnehmen«, grollte er. Er drehte nicht zu ihr um. »Wir wurden von diesem Auftrag abgezogen.«

Troi sah ihren Gatten besorgt an. »Das ist nicht gut, oder?«

»Es ist noch schlimmer«, sagte Riker. Er wandte sich zu ihnen um und biss die Zähne zusammen. Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Die Föderation will, dass ich der Friedensabgesandte für Garadius IV werde.«

Troi blinzelte und schien endlich zu verstehen. »Oh.«

»Oh, ja.« Riker schüttelte den Kopf.

»Oh, nein«, widersprach sie leise. Sie griff hinter sich, tastete nach der Sessellehne und ließ sich in den Sitz fallen. »Oh.«

Verwirrt verschränkte Vale ihre Arme vor der Brust. »Garadius IV? Was ist denn an Garadius IV so schlimm?«

»Was an Garadius IV ist nicht schlimm?«, fragte Riker zurück und suchte sich nun seinerseits einen Sessel, um sich hineinfallen zu lassen. Er starrte mit leerem Blick gestikulierend an die Decke. »Ich wäre glücklicher, wenn ich hierbleiben und mich mit den Breen anlegen dürfte. Oder die Heimatwelt der Gorn unbewaffnet angreifen könnte. Irgendwas tun … alles, aber nicht das!«

Will Riker war dafür berüchtigt, unter Druck immer kühl zu bleiben. So aufgeregt hatte Vale ihn noch nie gesehen. Und das angesichts einer Friedensmission? Sie ging auf den Schreibtisch zu und sah sich die schematische Darstellung auf dem Schirm an. Garadius IV war eine größtenteils von Wasser bedeckte Welt, die man wegen ihrer unterseeischen Ressourcen schätzte.

»Soweit ich mich erinnere, beschränkt sich die Meinungsverschiedenheit auf Garadius IV auf zwei verhältnismäßig kleine Siedlergruppen«, stellte Tuvok fest und hob den umgestürzten Stuhl wieder auf.

»Achtzigtausend Einwohner«, las Vale laut vor. »Klingt nicht gerade nach einem besonders schweren Konflikt.«

»Es waren einst achthunderttausend Personen«, erklärte Troi. Sie suchte den Blick ihres Mannes, doch er starrte weiter ins Leere.

»Ich habe mit einem Raumschiff der Galaxy-Klasse eine Bruchlandung hingelegt. Das würde ich mit Freuden für den Rest meines Lebens – stündlich.« Er sah Troi an und fummelte an den beiden rechteckigen Rangabzeichen mit den beiden Sternen darauf, die an seinem Kragen befestigt waren, herum. »Ich sag dir, wenn es bei der Beförderung darum ging …«

Troi rückte mit ihrem Sessel näher an ihn heran und streckte tröstend die Hand aus, doch dann besann sie sich und sank wieder in ihren Sitz. »Ausgerechnet Garadius.«

»Admiral, ich verstehe nicht«, stellte Tuvok fest. »Wie kann eine Friedensmission denn etwas anderes sein als ein Kinderspiel, verglichen mit den Feindseligkeiten, denen wir uns hier gegenübersehen?«

Troi seufzte und schüttelte den Kopf. »Wir waren bei der letzten Friedenskonferenz dort, mit der Enterprise-D unter Captain Picard. Das ist nun sechzehn … nein, siebzehn Jahre her. Das hätten Sie erleben sollen …«

Kapitel 2

2368

»Hier stinkt’s!«

»Nummer Eins, seien wir doch diplomatisch, ja?«

Commander William T. Riker atmete aus. Er war froh, jedes Bisschen von Garadius IV aus seinem Körper zu bekommen, auch wenn es nur eine Sekunde anhielt. »Wow.«

Es war eine von vielen Begleiterscheinungen, wenn man mit dem Transporter reiste. Ja, beamen hatte keinen negativen Effekt auf den Körper. Aber menschliche Lungen waren nicht an dramatische Veränderungen der Temperatur und der Luftzusammensetzung von einem Atemzug auf den nächsten gewöhnt. Der Übergang von der gefilterten Atemluft der Enterprise zu dem dampfigen, schwefelhaltigen Gemisch, das hier auf Garadius als Atmosphäre durchging, schnürte Riker die Kehle zu, und seine Augen tränten. Troi ging es nicht viel besser, wie er mit einem Blick über seine Schulter feststellte. Sie blinzelte rasch, sah ihn schwach an und versuchte, zu lächeln.

Er wusste nicht, ob Jean-Luc Picard gewusst hatte, was sie erwartete, oder ob er einfach nur besser darin war, mit solchen Veränderungen zurechtzukommen. Aber der Captain, der in seiner Uniform sehr adrett aussah, holte tief Luft und beobachtete die Szenerie um sie herum. Dort ragte der riesige zentrale Turm in den Nebel, unter ihnen waren nur noch die Überrest der im Krieg zerstörten Stadt zu sehen.

Und hier waren wie erwartet die Ekorr: gedrungene Humanoide in Kampfrüstung, die die Transporterplattform umringten.

Eine von ihnen trat auf die Besucher zu. Riker konnte sehen, dass die Ekorr keine Nase unter ihrem Kampfhelm hatte. Nur ein v-förmiges Stück Haut, das nach außen hin vibrierte, wenn sie sprach.

»Föderation?«, fragte sie. Es klang wie ein hohes Jammern.

»Korrekt«, erwiderte Picard.

»Reparaturteam?«

»Diplomatische Abordnung.«

Die Ekorr-Wache gurgelte zornig. Ihre schwarzen Augen verdrehten sich in ihren Höhlen nach oben. »Ihr wisst einfach nicht, wann ihr aufgeben müsst, nicht wahr?«

Picard straffte sich. »Wenn Sie unsere Hilfe wünschen, bitten wir als Gegenleistung nur um ein paar schmerzlose Gespräche.«